2 Methodensammlungen

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Erlebnisraum Kirche (Methoden der Kirchenerkundung)
I. (Evtl.) Vorbereitung in der Schule
Schatzkorb (Erläuterung siehe unten)
Kirchengrundriss/Moscheegrundriss malen, Einrichtung einzeichnen und mit Farben ausgestalten nach den damit
verbundenen Gefühlen (AG´s)
Gespräch über das Fremde in der Kirche:
Was erwartet uns da?
Was ist anders als "draußen"?
Welch anderes Verhalten ist wohl angebracht?
Wozu gehen Menschen in die Kirche?
Wie ziehen sich Menschen an?
Wie ändern sie ihr Benehmen?
Wie ist das mit Menschen in anderen Religionen?
Wie bereiten sie sich vor? (Waschungen, Schuhe
ausziehen, Kopfbedeckungen)
Was bedeutet es bei uns, die Kopfbedeckung
abzunehmen? (Respekt)
Wir sind zu Gast in einer anderen Welt.
Schreiten üben: Wie bewegt ihr euch in der Turnhalle? Wie im Museum? Wie im Zimmer eines Schlafenden, den ihr
nicht wecken wollt?
Erinnerungen: 1. Wie habe ich selbst als Kind den Kirchenraum erlebt? Fällt mir dazu eine
Situation ein?
2. Wie erlebe ich heute einen Kirchenraum? Fällt mir dazu eine Situation ein?
Was bedeutet das für mich heute?
3. Hat sich etwas für mich verändert? Wenn ja, was und wodurch?
4. Welches Verhalten halte ich einem Kirchenraum gegenüber für angemessen
und warum?
(Die Fragen 2.-4. sollten nur an bestenfalls kirchlich Halbdistanzierte gestellt werden, da sonst das Bewusstwerden zu
vieler negativer Voreinstellungen die weitere Beschäftigung mit der Sache behindern kann.)
Vorwissen
Kirche von außen und innen aus der Erinnerung und nach ihrem vermutlichen Aussehen zeichnen. In der Nachbereitung
kann das dann mit der direkten Erinnerung oder einem Bild aus der Kirchenerkundung selber verglichen werden.
II. Methoden der Kirchenerfahrung
Begrüßung vor der Kirche
Grundregeln (für Schüler):
Nicht laut reden oder gar schreien.
Nicht rennen, sondern schreiten (evtl. auf dem Vorplatz oder im Gemeindehaus üben, s.o.).
Mützen abnehmen.
äußeres Gebäude und Umgebung
In Kleingruppen von max. 5 Leuten wird die Aufgabe gestellt, die Kirche von außen zu umschreiten. Dabei sollen
Eindrücke gesammelt, Besonderheiten (Sprüche, Zahlenangaben 0.ä.) gemerkt, Mauerwerk, Türen, Ornamente und
Symbole, Inschriften und Grabsteine wahrgenommen werden. (Schon hier können "Proben" mit den Abdruckfolien (s.u.)
genommen werden, die anschließend im Gemeindehaus besprochen werden müssten.)
2
Eine Schwelle überschreiten (
Ps 84)
Aufgabe: Die Schwelle überschreiten. Alle versammeln sich schweigend auf dem Vorplatz. Nacheinander mit viel Ruhe
geht jeder einzeln zur Tür, öffnet diese, stellt sich im Vorraum um eine brennende Kerze auf. Hier soll der Übergang von
der profanen Welt in die sakrale des (Vor-)Kirchraumes in den Mittelpunkt gestellt werden. (Kennt die Gruppe sich wenig
und ist das einer der ersten Schritte in der Kirchenerfahrung, kann es wegen der noch geringen gegenseitigen Vertrautheit
,angebracht sein, gemeinsam, aber nacheinander einzutreten.)
Besteigen des Kirchenschiffbodens
Um die Neugierde zu steigern und gleichzeitig mit einer ungewohnten Perspektive auf eine Kirche zu beginnen, kann man
mit einer Gruppe auch vorsichtig den Steg über dem Kirchenschiff begehen und dabei zusammentragen, wie es wohl
darunter im Kirchenraum aussehen könnte.
Erster Eindruck (vom Kirchraum selber)
Alle betreten für ca. eine Minute das Kirchenschiff und fangen für sich einen ersten Eindruck ein. Dieser wird dann in
einem Nebenraum (Gemeindehaus) auf ausgelegte A3 Blätter skizzenhaft aufgezeichnet oder in wenigen Schlagworten
aufgeschrieben. (Nicht länger als 5 Min.)
Dieser erste Eindruck kann in einer Schlussbesprechung vorgestellt und mit dem dann entstandenen erweiterten Eindruck
nach der Kirchenerkundung verglichen werden. (Es ist sowohl interessant Veränderungen als auch Gleichgebliebenes
festzustellen und evtl. nach den möglichen Gründen zu fragen.)
Gemeinsamer Einzug
Alle erhalten jeweils eine Schale mit Teelichtern. Ohne zu sprechen schreiten alle nacheinander in das Kirchenschiff ein
und gehen zum Altar. Dort versammeln sich alle im Kreis oder Halbkreis und stellen die Schalen mit Kerzen auf den Altar
ab. (Die Teelichte brennen ca. 4 Stunden, sodass sie i.d.R. während der ganzen Kirchenerkundung brennen bleiben
können, um am Schluss mit ihnen wieder hinauszugehen.)
Beim Einzug kann auch eine entsprechende ruhige Musik von der Orgel oder vom Band gespielt werden.
Variante: Bevor alle zum Altar gehen kann auch jeder zunächst seinen Lieblingsplatz suchen und mit dem Teelicht sich
dort eine Weile hinsetzen und den Innenraum betrachten.
Schatzkorb (in der Kirche oder vor dem gemeinsamen Einzug auch im Gemeindehaus)
Verdeckte Gegenstände aus der Kirche bzw. im Zusammenhang mit der Kirche werden aus einem Beutel oder Korb von
jedem Teilnehmer/zu zweit herausgenommen und dann erläutert, um was es sich handelt und was der Gegenstand mit der
Kirche zu tun hat. Die Vermutungen werden evtl. erst am Schluss der Veranstaltung aufgeklärt: "Rätsel begleiten uns."
Oder: Der Gegenstand wird einmal in der Runde herumgegeben und alle versuchen nun zu klären, was er mit der Kirche
zu tun hat.
Erwachsenengruppen: (Möglichst schöne) Geschichten zu den Dingen erfinden lassen. Dazu ein Symbollexikon
auslegen.
Kindergruppen: (Kuschel)tiere an die Kinder verteilen. Tierdarstellungen mit diesen Tieren sollen sie dann (falls
vorhanden) in der Kirche wiederfinden.
Liste möglicher Gegenstände: Wachs/Kerze, Goldenes Holzstück, Bleieinfassungen, Muschel (> Muschelkalk),
Betonstück, Weihrauchstein, Sandstein, Kirchenfahne (Miniatur), Gießereireste (> Glocken), Liednumummern,
Goldfäden (> Paramente), Brille (> Lesungen), Taschenuhr (> Turmuhr), schwarzes Stoffstück (> Talar), Eieruhr (>
Symbol auf Grabplatten), Kreuz, Taube(nfigur), Kelch(modell), Hammer, Nägel, Apfel (> Paradiesbild), Cremetopf
(Maria aus Magdala am Grab), rotes Tuch (>Paramente), Fell (> Bildnis Joh. des Täufers), Dornen (geflochtene
Weidekrone), Geldsäckchen (> Judas Ischariot in Abendmahlsdarstellung) usw.
Evtl. auch alle Baumaterialien mit in den Schatzkorb einbeziehen (von Feld-/Granitsteinen bis Beton) und daran die
Geschichte der Kirche in der Austauschrunde verdeutlichen.
Gegenstände zuordnen
Gegenstände (s.o.) werden im Chorraum sichtbar oder evtl. auch durch ein Tuch verdeckt ausgelegt und von jedem
aufgenommen. Mit dem Gegenstand in der Hand gehen alle Teilnehmer in der Kirche herum und suchen eine Stelle, der
sie ihren Gegenstand zuordnen können. Dort legen sie ihn ab. Danach geht die gesamte Gruppe nacheinander zu allen
abgelegten Gegenständen und läßt sich jeweils von der zuständigen Person den (vermuteten) Zusammenhang zwischen
dem Gegenstand und dem Ablageort in der Kirche erklären.
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Fühlen, Raum erspüren und riechen (Blindenführung)
(Diese Methode sollte erst zum Zuge kommen, wenn der Kirchenraum schon ansatzweise bekannt ist, damit die Angst vor dem Schließen der Augen
nicht zu groß ist.)
Möglichst auf Socken (evtl. Tennissocken zur Verfügung stellen) in Paaren von sehendem Führer und "blindem"
Geführten (geschlossene Augen) mit Körper, Händen und Füßen den Raum erfühlen und ertasten. Vorsichtig darf alles
angefasst werden. Achten auf Fußboden, Hell-Dunkel-Kontraste, Luftzüge, Gerüche (,die werden bei geschlossenen
Augen intensiver wahrgenommen) u.a. Der Körper hat offensichtlich ein Empfinden für die Größe und Weite eines
Raumes. Es ist für Sockenträger erlaubt, Bänke zu besteigen (freieres Raumempfinden) oder zu überklettern. Vorsicht:
Stehen die Bänke fest, sind sie im Boden verankert? Nicht sprechen! Wechsel nach ca. 8 Min. auf den Klang einer
Klangschale hin. Austausch zu den unterschiedlichen Erfahrungen.
Tasten
Paare bilden oder von der Blindenführung übernehmen. Jeder führt seineN PartnerIn (Augen geschlossen) zu zwei
Gegenständen in der Kirche, die er/sie dem anderen näher bringen möchte. Dann werden die Hände des blinden Partners
an den Gegenstand herangeführt (und evtl. auch weiter an ihm entlanggeführt). Wechsel nach zwei Gegenständen.
Austausch.
Abdruck machen
Diese Methode ist gleichzeitig eine Intensivierung der Tastübung, allerdings an einem selbstgewählten Gegenstand. Dazu
wird an alle TeilnehmerInnen eine Alu-Prägefolie (0,08 mm stark, 19*15 cm groß) verteilt. JedeR wählt sich einen
Ausschnitt einer Schnitzerei, eines Ornamentes o.ä., um davon einen Abdruck herzustellen.
Das muss vorher vom Leiter selbst ausprobiert werden. In der Regel reichen zum Abdrücken die eigenen Finger und
Fingernägel aus. Evtl. können Stifte o.ä. hilfreich sein, wobei man aufpassen muss, dass die Prägefolie nicht durch einen
zu spitzen Gegenstand zerlöchert wird. I.d.R. eignen sich Gegenstände mit Erhebungen oder Vertiefungen von mehr als
ca. einem Zentimeter nur bedingt für Abdrücke. Auch sollte die Anzahl der insgesamt möglichen Abdrücke in einer
Kirche von daher überprüft werden. Wenn die Kirche innen dazu nicht viel bietet, können auch die Außenmauern oder ein
evtl. Kirchhof mit in diese Übung einbezogen werden.
Für jeden Teilnehmer sollte auch ein Blatt farbiges Tonpapier (ca. 24* 18 cm) zur Verfügung stehen. Darauf kann die
Prägefolie, sodass alle TeilnehmerInnen ein "gerahmtes" Erinnerungsstück aus der Kirche mit nach Hause nehmen
können.
Die Abdrücke können evtl. gleich nach dem Aufkleben oder am Schluss der Veranstaltung kurz vorgestellt werden.
Sehen und Verstehen (TeilnehmerInnen orientierte Begehung)
Für diese Methode braucht man eine mit Geschichte und Einrichtung der Kirche vertraute Fachperson (Heimatforscher,
Küster, Pfarrer o.a.).
