Heinrich II. Übersicht und Literatur - Uni

Werbung
VL WS 2005/2006
Das 11. Jahrhundert
Schlotheuber
III. Der letzte ottonische Kaiser Heinrich II. (1002–1024)
III. 1. Beziehungen unter Heinrich II. zu den östlichen Nachbarn
Quellen:
Thietmar von Merseburg, Chronicon, hg. von Werner Trillmich (Ausgewählte Quellen zur deutschen
Geschichte des Mittelalters 9, 1957). (Zweisprachige Ausgabe).
Brun von Querfurt, Epistola ad Heinricum rege, hg. von Jadwiga KAWASINSKA (Monumenta Poloniae
Historica NS 4/3, 1973) S. 97–106.
Übersetzung der Epistola in:
ZEISSBERG, Heinrich, Die Kriege Kaiser Heinrichs II. mit Boleslaw I. von Polen (Sitzungsberichte der
Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Phil.-Hist.l. 57) S. 436–443.
Literatur:
ERKENS, Franz-Reiner, Fürstliche Opposition in ottonisch - salischer Zeit. Überlegungen zum Problem
der Krise des frühmittelalterlichen deutschen Reiches, in: Archiv für Kulturgeschichte 64 (1982)
S. 307 - 370.
GÖRICH, Knut, Eine Wende im Osten: Heinrich II. und Boleslaw Chrobry, in: Otto II. – Heinrich II.
Eine Wende? (wie Vorlage 2) S. 95–167.
WEINFURTER, Stefan, Die Zentralisierung der Herrschaftsgewalt im Reich durch Kaiser Heinrich II., in:
Historisches Jahrbuch 106 (1986) S. 241–297.
Eine Wende im Osten: die Beziehung Heinrichs II. zu dem Polenherzog Boleslav Chrobry (= der Tapfere,
992–1025).
–
Unter Otto III. war Boleslav Chrobry cooperator imperii, Freund und Bundesgenosse
–
Weigerung Heinrichs, Boleslav Chrobry nach dem Tod Ekkehards von Meißen mit der
Markgrafschaft Meißen zu belehnen.
–
Konfliktfall Böhmen: † 999 der Přemyslidenherzog Boleslav II.; sein Sohn und Nachfolger
Boleslav III. vertreibt die jüngeren Brüder Jaromír und Udalrich, die an den Regensburger Hof
Heinrichs II. fliehen. Als Jaromír mit bayerischer Hilfe nach Prag zurückkehrt und Boleslav III.
vertreibt, flüchtet dieser zum Polenherzog. Nach der Rückführung des Přemysliden übernimmt
Boleslav Chrobry die Přemyslidenherrschaft in Prag.
1003 Heinrich II. schließt ein Bündnis mit den heidnischen Lutizen gegen Boleslaw Chrobry
1004 Beginn der Kämpfe (erste Phase), Verdrängung Boleslav Chrobrys aus Prag,
Einsetzung von Jaromír in Prag, 1012 Belehnung Udalrichs
1007–1013 weitere Kriegszüge (zweite Phase), Friedenverhandlungen in Merseburg,
Boleslav Chrobry wird Vasall des Königs
1015–1018 Kriegszüge (dritte Phase), Niederlagen Heinrichs II.
1018 Jan. 30 Frieden von Bautzen: Bestätigung des Status quo
► die dynastischen Verbindungen der Piasten verändern das Verhältnis der Polnischen Herzöge zum
Reich, die Hegemonie des Reichs und Mission sind nicht mehr identisch!
III. 2
Beziehungen zu den westlichen Nachbarn
Quellen:
Raoul Glaber, Histoires, hg. von Mathieu ARNOUX (1996)
Rodolfus Glaber, Historiarum libri quinque, hg. von John FRANCE (Oxford Medieval Texts, 1989).
Literatur:
BRÜHL, Carl-Richard, Deutschland-Frankreich Die Geburt zweier Völker, 2. Aufl. 1995, S. 658–668.
FÖßEL, Amalie, Eine Königin im politischen Aus? Zu den Auswirkungen der "Moselfehde" auf die
Stellung Kunigundes, in: Jahrbuch für fränkische Landesforschung 60 (2000) S. 20-28.
