Versuch einer Ausarbeitung der Fragen zur Theologischen Anthropologie WS 2013/14 Wien Die Texte sind teilweise aus den Folien herauskopiert. Quellen anderer Texte sind in Klammer angemerkt. Der Pfeil () verweist auf eigene Überlegungen. Sie sind ein Versuch heraus zu arbeiten, worauf der Vortragende Professor hinaus wollte. 1. Warum ist die Atheismus-Kampagne der Brights ein Thema der Theologischen Anthropologie? Die Brights sind ein internationaler Zusammenschluss von Personen, die ein Weltbild vertreten, das für sich in Anspruch nimmt, frei vom Glauben an Übernatürliches zu sein. Der Begriff geht auf Paul Geisert und Mynga Futrell zurück und wurde von ihnen erstmals 2003 auf einer Konferenz der Atheist Alliance International öffentlich diskutiert, mit folgender Definition: „Die Brights sind Menschen mit einem naturalistischen Weltbild, das frei von mystischen und übernatürlichen Elementen ist, und deren Ethik und Handlungen auf diesem Weltbild beruhen.“ (Wikipedia). Es wird daraus ersichtlich, dass das Thema eng verbunden ist mit Ethik, was immer auch ein Thema Theologischer Anthropologie ist. Zudem heißt es auch: Seid stets bereit, Rede und Antwort zu stehen von der Hoffnung, die euch erfüllt. (1 Petr 3,15) wird sind dazu aufgerufen Rede und Antwort zu geben zu dem, was uns Hoffnung gibt. Wir können daher nicht schweigen zu einer Kampagne, welche den Grund unserer Hoffnung radikal in Frage stellt. Rede und Antwort ist auf zwei Ebenen zu geben: 1. Logos Gottes: genitivus obiectivus => menschlicher Vernunft entsprechen 2. Logos Gottes: genitivus subiectivus => Gottes Selbstmitteilung entsprechen Diese beiden Ebenen sind es, die sich auch im Titel dieser Vorlesung wiederspiegeln. 3. Theologische Anthropologie => Menschen helfen, beidem zu entsprechen Das Gottesbild steht immer in Wechselwirkung zum Menschenbild: Irenäus von Lyon: „Herrlichkeit Gottes ist der lebendige Mensch“ Die Gott schauen, erhalten Anteil am Leben Gottes. Auch zwischen den Glauben an Gott und dem Leben besteht ein Zusammenhang. Wie sieht es im Atheismus mit dem Verhältnis zum Leben aus? Es wahrte die Unsichtbarkeit Gottes, damit der Mensch kein Gottverächter werde und immer ein Ziel vor sich habe, dem er zustreben kann. Und doch machte das Wort Gott sichtbar, indem es den Menschen durch vielerlei Fügungen seiner Heilsordnung auf ihn hinwies, damit der Mensch nicht gänzlich von Gott abkomme und aufhöre zu sein. Selig, die ein reines Herz haben: sie werden Gott schauen Es ist wohl nicht so, wie vielleicht die Atheisten denken, dass man Gott „erfunden“ hat, damit die Menschen nichts böses tun aus Angst vor seinem Gericht, sondern es dürfte vielmehr so sein, dass der Glaube an Gott an Ansporn ist gut zu sein, damit man erreicht, was der Mensch im Innersten seines Wesens am meisten begehrt – die Gottesschau. ‚enjoy your life‘ heißt noch nicht ‚joy‘ empfinden 1 2. Die Anthropologie kreist um drei berühmte Fragen. Lassen sie sich gleichermaßen naturwissenschaftlich, philosophisch oder theologisch stellen? Anthropologie (altgriechisch ánthrōpos „Mensch“, und -logie: Menschenkunde) ist die Wissenschaft vom Menschen. Sie wird im deutschen Sprachraum und in vielen europäischen Ländern vor allem als Naturwissenschaft verstanden. Die naturwissenschaftliche oder physische Anthropologie betrachtet den Menschen im Anschluss an die Evolutionstheorie von Charles Darwin als biologisches Wesen. Dieser naturalistischen Betrachtung des Menschen stehen verschiedene andere Ansätze gegenüber, beispielsweise die philosophische Anthropologie. Hier wird der Mensch nicht nur als Objekt, sondern auch als Subjekt wissenschaftlich untersucht. Dabei geht es unter anderem um qualitative Eigenschaften wie die Personalität, die Entscheidungsfreiheit und die Möglichkeit zur Selbstbestimmung. 1 Naturwissenschaftlicher Ansatz (z.B. Charles Darwin’s Evolutionstheorie) 2 Geisteswissenschaftlicher Ansatz (auch theologische und philosophische A.) 3 Andere Ansätze und Mischformen (z.B. Psychologische Anthropologie) (Wikipedia) (1): Anthropologie – ja! …. theologisch? – nein! (2): Anthropologie – ja! … religiös – ja! … christlich – nein! (3): Anthropologie – ja! … aber weder religiös noch geisteswissenschaftlich! (2): Anthropologie – ja! … religiös – ja! … christlich – nein! Jürgen Habermas warnt vor anti-religiösem Leichtsinn „Gott bleibt nur so lange ein ‘Gott freier Menschen’, wie wir die absolute Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf nicht einebnen.“ (3): Anthropologie – ja! … aber weder religiös noch geisteswissenschaftlich! Sigmund Freud: Psycho-Analyse - das ‚Ich’ in Entwicklung zwischen ‚Es’ und ‚Über-Ich’ - das ‚Es’ zwischen pluralen Trieben und Reizen - das ‚Über-Ich’ zwischen pluralen Werten, Normen und Gewissen - die Rede von ‚Mit-Geschöpfen’ ist nicht ernst gemeint => Mensch erschafft sich in tierischer Seele ein ‚Ich’ => ‚Gewissen’ ist Über-Fremdung durch andere ‚Ich’ => Sexual- und andere Triebe sind mächtig Kopernikus – Darwin – Freud: Drei „Kränkungen der Menschheit“? 2 3. Was besagt und was bezweckt die Rede von den „drei Kränkungen der Menschheit“? „Nach dieser Einleitung möchte ich ausführen, dass der allgemeine Narzißmus, die Eigenliebe der Menschheit, bis jetzt drei schwere Kränkungen von seiten der wissenschaftlichen Forschung erfahren hat.“ (Sigmund Freud: Eine Schwierigkeit der Psychoanalyse, in: Imago (1917), 1-7) a) Kopernikus Der Mensch glaubte zuerst in den Anfängen seiner Forschung, dass sich sein Wohnsitz, die Erde, ruhend im Mittelpunkt des Weltalls befinde, während Sonne, Mond und Planeten sich in kreisförmigen Bahnen um die Erde bewegen. Er folgte dabei in naiver Weise dem Eindruck seiner Sinneswahrnehmungen, denn eine Bewegung der Erde verspürt er nicht, und wo immer er frei um sich blicken kann, findet er sich im Mittelpunkt eines Kreises, der die äußere Welt umschließt. Die zentrale Stellung der Erde war ihm aber eine Gewähr für ihre herrschende Rolle im Weltall und schien in guter Übereinstimmung mit seiner Neigung, sich als den Herrn dieser Welt zu fühlen. Die Zerstörung dieser narzißtischen Illusion knüpft sich für uns an den Namen und das Werk des Nik. Kopernikus im sechzehnten Jahrhundert. Lange vor ihm hatten die Pythagoräer an der bevorzugten Stellung der Erde gezweifelt, und Aristarch von Samos hatte im dritten vorchristlichen Jahrhundert ausgesprochen, dass die Erde viel kleiner sei als die Sonne und sich um diesen Himmelskörper bewege. Auch die große Entdeckung des Kopernikus war also schon vor ihm gemacht worden. Als sie aber allgemeine Anerkennung fand, hatte die menschliche Eigenliebe ihre erste, die kosmologische Kränkung erfahren. b) Darwin (≠ Nietzsche) Der Mensch warf sich im Laufe seiner Kulturentwicklung zum Herren über seine tierischen Mitgeschöpfe auf. Aber mit dieser Vorherrschaft nicht zufrieden, begann er eine Kluft zwischen ihrem und seinem Wesen zu legen. Er sprach ihnen die Vernunft ab und legte sich eine unsterbliche Seele bei, berief sich auf eine hohe göttliche Abkunft, die das Band der Gemeinschaft mit der Tierwelt zu zerreißen gestattete. Es ist merkwürdig, dass diese Überhebung dem kleinen Kinde wie dem primitiven und dem Urmenschen noch ferne liegt. Sie ist das Ergebnis einer späteren anspruchsvollen Entwicklung. Der Primitive fand es auf der Stufe des Totemismus nicht anstößig, seinen Stamm auf einen tierischen Ahnherrn zurückzuleiten. Der Mythus, welcher den Niederschlag jener alten Denkungsart enthält, läßt die Götter Tiergestalt annehmen, und die Kunst der ersten Zeiten bildet die Götter mit Tierköpfen. Das Kind empfindet keinen Unterschied zwischen dem eigenen Wesen und dem des Tieres; es läßt die Tiere ohne Verwunderung im Märchen denken und sprechen; es verschiebt einen Angsteffekt, der dem menschlichen Vater gilt, auf den Hund oder auf das Pferd, ohne damit eine Herabsetzung des Vaters zu beabsichtigen. Erst wenn es erwachsen ist, wird es sich dem Tiere soweit entfremdet haben, dass es den Menschen mit dem Namen des Tieres beschimpfen kann. Wir wissen es alle, dass die Forschung Ch. Darwins, seiner Mitarbeiter und Vorgänger, vor wenig mehr als einem halben Jahrhundert dieser Überhebung des Menschen ein Ende bereitet hat. Der Mensch ist nichts anderes und nichts besseres als die Tiere, er ist selbst aus der Tierreihe hervorgegangen, einigen Arten näher, anderen ferner verwandt. Seine späteren Erwerbungen vermochten es nicht, die Zeugnisse der Gleichwertigkeit zu verwischen, die in seinem Körperbau wie in seinen seelischen Anlagen gegeben sind. Dies ist aber die zweite, die biologische Kränkung des menschlichen Narzißmus. 3 c) Freud (≠ Wittgenstein) Am empfindlichsten trifft wohl die dritte Kränkung, die psychologischer Natur ist. Der Mensch, ob auch draußen erniedrigt, fühlt sich souverän in seiner eigenen Seele. Irgendwo im Kern seines Ichs hat er sich ein Aufsichtsorgan geschaffen, welches seine eigenen Regungen und Handlungen überwacht, ob sie mit seinen Anforderungen zusammenstimmen. Tun sie das nicht, so werden sie unerbittlich gehemmt und zurückgezogen. Seine innere Wahrnehmung, das Bewußtsein, gibt dem Ich Kunde von allen bedeutungsvollen Vorgängen im seelischen Getriebe, und der durch diese Nachrichten gelenkte Wille führt aus, was das Ich anordnet, ändert ab, was sich selbständig vollziehen möchte. Denn diese Seele ist nichts einfaches, vielmehr eine Hierarchie von über- und untergeordneten Instanzen, ein Gewirre von Impulsen, die unabhängig voneinander zur Ausführung drängen, entsprechend der Vielheit von Trieben und von Beziehungen zur Außenwelt, viele davon einander gegensätzlich und miteinander unverträglich. Es ist für die Funktion erforderlich, dass die oberste Instanz von allem Kenntnis erhalte, was sich vorbereitet, und dass ihr Wille überallhin dringen könne, um seinen Einfluß zu üben. Aber das Ich fühlt sich sicher sowohl der Vollständigkeit und Verläßlichkeit der Nachrichten als auch der Wegsamkeit für seine Befehle. In gewissen Krankheiten, allerdings gerade bei den von uns studierten Neurosen, ist es anders. Das Ich fühlt sich unbehaglich, es stößt auf Grenzen seiner Macht in seinem eigenen Haus, der Seele. Es tauchen plötzlich Gedanken auf, von denen man nicht weiß, woher sie kommen; man kann auch nichts dazu tun, sie zu vertreiben. Diese fremden Gäste scheinen selbst mächtiger zu sein als die dem Ich unterworfenen; sie widerstehen allen sonst so erprobten Machtmitteln des Willens, bleiben unbeirrt durch die logische Widerlegung, unangetastet durch die Gegenaussage der Realität. Oder es kommen Impulse, die wie die eines Fremden sind, so dass das Ich sie verleugnet, aber es muss sich doch vor ihnen fürchten und Vorsichten gegen sie treffen. Das Ich sagt sich, das ist eine Krankheit, eine fremde Invasion, es verschärft seine Wachsamkeit, aber es kann nicht verstehen, warum es sich in so seltsamer Weise gelähmt fühlt. Die Psychiatrie bestreitet zwar für solche Vorfälle, dass sich böse, fremde Geister ins Seelenleben eingedrängt haben, aber sonst sagt sie nur achselzuckend: Degeneration, hereditäre Disposition, konstitutionelle Minderwertigkeit! Die Psychoanalyse unternimmt es, diese unheimlichen Krankheitsfälle aufzuklären, sie stellt sorgfältige und langwierige Untersuchungen an, schafft sich Hilfsbegriffe und wissenschaftliche Konstruktionen und kann dem Ich endlich sagen: »Es ist nichts Fremdes in dich gefahren; ein Teil von deinem eigenen Seelenleben hat sich deiner Kenntnis und der Herrschaft deines Willens entzogen. Darum bist du auch so schwach in der Abwehr; du kämpfst mit einem Teil deiner Kraft gegen den anderen Teil, kannst nicht wie gegen einen äußeren Feind deine ganze Kraft zusammennehmen. Und es ist nicht einmal der schlechteste oder unwichtigste Anteil deiner seelischen Kräfte, der so in Gegensatz zu dir getreten und unabhängig von dir geworden ist. Die Schuld, muss ich sagen, liegt an dir selbst. Du hast deine Kraft überschätzt, wenn du geglaubt hast, du könntest mit deinen Sexualtrieben anstellen, was du willst, und brauchtest auf ihre Absichten nicht die mindeste Rücksicht zu nehmen. Da haben sie sich denn empört und sind ihre eigenen dunklen Wege gegangen, um sich der Unterdrückung zu entziehen, haben sich ihr Recht geschaffen auf eine Weise, die dir nicht mehr recht sein kann. Wie sie das zustande gebracht haben, und welche Wege sie gewandelt sind, das hast du nicht erfahren; nur das Ergebnis dieser Arbeit, das Symptom, das du als Leiden empfindest, ist zu deiner Kenntnis gekommen. Du erkennst es dann nicht als Abkömmling deiner eigenen verstoßenen Triebe und weißt nicht, dass es deren Ersatzbefriedigung ist.« 4 »Der ganze Vorgang wird aber nur durch den einen Umstand möglich, dass du dich auch in einem anderen wichtigen Punkte im Irrtum befindest. Du vertraust darauf, dass du alles erfährst, was in deiner Seele vorgeht, wenn es nur wichtig genug ist, weil dein Bewusstsein es dir dann meldet. Und wenn du von etwas in deiner Seele keine Nachricht bekommen hast, nimmst du zuversichtlich an, es sei nicht in ihr enthalten. Ja, du gehst so weit, dass du »seelisch« für identisch hältst mit »bewusst«, d. h. dir bekannt, trotz der augenscheinlichsten Beweise, dass in deinem Seelenleben beständig viel mehr vor sich gehen muss, als deinem Bewusstsein bekannt werden kann. Lass dich doch in diesem einen Punkt belehren! Das Seelische in dir fällt nicht mit dem dir Bewussten zusammen; es ist etwas anderes, ob etwas in deiner Seele vorgeht und ob du es auch erfährst. Für gewöhnlich, ich will es zugeben, reicht der Nachrichtendienst an dein Bewusstsein für deine Bedürfnisse aus. Du darfst dich in der Illusion wiegen, dass du alles wichtigere erfährst. Aber in manchen Fällen, z.B. in dem eines solchen Triebkonfliktes, versagt er und dein Wille reicht dann nicht weiter als dein Wissen. In allen Fällen aber sind diese Nachrichten deines Bewusstseins unvollständig und häufig unzuverlässig; auch trifft es sich oft genug, dass du von den Geschehnissen erst Kunde bekommst, wenn sie bereits vollzogen sind und du nichts mehr an ihnen ändern kannst. Wer kann, selbst wenn du nicht krank bist, ermessen, was sich alles in deiner Seele regt, wovon du nichts erfährst, oder worüber du falsch berichtet wirst. Du benimmst dich wie ein absoluter Herrscher, der es sich an den Informationen seiner obersten Hofämter genügen lässt und nicht zum Volk herabsteigt, um dessen Stimme zu hören. Geh in dich, in deine Tiefen und lerne dich erst kennen, dann wirst du verstehen, warum du krank werden musst, und vielleicht vermeiden, krank zu werden.