JedeR erhält drei bis fünf gut sichtbare (z.B. rote) Karten (ca. 9*8 cm) und legt sie bei einem eignen Rundgang dort hin,
wo im Kirchraum etwas erklärt werden soll. Haben alle ihre Karten abgelegt, folgt ein gemeinsamer klärender Rundgang
mit dem Kirchenexperten an den abgelegten Karten entlang. Hierfür sollte man etwa 45 Min. einplanen.
Abschließendes Gespräch:
Was hat sich (aufgrund dieser stark kognitiven Methode im Unterschied zu der vorhergehenden sinnesorientierten
Herangehensweise) in der Wahrnehmung des Kirchengebäudes verändert?
Mögliche zusätzliche Verweise:
Die Trilogie von Taufstein, Altar und Kanzel sowie die unterschiedliche Höhe des Fußbodens oder die Fenster evtl. noch
einmal besonders beachten.
Kelch und dessen häufig hohes Alter bedenken: Zu welchen Zeiten, den guten und den schlechten, haben Menschen
daraus getrunken? Wer (evtl. auch aus meiner Familie) mag diesen Kelch schon alles in der Hand gehabt haben? Was ist,
wenn neben mir ein unsympathischer Nachbar steht?
Variante: Die Kärtchen können auch mit Plus- und Minuszeichen versehen werden, sodass (evtl. in einem zweiten
Durchgang) das Inventar in der Kirche aus der Sicht der Teilnehmer bewertet werden kann. Leitfragen: Was findet ihr gut
hier? Was könnte weg? Oder: Wenn es hier brennt, was würdet ihr zuerst retten wollen? Oder: Wenn etwas rausgegeben
werden müsste, was würdet ihr zuerst weggeben?
Fragensammeln, Antwortversuche (auch für Schluss)
a) Evtl. aufgrund eines Rundganges durch die Kirche oder aufgrund vorhergehender Kirchenerfahrungen sammelt jeder
für sich Fragen: Warum? Wie lange? ...Jede Frage sollte auf einem Blatt stehen, die dann im Chorraum oder an andereer
passender Stelle ausgelegt werden.
b) Antwortversuche der anderen Schüler (mündl. oder schriftlich auf die ausgelegten Frageblätter) und Antwort durch den
Leiter.
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Eigenen Ort finden im Kirchenraum/Stille finden
JedeR sucht sich einen Ort, an dem er/sie sich wohlfühlt: In sich hineinhorchen, wie es einem an dem Ort geht und warum
man ihn ausgesucht hat. Evtl. ein Kunstwerk in der Kirche aussuchen und skizzieren. Oder: Segensspruch (evtl. auch
Bibeltext, der für die Kirche charakteristisch ist) mitgeben (zunächst verdeckt). Austausch in der Gesamtgruppe ergibt ein
oft tiefes existentielles Gespräch.
Farb-Gestaltung
Ein ungefährer Grundriss der Kirche wird auf einem größeren Blatt skizziert und dieser symbolisch mit Farben
ausgestaltet, je nachdem wie der Kirchraum erfahren wurde (Einzelarbeit oder AG`s).
Danach: Austausch in der Gesamtgruppe über die Ergebnisse der Farbgestaltung und der Raumempfindung sowie deren
religiöser Bedeutung.
Deutlich wird bei den Farb-Gestaltungen häufig, dass der (meist West-) Eingang und der Turmraum als dunkel, muffig
und beengend empfunden werden. Dort werden dann auch dunkle Farben verwandt. Das Kirchenschiff mit seiner oft
hohen Decke wirkt dagegen wie ein befreiender Kontrast, während der Chorraum (meist im Osten) als hellster Raumteil
auch mit den hellsten Farben dargestellt wird, wobei die Wölbung der Apsis noch dazu beiträgt, auch die symbolische
Auflösung des Raumes ins Unendliche zu erahnen. Hier sollten ggf.. Erläuterungen zur Symbolik des Raumes und seiner
Ausrichtung in die verschiedenen Himmelsrichtungen (siehe Anlage: Im Osten geht die Sonne auf...) gegeben werden.
Als gutes Farbmaterial haben sich Ölpastellkreiden erwiesen; bei geeigneten Räumlichkeiten auch Pinsel und Farben.
Ausmaße erleben
Decken- oder Gewölbehöhe mit Gasluftballon ausmessen. Das ist besonders in Kirchen sinnvoll, die unterschiedliche
Deckenhöhen (Hauptschiff, Seitenschiffe, Querschiff, Apsis, Turmraum u.a.) haben. Daraus lassen sich Schlüsse über die
Bedeutung der verschiedenen Raumteile ziehen. Auch wird die Architektur einer großen Kirche so wesentlich
durchschaubarer.
Die jeweiligen (für die verschiedenen Raumteile verschiedenfarbigen) "Maßbänder" können vom Luftballon
abgenommen und im Mittelgang nebeneinander ausgespannt werden. Die Relation zwischen Höhe und Länge eines
Raumes wird so deutlicher.
Länge und Breite der Kirche können mit den Körpern der Teilnehmer "ermessen" werden (an die Hände fassen oder längs
aneinander auf den Boden legen).
Der Raum kann auch mit der eigenen Stimme (vom Eingang, Kanzel oder Altar) "durchmessen" werden (siehe Abschnitt
"Hören").
Hinlegen: Jeder legt sich schweigend an einem Ort im Kirchengebäude auf dem Rücken hin und betrachtet mit
geöffneten Augen aus dieser Perspektive die Gestalt und die Ausmaße des Raumes und sinnt dem (mit geschlossenen
Augen) nach.
”Ballspiel” (siehe auch unten zu ”Tanz und Bewegung”)
Beim gegenseitigen Zuwerfen eines leichten, gelben Balles kann die Teilnehmer auch eine Erfahrung von der Weite des
Raumes machen. Dazu müssen sich alle so im Raum verteilen, das der Ball, von vorne ausgegeben, einmal durch die
Kirche und wieder zurück wandern kann, ohne den Boden zu berühren.
Dazu kann man die Geschichte erzählen, dass in der Kathedrale von Valencia in der Osternacht die Auferstehung Jesu mit
einer Art Ballspiel in der Kirche gefeiert wurde. Der Bischof warf der Gemeinde einen gelben Ball zu, der die aufgehende
Sonne als Symbol für den auferstandenen Christus darstellen sollte.
