Summarium Das Zentrum für Berufungspastoral (ZfB), die Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz für die Pastoral der Geistlichen Berufe und Kirchlichen Dienste, hat den Auftrag, Berufungspastoral in Deutschland zu fördern und zu vernetzen. Die Geschichte der Arbeitsstelle ist wesentlich verbunden mit der Entstehung der Gebetsgemeinschaft um geistliche Berufe in Deutschland. Der Blick in die Geschichte zeigt, wie bleibend aktuell das Anliegen der Initiatorinnen des Freiburger Priesterhilfswerks aus dem Jahr 1926 auch im Jahr 2011 ist. Der Autor Oliver Schmidt (Jg. 1972) ist Priester des Erzbistums Freiburg und seit Januar 2010 Direktor des Zentrums für Berufungspastoral. Nach zwei Jahren als Vikar in einer Seelsorgeeinheit und dann drei Jahren als Kooperator in der Dompfarrei Unserer Lieben Frau in Freiburg i.Br. und Jugendseelsorger (50%) im Stadtdekanat Freiburg wurde er im Sommer 2010 mit einer Arbeit über jüdische und kirchliche Sterbeund Begräbnisriten promoviert. „Wir wollen uns dieser Verantwortung nicht entziehen“ – Zur Geschichte des PWB in Deutschland und Akzenten in der Gegenwart Rev. Dr Oliver Schmidt Zentrum für Berufungspastoral „Wir leben in einer Epoche gewaltiger Umwälzungen, großer materieller Not. Alle Krisen haben einen engen Zusammenhang. Die materielle Krisis unserer Tage bedingt die geistige Krisis. Und diese geistige Krisis wirkt sich aus im Rückgang der geistigen und somit auch der geistlichen Berufe. Es ist dies leider eine Tatsache, die durch die Statistiken unserer Diözesen, die Zahl der Studierenden in den Priesterseminarien bewiesen wird. Allem Anschein nach werden sich die Zustände noch verschlechtern“,1 1 Die meisten der in diesem Beitrag zitierten Texte sind den Archivalien des „Zentrums für Berufungspastoral. Arbeitstelle der Deutschen 1 so Baronin Elisabeth von Schönau auf der Gründungsversammlung des Frauenhilfswerks für Priesterberufe am 12. Juni 1926 in Freiburg i.Br. Anliegen der von Prinzessin Maria Immaculata, Herzogin zu Sachsen initiierten Gemeinschaft war der schlichte Wunsch, der Aufforderung Jesu zu entsprechen: „Bittet den Herrn der Ernte“ (Mt 9,38). Wesentliche Impulse, sich dieses Anliegen zu Eigen zu machen, erfuhr die Initiatorin durch die Herausforderungen der laïcité in Frankreich. Das Freiburger Frauenhilfswerk für Priesterberufe verstand sich als Gemeinschaft, deren Mitglieder das Gebet um Priester wie das Gebet für die Priester ins Alltägliche trugen. Dieser einfache Vereinsgedanke und das Bewusstsein um die Not geistlicher Berufungen führten zu rasch wachsenden Mitgliedszahlen. Im ersten Jahr der Gründung konnten über 10.000 Mitglieder gewonnen werden. Die Aufforderung in den Statuten, „das Werk [zu] fördern durch Anwerben von neuen Mitgliedern, wenn möglich zwei“, war dabei zweifellos dienlich. Jedes Mitglied sollte einen kleinen Jahresbeitrag zur Unterstützung des Studiums minderbemittelter Priesterkandidaten entrichten und, „soweit sie es können, jährlich 1 Mark spenden“. Der wesentliche Beitrag der Mitglieder sollte jedoch das tägliche Gebet sein, für das jedem neuen Mitglied ein Gebetstext übergeben wurde. Das erste gemeinsame Berufungsgebet lautet: „Gott, allmächtiger Vater, wir bringen dir die unendlichen Verdienste deines göttlichen Sohnes dar und bitten dich, in Anbetracht dieser Verdienste uns gute und heilige Priester zu schenken. / Gott Sohn, Wort des Vaters, mögest du selbst die Apostel unserer Tage segnen, ihre Not lindern und ihre Zahl vermehren! / Gott Heiliger Geist, Liebe des Vaters und des Sohnes, entflamm die Priester mit deiner Liebe, erleuchte sie mit deinem Lichte, stärke sie, und segne alles, was wir für sie aus Liebe zu dir tun! Vater unser. Gegrüßet seist du, Maria.