Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 1 Konzept zur beruflichen Orientierung der Sehusaschule Seesen Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen „ Bedingungen der Berufs- und Arbeitswelt heute Die Eingliederung von Schülern der Förderschule Lernen in das Berufsleben stellt angesichts hoher Arbeitslosenzahlen und zunehmend höherer Anforderungen seitens der Wirtschaft ein Problem dar. Die exponential steigenden qualitativen Veränderungen der industriellen Struktur unseres Landes hin • zur Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft, • die zunehmende europäische und globale Integration der Wirtschaft und die damit einhergehende • Umwälzung des gesamten Arbeits- und Ausbildungsmarktes bilden den Rahmen für die zukünftigen Herausforderungen an schulische Berufsorientierung. Die Informationsgesellschaft von heute (Internet) zeichnet sich zudem durch • fortschreitende Globalisierung und weltweite Vernetzung, • eine technologievermittelte Organisation des Wissens und • eine beschleunigte Weitergabe des Wissens aus. Es ist die Frage, ob die traditionelle Berufsorientierung mit den Bereichen: • Arbeitslehreunterricht • Blockpraktika in Klassen 9 und 10 • Werkunterricht / Hauswirtschaftsunterricht • Beratung durch das Arbeitsamt in der Lage ist, Eigenverantwortung und selbständiges Handeln in der Phase des Übergangs zu initiieren. Dies muss jedoch im Hinblick auf die Entwicklungen in der Berufs- und Arbeitswelt Ziel der Berufsorientierung sein. Wenn Schule wieder Anschluss an die vorgenannten Tendenzen in der Berufs- und Arbeitswelt gewinnen will, muss sie für alle Schüler einen Weg finden, sich mit diesen Entwicklungen in der Gestaltung ihrer Lern- und Lehrprozesse und in ihrem Schulleben auseinander zu setzen. Die im engeren Sinne unterrichtlichen Maßnahmen der Berufsorientierung und der Berufsvorbereitung werden zunehmend durch Praktika in der Berufs- und Arbeitswelt Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 2 ergänzt. Die Schülerfirma ist ein „Langzeitpraktikum“, in dem die Schüler/innen über mehrere Monate hinweg an einem Tag in der Woche in einem „Betrieb“ arbeiten. Orientierungswissen im Feld der beruflichen Entwicklungen und Perspektiven kann nicht als Schulfach, auch nicht als Fach Arbeitslehre entwickelt werden. Orientierung wird nur möglich, wenn Zusammenhänge selbst entdeckt und erkannt werden. Fächergrenzen schränken diese Lernprozesse ein. Schule ist also hier gefordert, sich zu öffnen und ihre traditionellen Arbeitsstrukturen zu erweitern. Dies geschieht in der Sehusaschule u.a. durch die Durchführung eines Orientierungsunterrichts in den Berufsbildenden Schulen des Landkreises. Denn: der technische und wirtschaftliche Wandel wird dazu führen, dass sich im Laufe eines Arbeitslebens Phasen von Tätigkeiten in einem Unternehmen abwechseln und ergänzen mit Zeiten von Weiterqualifizierung und Um- oder Neuorientierung. Man geht heute davon aus, dass im Arbeitsleben künftig drei bis sechsmal ein solcher Wechsel erfolgen wird. Die Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt bleiben ungünstig, da auch in den kommenden Jahren nicht nur in Seesen genügend Bewerber mit günstigeren Schulleistungs- und Sozialdaten zur Auswahl stehen. Gerade deshalb ist für die Schüler/innen der Förderschule Lernen die Arbeit in Betrieben während der Schulzeit enorm wichtig. Sie profitieren von den direkten Erfahrungen mit betrieblichen und wirtschaftlichen Abläufen. Dabei geht es um persönlich erlebte Verantwortung, um reale Erprobung und die Erfahrung der eigenen Leistungsfähigkeit. Die Arbeit in Betrieben während der Schulzeit kann und will kein traditionelles Berufswahlvorbereitungskonzept ersetzen, erweitert aber die Möglichkeiten enorm. Pfriem und Moosacker sagen sehr richtig in ihrem Artikel: „Du hast (k)eine Chance, nutze sie“ in der ZfH 11/2004: „Die frühzeitige Vorbereitung der Schüler auf teils zähe und auch frustrierende Begegnungen mit dem Arbeitsmarkt, dessen Hürden aber mit positiver Einstellung und Einsatz überwindbar sind, scheint Perspektiven zu bieten.