Psalm 119, 94: Ich bin dein, hilf mir; denn ich suche deine Befehle. (Luther) 1. Mose 12, 2 Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen und du sollst ein Segen sein. (Luther) Einer für den anderen. Eigentlich ist es ja keine Überraschung, dass die Ehe ein riskantes Unternehmen darstellt! Wenn zwei Individuen zusammen kommen, mit je ihrer eigenen Persönlichkeit, Herkunft und mit verschiedenen Erfahrungshorizonten, hinein in einen neuen, nun gemeinsamen emotionalen, körperlichen, geistlichen und intellektuellen Bereich – dann ist dies mit Risiken verbunden. Ich möchte das ein wenig erläutern: Wie verbinde ich mich in der Ehe mit jemandem, werde sozusagen eins mit dem anderen – und bleibe trotzdem eine eigenständige Persönlichkeit? Wie konzentriere ich mich am besten auf das Wohlergehen der Beziehung ohne meine eigene, einzigartige Identität zu verlieren? Wenn ich ehrlich bin, dann muss ich zugeben, dass es nicht einfach ist auf den anderen einzugehen, ohne sich selbst zu vernachlässigen. Es ist schwierig genug sich selbst zu verstehen, die eigene komplizierte Persönlichkeit mit all ihren Erfahrungen und Hintergründen. Wie soll das erst mit meiner Frau oder meinem Mann funktionieren? Es gibt viele Unsicherheiten und das Schicksal jeder Ehe ist im Prinzip ungewiss. Daher ist es kein Wunder, dass immer mehr Menschen der Institution Ehe skeptisch gegenüberstehen und die damit verbundenen Risiken scheuen. Und dennoch glaube ich - und ich weiß, ihr tut das auch – bietet genau diese Institution Menschen unbegrenzte Möglichkeiten zu wachsen, von ihren Partnern bereichert und zu ausgewogenen Persönlichkeiten zu werden. In einer Gesellschaft, die sehr viel Wert auf Individualismus legt, ermöglicht die Ehe einen Weg sich zu vereinen, ohne die eigene Identität zu opfern. Im Gegenteil – wenn jede, jeder sich selbst treu bleibt, dann öffnet sich eine Tür für ungeahnte Möglichkeiten als Paar zusammenzuwachsen. Die Ehe wird Euch, Carmen und Peter, befähigen, gemeinsame Freude, Einigkeit und geteilte Liebe wie geteiltes Leben zu finden! Die jüdisch-christliche Tradition vergleicht oft die Nähe und Beziehung zwischen Gott und seinem Volk mit der in einer Ehe. Die Wurzeln liegen weit zurück schon bei Abraham begründet. Gott geht auf Abraham zu und fordert ihn auf, sein Land und Volk zu verlassen, um in ein Land zu ziehen, das Gott ihm zeigen würde. Und er sagt zu ihm: … ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen und du sollst ein Segen sein. (Luther) Wir müssen wissen, dass Abraham zu diesem Zeitpunkt schon alt war, 75 Jahre, als er diese Verheißungen von Gott empfing. Er und seine Frau Sarai hatten keine Kinder und mit den Jahren schwanden die Chancen noch Eltern zu werden. Und dennoch zog Abraham los, verließ sein Land dorthin wo Gott es ihm geboten hatte, ohne jeden Zweifel, dass dieser ihn noch zu einem großen Volk machen würde! Abraham war sehr wohlhabend, und auch wenn er keinen Abschluss in Betriebswirtschaft hatte, so verstand er doch etwas von guten Geschäften. Sicherlich hat er als guter Geschäftsmann alle Risiken genau kalkuliert, das Pro und Kontra abgewogen – genau so wie Ihr, als Ihr Euch entschlossen habt zu heiraten. Er war sich der Ungewissheiten bewusst, es blieben viele Fragen unbeantwortet – trotzdem hat er den Sprung des Glaubens in das Unbekannte gewagt, mit nichts mehr in der Hand als den Verheißungen Gottes. In gewisser Weise ist das was ihr heute tut, damit vergleichbar. Ihr versprecht euch gegenseitig von nun an als Ehefrau und Ehemann zu leben. Ihr wagt den Sprung des Glaubens in eine gemeinsame Zukunft, die für uns alle unbekannt ist. Und so wie Abraham keine Garantien hatte, so wisst auch Ihr nicht, wie es am Ende ausgehen wird. So viele Dinge können schief laufen – so ist das Leben, so sind wir Menschen. Vieles ist unwägbar und möglicherweise unbeständig im Leben, in jeder Beziehung. Eure ist dabei keine Ausnahme. Auch wenn dies zunächst verunsichern mag – so und nicht anders ist es. Wie