HOFFMANN, Hartmut, Grafschaften in Bischofshand, in: DA 46 (1990) S. 375-480.
1
KOLB, Werner, Herrscherbegegnungen im Mittelalter (1988).
VOSS, Ingrid, Herrschertreffen im frühen und hohen Mittelalter. Untersuchungen zu den Begegnungen
der ostfränkischen und westfränkischen Herrscher im 9. und 10. Jh. sowie der deutschen und
französischen Könige vom 11. bis 13. Jh. (Archiv für Kulturgeschichte, Beihefte 26, 1987).
1006
–
1006
1016
1018
Nach dem Tod Herzog Ottos von Niederlothringen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen
den lothringischen Adelsgruppen. Graf Balduin IV. von Flandern († 1035), ein Lehnsmann des
westfränkischen Königs Robert II. des Frommen († 1031) mischt sich ein. Die Bedrohung
Roberts II. und Heinrichs II. durch den mächtigen Vasallen veranlasst die beiden Könige zu
einem Freundschaftsbündnis.
Vermutl. Einigung in der Frage der Nachfolge im Königreich Burgund.
Herrschertreffen Heinrichs II. mit Rudolf III. von Burgund (993–1031). Abtreten Rudolfs der
Bischofsstadt Basel. Heinrich II. übernimmt die Schutzherrschaft über Burgund (möglicherw. auf
der Basis einer Lehnsbeziehung).
Straßburg: Zweites Treffen Heinrichs II. mit Rudolf III. von Burgund.
In einem feierlichen Akt übergibt Rudolf III. seine Krone und sein Zepter in die Hände
Heinrichs. Er selbst herrscht jetzt im Auftrag des Kaisers. Der Salier Konrad II. bringt auf der
Grundlage der mit Heinrich II. geschlossenen Verträge die Königsherrschaft an sich und
begründet die Trias Deutsches Reich, Italien und Burgund als regna der Kaiserherrschaft.
III. 3 Italienzüge und Kaiserpolitik
Quellen:
Leo von Vercelli, Versus de Ottone et Heinrico, hg. von Karl STRECKER (MGH Poetae latini 5,2, 1939)
Nr. 19, S. 480–483.
Perikopenbuch Heinrichs II., Reichenau, um 1002 – 1012 (BSB München Clm 4452)
Bericht des Diakon Bebo zum Papstbesuch in Bamberg (1020), Bebo diaconus Heinrico II imperatori, in:
Philipp JAFFÉ (Hg.), Monumenta Bambergensia (Bibliotheca rer. Germ. 5, 1869) S, 484–497.
Literatur:
BRUNHOFER, Ursula, Arduin von Ivrea und seine Anhänger. Untersuchungen zum letzten italienischen
Königtum des Mittelalters (1999).
WEINFURTER, Stefan, Heinrich II. (wie Vorlage 2) S. 227–249.
Numquam sinas te principe Harduinum vivere („Niemals lasse du, o Herrscher, Arduin leben; Leo von Vercelli
(965–1026).
–
Erster Italienzug, 1004
1002 Feb.
Königskrönung Arduins von Ivrea (Pavia)
1004 Mai
Wahl und Krönung Heinrichs II. zum König von Italien (Pavia) (Francorum atque
Langobardorum rex, ital. Königsurkunden).
–
Zweiter Italienzug, 1013/1014
1008/1009
Einrichtung einer italienischen Kanzlei
1012 Rom
Kämpfe der römischen Patrizierfamilien der Crescentier gegen Tuskulaner
Doppelwahl Papst Gregor (VI.) (Crescentier) und Papst Benedikt VIII. (Tuskulaner,
1012-1024)
1014, Febr. 14 Kaiserkrönung Heinrichs und Kunigundes in Rom – päpstliches Geschenk: Reichsapfel
–
Dritter Italienzug, 1021/1022
1018ff.
Aufstand des Melus (Ismahel) von Bari gegen Byzanz; (Stifter des Bamberger
“Sternenmantels”), Niederlage Ismahels und Flucht an den Hof des Kaisers; Erstarken
Byzanz’ in Unteritalien
1020 April
Das „Bamberger Treffen“; Reise Benedikts VIII. nach Bamberg und Fulda; Ausstellung
des Heinricianum
1021/22
Zug Kaiser Heinrichs II. nach Süditalien, Belagerung der byzantinischen Feste Troia.