« So wollte die Psychoanalyse das Ich belehren. Aber die beiden Aufklärungen, dass das Triebleben der Sexualität in uns nicht voll zu bändigen ist, und dass die seelischen Vorgänge an sich unbewusst sind und nur durch eine unvollständige und unzuverlässige Wahrnehmung dem Ich zugänglich und ihm unterworfen werden, kommen der Behauptung gleich, dass das Ich nicht Herr sei in seinem eigenen Haus. Sie stellen miteinander die dritte Kränkung der Eigenliebe dar, die ich die psychologische nennen möchte. Kein Wunder daher, dass das Ich der Psychoanalyse nicht seine Gunst zuwendet und ihr hartnäckig den Glauben verweigert. Die wenigsten Menschen dürften sich klar gemacht haben, einen wie folgenschweren Schritt die Annahme unbewusster seelischer Vorgänge für Wissenschaft und Leben bedeuten würde. Beeilen wir uns aber hinzuzufügen, dass nicht die Psychoanalyse diesen Schritt zuerst gemacht hat. Es sind namhafte Philosophen als Vorgänger anzuführen, vor allen der große Denker Schopenhauer, dessen unbewusster »Wille« den seelischen Trieben der Psychoanalyse gleichzusetzen ist. Derselbe Denker übrigens, der in Worten von unvergesslichem Nachdruck die Menschen an die immer noch unterschätzte Bedeutung ihres Sexualstrebens gemahnt hat. Die Psychoanalyse hat nur das eine voraus, dass sie die beiden dem Narzissmus so peinlichen Sätze von der psychischen Bedeutung der Sexualität und von der Unbewusstheit des Seelenlebens nicht abstrakt behauptet, sondern an einem Material erweist, welches jeden einzelnen persönlich angeht und seine Stellungnahme zu diesen Problemen erzwingt. Aber gerade darum lenkt sie die Abneigung und die Widerstände auf sich, welche den großen Namen des Philosophen noch scheu vermeiden. Was ist so kränkend an der Vorstellung, vom Affen abzustammen? Nicht die Abstammung vom Affen ist eine Kränkung, sondern die reduktionistische Erklärung, dass die Beziehung zu Gott, die Erkenntnis von Wahrheit, Schönheit, Güte, und geistige Freiheit Illusionen seien. 5 4. Die Evolutionstheorie wird als Argument für ein Menschenbild verwendet, das Gott sowie die Unterscheidung von Gut und Böse ausklammert. Wie funktioniert dieses Argument? Überzeugend? Evolution erklärt alles: = der Mensch ist nicht Gottes Geschöpf = ‚gut’ + ‚böse’ sind Illusionen = ‚Sinn’ + ‚Zweck’ sind Illusionen = ohne Mitleid => Darwin-Mechanik ermöglicht neuen Atheismus „Gut und Böse“ aus naturwissenschaftlicher, speziell biologischer Sicht betrachtet, provoziert unmittelbar die Frage, ob es sich hier überhaupt um Kategorien handelt, die naturwissenschaftlich erfassbar sind. Notwendig erscheint es auf jeden Fall, in einem ersten Schritt zu einer Begriffsklärung zu gelangen, die dem naturwissenschaftlichen terminologischen Anspruch genügt. Dabei erscheint es zunächst leichter, sich dem „Bösen“ zu nähern, denn zumindest seit Konrad Lorenz‘ „Das sogenannte Böse“ (1974) ist der Versuch, das „Böse“ verhaltens- und evolutionsbiologisch zu erfassen, vertraut. Sucht man also hier nach einer terminologischen Schärfung, gelangt man bei Lorenz bereits in seinem Vorwort schnell zu einer Gleichsetzung von „böse“ und „aggressiv“, und noch genauer: „Das Buch handelt von der Aggression, das heißt von dem auf den Artgenossen gerichteten Kampftrieb von Tier und Mensch.“ (Lorenz 1974: 7). Lässt man Lorenz‘ eigentliches argumentatives Ziel, nämlich der Nachweis eines „Aggressionstriebes“, hier noch außer Betracht, ergibt sich nach Lorenz die terminologische Klärung, das „Böse“ sei, biologisch gesprochen, die innerartliche Aggression. (aus http://www.izpp.de/fileadmin/user_upload/Ausgabe-1-2009/7-LeinhosHeinke_Gut_und_Boese.pdf) <=> Geistnatur = philosophisches Hauptproblem des ideologischen Naturalismus Das Argument, gut und böse wären nur eine Illusion, funktioniert nur durch Ausklammerung der Geistnatur des Menschen. Das geht Hand in Hand mit dem Atheismus. Schon in Darwin selbst regten sich hier Zweifel: Kann man dem menschlichen Bewusstsein, das – davon bin ich fest überzeugt – sich aus einem so niedrigen Bewusstsein entwickelt hat, wie es das niedrigste Lebewesen besitzt, kann man ihm trauen, wenn es so anspruchsvolle Schlüsse zieht? … Das Mysterium vom Anfang aller Dinge können wir nicht aufklären; und ich jedenfalls muß mich damit zufrieden geben, Agnostiker zu bleiben. (Autobiographie) C. S. Lewis-Argument: Naturalismus lässt sich nicht als Erkenntnis denken => Unfähigkeit zur Erkenntnis aufgrund von Evolution des Geistes Wenn Beziehung zu Gott, die Erkenntnis von Wahrheit, Schönheit, Güte, und geistige Freiheit Illusionen sind, dann wird es auch schwierig eine überzeugende Ethik zu begründen. Zur Leugnung der Willensfreiheit des Menschen siehe auch Pariser Verurteilungen von 1277 und Johannes Duns Scotus: synchrone Kontingenz (aus Freiheit), Folie 5. 6 Ergänzungen aus der persönlichen Mitschrift Auch Freiheit ist eine Illusion Evolutionismus wird verneint, nicht die Evolutionstheorie selbst. Wie Gott die Welt schafft, sieht man ja daran, was er tut. 1. Punkt Zwei unterschiedliche Schöpfungsberichte nebeneinander 2. Punkt Es können ja keine Berichte sein, weil keiner dabei war. Es kann nur Prophetie sein, durch Eingabe durch den Heiligen Geist. 3. Punkt Gott kann die Welt wegen der creatio continua nicht verlassen. Gott wirkt weiter an der Schöpfung. Wenn er nur die Welt geschaffen hätte und dann die Welt sich alleine überlassen hätte, wäre das halber Deismus. In der Evolutionstheorie geht es nicht um individuelle Stärken eines Lebewesens, sondern darum, wie viele Nachkommen er „produziert“. Das ist servival of the fitest. Die Evolutionstheorie interessiert sich nicht für geistige Fortschritte und dergleichen. Ein Naturalist kann seine Theorie nicht als wahr bezeichnen. Eine Theorie besagt, dass die Gottesverehrung im Sinne des servival of the fitest einen Vorteil verschaffte aber heute zeigt sich die Gottesverehrung als eine sich krankhaft auswirkende. Man geht von einem Gottgen aus und dieses muss ausgetrieben werden. Ontokosmologische Anschauung Darin lassen sich aussagen über das Sein über Aussagen des Kosmos machen. These 21: Nichts geschieht zufällig … Kontingenz = die nicht-Notwendigkeit potenzieller Ereignisse im Gegensatz zu metaphysischer schicksalhafter Notwendigkeit (Beispiel des Professors mit Elefant und Butterblümchen) Wesensnotwendigkeit Der Begriff Notwendigkeit, der naturalistische Notwendigkeit, hat man nur, wenn man den Schöpfungsglauben hat. Der Gott des Aristoteles blickt nicht auf das Ganze, sondern nur auf sich selbst. Die nächste Frage ist, weiß Gott überhaupt, was geschehen wird, die nicht notwendig ist? Davon hängt auch wieder die Frage der Freiheit ab. siehe zudem „Hoping Evolution-Schöpfung.pdf“ und „Eine einzige Spezies Mensch Funde in Georgien.pdf“ 7 5. Kann eine evolutionistische Erkenntnis- oder Moralbegründung gelingen? Gelingt sie ‚freudianisch’? Wenn die Evolutionstheorie sagt, dass die Beziehung zu Gott, die Erkenntnis von Wahrheit, Schönheit, Güte, und geistige Freiheit nur Illusionen sind, dann kann keine Erkenntnis- oder Moralbegründung gelingen, auch keine evolutionistische. Hilft Freud da weiter? - Telos der Einzelnatur obsolet => moralische Tugend obsolet - Moralität entstammt der Autonomie der praktischen Vernunft => Erb-/Ur-Sünde undenkbar, Beleidigung des Verstandes Sigmund Freud: Über-Ich-Theorie Die freud‘schen Thesen dürften eher naturalistische Argumenten Auftrieb geben als dass sie selber zu einer Erkenntnis- oder Moralbegründung beitragen würden. C. S. Lewis: Die Abschaffung des Menschen Im Februar 1943 hielt Lewis an der Universität von Durham die Riddell Memorial Lectures, eine dreiteilige Vorlesungsreihe, die später als The Abolition of Man (dt. Die Abschaffung des Menschen) herausgegeben wurde und sein wohl bekanntestes fachliterarisches Werk darstellt. Er kritisierte das angeblich oberflächliche Schulmaterial, das die Schüler zu einer Weltanschauung ohne jegliche objektive Werte führen würde. Die gesammelten Vorträge von Lewis, die die BBC ausstrahlte, wurden unter dem Titel Mere Christianity (dt. Christentum schlechthin bzw. Pardon, ich bin Christ) veröffentlicht. Lewis hielt es für wichtig, die Existenz einer Hölle konkret ins Auge zu fassen. In Über den Schmerz schrieb er: „Bei allen Erörterungen über die Hölle müssen wir uns ständig vor Augen halten, daß sie wahrhaft möglich ist – nicht für unsere Feinde, nicht für unsere Freunde (beide trüben den klaren Blick der Vernunft), nein: für uns selbst.“ (Wikipedia) John Henry Newman: Apologia pro vita sua und Grammar of Assent Ferner wurde ich zu einer Prüfung der Verkettung der Argumente veranlaßt, die den Geist von den einfachen bis zu den letzten religiösen Begriffen fortleiten was mich zweifellos schon lange vorher beschäftigt hatte; und ich kam zu dem Schluß, daß es in der wahren Philosophie kein Mittelding zwischen Atheismus und Katholizismus gebe, und daß ein vollkommen konsequenter Geist unter den Umständen, in denen er hienieden lebt, sich entweder zum einen oder zum anderen bekennen müsse. Und das glaube ich jetzt noch: Ich bin Katholik, kraft meines Glaubens and Gott; und wenn ich gefragt werde, warum ich an einen Gott glaube, so gebe ich zur Antwort: Weil ich an mich selbst glaube, denn meinem Empfinden nach ist es unmöglich, an meine eigene Existenz zu glauben (und dieser Tatsache bin ich ganz sicher), ohne auch an die Existenz dessen zu glauben, der als ein persönliches, allwissendes und allvergeltendes Wesen in meinem Gewissen lebt. Ich habe mich allerdings nicht mit philosophischer Korrektheit ausgedrückt, denn ich habe nie studiert, was die Metaphysiker darüber gesagt haben; aber ich glaube, daß ich mit dem Gesagten eine wichtige und wahre Meinung ausspreche, die einer Prüfung standhalten wird. 8 Immanuel Kant: Kritik der Praktischen Vernunft Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmenden Bewunderung und Ehrfurcht, je öfter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: Der bestirnte Himmel über mir, und das moralische Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt, oder im Überschwenglichen, außer meinem Gesichtskreise, suchen und bloß vermuten; ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar mit dem Bewußtsein meiner Existenz. Das erste fängt von dem Platze an, den ich in der äußern Sinnenwelt ein-nehme, und erweitert die Verknüpfung, darin ich stehe, ins unabsehlich-Große mit Wel-ten über Welten und Systemen von Systemen, überdem noch in grenzenlose Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Anfang und Fortdauer. Das zweite fängt von meinem unsichtbaren Selbst, meiner Persönlichkeit, an, und stellt mich in einer Welt dar, die wahre Unendlichkeit hat, aber nur dem Verstande spürbar ist, und mit welcher (dadurch aber auch zugleich mit allen jenen sichtbaren Welten) ich mich nicht, wie dort, in bloß zufälliger, sondern allgemeiner und notwendiger Verknüpfung erkenne. … … Der erstere Anblick einer zahllosen Weltenmenge vernichtet gleichsam meine Wichtigkeit, als eines tierischen Geschöpfs, das die Materie, daraus es ward, dem Planeten (einem bloßen Punkt im Weltall) wieder zurückgeben muß, nachdem es eine kurze Zeit (man weiß nicht wie) mit Lebenskraft versehen gewesen. Der zweite erhebt dagegen meinen Wert, als einer Intelligenz, unendlich, durch meine Persönlichkeit, in welcher das moralische Gesetz mir ein von der Tierheit und selbst von der ganzen Sinnenwelt unabhängiges Leben offenbart, wenigstens so viel sich aus der zweckmäßigen Bestimmung meines Daseins durch dieses Gesetz, welche nicht auf Bedingungen und Grenzen dieses Lebens einge-schränkt ist, sondern ins Unendliche geht, abnehmen läßt. 9 6. Die biblische Geschichte vom ‚Sündenfall’ wird unterschiedlich interpretiert. Wie und warum? Ursünde oder Erbsünde? – nur drei logische Denkmöglichkeiten a) unwiderstehliche Naturgeneigtheit zu dieser Disposition entweder: (unvermeidlicher) Schöpfungsfehler - endliche Subjektivität => incurvatus in se ipsum - endliche Freiheit => material bedingt (Leib/Kultur) - endliche Person => angstbesetzte communio oder: durch Sündenfall natura totaliter corrupta (Sünde als Selbstverschluss, d. i. beziehungslose Egozentrik) Protest der Aufklärung: (vgl. A. MacIntyre: „After virtue“) - Telos der Einzelnatur obsolet => moralische Tugend obsolet - Moralität entstammt der Autonomie der praktischen Vernunft => Erb-/Ur-Sünde undenkbar, Beleidigung des Verstandes hier wäre wohl die onto-kosmologische Weltanschauung zu nennen (alles ist determiniert; es gibt keinen freien Willen und damit ist die Rede von der Vernunftfähigkeit des Menschen unnütz) b) Vererbung erworbener Disposition = Naturalisierung in Analogie zu Dawkins GodMnem ‚positive’ Vererbung eines ‚geistigen’ Merkmals durch Zeugung => Lorenz (Siehe Frage 4; „Das sogenannte Böse“), Wuketits, Jantsch = bad theology c) Vererbung eines Mangels = Personalisierung wie in Genesis 3 ‚privative’ Vererbung, wirkt auf die nature-nurture-Einheit => Auswirkung auf die Gnadenlehre (zu erfüllendes Telos) Prüfungsfrage: Was ist die katholische Lehrmeinung zur Ursünde? Was ist sie? Ein Mangel? Welche Art Mangel? Ursünde besser als Erbsünde (vgl. Trient, 17. Juni 1546: De peccato originale ) Der Begriff “Erb-”Sünde ist freilich insofern fatal, als er abwegige Assoziationen auslöst: Er lässt das Missverständnis aufkommen, als ob es hier um genealogisch bestimmte Vorgänge im Sinne einer vererbten Krankheit gehe. Damit aber wäre das, was der Begriff meint, gerade in seiner Pointe verfehlt. Ebenso wie eine Erbkrankheit ein Verhängnis ist, das mich von aussen, von meinen Vorfahren trifft, an dem ich also ganz unschuldig bin, würde auch die Erbsünde aus einer Schuld in Schicksal verwandelt und ins Ausserpersönliche abgeschoben. Doch weil gerade das eben nicht gemeint ist, sollte man lieber die lateineische Vorlage des Begriffs, peccatum originale, Ursünde, als Bezeichnung wählen. In diesem Sinne meint das Wort einen Schuldzusammenhang, in dem ich mich immer schon vorfinde. Es meint Prozesse, in die ich mich verwickelt sehe, die ich aber gleichwohl so mitvollziehe, dass ich mich nicht von ihnen als einem artfremden Andern distanzieren kann, sondern dass ich sie als Subjekt veranworten und von ihnen sagen muss: mea culpa, meine Schuld. (aus http://bibelkreis-muenchen.de/?p=1515) 10 7. Es war von der ‚Schöpfungsdifferenz’ und der ‚Persondifferenz’ die Rede. Wozu dienen die besagten Unterscheidungen in der Theologischen Anthropologie? Die Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf ermöglicht die Eigenwirklichkeit des Menschen und der Schöpfung und „befreit die Welt, ihre Geschichte und damit auch den Menschen von der Last einer vermeintlichen Göttlichkeit. (http://www.kaththeol.unimuenchen.de/lehrstuehle/christl_sozialethik/personen/1vogt/material/ss08_nachhaltigkeit/nachhaltzsf08_9.pdf) Schöpfungsdifferenz = Eigenwirklichkeit der Schöpfung; (?) Persondifferenz = Eigenwirklichkeit des Menschen (?) Gerade diese Differenz ermöglicht eine freie Beziehung der Geschöpfe zu ihrem Schöpfer. unwiderstehliche Naturgeneigtheit zu dieser Disposition entweder: (unvermeidlicher) Schöpfungsfehler - endliche Subjektivität => incurvatus in se ipsum - endliche Freiheit => material bedingt (Leib/Kultur) - endliche Person => angstbesetzte communio oder: durch Sündenfall natura totaliter corrupta Folie 10 „Gott bleibt nur so lange ein ‘Gott freier Menschen’, wie wir die absolute Differenz zwischen Schöpfer und Geschöpf nicht einebnen.