Ellring 12.Kapitel - Fachschaft Psychologie Freiburg

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Heiner Ellring, Kapitel 12
Verhaltensbeurteilung als Methode der Different. Psychologie
1. Einführung
 Psych. Konstrukte der Persönlichkeit = beziehen sich auf potentielles Verhalten,
1. dem Vergleich mit anderen
2. dem Versuch eine Vorhersage über künfitges Verhalten zu machen
 Verfahren zur Verhaltensbeurteilung:
dienen dazu, Verhalten (potentiell + aktuell beobachtetes)
1. systemat. zu beschreiben
2. quantitativ einzustufen
1.1 Definition der Syst. Verhaltensbeurteilung (Rating)
 Rating von Verhalten = Vorgang bei dem ein Urteiler (Rater) ein beobachtetes Verhalten
im Hinblick auf ein Kriterium
- kategorisiert / einstuft
- oder wertet
 Syst. Verhaltensbeurteilung  Syst. Verhaltensbeobachtung
 Systematische Verhaltensbeurteilung, weil
o Urteile anhand vorgegebener Kategorien
o an definiertem, vorgegebenen Merkmal
o ! stärker subjektive Urteile
 Systematische Verhaltensbeobachtung, weil
o Objektive Beschreibung der Verhaltensweisen
o Quantitative Analysen
o ! allerdings nur möglich für elementare Verhaltensklassen, die man sehen kann
1.2 Ziele und Funktionen der syst. Verhaltensbeurteilung
 Ziele:
o Kategorisierung =
Verhalten zu best. Klasse ordnen
(! Abgrenzung der Kategorien evt. problematisch)
o Quantifizierung =
Verhalten zu einem best. Wert zuordnen
(! Zuordnung entspricht evt. keinen reelen Zahlen)
o Bewertung =
Vergleich Verhalten – implizite Normen,
Vergleich Verhalten – vorgegebene Normen
(! Interrater Reliabilität oft schlecht)
o Inferenz =
Zuordnung zu psych. Konstrukten + Schlussfolgerungen
(! Evt. geringe Interrater Reliabilität / schlechte Validität)
 Funktionen:
o Fundierung von psych. Konstrukten (Verhalten als Indikator psych. Prozesse)
o Materielle Basis für Schlussfolgerungen
o Vorhersagen künftigen Verhaltens (!)
 Verhalten als Referenz für individuelle Differenzen zukünft. Erlebens/ Verhaltnes
1.3 Allgemeine Einwände gegen Beurteilungsverfahren
 Skepsis und Kritik, z.B. an Qualität der Daten, da vielfache Fehlermöglichkeiten
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2. Kategorien, Schätzskalen, Globalbewertungen
2.1 Fremdbeurteilung vs. Selbstbeurteilung
 In der Persönlichkeitspsych. am häufigsten Selbstbeurteilung (z.B. Rating spez. Merkmale)
2.2 Kategoriale Urteile und Beurteilungs-Skalen (Rating Scales)
 Kategoriale Beurteilungen = trifft zu – trifft nicht zu
(Beispiel Q-Sort Verfahren von Block, Objekte nach Ähnlichkeit ordnen, dadurch
werden Kategorien erst definiert)
 Rating Skalen = Quantitative Einstufung
(Beispiele
- graphisch visuell
- mehrstufig numerisch (Likert Skala)
- semantisch
außerdem:
- unipolar vs. bipolar
- gerade vs. ungerade Abstufung (ewige Diskussion)
 ungerade = gut, da weniger indifferente Urteile
negativ, da evt. forced choice (! mittelt sich aus)
2.3 Kriterien der Beurteilung
 Quantitative Krit. (Dauer, Häufigkeit, Intensität)
 Qualitative Krit. (offene Fragen, dann Kategorien)
 Zahl der Abstufungen abhängig von:
Art d. Merkmals, Differenzierfähigkeit der
Urteiler, Differenziertheit d. Auswertung
 ! oft gar nicht so einfach geeignete semantische Umschreibung zu finden
 3-7 Stufen scheinen meist am angemessensten
2.4 Stichproben-Probleme, Repräsentativität
 zu beachten hinsichtl. Repräsentativität sind:
o welche Verhaltensweisen?
o Welche Beobachtungssituationen?
o Wie lange Beobachtungsintervalle?
 Validere Interpretation / Generalisierung möglich wenn etwas länger beobachtet
2.5 Skalenqualität
 Rationalskalen = kaum geeignet für Verhaltensbeurteilungen, da kein Nullpunkt
 Intervallskalen = Summen + Mittelwerte bildbar,
! Rating Skalen werden oft so benutzt, als ob sie intervallskaliert wären
 Ordinal/ Rangskala = Relation der Objekte, Reihenfolge ohne Info wie weit die Abstände
! Rating Skalen sind eigentlich nur ordinalskalliert
 Nominalskala = dichotom, z.B. ja - nein, wichtig für Persönlichkeitstests
3. Beurteilungsskalen als Operrationalisierungen
3.1 Kontinuum von Messung und Beurteilung des Verhaltens
 Frage ob zuordnen von Kategorien/ Zahlenwerte eine Messung ist
 Antwort: je nach Ebene JA = wenn eindeutig z.B. bei Ablesen eines Instrumentes
NEIN = wenn nicht eindeutig z.B. bei Mimikeinschätzung
 ! oft nein, da wenig Einigkeit über Interpretationen
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 außerdem ist es von der betrachteten Ebene abhängig (bei Blickverhalten ist z.B. messbar
1. Dauer = genau, 2. Aufmerksamkeit = mittel, 3. Angemessenheit = schwammig)
 FAZIT: Kontinuum, je nachdem ob Beobachtung (eher genau) oder Beurteilung (ungenau)
3.2 Normative Bewertung und objektive Beschreibung
 Dilemma:
- Praktische Notwendigkeiten (normative Bewertung)
- Methodische Anforderungen (objektive Beschreibung)
 Kompromiss = normative Bewertung anhand einer idiograph. gefundenen Referenz
Beispiel = Goal Attainment hat beides:
1. objekt. Beschreibung des Zielverhaltens
2. normative Bewertung d. Veränderungen
3.3 Beispiele für Instrumente der Verhaltensänderung
 Formen psych. Messinstrumente
o Art der Abbildung des Verhaltens (z.B. Kategorien, Rating Skalen etc.)
