B Hochfest Peter und Paul 29.06. 2003 Lesung: Gal 2, 1

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B Hochfest Peter und Paul 29.06. 2003 Lesung: Gal 2, 1 -6 Evangelium: Mt 16, 13-23
1.Wenn wir heute die beiden Apostel Petrus und Paulus feiern, bleibt uns die Spannung nicht
verborgen, die zwischen beiden besteht.
Es waren zwei unterschiedliche Persönlichkeiten. Beiden ging es um die „Sache Jesu“ und bis
zum Tod haben sie für das Evangelium gelebt, doch ihre Wege unterschieden sich.
Während nach Ostern Petrus mit Jakobus und Johannes der Jerusalemer Gemeinde sehr
verbunden blieb, die aus Judenchristen bestand, wendete sich Paulus den Heidenchristen zu,
deren zentrale Gemeinde Antiochia war.
2.Bald schon entstand zwischen den jungen Gemeinden ein Konflikt über die Frage, ob denn
die Heiden, die sich taufen ließen auch die jüdischen Vorschriften einzuhalten hatten, vor
allem, ob sie sich Beschneiden lassen mussten.
Doch man fand zu einem Kompromiss, der darin bestand, dass den Heidenchristen die
Beschneidung nicht auferlegt werden sollte. Dafür sollten sie einige jüdische
Speisevorschriften einhalten, was den Heidenchristen außerhalb jüdischer Gegenden aber gar
nicht möglich war.
Um ein Aneinandergeraten zu vermeiden sollten die beiden Gruppen aber nicht zusammen
leben.
Bald darauf aber kommt es zu einem Zwischenfall in Antiochia, wo Petrus offensichtlich bei
Heidenchristen verkehrte und mit ihnen aß, sobald aber andere Apostel aus Jerusalem, oder
deren Abgesandte dazu kamen, nichts mehr von seinen Tischgenossen wissen wollte.
Diese Einstellung kritisiert Paulus nun scharf. Er tritt Petrus entgegen und bezeichnet dieses
Verhalten als Heuchelei.
Wenn du als Jude heidnisch und nicht jüdisch lebst, wie kannst du dann die Heiden zwingen,
sich nach jüdischem Brauch zu richten?“ (vgl. V14)
3.Da ist also die Spannung nahezu mit den Händen zu greifen. Sie wird aber ausgetragen und
ausgehalten.
Petrus und Paulus stehen für innerkirchliche Pluralität und Verschiedenheit, nicht für
Uniformität und Linientreue. Ja, gerade der „antiochenische Zwischenfall“ zeigt uns, dass es
eine Notwendigkeit zur Courage und zum Widerstand gerade auch in Fragen des Glaubens
und des kirchlichen Lebens, der Communio, geben kann, manchmal muss.
Für Paulus war mit dem doppelbödigem Verhalten des Petrus und anderer eine
Schmerzgrenze ereicht.
4.Wenn wir in unsere kirchliche Gegenwart blicken, drängt sich in diesen Wochen nach dem
Ersten Ökumenischen Kirchentag in Berlin die Frage auf, ob nicht auch wir in der Gefahr
stehen „mitzuheucheln“, wie Paulus es formuliert.
Wenn in sehr vielen Pfarrgemeinden Sonntag um Sonntag unseren evangelischen Schwestern
und Brüdern eucharistische Gastfreundschaft gewährt wird, die unsere Gottesdienste
mitfeiern, wenn Sonntag um Sonntag Katholiken, die vom Empfang der Sakramente
kirchenrechtlich ausgeschlossen sind, etwa aufgrund einer Wiederverheiratung nach einer
Scheidung, nicht zurückgewiesen werden, dann ist das gängige und bekannte Praxis, die
zumindest geduldet wird.
Sobald diese Praxis aber in irgendeinem größeren Zusammenhang bekannt wird, sei es dass
man sie thematisiert oder in Medien über sie schreibt, sind bischöflicherseits andere Töne zu
hören. Da wird der Zeigefinger erhoben und von der Beschädigung der Ökumene, vom
Missbrauch der Eucharistie gesprochen, da wird mit Disziplinierungsmaßnahmen gedroht, als
hätte man nicht Menschen vor sich, die sich um einen redlichen Umgang mit der Kirche und
den Sakramenten bemühten.
5.Es ist eine unglückliche und unkluge Haltung mit zweierlei Maß zu messen.
Solange es unter uns bleibt, ist vieles möglich, geduldet, wenn’s aber rauskommt oder aus der
gängigen Praxis an vielen Orten Konsequenzen erwachsen sollten für eine Neuformulierung
theologischer Lehre, ist mit keinem Verständnis zu rechnen.
Was Paulus hier wohl sagen würde ?
6.Der Religionswissenschaftler Fulbert Steffensky erzählt in einem Beitrag für die
Süddeutsche Zeitung vom 6.Mai 2003 eine Begebenheit:
Vor kurzem habe ich erlebt, wie ein italienischer Bischof eine Gruppe von Wissenschaftlern
einlädt.
Morgens hält der Bischof die Messe. Ein protestantisches Mitglied, ein Professor, fragt ob er
auch kommunizieren dürfe.
Der Bischof antwortet:
Wer viel fragt, bekommt viele antworten.
Und der Professor kommuniziert.
Der Professor heißt Krystoph Morin, ein polnischer Mathematiker,
der Bischof heißt Johannes Paul II. SZ vom 6.05.2003, S.14)
Was geschieht denn da?
Fehlt nicht mancher lehramtlichen Position jeglicher Bezug zum Glauben und zum
Empfinden des Volkes Gottes?
Inwieweit prägt die Praxis denn auch die Lehre?
7.Am Bamberger Fürstenportal stehen die Apostel auf den Schultern der Propheten.
Diesen Standpunkt wünschte man sich heute für alle, die in der Kirche Verantwortung
übertragen bekamen und vor allem unseren Bischöfen:
Die Einsicht, dass das Amt die Prophetie braucht.
Die aber, die leiten, müssen gleichsam auf die Schultern der Propheten steigen und einen
Blick nach vorne riskieren, damit sie den Weg weisen in die Zukunft, aus aller Enge in die
Weite und nicht eines Tages dem Volk Gottes nur noch hinterher schauen.
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