Anknüpfend an das gelungene Leben Jesu kann bei jedem Ballwurf auch ein Wunsch für gelingendes Leben geäußert
oder nur gedacht werden.
Lebendige Gewölbe/Stützpfeiler
Besonders für die Mittelstufe ist es interessant auch einmal die romanischen oder gotischen Bögen einer Kirche mirt ihren
Körpern nachzustellen. Dazu stellt sich jeweils ein Paar einender gegenüber auf und läßt mit Körpern, Armen und Händen
jeweils romanische Rundbögen oder gotische Spitzbögen bilden.
Von anderen SchülerInnen oder dem Leiter werden diese Bögen auf ihre Belastbarkeit geprüft, indem jeweils auf die
Mitte der Bögen Druck ausgeübt wird (evtl. sich selber dranhängen). Ein "romanischer Bogen" wird sich viel leichter
eindrücken/zum Einsturz bringen lassen als ein "gotischer". Ihre Belastbarkeit ist also ganz verschieden. Deshalb konnten
romanische Kirchen nicht so hoch gebaut werden wie gotische, was dann auch jeweils zu einer unterschiedlichen
theologischen Ausdeutung der Gebäude dieser Epochen führte.
Geht man genauer auf die Druckverhältnisse ein, so bemerken die Schüler, dass der Druck insbesondere bei den gotischen
Bögen sich in einem Schub nach außen (über Gesäß und Beine) bemerkbar macht. Dort können nun an beiden Seiten
weitere Bögen (=Paare) angebracht werden. Der Druckversuch kann nun wiederholt werden mit dem Ergebnis stärkerer
Belastbarkeit des mittleren Bogens.
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Auf diese Weise kann ein grundlegendes Konstruktionsprinzip insbesondere gotischer Kirchen durch Erfahrung
nachvollzogen werden: Seitenbögen sind auch aus statischen Gründen gebaut worden, und die äußeren Stützpfeiler
dürfen nicht einfach fehlen. (Hier könnte auch noch eine Übung mit lebendigen Stützpfeilern angeschlossen werden.)
Raum und Klang
Hören
Im Vorraum werden Geräusch- und Klanginstrumente (evtl aus Kindergarten oder Schulen entleihen) verteilt und die
Aufgabe erläutert:
Alle lassen sich an einem ihnen genehmen Ort nieder und verteilen sich dabei möglichst im ganzen Raum. Nach dem Ton
der Klangschale soll Nacheinander jedes Instrument einzeln erklingen. Die Reihenfolge wird dadurch festgelegt, dass
jedem eine Zahl zugeteilt wird (entweder nur mündlich oder mit der entsprechenden Zahl auf einem Tesa-Krepp
Aufkleber).
Nach erneuter Klangschale gibt es ein großes An- und Abschwellen des Klangs: Einer beginnt, nacheinander gesellen sich
alle dazu, wenn alle dabei sind wird der Klang der Raumes erkundet durch ein Auf- und Abschwellen der Lautstärke.
Dafür müssen die "Spieler" der Instrumente aufeinander hören. Das kann solange gehen bis alle von sich aufhören oder
auf ein vereinbartes Handzeichen hin leiser werden und ihre Instrumente verstummen lassen.
Variante: Auf das Handzeichen hört der mit der kleinsten Zahl auf, danach folgt der mit der nächsten Zahl usw.
Dieser Klangteppich soll durch eine vorher vereinbarte Stille in jedem ausklingen.
Der Raumklang kann auch durch ein auf Band mitgebrachtes Musikstück erforscht werden (z.B.
"Vater unser" von den Toten Hosen (Schüler mitbringen lassen)).
Es können auch kirchenspezifische Geräusche (Glocken, Wasser eingießen, Streichholz anzünden, Schritte o.ä.)
gemacht werden, die die Gruppe mit geschlossenen Augen anhört. Möglich ist auch, verschiedene Gegenstände in der
Kirche durch Anschlagen zum Klingen zu bringen: Taufschale, Taufsteindeckel, Kerzenständer oder das Holz der Kanzel
u.a.
Beim Austausch sollte es um die Erinnerungen an die Geräusche gehen, um die damit verbundenen Ereignisse und
Gefühle.
Sprechen
Segenssprüche (siehe Anlage)oder Bibelstellen aussuchen lassen, evtl. mit Tonpapier und Farbstiften schmuckvoll
gestalten und dann von der Kanzel vorlesen lassen.
Gemeinsames Sprechen
Im Gottesdienst wird während der Liturgie an verschiedenen Stellen gemeinsam gesprochen. Das ist jeweils -besonders
bei einer guten Akustik in der Kirche- ein eindrücklicher Höhepunkt des Gottesdienstablaufes.
Zur Kirchenerfahrung kann es auch gehören, diesen liturgischen Gebrauch nachzuvollziehen und probeweise zu erleben.
Dabei verteilt sich die Gruppe möglichst flächendeckend im gesamten Kirchenraum und spricht (evtl. abwechselnd leise
und) kräftig einen vorbereitenden Text (z.B. einen Psalm aus den in der Kirche vorrätigen Gesangbüchern).
Singen
a) Viele Jugendliche haben Schwierigkeit mit dem Singen. Eine einfache Möglichkeit, die eigene Stimme zu gebrauchen,
besteht darin, dass jedeR einen Ton von seinem Lieblingsplatz aus summt. Alle achten auf die Tonhöhe der gesummten
Töne. Nach kurzer Zeit stellen sich die Teilnehmer auf einen Ton, der dann beibehalten wird bis alle auf ein Zeichen hin
aufstehen, summend nach vorne gehen und sich so um den Altar versammeln und erst auf ein Handzeichen hin
verstummen.
Auf diese Weise kann die eigene Stimme in den verschiedenen Teilen der Kirche verschieden gehört/erfahren werden.
