25.04.2016 Psychologische Beratungsstelle für politisch Verfolgte und Vertriebene PBV Stuttgart Zentrum der Beratung, Begutachtung & Psychotherapie für Überlebende traumatischer Gewalt EVA Evangelische Gesellschaft Stuttgart fremdsein Christliches Forum Flüchtlingsarbeit 23.04.2016 Workshop Trauma und Seelsorge -Orientalische Lebensweisheit„Den Wert von Menschen und Diamanten kann man erst dann erkennen, wenn man sie aus der Fassung bringt“ zitiert nach Dr. med. Nossrat Peseschkian Dipl.Psych. Dieter David 2 Team der PBV Stuttgart multi-professionell 45 Fachkräfte 5 1 Dipl. Psych. , Zusatzausbildung Behandlung von traumatisierten Pat Dipl. Päd. , Zusatzausbildung Behandlung von traumatisierten Pat 1 1 2 FÄ für Psychiatrie, Zusatzausbildung Behandlung von traumatisierten Pat FÄ für Kardiologie u. internistische Medizin Assistenzärzte für internistische Medizin 5 2 Trainer / Leiter der Kunsthandwerkgruppen Supervisorinnen, FÄ für Psychiatrie u. Psychotherapie u. Dipl.Psych. 29 Dolmetscher multi-national 4 Erdteile multi-religiös Europa (Ost und West) + Asien + Afrika + Südamerika DE, GR, RO, RUS, LIT, KOS evangelisch röm-katholisch jüdisch multi-muttersprachig schiitisch KAS,TÜ ARG, BRA rum-orthodox sunnitisch MAURITIUS gr-orthodox alewitisch atheistisch Dipl.Psych. Dieter David 1 25.04.2016 3 Workshop Trauma und Seelsorge Traumatische Erlebnisse: Was ist das ? Klinische (medizinische / psychologische) Definition Wer hatte traumatische Erfahrungen ? Wer ist traumatisiert ? Wer stellt das fest ? Mögliche gesundheitliche Folgen Wie kann man helfen? Salutogenese: Ressorcen (Widerstandskräfte) aktivieren / mobilisieren Welche Ressourcen kann Glauben in der seelsorgerischen Begleitung sein? Dipl.Psych. Dieter David 4 PBV Stuttgart Centrum für Menschen, die in ihrer Biographie • extreme, katastrophale Situationen überlebt haben: Gewalt durch Menschen (man-made desaster) Naturkatastrophen Todesnähe = traumatische Erlebnisse mögliche gesundheitliche Folgen: • • psychische und / oder körperliche Verletzungen Funktionsstörungen Dipl.Psych. Dieter David 2 25.04.2016 5 TRAUMA (griechisch: Wunde, Bruch) Traumatisches Erlebnis 1. objektiv lebensbedrohliche Gewalt und 2. „traumatische Zange“ biologische Notprogramm: „Überleben“ hormonale Stresskaskade ist universal Ich kann nicht fliehen, entkommen => Hilflosigkeit Ich kann nicht dagegen ankämpfen, kann mich nicht wehren => Ohnmacht überflutende Angst, Schock, Erlebnis von Todesnähe: “es ist aus“ (Totstellen) mit körperlichen Anästhesie (Betäubung) Unterwerfung (Muskulatur erschlafft) Dipl.Psych. Dieter David 6 mögliche Folgen von traumatischen Erlebnissen = Erlebnisse von Todesnähe gesund: mit bleibende (gespeicherten) Erinnerungen an die Erlebnisse oder traumatisiert: mit bleibende (gespeicherten) Erinnerungen und psychische Störungen mit Verhaltensauffälligkeiten, die das Leben im Alltag beinträchtigen Dipl.Psych. Dieter David 3 25.04.2016 7 Mögliche gesundheitliche Folgen von traumatischen Gewalterlebnissen 1. sichtbare Verletzungen Funktionsstörungen körperliche Verletzungen 2. „unsichtbare“ Verletzungen Funktionsstörungen hirnorganische Verletzungen psychische Störungen = Traumafolgestörungen - nach ca. 3-6 Monaten somatische Beschwerden und/oder Schmerzen ohne organischen Befund Dipl.Psych. Dieter David 8 Psychopathologische Traumafolgestörungen - eine Auswahl posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) akute vorübergehende psychotische Störungen organisches Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma Depressionen generalisierte Angststörungen unkontrollierbare permanente Ängstlichkeit Panikattacken Herzrasen, Schwitzen, Zittern, Schwindel, „ich werde verrückt“, „ich ersticke“ dissoziative Störungen Zustände von Abwesenheit des Bewusstseins (minuten-bis stundenlang) somatoforme Störungen Somatisierungsstörungen Beschwerden in verschiedenen körperlichen Bereichen Schmerzstörungen chronischer