Motivation I Motivation als Problemfeld Frage nach Funktionen psychischer Strukturen (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit) Frage nach Zielen dieser Teilprozesse motivationale Betrachtungsweise Aspekte eines Motivationshergangs 1. Generierung eines Ziels 2. zielgeleitete Organisation des Erlebens und Verhaltens 3. zielgeleiteter Informationsaustausch zw. Organismus und Umwelt 4. entsprechende Verhaltenssteuerung 5. Energetisierung des Gesamtgeschehens Untersucht werden Motivationsprozess sowohl alltäglicher Natur (Wäschewaschen) als auch die Kardinalfrage (Welche Ziele verfolgt der Mensch? Wie überlebt er am besten?) Motivation umfasst alle Vorgänge, die bei Zielgenerierung und -ausrichtung des Erlebens und Verhaltens beteiligt sind -beginnend bei Wahrnehmung von Reizen, die als Verlockung oder Bedrohung wahrgenommen werden (Anreize) Wandel in Affekt- und Emotionslage: Motivation will eine andere (emotionale) Zukunft als die Gegenwart! Antizipierende Affektwandel sind Invarianten eines Motivationsprozesses bei variabler Ausgestaltung der Zielstrukturen, da sie unverbindliche Zielkognitionen in Motivationstendenzen verwandeln Motivation (Def.) Motivation umfasst sowohl automatische als auch bewusste Vorgänge zur Selektion und Steuerung des Verhaltens, die auf einem Wandel von vorherrschender zu antizipierter Emotionslage beruhen. Motivation beschreibt die Gesamtheit aller inneren und äußeren Bedingungsfaktoren, die für Zielgenerierung, Energetisierung, selektive zielbezogene Informationsverarbeitung und Steuerung (Kontrolle) des Erlebens und Verhaltens verantwortlich ist. Fokus auf Einzelaspekte der Motivation entsprechend zeitgenössischer Technologie in Dampfmaschinenära Energetisierung als Hauptprozess Zeitalter des Regelkreises: Kontroll- und Steuerungsaspekte Computerzeitalter: selektive IVA setzen sich gegenseitig voraus Verschiedene sich ergänzende Perspektiven von Motivation 1. strukturell: Welche Teilsystem und Strukturen sind an Motivation beteiligt? 2. prozessual: Wie entsteht M., wie kommt es zu M.wechseln? 3. funktional: Wozu? Welchen proximaten und distalen Zielen dienen bestimmte Handlung und welchen Anpassungswert haben sie? Beitrag der Teilsysteme (Aufmerksamkeit etc.) zur Zielerreichung? Ursachen? Gefundene Ursachen für Verhalten: Motive, Instinkte, Triebe, Wünsche Motiv(Def.) : Bewertungsdisposition, die einem Reizereignis eine Bedeutung (Verlockungsoder Bedrohungscharakter) verleiht, um danach einen Motivationsprozess beginnend bei der Zielbildung zu beginnen Motive/Bedürfnisse nach Maslow (1943) (F.12) - Postuliert Hierarchie von niederen (Mangel-) Bedürfnissen zu höheren (Wachstums-) Bedürfnissen anfangend bei physiologischen Bedürfnissen über Sicherheitsbedürfnisse, Soziale Bindungsbedürfnisse zu Selbstachtungsbedürfnissen und letztendlich Selbstverwirklichungsbedürfnissen - Im Laufe der Persönlichkeitsentwicklung nehmen die anfängliche niederen Bedürfnisse eher ab und die höheren zu - „Wenn Grundbedürfnisse nicht befriedigt sind, sind höhere Bedürfnisse nicht existent“ dagegen spricht, dass Menschen nieder Bedürfnisse unterdrücken können (z.B. Hunger) um höhere Bedürfnisse zu befriedigen (z.B. Selbstachtung) Evolutionspsychologische Grundlagen (F.5) 1. Darwins Evolutionstheorie - Natürliche Auslese aufgrund unterschiedlicher Anpassung an Lebensraum bedingt durch genetische Ausstattung Adaptationsmechanismen nicht nur für Körperbaumerkmale, auch für Verhaltensweisen (Instinkte: stammesgeschichtlich erworbene, genetisch fixierte Verhaltensgrundlagen) 2. McDougall: Betonung biologischer Verhaltensdeterminanten (angelehnt an Darwin) Instinkt= (1)ererbte oder angeb. Psychophysische Disposition, (2)befähigt Besitzer bestimmte Dinge wahrzunehmen, (3)dadurch emotionale Erregung bestimmter Qualität zu erleben und (4) daraufhin zu handeln bzw. Handlungsimpuls zu verspüren (2) d.h. Motivation kommt nur zustande wenn motivrelevante Sachverhalte (Anreize) wahrgenommen werden (3) Beginn eines motivationalen Vorgangs wird von Emotion abhängig gemacht moderne Motivationspsychologie: Konzepte (2) und (3) übernommen: Wahrnehmung und Emotion als Anreizmechanismen, Instinkt durch Motiv ersetzt, Motivation als Vorgang der Gesamtsystem (Wahrnehmung, Aufmerksamkeit etc.) organisiert In behavioristisch-lerntheoretischen Konzepten wurden biologische Faktoren zugunsten der Erforschung von Lernerfahrungen vernachlässigt (Watson 1928). Ein halbes Jh. später Revision des behavioristischen Dogmas Beobachtungen, dass menschliches Verhalten unabhängig vom Erlernten auch von biologisch vorgegebenen Anreizen gesteuert (Bindra 1974) bestimmte Verhaltensprogramme tauchen auf, die nicht über Lernprozesse erworben sind bestimmte Dinge werden nicht erlernt (obwohl sie bei Gültigkeit der Lerngesetze gelernt werden müssten) Schlussfolgerung: biologisch vorbereitete Grenzen, was Organismus lernen kann, was nichtnicht angepasste Verhaltensweisen nicht erlernbar In Vgl. Verhaltensforschung: weniger voreingenommen, Instinktkonzept als wesentlicher Bestandteil im Motivationsgeschehen angesehen (Die angeborenen Formen möglicher Erfahrung, Lorenz, 1943) 3. 3 wichtige motivationspsychologische Aussagen aus Vgl. Verhaltensforschung 1. Motivierte Verhaltensweisen bestehen u.a. aus arttypischen, starr ablaufenden Handlungselementen beruhend auf genetischer Information (Erbkoordination: eigentliche Instinkthandlung), Instinkthandlung bildet Abschluss motivierter Handlung, vorausgehend Appetenz- und Suchverhalten (beruht auf Erfahrungsbildung), Ziel des Appetenzverhaltens: durch Aufsuchen geeigneter Situations- und Umweltbedingungen Ablaufenlassen der Instinkthandlung ermöglichen 2. Motivierte Handlung wird durch Emotion gesteuert - vor und während Appetenzverhalten und nach Handlung treten instinktspezifische Emotionen im Sinne einer Handlungsbereitschaft auf - teilweise nur Emotionserlebnis ohne motorischen Teil (dann ist Ziel der motivierten Handlung die Emotion selbst) 3. Instinktive Handlungen nicht nur binnengesteuert, sondern bedürfen Anregung durch Situation, wird übernommen durch AAM (angeborenen Auslösemechanismus); AAM= angeborener sensorischer Mechanismus, der auf Schlüsselreize1 anspricht moderne anreiztheoretische Konzeption von Motivation (F. 10) Verhalten besteht aus Interaktion von organismusseitigen, dispositionalen (Instinkt, Motiv) und äußeren, situationsseitigen Faktoren (AAM, Anreiz) doppelte Absicherung/Quantifizierung: Organismus wird zum Handeln sowohl getrieben als auch gelockt - Messung durch Thematischen Apperzeptionstest (TAT) von Murray (1938) o Vorgabe einer Situation, Annahme: unterschiedliche Interpretation je nach Motiv o Zusammenwirkung von Motiv(need) und Anreiz (press), v.a. unter Heranziehen des Leistungsmotiv, Reliabilität und Validität zweifelhaft - neuerer Vertreter und Erweiterer dieses Ansatzes: US-Amerikaner McCleeland; in Deutschland wenig Beachtung Triebtheoretische Grundlagen (F 6) - ebenfalls wenig Beachtung gefunden in dt. Psychologie, in USA häufig aufgegriffen 1. Freud a) Nur ein Teil der dem offenem Verhalten zugrundeliegenden motivationalen Impulse sind dem Bewusstsein zugänglich Verhalten weicht von dem ab, was Individuum bewusst intendiert hat unbewusste Beweggründe Bsp. Freudscher Versprecher Entstehung durch zwei im Konflikt stehende Triebregungen (eine bewusst, andere unbewusst), im offenen Verhalten kommt es zu einem Kompromiss in Form einer Fehlhandlung Annahme zweier psychischer Systeme: Unbewusstes (Ubw) und Bewusstes (Bw), die den Ort des jeweiligen psychischen Geschehens angeben („topischer Aspekt“) - Vorsicht! Freuds Unbewusstes nicht mit moderner Auffassung des Unbewussten verwechseln: letztere beschreibt das Unbewusste als notwendige Funktion der Organisation und der Fokussierung, da bei einer Aufnahme aller Informationen ins Bewusstsein ein Chaos entstehen würde - Verdrängung: Triebregungen, die unakzeptiert sind und deshalb an der Bewusstwerdung gehindert werden, gedrängt ins Ubw - dieser Prozess verlangt einen hohen Energieaufwand, welcher bei Bewältigung andere Aufgaben fehlt - defensive Projektion: Abwehrmechanismus: Personen verdrängen nicht akzeptierte Triebregungen (Eigenschaften), schreiben diese aber bevorzugt anderen Menschen zu Annahme unbewusster Triebregungen, die sich im Verhalten zeigen (lange Zeit Tabuthema: erst jetzt wieder; empirische Befunde, dass jedes motivierte Verhalten unbewusst= automatisch veranlasst werden kann) 1 Ganz bestimmte instinktspezifische Merkmalskonfiguration b) Triebe als motivationale Impulse Trieb : innerorganismische Reizquelle, die Organismus zu Handlungen veranlasst, die die Erregung verändern („dynamischer Aspekt“) Erregungsreduktion= Triebbefriedigung (Ziel des Triebs und des dadurch motivierten Verhaltens ist also die Aufhebung des Reizzustandes) - aus heutiger Sicht zu einseitig: Organismen streben auch Zustände höherer Ordnung an, die mit Reiz- bzw. Triebsteigerung einhergehen und dies trotzdem als befriedigend erleben c) Triebbefriedigung mit positiven Emotionen (Lust) verbunden („ökonomischer Aspekt“) - positive Emotionen als Erlebnisrepräsentation der Triebbefriedigung d) Implikation - als Kern vieler Motivationstheorien tauchen Freuds Konzeptionen wieder auf: am Ende einer Handlung stehende Emotionen wichtig - Doppelfunktion positiver Emotionen: Bekräftigung nach Beendigung, Anreiz für zukünftiges Verhalten bei Antizipation e) emp. Überprüfung Freuds (Aspekte) Baumeister et al (1999) 1. Verdrängung: : Nachweis, dass Verdrängung psychischer Energie verbraucht (Vpn zeigten, nachdem sie verbotenen Vorstellungsinhalt verdrängen mussten, Leistungs- und Aufmerksamkeitsdefizite) 2 . defensive Projektion Vpn ziehen sozial nicht akzeptierte Merkmale, die sich bei sich selbst vermuten dazu heran um andere zu charakterisieren Moderne Forschung geht aber über Freud hinaus (Newman, Baumeister et al. 1997)auf Gedächtnispsychologie aufbauende Erklärung für Projektion - Verdrängungsprozess hält nicht zugelassene Inhalte latent daueraktiviert, treten einschlägige Objekte auf, steht latent aktiviertes Netzwerk mit verdrängten Inhalt als erstes zur Charakterisierung bereit f) Triebtheoretische Grundannahmen in Hulls Lerntheorie(1943) - Funktion von Lernen: durch Neuerwerb bestimmter Verhaltensweisen Befriedigung körperlicher Bedürfnisse (needs) herstellen - allen needs gemeinsames motivierendes Moment (Trieb, drive, D) veranlasst Verhalten - Entstehung primärer Bedürfnisse (Hunger, Durst, Sexualität) gebunden an Veränderung des körpereigenen Chemismus (z.B. Glucose- oder Hormonkonzentrationen), meist in Form eines Defizitzustandes auftretend - kann durch eine gelernte Verhaltensweise (Gewohnheit, habit, H) der Defizitzustand reduziert werden, folgt Belohnungsempfindung, die als Bekräftigung wirkt, dieses Verhalten zu erlernen und bevorzugt auszuführen Willenspsychologische Grundannahmen - in dt. Willenspsychologie kein Triebe oder Instinktbegriff, Grundproblem der Zielauswahl und Zielausbildung erkannt, aber unter Problem des Willens behandelt 3 Phasen des durch Willen motivierten Prozesses 1. Motivierungsphase: verschiedene Beweggründe und Motive, die Handlung determinieren könnten, liegen im Wettstreit 2.Wahlentscheidung, die Entschluss oder Zielbildung hervorbringt 3. Ausführung der Vorsatzhandlung 1. Phasen einer Willenshandlung und typische begleitende Emotionen nach Wundt (1905) (F. 7) 1. Aufforderungsphase (Motivierungsphase): Mischung aus Unlustemotionen + Spannung und Erregung als Triebfedern des Willens 2. Entschlussbildung 3. Tätigkeitsphase: Lösung und Erregung 4. Endphase: Lust- und Beruhigungsgefühle Willensprozess als Akt der Handlungskontrolle, der durch typische Emotionsverläufe gesteuert wird - aus heutiger Sicht ist Wundts Theorie eine Motivations-, keine Willenstheorie 2. Meumann (1908) gegen auf Emotionen aufbauende Willenstheorie - Willenshandlung durch eher kognitive Sachverhalte gekennzeichnet (Zielvorstellung, zustimmendes Urteil, dadurch bewusst herbeigeführte Ausführung der Willenshandlung) - Zielvorstellung zurückführbar auf best. Beweggründe - Willenshandlung beginnt, wenn Bewusstsein sich Zielvorstellungen zuwendet - wird Handlungsziel als persönlich verbindlich angesehen, kommt es zur Handlungsdurchführung aus moderner Sicht konstitutiv: Anbindung der Willensprozesse ans Bewusstsein! - Wie setzt sich Zielintention in Handlung um? Meumann: Hinter Zielvorstellungen liegende Beweggründe und die zugeordneten Handlungen sind assoziativ miteinander verknüpft, Assoziationsstärke bestimmt Auswahl der jeweiligen Handlung- „wenig zufriedenstellende Erklärung“; heute: assoziativ begründete Ziel- und Handlungsaktivierung allenfalls bei schnellen, automatischen, unbewussten Motivationsprozessen 3. Ach (1905, 1935) - Ansatz an Nahtstelle zwischen Kognition und Handlung zweifelt, dass Auftreten intendierter Handlungen nur durch zugeordnete Assoziationsstärken zw. Beweggrund und Handlung gesichert ist Annahme: von Vorsatz geht „determinierende Tendenz“, die Ausführung der intendierten Handlung sicherstellt, Tendenz hat Aufgabe intendierte Handlung auch gegen innere und äußere Schwierigkeiten zur Ausführung zu bringen (dieser Willensvorgang also nur wenn Schwierigkeiten auftreten; diese müssen dem Handelndem bewusst sein) Festlegung auf bewusste Prozesse bei Überwindung von Schwierigkeiten (Bestandteile moderner Volitionstheorien); F.43 Willentliche Prozesse vor allem wichtig, wenn Ziele verfolgt werden, die den momentan dominierenden Motiven zuwiderlaufen Willensakt hat motivationalen Sonderstatus, gekennzeichnet durch Erlebnistatbestände (Achs „Momente“) 1. gegenständliches Moment (Entschluss, was Person bei bestimmter Gelegenheit zu tun beabsichtigt) 2. aktuelles Moment (Übernahme der Handlung als verbindlich, „bei Schwierigkeiten: „Ich will wirklich“ 3. anschauliches Moment (Spannungsempfindungen treten erlebnismäßig hervor) 4. Zuständliches Moment (intensives Anstrengungserleben) Motivation durch Erwartung und Wert zentral für Erwartungs-Wert-Theorien: Arbeiten von Lewin Theorie der resultierenden Valenz eingeleitet durch Feldtheorie/Theorie der Vornahmehandlung 1. Feldtheorie von Lewin (1935), (F. 17-20) - anderer Name: Theorie der Vornahmehandlung Auseinandersetzung mit Achs Annahme einer von Zielvorstellung ausgehendenden Tendenz - motivationaler Impuls für Vornahmedurchführung: Spannungszustand(entsteht auch bei Bedürfnishandlung) - bei Vornahme- und Bedürfnishandlung versprechen situative Gegebenheiten (Anreize) Bedürfnisbefriedigung bzw. Erledigung einer Vornahme und fordern Person zur Handlung auf (Aufforderungscharakter); Aufforderungscharakter: äußeres Pendant zu Bedürfnis oder Vornahme - Nach erfolgreicher Handlungsausführung erfolgt Bedürfnisbefriedigung oder Vorsatzerledigung Dinge verlieren ihren Aufforderungscharakter und können entsprechende Handlung nicht mehr veranlassen Problem dieser Subsummierung: kein Wille notwendig, wenn durch Bedürfnis Handlungsausführung bereits gesichert ist Bsp. Schlucken einer Fliege: kein Aufforderungscharakter der Situation, kein Bedürfnis, sogar Notwendigkeit Handlung vom situativen Anreiz abzukoppeln und kognitive Kontrolle auszuüben („Dies ist Schokolade“) s. Moderne Handlungskontrolltheorien - Konstrukte eines Gestaltpsychologen: (Strukturelle und )dynamische Personenkonstrukte sowie (strukturelle und) dynamische Umweltkonstrukte - Dynamische Personenkonstrukte(innerhalb der Person): Lewin geht davon aus, dass Personen, wenn sie ein Bedürfnis verspüren, eine emotionale Spannung empfinden. Dies führt zu einer Veränderung der Informationsverarbeitung, die zur Handlung führt. Durch den Handlungsakt wird die Spannung reduziert. - Dynamische Umweltkonstrukte(außerhalb der Person): Größe der Motivation (Kraft) hängt vom Wert (Valenz) ab, den ein Handlungsziel/Objekt je nach aktuellem Bedürfnis für eine Person hat und von der Entfernung zum Zielobjekts - wenn verschiedene motivationale Kräfte sich entgegenwirken, ergeben sich verschiedene Arten von Konflikten (Annäherungs-Vermeidungs-Konflikt, Annäherungs-AnnäherungsKonflikt, Vermeidungs-Vermeidungs-Konflikt) 2. Überprüfung von Lewins Theorien durch Zeigarnik und Ovsiankina a) Erinnerung an unterbrochene Handlungen (Zeigarnik, 1927) Unterbrochene Handlungen, unerledigt Aufgaben werden besser erinnert (Zeigarnik-Effekt) - Zeigarnik-Quotient der Erinnerungsleistung 2:1 nach Abschluss der Aufgabenbearbeitung, nach 24 Std. 1,2:1 b) Wiederaufnahme unterbrochener Handlungen (Ovsiankina, 1928) - Handlungsunterbrechung Quasi-Bedürfnis zur Vollendung der Handlung - Wiederaufnahmetendenz abhängig von Art der Unterbrechung (zufällig > gezielt), Dauer der Unterbrechung (kürzer > länger), Zeitpunkt der Unterbrechung (bei schon längerer Bearbeitung gr. Wiederaufnahmetendenz), Art der Aufgabe, Valenz der Aufgabe, Wirkung von Ersatzhandlungen (ähnliche Handlungsmöglichkeiten) 3. Anspruchsniveau und Leistung (Hoppe, 1930) (F. 24) Nach einer erbrachten Ausgangsleistung setzt sich eine Person ein neues Anspruchsniveau (nimmt sich eine neue Leistung vor). Will es seine Leistung verbessern besteht zwischen Ausgangsleistung und Anspruchsniveau eine positive Zieldiskrepanz (Bsp. Person will schwerere Gewichte heben als beim letzten Mal), nimmt es sich vor eine eher schlechtere Leistung zu vollbringen, entsteht eine negative Zieldiskrepanz (z.B. wenn die Person sich sagt, dass sie bei der Ausgangsleistung einen sehr guten Tag hatte und diese Leistung nicht leicht wiederholbar sei). Übertrifft nun die nächste Leistung das Anspruchsniveau ergibt sich eine positive Zielerreichungsdiskrepanz, ist die Leistung schlechter als das Anspruchsniveau eine negative . Darauf folgt eine Reaktion auf die Leistung, die sich durch Erfolgs- oder Misserfolgsgefühle wieder auf die Zielerreichungsdiskrepanz (bzw. auf die nächste Leistung) auswirkt. 4. Theorie der resultierenden Valenz (Vorsicht: andere Formeln als auf Folien!) - Verhältnis von Bedürfnis und Aufforderungscharakter unter Valenzbegriff behandelt - Valenz eines Handlungsziels VA (G) beinhaltet: Bedürfnis (bzw. Bedürfnisspannung, tension, t) und Eigenschaften des Zielobjektes (goal, G): VA (G)= f(t,G) ; f steht hier wohl für Funktion, nicht für Kraft - Wahrscheinlichkeit Ziel zu erreichen : zusätzliche Einflussvariable auf Stärke einer motivationalen Tendenz, entspricht (psychologischer) Entfernung zwischen Person und Ziel ( e p ,G ) vgl. W.(Wahrscheinlichkeit) bzw. erwarteten Schwierigkeiten und Hindernissen (Erwartungskomponente), - f= psychologische Kraft, die Person veranlasst Zielbereich aufzusuchen vgl. k (Kraft)= Valenz(Va) + Wahrscheinlichkeit (W) f p ,G (entspricht einer Motivationstendenz) vgl. k(e)= Kraft, Erfolg zu suchen, k (m)= Kraft, Misserfolg zu meiden; Resultierende Gesamtkraft k =k(e) – k(m) f p ,G Va G e p ,G (hier wird aufgrund der Deutung des Wahrscheinlichkeitsbegriffs als Entfernung geteilt) Je größer die Valenz, desto größer die Kraft; je größer die Entfernung desto kleiner die Kraft - Valenz/Wert: Wünschbares; Wahrscheinlichkeit/Erwartung: Machbares aus beiden Größen Kompromiss zur Maximierung des erwarteten Werts (Nutzens) bilden - Ausgangspunkt: Aufgabenwahl in Leistungssituationen 5. ähnliches Modell von Tolman (1932) - zentrale motivationale Konstrukte: Zielverlangen und Erwartungen(komplexe, gestalthaft organisierte Repräsentationen von Umweltsachverhalten) - erst in 90ern wegen behavioristischer Angst vor Kognitionen veröffentlich 6. Risikowahlmodell von Atkinson (1957, 1964) - auf Leistung bezogen - weitere Präzisierung durch Zerlegung der Modellkomponenten + empirische Überprüfbarkeit durch spezielle Operationalisierung empirisch überprüfbar - Verhalten als Funktion von Motiven, Anreizen und subjektiven Erwartungen - Valenzkonzept Lewins zerlegt in Personenfaktor (Motiv=M) und Situationsfaktor(Anreiz= A) - Erfolgs M e - und Misserfolgsmotiv M m , sowie Anreiz zum Erfolg Ae und Zum Misserfolg Am - Motiv als Dispositionsvariable bezieht interindividuelle Unterschiede ein - Anreize: Attraktivität des Misserfolgs bzw. antizipierte Affekte nach Erfolg und Misserfolg - Anreize abhängig von subjektiver Erfolgswahrscheinlichkeit ( W e ) Ae= 1− W e - durch multiplikative Zusammenfassung der jeweils auf Erfolg oder Misserfolg ausgerichteten Tendenzen ergeben sich 2 Motivationstendenzen (leistungsförderlich und leistungshemmend) - RT (resultierende Tendenz)= aufsuchende Tendenz – Betrag der meidenden Tendenz -empirische Befunde a) Ringwurfaufgabe (Atkinson,1960) - Aufgabe: Werfen eines Rings über unterschiedlich weit entfernte Stäbe (steigender Schwierigkeitsgrad mit größerer Entfernung) - Hypothese: Personen(Gr.1) mit geringem Leistungsmotiv und hohem Misserfolgsmotiv wählen sehr schwierige („für keinen schaffbar“) oder sehr einfache Aufgaben (auf jeden Fall bewältigbar), während Personen(Gr.2) mit hohem Leistungsmotiv und geringem Misserfolgsmotiv eher mittlere Distanzen wählen - Befunde: Mehr Personen der Gr.1 suchten sich sehr leichte oder sehr schwere Aufgaben aus, allerdings gab es auch einige aus dieser Gruppe, die mittelschwere Aufgaben wählten; Personen aus Gr. 2 suchten sich vorwiegend mittelschwere Aufgaben aus(+ 80%) b) Experiment zu Vorhersagen für die Setzung des Anspruchniveaus (Moulton, 1965) - Aufbau: mittelschwere Aufgabe fake-feed-back Wahl einer schweren o. leichten Aufgabe - Hypothese: Die Teilnehmer, die der Motivgruppe Mm > Me angehörten, also eine misserfolgsvermeidende Leistungsmotivation hatten, sollten sich atypisch verhalten, die Erfolgaufsuchende Gruppe (Me>Mm)typisch (bei Erfolg schwerere Aufgabe, bei Misserfolg leichtere) - Ergebnisse: Teilweise Bestätigung: Erfolgsaufsuchende verhalten sich typisch (30:1), mehr Misserfolgsmeidende als Erfolgsaufsuchende verhalten sich atypisch; allerdings auch zeigen auch viele Misserfolgsmeidende typisches Verhalten (20:11) 7. Weiterentwicklung der W-E-Theorien durch Weiner - kognitive Faktoren wie Ursachenzuschreibung ins Motivationsgeschehen eingebaut 6. Instrumentalitätstheorie (Vroom) (F.35) - ist ein E-W-Theorie - häufig in A&O angewandte Theorie besteht aus 3 verschachtelten Modellen 1. Ausführungsmodell (Handlungsausführung als Funktion von Motivation zu einer Handlung und Fähigkeit dazu) 2. Handlungsmodell (Handlungsmotivation als Funktion der Valenz der Handlungsergebnisse und der Erwartung, dass die Handlung zu diesen Ergebnissen führt) 3. Valenzmodell (Funktion der Instrumentalität der Handlung für das Eintreten von Handlungsfolgen und der Valenz dieser Folgen), s. auch Instrumentalität und Funktionalität von Zielstrukturen II Motive 1. Motive und ihre Klassifikation - bei der Wahl von Zielen existiert (F. 8) interpersonelle Variabilität und intrapersonelle Stabilität (für jeden einzelnen bestimmte Zielklassen immer wieder attraktiv) deswegen Motivkonstrukt eingeführt - Wie viele und welche Motive besitzen Menschen? Forschungsergebnisse unterschiedlich - Sicher: Motiv legt Rahmenbedingungen für Erleben und Handeln fest, wirkt wie Brille, durch die nur best. Dinge (für Person bedeutsame Dinge) gesehen und bewertet werden - Motive nur in indirekten Auswirkungen auf Erleben und Verhalten erfassbar Bsp. Durstiger Mensch sieht Getränke auf Tafel, Hungriger sieht Essen Motivziele werden mittels unterschiedlicher Handlungsweisen angestrebt und realisiert keine konkreten Handlungsweisen zur Motivklassifikation, Abstraktion notwendig Handlungen, bei denen es um die „Auseinandersetzung mit Gütemaßstäben“ geht: leistungsthematisch, für Zielgenerierung- und Realisierung entsprechender Ziele zuständiges Motiv: Leistungsmotiv einige zentrale Motive wahrscheinlich stammesgeschichtlich entstanden 1. Motive zur Sicherung des internen Milieus (Hunger, Durst) sowie Sexualität 2. Motive zur Steuerung des sozialen Lebens in Gruppen (Anschluss, Macht/Dominanz) 3. Motive zur Steuerung des effektiven Umgangs mit der sachlichen Umwelt (Neugier, Kompetenz, Leistung) 2. Die großen 3: Anschluss, Leistung und Macht a) die großen 3 im Rückgriff auf Beobachtungen aus Verhalten von Säugetieren 3 große Klassen natürlicher Anreize (und passender Gegenstücke: Motive) unterscheidbar; mit diesen kann ein großer Teil des motivierten Verhaltens erklärt werden McCleeland (1985) natürliche Anreize 1. Contact incentives (Bestreben Nähe und Kontakt zu bekannten Gruppenmitgliedern zu behalten) Verhalten: Herstellung sozialen Kontakts 2. Variety incentives (Bestreben sich neuen, unerwarteten Objekten anzunähern, sie zu erkunden) Erkunden der Umwelt 3. Impact Incentives (Tätigkeiten, mit denen man erwartete Effekte in dinglicher und sozialer Umwelt produzieren kann)Kontrolle der Umwelt - durch alle drei Tätigkeiten entstehen positive Emotionen (Garanten dieser Verhaltensweisen) - unverständliche Verhaltensweisen kleiner Kinder werden verständlich Bsp Türzuknallen als impact incentive: „Danach kommt Mama bestimmt rein und schimpf.t“ - drei Anreize und Motive steuern schon in ersten Lebensjahren das Verhalten, Motivdispositionen von Erwachsenen bilden sich abhängig von angeborenen Unterschieden und Reaktion der soz. Umwelt auf Verhalten aus - Höhe des Anschlussmotivs bestimmt Größe des Wunsches nach Herstellung sozialer Kontakte (Pendant: Furcht vor Zurückweisung), Höhe des Leistungsmotivs bestimmt Wunsch nach Erfolg (Pedant: Furcht vor Misserfolg), Höhe des Machtmotivs bestimmt Wunsch andere Personen zu beeinflussen(Pendant: Furcht vor Kontrollverlust) b) Vergleich Motive und klassische Personenmerkmale (traits) - Motive: generieren langfristig verbindliche, zukünftige Ziele, können höchst unterschiedliche Verhaltensweisen beeinflussen, die gleichem Ziel dienlich sind - traits: legen konkrete Form verhaltensmäßiger Manifestationen fest/ besorgen verhaltensmäßige Umsetzung c) Überprüfung - Reanalysen älterer Daten von Winter et al (1998) - Lebensläufe von Frauen von 18-48 - Anschluss- und Machtmotiv sowie Introversion-Extraversion(I-E) und deren Interaktion als Prädiktoren für lebenswichtige Ereignisse im Arbeits- und Beziehungsbereich 1.Interaktion von I-E und Anschlussmotivs - bei niedrigem Anschlussmotiv kaum Unterschied zw. I und E, da anschlussthematische Ziele irrelevant - bei hohem Anschlussmotiv: extravertierte Frauen übernehmen mehr freiwillige Arbeit (aV) 2. Intime Beziehungen Anschlussmotivierte sollten Beziehungen anstreben, Extravertierte erfolgreicher in Beziehungsführung sein Kombination: Extravertierte anschlussorientierte Personen sollten harmonische und intakte Beziehungen aufweisen, während introvertierte Anschlussorientierte danach streben, die Beziehungen aber weniger erfolgreich handhaben Ergebnisse: Introvertierte haben mehr gescheiterte Beziehungen Beleg, dass Motive langfristig verbindliche Zielvorgaben liefern und Eigenschaften verhaltensmäßige Umsetzung besorgen 2. Implizite und explizite Motive Motive nicht direkt erfassbar (s.o.), introspektiv: impliziter Natur ; gemeinsame Basis der motivationalen Grundausstattung aller Primaten a) 2 unabhängige Motivsysteme (McCleeland et al (1989)) Implizite (I-)Motive Explizite (E-)bzw. selbst zugeschriebene Motive Basieren auf genetischer Information und frühen Basieren auf späteren Erfahrungen nach Sozialisationserfahrungen Spracherwerb, sind im Bw repräsentiert I-Motivsystem um Affektdispositionen organisiert- kurzfristig, hedonistisch E-Motivsystem um kognitive, das Selbst betreffende Schemata organisiert, gebunden an semantisches Repräsentationssystem der Sprache (z.B. Selbstkonzepte) Automatische Informationsverarbeitung Kontrollierte Informationsverarbeitung Erfassung mit projektiven Verfahren (z.B. TAT) Erfassung mit Selbstberichten (Fragebögen oder Gittertechnik Interagieren mit natürlichen Reizen (im Sinne der AAM) Interagieren mit sozialen lern- und kulturabhängigen Anreizen b) Empirische Bekräftigung der Annahmen McCleelands - neuropsychologische Studien (Berridge 1996): Für Wirkung von Bekräftigungen und positiven Anreizen zuständige Gehirnmechanismen “wanting” (motivational) und “liking”(affektiv) sind in unabhängigen Schaltkreisen organisiert c) keine Determinierung durch Motive - Verhalten nicht durch Motivausstattungen determiniert, Wirkung von Motivation appellativer Art (legt uns bestimmte Wahrnehmung und Interpretation näher) es ist möglich sich gegen die eigene Motivation zu entscheiden, entgegen der Motive handeln ist allerdings anstrengend III Proximate, distale und ultimate Ziele 1. Zielhierarchien - Ziele werden individuell thematisch und hierarchisch geordnet - Unterscheidung in distale (entferne), proximate (naheliegende) Ziele - funktionale Unterordnung von Zielen und Motiven unter ultimates Ziel - Verhaltens- und Soziobiologie ultimates/distalstes Ziel: Fitnessmaximierung, jegliches Sozialverhalten analysiert auf Beitrag zu ultimatem Ziel, in Stammesgeschichte verschiedene Motivsysteme entstanden, die anpassende Verhaltensweisen hervorbringen (z.B. Die großen 3 verfolgen Fundamentalziele, die insgesamt Fitness dienlich sind) S. Abb. 8.1 S.516 2. Ziele und Emotionen - viele Zieltheorien konzentrieren sich auf proximate Ziele (Was gibt Mensch an, hier und jetzt zu verfolgen und was tut er dafür?) - wichtig Bedeutung des proximaten Ziels für distales Ziel (durch thematisch passendes Motiv vorgegeben) aufdecken - Schwierigkeiten dabei: a) proximates Ziel kann mehreren distalen Zielen dienlich sein b) distales Ziel ist gar nicht bewusst - Proximate Ziele können im Bewusstsein auftreten und dann handlungsleitend sein - distale ziele während Handlungsvollzug oft nicht bewusst und nicht als Veranlasser von Handlungen erkennbar -bewusste Vornahmen/ Ziele nicht immer notwendig für zielgeleitetes Handeln (F. 8) unbewusste Verhaltenssteuerung (ausgerichtet auf lebenswichtige Ziele) durch antizipierte pos./neg. Emotionen(Anzeige ob Meidung, Annäherung eines Ziels angebracht), die zur Handlungstendenz führen (hedonischer/auf Affekten beruhender Teil eines Anreizmechanismus) - Bsp. Nahrungsaufnahme: Körpergewicht stabil halten, best. Nährstoffe, giftige Substanzen vermeiden (bewusst zu aufwändig), Emotionen sorgen deswegen für hinreichende und bekömmliche Nahrungsaufnahme (süße Substanzen: längeres Schmecken, längeres Verweilen an Geschmacksrezeptoren; bittere: Abstoßen, Vermeidensverhaltensweisen z.B. Aufreißen des Mauls) automatisch arbeitender biologisch vorbereiteter Mechanismus zur Steuerung der Nahrungsaufnahme - Möglichkeit zur Kontrolle: Steuerung durch Emotionen (Verführungen) wird durch volitionale Handlungssteuerung ersetzt (schwierig: Idealgewicht) emp. Beleg: Brunstein et al (1998) Beobachtung der emotionale Reaktionen von Personen auf Verwirklichung von Zielen unter Berücksichtigung, ob Ziele im Einklang mit dominantem Motiv waren; Messung zweier impl. Motive: agentisches Motiv (Macht- und Leistungsmotivmischung) und Anschlussmotiv; Bitte zwei zu Motiv passende Ziele zu nennen und Angabe des Gelingens der Zielerreichung; Erfassung der emo. Befindlichkeit affektbasierte Zusammenhänge bei Zielverwirklichung belegt (s. Abb. 8.3, S. 521): bei hohem agentischem Motiv war emotionales Wohlbefinden bei Verwirklichung agentischer Ziele am höchsten (Anschlussmotiv moderierte den Effekt) 3. Instrumentalität und Funktionalität von Zielstrukturen - Schwierigkeit distales Handlungsziel anzugeben, da nicht bewusst und eigene implizite Motivstruktur schwer einsehbar, abhängig von Weite des Zeitfensters und von grade anvisierter Zielperspektive (erkannte Zielverkettungen) - Zielverkettungen möglich zu ordnen nach Instrumentalität und Funktionalität 1. Betrachtung von Zielsystemen nach Instrumentalität Ziele stehen in lebensplanmäßigem Gesamtzusammenhang, in dem Ziele, die identischen Motivthemen angehören in zeitl. Abfolge instrumentell füreinander sein können; a) Instrumentalitätstheorie (Vroom et al1964) - Bsp. Ziel eine Klausur zu bestehen instrumentell für dass Ziel das Studium anzuschließen Grundgedanke: Motivation für proximates Ziel abhängig von - Instrumentalität für Erreichung distaler Ziele - emotionalen Konsequenzen der distalen Ziele - bei gleichthematischen Zielzusammenhängen sollten sich gleiche motivabhängige Emotionskonsequenzen und Wertschätzungen ergebenVerhaltensunterschiede lassen sich aufgrund unterschiedlich ausgeprägter Motive und unterschiedlicher Stärke der Instrumentalitäten der Ziele untereinander vorhersagen (Person mit hohem Leistungsmotiv misst gutem Studienabschluss mehr Wert bei- bereitet sich besser auf Klausur vor, proximates Ziel Klausur gut zu bestehen bei höherer Instrumentalität eher als bei geringer) b) Modell für leistungsmotiviertes Verhalten (Raynor 1974) Unterscheidung von Handlungspfaden mit oder ohne instrumentelle Anknüpfung an distale Ziele (kontingente und nicht-kontingente Pfade) Beibehaltung des Risiko-Wahl-Modells Atkinsons mit Erweiterung: 1. subj. Erfolgswahrscheinlichkeit (ursprünglich auf einzelnes Ereignis bezogen) wird durch Instrumentalitätswert getauscht (zusammengesetzter Wert der Erwartung wie sehr momentaner Erfolg instrumentell für zukünftigen ist, Multiplikation aller subj. Erfolgswahrscheinlichkeiten in kontigentem Handlungspfad), Anreizwert des zuk. Erfolgs dazu 2. Produkte aus Instrumentalität und Anreiz werden über alle Stufen des kontingenten Handlungspfades aufsummiert Stärke mot. Tendenz variiert in kontingentem Pfad positiv mit Motivstärke, Anzahl der Schritte des Pfades und Instrumentalität Motivunterschiede wirken sich nur dann im Verhalten aus (Erfolgsmotivierte arbeiten ausdauernder) wenn leistungsthematisch orientiertes distales Handlungsziel mit instrumenteller Anknüpfung an momentane Ziele vorliegt - Untersuchung: Analyse verschiedener kont. Pfade durch Variation der Instrumentalitätsparameter H: Stärke aufsuchender und meidender mot. Tendenzen mit Schrittanzahl (Anzahl der instr. Verknüpfungen) steigend Befunde. H teilweise bestätigt: bei 4 Schritten steigt motivationale Tendenz (nur wenn nicht länger als 20 min); bei längeren Pfaden (mehr als 40 min) steigt meidende Tendenz unabhängig von Schrittzahl 2. Betrachtung von Zielsystemen nach Funktionalität - v.a. In Soziobiologie - auch Anbindung proximate an distale Zielerreichung - ultimates Ziel: Fitnessmaximierung (Beitrag einzelner Ziele zum Reproduktionserfolg) häufig Analyse von Partnerwahl, Paarbeziehungen mit Ziel der Nachkommenszeugung - Rangpositionen von Männern korreliert mit Reproduktionserfolg, Frauen finden machtmotivierte Männer attraktiv, Männer mit gr. Ressourcenpotential bevorzugt als Fortpflanzungspartner ausgesucht (nur wenn Zeugung gewollt, bei Affären ist Ressourcenpotential egal) - hohe Machtmotivation, Status und Ressourcenpotential: Indizien für Durchsetzungsvermögen gegenüber Artgenossen (gute Rahmenbedingungen für Überlebenschancen der Nachkommen) - Akteuren selbst distale Ziele oft nicht bewusst, nur durch emotionale getönte Verhaltenstendenzen, die auf prox. Ziele gerichtet sind 4. Bewusste und unbewusste Prozess bei der Entstehung von Zielen - Gestalt distaler und proximater Ziele ist häufig eine konkrete Vornahme Schlussfolgerung: bewusste Zielvornahmen als Veranlasser von Verhalten (oft jedoch unbewusste, automatische Zielaktivierung) - Verursachungsillusion: zeitl. vorauslaufende bewusste Beschäftigung mit Handlung und Handlungsziel fälschl. Zuschreibung der Verursachung auf eigene Intention - unbewusste Ursachen von Intention und Handlung sind assoziativ verbunden; - motivierte Hdlg bedarf nicht zwingend Zielintention/wenn Intentionen bewusst auftauchen nicht gleich zwingend für Handlungsveranlassung (S. Graphik S.523) (Evolution: Wahrnehmung von Kausalität durch Intentionalität in Strukturen bewusster Repräsentation von Handlungsvollzügen eingebaut ) - aber weitgehend unbewusste Motivanregung und Motivierung des Verhaltens Abgrenzung bewusste, unbewusste Teile der Zielbildung - Unterscheidung Generierung des Ziels (unbewusst) und situative Umstände der Zielverwirklichung (müssen bewusst elaboriert werden): Bsp. Anna sucht Anschluss (Zielgenerierung durch IMPLIZITES Motiv), Anna läd leute auf Kaffee ein (zu elaborieren) - exp. Analyse unbewusster Aktivierung von Zielen mit Priming-Methoden (implizit Motivthematik und entsprechende Ziele ansprechen, nachfolgende Auswirkung der automatischen Zielaktivierung im Verhalten analysieren) Bsp. Bargh et al 2001: Leistungsmotiv (F.9) durch Wortfindungsaufgabe mit leistungsbez. Wörtern geprimt (Leistungsmotiv aktiviert, leistungsthematische Ziele salient) EG bessere Leistungen als KG; auch bei leistungsthematischem Ausdauerverhalten Priming mögl.(EG macht nach Unterbrechung durch Versuchsleiter mit Aufgabe weiter, KG wechselt zu interessanterer Alternativaufgabe) - zwingend an Bewusstheit gebunden: Willensprozesse (nicht durch implizite Motive gestützt) - bewusste Zielsetzungen besonders wirksam, wenn: 1. Ziele spezifisch gefasst sind (jede Woche Do joggen), 2.selbst gewählt, 3. subj. schwierig zu erreichen, plus Wichtigkeit des Ziels IV Aufsuchen und Meiden als Modi der Motivationsregulation a) Gründe für Handlungen 1. aufsuchend motivierte Hdlg Bsp. Prüfung bestehen (pos. bew. Zustand wird angestrebt) 2. meidend motivierte Hdlg Bsp. Zahnarzt, lernen (Eintreten neg. Zustandes verhindern) Fluchtverhalten bei vorliegen des Zustandes, Meiden bei bevorstehendem Unterschiede in grundlegenden Regulationssystemen (Rückzugssystem verbunden mit negativen Emotionen/ Annäherungssystem mit positiven) auf neurobio. Ebene (unterschiedl. neuronale Schaltkreise): Kosslyn et al (1999) - Versuche mit Ratten im Laufgeschirr zeigten: Unter Annäherungs- wie unter Vermeidungsbedürfnis wird bei Zielnähe stärker gezogen als wenn weiter weg b) Verständnis von Annäherungs-Vermeidungs-Konflikten A-V-Konflikt wenn Ziel pos. und neg. Valenzen hat (F. 20) Merkmale von Aufsuchen/Meiden-Tendenzen (Miller, 1959)Abb. 8.8 S.532; Konflikt-Modell von Miller 1. Je näher am Ziel desto mehr steigt AT 2. Meidentendenz stärker umso näher am Ziel 3. Meiden-Gradient steiler als Aufsuchengradient (evolutionspsychologisch sinnvoll) 4. bei zwei miteinander unverträgliche Reaktionen setzt sich stärkere durch 5. Höhe der Gradienten hängt von Triebstärke ab, auf der beide beruhen Bsp. Klausur: erst Vorfreude (Ich werde bestehen), dann Angst - (Erwachsene schaffen es durch willentliche Handlungskontrollprozesse die dominante Meidungsmotivation weiterhin zielgerichtet zu handeln) Bestätigung des Modells durch Epsteins (1962) Amateur-Fallschirmspringerstudie - vor erstem Absprung; Erfassung der Meidungs- und Annäherungstendenzen s. Abb. 8.9 - wo sich Tendenzen schneiden (kurz nach Anbord gehen) werden Kontrollprozesse eingesetzt (sonst würden sie nicht springen) bei erfahrenen Fallschirmspringern physiolog. Erregungsmaximum deutlich vor unerfahrenen (verbesserte und gezielter eingesetzte Kontrollstrategien) Aufsuchen- und Meidengradienten je nach dispositionaler Motivausprägung unterschiedl. c) Antagonisten von Motiven Aufsuchendes Motiv hat immer Antagonisten (Furcht mit Funktion: Erfahrung in spez. Bereichen aktivieren und IVA auf potentielle Gefahren zu selektiv auszurichten) Hoffnung sensibilisiert für pos. Konsequenzen, Furcht für negat. Konsequenzen in milder Dosis führt Furcht zu vorsichtigem Verhalten, in hoher zu fehlangepasstem, meidenden Verhalten meidende Form der Motivierung (versucht vom Zielkurs abzubringen, es werden mehr Bedrohungs- als Verlockungsqualitäten wahrgenommen) d) Unterschiede zw. Annäherungs- und Vermeidungsfokus laut Higgins (1997), s. Tabelle F.21 - aufsuchendes Verhalten: Verringerung der Distanz, Meidung: Vergrößerung der Distanz V Intrinsische Motivation (F. 14) Tätigkeiten, die um ihrer selbst willen (um der in ihr liegenden Anreize willen) ausgeführt werden, einige unvernünftig (Skifahren, Fahrerlebnis, nicht zum unten ankommen) 1. Die Theorie des Flowerlebens (Csikzentmihalyi, 1975) Flowerleben wenn: Passung zw. Fähigkeit und Anforderung; Handlungsanforderungen und Rückmeldungen als eindeutig und interpretationsfrei erlebt werden flüssiger glatter Handlungsablauf, Konzentration wie von selbst, (Raum- und) Zeiterleben verändert (beschleunigt), Verlust von Selbstreflexion und Bewertungskognitionen, dann auch gerne Wdh. der Tätigkeiten; Passung wichtig, sonst Langeweile und Unterforderung oder Angst und Überforderung s. Abb. 8.10 S.535 2. Deci und Ryan (2000) Spaß an Tätigkeit charakteristisch für Zustand der Intrinsische Motivation (beruht auf angeborenen Bedürfnissen wie Kompetenz- und Autonomiebedürfnis; entsteht, wenn Person Rückmeldung über eigene Tüchtigkeit bekommen und übereinstimmend mit entsprechenden Bedürfnissen handeln kann) Untersuchung dazu im leistungsthematischen Kontext von Puca& Schmalt (1999) - Leistungsaufgaben, EG: Rückmeldung über L, KG. Keine Rückmeldung ; Hypothese: bei Erfolgsmotivierten wird vorhergesagte bessere Leistung durch Flowerleben und Spaß an Tätigkeit vermittelt (nur bei Rückmeldung über Leistungsstand) S. Abb. 8.11 S. 535 , - H größtenteils bestätigt VI Wille und Bewusstheit Willensprozesse als Beispiel bewusster Motivation (F. 6) a) Was ist Wille? Wille hat Bestimmungsstücke eines motivationalen Konstruktes*, ist aber kein Motiv! Was dann? bezeichnet psychisches Geschehen, dass sich auf Entschluss (Zielbildung und -bindung) und auf Handlungsdurchführung (Energetisierung, Verhaltenskontrolle*) bezieht, an Bewusstheit gebunden ist und damit einen Besonderheit zielgerichteten Handelns im Humanbereich zum Gegenstand hat bedarf keines Willens wenn Motive für Zielverfolgung da und wenn keine Schwierigkeiten bedarf erst Willensprozesse, wenn Entschlüsse gefasst und Ziele verfolgt werden, die Motiven oder aktiven Bedürfnissen zuwider laufen (oder nicht dominante Motivation sind) b) Kontroverse Ach: Wille bei der Realisation eines Vorsatzes wirksam (Determinierung der Handlung durch die Absicht) Selz: Wille bei Bildung des Vorsatzes (Zielgenerierung) wichtig Lindworsky. Bei beiden Unterschiedl. Entwicklungen in Volitionalpsychologie: 2 Typen von Modellen c) 2 Typen von voltionalpsychologischen Modellen 1. sequentiell: z.B. Rubikon (Heckhausen et al 1987): Betonung auf zeitl. Abfolge aufeinanderaufbauender Handlungsphasen(bewusste Wahlentscheidung und bewusste Bildung der Intention besonders wichtig); Bildung der Intention: Zäsur (Überschritt des Rubikons): Phase zw. Selegieren und Realisieren; zentral: Unterscheidung der IVA vor und nach Intentionsbildung 2. Imperativ: Wille dient dazu, Vornahmehandlung auch gegen aktuell ungünstige Motivationslagen zu realisieren (Wille und Motivation als alternative Steuerungslagen); Regelfall: willentliche Kompensation einer unzureichenden oder nicht funktionalen Handlungsmotivation; nur durch volitionale Handlungssteuerung sind Menschen (Tiere nicht) fähig Ablenkungen und Verlockungen zu widerstehen 1. Sequentielle Modelle a) Rubikon-Modell von Heckhausen (1989) und Gollwitzer (F. 37) 1. Prädezisionale Phase: Abwägen von Handlungsalternativen (Fazit-Tendenz) Wahl einer Absicht: Intentionsbildung (Überschreiten des Rubikons) 2. Präaktionalen Phase: Planen (Fiat-Tendenz) Intentionsinitiierung 3. Aktionalen Phase: Handeln (Intentionsrealisierung) Intentionsdeaktivierung 4. Postaktionale Phase : Bewerten des Erfolgs Grundannahme: durch Bildung der Zielintention schlagartiger Wechsel der Motivationslage: Herausbildung eines Ziels und handlungsmäßige Verwirklichung stellen unterschiedliche Anforderung an die Informationsverarbeitung Phase 1 und 4: motivationale Bewusstseinslage, Phase 2 und 3: volitionale Bewusstseinslage - in den Bewusstseinslagen haben die Art der gedanklichen Inhalte, die Selektivität der Aufmerksamkeit und die Art der Informationsverarbeitung unterschiedliche Funktionsniveaus ( F.38) - motivational (nach Kuhl: Selektionsmotivation): Gedankliche Inhalte sind auf subj. Erwartungen und Werte fokussiert, die Selektivität ist gering (Offenheit für viele Informationen), die IVA ist realitätsorientiert und präzise - volitional (nach Kuhl: Realisierungsmotivation): die gedanklichen Inhalte sind auf Handlungsgelegenheiten, mögliche Hindernisse und den Grad der Zielerreichung fokussiert, die Selektivität ist hoch (Offenheit für wenige Informationen, die Informationsverarbeitung ist realisierungsorientiert, optimistisch - zudem ist die Gedächtniskapazität für zustandskongruente Informationen je nach Bewusstseinslage unterschiedlich: die Spanne des Kurzzeitgedächtnisses ist in der motivationalen Bewusstseinslage hoch, in der volitionalen niedrig Abb. 8.14 S. 545 wenige Untersuchungen zu Motivunterschieden im Rubikonmodell: optimistische Erwartungsüberhöhung und verstärkte Beachtung von Erwartungs-Anreiz-Infos v.a. von Personen mit hoher Hoffnung auf Erfolg beachtet, bei hoher Furcht vor Misserfolg eher dysfunktionale Informationsverarbeitungsmuster (IVA in Realisationsphase immer noch auf Anreiz-Erwartung der Zieloptionen gerichtet) 2. Imperative Modelle (F. 43) -Unterscheidung imperativ/sequentiell (Solokowski, 1997) - Ach: Willentliche Prozesse vor allem wichtig, wenn Ziele verfolgt werden, die den momentan domininierenden Motiven zuwiderlaufen (1935) - willentliche Prozesse setzen ein, wenn Ziel realisiert werden soll, dass nur unzureichend motivational gestützt ist, - vorhandene Motivation muss durch günstigere ersetzt werden z.B: zurückgreifen auf gegenwärtig nicht anwesende Motive, vergegenwärtigen (Antriebessimulation Bischof 1989) - dazu Bewusstheit erforderlich; zur Sicherstellung effizienter Handlungsausführung müssen nicht angeregte Motive aufgegriffen werden, indem sie im Bewusstsein simuliert werden! Kuhl Kontrollstrategien (1987) - Aufmerksamkeitskontrolle (Abschirmen irrelevanter Infos), Encodierkontrolle(besondere Beachtung handlungsförderlicher Umweltaspekte), Emotionskontrolle(Herstellung handlungsförderlicher Emotionslage), Motivationskontrolle (Vergegenwärtigung positiver Anreize), Umweltkontrolle (Beseitigung von Ablenkungen durch die Umwelt)Sparsamkeit der IVA(Einführung von Stop-Regeln im Entscheidungsprozess) diese bewusst kontrollierten Vorgänge sind Bestimmungsstücke volitionaler Steuerungslage und ermöglichen unsere Handlungen (im Sinne Achs) - Verdeutlichung des motivat. Defizits durch: intendierte Hdlg macht keinen Spaß, intensiv erlebte Anstrengung Erklärung: zusätzl. Einsatz von Selbstkontrolle, der an Verbrauch psy. Energie gebunden ist (Baumeister et al1998) (F.43), bei intensiver Beanspruchung ego depletion/Erschöpfung - Handlung, die durch aufsuchende Motive gestützt wird, macht oft Spaß, s. Intrinsische M. Handlungs- und Lageorientierung (Kuhl, 1981, 1983) (40-42) - Handlungs-, vs. Lageorientierung als Persönlichkeitsmerkmal - Zustand der Handlungsorientierung ist volitionaler Bewusstseinslage vergleichbar, realisierungsorientiert - Bei Lageorientierung haben Personen Kognitionen, die sich auf ihre Lage beziehen (gegenwärtig, zukünftig, zurückliegend), sie sind nicht realisierungsorientiert - (verschiedene Orientierung können auch als Reaktion auf Umweltbedingungen passieren, jeder Mensch ist manchmal lageorientiert; Personen mit dispositionaler Lageorientierung jedoch häufiger) - Messung der verschiedenen Orientierungen durch Fragebögen mit planungs- und misserfolgsbezogenen Items (Hakemp) - Messung des Grades der Zustimmung bezogen auf Verhalten im Krankenhaus Legende Blau: aus Spadas Folien entnommen Kursiv: meiner Meinung nach eher Hintergrundinformation Römische Zahlen: Gliederung: Überpunkte aus dem Buch Fett unterstrichen: Gliederung: Unterpunkte aus dem Buch