I. Geschichtlicher Hintergrund und allgemeine Angaben Mitten im 14ten Jahrhundert begann in Italien ein neues Zeitalter, das später ab dem 19ten Jahrhundert als Renaissance bezeichnet wurde. Übersetzt aus dem Französischem heißt es soviel wie „Wiedergeburt“. Das Hauptmerkmal dieser Epoche war das neu geweckte Interesse an die Antike und ihrer Denkweise. Ihren Ursprung hatte die sogenannte „große Revolution des Denkens“ in Norditalien, von wo sie sich nach ganz Europa ausbreitete bis ins 16te Jahrhundert hinein. Wo bis zu dieser Zeit noch alles durch die Regeln und das „Wissen“ der katholischen Kirche geregelt und festgelegt und das Leben der einzelnen Menschen durch die stark ausgeprägte Feudalgesellschaft geprägt war, so begannen diese Formen nun aufzubrechen. Diesen Durchbruch kann man mit einem großen auch den Intellektuellen und Künstlern zurechnen, die meisten von ihnen Humanisten, die sich eben wegen dieser kirchlichen Dominanz der Antike zuwendeten. Letztendlich machten diese Veränderungen auch nicht vor der Musik halt. So wandelte sich der Musikstil mit Beginn des 15ten Jahrhunderts erheblich. Die Zeit, in der man von der sogenannten Renaissancemusik sprechen kann, wird ungefähr in die Zeit von 1420 bis ungefähr 1600 datiert, zum Schluss allerdings werden die Übergänge zum Barock immer unklarer. Die Ursprünge der klassischen Renaissancemusik liegt in der niederländischen Musiktradition, die später auch in Deutschland und Italien größtenteils übernommen wurde. In dieser Epoche herrschte ein neues Denken unter den Künstlern bzw. Komponisten, sie dachten nach dem Vorbild der Antike, mit individualistischen Selbstverständnis und dem neuem Begriff ihrer Werke, nämlich dem „opus“. Die Musik der Renaissance war stark in zwei Lager gespalten, in das der geistlichen Musik und das der weltlichen Musik. Während die geistliche Musik mit ihren polyphonen, komplexen Kompositionen aufwartete und auch als „Hoher Stil“ bezeichnet wurde, herrschte im „Niederen Stil“, wie die weltliche Musik auch genannt wurde, hauptsächlich einfach geprägte Musik vor, die man sich einfach als damalige „Volkslieder“ vorstellen darf. Einen fast völlig anderen Weg ging die englische Insel, von der allerdings dennoch die Initiative für neue musikalische Entwicklung ausging, denn dort wurden die musikalischen Neuerungen viel früher als auf dem Kontinent vollzogen. Aufgrund der geographischen und religiösen Isolierung Großbritanniens wandten sich die englischen Komponisten mehr dem sogenannten Vershymnus zu. II. Geistliche Musik der Renaissance 1.) Katholische Kirchenmusik (Messe + Motette) a) Allgemeines In der katholischen Kirchenmusik herrschten eigentlich nur zwei Stile vor: Die Messe und die Motette. Auch im 14ten Jahrhundert gab es schon Messen, dennoch schaffte die Messe ihren Durchbruch erst im 15ten und 16ten Jahrhundert, wo sie endgültig eine zentrale Gattung wurde, der sich fast jeder zeitgenössische Komponist zuwandte. Natürlich passierte dies zu Kosten der Motette, deren Bedeutung im 15ten Jahrhundert in der Kirchenmusik massiv zurückging, die weltliche Motette verschwand sogar ganz, das Madrigal bzw. das Chanson ersetzten sie. Dennoch stieg die Bedeutung der geistlichen Motette im 16ten Jahrhundert dann doch wieder, diesmal auf Kosten der Messe, die ein wenig vom Madrigal abgelöst wurde. Der erste Druck einer Messen-Sammlung wurde von Ottaviano Petrucci komponiert und verlegt. b) Arten und Vorlagen bei Messe und Motette i. Freie Struktur Es war den Komponisten im 15ten und 16ten Jahrhundert natürlich möglich, ein Stück ohne jegliche Vorlage zu komponieren, doch galt dies als absolut selten. Bei Motetten kam dies fast gar nicht vor, wobei die wenigen Messen ohne Vorlage meistens sine nomine (lat.: Ohne Namen) genannt wurden. ii. Cantus firmus-Struktur A) Erklärung des Begriffs Man kann von einer Cantus firmus-Struktur sprechen, wenn einer Messe, Motette oder anderem Kirchenlied eine einstimmige Tonfolge oder Melodie zugrunde lag. Dennoch gab es auch Abschnitte ohne diesen Cantus firmus, meistens hatte dies zur Folge, dass dort deutliche weniger Stimmen auftauchten. Der Cantus firmus wurde oft in sehr langen Notenwerten im Tenor komponiert, dennoch konnte das Tempo während des Stückes auch wechseln. Meistens kam er jedoch in Messen absolut vollständig vor. In den Ausnahmen konnte er dann auf die Messe aufgeteilt werden. B) Cantus firmus im Tenor Im 15ten Jahrhundert herrschte die Tenor-Messe bzw. die Tenor-Motette vor, d.h. die Melodie lag meistens im Tenor, aber auch im 16ten Jahrhundert war sie noch anzutreffen. Die vorhin angesprochenen langen Notenwerte im Cantus firmus wurden umgangssprachlich auch Pfundnoten genannt, aber auch kurze Noten konnten vorkommen, besonders, um den Cantus firmus an die anderen Stimmen ein wenig anzupassen oder um die Stimme etwas auszuschmücken. C) Cantus firmus in der Oberstimme Diese sog. Diskant-Struktur (wobei Diskant für Oberstimme steht) wurde hauptsächlich im 15ten Jahrhundert verwendet. Der Cantus firmus lag hierbei in der Oberstimme und kam hauptsächlich in ausgeschmückter Form vor. In dieser Form konnte es dann aber auch vorkommen, dass der hauptsächlich in der Oberstimme vorkommende Cantus firmus in eine andere Stimme rutschte, aber nie gleichzeitig in zwei oder mehr Stimmen gleichzeitig vorkam. D) Arten des Cantus firmus Das Problem war oft, dass man den Cantus firmus wie bereits schon im Mittelalter nicht ohne weiteres heraushören konnte, aber trotzdem an den Noten erkennen konnte. In der Renaissance wurde so oft ein Choralausschnitt als Cantus firmus verwendet, manchmal aber auch ein weltliches Lied. Manchmal allerdings wurde der Cantus firmus vom Komponisten selbst verfasst. Das bekannteste Beispiel hierfür ist das Sogetto cavato delle parole, in dem die italienischen Notenbezeichnungen sehr den Vokalen im Text des Stückes ähneln. iii. Paraphrasen-Struktur Ein Stück in der Paraphrasen-Struktur besitzt eine einstimmige Vorlage, wobei die verschiedenen Stimmen im Stück nacheinander einsetzen. Diese Struktur entstand zusammen mit der Verbreitung der Imitation um 1500 herum. Von hier an wurde sie sehr beliebt unter den zeitgenössischen Komponisten. iv. Parodie-Struktur Um eines im Vorfeld zu klären, der Begriff „Parodie-Struktur“ hat nichts mit der heutigen Parodie zu tun. Die Parodie-Struktur besitzt keine einstimmige Vorlage, sondern eine mehrstimmige. Vornehmlich eine Chanson, ein Madrigal oder eine Motette. Bei der Parodie-Struktur eröffneten sich dem Komponisten viel mehr Möglichkeiten als bei den anderen Strukturen, die Vorlage konnte ganz oder nur zum Teil übernommen werden, neue Stimmen konnten eingefügt, vertauscht oder ganz entfernt werden. Diese Struktur wurde selten bei der Motette, dafür aber umso häufiger bei der Messe angewandt. Ab 1530 etwa wurde es die am häufigste verwendete Struktur der Messe. c) Detailform-Prinzipien Die Stichworte hier lauten „Chorspaltung“ und „Mehrchörigkeit“ . Schon seit dem beginnenden 15ten Jahrhundert wurde das Prinzip der Chorspaltung benutzt. Diese „Spaltung“ liegt vor, wenn in schnell aufeinanderfolgenden, kurzen Abschnitten, die Stimmenanzahl variiert. Dieses Prinzip kommt aus dem Gregorianischen Choral, der viel Gebrauch im Mittelalter fand. Aber auch die „Mehrchörigkeit“ gewann zunehmend im 16ten Jahrhundert an Bedeutung. Man