“ Benachteiligte Schüler/innen Für lernbehinderte, verhaltensauffällige und schulmüde Schüler, die oft keinen qualifizierten Schulabschluss erreichen können, ist der Zugang zum Arbeitsmarkt besonders schwierig. Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 3 Betrachten wir diese Gruppe genauer, so weisen sie mit dem Übergang in die Oberstufe in individueller Gewichtung in der Regel ähnliche Merkmale auf. Es sind dies einerseits Merkmale im Sinne von Defiziten, die ein extrem hohes Maß an lebenspraktischer Förderung sowie beruflicher Orientierung und Vorbereitung nötig machen. Schulische Ausgangslage/Schwierigkeiten: • niedrige erreichbare Schulabschlüsse • geringe Leistungen im schriftsprachlichen und mathematischen Bereich • Schulmüdigkeit • Unsicherheit im Hinblick auf berufliche Perspektiven • geringe Erwartungshaltung – Gleichgültigkeit • Selbstüberschätzung • unrealistische Zukunftsvorstellungen • Unsicherheit im Hinblick auf berufliche Perspektiven Andererseits können vorhandene Ressourcen wie besondere Neigungen und Fertigkeiten durch eine starke berufspraktische Ausrichtung positiv nutzbar gemacht werden. Voraussetzungen für berufliche Eingliederung Will man die Chance auf eine Eingliederung in das Berufsleben trotz schlechter Ausgangsvoraussetzungen nutzen, muss der Blick auf die Kompetenzen der Jugendlichen gerichtet werden. Schüler/innen auf dem Weg in die Arbeitswelt sollen dazu befähigt werden, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entdecken und zu entfalten, Selbstvertrauen zu entwickeln, eigenverantwortlich für sich und in Verantwortung für andere zu handeln. Sie sollen nicht nur fremdbestimmt lernen, sondern eigenständige Lernbereitschaft ausbilden, um auf neu auftretende Probleme mit angemessenen Lösungen reagieren zu können. Fazit: Das Hauptaugenmerk zeitgemäßer Berufsorientierung muss daher auf die Ausbildung von Schlüsselqualifikationen gerichtet werden. Für die Jugendlichen sind neben allgemein bildenden Qualifikationen Schlüsselqualifikationen: • eine verantwortliche Einstellung zur eigenen Arbeit • Kommunikations- und Teamfähigkeit Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 4 • der selbstbewusste Umgang mit den eigenen Defiziten • Verständnis für wirtschaftliche und betriebliche Abläufe • und ein daraus erwachsendes persönliches Engagement Sozialkompetenz ausschlaggebend für die berufliche Entwicklungsmöglichkeit. Schlüsselqualifikationen sind Hilfe zur Selbsthilfe und dienen neben der grundlegenden Bereitschaft zum lebenslangen Lernen als Basis für eine erfolgreiche Erwerbsarbeit. Das Verinnerlichen dieser Einstellungen entscheidet letztlich, ob eine reale Vermittlungschance in Ausbildung oder Arbeit besteht und in wie weit nachschulische Qualifizierungsmaßnahmen Erfolg haben, denn für diese Jugendlichen besteht auf Grund ihres häuslichen Umfeldes kaum eine Chance, Schlüsselqualifikationen in diesem Ausmaß im häuslichen Bereich zu entwickeln. Optimale Lernangebote hierzu müssen gleichzeitig berufsvorbereitende und Qualifikationsanbahnung und Kompetenzvermittlung leisten.