Sonderdruck_Schaetzlein_A4 02.07.12 15:51 Seite 1 Rubriktitel www.krp.ch Offizielles Organ Sonderdruck aus 3|2012 Lösungen 䡲 «Nur ein neues Marketing kann unseren Firmenkreditkunden noch retten» 3|2010 Kredit & Rating Praxis 1 Sonderdruck_Schaetzlein_A4 02.07.12 15:51 Seite 2 Lösungen «Nur ein neues Marketing kann unseren Firmenkreditkunden noch retten» Norbert W. Schätzlein Wenn dieser Satz von Bankfachleuten gegenüber Firmenkreditkunden fällt, ist das «Kind bereits in den Brunnen gefallen» und beim Kreditnehmer sind entweder: A) die Produkte nicht wettbewerbsfähig, B) die Qualität unzureichend, C) die Märkte im Umbruch bzw. bereits weggebrochen, D) das Image lädiert und die Vision überholt, oder E) die Kombination aus A) bis D) verhängnisvoll. Jeder Aspekt ist für sich genommen keine Voraussetzung, die geeignet ist, auf rasche Besserung zu hoffen. Es muss ganz schnell etwas passieren, es sei denn, Geld spielt keine Rolle und entsprechende Reserven können mobilisiert werden beim Warten auf bessere Zeiten. Die letztere Version entspricht dem Prinzip der Pfandleihe und ist in den meisten Fällen eher realitätsfern. Es soll hier die Theorie vertreten werden, dass die (Re-)aktivierung des Marketings Zeit und Geld kostet. Doch bevor wir auf die Voraussetzungen gelungenen Marketings kommen, müssen wir vorab uns darüber verständigen, was Marketing ist, wie es wirkt und was es zu leisten vermag. GRAFIK 1 Die drei unterschiedlichen, komplementären Definitionsrichtungen des Marketing-Begriffs nach Homburg, Christian: Grundlagen des Marketingmanagements, 2012 Aktivitätsorientiert: als Bündel von marktgerichteten Aktivitäten des Unternehmens Beziehungsorientiert: Führungsorientiert: in der Logik des hier steht die Führung Relationship Marketing des Unternehmens vom (die Zielsetzung des Markt her im MitMarketing ist es telpunkt (Marketing als Beziehungen zu Kunden gedankliche Leitlinie aufzubauen, zu erhalten für unternehmerische und zu stärken) Entscheidungen) Auf den sprichwörtlichen Punkt gebracht, ist Marketing kundenorientiertes Denken und Handeln mit dem Ziel Umsatz zu erzielen. Dazu bedient sich das Marketing verschiedenster Instrumente, die im so genannten Marketing Mix methodisch zusammengefasst sind.3) GRAFIK 2 «MARKETING ist ein Prozess im Wirtschafts- und Sozialgefüge, durch den Einzelpersonen und Gruppen ihre Bedürfnisse und Wünsche befriedigen, indem sie Produkte und andere Dinge von Wert erstellen, anbieten und miteinander austauschen.» (Kotler/Bliemel)1) Bei Homburg findet dieses Verständnis eine komplementär gehaltene Erweiterung um den strategischen Aspekt einer marktbezogenen Konzeptionalität. Diese berücksichtigt das Beziehungsmanagement (Relationship Marketing) und die Vorstellung, dass das Management die Unternehmensführung am Primat des Marketings orientiert (Leitidee der Marktorientierung: Market(ing)-Driven Company).2) 2 Kredit & Rating Praxis 3|2012 Kommunikationspolitik Produktpolitik Distributionspolitik Marketing Mix Preispolitik Den Marketingmaßnahmen vorgelagert sind die Vision, die es wachzuhalten gilt 4), die Ziele, als jeweils zentrale Bestandteile des Business-Plans und die Marketingstrategie. Marketing dient der Realisierung des Geschäftsmodells. Es positioniert das Unternehmen im Markt. Die stetige Marktdynamik ist Risiko und Chance zugleich. Entscheidungsträger brauchen Instrumente, um künftige Entwicklungen frühzeitig zu erkennen und sich erfolgreich anpassen zu können. Früherkennung und die Bereitschaft zur Veränderung (Change) sind zwei Seiten einer Medaille. Sonderdruck_Schaetzlein_A4 02.07.12 15:51 Seite 41 Lösungen GRAFIK 3 Früherkennung F rühe rke nnung SIRIS Dialog- und Frühwarnsystem / SIRIS-V-I-S-E E C Chance ha Vision Vi V is io n (strategische) (strategische) Z Ziele ie le SIRIS Feedback / SIRIS-ERA / SIRIS Führung S Risiko ko C Change hange by by Schätzlein Schätzlein N.W., N.W., RV, RV, 2004-2012 2004-2012 / www.siris-systeme.de