kann von Mehrchörigkeit sprechen, wenn zwei unterschiedliche, oft auch räumlich voneinander getrennte Vokal- bzw. Instrumentenstimmen abwechselnd musizieren in einem Stück. Besondere Bedeutung fand die Mehrchörigkeit auch durch die Venezianische Schule, in der sich viele Komponisten des 16ten Jahrhunderts zusammenfanden und die Technik der Mehrchörigkeit verfeinerten, ebenso wie die der Homophonie. d) Takt und Rhythmik i. Melodischer Teil Die Veränderungen in der Rhythmik und im Takt hielten sich in der Renaissance in Grenzen. Sie wurde im Allgemeinen erst einmal stark vereinfacht, so dass die einfache Musik einen deutlich besser hörbaren Takt bekam als zuweilen im Mittelalter. Dennoch wurde dies in der hohen Musik vermieden. ii. Textbezogener Teil Auch hier setzten die Vereinfachungen an, so verschwand mit Beginn der Renaissancemusik die sog. Mehrtextigkeit vollends. Die Textverteilung, womit die Zuordnung von Textsilben zu einzelnen Noten gemeint ist, war bei einfachen Stücken klar. Bei aufwendigeren, mehrstimmigen Stücken wurde es meist den Sängern überlassen. Die Textverteilung wurde den Komponisten mit der Zeit immer wichtiger, Wiederholungen, um etwa die genaue Verteilung des Textes zu gewährleisten, waren daher auch ein legitimes Mittel. e) Harmonik Als eine der Ausnahmen in der Renaissancemusik war die Harmonik in dieser Epoche identisch mit der Harmonik des Mittelalters. Die einzige große Änderung zusammen mit der Regelung der dissonanten Klängen war, dass die Verwendung von Terzen und Sexten immer häufiger wurde und dass Quint-Oktav-Klänge immer seltener verwendet wurden, höchstens noch am Schluss von manchen Abschnitten. Die Quarte war zwar klar dissonant, jedoch wurde sie wie eine Konsonanz behandelt. Aber auch die Regelung der Dissonanzbehandlung wurde geändert bzw. strengeren Regeln unterworfen. Vor dem 15ten jahrhundert gab es keinerlei Regeln in Bezug auf die Benutzung von Dissonanzen, was in manchen Stücken zu extremen Dissonanzen führte. Konsonante Intervalle oder Dreiklänge folgten zumeist auf schwere Zählzeiten. Bei Dissonanzen jedoch musste etwas vorbereitet werden vorher, d.h. im vorherigen Klang musste zumindest eine Konsonanz vorkommen. Trat die Dissonanz dann auf, musste sie danach stufenweise nach unten hin aufgelöst werden. f) Textur Die Stimmenanzahl wurde im 15ten Jahrhundert weiter erhöht und so wurde die Vierstimmigkeit immer häufiger und wurde schließlich zur Normalität im 16ten Jahrhundert, wobei hier dann auch schon die ersten fünf- und sechsstimmigen Werke finden lassen. Hierbei konnten die Stimmen ruhig von einem ganzen Chor besetzt werden oder nur von einem einzigen Solisten. Die oberste Stimme wurde Discantus bzw. Superius genannt (daher auch der Name „Sopran“). Dann gab es den Contratenor altus und den Contratenor bassus. Aus diesen beiden Stimmen entwickelten sich der Alt, also die Stimme über dem Tenor und der Bass, die Stimme unter dem Tenor, denn der Begriff Contratenor verflog sich mit der Zeit. Am Anfang des 15ten Jahrhunderts waren die einzelnen Stimme noch nicht homogen, doch dies änderte sich im Laufe des Jahrhunderts, d.h. die Stimmen glichen sich melodisch an. Eine homogenisierte Tenorstimme wurde nun gesungen. Ab diesem Zeitpunkt wird der Begriff Tenor nun auf der zweiten Silbe betont 2.) Evangelische Kirchenmusik a) Allgemeines Im Jahre 1517, also mitten in der Epoche der Renaissance begann die sog. Reformation. Dies war die zentrale kirchliche Bewegung im 16ten, aber auch in den 2 darauf folgenden Jahrhunderten. Der Begriff evangelisch bezeichnet alle durch die Reformation entstandenen Kirchen. Unter eben jener evangelischen Kirchenmusik versteht