3 Die Entwicklungspolitik der BRD - Prof. Dr. Dr. hc Reinhard Meyers

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Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Politikwissenschaft
Veranstaltung: Hauptseminar – Entwicklungszusammenarbeit der EU
Dozenten: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Reinhard Meyers; Dr. Jörg Waldmann
Referenten: Sebastian Schulze, Florian Tenk, Alexandru Gavrila, Ia Otinashvili
Wintersemester 2009/10
17.11.1009
Deutsche Entwicklungszusammenarbeit:
Gemeinsamkeiten und Widersprüche mit europäischen Zielen
1
Historische Zusammenfassung zur Entwicklungspolitik
Definition:
„ Unter Entwicklungspolitik ist die Summe aller Mittel und Maßnahmen zu verstehen, die von Entwicklungsländern und Industrieländern eingesetzt und ergriffen werden, um die wirtschaftliche und
soziale Entwicklung der Entwicklungsländer zu fördern, d.h. die Lebensbedingungen der Bevölkerung in den Entwicklungsländern zu verbessern.“
- Nohlen, Dieter: Lexikon der dritten Welt(2000)
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Obwohl Entwicklungspolitik im Kern immer auf die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen
Entwicklung abzielt, so unterlag sie doch auch immer ordnungspolitischen Vorstellungen und partikularen Interessen ihrer Zeit.
Entstand im kalten Krieg
Man unterscheidet in vier Dekaden in der Entwicklungspolitik
Die 60er Jahre
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Entwicklungspolitik wurde Anfang der 60er Jahre zunächst als sicherheitspolitisches Instrument seitens der USA benutzt unter dem Aspekt der wechselseitigen Sicherheit (mutual security)
die BRD instrumentalisierte ihre Entwicklungspolitik um eine Anerkennung der DDR durch unabhängige Staaten der dritten Welt zu verhindern.
Erfuhr eine Stärkung im Zuge der Dekolonisation in den 60ern.
Gründung des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz BMZ
1961
Konzept: „Entwicklung durch Wachstum“
Idee: externe Kapitalzuschüsse sollten die Entwicklung und das wirtschaftliche Wachstum fördern.
Probleme: Missverständnis von Unterentwicklung als Kapitalmangel
„Trickle down“ Modell funktionierte nicht
Annahme, dass Einbindung in den Weltmarkt sich positiv auf Wachstum und Entwicklung auswirken würde
Ideologisch dominierte Vorstellung des „Nachholens der Industrialisierung“
Die 70er Jahre
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Kritik am Wachstumskonzept im Zuge des Pearson Berichts `69 und der Rede von Mc Namara 1973
Die Wachstumsstrategie kam vor allem den reichsten 40% der Bevölkerung der Empfängerländer zu
Gute.
Kritik einer zu stark an den eigenen wirtschaftlichen Interessen gekoppelten Entwicklungspolitik
1
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Entwicklung der „Grundbedürfnisstrategie.
Sie räumte der Armutsbekämpfung eine Vorrangstellung in der Entwicklungspolitik ein
Im Zuge der Grundbedürfnisstrategie wurde eine Umstrukturierung in den Umwelt- und Sozialsystemen der Entwicklungsländer gefordert, die auf starken Widerstand stieß
Gegenforderung nach einer neuen „Weltwirtschaftsordnung“
Gründung der Nord-Süd Kommission 1977 unter Ausschluss der Vertreter des Ostblocks
Die 80er Jahre
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Nord-Süd Kommission legte den so genannten Brandt-Bericht vor.
Er griff zahlreiche Forderungen der AKP Staaten auf und konstatierte eine immer noch mangelhafte
Einbindung der Entwicklungsländer in das Weltwirtschaftssystem
Er enthielt Vorschläge zur Steigerung der Entwicklungshilfe und der Reform des internationalen Finanzsystems
Die 80er werden allgemein als verlorenes Jahrzehnt für die Entwicklungspolitik angesehen
Die Kombination von steigernder Verschuldung und einbrechender Exporterlöse zwang viele Staaten zu einem Antrag auf Schuldenerlass
Die 90er Jahre

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
2
wurden inhaltlich von der neoliberalen Theorie dominiert
in diesem Zuge wurden Schlüsse des Brandt-Berichtes revidiert und die Grundbedürfnisstrategie
aufgegeben.
Die formulierte Position ist allgemein als „Washington Consensus“ bekannt und setzt auf folgende
Kernpunkte:
1.
Eine strenge Haushaltsdisziplin und Prioritätensetzung zugunsten von Bildung, Gesundheit
und Infrastruktur
2.
Die Liberalisierung der Märkte, Öffnung der Grenzen für Investitionen, Definition entsprechender Wechselkurse und Zinssätze
3.
Privatisierung von Firmen und generell Abbau staatlicher Einflussnahme
Dieser Katalog an Forderungen wurde als verbindlich für EZ angesehen
Warum Entwicklungspolitik?