“1 1 Vortrag/Manuskript: Ein Beruf gehört zum Leben Humboldt-Universität zu Berlin Unter den Linden 6, 10099 Berlin lebensertüchtigende Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 5 Berufsvorbereitung der Sehusaschule Betriebserkundungen Betriebspraktika in Klasse 9 und 10 Orientierungsunterricht in den BBS in max. 7 Berufsfeldern Kennenlernen von Arbeitstechniken im Unterricht Unterrichtsfach Arbeit / Wirtschaft Berufsberatung und psychologische Untersuchung durch die Agentur für Arbeit Berufsvorbereitung der Sehusaschule Berufsberatung unter Einbeziehung der Eltern (Sprechtag) Bewerbungstraining Schülerfirma mit 3 Abteilungen: - Holzartikel - Catering - Geschenkartikel Berufsvorbereitung - Übersicht Klasse 7 Klasse 8 Werkunterricht + Hauswirtschaftsunterricht Klasse 9 Klasse 10 AWUnterricht Evtl. Betriebspraktikum Betriebspraktikum Betriebspraktikum Betriebserkundung Orientierungsunterricht Vgl. Konzept AW-Unterricht OrientierungsBerufsberatung unterricht, vgl. Konzept BIZ 9b – Berufsberatung Orientierungsunterricht, Bewerbungs-training vgl. Konzept HW Schülerfirma Schülerfirma Bewerbungstraining Die Vorbereitung der SchülerInnen beginnt bereits in der Klasse 7 mit den Fächern Hauswirtschaft und Arbeit und Wirtschaft. Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 6 Alle Klassen (Förderschule und Hauptschule) durchlaufen in ihrer Schullaufbahn zwei Mal ein dreiwöchiges Betriebspraktikum. Die Praktika werden ausführlich mit Betriebserkundungen, Bewerbungstraining, Elterninformationen etc. unterrichtlich vor- und nachbereitet. Berufskundliche Erfahrungen sammeln die SchülerInnen im Orientierungsunterricht 2 der Berufsbildenden Schulen im Landkreis Goslar, der im 8. Schuljahr beginnen kann (je nach Angebot der BBS). Ein weiteres Standbein berufliche Erfahrungen zu sammeln, wird ab dem neuen Schuljahr (2007/2008) eine Schülerfirma 3 mit 3 Abteilungen sein. Klasse 7 7 8 2 3 Inhalte / Methoden Arbeitsplatz Haushalt Methode: Umfrage / Teamarbeit Vorbereitung Durchführung Auswertung Beruf Hausmann / Hausfrau Das Haushaltsbuch Einkaufen Wir planen und führen ein Frühstück durch Energiesparen Wir haben Bedürfnisse: Projekt Werbung: Wir machen ein Werbeplakat Wir drehen einen Werbespot Methode: Brainstorming, Gruppenarbeit Der Supermarkt – Aufbau, psycho-logische Tricks ( Stopper, ….) Kompetenzen Kommunikationsund Teamfähigkeit eine verantwortliche Einstellung zur eigenen Arbeit Bewusst und Kosten sparend einkaufen können Preisvergleich durchführen können Wie kann ich sinnvoll mit Geld umgehen Berufskunde: Wir untersuchen Berufe Beispiel – Verkäuferin Beispiel – Friseurin Beispiel – Gartenbaufachwerker - Wir erkunden eine Einkaufsstraße - Wir führen eine Betriebserkundung durch Methode: Erkundung In lebensnotwendige, soziale Bedürfnisse unterscheiden können. Erkennen, dass Werbung Bedürfnisse weckt Welche Rolle spielt die Werbung? Erkennen, welchen Einfluss die Verkaufspsychologie auf das Einkaufsverhalten hat. Was muss ich über Berufe wissen? Gesundheitliche Anforderungen und benötigte Qualifikationen kennen. Den Aufbau und Funktionsweise eines Betriebes erklären können. Die ständige Veränderung der Arbeitswelt nachvollziehen Vgl. Konzept für de Orientierungsunterricht an den Berufsbildenden Schulen des Landkreises Goslar Vgl. Konzept der Schülerfirma „Sehusa Food & Art“ Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 7 können. 8b 8+9 evtl. 10 Mein erstes Praktikum: Interessen und Fähigkeiten eine Praktikumsstelle selbst suchen Bewerbung um einen Praktikumsplatz mit Bewerbungsschreiben Lebenslauf Vorstellungsgespräch Durch das Projekt „Schülerfirma“ werden folgende Ziele angestrebt: Kognitiv – fachliche Ziele: Die Schüler - eignen sich handlungsorientiert und in Sinnzusammenhängen notwendige theoretische Kenntnisse aus den Bereichen Deutsch (z.B. Erstellen von Protokollen, Führen von Listen, Schreiben von Gerbrauchsanleitungen...), Mathematik (z.B. Messen von Längen, Berechnen von Flächenund Rauminhalten, Führen eines Kassenbuches...), Sachkunde (z.B. Biologie, Physik...) an, - üben berufsbezogene Fähigkeiten (z.B. Schreiben einer Bewerbung, Auswahlgespräche...) in einem realitätsnahen Rahmen, - verbessern ihre Kenntnisse durch Wiederholung des Gelernten. Handwerklich – motorische Ziele: Die Schüler - eignen sich berufsbezogene motorische Fertigkeiten aus den Bereichen Holzbearbeitung, Farbe, Gartenbau und Verkauf/Hauswirtschaft an, - verbessern ihre