man folglich die Musik jener Kirche, besonders die der lutherischen Kirche, diese Bezeichnung ist bis heute gebräuchlich und wird auch noch heute verwendet. Seit dem Aufkommen der evangelischen Kirchenmusik ist daher auch eine Trennung in evangelische und katholische Kirchenmusik üblich, denn beide zeigen Unterschiede, die ich unten weiter beschreibe. b) Funktion der Musik Die Funktion der evangelischen Kirchenmusik legt ihren Schwerpunkt nicht etwa wie die der katholischen Kirchenmusik auf das Lob an Gott, sondern eher auf die Verbreitung von Gottes Wort. Genau aus diesem Grunde wurden die vorher ausschließlich lateinischen Texte von der deutschen Sprache verdrängt. Erst hieraus entwickelte sich der Gemeindegesang, der vorher nicht üblich war, dies sollte die Gemeinschaft und den gemeinsamen Glauben zu Gott stärken. Eine wichtige Rolle spielte auch Luther selbst bei der „Entwicklung“ der neuen Kirchenmusik. Etwa 20 Melodien zu evangelischen Kirchenliedern stammen von ihm. c) Die Liturgie Da Luther nicht auf einen offenen Bruch mit Rom aus war, behielten die Texte in der „neuen“ Kirchenmusik viel Traditionelles. Die Liturgie behielt sogar einen Großteil der lateinischen Sprache bis heute bei. Die Grundlage eines deutschen Messgottesdienstes schaffte Luther 1526 durch die Deutsche Messe, die er selber verfasste. Danach folgten die römische Messe, mit einigen Änderungen und Choräle, die weite Abschnitte des Propriums und des Ordinariums ersetzten.. Unter einem evangelischen Choral versteht man hierbei ein einstimmiges Kirchenlied. Luthers Vorstellungen und Vorgaben wurden allerdings nicht überall sofort in die Tat umgesetzt, meistens blieb der Ablauf eines Gottesdienstes ein Kompromiss aus traditionellem Ablauf und „neuem“ evangelischem Ablauf. d) Die Arten des Repertoires i. Einstimmiges Kirchenlied Die ersten einstimmigen evangelischen Kirchenlieder schrieb Luther noch selbst, meist nach Vorlage eines anderen deutschsprachigen weltlichen oder geistlichen Liedes. Aber auch lateinische Lieder fanden Gebrauch und Luther schrieb diese um. Das erste einstimmige Gesangbuch erschien so dann bereits auch schon 1532. Ein typisches Merkmal für den Choral ist seine Kadenz und eine Fermate am Ende einer jeden Liedzeile. ii. Mehrstimmiges Kirchenlied (Kantionalsatz) Häufig wurden Kirchenlieder auch mehrstimmig gesungen. Gegen Ende der Renaissancemusik wurden die Choräle auch häufig im sog. Kantionalsatz vorgetragen. Unter diesem „Kantionalsatz“ versteht man die homorhythmische Setzweise eines Chorals, bei der die Melodie in der Oberstimme liegt. iii. Choralmotette Aber es gab auch kunstvollere, vokale Arten der evangelischen Kirchenmusik. Kurz vor Ende der Renaissance-Musikepoche entstand die Choralmotette. Darunter versteht man eine Motette, deren Cantus firmus einen Choral besitzt. Auch hier bildete der gregorianische Choral hier eine entscheidende Grundlage für die evangelische Kirchenmusik. 3.) Direkter Vergleich zwischen beiden Kirchenmusiken Funktion: Sprache der vertonten liturgischen Texte Einstimmige Gattungen: Mehrstimmig vertonte Texte Wichtige mehrstimmige Gattungen Katholische Kirchenmusik Gotteslob Lateinisch Gregorianischer Choral Katholische Messe (Ordinarium und Proprium) und wichtige Teile des Offiziums Messe, Requiem, Motette, Te Deum, Magnificat, gregorianischer Choral bis ins 17te Jahrhundert Evangelische Kirchenmusik Verkündung von Gottes Wort, Gotteslob, aktive Beteiligung der Gemeinde Landessprache Evangelische Choräle Evangelisches Ordinarium und Proprium Ersatztexte Mehrstimmiges Kirchenlied, Choralmotette, Geistliches Konzert, Kantate, Passion, Motette, dabei sehr oft Einbeziehung von