“ (Folie 3) Tod durch Negieren der Schöpfungsdifferenz in Person (Folie 9) Schöpfungs- und Persondifferenz kann man … leugnen – negieren – zementieren – verabsolutieren naturalistisch – nihilistisch – pluralistisch – relativistisch (Folie 9) In meinen Überlegungen über die Unlösbarkeit des Gottesproblems hatte ich diese Möglichkeit nicht vorgesehen: Christus selbst ist hernieder gestiegen und hat mich ergriffen. Eine wirkliche Berührung von Person zu Person, hienieden, zwischen menschlichem Wesen und Gott. (Simone Weil) Wenn Gott Mensch wird, ist es gut, ein Mensch zu sein. (Joseph Ratzinger) (Folie 9) 11 8. Lassen sich die ‚onto-kosmologische Weltanschauung’ und die Theologische Anthropologie christlicher Prägung miteinander vereinbaren? onto-kosmologische Weltanschauung (R.Söder) psycho-physischer Einfluss auf (intelligentes) Leben auf der Erde als Koinzidenz astraler Konstellationen Pariser Verurteilungen von 1277 Karl Rahner „Denn in einer allgemeinen Ontologie ist vom Sein im allgemeinen ja nicht die Rede bloß im Sinn der leeren logischen Einheitlichkeit des „Etwas“ (welcher Begriff nie ausreichen würde zu einer angemessenen Bestimmung des absoluten Seins, die für eine Religionsphilosophie hinreichend ist), sondern im Sinn eines analogen ontologischen Seinsbegriffes, der einerseits zwar von allem Seienden ausgesagt werden kann, so jedoch, daß in ihm immer schon mitgewußt wird, was eigentlich Sein in seiner wachsenden Reinheit und Fülle ist, und so dieser Begriff als nur analog aussagbar gewußt wird. Das aber ist nur möglich, wenn der philosophische Mensch an einer Stelle wenigstens ein Seiendes unmittelbar erreicht, das selbst in gewisser Weise diese nach oben greifende Fülle des Seins selbst ist, den Geist nämlich. Er muß sich selbst, um Ontologie treiben zu können, als Geist erfaßt haben, Denn nur dann kann er wissen, was Sein eigentlich, analog ist. Nur dann kann der Mensch wissen, daß Sein in seiner Reinheit und Fülle eigentlich Geist ist, nur dann kann er einen wenigstens analogen Begriff von Gott bilden, der eine Religion ermöglichen kann.“ HdW 217/264 siehe dazu auch „Indischer Zukunftshorror.pdf“ 12 9. Was versteht man unter der ‚Gretchenfrage’? Welche Antwort legt die Theologische Anthropologie christlicher Prägung nahe, von welcher muss sie sich distanzieren? „Nun sag, wie hast du’s mit der Religion? Du bist ein herzlich guter Mann, allein ich glaub, du hältst nicht viel davon.“ Im engeren Sinne ist mit Gretchenfrage demnach die Frage nach der Religiosität der jeweils angesprochenen Person oder sozialen Gruppe gemeint. Im weiteren Sinne werden auch andere Fragen mit der expliziten oder impliziten Fragestruktur: „Wie hast du’s mit…“ als Gretchenfragen bezeichnet. Die Gretchenfrage bei Goethe Margarethe, genannt Gretchen, ist ein sehr junges Mädchen, das von dem älteren, respektablen Wissenschaftler Faust umworben wird. Nachdem sie sich schon mehrmals getroffen und auch geküsst, aber noch nicht miteinander geschlafen haben, stellt Gretchen an Faust ihre Frage. Da Faust ausweicht und zunächst zurückfragt, in welchem Sinne sie denn eine Auskunft begehre, ob es ihr um die tieferen Inhalte des Glaubens oder das unhinterfragte Befolgen der Traditionen gehe, gibt Gretchen schließlich das Fragen auf, da sie sich diesem Niveau der Diskussion nicht gewachsen fühlt. Überzeugen kann er sie indes nicht: obwohl Fausts Rechtfertigungen leidlich scheinen mögen, kommt sie zum definitiven Schluss, Faust habe kein Christentum, was insofern zutrifft, als Faust in der Osternacht in einem Monolog zugegeben hat, dass ihm der Glaube (hier: an die Auferstehung Jesu und die Folgen dieses Vorgangs) fehle. Da Faust (was Gretchen nicht weiß) einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat, erfasst sie durch ihre Frage Fausts „wunden Punkt“ intuitiv richtig. Goethe stellt an dieser Stelle mit Gretchen und Faust zwei Entwürfe einander gegenüber: Zum einen das Mädchen aus einfachen traditionsbestimmten Verhältnissen, das den Glauben an Gott und kirchliche Religiosität als Zentrum auch des eigenen Selbstverständnisses übernommen hat; zum anderen der gelehrte Heinrich Faust, der im Sinne neuzeitlicher Subjektivität auch die überlieferte Religion in Frage stellt und argumentiert, er könne die gleichen Gefühle für das Gute, Schöne und Anständige haben wie Gretchen. Diese Werte müssten aber nicht unbedingt von der Kanzel gepredigt werden, um beherzigt zu werden. Da zur Zeit Goethes die christliche Religion die Sexualmoral definierte, will Gretchen wissen, mit welcher Haltung Fausts gegenüber der Religion, d.h. gegenüber dem christlichen Glauben, sie rechnen soll. Ihre Frage nach Fausts Glauben ist auch die Frage nach seiner Lebenspraxis und gesellschaftlichen Eingebundenheit. (Wikipedia) Welche Antwort legt die Theologische Anthropologie christlicher Prägung nahe, von welcher muss sie sich distanzieren? John Henry Newman, Apologia pro vita sua: Ferner wurde ich zu einer Prüfung der Verkettung der Argumente veranlaßt, die den Geist von den einfachen bis zu den letzten religiösen Begriffen fortleiten was mich zweifellos schon lange vorher beschäftigt hatte; und ich kam zu dem Schluß, dass es in der wahren Philosophie kein Mittelding zwischen Atheismus und Katholizismus gebe, und dass ein vollkommen konsequenter Geist unter den Umständen, in denen er hienieden lebt, sich entweder zum einen oder zum anderen bekennen müsse. Und das glaube ich jetzt noch: Ich bin Katholik, kraft meines Glaubens and Gott; und wenn 13 ich gefragt werde, warum ich an einen Gott glaube, so gebe ich zur Antwort: Weil ich an mich selbst glaube, denn meinem Empfinden nach ist es unmöglich, an meine eigene Existenz zu glauben (und dieser Tatsache bin ich ganz sicher), ohne auch an die Existenz dessen zu glauben, der als ein persönliches, allwissendes und allvergeltendes Wesen in meinem Gewissen lebt. Ich habe mich allerdings nicht mit philosophischer Korrektheit ausgedrückt, denn ich habe nie studiert, was die Metaphysiker darüber gesagt haben; aber ich glaube, dass ich mit dem Gesagten eine wichtige und wahre Meinung ausspreche, die einer Prüfung standhalten wird. Wilhelm Busch Sie stritten sich beim Wein herum, Was das nun wieder wäre, Das mit dem Darwin wär’ gar zu dumm, Und wider die menschliche Ehre. Sie tranken noch manchen Humpen aus, Sie stolperten aus den Türen, Sie grunzten vernehmlich und kamen nach Haus Gekrochen auf allen Vieren. Die Vorstellung der Ehre ist hier eine Problematische. Vor allem aber; warum sollte man sich in der Ehre gekränkt fühlen, weil der Mensch vom Affen abstammt? Mehr dazu bei den drei Kränkungen der Menschheit. 14 10. Was ist mit ‚synchroner Kontingenz’ gemeint? Welche Bedeutung hat sie für die Theol. Anthropologie? Johannes Duns Scotus: synchrone Kontingenz (aus Freiheit) Die Skizze veranschaulicht den Unterschied der Auffassungen von Parmenides und Aristoteles. Für Parmenides ist p der einzig mögliche und darum nie wechselnde Zustand einer Sache. Für Aristoteles ist p nur einer von mehreren möglichen Zuständen, d.h. auch –p ist möglich. Parmenides Aristoteles Diese alternative Möglichkeit (-p) gilt indessen nur für einen anderen Zeitpunkt; zur selben Zeit gibt es nach Aristoteles nur einen und genau einen möglichen Zustand. Das bedeutet aber, dass die Zustände zwar wechseln können, dass sie aber in diesem Wechsel notwendig bestimmt sind, weil es für jeden Zeitpunkt nur immer einen möglichen Zustand gibt. Der Übergang von einem zum anderen Zustand ist mithin notwendig determiniert und keineswegs frei; er geschieht unvermeidlich. Als Scotus diese Zusammenhänge studierte, ging ihm auf, dass diese Art von Kontingenz nicht ausreicht, um die Zukunft offen zu denken und die Freiheit des Willens zu gewährleisten. Denn der Begriff der Freiheit erfordert die doppelte Möglichkeit, eine Handlung zu tun oder auch zu unterlassen. Wenn ich jemanden für eine böse Tat tadle, dann setze ich voraus, dass der Getadelte die Tat auch hätte vermeiden können. Darum verschärft Scotus den Begriff der Kontingenz: »‘Kontingent‘ nenne ich hier nicht jegliches, was nicht notwendig und nicht von überzeitlicher Dauer ist, sondern jenes, dessen Gegenteil geschehen könnte eben dann, wenn es geschieht.« Mit dieser Definition formuliert Scotus die von ihm entdeckte »synchrone Kontingenz«. Sie besagt das Bestehen von alternativen Möglichkeiten nicht nur nacheinander, sondern in einem Moment. Im Vergleich zur diachronen Kontingenz, die Aristoteles für zureichend gehalten hat, kann die synchrone Kontingenz wie folgt veranschaulicht werden: Scotus Die schraffierten Kästchen stehen für die verwirklichten Möglichkeiten p oder –p, die leeren, nicht schraffierten für diejenigen Alternativen, die jeweils unverwirklicht geblieben sind. Das Neue der scotischen Theorie wird durch die Existenz dieser leeren Felder veranschaulicht: Zugleich mit den verwirklichten Möglichkeiten sind jeweils Alternativen möglich gewesen. Es hätte auch anders kommen können, nichts ist schicksalhaft vorherbestimmt! Die Zukunft ist offen, denn es gibt immer mehr Möglichkeiten, als tatsächlich realisiert werden. 15 Scotus erkannte indessen nicht nur, dass die Ereigniswelt synchron kontingent sein muss, wenn es in der Welt Freiheit geben soll, er begründete darüber hinaus die Einsicht, dass die Kontingenz der Ereigniswelt zur Bedingung hat, dass schon die erste Ursache, also Gott, auf freie Weise tätig ist und sich folglich nicht auf naturnotwendige Weise zu den Dingen außerhalb ihrer selbst verhält. Beide Einsichten zusammengenommen führen zu folgender These: Bedingung der Möglichkeit menschlicher Freiheit ist die göttliche Freiheit. Dies muss entschieden gegen das aristotelische Notwendigkeitsdenken festgehalten werden: »ARISTOTELES hat behauptet und ähnlich auch AVICENNA, dass Gott sich auf notwendige Weise zu den anderen (Dingen) außerhalb seiner selbst verhält, und daraus folgt, dass sich jedes andere auf notwendige Weise zu ihm verhält.« Scotus zeigt, dass aus dieser Prämisse unweigerlich folgt, dass es in der Welt keine unvermeidlichen, d.h. synchron kontingenten Ereignisse geben kann. Die scheinbar zufälligen Geschehnisse wären letztlich in einen notwendigen Kausalzusammenhang eingeordnet, denn: »Jede Zweitursache verursacht insofern, als sie von der ersten bewegt wird; wenn also die erste mit Notwendigkeit bewegt, so wird jede mit Notwendigkeit bewegt und jegliches wird mit Notwendigkeit verursacht.« »Wie sollte das«, erläutert Etienne GILSON, »was aus einer Ursache resultiert, die ihrer eigenen Notwendigkeit gehorcht, nicht der Notwendigkeit unterworfen sein?« Die Schlußfolgerung gilt ausnahmslos, auch für den menschlichen Willen, dem keine Sonderstellung zugestanden werden kann, weil die Notwendigkeit des göttlichen Wirkens auch bis zum menschlichen Wollen durchschlagen müßte. So ergibt sich, dass nur eine der beiden Alternativen richtig sein kann: »Entweder also geschieht nichts in kontingenter Weise, d.h. vermeidlich, oder das Erste verursacht, und zwar auch unmittelbar, in solcher Weise, dass es auch nicht verursachen könnte.« Scotus sieht viel deutlicher als seiner Vorgänger, dass der Naturalismus nur abgewehrt werden kann, wenn zuerst und vor allem der Begriff von Gott und seinem Handeln neu bestimmt wird. Darum seine Warnung: »Noli mensurare Deum secundum Averroëm! – Miß Gott nicht mit dem Maße, das Averroës angelegt hat!« http://www.pth-muenster.de/view.php?nid=126&page=8 16 11. Was unterscheidet Kreatianismus von Kreationismus? Ist das wichtig für die Theol. Anthropologie? Der Kreatianismus (von lateinisch creatio, „das Erschaffen“) ist eine christliche Lehre über die Entstehung der Seele, die von dem Kirchenvater Laktanz formuliert und begründet wurde. Sie besagt, dass die Seele dem Menschen nicht von seinen Eltern über die Zeugung vermittelt wird (Generatianismus) und auch nicht vor der Entstehung des Körpers existiert (Präexistenzlehre), sondern zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott erschaffen und in den sich bildenden Körper eingefügt wird. Der Kreatianismus hatte aus der Sicht mancher Kirchenväter den Nachteil, dass er nicht wie der Generatianismus die (damals noch nicht so bezeichnete) Erbsünde erklären konnte, die Übertragung der Sündhaftigkeit von Adam auf seine Nachkommen, da eine neu geschaffene Seele nicht von der Erbsünde betroffen zu sein schien. Daher konnte sich Augustinus von Hippo nicht zwischen Generatianismus und Kreatianismus entscheiden. Später wurde jedoch der Kreatianismus von der katholischen Kirche zur verbindlichen Lehrmeinung erklärt, die gegenteiligen Ansichten wurden verurteilt. Basierend auf (Ps 2,7 ELB) wird argumentiert, dass im Moment der Zeugung die neue Persönlichkeit entstanden ist. (Wikipedia) Kreationismus (von lat. creatio „Schöpfung”) ist die Auffassung, dass das Universum, das Leben und der Mensch durch einen unmittelbaren Eingriff eines Schöpfergottes in natürliche Vorgänge entstanden sind. Er begründet dies mit der wörtlichen Interpretation der Heiligen Schriften der abrahamitischen Religionen (insbesondere das 1. Buch Mose). Der Kreationismus entstand im 19. Jahrhundert als Widerstand gegen das Postulat eines hohen Erdalters und die darwinsche Evolutionstheorie. Heute richtet sich der Widerstand gegen die moderne Naturwissenschaft und den Atheismus. Seine größte Bedeutung hat der Kreationismus in den christlich-fundamentalistischen und evangelikalen Richtungen in den USA. Dort hat er unter Wählern der konservativen Republikaner viele Anhänger, die sogenannte religiöse Rechte. Sie sprechen sich dafür aus, den Kreationismus zum Inhalt des Biologieunterrichts