Schmerz in Körperteilen Dipl.Psych. Dieter David Dipl.Psych. Dieter David 4 25.04.2016 9 Unspezifische Symptome als Folge von traumatischen Ereignissen Kein Vertrauen zu den Menschen (Männern) und unserer Welt Rückzug von den Menschen („scheu“) Beschäftigung mit dem Tod (suizidale Ruhewünsche / Selbstmordgedanken) Verlust von früheren religiösen Überzeugungen / Wertvorstellungen Übermässige Beschäftigung mit dem Täter Verlust von Selbstachtung / Verlust der femininen Weiblichkeit Selbstbeschuldigung: Schuld - und Schamgefühle (quälend) Störung der Periode Sexuelle Störungen, sexuelle Aversion / Ekel (nach sex. Gewalt) Muskelverspannungen chronische Schmerzen Nacken, Rücken Magen-Darm Beschwerden Scherzen, Verstopfung, Durchfall Dipl.Psych. Dieter David Dipl.Psych. Dieter David 10 PBV Stuttgart Überlebende traumatischer Gewalt (in den Sitzungen) Bilder Champagnerglas Weinglas zerbrechlich • scheu • überpünktlich • grüssen freundlich, lächeln • „dankbar“ und hilfsbereit Dipl.Psych. Dieter David 5 25.04.2016 11 Wie kann man helfen? Salutogenetisch: Ressourcen mobilisieren • Ziel der Hilfe Hilfloses und ohnmächtiges Opfer Vitale Überlebende • Wer kann helfen ? Familie und Freunde Ehrenamtliche Hilfen Sozialpädagogische Hilfe Seelsorge medizinische Behandlung psychotraumatologische Behandlung – Einzeln oder Gruppe Dipl.Psych. Dieter David 12 Aaron Antonovsky Salutogenese vs. Pathogenese Saluto = Wohlbefinden SALUTOGENESE Genese = Geburt, Ursprung, Entstehung = Entstehung (Geburt) von Wohlbefinden jeder Mensch verfügt über Ressourcen ! = Generalisierte Widerstandskräfte (GRR) werden aktiviert während oder nach • • Alltag schwer belastende Lebensepisoden: Stress am Arbeitsplatz, Scheidung, Arbeitslosigkeit, Krankheit, im Exil … • nach traumatischen Erlebnissen: Kriegserlebnisse, Vergewaltigung, Inhaftierung mit Todesangst… Dipl.Psych. Dieter David 6 25.04.2016 13 Jeder Flüchtling, jeder Mensch und jedes Kind hat: Generalisierte Widerstandskräfte (GRR) = Ressourcen (nach A. Antonovsky) Personale Ressourcen biologische: organische Stress-Resistenz 8 Grundemotionen (aus Evolution oder… ?) psychologische: Talente: Singen, zuhören können… Fähigkeiten: Sprache, Kochen, Witze erzählen, Beruf … Erinnerungen aus der eigenen Biographie Glaube: „guter Gott“ Externe (beschützende) Ressourcen soziale: Familie, Freunde, Bekannte Freiwillige Helfer = ehrenamtliche Nachbarschaftshilfe Pfarrer, Imam, Rabbiner Sozialarbeiter, Kindergärtnerin, Lehrer, Rechtsanwalt, …. Polizist Hausarzt, Facharzt, Psychologe … Krankenhaus materielle: Wohnung im Asylheim, Sozialhilfe Zugang zum Bildungs-und Gesundheitssystem Dipl.Psych. Dieter David Spezifische trauma-pädagogische Beratung u. Begleitung 14 Interventionsphilosophie • • • • niederschwellig nicht therapeutisch ! nicht (nur) durch Spezialisten präventiv Ziele • • • • • • Sicherheit und Schutz Beruhigung (auch Organismus) menschliche Verbundenheit Hoffnung und ….. Freude Kontrolle: ich kann mein Leben handhaben Verständlichkeit: ich verstehe, was in mir „innen“ und „aussen“ vorgeht • Sinnhaftigkeit: ich bin wertvoll , mein Leben macht Sinn Dipl.Psych. Dieter David 7 25.04.2016 15 Spezifische trauma-pädagogische Beratung u. Begleitung Aktive Hilfen = menschliche Verbundenheit maximale Sicherheit / Schutz im Beratungs-Zentrum u. Zimmer = Grundbedürfnis Aufklären, Erklären, konkret helfen Gesundheitssystem in Baden-Württemberg und in der „eigenen“ Polis Hausarzt, Facharzt … Frauenärztin … Traumapsychologen spezialisierte Beratungszentren Schulsystem, Sport in Vereinen, günstig Einkaufen (halal), Kino, Tierpark… Deutschkurse Asylverfahren Begleitung zu: Frauenärztin…, in die Stadt…, Psychoedukation: „normale Reaktionen des Körpers und der „Seele“ Beruhigung = Grundbedürfnis Störung der Periode frühere Vergewaltigung (mit Penetration) => keine „genetischen“ Folgen für Kind Selbstbeschuldigung = Schuld Scham Dipl.Psych. Dieter David 8