evangelischen Chorälen Vorbereitung auf das Abitur, Musikgeschichte bis 1900 4. Instrumentalmusik Von der Zeit von vor 1450 gibt es so gut wie keine Überlieferungen an eigenständiger, für Instrumente geschriebene Musik, man vermutet allerdings, dass sie dennoch weit verbreitet war. Improvisation war hierbei das Stichwort und vor allem trug die mündliche Überlieferung ihren Teil bei. Man kann die eigenständige Instrumentalmusik grob in drei Gebiete unterteilen: Abkömmlinge von Vokalformen, d.h. ursprünglich für den Gesang bestimmte Stücke wurden einfach umgeschrieben und für Instrumente verwendet. Hierbei gab es einmal das Ricercar, das von der Motette abstammte und dann das Canzone, das seinen Ursprung in der Chanson hatte. Tanzformen und Themen für Tasteninstrumente, Laute, Ensembles, die sich einer weiten Verbreitung erfreuen konnten, da der Tanz seit dem Mittelalter weit verbreitet und zugleich hochgeachtet war. Die Betonung lag sehr auf akzentuierten Rhythmen und Takten. Improvisatorische Stücke für ebenfalls Tasteninstrumente und Lauten, die dann meistens typische Merkmale von einer Interpretation aufwiesen, etwa der freien Forum, gebrochener Akkorde und schnellen Läufen. Mit der Zeit vermischten sich diese Strukturen zusehends, so dass man ihre Unterschiede nur noch etwa bis ins 18te Jahrhundert verfolgen konnte. III. Weltliche Musik der Renaissance 1.) Einleitung und Tabelle Mit Beginn der Renaissancemusik verstärkte sich die nationale Unterscheidung der jeweiligen weltlichen Musikstile. Sie entstanden in den jeweiligen Ländern, wurden später aber auch in anderen verwendet und komponiert. In der folgenden Tabelle werden die wichtigsten von ihnen ausgeführt. Chanson Villanella (weltliches) Madrigal Sprache Stilhöhe Blütezeit Französisch Mittel 15./16. Jahrhundert Italienisch Hoch Um 1530 bis 1630 Form z.T. strophisch Italienisch Niedrig Um 1540 bis Ende 16. Jahrhundert Strophisch i.d.R. nicht strophisch Deutsches (mehrstimmiges) Lied Deutsch Hoch 16. Jahrhundert z.T. strophisch Vorbereitung auf das Abitur, Musikgeschichte vor 1900 2.) Chanson Erst mit Josquin Desprez kam es zum revolutionären Stilwandel und somit auch der Durchbruch in der Epoche der Renaissancemusik. Die Imitation wurde das zentrale Stilelement in der Chanson, wobei die meist vier Gesangsstimmen gleiches Gewicht bekamen und waren trotzdem nicht abhängig voneinander. Die Chanson erlebte eine neue Blüte ab etwa den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts, in denen eine neue Generation von Komponisten auftraten. Das Zentrum lag hierfür in Paris. Auch der wohl bekannteste Renaissancekomponist war hier anzutreffen, er wurde der wichtigste Vertreter der Chansonkomposition. Ein wenig später brachte der „Künstler“ Claude Lejeune eine Entwicklung ins Rollen, die die Musik so beeinflussen sollte, dass in ihr nicht nur die Bedeutung, sondern auch die Form eines Gedichtes wiedergegeben werden sollte. Dies wurde als „Tonmalerei“ bezeichnet. 3.) Villanella Unter der Villanella kann man sich heutzutage ein munteres Bauernliedchen vorstellen, was für das einfache Volk geschrieben wurde und auch gerne gesungen wurde. Sie weist auch typische Merkmale des niederen Stils aufweist, nämlich eine strophische Form, eine homophone Satzweise, eine Melodie, typisch für ein Volksliedchen und eine einfache Harmonik. Die Villanella entstand in der Gegend um Neapel herum und verbreitet sich aufgrund ihrer Einfachheit schnell in ganz Italien, aber dennoch wurde sie dem Madrigal immer ähnlicher und ließ sich bald darauf im ausgehenden Renaissancezeitalter nicht mehr von ihm unterscheiden. 