Anlaß für Stiftung des “Evangeliars von Montecassino”?
2
III. 4 Heinrich “der Heilige”, Kunigunde und die Kirche
Quellen:
Vita S. Cunegundis, hg. von Georg WAITZ (MGH SS 4, 1841) S. 821–828.
Monumenta Bambergensia, hg. von Philipp JAFFÉ (Bibliotheca rer. Germ. 5, 1869).
Thangmar, Vita Bernwardi episcopi Hildesheimensis, hg. von Georg Heinrich PERTZ (MGH SS 4, 1841)
S. 757–782.
Literatur:
BAUMGÄRTNER, Ingrid, Kunigunde – eine Kaiserin an der Jahrtausendwende (1997).
Kunigunde - consors regni: Vortragsreihe zum tausendjährigen Jubiläum der Krönung Kunigundes in
Paderborn (1002 - 2002), hg. von Stefanie Dick (MittelalterStudien des Instituts zur
Interdisziplinären Erforschung des Mittelalters und seines Nachwirkens 5, 2004).
FÖßEL, Amalie, Die Königin im mittelalterlichen Reich: Herrschaftsausübung, Herrschaftsrechte,
Handlungsspielräume (Mittelalter-Forschungen 4, 2001).
HOFFMANN, Hartmut, Mönchskönig und rex idiota. Studien zur Kirchenpolitik Heinrichs II.
und Konrads II. (1993)
MEYER, Carla, Die konstruierte Heilige: Kaiserin Kunigunde und ihre Darstellung in Quellen des 11. bis
16. Jahrhunderts, in: Bericht des Historischen Vereins für die Pflege der Geschichte des
ehemaligen Fürstbistums Bamberg 139 (2003) S. 39-101.
SCHNEIDMÜLLER, Bernd, Die Gründung des Bistums Bamberg 1007 (Deutsche Geschichte in
Dokumenten, 2001)
DERS., Kaiserin Kunigunde. Bamberger Wege in die Heiligkeit, Weiblichkeit und Vergangenheit, in:
Bericht des Historischen Vereins Bamberg 137 (2001) S. 13–34.
Zwischen Kathedrale und Welt: 1000 Jahre Domkapitel Merseburg, Ausstellungskatalog, hg. von Uwe
JOHN, Karin HEISE, Karin; Holger KUNDE und Helge WITTMANN, (2004).
–
1003
1004
Heinricus claudus (der Lahme) Erziehung zum Kleriker (Hildesheim, Regensburg); kinderlose Ehe
Der „Kirchenumritt“ Heinrichs II. (orationis causa episcopia et abbatias…circumiens; Thangmar, Vita
Bernwardi c. 40 S. 775)
Eingreifen in den Merseburger Bistumsstreit; Wiedererrichtung des Bistums Merseburg nach dem
Tod des Magdeburger Erzbfs. Giselher
III. 4.1 Gründung des Bistums Bamberg 1007
Rex a puero quandam suimet civitatem Bavanberg nomine, in orientali Francia sitam, unice dilectam pre caeteris excoluit et
uxore ducta eandem ei in dotem dedit. Postquam autem ad regni curam divina miseratione promovetur, semper tacita mente
ibidem episcopatum construere gestit. (“Von klein auf hatte der König seine Stadt Bamberg in Ostfranken
gelegen besonders geliebt, mehr als andere begünstigt und seiner Gemahlin als Morgengabe verliehen.
Nachdem ihm aber durch Gottes Barmherzigkeit die Sorge für das Königreich anvertraut worden war,
plante er dort insgeheim ein Bistum zu errichten“, Thietmar, Chronicon VI c. 30).
► Politische Voraussetzungen: Niederwerfung der Markgrafen des bayerischen Nordgau, der Herren von
Schweinfurt 1003; kirchenpolitische Voraussetzungen: die Errichtung eines Diözesansprengels, der nur
auf Kosten der Bistümer Würzburg und Eichstätt gehen konnte.