an Schulen zu machen. Da die US-amerikanische Verfassung jedoch ein Verbot religiöser Inhalte im Schulunterricht enthält und auch keinen gesonderten Religionsunterricht vorsieht, behaupten sie, der Kreationismus lasse sich als wissenschaftliche Theorie vertreten und könne folglich ohne Konflikt mit der Verfassung unterrichtet werden. Gerichte haben jedoch in letzter Instanz stets gegen diese Ansicht geurteilt. In seinen verschiedenen Formen changiert der Kreationismus zwischen Religionslehre und Pseudowissenschaft. Im Islam vertritt heute u. a. Harun Yahya den Kreationismus, im Judentum sind es vor allem Anhänger orthodoxer Richtungen. (Wikipedia) 17 12. Kann die Theologische Anthropologie im Intelligent Design eine Hilfe für eine zeitgenössische Rede vom Menschen als Geschöpf Gottes finden? Intelligent Design (dt.: ‚intelligenter Entwurf‘, ‚intelligente Gestaltung‘; abgekürzt ID) ist die kreationistische Auffassung, dass sich bestimmte Eigenschaften des Universums und des Lebens auf der Erde am besten durch einen intelligenten Urheber erklären lassen und nicht durch einen Vorgang ohne solche Leitung, wie die natürliche Selektion. Es ist eine moderne Fassung des traditionellen teleologischen Arguments für die Existenz Gottes, die versucht, sich Aussagen über das Wesen oder die Identität des Designers vollständig zu enthalten. Diese Idee wurde von einer Gruppe von US-amerikanischen Neokreationisten entwickelt, die ihre Behauptungen aus der Kreationismus-Kontroverse abänderten, um gerichtliche Entscheidungen zu umgehen, die es in den USA verbieten, Kreationismus als Schulfach zu unterrichten. Die führenden Intelligent-DesignVertreter sind alle US-Amerikaner und gehören dem Discovery Institute an, einer konservativen Denkfabrik. Sie glauben, dass der Designer der christliche Gott ist. Die Anhänger des Intelligent Designs verstehen Intelligent Design als wissenschaftliche Theorie und versuchen, den Begriff der Wissenschaft grundlegend umzudefinieren, so dass er auch übernatürliche Erklärungen zulässt. Sie vertreten den Standpunkt, dass Intelligent Design mit vorhandenen wissenschaftlichen Theorien zum Ursprung des Lebens auf einer Stufe steht oder ihnen überlegen ist und dass sich mit Komplexitätskriterien zwingend beweisen oder sehr wahrscheinlich machen lässt, dass das Leben auf ähnliche Weise entstanden sein muss wie vom Menschen für einen Zweck geschaffene Nutzgegenstände. Nach Ansicht der Wissenschaftsgemeinde ist Intelligent Design keine Wissenschaft. Die National Academy of Sciences führt aus, dass „Kreationismus, Intelligent Design sowie ähnliche Ansichten, die einen übernatürlichen Eingriff bei der Entstehung des Lebens oder der Arten behaupten, keine Wissenschaft sind, weil sie mit den Methoden der Wissenschaft nicht überprüft werden können.“ Die U.S. National Science Teachers Association und die American Association for the Advancement of Science haben Intelligent Design als Pseudowissenschaft bewertet. Dieser Bewertung haben sich Teile der Wissenschaftsgemeinde ausdrücklich angeschlossen, während andere der Auffassung sind, dass es eher als ‘Junk Science’ angesehen werden muss. Intelligent Design entstand als Antwort auf das Urteil des United States Supreme Court im Fall Edwards vs. Aguillard, bei dem es um die Trennung von Staat und Kirche ging. Erstmals wurde dieser Standpunkt 1989 in Of Pandas and People, einem Schulbuch für den Biologieunterricht an weiterführenden Schulen, veröffentlicht. Weitere Bücher darüber erschienen in den 1990er Jahren. Mitte der 1990er wurden die Vertreter des Intelligent Designs nach und nach im Umfeld des Discovery Institute aktiv und begannen, für die Aufnahme von Intelligent Design in den Lehrplan öffentlicher Schulen zu werben. Durch die zentrale Rolle, die das Discovery Institute und sein Center for Science and Culture bei Organisation und Finanzierung spielte, drang die IntelligentDesign-Bewegung in den späten 1990ern und den frühen 2000ern verstärkt in die Öffentlichkeit. Die Absicht, im öffentlichen Schulunterricht Intelligent Design als alternative Erklärung für den Ursprung des Lebens darzustellen, mündete schließlich im Verfahren Kitzmiller vs. Dover Area School District. Eltern griffen einen Erlass an, gemäß dem Intelligent Design im Biologieunterricht dargestellt werden sollte. Der vorsitzende Bezirksrichter John E. Jones III entschied, Intelligent Design sei keine Wissenschaft und könne sich „nicht von seinen kreationistischen und daher religiösen Wurzeln lösen“. Daher, so sein Urteil, verletze es die Establishment Clause des ersten Verfassungszusatzes der US-amerikanischen Verfassung, wonach es der Regierung verboten ist, eine Staatsreligion einzuführen oder Handlungen vorzunehmen, die in unangemessener Weise eine Religion bzw. Nicht-Religion bevorzugen. (Wikipedia) 18 Intelligent Design als Bewegung Die Intelligent-Design-Bewegung entstand aus einer Kampagne des Discovery Institute, um durch den Einsatz von Intelligent-Design-Argumenten in der Öffentlichkeit der USA für weitreichende soziale, akademische und politische Änderungen einzutreten. Die führenden Vertreter der Bewegung sagen, dass Intelligent Design die Beschränktheit der Naturwissenschaft und der weltlichen Philosophie des Naturalismus offenlegt. Intelligent-Design-Befürworter behaupten, dass die Wissenschaft nicht auf den Naturalismus beschränkt werden sollte und nicht die Übernahme einer naturalistischen Philosophie fordern sollte, die alle Erklärungen kurzerhand ablehnt, welche übernatürliche Gründe beinhalten. Phillip E. Johnson, der als Vater der Bewegung gilt, nannte als Ziel von Intelligent Design, den Kreationismus zu wissenschaftlicher Anerkennung zu bringen. Alle führenden Intelligent-DesignBefürworter sind Assoziierte oder Angestellte des Discovery Institute und seines Center for Science and Culture. Nahezu alle Intelligent-Design-Konzepte und die damit verbundene Bewegung sind das Produkt des Discovery Institute, das die Bewegung führt und seiner wedge strategy nachgeht, während es die daran angeschlossene Teach the Controversy-Kampagne („Die Kontroverse unterrichten“) leitet. Bei führenden Intelligent-Design-Befürwortern finden sich widersprüchliche Aussagen. In öffentlichen Debatten bezeichnen sie Intelligent Design als nicht religiös, während andererseits auf die biblische Grundlage von Intelligent Design hingewiesen wird, sobald konservativ-christliche Unterstützer angesprochen werden. Barbara Forrest, eine Expertin, die sich ausführlich mit der Bewegung befasst hat, schreibt dies einer Verschleierungstaktik des Discovery-Institute über seine wirklichen Ansichten zu, was demnach eine seiner Grundrichtlinien sei. Sie hat zur Bewegung geschrieben: „[the movement’s] activities betray an aggressive, systematic agenda for promoting not only intelligent design creationism, but the religious world-view that undergirds it.“ („Die Aktivitäten der Bewegung geben eine aggressive, systematische Agenda nicht nur zur Förderung des Intelligent-DesignKreationismus preis, sondern auch zur religiösen Weltanschauung, die sie untermauert.“) Die Religion und die führenden Anhänger Die Argumente zu Intelligent-Design sind sorgfältig in weltlichen Begriffen formuliert und vermeiden absichtlich, eine Identität des Designers zu postulieren. Phillip E. Johnson hat gesagt, dass die Entwicklung einer Mehrdeutigkeit durch den Einsatz einer weltlichen Sprache bei den Argumenten, die sorgfältig auf die Vermeidung von Beiklängen eines theistischen Kreationismus hin ausgearbeitet wurden, ein notwendiger erster Schritt ist, um letztendlich das christliche Gotteskonzept als Designer wieder einzuführen. Johnson betont „the first thing that has to be done is to get the Bible out of the discussion“ („zuallererst muss die Bibel aus der Diskussion verschwinden“) und „after we have separated materialist prejudice from scientific fact … only then can ‚biblical issues‘ be discussed“ („nachdem wir materialistische Vorurteile von wissenschaftlichen Fakten getrennt haben … erst dann können ‚biblische Angelegenheiten‘ diskutiert werden.“) Johnson ruft Intelligent-Design-Befürworter ausdrücklich dazu auf, ihre religiösen Absichten zu verschleiern, so dass vermieden wird, dass Intelligent Design lediglich als eine weitere Verpackung für die evangelikale christliche Nachricht angesehen wird. Die meisten der Hauptbefürworter von Intelligent Design, einschließlich Michael Behe, William Dembski und Stephen C. Meyer, sind Christen, die erklärt haben, dass in ihren Augen der Designer des Lebens Gott ist. Die übergroße Mehrheit der Intelligent-Design-Befürworter sind evangelikale Protestanten. Phillip E. Johnson, William Dembski und Stephen C. Meyer sind Protestanten, Michael Behe ist römisch-katholisch und Jonathan Wells, ein anderer Hauptvertreter, ist ein Mitglied der Vereinigungskirche, die von Sun Myung Moon geleitet wird. 19 Die sich widersprechenden Behauptungen von führenden Intelligent-Design-Anhängern dazu, ob Intelligent Design seine Grundlage in religiösen Überzeugungen hat, sind das Resultat ihrer Strategie. Zum Beispiel listet William Dembski in seinem Buch The Design Inference einen Gott oder eine „außerirdische Lebensform“ als zwei Möglichkeiten für die Identität des Designers auf. Jedoch erklärt Dembski in seinem Buch Intelligent Design: the Bridge Between Science and Theology „Christ is indispensable to any scientific theory, even if its practitioners don’t have a clue about him. The pragmatics of a scientific theory can, to be sure, be pursued without recourse to Christ. But the conceptual soundness of the theory can in the end only be located in Christ.“ („Christus ist unverzichtbar für jede wissenschaftliche Theorie, selbst wenn ihre Fachleute keine Ahnung von ihm haben. Der Pragmatik einer wissenschaftlichen Theorie kann selbstverständlich ohne Rückgriff auf Christus nachgegangen werden. Aber die grundsätzliche Stichhaltigkeit der Theorie kann am Ende nur in Christus gefunden werden.“) Dembski hat auch gesagt „ID is part of God’s general revelation…“ („ID ist Teil von Gottes allgemeiner Offenbarung“) „Not only does intelligent design rid us of this ideology (materialism), which suffocates the human spirit, but, in my personal experience, I’ve found that it opens the path for people to come to Christ“ („Nicht nur erlöst uns Intelligent Design von dieser Ideologie, dem Materialismus, die den menschlichen Geist erstickt, sondern, wie ich persönlich festgestellt habe, öffnet es den Leuten den Weg zu Christus.“) Zwei führende Intelligent-Design-Anhänger, Phillip Johnson und William Dembski, zitieren das Evangelium nach Johannes als Grundlage von Intelligent Design. Barbara Forrest sagt, dass diese Aussagen offenbaren, dass die führenden Anhänger Intelligent Design als grundsätzlich von religiöser Natur ansehen und nicht als ein wissenschaftliches Konzept, das lediglich ganz zufällig Schlussfolgerungen zulässt, die mit ihren persönlichen Glaubensauffassungen übereinstimmen. Europa In den Niederlanden beschäftigte sich der Niederländer Cees Dekker mit dem Thema, er schrieb darüber zwei Bücher. Der deutsche Kreationist Siegfried Scherer (Wort und Wissen) war bis 2003 Fellow des Discovery Institute, distanziert sich jedoch inzwischen von dessen politischen Zielen. In der europäischen Presse wird nur sporadisch über die Vorgänge in den USA berichtet. N-tv überschrieb einen Bericht über die Entscheidung, in Schulen des US-Bundesstaats Kansas im Biologieunterricht neben der Evolutionstheorie auch Intelligent Design zu behandeln, mit dem Titel „Wo die Erde eine Scheibe ist – Kansas zieht Darwin in Zweifel“. In Deutschland sympathisieren die Zeugen Jehovas im Allgemeinen mit Intelligent Design, ihr bekanntester Vertreter ist der Genetiker Wolf-Ekkehard Lönnig, Gruppenleiter am Max-PlanckInstitut für Züchtungsforschung. Nach Lönnigs Veröffentlichung von Intelligent-Design-Thesen auf den Internetseiten des MPI „kämpfte das Institut um seinen guten Ruf“; das MPI hat seinen Mitarbeitern seitdem die Veröffentlichung persönlicher Ansichten auf der MPI-Site untersagt, wenn sie nicht als solche klar gekennzeichnet seien. Der geschäftsführende Direktor des MPI, Paul Schulze-Lefert, erklärte dazu: „Wir hätten uns lächerlich gemacht, würden wir diese Verquickung von wissenschaftlich abgesicherten Befunden und persönlicher Meinung weiterhin auf unseren Sites dulden.“ In Großbritannien vertreten der Mathematiker John Lennox und der Philosoph Antony Flew Positionen des Intelligent Design. 20 13. Welche Aussagen macht das Tridentinum zur Sünde als Kategorie der Theologischen Anthropologie? Das Konzil von Trient befasste sich, ausgelöst durch die Reformation, abschließend mit diesem Thema und stellte im Decretum de Peccato Originali fest, dass alle Menschen in Nachfolge des Adam, mit Ausnahme von Maria (Mutter Jesu), von der Erbsünde betroffen sind. Dabei wird die Erbsünde durch die Taufe allerdings „vollkommen“ getilgt. Die Erbsünde ist mithin definitionsgemäß derjenige Mangel im Menschen, der bereits durch die Taufe (oder eine ihr entsprechende Zuwendung zu Gott, siehe Begierdetaufe) restlos überwunden wird. Aus katholischer Sicht zieht der Mensch durch den Sündenfall Adams das Missfallen Gottes auf sich, da der Mensch die übernatürliche Ausstattung der Gnade verloren hat. Der Mensch kann ohne Gnade durch seine guten Handlungen keine „übernatürliche Vollkommenheit“ verdienen. So ist er, von seiner Empfängnis an, schon im Mutterleib im Zustand der Erbsünde, was dazu führt, dass der Mensch zum Bösen neigt und der Verstand nicht mehr das Gute erkennt. Auch die Sinne verhalten sich nicht mehr, wie die Übernatur dies verlangt. Die Erbsünde ist in der Auffassung der katholischen Kirche Sünde in analogem Sinn: „Sie ist eine Sünde, die man ‚miterhalten‘, nicht aber begangen hat, ein Zustand, keine Tat.“ Der Ausweg aus der Erbsünde wird im Kreuzestod Jesu Christi und der damit verbundenen Erlösung gesehen. Im Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) heißt es u. a.: „Im Anschluß an den hl. Paulus lehrte die Kirche stets, daß das unermeßliche Elend, das auf den Menschen lastet, und ihr Hang zum Bösen und zum Tode nicht verständlich sind ohne den Zusammenhang mit der Sünde Adams und mit dem Umstand, daß dieser uns eine Sünde weitergegeben hat, von der wir alle schon bei der Geburt betroffen sind und ‚die der Tod der Seele‘ ist [Vgl. K. v. Trient: DS 1512.]. Wegen dieser Glaubensgewißheit spendet die Kirche die Taufe zur Vergebung der Sünden selbst kleinen Kindern, die keine persönliche Sünde begangen haben [Vgl. K. v. Trient: DS 1514].