“ Im Bewusstsein, dass Berufungen durch glaubwürdige christliche Lebenszeugnisse geweckt werden, wurden die Mitglieder zu einem beispielhaften Leben im Geist Christi angehalten. Dabei wird der christlichen Erneuerung der Familien bedeutende Funktion zugemessen. Geistliche Impulse und Vorträge in Pfarreien und Dekanaten erschlossen vor Ort den Zusammenhang von Laienapostolat und Berufungen zum geistlichen Leben. Die abschließenden Worte in Elisabeth von Schönaus Bericht auf der Gründungsversammlung des Frauenhilfswerks lassen erkennen, wie Bischofskonferenz für Berufe der Kirche und kirchliche Dienste“ in Freiburg entnommen. Wo sich die Fundstelle nicht aus dem Fließtext ergibt, ist sie in den Fußnoten spezifiziert. 2 weitsichtig das Anliegen der Sorge um Berufungen verstanden wurde und wie aktuell die Worte von damals noch heute klingen: „Wir stehen an einem Wendepunkt. Es geht um Sein oder Nichtsein. Die heutige Zeit trägt eine furchtbare Verantwortung für die Zukunft. Wir Katholiken wollen uns dieser Verantwortung nicht entziehen, sondern mutig unsern Teil auf uns nehmen.“ Das Diözesanwerk Freiburg sollte zum Grundstein für den Aufbau einer Gebetsgemeinschaft in Deutschland werden.2 Im Frühjahr 1927 wandte sich die Generalleiterin Prinzessin Maria Immaculata in einem Rundschreiben an die deutschen Bischöfe mit der Bitte, das Hilfswerk in ihren Diözesen einzurichten. Die weitere Entwicklung verlief in den Diözesen vergleichbar. Ehrenamtliche Diözesanleiterinnen verantworteten die Organisation der Vereine, der gemeinschaftlichen Gebete und Vorträge. In der Geschäftsstelle in Freiburg wurden Gebetsbilder und Broschüren entworfen und – wie die Statuten – an die Mitglieder der anderen Diözesanwerke versandt. Wie effektiv die Leitungen in ihrem Bemühen vorgingen, lässt ein vom damaligen Münsteraner Bischof überlieferter Ausspruch erahnen. Am Frauenhilfswerk schätze er, dass es in stiller Kleinarbeit vorginge und nicht gleich Häuser kaufen und Anstalten gründen wolle. Das Frauenhilfswerk engagierte sich auch für die Verbreitung des Priestersamstags (später Priesterdonnerstag, heute monatlicher Gebetstag für geistliche Berufe). 1934 hielt Dompropst (Sel.) Bernhard Lichtenberg in Berlin erstmals einen Gebetstag im Anliegen um Priesterberufungen. Die Anregung stammt von P. Paschalis Schmid SDS, der auch ein wichtiger Gesprächspartner für Prinzessin Maria Immaculata war. Allein die Verbindung dieser drei für das Berufungsgebet in Deutschland zentralen Namen zeugt von der Vernetzung der Unterstützer des Gebetsanliegens. Im Jahr 2009 nahm das PWB in Deutschland das 75jährige Jubiläum des ersten Gebetstages zum Anlass einer gemeinsamen Wallfahrt nach Berlin. Die geistliche Herausforderung einer Wallfahrt im säkular geprägten Leben der Hauptstadt verdeutlichte die Spannung in der Glaube und Welt stehen. Im Wissen um auch innerkirchlich kritische Anfragen zur Nützlichkeit des Gebets um geistliche Berufe gab der gegenwärtige Bischof von Münster, Felix Genn, im Rahmen einer Predigt zu bedenken: „Liebe Schwestern und Brüder, wir können nicht überschauen, was das Gebet bringt. Ich sage das auch auf dem Hintergrund 2 Ausführlich zum Ganzen: Robert Schmucker, Das Gebet hat große Kraft. Zur Gründungsgeschichte des „Frauenhilfswerks für Priesterberufe“; in: Informationszentrum Berufe der Kirche (Hg.), PWB Sonderdruck 34, 1996. 