Entwicklungszusammenarbeit ist in Zeiten knapper finanzieller Mittel keine Selbstverständlichkeit
Die Notwendigkeit und der Nutzen von Entwicklungshilfe sind vielschichtig und lassen sich mit historischen, moralischen, ökologischen, ökonomischen sowie politischen Motiven erklären.
Die moralische Perspektive

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
Die moralische Begründung von Entwicklungspolitik stützt sich auf die bestehende Ungleichverteilung von materiellen Gütern in der Welt
Entwicklungspolitik wird so als weltweite Sozial- und Umverteilungspolitik begriffen
Der moralische Ansatz ist auch der, der in der Bevölkerung den größten Rückhalt hervorruft.
Dieser Ansatz birgt die Gefahr, dass sich Geber- oder Empfängerstaat in eine „Almosenmentalität“
begeben
Die historische Perspektive


stützt sich auf das Argument, dass die koloniale Vergangenheit die ehemaligen Kolonialstaaten verpflichtet, Entwicklungshilfe als Teil der „Wiedergutmachung“ zu leisten
Deutschland wird aufgrund seiner bescheidenen kolonialen Vergangenheit nur zum Teil von diesem
Argument betroffen.

Forderung nach Wiedergutmachung zum 100ten Jahrestag des Massakers an den Herero
(Volksgruppe aus Namibia)

Dennoch geht ein überproportionale Teil deutscher FZ an Namibia
2
Die politische Perspektive


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

Der mit Entwicklungshilfe verbundene Transfer von Geld kann Abhängigkeitsbeziehungen zwischen
Geber- und Nehmerstaat befördern.
So kann der Geberstaat EZ an politische Gegenleistungen koppeln
Die BRD koppelte ihre EZ in der Vergangenheit an eine Nicht-Anerkennung der DDR
Entwicklungshilfe als Ansatz zur Terrorismusbekämpfung. Durch Bekämpfung der Armut soll
Grundlage des Terrorismus langfristig beseitigt werden.
Hoffnung dass sich Entwicklungshilfe als Mittel der Konfliktentschärfung behauptet.
Die ökologische Perspektive


geht von der Annahme aus, dass ökologisches Denken nur umgesetzt werden kann, wenn es den persönlichen Wohlstand der dortigen Bevölkerung nicht bedroht.
Daher müssen alternative Einkommens- und Ernährungsquellen gefunden werden, die ökologische
Ziele nicht gefährden
Die ökonomische Perspektive


stabile Volkswirtschaften als verlässliche Handelspartner für dringend benötigte Rohstoffe
allerdings: Entwicklungshilfe wird in finanziellen Krisenzeiten schwerer vermittelbar.
Aus dieser Gemengelage ergibt sich ein Netzwerk verschiedener, mit Entwicklungspolitik verknüpfter,
Aspekte, unter denen der moralische Aspekt jedoch der bedeutsamste ist.
3
Die Entwicklungspolitik der BRD:




3.1
Die deutsche Entwicklungspolitik befindet sich seit dem Ende des Ost-West Konflikts in einer Umbruchphase
Die Entwicklungspolitik muss keine Rücksicht mehr auf die ideologischen Altlasten des kalten
Krieges nehmen
Gleichzeitig steigt die Anzahl der bedürftigen Länder weiter
Seid Anfang der 90er Jahre verwendet die BRD einen neuen Kriterienkatalog für Entwicklungszusammenarbeit
Millenium Development Goals (MDG)
Die Ziele der deutschen Entwicklungspolitik stützen sich zu großen Teilen auf die so genannten Milleniumsziele. Diese acht Ziele sollen bis 2015 entsprechend umgesetzt werden und umfassen:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Halbierung der extremen Armut und des Hungers in der Welt
Grundschulbildung für alle Kinder
Gleichstellung der Geschlechter, Stärkung der Rolle der Frauen
Senkung der Kindersterblichkeit um zwei Drittel
Senkung der Müttersterblichkeit um drei Viertel
Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen schweren Krankheiten
Umweltschutz und ökologische Nachhaltigkeit
Faire internationale Rahmenbedingungen für Handel und Entwicklung
In diesem Zusammenhang sind die „Konsens Erklärung von Monterrey“ und der „Aktionsplan von Johannesburg“ zu nennen, die die Milleniumsziele erweitern.