Weitere einfache Möglichkeiten sind:
b) Stimmübungen
Vorbereitung im Kreis: gemeinsam Laute wie f-s-w-t u.a. ausprobieren. Zentrifuge: einen Ton rauf und runter modulieren
und dabei entsprechend einen Arm im Kreis bewegen. Zischlaut mit "T": Jeder atmet tief ein und macht einen Zischlaut
(stimmhaftes "S", "sch", "z" o.ä., der mit der letzten Luft in der Lunge mit einem kräftigen "T" gegen die Decke der
Kirche abgeschlossen wird. Auf den Nachhall achten.
Nach der gemeinsamen Vorbereitung gehen dann alle in der Kirche herum und machen auf Zuruf des Leiters diese Töne.
Sie sollen in Ruhe nachhallen können.
Dann kann auch jeder beim Herumgehen einen frei wählbaren Ton machen. Dabei soll auf andere Töne geachtet und in
schöne Töne eingestimmt werden
c) Singen eines einfachen Kanons, ein- oder mehrstimmig (z.B. Das wünsch ich sehr, Laudate omnes gentes, Jubilate
Deo),
Singen eines "schwebenden Kanons": "Siehe, ich mache alles neu" (siehe Anlage). Dabei frei in der Kirche umhergehen,
sodass sich die Akustik der Kirche aus allen Richtungen zeigen kann.
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Wenn man selber nicht musikalisch ist, bespricht man diese Übungen am besten mit einem Organisten , der vielleicht
diesen Teil der Kirchenerkundung auch anleiten kann.
Licht und Dunkelheit
Besondere Möglichkeiten ergeben sich, wenn die Kirchenerkundung an einem Spätnachmittag oder Abend stattfindet, an
dem es langsam dunkel wird. Der sakrale Raum wechselt dann im Übergang von Licht und zunehmenden Schatten
dauernd seinen Charakter. Die (bunten) Fernster treten schließlich ganz zurück, und die Gestaltung des Innenraumes
durch Farbe und Gewölbe schiebt sich in den Vordergrund. Eine stille Zeit in einem nur schwach beleuchteten Kirchraum
(evtl. mit meditativer Musik untermalt) kann Anlass für einen intensiven Austausch über die gewandelte Atmosphäre
innerhalb der Kirche werden. Außerdem sind die Tastübungen, das Raumfühlen mit dem ganzen Körper und die
Blindenführungen hier unter den Bedingungen der Dunkelheit für alle auch durchführbar.
Im dunklen Kirchraum ergeben sich dann aber auch Möglichkeiten für besondere Erfahrungen:
Belichten
JedeR bekommt (im Turmraum) eine Streichholzschachtel mit nur einem Streichholz. Beim Durchgang durch die dunkle
Kirche kann entschieden werden, welcher Gegenstand in der Kirche eine Streichholzlänge lang betrachtet werden soll.
Bricht das Streichholz ab, ist die Chance vertan. Danach treffen sich alle wieder im Turmraum und tauschen die
gemachten Erfahrungen aus.
(Diese Methode bewirkt eine extreme Fokussierung auf einen (Teil-)Gegenstand/Ort in einer sehr begrenzten Zeit. Damit
wird das Erleben intensiviert, was noch durch die Möglichkeit des Scheiterns (Abbrechen des Streichholzes) gesteigert
wird. Die deutlichen Anklänge an biblische Texte können hier evtl. Anlass sein, die in der dunklen Kirche zu verlesen und
damit diese Erfahrungen noch einmal neu zu akzentuieren.)
Erweitert kann diese Methode werden, indem als nächstes Kleingruppen von max. 5 Leuten eine brennende Kerze
gegeben wird und die Gruppenteilnehmer sich ohne Worte verständigen, welche Orte sie in der Kirche ansteuern. Wer die
Kerze hält, kann den Beobachtungsort bestimmen. An dem Ort weist der/die TeilnehmerIn dann durch Gesten auf dessen
Besonderheiten hin. Danach wird die Kerze weitergegeben und der/die nächste führt die Gruppe an einen anderen Ort.
Anschließend können die "Kerzenteams" gemeinsam ein Bild von einer Entdeckung malen, die dann gegenseitig
vorgestellt werden.
Liturgische Haltungen nachspüren
Gefaltete Hände: Was kann ich mit den Händen dann nicht mehr tun?
Segnende Hände: Wie fühlt es sich an, segnende Hände über dem Kopf zu wissen?
Nach oben offene Hände: Was bedeuten die?
Was kann das Hinknien bedeuten? (Kniebank beim Abendmahl) Vor wem würde ich freiwillig knien? Von wem oder was
kann man in die Knie gezwungen werden? (S. Reliprax Nr. 19, S. ?)
Bewegung und Tanz
Bewegungen zu Liedern: Z.B. "Das wünsch ich sehr" mit Bewegungen versehen.
"Jubilate Deo" als liturgischen Tanz im Chorraum (evtl. auch um den Altar) gestalten.
Den schwebenden Kanon "Siehe ich mache alles neu" beim Umhergehen in der Kirche gemeinsam oder von jedem
einzeln singen.
Ballspiel: (In der Hauptkirche von Sevillia wurde in der Osternacht "Ball gespielt". Der gelbe Ball war das Zeichen für die
Sonne, die Christus symbolisiert.) Einen gelben Luftballon (evtl. mit Bohnen beschwert) oder einen leichten gelben Ball
durch die Reihen schweben lassen oder als Teil eines liturgischen Tanzes einbauen (etwa zu "Jubilate Deo").
Schlangenlinien durch die Kirche auslegen, die sich zum Taufbecken in eine Welle auslaufen. Die Schüler sollen diese
Schlangenlinie abgehen (Bewegungsdrang aufnehmen) die "Welle" als Taufsymbol für "Wasser" wahrnehmen und
darauf eingehen.
Langsames und schnelles Umhergehen und stehen bleiben (nach Anleitung des Leiters). Beim Stehen bleiben, Augen
schließen und den Raum um sich spüren: Wo befindet man sich im Raum?
Weitergehen und wieder stehen bleiben: In welche Richtung geht man/zeigt die Nase? Zeigen die Füße in die gleiche
Richtung? Was liegt da jeweils? Weitergehen und nochmaliges stehen bleiben: Wen und was kann man ohne
Kopfbewegung im eigenen Gesichtsfeld sehen?