“ „Erbsünde“ wird wie folgt definiert: „Adam und Eva haben ihren Nachkommen die durch ihre erste Sünde verwundete, also der ursprünglichen Heiligkeit und Gerechtigkeit ermangelnde menschliche Natur weitergegeben. Dieser Mangel wird ‚Erbsünde‘ genannt.“ (Wikipedia/Erbsünde) Kategorialisierung der Sünde – Ihre Folgen Kirchliche Definitionen Trient, 17. Juni 1546: De peccato originale - Konzilien von Karthago (418) und Orange (529): anti-pelagianisch => keine direkte Lehre vom Paradies intendiert => gerichtet gegen imitatione non propagatione - propagatione et non sola imitatione => der autarke Mensch ist (ohne Gnade) niemals im Heil - gegen Wiedertäufer - gegen reformatorisches simul iustus et peccator - Wesen der Erbsünde: a) origine unum (Sie ist eines Ursprungs) b) propagatione non imitatione transfusum (Weitergabe nicht durch Nachahmung) c) omnibus inest unicuique proprium (Alle sind von ihr betroffen) 21 - concupiscentia: Ex peccato est et ad peccatum inclinat (Neigung zur Sünde) ≠ Sünde = fomes peccatum (Zündstoff zur Sünde) Konkupiszenz (von lateinisch concupiscentia: heftiges Verlangen, Begierde) ist ein theologischer Fachbegriff und bezeichnet die Neigung oder innere Tendenz des Menschen zum Bösen oder zur Sünde. Eng verbunden mit der Frage der Rechtfertigung wurde die Deutung der Konkupiszenz schon von den Kirchenvätern und in der Scholastik, seit Beginn der Reformation dann zwischen römisch-katholischen und protestantischen Theologen, aber auch zwischen den innerkonfessionellen Schulen kontrovers diskutiert. (Wikipedia) Folie 12 Urstandslehre: - indirekte Aussagen, die von Theologie systematisiert - ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit als Erbausstattung Praeternatural: donum integritatis/rectitudinis donum immortalitatis (nicht nur Leib) vgl. Gen 2,17; 3,2f; 3,19; 3,22; Weisheit 1,13; 2,23ff; Sir 25,24 Röm 5,12; 1 Kor 15,21 (Tod durch Sünde) vgl. Gen 3,19; Sir 16,27‐ 17,1 (Tod als Folge der Geschöpflichkeit) vgl. Eph 2,1ff; Kol 2,13; Röm 8,13 (Tod aufgrund von Sünde) donum impassibilitatis Implizierte Urstandslehre: - indirekte Aussagen, die von Theologie systematisiert wurden - ursprüngliche Heiligkeit und Gerechtigkeit als Erbausstattung (de fide) Praeternatural: donum integritatis/rectitudinis (fidei proximum) donum immortalitatis (nicht nur Leib sterblich) (de fide) Gen 2,17; 3,2f; 3,19; 3,22; Weisheit 1,13; 2,23ff; Sir 25,24 Röm 5,12; 1 Kor 15,21 (Tod durch Sünde) Gen 3,19; Sir 16,27‐ 17,1 (Tod Folge der Geschöpflichkeit) Eph 2,1ff; Kol 2,13; Röm 8,13 (Tod aufgrund von Sünde) => Schrift sieht zwischen Sünde und Tod enge Verbindung donum impassiblitatis (sententia communis) donum perfecti dominii (sententia communis) donum scientiae (Theophilus/Irenäus vs. Augustinus/Scholastik) 22 Gen 2 und 3 im Gesamt der Bibel: - keine Zitation im hebräischen Kanon – erst Weisheitsliteratur (Prediger 7,29) Sir 25, 24 Weisheit 10,1 ff; 2,23 ff; 2, 10‐ 20 => spätjüdische Theologie: Adam Exemplar nicht Kausalursache => Urstand und Ursünde nicht alttestamentliches Bekenntnis - Paulus (Röm 5; 1 Kor 15): nicht neue Details, sondern Deutung => von Christus her Licht auf Bilder des AT - Gen 2 und 3 stehen nicht allein: Ez 28,2.12‐ 17: Orakel über den Fürsten von Tyrus Jes 14,13ff: Gerichtsspruch über König von Babel Hiob 15, 7ff: Urmensch der lauschte im Rate Gottes - Phil 2,5-11: Umkehrung der Adam-Bewegung - weitere Sünden‐ Fälle in Gen 1-11: Kain und Abel Göttersöhne (Elohim-Wesen/ihr Garten) mit Menschenfrauen Erdenrund angefüllt mit Gewalt (6,11.13) <=> totale Sintflut Turmbau zu Babel <=> Berufung Abrahams - Sündenbewußtsein im AT: Hiob 14,4: wie könnte aus unreinem Kreis ein Reiner kommen Ps 51,7: geboren in Schuld, in Sünde empfangen Gen 8,21: Böses Trachten des Menschen von Jugend an 2 Kön 8,46: Kein Mensch ohne Sünde Jes 6: unwürdig der Berufung (vgl. Lk 5,8: Petrus bei Berufung) - Sündenbewußtsein im NT Röm 3,23 (alle haben gesündigt) Lk 11,13 (die ihr schlecht seid); Mt 10,17ff (nur einer ist gut); Mt 13,24-30 (Unkraut-Weizen); Mt 19,3-9 (im Anfang nicht so); Joh 1 + 3 (als sarx geboren = gottunwürdige Existenz => zu pneuma werden; vgl. 1 Kor 15, 44) Verschiedene Grade der Sünde? lässliche Sünde schwere Sünde Tod-Sünde „strukturelle Sünde“ anthropo-logisch (Nietzsche, Heidegger, Wittgenstein) öko-logisch/öko-nomisch (Luhmann et alii) 23 14. Was meint Karl Barth damit, dass es keine Theol. Anthropologie vor Christus geben konnte? Wie verhält sich das zur Imago-Lehre z.B. bei Augustinus? 1951–1954 folgte die Schöpfungslehre (KD III): So wie die Schöpfung der „äußere Grund des Bundes“ Gottes mit Israel – und darin eingeschlossen der Menschheit – ist, so ist Gottes eigene Bundeserfüllung in Christus der „innere Grund der Schöpfung“. Dies begründete Barths nun immer stärkere Hinwendung zur Welt, die nicht aus sich heraus gut werden kann, aber von vornherein gerechtfertigt und begnadigt als gute Welt erkannt und gestaltet werden kann. Hier entwarf er auch eine Anthropologie des Dialogs, in der er sowohl Bonhoeffers Ethik des „Menschseins für Andere“ als auch Martin Bubers dialogische Anthropologie (Ich und Du) aufgriff. (Wikipedia) Barth: keine Anthropologie vor Christus: - Sinn und Sein der Geschöpfe nur durch Offenbarung des Schöpfers in Christus erkennbar - imago: Gottebenbildlichkeit ist Beziehungswirklichkeit => ≠ Gnaden’stand’ ≠ Gnaden’habitus’ ≠ potenƟa oboedienƟalis - imago = analogia relationis => Personalität (Buber) des Menschen ist Anknüpfungspunkt Viele Theologen wollten über Barth „hinausgehen“ und das menschliche Sein so beschreiben, dass es von sich aus – auch abgesehen von der Offenbarung in Christus – auf Gott hinweise. In seiner Religionskritik § 17 hat Barth die theoretische Möglichkeit des Menschen, Gott von sich aus zu erkennen, durchaus zugestanden. Aber da er immer schon vom Christusgeschehen her dachte, konnte er nur feststellen: Faktisch hat der Mensch Gott eben nicht erkannt, sondern ihn mit Christus getötet und aus der Welt herausgedrängt. Damit hat er sich dem ewigen Tod ausgeliefert. Die Härte dieses endgültigen Neins ist nicht zu umgehen. Nur Gott selber konnte in dieser Negation ein-für-allemal seine unbegreifliche Gnadentat vollziehen. Und nur Gott selbst kann dies in der Auferweckung seines Sohnes aufdecken und hat das getan. So bleibt menschliches Reden von Gott die „unmögliche Möglichkeit“, die nur Gottes Geist schaffen kann. Dabei behauptete Barth Gottes Souveränität nicht abstrakt und steril, sondern beschrieb sie als nach mehreren Aspekten differenzierten, realen Kampf Jesu Christi mit den „Mächten und Gewalten“, gegen die er unterliegend siegt, so dass die Dialektik von Kreuz und Auferweckung sich ständig neu gegen unsere Vereinnahmung Gottes und unsere gesellschaftlich deformierten Verstehensbedingungen durchsetzen kann. Die Ablehnung der natürlichen Theologie war daher für Barth nicht mit der Lehre vom Wort Gottes abgeschlossen: Vielmehr muss alle Erkenntnis Gottes, seiner Schöpfung, der Sünde und des eigenen Selbst immer wieder neu aus dem Christusereignis errungen werden. (Wikipedia) 24 Seit dem griechischen Kirchenvater Irenäus von Lyon wird scharf zwischen den Begriffen „Abbild“ bzw. „Ebenbild“ (εἰκών eikōn, lateinisch imago) und „Ähnlichkeit“ (ὁμοίωσις homóiōsis, lateinisch similitudo) unterschieden.[34] Während „Abbild“ eine bleibende und unverlierbare Größe sei, die zum natürlichen Besitz des Menschen gehöre, sei die „Ähnlichkeit“ verloren gegangen: Der Stammvater Adam sei zwar zum Abbild und zur Ähnlichkeit Gottes erschaffen. Durch den Sündenfall jedoch sei der Mensch seiner Ähnlichkeit mit Gott verlustig geworden und habe sich sehr weit von der göttlichen Vollkommenheit und Unvergänglichkeit entfernt. Dabei sei die Möglichkeit einer „Rückkehr“ zu Gott allein durch die Gnade Christi möglich. Eine Gottähnlichkeit könne so schon in der Gegenwart einsetzen, obwohl das endgültige Gottähnlich-Werden erst in der Zukunft liege. Nach dem Bild Gottes geschaffen zu sein bedeutet für Irenäus zwar einerseits, dass der Mensch sich im Zustand der Unreife befindet, dass er aber andererseits auch durch stetes Wachstum zu Gott hin sich diesem angleichen kann. Diese Unterscheidung wurde von Clemens von Alexandria und von Origenes übernommen.[34] Auch der spätere Kirchenvater Augustinus von Hippo unterscheidet zwischen Abbild und Ähnlichkeit. Während das Abbild sich lediglich auf einen Teil des Menschen, nämlich dessen trinitarisch strukturierte mens beziehe und immer und unveränderlich darin vorhanden sei, könne die „Ähnlichkeit“ mit Gott, durch die Lebensführung beeinflusst, entsprechend stark oder weniger ausgeprägt sein. (Wikipedia/Gottebenbildlichkeit) Das personalistische Denken der 1930er Jahre – und besonders Karl Barths – bestimmt ausgehend vom Verhältnis des Menschen zum Mitmenschen das Verhältnis des Menschen zu Gott als ein Beziehungsverhältnis („analogia relationis“). Dieses Beziehungsverhältnis ist dadurch charakterisiert, dass es nicht zwei Seinsarten miteinander vergleicht („analogia entis“), sondern zwei Relationen. Die entscheidende Stelle zur Gottebenbildlichkeit im Schöpfungsbericht, Gen 1,26 EU, übersetzt Barth mit: „Lasset uns Menschen machen, in unserem Urbild nach unserem Vorbild!“ – Karl Barth: Kirchliche Dogmatik III/1, 205 (Wikipedia/Gottebenbildlichkeit) 25 15. Was bedeutet Wittgensteins Rede vom ‚religiösen Sprachspiel’? Ist das ernst zu nehmen? Das Buch will also dem Denken eine Grenze ziehen oder vielmehr nicht dem Denken sondern dem Ausdruck der Gedanken. Er stellt sich damit in die Tradition Kants, aber er widmet sich eben dem Ausdruck! Die Grenze wird also nur innerhalb der Sprache gezogen werden können. Was jenseits der Grenze liegt ist Unsinn. Das was durch die Sprache aber als unsinnig ausgeschieden wird, ist aber nicht auch gleich unwichtig. Das Anliegen ist, die Sinnhaftigkeit von Sätzen zu prüfen oder genauer, die Bedingung der Möglichkeit von sinnvollen Sätzen. Die Probleme der Sprache entstehen durch das Missverständnis der Logik unserer Sprache. Sinn des Buches: Was sich überhaupt sagen lässt, lässt sich klar sagen. Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen. Die Verwirrungen, welche uns beschäftigen, entstehen gleichsam, wenn die Sprache leer läuft. Das philosophische Sprachspiel ist ein eben solcher Leerlauf. Dennoch hat Wittgenstein die Sprachspiele auch kulturphilosophisch noch einmal vertieft, mit dem Hinweis, dass im Sprachspiel immer schon bestimmte Annahmen vorausgesetzt werden müssen. Er wendet sich damit gegen die cartesianische Vorstellung eines radikalen Zweifels. Man kann nie an allem gleichzeitig zweifeln damit würde man das Sprachspiel des Zweifelns zerstören und nichts mehr sagen können. Das Spiel des Zweifelns setzt schon Gewissheit voraus. Wittgenstein weist zurück, dass es hier eine Hierarchie der Sprachspiele gibt - das ist der Hintergrund der Frankfurter Diskurstheorie. Die Sprachspiele stehen nebeneinander. Ausgangspunkt der von Ludwig Wittgenstein in den Philosophischen Untersuchungen eingeführten Sprachspieltheorie ist die Auffassung des Sprechens als eine Aktivität, die sich in einem nichtsprachlichen Handlungskontext vollzieht und daher erst auf dessen Hintergrund zu verstehen ist. Eine Sprache ist jeweils Teil einer Lebensform und zu verschiedenen Lebensformen gehören verschiedene Sprachspiele, d.h. Systeme von Regeln zum Gebrauch der Sprache, aus denen sich die Bedeutung der sprachlichen Ausdrücke ergibt. Wörter und Sätze können in verschiedenen Sprachspielen ganz verschiedene Funktionen haben. Zu den unterschiedlichen Lebensformen gehören auch unterschiedliche Prozeduren der Begründung und Unterscheidung zwischen dem, was einer Begründung bedarf und was nicht. Wittgenstein sieht Religion als ein eigenständiges Sprachspiel an und vertritt eine nichtkognitive Deutung religiöser Aussagen. Zum Sprachspiel einer Religion gehörten spezifische Begriffe und Ausdrucksweisen, die nicht von außen kritisiert werden können. (Wikipedia/ Religionsphilosophie#Religion_als_Sprachspiel) Sprachspieltheorie von Wittgenstein - als ‚Philo-Analyse’ mißverstanden - ‚Bedeutung’ ist der ‚Gebrauch der Wörter’ - verschiedene ‚Sprachspiele’ gleichzeitig Was ist zuerst da ‚Wirklichkeit’ oder ‚Sprache’? Kann man denken / begreifen ohne Sprache? Kann man fühlen ohne Sprache ? Sprache: Was ist das? Eingeborene Grammatik oder „Linguistische Arbeitsteilung“? 26 „Eine religiöse Frage ist nur entweder Lebensfrage oder sie ist (leeres) Geschwätz. Dieses Sprachspiel – könnte man sagen – wird nur mit Lebensfragen gespielt. Ganz ähnlich wie das Wort „Au-weh“ keine Bedeutung hat – außer als Schmerzensschrei. Ich will sagen: Wenn eine ewige Seeligkeit nicht für mein Leben, meine Lebensweise, etwas bedeutet, dann habe ich mir über sie nicht den Kopf zu zerbrechen; kann ich mit Recht darüber denken, so muß, was ich denke, in genauer Beziehung zu meinem Leben stehen, sonst ist, was ich denke, Quatsch, oder mein Leben in Gefahr.“ „Der ganzen Weltanschauung der Modernen liegt diese Täuschung zugrunde, daß die sogenannten Naturgesetze die Erklärungen der Naturerscheinungen seien. So bleiben sie bei den ‚Naturgesetzen’ als bei etwas Unantastbarem stehen, wie die Älteren bei Gott und dem Schicksal. Und sie haben ja beide recht und unrecht. Die Alten sind allerdings insofern klarer, als sie einen klaren Abschluß anerkannten, während es bei dem neuen System scheinen soll, als sei alles begründet.“ An der Sprachspielthese wird kritisiert, dass Religion kein von anderen abgegrenztes Sprachspiel darstellt. Der Glaubende bewege sich nicht nur in diesem Sprachspiel, sondern daneben in dem des normalen Alltags, der Wissenschaften, der Technik, des Rechts usw. und verwende dabei im Prinzip dieselbe Sprache. Dieselben Wörter und Sätze hätten in diesen Sprachspielen nicht grundsätzlich verschiedene Bedeutungen. Die Bedeutung der Religion für das Leben bestehe gerade darin, dass sie kein gegenüber dem sonstigen Leben isoliertes Sprachspiel ist. Die Aussagen der Religion hätten auch für das Tun und Denken der Menschen im Alltag Bedeutung. (Wikipedia/ Religionsphilosophie#Religion_als_Sprachspiel) 27 16. Maurice Blondels Unterscheidung von zwei Dimensionen des menschlichen Wollens war von großer Bedeutung für die spätere Theologische Anthropologie. Was hat er sagen wollen? Das Prinzip der Immanenz (Rationalismus) gegenläufig in Dienst nehmen ?