Die Kompetenz ethischen und ästhetischen

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Thomas A. Bauer
Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus
medienpädagogischer Perspektive
(aus: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam).2002. S.
194-219)
Abstract
In einer Gesellschaft / Gemeinschaft handeln mehrere Menschen. Handeln ist im
Gegensatz zu Verhalten sinngesteuert. Welchen Normen / Werte entspricht dieses
Handeln? Woher kommen diese Wertvorstellungen? In Bezug auf Ethik und
Ästhetik wird hier auf die Rolle der Medien bzw. der Kommunikation im
allgemeinen in Bezug auf die Wertvermittlung eingegangen.
Schlagwörter:
Medienpädagogik
Medienethik
Kommunikationsethik
Ethik im Journalismus
Medienkultur und Ethik
Medienerziehung
Nadine JORDAK, 9905462
Silvija BOGDANOVIC, 0308296
696511 VO Medienpädagogik: Medienbildung, Medienkompetenz, Medienkultur
Univ.-Prof. Dr. Thomas A. Bauer, Institut für Publizistik- und
Kommunikationswissenschaft, Universität Wien, WS 2004/2005
Geht man davon aus, dass eine Gesellschaft und eine Gemeinschaft ohne
Kommunikation nicht existiert, muss der Zusammenhang zwischen Gesellschaft
und Kommunikation verdeutlicht werden. In einer Gemeinschaft wird von
mehreren Menschen gehandelt und deren Handeln verfolgt einen Sinn, der meist
einer Norm oder Werten entspricht. Die Vermittlung dieser Normen und Werte
erfolgt über Kommunikation, dies sowohl in der zwischenmenschlichen (nicht
technischen) als auch in der Medienkommunikation. Trotz unterschiedlicher Art
der Verständigung in diesen beiden genannten Formen der Kommunikation haben
sie Gemeinsamkeiten: In beiden Fällen will man sich verständigen. Ähnliche
Faktoren kann man wie folgt ausmachen:
„Akteure [...] wie Sender und Empfänger, Produzent und Rezipient/Konsument,
Vermittlungsinstanzen (Medien, Sprache, Symbolwelten, kulturelle Kontexte) und
Inhalte (Aussagen, Botschaften, content).“ 1
„An der Qualität dieser Faktoren und an der Qualität der Beziehungen dieser
Faktoren zueinander hängt die „ganze Welt“ der Verständigung.“ 2
Was wird vermittelt und was löst es bei den Rezipienten aus? Hier stellt sich
einerseits die Frage, welche Wirklichkeit in den Medien dargestellt wird und wie
sie aufgenommen wird. Und andererseits in wie weit die Darstellung der
Wirklichkeit sich an den Werten und Normen orientiert, um aufgenommen zu
werden.
„Insofern solche Vorgänge über Medien dargestellt und vermittelt werden, werden
nicht die Ereignisse ausgetauscht, sondern die Bedeutung dieser Ereignisse
kommuniziert, diskutiert oder reflektiert.“ 3
1 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 199
2 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 199
3 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 196
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Aufgaben, die der Kommunikation (gemeint sind hier beide Formen der
Kommunikation, zwischenmenschlich und Medienkommunikation)
zugeteilt
wird ist, die Wahrheit zu präsentieren und für den Einzelnen darin die Sicherheit
zu finden, „richtig“ zu handeln. Aber dort wo mehrere Menschen zusammen
kommen, gibt es auch mehrere Handlungsmotivationen und Sinn für ihre
Handlungen.
Es ist schon problematisch in der zwischenmenschlichen Kommunikation den
Wahrheitswert und Wahrheitsgehalt des Inhalts, der Aussage und der Absicht
nicht zu verdecken, umso schwieriger ist dies in der Medienkommunikation. 4
Ethik muss hier unterschieden werden zu Moral. Die „Forderung nach
Anständigkeit, Sauberkeit oder anderer Ordnungserwartungen“
5
ist der Moral
zuzuordnen. Ethik ist eine „verankerte Matrix der Wertinterpretation sozialen
Handelns“ 6. Die unterschiedlichen Werte die im Zusammenleben mehrerer
Menschen aufkommen, werden in einen Zusammenhang gebracht. Die Ethik geht
also davon aus, dass einer Handlung bereits Werte vorliegen.
Die Gesellschaft ist der Meinung, dass Medien Kommunikation vermitteln. Diese
Theorie wird von vielen Kritikern widerlegt.