Motorik durch Erlernen und Ausführen verschiedenster Tätigkeiten, verbessern ihre Selbsteinschätzung durch arbeitsbezogene Tätigkeiten im Hinblick auf die eigene Berufswahl, - üben ihr Durchhaltevermögen und ihre Ausdauer im Bezug auf motorische Tätigkeiten. Kommunikationsfähigkeit Durch Selbstorganisation schrittweise mehr Selbstständigkeit zeigen berufsbezogene Fähigkeiten zeigen eigenständiges individuelles Handeln, Erwerb von Kenntnissen über wirtschaftliche Zusammenhänge praktisch erfahren lassen, praktische Erfahrungen in der Erstellung und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen gewinnen lassen, die Übernahme von eigener Verantwortung der Schüler fördern die Schüler die Schlüsselqualifikationen für die Ausbildungs-, Berufsund Arbeitswelt erwerben, die eigenständige Auseinandersetzung mit Bedingungen und Erfordernissen einer effizienten Organisation von Produktionsund Handelsprozessen fördern Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 8 Sozial – kommunikative und affektive Ziele: Die Schüler - verbessern ihre Motivation durch die „reale“ Arbeitssituation, - lernen Kooperationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit durch die Zusammenarbeit in Gruppen, - entwickeln Zutrauen in das eigene Können und stärken ihr Selbstbewusstsein, werden durch (möglichst weitgehende) Selbstorganisation schrittweise zu mehr Selbstständigkeit geführt, - üben ihr Sozialverhalten und demokratische Strukturen untereinander durch Mitarbeiterversammlungen und Mitspracherechte. Schülerfirma „Food und Art“ der Sehusaschule Seesen Ziele der Schülerfirma Die Schülerfirma ist ein Abbild einer realen Firma im Wettbewerb; der wirtschaftliche Gewinn steht dabei allerdings im Hintergrund. Kognitiv – fachliche Ziele: Die Schüler - eignen sich handlungsorientiert und in Sinnzusammenhängen notwendige theoretische Kenntnisse aus den Bereichen Deutsch (z.B. Erstellen von Protokollen, Führen von Listen, Schreiben von Gerbrauchsanleitungen...), Mathematik (z.B. Messen von Längen, Berechnen von Flächen- und Rauminhalten, Führen eines Kassenbuches...), Sachkunde (z.B. Biologie, Physik...) an, - üben berufsbezogene Fähigkeiten (z.B. Schreiben Auswahlgespräche...) in einem realitätsnahen Rahmen, - verbessern ihre Kenntnisse durch Wiederholung des Gelernten. Handwerklich – motorische Ziele: einer Bewerbung, Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 9 Die Schüler - eignen sich berufsbezogene motorische Fertigkeiten aus den Bereichen Holzbearbeitung, Farbe, Gartenbau und Verkauf/Hauswirtschaft an, - verbessern ihre Motorik durch Erlernen und Ausführen verschiedenster Tätigkeiten, - verbessern ihre Selbsteinschätzung durch arbeitsbezogene Tätigkeiten im Hinblick auf die eigene Berufswahl, - üben ihr Durchhaltevermögen und ihre Ausdauer im Bezug auf motorische Tätigkeiten. Sozial – kommunikative und affektive Ziele: Die Schüler - verbessern ihre Motivation durch die „reale“ Arbeitssituation, - lernen Kooperationsbereitschaft und Kooperationsfähigkeit durch die Zusammenarbeit in Gruppen, - entwickeln Zutrauen in das eigene Können und stärken ihr Selbstbewusstsein, - werden durch (möglichst weitgehende) Selbstorganisation schrittweise zu mehr Selbstständigkeit geführt, - üben ihr Sozialverhalten und demokratische Strukturen untereinander durch Mitarbeiterversammlungen und Mitspracherechte. Mit der Erreichung der genannten Ziele werden folgende Kompetenzen angestrebt: •eigenständiges individuelles Handeln, • Erwerb von Kenntnissen über wirtschaftliche Zusammenhänge praktisch erfahren lassen, • praktische Erfahrungen in der Erstellung und Verteilung von Dienstleistungen gewinnen lassen, • die Übernahme von eigener Verantwortung der Schüler fördern • die Schüler die Schlüsselqualifikationen für die Ausbildungs-, Gütern und Berufs- und Arbeitswelt erwerben, • die eigenständige Auseinandersetzung mit