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Übungen mit Bewegung
Alle gehen langsam schreitend durch den Raum.(Stopzeichen: Klanginstrument)
-Wie geht es ihnen dabei? Kurze Pause.
2 mal: Normal umhergehen mit Stopzeichen (Klanginstrument):
-Was haben sie jetzt im Blick?
-Wohin/auf was zeigt ihre Nase? Jeweils kurze Pause, dann: ”Weiter”.
Eilende Bewegung (Stopzeichen): Was haben sie jetzt bewusst im Blick?
Eilende Bewegung zum Zug, der gleich abfährt (Stopzeichen): Wie empfinden sie diese Bewegung in der Kirche? Kurze
Pause.
Schreitend zum Altar kommen.
Austausch.
Abschlussritual
-Oblaten probieren oder Fladenbrot herumgeben und abbrechen.
-Weintrauben (als Symbol der Gegenwart des Göttlichen) essen.
-Lied singen.
-Kerze anzünden, vielleicht verbunden mit einem (stillen) Wunsch/einem Gedanken an einen Menschen ...
-Stille Prozession (evtl. mit einem Gedanken, Segensspruch) als Anregung zum Nachdenken.
-Für eine vereinbarte Zeit sucht sich jeder noch mal einen Platz, um die eigenen Gedanken schweifen zu lassen. (Mit
Klanginstrument beenden.)
-Mit den am Anfang hereingetragenen Teelichtern in Glasschalen wieder hinausschreiten. Dabei evtl. ein Lied singen.
-Im Pilgerschritt (zwei Schritte vor, einen zurück/ drei Schritte vor, einen zurück) wieder
hinausgehen, evtl. mit den Teelichtern (und der Musik beim Hineinschreiten) kombinieren.
Schlussbesprechung/Nachbesinnung
Gerade da können noch einmal, angeregt durch die Atmosphäre des Raumes, Dinge ausgesprochen werden, die
Existentielles berühren: Teilnahme an einer Beerdigung/Hochzeit/Taufe. Dafür muss Zeit und Ruhe sein.
Wenn am Anfang erste Eindrücke (auf)gezeichnet wurden (s.o.), sollten sie Zentrum der Nachbesprechung sein.
Erkundungspost
Zum Schluss kann es eine gute Verdichtung der Eindrücke sein, wenn alle Erkundungsteilnehmer einem Freund oder
einer Freundin oder einem anderen Menschen eine Postkarte schicken mit den Eindrücken, die die Teilnehmer den
Adressaten gerne von der Kirchenerkundung mitteilen wollen. Dazu sollten Postkarten -möglichst auch mit dem Bild der
Kirche- und die entsprechenden Briefmarken bereitliegen. Nebenbei können diese Postkarten bei den Empfängern eine
Werbung für weitere Kirchenerkundungen sein. Die Kosten für diese Aktion müssen natürlich berücksichtigt werden.
(Postkarten mit einer schwarz-weiß Skizze der Kirche sowie dem Datum der jeweiligen Kirchenerkundung und dem
Namen der Klasse können mit Scanner und Computer leicht hergestellt werden. Evtl. sind aber auch Blankopostkarten
sinnvoll, die dei SchülerInnen selber gestalten können.
Nacharbeit (in der Schule)
Brief mit gemachten Erfahrungen und Vorschlägen an die Gemeinde schreiben.
Phantasiegeschichten: Was haben die Steine dieser Kirche in den letzten Jahrhunderten gehört?
Einfühlung: Was haben sich die Menschen früher dabei gedacht, als sie Kirchen/diese Kirche bauten? Oder: Wie haben
die Menschen wohl gelebt und gedacht, die diese Kirche bauten?
Pause: gemeinsames Essen
Bei einer längeren Veranstaltung wird es sowieso eine Pause geben müssen. Diese sollte auch geplant und gestaltet
werden. Der Wert solcher gestalteter Pausen für den Lernprozess und das Gruppengefüge ist gar nicht hoch genug zu
veranschlagen. Die frischen Eindrücke aller Teilnehmer können hier in einen zwanglosen und meist sehr kreativen
Austausch miteinander kommen. Das gibt neue Impulse für die weitere Erkundung, die nach der Pause aufgenommen
werden sollten. ("Sind euch in der Pause noch Fragen oder Ideen gekommen?")
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Zumindest sollte für die gestaltete Pause ein eigener Raum mit Tischen und Stühlen bereitstehen. Blumen und kleine
Decken (auch Servietten) auf den Tischen können für ein wenig Atmosphäre sorgen. Vielleicht kann auch noch Obst und
für jedeN eine kleine Süßigkeit bereitgelegt werden. (Heiße) Getränke, je nach Jahreszeit, wären schön. Es wäre gut,
wenn etwa eine Schulklasse auch durch die Pausengestaltung den Eindruck bekommt, in der Kirchengemeinde wirklich
willkommen zu sein. Dazu könnte etwa auch an dieser Stelle ein Verantwortlicher der KG zugegen sein. Möglicherweise
kann auch noch ein Lied oder Segensspruch aus der Kirchenerkundung als geistliche Einstimmung auf das gemeinsame
Essen übertragen werden. So würde das Probehandeln in der Kirche in eine echte Lebenssituation eingeführt werden.
Am besten ist es, wenn nicht jeder sich seine eigene "Stulle" mitbringt, sondern die Gruppe selber den Einkauf im Vorfeld
organisiert und die Tische soweit wie möglich vorbereitet. Letzte Vorbereitungen könnten dann Ehrenamtliche aus der
Gemeinde übernehmen.
Für das gemeinsame Essen sollten mindestens 30 Min. eingeplant werden, besser 45 Min.