3 mancher Meinungen, die sich in die Sprachform kleiden, das Gebet nütze doch nichts. So hörte ich es kürzlich, berichtet aus dem Mund einer Ordensfrau, vielleicht angesichts der geringen Zahl der Berufungen in ihrem Kloster und ihrer Gemeinschaft. Liebe Schwestern und Brüder, das Gebet nützt. Nicht nur beim Fall der Mauer zeigt sich, welche Macht das Gebet hat, sondern jede und jeder von uns könnte sicherlich auch die Fruchtbarkeit des Betens in seinem eigenen Leben belegen.“3 Nicht nur in Deutschland hatte das Anliegen der Weckung priesterlicher Berufungen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weite Verbreitung gefunden. Aus dem Wissen des Mangels und der Sehnsucht nach Berufungen entstanden damals auch in anderen Ländern Initiativen, das Gebet um Berufungen und Arbeiter für die Ernte zu fördern. In Deutschland allerdings verboten die nationalsozialistischen Machthaber das Frauenhilfswerk für Priesterberufe aufgrund des Gesetzes zum Schutz von Volk und Vaterland im August 1939 nach nur wenigen Jahren des Wirkens der organisierten Gebetsgemeinschaft.4 Das Verbot umfasste Mitgliedschaft und Versammlung zum Vereinszweck. Das Gebet selbst ließ sich freilich nicht verbieten. Doch alle Versuche, das Anliegen weiterhin institutionell voranzutreiben, wurden von den staatlichen Stellen mit dem mahnenden Hinweis der Staatsgefährdung abgewiesen.5 Bis zum Zeitpunkt des Verbots gehörten dem Frauenhilfswerk für Priesterberufe in Deutschland bereits 250.000 Frauen an. Das Motu proprio Cum nobis Pius’ XII. vom 4. November 1941 zur Errichtung des „Päpstlichen Werks der Priesterberufe“ (PWP6) sollte – gerade für die im aufgelösten Priesterhilfswerk engagierten Frauen – den Weg weisen, das Anliegen des Werkes unter päpstlichem Vorzeichen weiterzutragen und dabei doch an den vormaligen Erfahrung 3 Bischof Felix Genn, Predigt in der St. Hedwigs-Kathedrale in Berlin am 03.10.2009; in: Berufung. Zur Pastoral der geistlichen Berufe 2010/48, 4143, 41. 4 Das Verbot wurde am 14. August 1939 aufgrund § 1 der Verordnung zum Schutz von Volk und Staat erlassen. Der Versuch einer Fortführung oder Neugründung wurde unter Strafandrohung untersagt. Veröffentlicht wurde das Verbot am 6. September 1939 im Ministerialblatt des Reichs- und Preußischen Ministerium des Innern. 5 Vgl. Elisabeth von Schönaus Zusammenstellung vom Mai 1941 über die Entwicklung seit dem Verbot des Priesterhilfswerks. 6 In: AAS 1943, S. 479. 4 anknüpfen zu können.7 Wurde Maria Immaculata bezüglich der Bedeutung ihrer Kontakte zum ehemaligen Nuntius Pacelli und ihrer Impulse für die Verbreitung des Anliegens gefragt, äußerte sie sich sehr bescheiden.8 Doch Prälat Schuldis (der Direktor der Freiburger Diözesanstelle des PWP) betont ihr gegenüber eine Koinzidenz der Initiative, der politischen Entwicklung und der Errichtung des päpstlichen Werks.9 Nach Veröffentlichung des Motu proprio hatten sich die staatskirchenrechtlichen Vorzeichen verändert, so dass in den Bistümern eine Wiederaufnahme des Initialgedankens trotz der politischen Rahmenbedingungen möglich wurde. Ermutigt durch den Freiburger Erzbischof Gröber führten die Prinzessin sowie Baronin Schönau entsprechende Gespräche mit deutschen Bischöfen. Diese Gespräche trugen das Ihre dazu bei, dass die Bischofskonferenz in Fulda die Freiburger Diözesanstelle des „Päpstlichen Werkes der Priesterberufe“ (PWP) im August 1942 als sog. „Vorort des PWP“ in Deutschland errichtete.10 Nach dem Krieg konnte die Arbeit des PWP in der umfassenden Weise wie vor 1939 wieder aufgenommen werden.11 Nicht nur mehr und mehr Priester, sondern zusehends auch männliche Laien trugen das Anliegen verantwortlich mit. Die in den ersten Nachkriegsjahren erstellten Berichte zur Lage des Päpstlichen Werks in Deutschland zeugen vom Selbstbewusstsein der Initiatorinnen der Bewegung in Deutschland, ihr Engagement als selbstständige Ausübung des Laienapostolats zu verstehen.12 7 Vgl. den Brief Prinzessin Maria Immaculatas vom 28. Februar 1942 an Pater Zallea S.J. 8 So ebd. auf die entsprechenden Fragen des Paters. 