=> Was ist das „Tun“, die „Action“? Dynamik des menschlichen Wollens „Es gibt ein Missverhältnis zwischen dem, was der Menschen zu wollen glaubt, und dem, was er in einer tieferen Schicht seiner Seele tatsächlich will, zwischen dem gewollten Willen (volonté voulue) und dem wollenden Willen (volonté voulante).“ <=> Ungläubigen ist es unbewusst, sie setzen es implizit im Tun Das Tun, die action, ist unser Weg, eine Synthese von Denken und Wirklichkeit anzustreben. Diese bleibt aber immer partiell, man wird der Wirklichkeit, dem Sein, niemals gerecht. Der Dilletant versucht sich einzuigeln in eine vermeintliche Autarkie, indem er jedes Wollen verneint. Blondel stellt dem ästhetischen Dilletanten den „homme de sacrifice“ gegenüber, der sich der Tatsache beugt, dass er unendlich viel mehr will, als er in seinen einzelnen Willensakten erstreben kann. Die Unendlichkeit des Wollens, die hier ausgesprochen wird, zielt auf einen unbedingten Sinn, nach dem alles Wollen und Tun des Menschen sich ausstreckt und der vom handelnden und wollenden Menschen selbst nicht erreichbar ist, ihm aber in Jesus Christus als in Raum und Zeit geschichtlich anschauliche Verheißung vor Augen steht. (Menke) Lassons positiver Deutung in Deutschland stand in Frankreich eine doppelte kritische Front gegenüber. Zum einen sah die laizistische Universitätsphilosophie hier ihr Grundprinzip verletzt, wie es Léon Brunschvicg in seiner Rezension in der Revue de métaphysique et de morale ausdrückte: „Der moderne Rationalismus ist durch die Analyse des Denken dahin gelangt, den Begriff der Immanenz zur Grundlage und sogar zur Bedingung jeglicher philosophischen Lehre zu machen. Sich im Gegenteil dazu an das Tun (action) zu halten, um in jeder Tat (acte) eine unvermeidliche Transzendenz zu sehen; vom Nichts, ja der Verneinung des ethischen Problems auszugehen und zu allem hinzuführen, zur buchstäblichen Praxis des Katholizismus, […]; schließlich zu zeigen, dass dadurch das Gesamt der philosophischen Probleme in den Raum der Praxis transponiert und dank dieser Transposition gelöst ist, dies ist das Ziel Blondels. […] Man muß hinzufügen, indem man seine Aufrichtigkeit, die Breite seiner Konzeption und die dialektische Subtilität anerkennt, dass er unter den Verteidigern der Rechtes der Vernunft höfliche, aber entschlossene Gegner finden wird.“ (Wikipedia) 28 17. Karl Rahner hat, ausgehend von der Erkenntnismetaphysik die Anthropologie zur zentralen theologischen Disziplin erklärt. Wie hat er das begründet? Inwiefern meint er ‚Kant mit Kant überwinden’ zu können? Karl Rahner Geist in Welt Hörer des Wortes - „mit Kant Kant widerlegen“ => transzendental => Möglichkeitsbedingung - intellectus agens Urteils-Wahrheit (Thomas) ‚est’ ist mehr als ‚copula’ => Sein überhaupt / Woraufhin unseres Geistes = Bed. d. Möglichkeit von GiW => HdW = Dasein = Vorgriff = Kontingenz (im Sinne von Geworfenheit) = potentia oboedientialis = übernatürliches Existenzial => Anthropologie = Theologie = Theologie Hörer des Wortes: Unsere Absicht geht demnach auf eine metaphysische Analytik des menschlichen Seins. Eine solche Frage, so wurde eben gesagt, schließt sachlich das Ganze einer Metaphysik in sich. Metaphysik ist aber die Frage nach dem Sein des Seienden als eines solchen, die Frage, welches der Sinn von „Sein“ sei. So ist Metaphysik immer aufgefaßt worden und so wird sie auch heute noch, wenn auch unter vielfacher Verkleidung verstanden. … „Denn diese metaphysische Anthropologie, die wir trieben, und zwar mit rein philosophischen Mitteln, zeigte eben den Menschen als das Seiende, das in Freiheit notwendig vor dem Gott einer möglichen Offenbarung steht....“ HdW 218-219/266e … Der Mensch kann nie bloß bei diesem oder jenem allein denkend oder handelnd sich aufhalten. Er will wissen, was alles zumal in seiner Einheit, in der ihm alles schon immer begegnet, sei; er fragt nach den letzten Hintergründen, nach dem einen Grund aller Dinge, und insofern er alles einzelne als seiend erkennt, nach dem Sein alles Seienden; er treibt Metaphysik. Und selbst wenn er es unterläßt oder sogar ausdrücklich ablehnt, so zu fragen, gibt er auf diese Frage doch eine Antwort: Er erklärt die Frage als gleichgültig oder als sinnlos und hat damit schon eine Antwort gegeben: Das Seiende (HdW2: Das Sein des Seienden) ist jenes Etwas, das uns gleichgültig, dunkel und sinnleer aus jedem Seienden heraus anblickt. Oder der Mensch macht unausgesprochen ein bestimmten Seiendes zum Sein: den Stoff oder die Wirtschaft, den Lebensdrang oder den Tod und das Nichts. ... Er sagt so, was er unter Sein versteht und verstehen will; er treibt Metaphysik. Wir müssen also Metaphysik treiben, weil wir es immer schon tun. Wir müssen also fragen, was das Sein des Seienden ist....... Jede Frage aber hat ein Woher, ein principium für einer mögliche Antwort auf sie. Denn eine Frage, die schlechterdings keine Antwort will, gibt sich selbst auf. Will sie aber eine Antwort, so sucht und 29 bringt sie schon notwendig einen bestimmten Boden, einen eindeutigen Grund mit, auf den sie gestellt werden kann und muß, von dem aus die Antwort ausgehen muß, weil sonst jede Antwort richtig wäre, auch die willkürlichste. ... Das Woher der Antwort darf doch nicht selbst in Frage stehen, wenn es der Grund sein soll, auf dem die Antwort feststehen kann. .... Ausgangspunkt der Metaphysik ist somit die Frage, was das Sein des Seienden selbst sei; diese Frage selbst in der Notwendigkeit, mit der sie vom Menschen gefragt wird ... ,weil sie in jedem Satz mitenthalten ist, den der Mensch denkt oder spricht, ohne welches Denken und Sprechen er überhaupt nicht menschlich zu sein vermag.Die metaphysische Frage nach dem Sein des Seienden als eines solchen ist der einzig mögliche Ausgangspunkt aller Metaphysik. Aus der Analyse dieser Frage also muß sich ergeben, was das Wesen des Seienden im allgemeinen sei, und was das Wesen des Seienden im besonderen sei, das diese Seinsfrage in seinem Dasein notwendig stellt. .... Diese Frage hat nun drei Aspekte: 1.Es ist nach allem Sein überhaupt (HdW2 nach Sein überhaupt) gefragt. Nach „allem“ (HdW2 „Sein überhaupt“) nicht im Sinn einer Summierung alles Seienden in seiner Vielheit und Verschiedenheit, sondern in dem Sinne, daß nach dem Sein gefragt wird, das als eines und (wenigstens analog) selbst jedem Seienden zukommt. 2.Es muß nach ihm gefragt werden. 3.Es muß nach dem Sein derart gefragt werden, daß nach dem Sein eines Seienden als solchen gefragt wird, also in Unterscheidung zwischen Sein und Seienden (im Sinn von vielen selbigen Seienden, denen gemeinsam dasselbe „Sein“ zukommt) (in HdW2 fehlt die Klammer). Daß diese drei Aspekte der Seinsfrage zukommen, bedarf wohl keiner langen Erörterung. .... Und diese Frage ist wirklich eine echte Frage. Das will sagen: Was Sein sei, ist wohl immer schon offenbar und bekannt, aber nicht erkannt. Es wird trotz seiner Bekanntheit nicht bloß in einer rhetorischen Frage nach dem Sein gefragt, sondern die Frage ist gestellt, weil wir noch nicht schlechthin wissend im Besitz dessen sind, was wir erfragen. Und es wird schließlich immer Sein und Seiendes in unserer Frage unterschieden. Das gerade ermöglicht uns, nach Sein zu fragen. Seiendes ist uns immer schon bekannt und von uns erkannt, weil wir immer mit ihm zu tun haben und uns immer schon wissend bei ihm aufhalten. Aber was das Sein des Seienden sei, das wissen wir nicht. Und darum fragen wir. Die Fragenotwendigkeit zeigt aber wieder umgekehrt, daß wir Sein und Seiendes notwendig unterscheiden. .... In der metaphysischen Seinsfrage ist somit erstens nach allem Sein überhaupt gefragt. Das aber heißt: Das Wesen des Seins ist Erkennen und Erkanntsein in einer ursprünglichen Einheit, die wir das Beisichsein oder die Gelichtetheit des Seins nennen wollen. .... Zunächst ist mit der Frage, was das Sein alles Seienden sei, schon ein vorläufiges Wissen um das Sein im allgemeinen ausgesprochen. Denn nach dem in jeder Hinsicht und schlechthin Unbekannten kann gar nicht gefragt werden. Somit ist irgendein Wissen mit der Frage nach dem Sinn des Seins schon behauptet und ausgesprochen. Und da die Frage nach dem Sein überhaupt alles in Frage stellt, kann das in der Frage enthaltene Wissen das Gewußte als solches nicht als etwas vom Gefragten Verschiedenes wissen. Das gefragte Sein ist in all seiner Fraglichkeit immer auch schon ein gewußtes Sein. Das Sein ist für die Metaphysik Wohin und Woher, Anfang und Ende alles Fragens zumal. .... „Denn in einer allgemeinen Ontologie ist vom Sein im allgemeinen ja nicht die Rede bloß im Sinn der leeren logischen Einheitlichkeit des „Etwas“ (welcher Begriff nie ausreichen würde zu einer angemessenen Bestimmung des absoluten Seins, die für eine Religionsphilosophie hinreichend ist), sondern im Sinn eines analogen ontologischen Seinsbegriffes, der einerseits zwar von allem Seienden ausgesagt werden kann, so jedoch, daß in ihm immer schon mitgewußt wird, was eigentlich Sein in seiner wachsenden Reinheit und Fülle ist, und so dieser Begriff als nur analog aussagbar gewußt wird. Das aber ist nur möglich, wenn der philosophische Mensch an einer Stelle wenigstens ein Seiendes unmittelbar erreicht, das selbst in gewisser Weise diese nach oben 30 greifende Fülle des Seins selbst ist, den Geist nämlich. Er muß sich selbst, um Ontologie treiben zu können, als Geist erfaßt haben, Denn nur dann kann er wissen, was Sein eigentlich, analog ist. Nur dann kann der Mensch wissen, daß Sein in seiner Reinheit und Fülle eigentlich Geist ist, nur dann kann er einen wenigstens analogen Begriff von Gott bilden, der eine Religion ermöglichen kann.“ HdW 217/264 „ Geheimnis der faktisch geschehenen Selbstkonstitution des Horchenden als konkrete freie Tat des Menschen bei all seiner Autonomie noch unter der freien Gnade Gottes, so daß selbst die faktisch vollzogene Konstitution der Bedingung des Hörens der Theologie noch frei Tat Gottes war, bevor sie die des Menschen wurde. Und da somit Gott selbst die Bereitschaft des Horchens als Bedingung des Hörens seines eigenen Wortes wirkt, ist die Theologie schlechthin in sich selbst gegründet: Wort des lebendigen Gottes selbst. Religionsphilosophie geht ihr nur als Bedingung voraus und auch als solche bloß, indem sie selbst wieder gewirkt ist vom redenden Gott, also Bedingung der gehörten Theologie ist, aber als selbst durch das Wort Gottes bedingte.“ HdW 221-222/270 Karl Rahner versuchte im 20. Jahrhundert zu begründen, dass die Transzendentalität des Menschen doch Transzendenz besitzt und somit auf dem Boden der Erfahrung Gott als wirklich existierend zu erreichen vermag. (abgewandelter Text aus http://www.hoye.de/atheismus/ath-7.pdf) Kant hat in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ einen neue Denkweg eröffnet, nämlich nicht die Ergebnisse des Denkens in den Blick zu nehmen, sondern zu fragen: Wenn der Mensch das und das erkennen bzw. denken kann, was sind die Bedingungen dafür, daß er das überhaupt kann? Aus der Analyse der Dynamik des Denkens kann Karl Rahner in „Hörer des Wortes“ ableiten, daß in seinem Streben nach Wahrheit und Erfüllung der Mensch schon die Wirklichkeit bejaht. Er kann nur etwas erkennen, wenn er aktiv auf das zu Erkennende zugeht. Weil er in seinem Wahrheitsstreben auf das Ganze der Wirklichkeit zielt und sein Verlangen nur durch das höchste Gute erfüllt werden kann, bejaht der Mensch in seinem Erkennen und Streben bereits die ganze Wirklichkeit. Das ist dem Menschen nicht direkt bewußt, da sein Geist auf das in der Welt Erkennbare ausgerichtet ist. Aber in der Dynamik des Erkennens und Wollens überschreitet der Mensch bereits alles Endliche und bejaht somit das Absolute. Indem Rahner das Bild des Horizonts nutzt, in dem alles, was wir erkennen, auftaucht, kann er zugleich zeigen, daß dieser Horizont in jedem Erkennen präsent ist. Der Erkennende muß sich diesen Horizont nicht ausdrücklich bewußt machen, trotzdem ist der Horizont immer da. Der dem Menschen in seinem Erkenntnisvermögen mitgegebene Horizont ist immer da. Da der Mensch, um einzelnes zu erkennen, immer auch den Horizont mit erkennt, erkennt er Gott, aber in besonderer Weise: Es ist ein Vorgriff auf das an sich unbegrenzte Sein ... Mit der Notwendigkeit, mit der dieser Vorgriff gesetzt wird, ist auch das unendliche Sein Gottes mitbejaht. Zwar stellt der Vorgriff nicht unmittelbar Gott als Gegenstand dem Geist vor, weil der Vorgriff als Bedingung der Möglichkeit der gegenständlichen Erkenntnis von sich überhaupt keinen Gegenstand in seinem Sein vorstellt. Aber in diesem Vorgriff als notwendiger und immer schon vollzogener Bedingung jeder menschlichen Erkenntnis und jedes menschlichen Handelns ist doch auch schon die Existenz eines absoluten Seins, also Gottes, mitbejaht. (aus http://www.kath.de/lexikon/philosophie_theologie/ontologischer_gottesbeweis.php) 31 18. Karl Rahner spricht von der ‚transzendentalen Erfahrung’ des Menschen. Was meint er damit? Transzendentale Erfahrung ist ein von Karl Rahner in die Theologie eingeführter Begriff, der die Grundlage jedweder Metaphysik und rationalen Rede über Gott darstellen soll. Der Ausdruck knüpft an Immanuel Kants Begriff transzendentaler Möglichkeitsbedingungen an - bei Kant v.a. für Erfahrungsurteile, bei Rahner insb. für religiösen Glauben. Berührt wird hier das bekannte Problem der synthetischen Urteile a priori. Aussagen über die Inhalte der transzendentalen Erfahrung sind a priori, da sie die Bedingungen der Möglichkeit jedweder Erfahrung darstellen. Zum anderen aber sind sie synthetisch, da sie keine analytischen Urteile sind. Die transzendentale Erfahrung zeigt sich nicht nur im Erkennen, sondern auch im Handeln. Ihr Inhalt ist letztlich das, was in der philosophischen Tradition unter „Sein“ verstanden wird. Die Explikation dieses Wissens, die niemals an ein Ende kommt, ist Aufgabe der Metaphysik. Der Begriff und sein theoretischer Kontext nimmt Anleihen und Modifikationen u. a. an Immanuel Kant, Maurice Blondel und Edmund Husserl. (Wikipedia/ Transzendentale_Erfahrung) „Der Mensch ist Geist und somit absolute Offenheit „nach oben“, d. h. für alles Sein, und so auch Raum für eine mögliche Offenbarung. Aber gerade als Geist durch bloße Transzendenz ist die echte Unendlichkeit nie als eingeholte, sondern immer nur als das immer größere Jenseits seines Begreifens in bloßem Vorgriff ihm gegeben, und zugleich steht er als endlicher Geist vor dem persönlichen, freien, absoluten Gott. Und insofern der Mensch seine Transzendenz immer nur als die jede erfüllte Erkenntnis übersteigende hat (so sehr, daß nicht einmal vom Menschen her einzusehen ist, wie Vorgriff und besessene erfüllte Erkenntnis einmal zur Deckung kommen könnten), .....