Bedingungen und Erfordernissen einer effizienten Organisation von Produktions- und Handelsprozessen fördern Die Schülerfirmen werden von den Schülern in Planung, Organisation und Durchführung von den Schülern eigenständig geleitet und verantwortet. Die Schülerfirma wird durch Lehrkräfte begleitet und betreut. Bevor eine Schülerfirma gegründet wird, wurde in einer Fachkonferenz geklärt : 1. Die Rechtsform Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 10 2. Die Organisation 3. Die Finanzen 4. Die Satzung Diese Punkte finden sich in einem Business oder Geschäftsplan wieder. In der Anfangsphase ist die Rechtsform einer Einzelfirma zu empfehlen. Dabei ist es nicht nötig, einen Gewerbeschein o.ä. zu beantragen. Die Schülerfirma arbeitet eingebettet in einer Schulveranstaltung. Damit sind auch die Aspekte der Unfallversicherung und Aufsichtspflicht geregelt. Rechtliche Fragen sollten vorher geklärt sein: z.B. Hygienevorschriften bei Verkauf von Lebensmitteln an Dritte Beratung durch das Gesundheitsamt Bei der Organisation sind die Fragen zu klären: 1. Welche Klassen / Stufe arbeiten in der Schülerfirma? 2. Welchen Stundenanteil hat die Firma? 3. Aus wie viel Abteilungen besteht die Firma? 4. Welche Kolleginnen/en arbeiten mit? 5. Wo ist die Firma untergebracht – welche Räume benötigt sie? 6. Welchen Stellenwert hat die Schülerfirma im Rahmen der Berufsvorbereitung? Die Finanzen 1. Das Startkapital kommt aus dem Schuletat 2. Die Verwendung der Überschüsse werden mit den Mitarbeitern festgelegt. 2. Über Einnahmen und Ausgaben wird genauestens Buch geführt. –Aufgabe der Buchhaltung 3. Ein Konto für die Firma wird eingerichtet. Schüler sollten auch Einzahlungen und Überweisungen tätigen können. ( Unter Aufsicht, da die Schüler noch nicht geschäftsfähig sind) 4. Mit Bargeld/Überweisung/Ein-Auszahlung arbeiten immer zwei Schüler (vier Augenprinzip). 5. Die Buchführung wird zunächst erst mit Bleistift geschrieben, dann nach Korrekturlesen wird „ausgetintet“, d.h. mit Tinte überschrieben. Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 11 Die Satzung Die Satzung wird mit der Schulleitung und dem Schulträger abgeschlossen. Sie beinhaltet die Erlaubnis zur Gründung und zur Betreibung der Schülerfirma unter Einhaltung der in der Satzung erläuterten Bestimmungen. Die Satzung wird der Gesamtkonferenz zur Abstimmung vorgelegt. Schülerfirma der Sehusaschule 3 Abteilungen Catering Schülerfrühstüc k 1xwöchentlich Ausrichten und Belieferung von Elternsprechtagen, Schulfesten, Märkten, Lehrerzimmer... Kreativ SehusaArt=Bilderverleih Basteln für besondere Anlässe/ saisonal bedingt z.B. Kunstkarten, Kerzen, Gestecke, Mobile, Seidentücher Holz Basteln mit Holz z.B. Futterhilfen, Nistkästen, Osterhasen, Knobelspiele, sibirischer Holzofen, Thermometer, Pinwand... Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 12 Organisation der Schülerfirma Aus den Klassen z.B. 8b und 9a können Schüler sich für die drei Abteilungen bewerben. (Wahlpflichtunterricht) Catering Kreativ Holz Buchhaltung - Werbung Lagerverwaltung Zwei Klassen werden von drei Lehrkräften betreut Organisation • Die Schülerfirma arbeitet an einem Wochentag (Praxistag) 4 Stunden lang. • Folgende Räume müssen für diesen Tag vorgehalten werden: • Die Küche • Der Kunstraum • Die Metall- und die Holzwerkstatt • Ein Raum für die Buchhaltung / Werbung • Benötigt wird zudem ein Lagerraum für die fertigen Produkte. Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 13 Creativ / Catering / Holz Einkauf Einkaufsliste Bestandsliste Preisliste Kassenbestand Buchhaltung – Eintragung Buchungsbelege • Verkauf Produktnamen vergeben Bestands/Verkaufslisten führen Statistiken über verkaufte Artikel führen Kasse / Wechselgeld Buchhaltung Werbung – Preisschilder, Plakate, Flyer, Homepage ... Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 14 Konzept: Orientierungsunterricht der Sehusaschule ( Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen) an den Berufsbildenden Schulen des Landkreises Goslar Die Zusammenarbeit zwischen den Förderschulen und den Berufsbildenden Schulen ist ab Sommer 1990 unter dem Aspekt der schulischen und beruflichen Orientierung aufgenommen worden. Dabei sollen die Berufsfelder, die den Förderschülern eine Berufsperspektive bieten, aufgesucht werden. Dabei bieten sich die Berufsfelder Metalltechnik; Bau- und Holztechnik, Farbund Raumgestaltung, Ernährungs- und Hauswirtschaft sowie (eingeschränkt) Textiltechnik an. Mit dem Besuch der BBS wird zusätzlich das Ziel einer besseren Selbsteinschätzung eigener Fähigkeiten und Neigungen angestrebt: Der Unterricht findet im Rahmen des AWT - Unterrichts der Förderschule statt. Folgendes Organisationsmodell für den Orientierungsunterricht dient als Grundlage aller Zusammenarbeit. Umfang: · Alle 8. Und 9. Klassen der Förderschulen L des Landkreises Goslar nehmen an dem Orientierungsunterricht teil. Der Unterricht findet an einem Unterrichtstag in der Woche in den Berufsbildenden Schulen des Landkreises statt. Schulnahe BBS sollen bevorzugt werden. Es stehen 7 Berufsfelder zur Wahl. Davon sollen mindestens 4 höchstens aber 6 besucht werden. Es stehen zur Auswahl: o Metalltechnik o Holztechnik o Bautechnik o Farbtechnik und Raumgestaltung o Ernährung und Hauswirtschaft o Textiltechnik und Bekleidung o Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 15 Beginn und Dauer: Jedes der gewählten Berufsfelder wird an 8 Wochentagen je 4 Stunden besucht. Je Schulhalbjahr durchlaufen die Schüler also zwei Berufsfelder. In den 5. und 6. Stunden wird der Unterricht von der begleitenden Lehrkraft der Förderschule gehalten. Die Umsetzung in die Praxis: Unsere Schule beginnt den Orientierungsunterricht frühestens im 2. Halbjahr der Klasse 8. Die Schüler fahren z. B. beim Besuch des Berufsfeldes Bautechnik mit einem Kleinbus nach Bad Harzburg in die BBS. Dort erhalten die Schüler 4 Stunden fachpraktischen Unterricht. Im Anschluss an den fachpraktischen Teil wird noch 1 Stunde Unterricht erteilt, so es die Zeit zulässt, und gegen 12.15 Uhr holt der Bus die Schüler wieder ab. Das Berufsfeld wird dann insgesamt 8 x besucht. Mit dem Besuch der BBS streben wir folgende Ziele an: o · Orientierungsunterricht als besondere Hilfe bei der Vorbereitung auf die Berufswahl und Übergang in das Berufsbildende Schulsystem. o - BBS als zukünftiger Lernort. o · Abbau der "Schonraumsituation Förderschule" und der Verringerung der "Schwellenangst" der Entlassschüler vor einer neuen Schulform. o · Erste praxisorientierte Einblicke in die Berufsfelder der BBS o - Erste Erfahrungen über Inhalte verschiedener Berufsfelder. o · Kennen lernen notwendiger Anforderungen in der Berufs- und Arbeitswelt. o - Abbau überspannter Berufswünsche o - Hinführung zu fähigkeitsrelevanten Berufswünschen o - Erwerben und Kennen lernen von berufsrelevanten Verhaltensformen und Einblicke in Qualifikationen. Fazit: Der aus der Not der Berufsbildenden Schulen - stark gesunkene Schülerzahlen - Konzept zur beruflichen Orientierung – Sehusaschule Seesen Seite - 16 geborene Orientierungsunterricht gerät heute immer mehr unter den Druck steigender Schülerzahlen, verbunden mit einem Personaldefizit der BBS. Dennoch lässt sich rückblickend vermerken, dass die Schüler und Lehrkräfte den Unterricht in der BBS als positiv und lehrreich empfunden haben. In der Kritik bleiben die langen Wege von Seesen nach Clausthal-Zellerfeld und Bad Harzburg, die viel Zeit kosten und der Unterrichtszeit verloren gehen. Leider ist es in den vergangenen Jahren auch nur selten gelungen, den Orientierungsunterricht schulnah, sprich, in der BBS Seesen zu besuchen. Dennoch erscheint uns der Orientierungsunterricht Berufsvorbereitung unserer Schüler unverzichtbar. als ein Teil der