► Begründung des Herrschers: Ob recompensationem futuram Christum heredem elegi, quia in sobole acquirenda
nulla spes remanet mihi („Um des künftigen Lohns willen habe ich Christus zu meinem Erben gewählt, denn
auf Nachkommen kann ich nicht mehr hoffen“ Thietmar von Merseburg, Chronicon VI c. 31).
–
Widerstand Bischof Heinrichs von Würzburg und Meginoz’ von Eichstätt
1007 Nov. 1
erneute Synode über die Gründung Bambergs in Frankfurt (Synodalprotokoll)
–
Ausstattung der Gründung mit Fernbesitz
► Weitere Gründe: Neustrukturierung der Region nach der Niederwerfung der Babenberger;
Christianisierung des teilweise unzugänglichen und stark bewaldeten Landstrichs, heidnische Bräuche der
dort lebenen Slawen (Brief Arnulfs von Halberstadt an den Würzburger Bischof; Jaffé , Monum. Bamb. S.
477); neuer religiös-kulureller Mittelpunkt mit repräsentativer Ausstattung für den König
(Herrschermemoria); Eliteschule künftiger Reichsbischöfe (Dombibliothek)
3
Bildung und Wissenschaft in Bamberg im 11. Jahrhundert
Preislied des Gerhard von Seon, Carmen Bambergense (nach 1012)
Gerhard von Seeon an Heinrich II., hg. von Karl STRECKER (MGH Poetae 5, 1-2, 1937-139, Nr. 40 S.
397f.
Literatur:
HOFFMANN, Hartmut, Buchkunst und Königtum im ottonischen und frühsalischen Reich 1 (Schriften der
MGH 30,1, 1986).
DERS., Bamberger Handschriften des 10. und 11. Jahrhunderts (MGH Schriften 39, 1995).
MÄRTL, Claudia, Die Bamberger Schulen – ein Bildungszentrum der Salierzeit, in: Die Salier und das
Reich (wie Vorlage 1) Bd. 3 S. 324–345.
Non minus ista Sepher Cariath cluit arte scienter / inferior Stoicis nequaquam, maior Athenis („Nicht weniger als
Kirjath Sepher ist sie durch Bildung berühmt, keineswegs unterlegen den Stoikern, größer ist sie als
Athen“ Gerhard von Seon, Carmen)
–
Reiche Ausstattung der Dombibliothek Bamberg mit Handschriften unterschiedlicher Herkunft;
viele klassische Werke, die für den Unterricht herangezogen wurden (Livius, Quintilian,
Macrobius, Cassiodor).
III. 4.2 Kunigunde – Kaiserin und Heilige (*um 980– 1033 od. 1039)
consors regni „Teilhaberin an der Königsherrschaft“
um 980 *
als 6. Kind Grafenpaares Siegfried I. v. Lützelburg (Luxemburg) und der Hadwig,
Tochter des Markgrafen Berthold v. Schweinfurt. Sie muss eine literate Ausbildung
erhalten haben, denn von ihr ist ein eigenhändig geschriebener lateinischer Brief
überliefert.
um 1000
Heirat mit Heinrich III., Herzog von Bayern (Kg. Heinrich II.). Die Ehe blieb kinderlos
1002
Krönung zur Königin in Paderborn, Teilhabe an der Regierung (Intervenientin in den
Herrscherurkunden), Vertretung des Königs in seiner Abwesenheit.
1012 und 1016 Leitung der Landesverteidigung in den Kriegen gegen Boleslaw Chrobry
1014
gemeinsame Kasierkrönung in Rom durch Benedikt VIII.
1024
Nach dem Tod des Kaisers 1024 führte K. loyal die Regentschaft zusammen mit ihren
Brüdern Bischof Dietrich v. Metz und Hzg. Heinrich v. Bayern bis zur Wahl des neuen
Kgs. Konrad II. im September 1024 und sorgte damit für einen reibungslosen Übergang
der Herrschaft an die neue Dynastie.
1025
Eintritt als Nonne in das Kloster Kaufungen, wo ihre Nichte Jutta Äbtissin wurde
1033/1039
gestorben im Kloster Kaufungen, beigesetzt im Bamberger Dom
1200 März 29 Heiligsprechung der Kunigunde durch Papst Innozenz III.
4
Herunterladen