“ HdW 223/270-272 „Immer ist so für menschliche Philosophie konstitutiv und wesentlich ihrer Bereitschaft, ihren existentiellen, daseinsbegründenden Charakter selbst zugunsten einer Theologie aufzugeben und sich in dem früher genannten Sinn „aufzuheben“. Philosophie, richtig verstanden, ist immer adventistisch, ist praeparatio evangelii, ist so von sich aus christlich, nicht im Sinne einer nachträglichen Taufe, sondern dadurch, daß sie einen Menschen bildet, der die Botschaft Gottes hören kann, soweit nur ein solches Hörenkönnen vom Menschen selbst erwirkt werden kann.“ HdW 224/272 32 19. Wie sieht die Immanenzapologetik die ‚potentia oboedientialis’ mit dem ‚desiderium naturale’ verbunden? Potentia oboedientialis (lat. = gehorsame Empfangsfähigkeit), ein Begriff der kath. Gnadenlehre, die über die Voraussetzungen für das Ankommen der Gnade Gottes beim Menschen nachdenkt u. begrifflich eine ”Offenheit “ oder das Fehlen eines Widerstands denkt. Die P. o. wurde seit Thomas von Aquin († 1274) in der Theologie reflektiert u. bei E. Przywara († 1972) weitergedacht. Bei K. Rahner († 1984) gehört sie als ”Offenheit“ für die übernatürliche Gnade zumWesen des Menschen, ”insofern es kraft der geistigen Transzendenz auf alles Sein offen ist für die Selbstmitteilung Gottes, die ohne Aufhebung dieses Wesens nur einem Seienden zuteil werden kann, das nicht schon durch seinWesen auf einen begrenzten Daseinsraum eingeengt ist“ (Rahner-Vorgrimler 1961, 294). Die nähere Bestimmung als ”gehorsame“ Empfangsfähigkeit soll besagen, daß diese ”Offenheit“ als Ermöglichung eines geistig-personalen Daseins (Person) auch dann noch sinnvoll wäre, wenn Gott sich nicht selber mitteilen würde. Trotz der bestehenden ”Offenheit“ bliebe die Selbstmitteilung Gottes ungeschuldet u. frei; die ”Offenheit“ kann nach dieser Auffassung also vor Gott keine Ansprüche stellen (sie bleibt ”gehorsam“ Gott zur Verfügung). Bei Rahner gilt die menschliche Natur als P. o. für eine radikale Selbstaussage Gottes, die in Jesus Christus ”aktualisiert“ ist. (http://theologie_de.deacademic.com/606/Potentia_oboedientialis) Desiderium naturale (lat. = natürliches Verlangen), ein Wort der kath. Anthropologie u. Gnadentheologie, das seit Thomas von Aquin († 1274) das Hingeordnetsein des menschlichen Geistes auf die Anschauung Gottes bezeichnet. Diese Betonung des Geistes unterscheidet sich z. B. von der Auffassung des Augustinus († 430), daß das Gottverlangen des Menschen auf dessen Glücksstreben beruht. Philosophische Überlegungen weisen darauf hin, daß der menschliche geschaffene Geist auf Unendliches hin unbegrenzt offen ist. Die Offenbarung Gottes besagt, daß das Angebot der Selbstmitteilung Gottes an den Menschen weit über alles hinausgeht, was von diesem erhofft u. ersehnt werden kann. Die Rede vom D. n. soll nicht eine natürliche Erwartungshaltung kennzeichnen, auf die Gottes Gnade ”antwortet“. Vielmehr sucht sie aufzuzeigen, was genau am Menschen es ist, in das hinein rein gnadenhaft u. ungeschuldet Gott selber als konkrete Gegenwart u. als faktisches Ziel kommen kann. In dieser Hinsicht analysiert sie die Struktur des Menschen als dynamische Öffnung u. Offenheit. – Übernatürliches Existential, Gnade . (http://theologie_de.deacademic.com/144/Desiderium_naturale) Immanenzapologetik ist eine Sammelbezeichnung für Bemühungen der theol. Apologetik Ende des 19. u. zu Anfang des 20. Jh. vor allem in Frankreich, bei einer vernunftgemäßen Darlegung der Glaubensbegründung an die im Menschen selber angelegten Tendenzen u. an diejenigen Gehalte der göttlichen Offenbarung, die diesen Tendenzen wegen deren gnadenhafter Erhebung besonders ”entgegenkommen“, anzuknüpfen. Naturgemäß wurden bei diesem Vorgehen die in der herkömmlichen Apologetik hochgeschätzten äußeren Kriterien, Wunder u. Erfüllung von Prophezeiungen, in den Hintergrund gedrängt. Die römische Lehrinstanz verdächtigte die I., das Gefühl u. das religiöse Bedürfnis überzubewerten u. den Verstand abzuwerten, u. nannte die I. mit bei der Verurteilung des Modernismus, doch wurde der Hauptvertreter der I., M. Blondel †1949, ausdrücklich von der Verurteilung ausgenommen. Blondel hatte auch nie die Absicht, das Übernatürliche philosophisch zu ”beweisen“ (I. in seinem Sinn vertrat z.B. auch J. H. Newman †1890). – Praeambula fidei , Potentia oboedientialis . (http://theologie_de.deacademic.com/351/Immanenzapologetik) 33 20. Wie erklärt Hans Urs von Balthasar, dass der Mensch ‚capax Dei' ist? frei (für Gott: capax Dei) aus der Ungegrenztheit des Seinshorizontes ? - das ‚Sein als Gleichnis Gottes’ Folge der Realdistinktion (esse-essentia) ,,So kann einerseits die Freiheit des nichtsubsistierenden Seins gegenüber allen Seienden in seiner ,Herrlichkeit‘ nur dann gewahrt bleiben, wenn es in einer subsistierenden Freiheit des absoluten Seins, das Gott ist, eingründet; so wird andererseits die Würde der Wesensgestalt nur dann nicht von dem umgreifenden Seinsakt bedroht und als hinfällige ,Seinsstufe‘ verschlungen und aufgezehrt, wenn ihr gültiger Umriss auf eine souveräne absolute Ein- oder Ausbildungskraft zurückbezogen werden kann.“ (Herrlichkeit III/1, 955) - von der Armut und Fülle des Seins der Seienden als Gleichnis Gottes her … „im notwendigen Formalobjekt die Anzeige (phaneron) des absoluten schöpferischen und personalen Grundes, also Gottes zu sehen und damit die eigene Freiheit als immanent nicht nur im umgreifenden Sein, sondern in der unendlichen Freiheit anzuerkennen (doxazein), und damit auch die Immanenz der göttlichen Freiheit und des unendlichen Wollens im eigenen Freisein und Wollen als den letzten Grund des faktischen eigenen Freigegebenseins zu betrachten.“ - personal eröffnet ,,Das Kind an der Mutterbrust ist zunächst wie eine Wiederholung der Verbundenheit im Schoß. Und doch hält sich diese Liebeseinheit auch durch, wenn das Antlitz der Mutter das Kind aus einer Distanz anlächelt: Hier ereignet sich das Wunder, daß das Kind eines Tages im Antlitz der Mutter ihre bergende Liebe erkennt und mit einem ersten Lächeln beantwortet; über die vollkommene, unvermittelte Intuition, die hier - jedem Urteil und Schluß vorweg - waltet, gilt es wie über ein Wunder zu staunen: Die Liebe als das Ursprünglichste wird verstanden, dadurch öffnet sich im Kind die schlummernde Knospe des Selbstbewußtseins; Liebe zwischen Du und Ich wird zur Eröffnung von Welt, tiefer von Sein überhaupt in seiner absoluten Unbegrenztheit und Fülle. Und weil diese Öffnung aufgrund der Liebe erfolgt, zeigt sich das unbegrenzte Sein als das Stimmige, Richtige, kurz als Wahrheit, die mit dem Guten identisch ist. [...] Diese Intuition, obschon an der konkreten Begegnung erfolgend (und deshalb keineswegs einen abstrakten Seinsbegriff vermittelnd), ist völlig unbegrenzt und reicht bis ins Letzte, bis ins Göttliche, weshalb für das Kind die konkrete Liebe der Eltern zunächst von Gott gar nicht trennbar ist [...] Die Liebe, so wird ihm klar, verwirklicht sich nur in einem Gegenüber, das in der Differenz durch den Geist der Liebe zusammengehalten, nicht gefährdet, sondern gestärkt wird.“ (Kind, 13-14) - Die Eröffnung des Seinshorizontes im Lichte der Transzendentalien: ,,Der Mensch aber existiert nur im Dialog mit seinem Nächsten. Ein Kind wird durch die Liebe, das Lächeln seiner Mutter, ins Bewusstsein gerufen. In dieser Begegnung eröffnet sich ihm der Horizont des gesamten unendlichen Seins und zeigt ihm vier Dinge: 1) Daß es eins ist in der Liebe mit seiner Mutter, obwohl ihr gegenübergestellt, also daß alles Sein eins ist. 2) Daß diese Liebe gut ist: also alles Sein gut ist. 3) Daß diese Liebe wahr ist, also alles Sein wahr ist. 4) Daß diese Liebe Freude weckt, also alles Sein schön ist [...]. Fügen wir bei, daß diese Epiphanie des Seins nur sinnvoll ist, wenn wir in der Erscheinung das Wesen, das sich anzeigt - das Ding an sich - erfassen. Das Kind erkennt nicht eine bloße Erscheinung, sondern seine Mutter an sich. Das schließt nicht aus, daß wir das Wesen nur durch seine Kundgabe hindurch und nicht in sich selbst erfassen (hl. Thomas).“ Prüfungsfrage: Man erklärt einer gerade gewordenen Mutter, dass sie im Blick auf ihr Neugeborenes etwas von dieser Liebe, Wahrheit und Sein erblickt und damit etwas von Gott. Sie ist aber Anhängerin der Barth-Theologie; Die Kluft zwischen Mensch und Gott ist zu groß, als dass der Mensch irgendwie in diesem Beziehungserlebnis Anteil am Sein Gottes (Analogie des Seins) haben könnte. Wie entgegnen Sie ihrer theologischen Überzeugung? 34 21. Was meint Hans Urs von Balthasar mit der ‚Urerfahrung’ des Menschen? In welchem Verhältnis steht sie zu den transzendentalen Bestimmungen des Seins? „die vorösterliche Wucht seines Anspruchs und seiner Vollmacht, wovon die ganze Überlieferung einhellig zeugt, ist anders überhaupt nicht deutbar als so, dass Jesus sich bewusst war, das letzte Heilswort Gottes an die Menschheit zu sein“ Vgl. dazu auch H. Heinz , Der Gott des Je-mehr, 177. Er schreibt Folgendes: „Dieses Bewusstsein Jesu versteht Balthasar nicht psychologisch, sondern theologisch. Ein Vergleich legt sich nahe: Erinnern wir uns an die Urerfahrung des Geistes (Anm. 34), in der das sich in seiner ontologischen Differenz lichtende Sein aufgeht; diese ontologische Urerfahrung des Geistes ist früher als der spätere Augenaufschlag des Bewusstseins, solche Erfahrung gründet tiefer als im Psychologischen: ihre Priorität ist nicht psychologisch, sondern ontologisch zu verstehen. Jesu Bewusstsein aber ist theologisch zu verstehen; denn sein kenotischer Sendungsgehorsam dem Auftrag gegenüber, die totale Überlassung an den seine Sendung und damit ihn selber konstituierenden Vater offenbart sein eigenes Wesen als Sohnsein, als reine Relationalität zum Vater (Amn.35)“. (http://othes.univie.ac.at/3966/1/2009-01-16_0004508.pdf) Transzendentale Urerfahrung des Geistes ,,daß mein Subjekt dieses (geschenkte) Sein nicht erschöpft, ich vielmehr dieses Sein für andere, unzählbare Subjekte freilassen muß, was mir bestätigt wird von der ersten Urerfahrung des Ich-Du her. Ich besitze meine inkommunikable Subjektivität nur, indem ich in meinem Wesen Raum freigebe für andere Subjekte; und da ich hiermit eine Erfahrung der Struktur des Seins als solchen mache, liegt darin ein Bild der trinitarischen Verfaßtheit des absoluten Seins." (Theodramatik II/2, 421) 35 22. Wie kommt Hans Urs von Balthasar zu der Behauptung: ‚Sein und Liebe sind koextensiv’? Welche Bedeutung hat diese Feststellung für die Theologische Anthropologie? => ‚Sein und Liebe sind koextensiv’/ Sein als Gleichnis der Liebe Gottes ,,Das kleine Kind schlägt große Augen zur Welt auf. Was es erblickt - Formen, Farben, Laute [...] versteht es nicht. Die Phänomene sind ihm weder heimisch noch fremd, weil es sie noch gar nicht auf sich selbst beziehen kann. Sein Ich ist ihm noch nicht erschlossen, was es an Bewusstsein hat, liegt auf halben Weg zwischen Subjekt und Objekt. Das eigentlich Wunderbare unter all diesen Wundern des Anbeginns aber ist dies: daß eines Tages das Lächeln der Mutter vom Kind als ein Zeichen seines Angenommenseins in der Welt erkannt wird und daß sich ihm, da es zurücklächelt, die Mitte seines eigenen Ichs erschließt. Es findet sich selbst, weil es gefunden worden ist. Und weil ein Du es gefunden hat, kann das viele Es, das es sonst noch umgibt, mit in das Verhältnis der Vertrautheit einbezogen werden.“ (Leben aus dem Tod, 11) Es geht von Balthasar vielmehr doch um ein Eines, und das Viele, das er sagt und schreibt, hat nur den Sinn, dieses Eine immer neu zur Sprache zu bringen. Man kann dieses Eine in knappster Form in den Satz fassen: »Sein und Liebe sind koextensiv« [...]. Die Konvertibilität, also die Austauschbarkeit von Sein und Liebe zu behaupten, ist - so wird man sofort versucht sein einzuwenden - eine reine Provokation; und in der Geschichte des Denkens ist diese Aussage nicht ohne Grund nicht sehr geläufig. Zwingt uns die Wirklichkeit, die wir wahrnehmen, nicht dazu, das Sein auf etwas ganz anderes als auf Liebe hin auszulegen, etwa auf Wissen oder auf Macht oder auf Lust oder auf Nutzen oder auf sonst etwas hin? Freilich, dies wird jeder sogleich empfinden: wenn der Satz von der Koextensivität von Sein und Liebe wahr wäre, dann würde das tiefste menschliche Hoffen und Sehnen auf eine Erfüllung zulaufen und also nicht im Leeren enden. In seltenen Augenblicken mag dem Menschen die Wahrheit dieser Aussage immerhin von weitem ahnbar werden, vielleicht im Ereignis ungetrübter Liebe zu einem anderen Menschen. (https://www.kath.de/akademie/rahner/Download/Vortraege/inhalt-online/_loeser-posi.html) „‚Und könnte es nicht sein (wie Ferdinand Ulrich es zu erweisen sucht), dass das Endgeheimnis der Kenosis Gottes in Christo analogisch angelegt ist im metaphysischen Geheimnis des Seins: das lichtet nur, indem es nichtet, das den Glanz des Göttlichen nur vermittelt, indem es vorausweist auf die äußerste Demut des Kreuzes?‘ Was erreicht Balthasar mit dieser Philosophie? Er kann zeigen, dass und inwiefern Sein und Liebe ‚koextensiv‘ sind, wie Werner Löser in einem schönen Aufsatz formuliert hat. Er kann zeigen, dass der Gabecharakter des innersten Wesens des Geschaffenen ausmacht. Das ist eine ökumenische Herausforderung, weil Balthasar von hier aus das Gespräch mit den Wissenschaften sowie mit Weltanschauungen und Religionen ganz neu führen kann. Das hat er nur ansatzweise getan. Es wird deshalb eine Aufgabe zukünftiger Theologie sein, hier den Faden aufzunehmen.“1 „Wenn das Kind in der konkreten Wesensgestalt der Mutter das Sein erfaßt, so taucht heir erstmals ‚die Idee der konkreten Universalität auf, die ... im Christusereignis ... kulminiert‘“2 1 2 Müller. W., Wolfgang: Karl Barth - Hans Urs von Balthasar. Eine theologische Zwiesprache. Zürich 2006. S. 114. Greiner, Michael: Drama der Freiheiten. Eine Denkformanalyse zu Hans Urs von Balthasars trinitarischer Soteriologie. Münster 2000. S. 151. 36 23. Was verbindet (bei H.U.v.B.) die Seinsfrage mit der Erfahrung von Individualität und Gemeinschaft? ,,Wie komme gerade ich hier hinein? Eine nicht aufhebbare Zufälligkeit haftet dem Einzelnen an und hebt ihn zunächst gegenüber dem Allgemeinen ab; er kann diese Zufälligkeit nicht mit der Zufälligkeit aller andern Weltwesen zusammen in eine allgemeine ausgleichende Notwendigkeit verrechnen. Er findet die gleiche Gestimmtheit auf dem Herzensgrund auch der übrigen wieder. Sie ist - obwohl die jemeinige Frage und Verwunderung - doch zugleich die gemeinsame Frage und Verwunderung aller: warum es überhaupt eine Welt gibt, und nicht lieber keine.