w w w . s ir is - s y s t e m e . d e Unternehmensarchitektur S tra te g ie Strategie M aßn ah m en Maßnahmen ((operationale operationale E bene) Ebene) WIRKUNG VON MARKETING. Ein noch so intelligentes Pro- dukt, eine noch so geniale (Dienst)leistung bleibt unverkauft, wenn die Kenntnis darüber fehlt. Die Kommunikation zum Markt und zu den Kunden hin, ist das A und O am Beginn einer Marketingkampagne. Produkt, Preispolitik und Distribution sind zwar nicht weniger wichtig, liegen aber im Schatten dieses Denkmodells. Wer Geschäfte machen will, muss die Aufmerksamkeit der potenziellen Kunden gewinnen, eine überzeugende Lösung für ein Bedürfnis präsentieren und Vertrauen schaffen, bevor es zu einem Abschluss kommt. Mit der wiederholten Begehung dieses Erfolgspfades in Form eines bildlichen Trampelpfades entsteht Image. Dieses Image ist der Gradmesser für den Bekanntheitsgrad und dient der Markenbildung. Je regionaler die Marktstruktur, desto wichtiger das Lokalkolorit und die Netzwerke. Mit zunehmender Überregionalität und Anonymität potenzieller Käufer wächst die Bedeutung der Marke. Diese soll in erster Linie Vertrauen schaffen. Die Marke bürgt für Qualität und Leistung und ist Orientierung und Richtschnur für Wiederkäufer in der Zukunft. Ungeduld ist kontraproduktiv. Marketing ist möglich mit kleinen Budgets, aber ohne das Verständnis erforderlicher Ausgaben als Investition, bleibt die Wirkung aus. Ein weiterer Engpass ist die passende Antwort auf die Frage, wo stehen wir im Unternehmen? Alle Marketingaktivitäten müssen auf das Unternehmen und dessen Möglichkeiten abgestimmt sein. Dies erfordert die Kenntnis der Potenziale und Möglichkeiten, ohne die Passgenauigkeit nicht zu erzielen ist und ohne die Aktivitäten schlimmstenfalls wirkungslos verpuffen. 䡲 Der Standort als Ausgangspunkt für die Orientierung. Auf dem Weg zum gesetzten Ziel, sind die Standortbestimmung und die Navigation zwingend erforderlich. Stephen Butler Leacock, kanadischer Ökonom und Humorist (1869–1944), brachte den Sachverhalt unangepasster, blindwütiger Aktivitäten einmal wie folgt auf den Punkt: «Er sprang auf sein Pferd und ritt wie verrückt in alle Richtungen davon.»5) Wie alle Systeme durchlaufen auch Unternehmen verschiedenste Entwicklungsphasen von höchst unterschiedlicher Ergebniswirksamkeit. Der Gedanke eines Lebenszyklus ist naheliegend und strategisch zielführend. Unternehmen gehen in ihrer frühesten Phase mit einer Idee an den Start (Visionär). Anfänglich ist die Begeisterung groß, aber es mangelt an Systematik und Ergebnissen. Mit zunehmender Erfahrung stellen sich Erfolge ein und das Unternehmen wird immer professioneller. Auf eine sehr fruchtbare Phase souveränen Managements folgt, ein Verständnis von Genügsamkeit und Selbstgefälligkeit. Das Erreichte wird zunehmend strukturiert und erste Züge einer Selbstverwaltung zeichnen sich ab. Mit Erreichen der Bürokratiephase wird die eingebüßte Dynamik zum Fremdwort. Die zunehmende Unbeweglichkeit zehrt das verbliebene Kapital auf und führt schließlich auf dem absteigenden Ast des gedachten Lebenszyklus zum Tod durch Insolvenz. GRAFIK 4 Lebenszyklusmodell 䡲 Was man von Marketing erwarten darf. Das Marketing war wirksam, wenn es bildhaft gesprochen ein Feld von guter Bodenbonität beackert hat, eine Saat aufgehen ließ, die mit entsprechender Reife dem Vertrieb reiche Ernte beschert. So wie das Säen vor dem Ernten kommt, eilen Investitionen in den Marketing-Mix dem Umsatzerfolg voraus: - Wo soll das Unternehmen säen (Böden mit guter Bonität)? - Wann soll das Unternehmen säen? - Welches Saatgut ist für das Unternehmen das richtige? - Wie ist zu düngen und zu jäten? - Wie werden Schädlinge bekämpft (z.B. Produktpiraterie)? - Wie kann das Unternehmen die finanzielle Durststrecke bis zur Ernte durchhalten? EFFEKTIVITÄT & EFFIZIENZ IM MARKETING. Die richti- gen Dinge tun im Marketing und diese Dinge dann richtig tun spannt den Bogen der gesetzten Herausforderung. Ein großer Engpass ist immer Zeit und Geld. Was reifen muss, braucht Zeit; Unterschiedlichste Krisenphasen begleiten diesen Prozess, der keineswegs zwangsweise so enden muss. Im Unterschied zu biologischen Systemen können Unternehmen immer wieder ihre Phasen im Lebenszyklusmodell wechseln und sich möglichst zum idealen Reifegrad des produktiven Managements hinbewegen (ewige Jugend). 