9 Vgl. den Brief des Prälaten Schuldis vom 27. September 1944 an Prinzessin Maria Immaculata. Pater Zallea weist in seinem Brief a.a.O. freilich darauf hin, dass auch Gebteswerke anderer Länder den Weg zum Motu proprio bereiteten. 10 Vgl. Amtsblatt für die Erzdiözese Freiburg, 1943, S. 185. 11 Vgl. den Brief Prinzessin Maria Immaculatas an den Freiburger Erzbischof Gröber vom September 1945 und eine Reihe von Briefen deutscher Bischöfe an die Prinzessin aus dem November/Dezember 1945. Bischof Sproll von Rottenburg spricht gar von „freier Bahn“, die das Werk nun habe. 12 Dazu die Wiedergabe der markanten Äußerung eines Priesters im Bericht Elisabeth von Schönaus vom 15. August 1945: „Wir Priester sind so dankbar, dass dieses Priesterhilfswerk aus Laienkreisen kommt, dass sich in demselben die Laien für die Priester einsetzen. Es ist für uns selbst nicht leicht dies zu tun, denn da heißt es gleich, sie reden für ihre eigene Sache.“ Auf das gemeinsame Priestertum rekurriert Prälat Schuldis schon im Bericht 5 1955 gründete Papst Pius XII. ein „Päpstliches Werk für Ordensberufe“ (PWO).13 Einige Jahre später wurde das Gebetsanliegen für alle geistlichen Berufe im „Päpstlichen Werk für geistliche Berufe“ (PWB) zusammengefasst.14 1967 errichtete die Deutsche Bischofskonferenz eine „Arbeitsstelle des Päpstlichen Werkes für geistliche Berufe in Deutschland“ in Freiburg als Arbeitstelle der Deutschen Bischofskonferenz.15 Seitdem besteht in Freiburg neben einer diözesanen, bis dahin als „PWB-Vorort“ für Deutschland dienenden Stelle, eine eigene nationale Einrichtung. Später wurde die Arbeitstelle in „Informationszentrum Berufe der Kirche“ umbenannt. Trotz der Veränderung der Bezeichnung wurden das Gebetsanliegen und die Förderung desselben nicht aus dem Blick verloren. Dem Anliegen der Initiatorinnen ebenfalls entsprechend wurden weiterhin wesentliche Impulse zur theologischen Vermittlung grundlegender berufungspastoraler Fragestellungen gesetzt.16 Im Jahr 1999 wurde diese Arbeitsstelle mit einer differenzierenden Bezeichnung versehen, die auch die kirchlichen Dienste in Deutschland in den Blick nimmt. Noch immer in Freiburg, arbeitet sie seitdem unter dem Namen „Zentrum für Berufungspastoral. Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz für die Pastoral der geistlichen Berufe und kirchlichen Dienste“. Das „Zentrum für Berufungspastoral“ (ZfB) kooperiert mit der Zentralstelle Pastoral der Bischofskonferenz und erledigt Aufträge der Konferenz. Der Geschichte verpflichtet, bemüht sich das ZfB um die Vernetzung und Förderung der Berufungspastoral in den Bistümern Deutschlands, der Ordensgemeinschaften und Säkularinstitute und unterstützt vielfältige Initiativen in diesem Bereich, hier nicht zuletzt die Gebetsgemeinschaft des PWB. vom 25. September 1944, S. 6: „dass auf Grund der gewonnenen Wertschätzung des Priesterstandes die Verbundenheit zwischen Priester und Volk mehr und mehr erstarke und sich vertiefe, heute zumal, da doch das allgemeine [sic] Priestertum der Gläubigen immer bewusster und tatsächlicher lebendig werden soll, das allgemeine Priestertum, das ja das gegenseitige Vertrauen und die tatkräftige Zusammenarbeit der glaubensbewussten Laien mit dem Weihe- und Amtspriestertum als Grundlage fordert.