o Beschreibung spez. Verhaltensweisen (z.B. Blickabwendung, Lautstärke etc.)
o Globale Bewertung (z.B. gesprächig, klinisches Urteil, Selbstsicherheit etc.)
 Unterschieden werden auch
o Verhalten beobachten und direkt normativ bewerten
o Verhalten beobachten und implizit bewerten
o Nur Verhalten beobachten
 Betriebs-Organisationspsych.: Leistungsbeurteilung anhand von Checklisten, Ratingskalen
und in stand. Beurteilungssituationen (Assessment Center soll prototyp. Verhalten
hervorrufen)
4. Theoretische Grundlagen der Verhaltensbeurteilung
4.1 Verhalten als Indikator für Disposition (Trait) und Zustand (State)
 Nonverbales Verhalten wird immer mehr beachtet – auf psych. Zustände schliessen
! Vorsicht Täuschung möglich
 Immer zu beachten: Probabilistische Kodierung (Verhalten ist ein Zeichen und übermittelt
die ihm zugeordnete Bedeutung nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit)
 Idiosynkratisch = nur bei dieser Person auftretend und sie kennzeichnend (oft sind
Verhaltensweisen ohne jegliches Wissen über die Person nicht interpretierbar?)
 FAZIT: Zusammenhang individuenspezifisch zwischen
1. nonverbales Verhalten
2. Psychische Prozessen
4.2 Verarbeitung und Integration von Verhaltens-Information
 Meist geht es um: Umsetzung von Verhaltens-Info in Urteile
! wichtig dabei, das Absichern über Vergleichsurteile
 Brunswicksches Linsenmodell:
o Grundidee = Formalisierung der Prozesse der Eindrucksbildung
o Sender drückt mit Verhalten etwas aus und enkodiert es, sendet „Distale Cues“
o Empfänger/ Beurteiler empfängt „Proximale Perzepte“ und attribuiert,
dekodiert also und macht sich einen Eindruck
o Wozu? Quantifiziert, inwieweit Hinweisreize korrekt wahrgenommen werden
und zeit, wie häufig es zu Fehlschlüssen kommt
o „Utilization“ = Beziehung zwischen distalen Cues und Proximalen Prozessen
(wie viel an gesendeter Info verwendet der Beurteiler für sein Urteil)
 FAZIT:
Für ein Urteil nutzt der Wahrnehmende nur Teile des Infoangebotes,
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obendrein gewichtet er die Aspekte differentiell!
 Urteilsprozess: oft sehr rasch (wenige Sek.),
! aber: generelle Validitätsprobleme & schnelle Stabilisierung des Eindrucks
 Cue-Modell (Goldman) konnte zeigen, dass lineare Kombination versch. Infos einem
intuitiven klinischen Urteil überlegen ist
5. Qualität von Verhaltensbeurteilung;: Methodische Probleme
 Problem: Subjetivität des Urteils!
 Einflussgrößen dabei:
Attributionsprozesse & vorangegangene Erfahrungen des Beurteilers & Interaktionen
 Beurteilungsfehler:
o Fehler der zentralen Tendenz (Tendenz zur Mitte)
o Fehler zu großer Milde (engl. Liniency Effect = neg. Skala nicht ausgenutzt)
o Primacy – Recency Effekt
o Halo Effekt (ein gutes Merkmal, dann noch 10 weitere gute angenommen)
o Logische Fehler (z.B. Implizite Persönlichkeitstheorien, die syst. verzerren)
o Kontaktfehler (Person entsprechend Position beurteilen)
o Erwartungen einfliessen lassen
o Interessen und Werte die beeinflussen
 Kritik an Rating Verfahren:
o Interrater Reliabilität nicht hoch genug
o Observer drift (Massstäbe verschieben sich im Zeitverlauf)
o Zweifel ob reelle Zahlen abgebildet
o Bei abstrakten Merkmalen wird generelles Urteil verlangt, das man nicht
unbedingt aus dem beob. Verhalten folgern kann
o Retrospektiv
6. Ausblick
 !Einfache Handhabung der Ratingskalen täuscht über so manche Unzulänglichkeit hinweg
 Folgerungen/ Forderungen:
o Unter optimalen Bedingungen beobachten
o Zwischen 2 Objekten genauer vergleichen (nicht gut in Gruppen)
o Hohe räumliche und zeitliche Nähe
 Mögliche Entwicklung für die Diff. Psych.
o Mehr auf Verhaltensseite beobachten (Häufigkeiten von Handlungen)
o Weitere Objektivierung
o Verhalten in repräsentativen Situationen
o Stärkere Situationsabhängigkeit des Verhaltens, weniger transsituat. Inferenzen
 Ratingskalen sollten Notlösung sein, weil man nichts anderen hatte
!! wir benutzen sie immer noch!!
 Warum? Weil sie ökonomisch einsetzbar sind!
 Aufgabe: Skalen verbessern, Sit. definieren, präziser verankern und eindeutiger beurteilen
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