auch immer, als gläubige Menschen habt ihr eine Zusage Gottes – nämlich dass Gott bei euch sein wird. Ihr habt Gottes Wort, dass er wirklich an Euch Interesse hat – an jedem einzelnen, an Euch als Paar, und bald als Familie. Der theologische Begriff für Gottes Interesse an Euch ist „Bund“. Und dieser Bund bezeichnet eine besondere Art Beziehung: Gott verspricht, sich einzubringen, Euch auf Eurem Weg als Mann und Frau zu begleiten. Gott verspricht Euch Segen. Als Christen glauben wir, dass diese Verheißungen an Abraham in Person und Werk Jesu Christi erfüllt wurden. Das bedeutet zuerst, dass Ihr, Carmen und Peter, annehmen sollt, dass Ihr und Eure Ehe von Gott gesegnet seid. Mitten in den Veränderungen des Lebens, inmitten aller Unwägbarkeiten und Ungewissenheiten sollt ihr euch daran erinnern, dass Ihr Gottes Segen empfangen habt. Das mag banal klingen, aber wenn man dabei ist, mit seinem Leben klar zu kommen, mit den alltäglichen Dingen beschäftigt ist, gestresst vielleicht, mit einem Kind, mit dem ganz normalen Auf und Ab des Lebens – dann neigt man dazu die Segnungen Gottes zu vergessen. Wir alle sehen dann nur noch das, was uns Sorgen macht – und nicht mehr das, wofür wir dankbar sein können: Das Geschenk des Lebens, der Familie, der Freundschaft, das Geschenk als Mann und Frau zusammen zu sein. Darum möchte ich Euch auffordern, immer daran zu denken, wenn ihr Euch anschaut: dass Gott Euch in der Tat miteinander gesegnet hat. Wie ich schon gesagt habe, in die hristlichen Tradition glauben wir, dass Abrahams Verheißungen in Person und Werk Jesu Christi erfüllt wurden und damit auch uns gelten. Wenn wir zuerst annehmen, dass auch wir gesegnet sind, so wie Gott Abraham gesegnet hat, dann gilt der zweite Teil der Verheißung ebenso für uns: nämlich so wie Gott ihm zugesagt hat, dass er und seine Nachkommen selbst zu einem Segen werden – so auch wir. Ich denke, ich kann auch im Namen Eurer Familien und Freunde sagen, dass Ihr beide schon in vielfältiger Weise für uns alle ein Segen gewesen seid. Ihr beide habt bereits unser Leben bereichert mit Eurer Freundlichkeit und Großzügigkeit, Euren Persönlichkeiten, Eurem Intellekt, Humor und Eurer Gegenwart. Ihr habt beide die Fähigkeit, Freude am Leben zu finden und anderen Freude zu schenken, sie zum Lachen zu bringen. Ja, ihr habt uns bereichert und gesegnet mit Eurem Verständnis, Eurer Geduld, Eurem Glauben und Eurer Liebe. Und jetzt da Ihr verheiratet seid, werdet ihr damit fortfahren, jeder, jede für sich und gemeinsam. Ich bin davon überzeugt, dass Ihr von nun an noch viel mehr zum Segen werdet. Die gegenseitige Liebe, der gegenseitige Respekt, die Akzeptanz und das Vertrauen - alles, was Ihr euch gegenseitig schenkt, ist für uns ein großartiges Beispiel. Carmen und Peter – macht weiter so! Einer Eurer Lieblingsverse stammt aus dem längsten Psalm der Bibel, Psalm Einhundertneuenzehn (119), Vers Vierundneuenzig (94): Ich bin dein, hilf mir; denn ich suche deine Befehle. (Luther) Diese Worte sind Ausdruck eines starken Glaubens: Ich bin dein. Sie sind zuallererst an Gott gerichtet. Der Psalmist ist sich gewiss, dass er zu Gott gehört. Es liegt ein großer Trost darin zu wissen, dass wir zu Gott gehören und auf eine Art bestimmt unser Verhältnis zu Gott auch das zu unseren Mitmenschen. Jemand hat das Bild eines Dreiecks gebraucht, um die Beziehung zu Gott und zu unseren Ehepartnern zu beschreiben. Die Beziehung zu Gott bereichert euer Verhältnis zueinander. Und euer Verhältnis zueinander wiederum hilft euch in eurer Beziehung zu Gott zu wachsen. So wie Du es, Peter, während einem unserer langen Gespräche im letzten Dezember ausgedrückt hast: Eine für den anderen. In den Worten von Wolfhard Koppen: “Denn Gott selbst teilt sein Leben mit Euch – seinen Frieden, seine Liebe, seine Güte, seine Treue. So teilt sie mit einander. Dann wandelt sich sein Segen in Euer Glück. Rechnet damit, baut darauf and gönnt einander, was Gott verspricht: „Ich will dich segnen – sei ein Segen.“ Amen.