“ 13 Vgl. Kongregation für die Ordensleute, „Statuten und Normen" des päpstlichen Werkes für Ordensberufe (11.2.1955), AAS 1955, S. 298f. 14 Vgl. Amtsblatt für die Erzdiözese Freiburg, 1966, S. 33, Nr. 24. 15 Vgl. Amtsblatt für die Erzdiözese Freiburg, 1967, S. 144, Nr. 169. 16 So etwa in der Reihe „Antwort des Glaubens“ oder dem jährlichen Werkheft „Berufung“. 6 Die Arbeitstelle arbeitet subsidiär. Sie trägt Sorge für den Erfahrungsaustausch und die gegenseitige Information unter den Verantwortlichen der Berufungspastoral. Schulungen und Weiterbildungen sollen der Förderung und Reflexion der Arbeit der Beauftragten in den Diözesen dienen. In Absprache mit der Kommission IV der Deutschen Bischofskonferenz, der Kommission für Geistliche Berufe und Kirchliche Dienste, vertritt sie Interessen der Berufungspastoral gegenüber gesellschaftlichen und staatlichen Stellen. Ein Beirat unterstützt den Leiter des ZfB in anstehenden Fragen und ist mitverantwortlich für die inhaltliche Ausgestaltung des Weltgebetstages, der Publikationen und Fortbildungen. Die Beiratsmitglieder werden von der Kommission IV der Bischofskonferenz auf fünf Jahre berufen. Der Beirat setzt sich zusammen aus einem Mitglied der Kommission IV als Vorsitzendem, jeweils einem Vertreter oder einer Vertreterin aus den Regionalkonferenzen der Diözesanbeauftragten und je einer Vertreterin bzw. einem Vertreter der Frauen- und Männerorden sowie der Säkularinstitute.17 Heute entwickelt sich die Gebetsgemeinschaft des PWB in Deutschland zu einer offenen, wenngleich auch von Mitgliedern getragenen Initiative, die zum Gebet um geistliche Berufe einlädt. Noch immer werden jährlich Gebete und Materialien des PWB – nun in Kooperation mit den diözesanen Stellen – von Freiburg aus vorbereitet und den Gemeinschaften und einzelnen Betern zur Verfügung gestellt. Über die Gebete hinaus enthalten die Materialien sowohl weiterführende theologische Anregungen, als auch Impulse zur Umsetzung des Anliegens in unterschiedlichen Bereichen der Seelsorge und in Gruppierungen. Angesichts der zusehenden Verdunstung von Glauben und Glaubenswissen gilt es, das Bewusstsein der Berufung eines jeden Getauften zu stärken und darauf aufbauend, Berufungen in eine geistliche Lebensform zu fördern. Erinnert sei in diesem Zusammenhang an das Anliegen aus dem Gründungsstatut von 1926, dass überzeugend christlich leben der erste Schritt sei, geistliche Berufungen zur Entfaltung zu bringen. Über die Veränderungen der Jahrzehnte hinweg ist auch das Anliegen der finanziellen Förderung der Theologenausbildung nicht verloren gegangen. Nach wie vor gibt es in den Diözesen PWB-Beauftragte, die den Kontakt zu den Mitgliedern der Gebetsgemeinschaft halten. Über sie gehen Gemeinden und Gruppierungen auch diözesanspezifische Anregungen zur Förderung des Anliegens zu. Im Bistum Passau 17 Vgl. dazu die Ordnung der Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz für die Pastoral der geistlichen Berufe und kirchlichen Dienste – Zentrum für Berufungspastoral vom 19. April 1999. 