Jeder Mensch gehört im Laufe seines Lebens verschiedenen Systemen an: der Familie, der Clique, der Schulklasse, dem Fußballverein, dem Kollegenteam, der Frauengruppe, der Doppelkopfrunde, der Kirchengemeinde. Die Familie ist dabei immer noch von wenigen Ausnahmen abgesehen das einflussreichste System. Familie im weiteren Sinn besteht aus den gesamten Verwandtschaftsbeziehungen mindestens dreier Generationen. „Das körperliche, soziale und emotionale Wohlbefinden eines Familienmitglieds steht in einer tiefen wechselseitigen Abhängigkeit vom Familiensystem; Veränderungen in einem Teil des Systems schlagen sich in anderen Teilen nieder.“ McGoldrick, Monica und Gerson, Randy: Genogramme in der Familienberatung, 2.Aufl., Verlag Hans Huber, Bern, 2000, S.17 Der Familienstammbaum (Genogramm) ist eine gute Möglichkeit, das komplizierte Netz der Familienbeziehungen auf einfache Weise grafisch darzustellen. Gerade bei komplexen Familienstrukturen ermöglicht der Stammbaum einen raschen Überblick. Dabei sollten zunächst nicht mehr als drei Generationen wiedergegeben werden. Der Stammbaum ist die graphische Darstellung einer Familie mit ihren Mitgliedern über mehrere Generationen. Quadrate stehen für Männer, Kreise für Frauen. Durchgehende Linien verbinden Verheiratete und leibliche Kinder mit ihren Eltern. Gestrichelte Linien stehen für nicht eheliche Beziehungen oder für nicht-biologische Beziehungen wie zum Beispiel adoptierte Kinder bzw. Pflegekinder. Die betroffene Person, deren Familie aufgezeichnet wird, bekommt eine verstärkte Umrandung. Alle Familienmitglieder, die in einem Haushalt zusammen wohnen, kann man mit einer gestrichelten Linie einkreisen. In den Quadraten bzw. Kreisen für den jeweiligen Mann/Frau kann man das Alter der Betroffenen angeben. Das Geburtsjahr steht unter den Symbolen. Am besten beginnt man das Genogramm mit der betroffenen Person und zeichnet zunächst deren Eltern mit ein: Als nächstes zeichnet man die Geschwister dem Alter nach von links nach rechts in das Genogramm ein: Nun kann man die dritte Generation einfügen, das heißt die Großeltern des Betroffenen. Die Eltern des Vaters stehen über dem Vater und die Eltern der Mutter oberhalb von Mutter: In diesem Genogramm ist der Großvater mütterlicherseits 1999 verstorben. Um das 3-Generationen-Genogramm zu vervollständigen, kann man jetzt noch die Geschwister der Eltern einzeichnen: Hilfreich ist es oft, wenn man neben die entsprechenden Personen ihre Berufe einträgt, chronische Krankheiten (z. B. Diabetes), Sterbeursachen (besonders bei früh Verstorbenen) sowie andere schwer wiegende Ereignisse und Besonderheiten. Man sollte sich jedoch wegen der Übersichtlichkeit auf wenige Grunddaten beschränken. Beim Arbeiten mit dem Stammbaum wird man verschiedene Beobachtungen machen. Oft erkennt man Parallelen und Muster, die sich von Generation zu Generation wiederholen, z. B. Berufe und Neigungen, besondere Begabungen, Krankheiten, oder auch Sucht- und Abhängigkeitsstrukturen. Wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des einzelnen hat auch die Geschwisterfolge. Wichtige Lebensereignisse, besondere Glücksfälle oder Schicksalsschläge, Krankheiten, Sterbedaten und -ursachen sowie Berufe lassen vielerlei Rückschlüsse und Hypothesen zu und geben Ratsuchenden und Therapeuten gute Anhaltspunkte zum konstruktiven Gespräch. Genogramme werden besonders in der systemischen Familientherapie, aber auch zunehmend bei anderen Formen der Psychotherapie benutzt, um ein umfassendes Bild der jeweiligen Familienstruktur und ihrer spezifischen Probleme zu bekommen. An diesem Familienstammbaums Ludwig van Beethovens kann man schon einige wichtige Dinge aus der Familie Beethoven ersehen: •Thema Musik in der Familie: VV + V + Sohn + Bruder •Thema Alkohol in der Familie: MV + V •Thema Älteste: sowohl der Vater von Beethoven als auch er selber sind älteste Kinder. Und so übernimmt der Älteste in diesem Fall auch den Beruf des Vaters: Musiker zu werden..... Das Erstellen eines eigenen Familienstammbaums kann keine Therapie ersetzen, wo diese notwendig sein sollte. Aber es kann helfen, Klarheit über das eigene Lebenskonzept zu bekommen, wo ich herkomme, was ich mitbekommen habe an Schwachpunkten, aber vor allem an Ressourcen und Stärken, und wo ich mit meinem Leben hinwill. Benutzen Sie zum Zeichnen Ihres Stammbaums die Ihnen vorliegenden Symbole. Am besten beschränken Sie sich auf drei Generationen. Schreiben Sie zu jeder Person den Vornamen, das Geburtsdatum und ggf. das Alter, das sie zum Sterbezeitpunkt erreicht hatte. Auch Berufe, schwere oder chronische Krankheiten und Todesursachen, sowie wichtige Ereignisse und die entsprechenden Daten können Sie eintragen: z. B. Hochzeit, Trennung, Scheidung, Berufsabschluss usw. Fällt Ihnen etwas zu Familienmitgliedern ein, das charakteristisch ist, dann notieren Sie es stichwortartig zu der jeweiligen Person. Auch verstorbene Familienmitglieder gehören dazu. Markieren Sie durch Strichelung, wer im Haushalt zusammenwohnt. Folgende Fragen können Ihnen helfen, Ihren Platz in der Geschichte Ihrer Familie zu finden: