Staatliche Fachstelle für das öffentliche Bibliothekswesen Freiburg Öffentlichkeitsarbeit: Jahresbericht Wenn vermutet wird, dass der mühevoll erstellte Jahresbericht gar nicht erst gelesen werde, sollte nach möglichen Gründen gefragt werden. Häufig vorkommende Mängel sind: - Die Verwendung von zuviel Zahlenmaterial, das zudem noch unübersichtlich aufbereitet und mangelhaft erläutert wird. - Aus den vorgelegten Daten werden keine konzeptionellen Schlüsse gezogen. - Die jährlichen Berichte weisen zu große Ähnlichkeit mit den vorangegangenen auf. - Positive Entwicklungen werden nicht genügend ausgewertet, die negativen Fakten dagegen zu stark betont. - Die Berichte sind zu wenig auf bestimmte Zielgruppen zugeschnitten. Für die optimale inhaltliche und formale Gestaltung des Jahresberichts ist die Zielgruppe ausschlaggebend: Während der Gemeinderat Wert auf den sinnvollen Einsatz von Steuergeldern legt und von der Notwendigkeit und Akzeptanz der Bibliothek bei der Bevölkerung überzeugt werden will, ist die Presse mehr an spektakulären Einzelaspekten interessiert. Im Jahresbericht für das Mitarbeiterteam müssen Ziele überprüft, Leistungen kontrolliert und Planungen mit möglichen Konsequenzen dargestellt werden. Die Benutzer interessieren sich für das Angebot und die Dienstleistungen der Bibliothek. Ziel des Jahresberichts ist die optimale Darstellung der Bibliothek, eine überzeugende Leistungsbilanz. Der Bericht darf, wenn er die Leser nicht überfordern soll, einen Umfang von 2 bis maximal 6 Seiten nicht überschreiten. Statt Vollständigkeit anzustreben, empfiehlt es sich, jährlich wechselnde Schwerpunkte zu behandeln und deren Wahl zu begründen. Solche Schwerpunkte können sein: - Angebote der Bibliothek (hier auch Veranstaltungen) - Zusätzliche Leistungen (besondere Dienstleistungen, Kooperationen etc.) - Neuerungen - Personelle Situation - Defizite, Forderungen - Ziele für das nächste Jahr Wichtig ist die konkrete Beschreibung der Leistungen mit Darstellungen des zugrunde liegenden Konzepts. Der Nutzen aller Dienstleistungen muss klar herausgestellt werden. Defizite sollen nicht allgemein beklagt, sondern konkrete Vorschläge zu ihrer Behebung vorgelegt werden. Forderungen müssen genau begründet sein. Bei den Darlegungen ist auf Fachterminologie und allgemeine, nichtsagende Floskeln zu verzichten, stattdessen einfache Sprache, kurze Sätze, prägnante, möglichst bildhafte Formulierungen verwenden. Statistische Zahlenkolonnen wirken abschreckend. Eine gute Gliederung ist unerlässlich. Am Anfang sollte das Wichtigste in kurzer Zusammenfassung stehen, es folgen genauere Ausführungen und ein Schlussteil mit Folgerungen und Zielen für die Zukunft. Die einzelnen Abschnitte sollten mit pointierten Aussagen als Zwischenüberschriften gegliedert werden. Bei längeren Ausführungen sollte ein Inhaltsverzeichnis vorangestellt werden. Die gute optische Gestaltung des Jahresberichts ist wesentliche Voraussetzung für das Interesse, das ihm entgegengebracht wird. Statt verwirrender Tabellen sind aussagekräftige Grafiken vorzuziehen. Gut gewählte Fotos vom Geschehen in der Bibliothek (Nicht nur von Veranstaltungen) ergänzen den Text als zusätzliche Stimuli. Ein Anhang ausgewählter Presseberichte kann beigefügt werden. Die Bibliotheksleitung sollte es sich nicht nehmen lassen, den Jahresbericht selbst im Gemeinderat vorzustellen und zu erläutern. Der Jahresbericht der Bibliothek Ziele – Inhalt – Gestaltung (nach Prof. Agnes Jülkenbeck) Überblick 1 1.1 1.2 1.3 1.4 Zielgruppe Gemeinderat Presse Mitarbeiter Benutzer 2 2.1 2.2 2.3 Ziele Leistungsbilanz Rechenschaft Außendarstellung 3 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 3.8 Inhalt Angebote, jährlich Nutzung (Nachfrage), jährlich Neuerungen, jährlich Ziele für das nächste Jahr, jährlich Zusätzliche Leistungen Personelle Situation Defizite, Forderungen Weitere Inhalte 4 Umfang 5 Gliederung 6 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 Gestaltung Grundsätze Text Tabellen Grafische Darstellungen Fotos 7 7.1 7.2 7.3 Einzelaspekte Entwicklungen, Trends Kennzahlen, Betriebsvergleich Begründung von Forderungen Anmerkungen zu Ziffer 6 (Gestaltung) 6.1 Grundsätze - Auf Zielgruppe ausrichten - Vorüberlegung: Welche Botschaft und welches Bild von der Bibliothek sollen vermittelt werden? Danach Inhalte und Schwerpunkte festlegen. - Die 4 Verständlichmacher: Einfachheit Gliederung Kürze, Prägnanz Zusätzliche Stimuli - Wenige Tabellen, Ergebnisse erläutern - Grafiken, möglichst Foto(s) - Besonderen Wert auf Anfang und Schluss legen 6.2 Text - Fachsprache vermeiden (Bestand, Medieneinheit, aktive Leser, Freihandaufstellung, audiovisuelle Medien, ASB, OPAC ...) - Positiv formulieren - Leistungen nicht abschwächen - Erfolge und Misserfolge begründen - Neuerungen hervorheben - Zusammenhänge herstellen, Tabellen und Grafiken in den Text einbauen - Kurze Sätze, Verben statt Substantive - Griffige Formulierungen, keine „Allerweltsformeln“ (... erfreut sich zunehmender Beliebtheit) - Übergroße Genauigkeit vermeiden, Zahlen im Text runden - Nicht allgemein schreiben („Bibliotheken sind unverzichtbar“) 6.3 Tabellen Sparsam verwenden! Formale Gestaltung Überschrift Tabellenkopf verständlich, Erläuterungen in Anmerkung Tabelle kompakt darstellen Summen bilden bzw. Durchschnitte errechnen Absolute Zahlen runden, %-Zahlen höchstens 1 Stelle nach dem Komma Inhaltlich Tabelle nicht überfrachten Die wichtigsten Ergebnisse im Text erläutern Begründungen, Folgerungen 6.4 Grafische Darstellungen Vorteile gegenüber Tabellen: Anschaulicher, erzeugen beim Leser ein Bild Inhalt wird besser wahrgenommen und behalten Verdeutlicht Strukturen und Entwicklungen besser als Tabelle Beachten: Überschrift, Beschriftung Kommentar (evtl. in Kasten) Zeitraum, Datum zur Aktualität Farbe Maßstab (Koordinaten), Überhöhung