Die BRD setzt die MDG durch den „Aktionsplan 2015“ um, der die Kernpunkte der MDG aufgreift
Im Zuge des AP 2015 soll mehr Kohärenz in allen betroffenen Ressorts umgesetzt werden
3


Der AP 2015 gilt als verbindliche Grundlage für die Umsetzung der Milleniums-Erklärung
Das BMZ nennt diesen Aktionsplan als Grundlage der eigenen Agenda
Hieraus lassen sich 4 Dimensionen deutscher Entwicklungspolitik idealtypisch feststellen




3.2
Paris Declaration on Aid Effectiveness



3.3
2005 in Paris verabschiedet
Soll auf Grundlage des Konsens von Monterrey die Effizienz von EZ steigern
Stützt sich auf folgende Kernpunkte:
1.
Ownership: Die Partnerländer haben die Federführung und Verantwortung bei jedem Entwicklungsprozess.
2.
Alignment: die Institutionen der Partnerländer sollen im Rahmen der EZ stärker genutzt und
gefördert werden
3.
Harmonisierung: Das Bestreben, die Projekte der verschiedenen Akteure besser abzustimmen
4.
Ergebnisorientierung: Formulierung von zwölf Fortschrittsindikatoren und konkreten Zielvorgaben für das Jahr 2010. Diese sollen den Fortschritt der EZ messbar machen und als
Kontrollwert dienen
5.
Gegenseitige Rechenschaftspflicht: Geber- und Nehmerländer informieren sich über ihre Bilanz und führen gegenseitige Bewertungen durch
3.3 Kriterien deutscher Entwicklungszusammenarbeit


4
Minderung sozialer Ungleichheit
Steigerung wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit
Bewahrung des ökologischen Gleichgewichts
Förderung politischer Stabilität
Deutsche EZ ist seit Anfang der 90er Jahre an Rahmenbedingungen gekoppelt, die die Effektivität
von EZ und die Einhaltung normativer Standards gewährleisten soll
1.
Beachtung der Menschenrechte
2.
Rechtssicherheit
3.
Politische Partizipation der Bevölkerung
4.
Marktfreundliche und sozialorientierte Wirtschaftsordnung
5.
Entwicklungsorientierung staatlichen Handelns
Analyse der Effizienz der EZ
Akteure und Instrumente der deutschen Entwicklungszusammenarbeit






EZ als Querschnittsaufgabe tangiert eine Vielzahl von Politikbereichen und Akteuren
Bund, Länder und Gemeinden haben eigene Kooperationen und Partnerschaften, wenn auch der Fokus auf der Bundesebene und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung liegt
Die Abstimmungsprozesse zwischen dem BMZ und anderen Ministerien sind häufig konfliktreich
Der Finanzrahmen wird durch Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
(AWZ) und dem einflussreichen Haushaltsausschuss definiert
Seit der „Paris Declaration on Aid Effectiveness“ der OECD im Jahre 2005 hält auch das BMZ eine
engere Zusammenarbeit und Abstimmung der Instrumente der bilateralen staatlichen EZ für notwendig
Forderungen der Nehmerländer, die auf eine Harmonisierung der Geber drängen
4



4.1
Die Kapazitäten in den Entwicklungsländern sind nicht ausreichend, um die vielfältigen Angebote,
Strategien und Konzepte einer möglichen Förderung auf bilateraler und multilateraler Ebene zu koordinieren bzw. umzusetzen
Doch was bedeutet diese Forderung nach Komplementarität, Koordination und Kohärenz konkret
für die bilaterale staatliche Zusammenarbeit Deutschlands und ihre Instrumente?
Das BMZ selbst bildet nur den Ordnungsrahmen deutscher Entwicklungspolitik, es bedient sich der
drei verschiedenen Instrumente, finanzieller, technischer und personeller Zusammenarbeit und delegiert als Auftraggeber die Vorhaben an die entsprechenden Durchführungsorganisationen
Instrumente der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit



4.1.1






Das BMZ hat keine behördliche Organisationsstruktur, die die Durchführung von Entwicklungsprojekten intern vorantreibt
Das BMZ tritt als Auftraggeber von Projekten und Programmen in Erscheinung, deren Planung und
Umsetzung staatliche und nichtstaatliche Organisationen übernehmen
Drei Instrumente:
1.
Das Instrument der Finanziellen Zusammenarbeit (FZ) umfasst den Aufbau leistungsfähiger Strukturen und die Finanzierung von Sachgütern und Anlageinvestitionen in Form günstiger Kredite
2.
Die Technische Zusammenarbeit (TZ) verschreibt sich der Unterstützung und Förderung
der Leistungsfähigkeit von Menschen und Organisationen in den Entwicklungsländern
3.
Eng verknüpft mit den beiden Instrumenten, enger mit der TZ, ist die Personelle Zusammenarbeit (PZ). Schwerpunkt ist hier die Ausbildung von Fach- und Führungskräften aus
Entwicklungsländern und ihre berufliche Eingliederung. Unterstützt wird dies durch die
Vermittlung von integrierten Fachkräften und den Einsatz von Entwicklungshelfern. Zudem
tritt neben das Instrument der Projekthilfe die Budgethilfe; sie kann allenfalls ergänzend
greifen und wird als fragwürdig kritisiert, da sie wenig transparent ist. Eine sorgfältige Analyse der Kooperationsbedingungen in den Partnerländern und ein Kriterienkatalog für die
Bewilligung der Hilfe ist vor ihrer Bewilligung notwendig.
Finanzielle Zusammenarbeit
Hauptakteur der FZ ist die staatseigene Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), die mit ihrer Entwicklungsbank, welche mit momentan 1400 Vorhaben in mehr als 90 Ländern vertreten ist, das bankentechnische Standbein deutscher Entwicklungspolitik darstellt
Im Rahmen konkreter Projekte und Programme finanziert sie Waren- und Strukturhilfe
folgt der entwicklungspolitischen Vorgabe verstärkter Armutsorientierung: Förderung sozialer Infrastruktur und Umwelt- und Ressourcenschutz sowie Stärkung der Finanzsektoren
Im Zeitraum zwischen 1960 und 2005 wurden Zusagen über 55,3 Milliarden Euro gegeben
Diese vom BMZ zugewiesenen Mittel, darin auch der verstärkte Einsatz von Eigenmitteln der KfW
Entwicklungsbank, werden zu marktabweichenden günstigen Konditionen vergeben, die für die
Least Developed Countries (LDC) als nichtrückzahlbare Zuschüsse gelten
Die anderen Entwicklungsländer, die nicht in die Kategorie der LDC fallen, erhalten zinsgünstige
Darlehen mit langen Laufzeiten
5
4.1.2





4.1.3


Technische Zusammenarbeit
Wichtigster Akteur im Bereich der TZ ist die Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit
(GTZ), die mit fast 10.000 Mitarbeitern in über 60 Ländern vertreten ist
Die GTZ ist privatwirtschaftlich organisiert, aber zu 100 Prozent im Besitz der Bundesregierung
Hauptanliegen der zielorientierten Projektplanung ist das Leistungsvermögen von Menschen und
Organisationen zu erhöhen, Humankapital zu bilden und die institutionellen Rahmenbedingungen für
Entwicklung zu verbessern, sowie den Aufbau von Institutionen (capacity development) voranzutreiben
Zwischen 1960 und 2005 gab es Zusagen in Höhe von 19,9 Milliarden Euro. Im Jahr 2006 konnte
die GTZ einen Rekordumsatz von 918 Millionen Euro vermelden, was unter anderem auf den Anstieg von Kofinanzierungen durch internationale Geber zurückzuführen ist.
In Abstimmung mit den Projektpartnern bietet die GTZ Beratungsleistungen und deren Finanzierung
an, darüber hinaus die Bereitstellung von Ausrüstung und Material
Personelle Zusammenarbeit
In der Durchführung von Projekten kaum von den ersten beiden Instrumenten zu trennen ist die Personelle Zusammenarbeit
Sie gliedert sich in drei Organisationen:
1.
Der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) engagiert sich verstärkt in der Vorbereitung und
Entsendung von Entwicklungshelfern
2.
Die Internationale Weiterbildung und Entwicklung GmbH (InWEnt) verschreibt sich
der Personalentwicklung und Weiterbildung, fördert Dialogmaßnahmen mit politischen Entscheidungsträgern und Partnerorganisationen
3.
Das Centrum für internationale Migration und Entwicklung (CIM) koordiniert die
Vermittlung von integrierten Fachkräften
4.1.4 Kritik an der institutionellen Struktur der deutsche EZ