3|2012 Kredit & Rating Praxis 3 Sonderdruck_Schaetzlein_A4 02.07.12 15:51 Seite 42 Lösungen GRAFIK 5 © BerndSterzl/pixelio.de FAZIT. Unternehmen durchlaufen permanent Phasen des Wandels. Dabei sind Krisen das Normale und keineswegs das Besondere. Krisen verlieren ihren Schrecken, wenn sie erkannt und orchestriert werden. Erst wenn – wie oben beschrieben – der Ausnahmezustand eintritt, und die Dringlichkeit des Handelns zum druckhaften Zwang wird, liegen die Nerven blank und ist guter Rat teuer. Zeitgemäßes Management ist sich der rasch wechselnden Unternehmens- wie Konjunkturphasen bewusst und bedient sich der Technik, die ihr das Leben erleichtert. Literaturquellen Sowohl die Standortbestimmung, wie die Navigation auf das gesetzte Ziel hin, kann mit ausgereiften und bewährten Instrumenten unterstützt werden. Mit SIRIS-V-I-S-E erkennt die Unternehmensführung, in welcher Phase des Lebenszyklusmodells sie sich befindet. Die erforderlichen Energien können zielgerichtet und dosiert dort hingelenkt werden, wo die Balance der Erfolgsfaktoren das höchste Ergebnis erbringt.6) Sowohl für die Früherkennung von erfolgskritischen Entwicklungen wie für die Navigation auf zu neuen Ufern ist das SIRIS Dialog- und Frühwarnsystem7) das Boot zum übersetzen, unabhängig von Distanz, Wind und Wetter. Dieses Instrument orientiert sich an den branchenunabhängigen Best-Practice-Erfolgsfaktoren.8) Es kann und soll den Entscheidungsträger im Unternehmen zur vermehrten Transparenz dienen sowie zum fruchtbaren Dialog, den es braucht, um Commitment zu erzielen. 4 1) Kotler, Philip; Bliemel, Friedhelm: Marketing-Management, 10. Aufl., München: Pearson Studium, 2006 2) vgl. Homburg, Christian: Grundlagen des Marketingmanagements, Einführung in Strategie, Instrumente, Umsetzung und Unternehmensführung, 3. Aufl., Wiesbaden: Springer Gabler Verlag, 2012, S. 8 3) vgl. Meffert, Heribert: Marketing: Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung. Konzepte – Instrumente – Praxisbeispiele, Aufl. 9, Wiesbaden: Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, 2000 4) vgl. Welch, Jack und Welch, Suzy: Winning, Das ist Management, aus dem Englischen von Allgeier Herbert, Bangert Astrid, Bühler Maria, LamerzBeckschäfer Birgit und Vode Dzifa, Frankfurt/Main: Campus Verlag, 2005 5) Stephen Butler Leacock im engl. Original: «He flung himself on his horse and rode off madly in all directions.» 6) vgl. Wende, Willi: Unternehmens-Kybernetik, Ewige Jugend für Ihr Unternehmen, Berlin: Edition Albatross, 2012 7) www.siris-systeme.de 8) vgl. Ziegler, Werner: Vom Wesen der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und deren instrumentalisierte Messung, in: Kredit und Rating Praxis, 3/2005, S. 24 ff GRAFIK 6 AUTOR Unternehmensprofil mit geringer Ausprägung in der Marketing-, Vertriebs- und Innovations-Dimension (M) bei gleichzeitig solidem Finanzsektor (F). Der Marketing-Sektor eilt zeitlich dem Finanzsektor voraus. Die obige Situation wird vom Rating so nicht erfasst. Norbert W. Schätzlein ist geschäftsführender Gesellschafter der SIRIS Systeme GmbH & Co. KG und Mitgesellschafter der ANTARIS Personal- und Wirtschaftsberatung, Ravensburg. Für die Hochschule und die IHK RavensburgWeingarten nimmt er Lehraufträge für strategisches Marketing wahr. Seine Tätigkeitsschwerpunkte sind fokussiert auf die Unternehmens-Kybernetik, Früherkennung, Strategieberatung und das systemgestützte Mitarbeitergespräch im PE-Bereich. Kontakt: [email protected] Internet: www.siris-systeme.de Kredit & Rating Praxis 3|2012