7 wurde in den letzten Jahren das Konzept sog. Berufungsbeauftragter als Weg der Förderung der Berufungspastoral und des Gebets um Berufungen entwickelt. Ihr Dienst besteht darin, dass die Beauftragten, aus ihrer Taufberufung und aus der Gemeinde heraus institutionalisiert, das Thema Berufung wach halten. Nach der Wahl der neuen Pfarrgemeinderäte werden die Vorsitzenden mit der Bitte angeschrieben, der Diözesanstelle für geistliche Berufe und Dienste der Kirche eine/n Berufungsbeauftragte/n mitzuteilen, damit diese/r auch offiziell benannt wird. Dekanatsrat und Diözesanrat werden über das Verfahren informiert und um Unterstützung des Anliegens gebeten. Die Aufgaben der Berufungsbeauftragten sind vielfältig. Zusammen mit dem Pfarrer (und eventuell weiteren Mitgliedern, die sich einem Pfarrgemeinderatsausschuss Berufungspastoral anschließen) tragen sie das Anliegen in der Pfarrei mit. Allein durch ihre Präsenz erinnern die Beauftragen an das Wort „Berufung“ und an die Zuversicht der Kirche, dass Christus auch heute beruft. Sie regen vor Ort an, die Berufung des Einzelnen als Mensch und Christ im Blick zu behalten und Begabungen für das kirchliche Leben und den geistlichen Dienst zu entdecken und zu fördern. Unterstützt durch die Diözesanstelle für geistliche Berufe und Dienste der Kirche fördern sie das Gebet um Berufungen und für Berufungen durch entsprechende Fürbitten beim Sonntagsgottesdienst durch die Sorge um den monatlichen Gebetstag um geistliche Berufe durch das gemeinsame Gebet um Berufungen in der Pfarrei durch das Auflegen und Verteilen von Gebetsbildern und Gebetstexten durch das öffentliche Gebet um Berufungen bei Pfarrveranstaltungen. Außerdem tragen sie dazu bei, den Weltgebetstag für geistliche Berufe (4. Sonntag der Osterzeit) vor Ort zu stärken und werben zu diesem Anlass für die Teilnahme an einer zentralen Veranstaltung im Bistum. Überdies unterstützen die Berufungsbeauftragten die Gebetsgemeinschaft des PWB durch Mitgliederwerbung. Nicht zuletzt setzen sie sich zusammen mit dem Pfarrgemeinderat für eine Atmosphäre ein, in der geistliche Berufungen und Interesse an kirchlichen Berufen gedeihen. Eines freilich kann bei allen Initiativen für Berufungen nicht übersehen werden: Berufungen lassen sich nicht produzieren. Berufungen entfalten sich in einem Klima geteilten christlichen Lebens, das in dem Bewusstsein wurzelt, dass der Christ in der Taufe eine unüberbietbare und unauslöschliche Würde in Gottes Reich erhält. Die Initiatorinnen des Freiburger Frauenhilfswerks für 8 Priesterberufe waren sich dessen von Anbeginn bewusst. Wie weitsichtig sie in der Gründungsversammlung 1926 doch dachten: „Die heutige Zeit trägt Verantwortung für die Zukunft. Wir Katholiken wollen uns dieser Verantwortung nicht entziehen, sondern mutig unsern Teil auf uns nehmen.“ Summarium Das Zentrum für Berufungspastoral (ZfB), die Arbeitsstelle der Deutschen Bischofskonferenz für die Pastoral der Geistlichen Berufe und Kirchlichen Dienste, hat den Auftrag, Berufungspastoral in Deutschland zu fördern und zu vernetzen. Die Geschichte der Arbeitsstelle ist wesentlich verbunden mit der Entstehung der Gebetsgemeinschaft um geistliche Berufe in Deutschland. Der Blick in die Geschichte zeigt, wie bleibend aktuell das Anliegen der Initiatorinnen des Freiburger Priesterhilfswerks aus dem Jahr 1926 auch im Jahr 2011 ist. Der Autor Oliver Schmidt (Jg. 1972) ist Priester des Erzbistums Freiburg und seit Januar 2010 Direktor des Zentrums für Berufungspastoral. Nach zwei Jahren als Vikar in einer Seelsorgeeinheit und dann drei Jahren als Kooperator in der Dompfarrei Unserer Lieben Frau in Freiburg i.Br. und Jugendseelsorger (50%) im Stadtdekanat Freiburg wurde er im Sommer 2010 mit einer Arbeit über jüdische und kirchliche Sterbeund Begräbnisriten promoviert. 9