4.) Madrigal Das Madrigal im weltlichen Stil war eine zumeist eine Komposition hohen Stils für eine oder mehrer Stimmen. Ihre Blütezeit befand sich im 16ten und frühren 17ten Jahrhundert, wobei die Form meist nicht strophisch ist. Das Madrigal löste die beiden Stile des Villanellas und den des Chansons ab der Mitte des 16ten Jahrhunderts völlig ab und wurde die wichtigste Gattung in der weltlichen Vokalmusik. Im Madrigal waren meistens vier, später aber auch fünf oder sechs Stimmen üblich. IV Komponisten der Renaissance 1.) Orlando di Lasso Orlando di Lasso war zwar ein sehr später Komponist der Renaissance, aber dennoch kann man sagen, dass er einer bedeutendsten, wenn nicht gar der bedeutendste Komponist der Renaissance war. Geboren wurde Lasso in Mons im Hennegau (heute Belgien). Schon als Kind begann seine musikalische Karriere, indem er als Chorknabe tätig war. Es gibt wegen seiner angeblich sehr schönen Stimme Gerüchte, dass er wegen ihr dreimal entführt worden sei. Dann mit zwölf Jahren trat er als Chorknabe in die Dienste des Vizekönigs von Sizilien ein. Darauf wirkte er noch 10 Jahre in Italien, von 1547-49 in Mailand, 1550 in Neapel, 1551 in Florenz und schließlich bis 1554 in Rom als Kapellmeister, bis er wieder zurück nach Antwerpen aufbrach. Schließlich fand er Gefallen an der Anstellung am Hofe des bayrischen Herzogs und verweilte dort bis an sein Lebensende. 1570 erhob ihn dann der Herzog Albrecht V. von Bayern in den Adelsstand. Am 14. Juni 1594 starb Orlando di Lasso schließlich dann in München als, wie es zeitgenössische Schreiber beschreiben, „vollends glücklicher Mann“. 2.) Guillaume Dufay Guillaume Dufay war einer der ersten Meister des Kontrapunktes und einer der ersten Komponisten, die sich der Renaissancemusik zuwandten. Er gilt als der bedeutendste Vertreter der frankoflämischen Schule und einflussreichste Komponist seiner Zeit. Vermutlich wurde in Fay bei Cateau-Cambrésis um etwa 1400 geboren. 1409 trat er als Chorknabe in den Chor der Kathedrale con Cambrai bei. Nach seinem Tun hier begann er um 1420 etwa seine Wanderjahre und wirkte so ab Anfang der 20er Jahre als Sänger bei der Familie Malatesta in Rom . Als Kapellmeister war er schließlich von 1451 bis 1458 am Hof von Savoyen tätig, wo er ein Kanonikat erhielt. 1458 ließ er sich schließlich als Geistiger in Cambrai nieder und komponierte dort dutzende von Motetten, Messen und Chansons in französischer Sprache, die teilweise noch bis heute beliebt und bekannt sind. Er selber verband seinen Musikstil seiner Heimat mit den Merkmalen der italienischen Frührenaissance in Norditalien. Guillaume Dufay verstarb am 27. November 1474 in Cambrai. 3.) Giovanni Perluigi da Palestrina Giovanni Perluigi da Palestrina wurde 1525 im Örtchen Palestrina im Südosten Roms geboren. Wie die meisten der Komponisten dieser Epoche begann auch er 1537 seine musikalische Karriere als Chorknabe an der Basilika Santa Maria Baggiore in Rom. 1544 wurde er dann Organist und Kapellmeister in seiner Heimatstadt, die er allerdings 1551 wieder verließ, um Kapellmeister andernorts zu werden. Weitere Anstellungen fand er wieder in Rom, wo er u.a. auch kurzzeitig Musiklehrer bei einem Jesuitenseminar war. 1571 kehrte er wieder an seinen Geburtsort zurück, wo er bis an sein Lebensende blieb und weiterhin seine sehr mystische Musik komponierte, die sich immer an den im hohen Maße ritualisierten Geist der Kirche hielt. In seinem ganzen Leben verfasste Giovanni Perluigi da Palestrina 102 Messen, 250 Motetten, 35 Magnifikate, 68 Offertorien, 45 Hymnen und viele andere Kompositionen. V Quellen Microsoft Encarta 2001 Bernd Riede, Vorbereitung auf das Abitur Musikgeschichte vor 1900 (Das Lexikon der Musik in 12 Bänden oder so)