“ (Zugang, 19) ,,daß mein Subjekt dieses (geschenkte) Sein nicht erschöpft, ich vielmehr dieses Sein für andere, unzählbare Subjekte freilassen muß, was mir bestätigt wird von der ersten Urerfahrung des Ich-Du her. Ich besitze meine inkommunikable Subjektivität nur, indem ich in meinem Wesen Raum freigebe für andere Subjekte; und da ich hiermit eine Erfahrung der Struktur des Seins als solchen mache, liegt darin ein Bild der trinitarischen Verfaßtheit des absoluten Seins." (Theodramatik II/2, 421) 37 24. Wie verbindet Thomas von Aquin das christliche Menschenbild mit dem aristotelischen Ethikmodell? -> Thomas von Aquin: Evas besondere geschöpfliche Würde ?! Differenz zw. Thomas und Chambers ! - Monismus versus Dualismus Aristoteles und Thomas von Aquin betonten [...], dass Gerechtigkeit nicht nur eine Tugend, sondern stets in Bezug auf andere zu denken sei (Intersubjektivität). Handlungen wie Wohltätigkeit, Barmherzigkeit, Dankbarkeit oder Karitas gehen über den Bereich der Gerechtigkeit hinaus (Supererogation). (http://www.cosmiq.de/qa/show/3270331/Was-versteht-man-unterEthikmodellen-Beispiele-waeren-toll/) Ergänzend: „Dieses Modell, das seine Wurzeln in der Lehre des Aristoteles (Naturrecht) oder des Thomas von Aquin bzw. Kant hat, wird im 20. Jahrhundert zu einer ‚Verantwortungsethik‘ umdefiniert. Sie ‚verbindet die Frage nach dem Subjekt, dem Träger von Verantwortung, mit der Wahrnehmung von Aufgaben, Aufträgen von Verantwortung wie Friede oder Beseitigung von Welthunger [...]‘ (Honecker 2001, S. 407ff). Als Beispiel für eine solche Verantwortung gilt die Friedensbewegung; auch die Beseitigung von Welthunger und Armut, wie von sozialen Institutionen forciert, kann als Konsequenz dieses Modells betrachtet werden.“3 3 Setudegan, Morris: Sozial Management und Ethik: Sozialmanagement im Spannungsfeld zwischen Ethik der Sozialen Arbeit und wirtschaftlichem Handlen. Hamburg 2014. S. 20. 38 25. Das Analogie-Prinzip wird häufig gebraucht. In welchem Sinn hat das vierte Laterankonzil es verwendet? Thomas von Aquin: Ein Kernelement der thomistischen Ontologie ist die Lehre von der Analogia entis. Sie besagt, dass der Begriff des Seins nicht eindeutig, sondern analog ist, also das Wort „Sein“ einen unterschiedlichen Sinn besitzt, je nachdem, auf welche Gegenstände es bezogen wird. Danach hat alles, was ist, das Sein und ist durch das Sein, aber es hat das Sein in verschiedener Weise. In höchster und eigentlicher Weise kommt es nur Gott zu: Nur er ist Sein. Alles andere Sein hat nur Teil am Sein und zwar entsprechend seinem Wesen. In allen geschaffenen Dingen muss also Wesen (essentia) und Existenz (esse) unterschieden werden; einzig bei Gott fallen diese zusammen. (Wikipedia) „Denn in einer allgemeinen Ontologie ist vom Sein im allgemeinen ja nicht die Rede bloß im Sinn der leeren logischen Einheitlichkeit des „Etwas“ (welcher Begriff nie ausreichen würde zu einer angemessenen Bestimmung des absoluten Seins, die für eine Religionsphilosophie hinreichend ist), sondern im Sinn eines analogen ontologischen Seinsbegriffes, der einerseits zwar von allem Seienden ausgesagt werden kann, so jedoch, daß in ihm immer schon mitgewußt wird, was eigentlich Sein in seiner wachsenden Reinheit und Fülle ist, und so dieser Begriff als nur analog aussagbar gewußt wird. Das aber ist nur möglich, wenn der philosophische Mensch an einer Stelle wenigstens ein Seiendes unmittelbar erreicht, das selbst in gewisser Weise diese nach oben greifende Fülle des Seins selbst ist, den Geist nämlich. Er muß sich selbst, um Ontologie treiben zu können, als Geist erfaßt haben, Denn nur dann kann er wissen, was Sein eigentlich, analog ist. Nur dann kann der Mensch wissen, daß Sein in seiner Reinheit und Fülle eigentlich Geist ist, nur dann kann er einen wenigstens analogen Begriff von Gott bilden, der eine Religion ermöglichen kann.“ HdW 217/264 39 26. Welche ist die erste unter den sog. Kardinaltugenden? Warum? Die erste unter den Kardinaltugenden ist die Tugend der Klugheit. Ja, die Klugheit ist nicht nur die erste unter im übrigen gleichrangigen Tugenden: sie »gebiert« alle sittliche Tugend überhaupt. Dieser Satz vom Vorrang der Klugheit, den wir kaum noch in seiner wahren Bedeutung zu erfassen vermögen, spricht mehr aus als eine mehr oder minder zufällige Reihenfolge unter den Kardinaltugenden. Er spricht, bezogen auf den Bezirk des Ethischen, die Grundverfassung der Wirklichkeit überhaupt aus: das Gute setzt die Wahrheit voraus, und die Wahrheit setzt das Sein voraus. Was nämlich bedeutet inhaltlich der Vorrang der Klugheit? Er bedeutet nichts anderes, als daß die Verwirklichung des Guten das Wissen um die Wirklichkeit voraussetzt. Das erste, das von einem Wirkenden gefordert wird, ist, daß er wissend sei, sagt Thomas. Wer nicht weiß, wie die Dinge wirklich sind und liegen, der kann auch nicht das Gute tun; denn das Gute ist das Wirklichkeitsgemäße. »Wissen« ist dabei natürlich nicht [...] im szientistischen Sinne der modernen Erfahrungswissenschaften zu verstehen. Gemeint ist der wirkliche Kontakt mit der objektiven Wirklichkeit. Dieser Kontakt wird zum Beispiel durch die Offenbarung auf eine höhere als »wissenschaftliche« Weise begründet; und zur Klugheit gehört auch die »Gelehrigkeit«, das ist die hörende Verbundenheit mit dem echten Wirklichkeitswissen eines überlegenen Geistes. In der Klugheit wird die sachliche Erkenntnis der Wirklichkeit maßgebend für das Tun. Der Kluge blickt also einerseits auf die objektive Wirklichkeit der Dinge und anderseits auf das Wollen und Tun. Aber er blickt zuerst auf die Wirklichkeit; und kraft und auf Grund der Wirklichkeitserkenntnis bestimmt er, was zu tun ist und was nicht, und wie es getan werden soll und wie nicht. So ist in Wahrheit alle Tugend abhängig von der Klugheit. Und jede Sünde ist irgendwie ein Widerspruch gegen die Klugheit, omne peccatum opponitur prudentiae. [...] In dieser Lehre vom Vorrang der Klugheit wohnt eine ungeheure »praktische« Bedeutung. – Sie schließt zum Beispiel den pädagogischen Grundsatz in sich: daß die Erziehung und Selbsterziehung zur sittlichen Mündigkeit ihre Wurzel haben muß in der Erziehung und Selbsterziehung zur Tugend der Klugheit, das heißt, zu der Fähigkeit, die Wirklichkeiten, die unser Tun umstehen, sachlich zu sehen und sie, je nach Art und Gewicht, maßgebend werden zu lassen für die Tat. – In der klassischen Lehre von der Tugend der Klugheit liegt zweitens die einzige Möglichkeit, die widrige Erscheinung des Moralismus innerlich zu überwinden. Das Wesen des Moralismus, der von vielen für etwas besonders Christliches gehalten zu werden scheint, liegt darin, daß er Sein und Sollen auseinanderreißt, daß er ein Sollen verkündet, ohne die Rückverbundenheit dieses Sollens zum Sein hin zu bemerken und sichtbar zu machen. Der Kern und das eigentliche Anliegen der Lehre von der Klugheit liegt anderseits gerade darin: den Zusammenhang des Sollens mit dem Sein als notwendig zu erweisen; im Akt der Klugheit wird ja das Sollen bestimmt durch das Sein. Der Moralismus sagt: das Gute ist das Gesollte, weil es gesollt ist. Die Lehre von der Klugheit sagt: das Gute ist das Wirklichkeitsgemäße; es ist gesollt, weil es so der Wirklichkeit entspricht. [...] – Noch ein dritter »praktischer« und »aktueller« Zusammenhang muß hier andeutungsweise aufgewiesen werden. Die Grundhaltung der Seinsgerechtheit, der Sachlichkeit, der Objektivität, die in der klassischen Lehre von der Klugheit zum Ausdruck kommt, wurde im Mittelalter zusammengefaßt in dem großartig-einfachen Satz: Weise ist der Mensch, wenn ihm alle Dinge so schmecken, wie sie wirklich sind. Es ist nun eine, wie mir scheint, kaum wichtig genug zu nehmende Erfahrung der modernen Seelenkunde, genauer gesagt, der modernen »Seelenheilkunde«: daß ein Mensch, dem die Dinge nicht so schmecken, wie sie sind, sondern der in allen Dingen nur sich selber schmeckt, weil er nur auf sich selber hinblickt – daß dieser Mensch nicht nur die reale Möglichkeit der Gerechtigkeit (und aller sittlichen Tugend überhaupt) verloren hat, sondern daß er auch die seelische Gesundheit verloren hat; ja, daß eine ganze Kategorie seelischer Erkrankungen wesentlich in dieser ichhaften »Unsachlichkeit« besteht. Von diesen Erfahrungen her fällt ein bestätigendes und verdeutlichendes Licht auf den ethischen Realismus der Lehre vom Vorrang der Klugheit. Die Klugheit ist einer der geistigen »Orte«, an denen die geheimnisvolle Verknüpfung von Gesundheit und Heiligkeit, von Krankheit und Sünde sichtbar wird. [...] 40 27. Wie ist das Verhältnis von ‚philosophischen’ und ‚theologischen’ Tugenden zu denken? Damit soll die Reihe der Bemerkungen über die Kardinaltugenden abgeschlossen sein. Alle vier – Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Maß – sind erstlich dem natürlichen Bereich der Menschenwirklichkeit zugeordnet. Aber als christliche Tugenden wachsen sie aus dem Fruchtboden von Glaube, Hoffnung und Liebe. Glaube, Hoffnung und Liebe sind die Antwort auf die Wirklichkeit des dreieinigen Gottes, die dem Christen auf übernatürliche Weise sich enthüllt hat durch die Offenbarung Jesu Christi. Und noch mehr: die drei theologischen Tugenden sind nicht nur die Antwort auf diese Wirklichkeit, sondern sie sind zugleich das Vermögen und die Kraftquelle dieser Antwort 41 28. Was ist mit dem klassischen Prinzip ‚gratia praesupponit naturam’ gemeint? Wer widerspricht? Warum? "Die Gnade setzt die Natur voraus, erhebt sie und vollendet sie" Mit Natur ist hier die menschliche Natur gemeint. „Gratia supponit naturam“, bedeutet bei Thomas von Aquin: Die menschliche Natur ist nicht abgeschlossen in sich und unabhängig von Gott. (http://www.wer-weisswas.de/religionswissenschaft/gnade-setzt-die-natur-voraus-oder-so-aehnlich) Durch die Verwurzelung der Kardinaltugenden in den theologischen Tugenden unterscheidet sich das übernatürliche Ethos des Christen vom natürlichen Ethos des gentleman, des natürlich edlen Menschen. Diese Verwurzelung selbst, die Art und Weise des Zusammenhangs von natürlicher und übernatürlicher Tugend, wird ausgesprochen in dem bekannten Satze, wonach die Gnade die Natur nicht zerstört, sondern voraussetzt und vollendet. Dieser Satz scheint sehr klar, und er ist es auch. Aber seine Klarheit hebt nicht die Unmöglichkeit auf, ein Geheimnis durch eine Aussage begreifbar zu machen. Und nichts ist geheimnisreicher als die Weise, wie Gott im Menschen und der Mensch in Gott wirkend ist. Trotzdem erweist sich der Unterschied zwischen Christ und gentleman auf vielfache Weise handgreiflich genug. Der Christ etwa kann der natürlichen Klugheit zuwiderzuhandeln scheinen, weil er in seinem Tun einer Wirklichkeit gerecht werden muß, die nur der Glaube gewahrt. – Über diese »übernatürliche Klugheit« hat übrigens Thomas von Aquin etwas geschrieben, das mir gerade für den Christen von heute außerordentlich wichtig zu sein scheint. Die natürliche Tugend der Klugheit, so etwa sagt Thomas, ist offenbar gebunden an ein nicht geringes Maß von erworbenem Wirklichkeitswissen. Wenn nun die göttlichen Tugenden die Kardinaltugenden auf übernatürliche Weise erhöhen: wie ist es dann mit der Klugheit? Ersetzt die Gnade das natürliche Wissen um die natürlichen Dinge? Macht der Glaube die sachliche Abschätzung der konkreten Situation des konkreten Tuns überflüssig oder ersetzt er sie? Was nutzt hier etwa dem »einfachen Menschen«, der dies gelegentlich immerhin schwierige Tat-Wissen nicht besitzt, die Gnade und der Glaube? Auf diese Fragen gibt nun Thomas eine, wie ich meine, ganz großartige und übrigens auch sehr tröstliche Antwort: »Die Menschen, die fremder Führung und Beratung bedürfen, wissen, wenn sie in der Gnade sind, wenigstens darin sich selber zu raten, daß sie einen guten Rat von einem schlechten Rat zu unterscheiden vermögen.« Wenn sie in der Gnade sind! Wieso diese Antwort in der gegenwärtigen Situation des »einfachen Christenmenschen« tröstlich ist, bedarf keines weiteren Wortes. 42 29. Thomas Pröpper unterscheidet die formale Unbedingtheit von der materialen Bedingtheit menschlicher Freiheit. Wozu ist das hilfreich? Pröpper versucht, eine transzendentale Analyse der Freiheit als Denkmodell des christlichen Glaubens auszuwerten. Sein Interesse gilt besonders der Soteriologie (Theologie der Erlösung), der Gnadenlehre, der Christologie und der theologischen Anthropologie. Sein theologischer Ansatz versucht, die anthropologische Wende, die Karl Rahner in der katholischen Theologie begonnen hat, konsequent zu Ende zu denken. Dabei vertritt er die These, dass in der menschlichen Freiheit jenes unbedingte Moment auszumachen sei, das den Menschen gott-fähig sein lässt. (Wikipedia) Freiheit wird bestimmt als etwas formal Unbedingtes, das gleichzeitig real bedingt, also begrenzt ist. Und nur so erfahren wir unsere Freiheit: Als ein Vermögen, etwas zu wollen, also zu bejahen, ohne das unbedingt zu können, z.B. das Gewollte aus dem Nichts ins Dasein zu rufen und ihm sein definitives Im-Dasein-Bleiben zu garantieren. Damit ist eine Vermittlungsaufgabe gestellt, deren Nicht-Einlösung eine letzte Aporie aller Vernunft bedeutete. Die Vermittlungsaufgabe lautet: Wie kann Freiheit in Entsprechung zu ihrer Wesensverfassung der Unbedingtheit, die aus ihrem Bestimmtwerden durch sich selbst resultiert, unbeschadet ihrer realen Bedingtheit verwirklicht werden? Antwort: Freiheit muss rein philosophisch ihrem Wesen nach als unbedingte Fähigkeit zur Selbstbestimmung gedacht werden. Sie bestimmt sich selbst dadurch, dass sie einen Inhalt affirmiert, also bejaht und sich durch ihn bestimmen lässt. Weil sie selbst aber unbedingt ist, kommt es zu wirklicher Selbstbestimmung erst dadurch, dass ein Inhalt, den Freiheit affirmiert, seinerseits unbedingt ist. Solcherart aber kann kein Gegenstand, kein Ding, sondern nur andere Freiheit sein. Da aber menschliche Freiheit unbeschadet ihrer Unbedingtheit ihre Inhalte – und selbst unbedingte – nur bedingt bejahen kann, kann sie auch andere Freiheit als unbedingten Inhalt ihrer Affirmation nur bedingt oder anders gesagt symbolisch bejahen. Freiheit ist ganz und gar darauf gerichtet, anderes als sie selbst als unbedingt sein sollend zu nehmen, ohne diese Absicht real einlösen zu können. (http://www.theologie-und-kirche.de/laudatio-thomas-proepper.pdf) Es gibt auch die Möglichkeit um eine Ersatzliteratur zu bitten, um für die Prüfung zu lernen. Dazu am Besten Prof. Möllenbeck oder das Sekretariat kontaktieren. 43