Anlagen
Im Osten geht die Sonne auf..., Reliprax Nr. 19, S.19. Siehe ebd. auch S.22.
schwebender Kanon
Segenssprüche
(H. Schwarz, Saarbrücker Str. 27, 26384 Wilhelmshaven, 10.7.98)
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Methoden der Kirchenerkundung aus Wilhelmshaven
Eine Schwelle überschreiten (Ps 84)
Aufgabe: Die Schwelle überschreiten. Alle versammeln sich schweigend auf dem Vorplatz. Nacheinander mit viel Ruhe
geht jeder einzeln zur Tür, öffnet diese, stellt sich im Vorraum um eine brennende Kerze auf. Der Unterschied zwischen
der Welt draußen und dem sakralen Raum soll hierbei deutlich werden. Gefühle beim öffnen der Tür können dann
erläutert werden.
Besteigen des Kirchenschiffbodens
Um die Neugierde zu steigern und gleichzeitig mit einer ungewohnten Perspektive auf eine Kirche zu beginnen, kann man
mit einer Gruppe auch vorsichtig den Steg über dem Kirchenschiff begehen und dabei zusammentragen, wie es wohl
darunter im Kirchenraum aussehen könnte.
Erster Eindruck
Alle betreten für ca. eine Minute das Kirchenschiff und fangen für sich einen ersten Eindruck ein. Dieser wird dann in
einem Nebenraum oder mit dem Rücken zum Kirchenschiff auf ausgelegte A3 Blätter/Zeichenblöcke skizzenhaft
aufgezeichnet oder in wenigen Schlagworten aufgeschrieben. (Nicht länger als 5 Min.)
Dieser erste Eindruck kann in einer Schlussbesprechung vorgestellt und mit dem dann entstandenen erweiterten Eindruck
nach der Kirchenerkundung verglichen werden. (Es ist sowohl interessant Veränderungen als auch Gleichgebliebenes
festzustellen und evtl. nach den möglichen Gründen zu fragen.)
Als Zeichenmaterial haben wir gute Erfahrungen mit Holzkohlestiften gemacht, weil sie die Konzentration der Eindrücke
auf das Elementare fördern.
6a. Erleuchtungsstelle: Tonzeichen: abstellen der Schalen an einer für Sie wichtigen, aber feuerungsgefährlichen Stelle.
Treten Sie dann einige Schritte zurück und betrachten Sie ihre Erleuchtungsstelle. Fragen Sie sich, was Ihnen die Stelle so
wichtig macht. Was hat sie evtl. mit ihrer derzeitigen religiösen ”Stellung” zu tun? Dann nehmen sie die Kerze wieder auf
und kommen mit ihr zum Altar, um sie dort abzustellen.
Erleuchtungsstelle: Nach dem Betrachten des Kirchenraumes mit Teelichtern in Schalen werden auf ein Tonzeichen hin
die Schalen an einer für den/die TeilnehmerIn wichtigen, aber feuerungsgefährlichen Stelle abgestellt: Treten Sie dann
einige Schritte zurück und betrachten Sie ihre Erleuchtungsstelle. Fragen Sie sich, was Ihnen die Stelle so wichtig macht.
Was hat sie evtl. mit ihrer derzeitigen religiösen ”Stellung” zu tun? Dann nehmen sie die Kerze wieder auf und kommen
mit ihr zum Altar, um sie dort abzustellen.
Gegenstände zuordnen
Gegenstände, die zur Kirche irgendeine Verbindung haben, werden im Chorraum sichtbar oder evtl. auch durch ein Tuch
verdeckt ausgelegt und von jedem aufgenommen. Mit dem Gegenstand in der Hand gehen alle Teilnehmer in der Kirche
herum und suchen eine Stelle, der sie ihren Gegenstand zuordnen können. Dort legen sie ihn ab. Danach geht die gesamte
Gruppe nacheinander zu allen abgelegten Gegenständen und läßt sich jeweils von der zuständigen Person den
(vermuteten) Zusammenhang zwischen dem Gegenstand und dem Ablageort in der Kirche erklären.
Farb-Gestaltung
Ein ungefährer Grundriss der Kirche wird auf einem größeren Blatt skizziert und dieser symbolisch mit Farben
ausgestaltet, je nachdem wie der Kirchraum erfahren wurde (Einzelarbeit oder AG`s).
Danach: Austausch in der Gesamtgruppe über die Ergebnisse der Farbgestaltung und der Raumempfindung sowie deren
religiöser Bedeutung.
Deutlich wird bei den Farb-Gestaltungen häufig, dass der (meist West-) Eingang und der Turmraum als dunkel, muffig
und beengend empfunden werden. Dort werden dann auch dunkle Farben verwandt. Das Kirchenschiff mit seiner oft
hohen Decke wirkt dagegen wie ein befreiender Kontrast, während der Chorraum (meist im Osten) als hellster Raumteil
auch mit den hellsten Farben dargestellt wird, wobei die Wölbung der Apsis noch dazu beiträgt, hier z.T. auch die
symbolische Auflösung des Raumes ins Unendliche zu erahnen. Hier sollten ggf.. Erläuterungen zur Symbolik des
Raumes und seiner Ausrichtung in die verschiedenen Himmelsrichtungen (siehe Anlage: Im Osten geht die Sonne auf...)
gegeben werden.
Als gutes Farbmaterial haben sich Ölpastellkreiden erwiesen.
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”Ballspiel”
Beim gegenseitigen Zuwerfen eines leichten Balles kann die Teilnehmer auch eine Erfahrung von der Weite des Raumes
machen. Dazu müssen sich alle so im Raum verteilen, das der Ball, von vorne ausgegeben, einmal durch die Kirche und
wieder zurück wandern kann, ohne den Boden zu berühren.
Dazu kann man die Geschichte erzählen, dass in der Kathedrale von Valencia in der Osternacht die Auferstehung Jesu mit
einer Art Ballspiel in der Kirche gefeiert wurde. Der Bischof warf der Gemeinde einen gelben Ball zu, der die aufgehende
Sonne als Symbol für den auferstandenen Christus darstellen sollte.
Anknüpfend an das gelungene Leben Jesu kann bei jedem Ballwurf auch ein Wunsch für gelingendes Leben geäußert
oder nur gedacht werden.