7
Medien funktionieren ethisch
sinnvoll, da sie die gesellschaftliche (öffentliche) Kommunikation vermitteln.
Dieser Kontakt ist ein Konstrukt, existiert nur in unserer Vorstellung. Der
Terminus Kommunikation entsteht durch die Erfahrungen, die jeder einzelne
macht bzw. aus dem er lernt, seien es Fehler, Enttäuschungen, Theorien – der
einzig wichtig Aspekt ist: die Gesellschaft steht im Mittelpunkt.
Um die ethischen Anwärter zu lokalisieren, wurden Perspektiven der
Kommunikation entwickelt.
4 vgl Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus
medienpädagogischer Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 200
5 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 200
6 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 200
7 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 200
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Bei der Historismus-Perspektive ist Kommunikation Ort der Gestaltung und
Bestätigung von Hierarchie und gestufter sozialer Ordnung. Kritiker entdecken in
dieser Perspektive den ethischen Verlust, aufgrund der geordneten und geregelten
Bedingungen der Kommunikation.
Die
Idealtypische
Perspektive
ist
gekennzeichnet
von
Ahnungen
und
Vermutungen von der Urform der Kommunikation8. Diese entsteht, wenn man
seine eigenen Ideen durchgesetzt hat, dadurch erhält man Aufmerksamkeit und
Zuwendung. Ist dies nicht der Fall, findet der Vorgang „Kommunikation“ nicht
statt.
Bei der Systemperspektive haben Medien die Aufgabe, Informationen zu
selektieren und zu organisieren – dadurch entstehen Kommunikationssysteme.
Aufgrund verschiedener Komponenten, wie Unabhängigkeit, Meinungsfreiheit,
technische inhaltliche und funktionale Kompetenz, können Medien eine ethische
Zuständigkeit aufweisen, auf die die Gesellschaft nicht verzichten kann.
Die Interaktions- und Transaktionsperspektive spiegelt die Identität des einzelnen
Menschen wider. Es ist der Ort der Begegnung mit dem Selbst. Das Fremde und
das Größere werden nicht als Bedrohung angesehen, sondern als Chance, die
Wirklichkeit zu entdecken.
Die
Differenzperspektive
bietet
Spielraum
für
Variabilität
und
Krise.
Entscheidungsträger ist der Rezipient (Empfänger), nicht der Sender. Bei dieser
Perspektive werden Differenzen kreiert und honoriert.
Die Medienpädagogik befasst sich mit der ethischen Erschließung von
Medienkultur in Theorie und Praxis. Sie muss sich auf Kulturen konzentrieren, in
denen Medien als Dispositive9 für die Wirklichkeitsverständigung und als
Erfahrungsquelle dienen. Ziel der Medienpädagogik ist es, aufzuzeigen, wie
Medien unsere Gesellschaft betrachten – nicht umgekehrt! Medien gehören zur
Alltagskultur der Bevölkerung.
8 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 200
9 Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns. Medienethik aus medienpädagogischer
Perspektive. In: Karmasin, Matthias (Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam). S 200
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Drei Diskursebenen ermöglichen den gesellschaftlichen Gesprächszusammenhang
zu analysieren: der Mediendiskurs beinhaltet die öffentliche Konversation, der
Milieudiskurs spiegelt die Kommunikation des jeweiligen Milieus, zum Beispiel
Freunde, Familie. Der Alltagsdiskurs hilft bei der Organisierung des eigenen
persönlichen Lebens.
Diese Diskurse können auch in vermischter Form auftreten, zum Beispiel findet
sich der Mediendiskurs im Milieu- und Alltagsdiskurs wider und umgekehrt.
Aufgabe der Medienpädagogik ist es, Ziele zu vermitteln, an denen sich
heranwachsende Personen orientieren können; es ist nicht Sinn und Zweck der
Medienpädagogik, moralische Kontrolle auszuüben!
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Bibliographie
Artikel / Beiträge
Bauer, Thomas A. (2002): Die Kompetenz ethischen und ästhetischen Handelns.
Medienethik aus medienpädagogischer Perspektive. In: Karmasin, Matthias
(Hrsg.): Medien und Ethik. Stuttgart (Reclam).
Elektronische Quellen
Bauer, Thomas A.: Medienbildung in der Mediengesellschaft. Ein
Kompetenzprogramm: Medien für Bildung - Bildung für Medien.
In: http://www.treffpunkt-ethik.de/download/Bauer_MedienbildungFTBerlin.pdf
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