Licht und Dunkelheit
Besondere Möglichkeiten ergeben sich, wenn die Kirchenerkundung an einem Spätnachmittag oder Abend stattfindet, an
dem es langsam dunkel wird. Der sakrale Raum wechselt dann im Übergang von Licht und zunehmenden Schatten
dauernd seinen Charakter. Die (bunten) Fernster treten schließlich ganz zurück, und die Gestaltung des Innenraumes
durch Farbe und Gewölbe schiebt sich in den Vordergrund. Eine stille Zeit in einem nur schwach beleuchteten Kirchraum
(evtl. mit meditativer Musik untermalt) kann Anlass für einen intensiven Austausch über die gewandelte Atmosphäre
innerhalb der Kirche werden. Außerdem sind die Tastübungen, das Raumfühlen mit dem ganzen Körper und die
Blindenführungen hier unter den Bedingungen der Dunkelheit für alle auch durchführbar.
Im dunklen Kirchraum ergeben sich dann aber auch Möglichkeiten für besondere Erfahrungen:
Belichten
JedeR bekommt (im Turmraum) eine Streichholzschachtel mit nur einem Streichholz. Beim Durchgang durch die dunkle
Kirche kann entschieden werden, welcher Gegenstand in der Kirche eine Streichholzlänge lang betrachtet werden soll.
Bricht das Streichholz ab, ist die Chance vertan. Danach treffen sich alle wieder im Turmraum und tauschen die
gemachten Erfahrungen aus.
(Diese Methode bewirkt eine extreme Fokussierung auf einen (Teil-)Gegenstand/Ort in einer sehr begrenzten Zeit. Damit
wird das Erleben intensiviert, was noch durch die Möglichkeit des Scheiterns (Abbrechen des Streichholzes) gesteigert
wird. Die deutlichen Anklänge an biblische Texte können hier evtl. Anlass sein, die in der dunklen Kirche zu verlesen und
damit diese Erfahrungen noch einmal neu zu akzentuieren.)
Erweitert kann diese Methode werden, indem als nächstes Kleingruppen von max. 5 Leuten eine brennende Kerze
gegeben wird und die Gruppenteilnehmer sich ohne Worte verständigen, welche Orte sie in der Kirche ansteuern. Wer die
Kerze hält, kann den Beobachtungsort bestimmen. An dem Ort weist der/die TeilnehmerIn dann durch Gesten auf dessen
Besonderheiten hin. Danach wird die Kerze weitergegeben und der/die nächste führt die Gruppe an einen anderen Ort.
Anschließend können die "Kerzenteams" gemeinsam ein Bild von einer Entdeckung malen, die dann gegenseitig
vorgestellt werden.
Übungen mit Bewegung
Alle gehen langsam schreitend durch den Raum.(Stopzeichen: Klanginstrument)
-Wie geht es ihnen dabei? Kurze Pause.
2 mal: Normal umhergehen mit Stopzeichen (Klanginstrument):
-Was haben sie jetzt im Blick?
-Wohin/auf was zeigt ihre Nase? Jeweils kurze Pause, dann: ”Weiter”.
Eilende Bewegung (Stopzeichen): Was haben sie jetzt bewusst im Blick?
Eilende Bewegung zum Zug, der gleich abfährt (Stopzeichen): Wie empfinden sie diese Bewegung in der Kirche? Kurze
Pause.
Schreitend zum Altar kommen.
Austausch.
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Erkundungspost
Zum Schluss kann es eine gute Verdichtung der Eindrücke sein, wenn alle Erkundungsteilnehmer einem Freund oder
einer Freundin oder einem anderen Menschen eine Postkarte schicken mit den Eindrücken, die die Teilnehmer den
Adressaten gerne von der Kirchenerkundung mitteilen wollen. Dazu sollten Postkarten -evtl. auch mit dem Bild der
Kirche- und die entsprechenden Briefmarken bereitliegen. Nebenbei können diese Postkarten bei den Empfängern eine
Werbung für weitere Kirchenerkundungen sein. Die Kosten für diese Aktion müssen natürlich berücksichtigt werden.
Nacharbeit
Brief mit gemachten Erfahrungen und Vorschlägen an die Gemeinde schreiben.
Pause: gemeinsames Essen
Bei einer längeren Veranstaltung wird es sowieso eine Pause geben müssen. Diese sollte auch geplant und gestaltet
werden. Der Wert solcher gestalteter Pausen für den Lernprozess und das Gruppengefüge ist gar nicht hoch genug zu
veranschlagen. Die frischen Eindrücke aller Teilnehmer können hier in einen zwanglosen und meist sehr kreativen
Austausch miteinander kommen. Das gibt neue Impulse für die weitere Erkundung, die nach der Pause aufgenommen
werden sollten. ("Sind euch in der Pause noch Fragen oder Ideen gekommen?")
Zumindest sollte für die gestaltete Pause ein eigener Raum mit Tischen und Stühlen bereitstehen. Blumen und kleine
Decken (auch Servietten) auf den Tischen können für ein wenig Atmosphäre sorgen. Vielleicht kann auch noch Obst und
für jedeN eine kleine Süßigkeit bereitgelegt werden. (Heiße) Getränke, je nach Jahreszeit, wären schön. Es wäre gut,
wenn etwa eine Schulklasse auch durch die Pausengestaltung den Eindruck bekommt, in der Kirchengemeinde wirklich
willkommen zu sein. Dazu könnte etwa auch an dieser Stelle ein Verantwortlicher der KG zugegen sein. Möglicherweise
kann auch noch ein Lied oder Segensspruch aus der Kirchenerkundung als geistliche Vorbereitung für das gemeinsame
Essen übertragen werden. So würde das Probehandeln in der Kirche in eine echte Lebenssituation eingeführt werden.
Am besten ist es, wenn nicht jeder sich seine eigene "Stulle" mitbringt, sondern die Gruppe selber den Einkauf im Vorfeld
organisiert und die Tische soweit wie möglich vorbereitet. Letzte Vorbereitungen könnten dann Ehrenamtliche aus der
Gemeinde übernehmen.
Für das gemeinsame Essen sollten mindestens 30 Min. eingeplant werden, besser 45 Min.
(Hartmut Schwarz, Saarbrücker Str. 27, 26384 Wilhelmshaven, 7.7.98)
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