Das deutsche EZ-System ist multiinstitutionell.
Das Spektrum der deutschen Organisationen, die auf ODA-Mittel zurückgreifen, umfasst mehr als
30 Institutionen.  Der Durschnitt der EZ-Institutionen pro EU-Mietgliedstaaten beträgt 3,9.
Wegen der Vielzahl deutscher Institutionen im Bereich der EZ besteht die Gefahr, dass Konzepte
und Programme von der Warte des Gebers her gestaltet werden.
Die institutionelle Differenzierung zwischen finanzieller und technischer Zusammenarbeit hat weitreichende Konsequenzen für den gesamten EZ-Prozess.
Die interne Koordinierung nimmt Zeit und Arbeitskraft der deutschen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Anspruch, die dann für wichtigere strategische Aufgaben fehlen.
Das vom BMZ in Auftrag gegebene Gutachten der Wirtschaftsprüfer PricewaterhouseCoopers von
Juli 2006 kritisiert detailliert die Defizite in der getrennten Organisation von GTZ und KfW in ihrer
auf unterschiedlichen Verfahren und Prozessen basierten Tätigkeit.
Die Entwicklungspartner müssen mit einer Vielzahl von Organisationen und Verfahren auseinander
setzen, was ihre häufig ohnehin begrenzte Kapazität unnötig strapaziert.
Zersplitterung der deutschen EZ-Institutionen wird negativ bewertet.
6
4.2
Weitere Akteure: NROs und Stiftungen






4.3
Akteure der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit


5
Politische Stiftungen sind formal NROs, werden aber nahezu vollständig aus Steuermitteln finanziert
Sie gelten als wirksamer Nebenkanal deutscher Außenpolitik
Sie fördern vor allem den Aufbau pluralistischer, demokratischer Strukturen und die politische Teilhabe der Bevölkerung
In der Entwicklungspolitik engagieren sich tausende NROs, über hundert haben sich davon zum
Verband Entwicklungspolitik deutscher NROs e.V. (VENRO) zusammengeschlossen
VENRO verfolgt folgende Aufgaben und Ziele:

die Abstimmung und Förderung des entwicklungspolitischen Beitrages der NROs,

die Einflussnahme auf eine alle politikbereiche einbeziehende, in sich schlüssige Entwicklungspolitik und die Werbung dafür,

den Dialog zwischen den privaten und staatlichen Akteuren der Entwicklungspolitik
Mit „Brot für die Welt“ und „Misereor“ sind die evangelische und katholische Kirche die größten
NROs, weitere sind das Deutsche Rote Kreuz, die Deutsche Welthungerhilfe, Terre des Hommes,
WEED etc.
Multilaterale Entwicklungsorganisationen verwirklichen in den Entwicklungsländern groß angelegte
Programme und koordinieren häufig die Leistungen der verschiedenen Geber
Deutschland hat durch seine Mitgliedschaft in den verschiedenen internationalen Organisationen die
Möglichkeit, seine Positionen und Erfahrungen in die Weltgemeinschaft einzubringen:
1.
Europäische Union:
Ergänzt die Politik der Mitgliedsstaaten; 2005 finanzielles Volumen von 5,48 Milliarden Euro (EU-Haushalt) und 2,64 Milliarden Euro (Europäischer Entwicklungsfonds)
2.
Vereinte Nationen:
Darunter mehrere Entwicklungsorganisationen: z.B. das UNDP Entwicklungsprogramm oder
das WFP Welternährungsprogramm
Die entsprechenden Sonderorganisationen sollen internationale Standards und normative
Grundlagen erarbeiten
3.
OECD:
Ausschuss für Entwicklung (DAC) der OECD erarbeitet Qualitätsstandards, Grundsätze und
Richtlinien für die Entwicklungszusammenarbeit
4.
Banken:
Weltbank, IWF und regionale Entwicklungsbanken mobilisieren privates Kapital für Entwicklungszwecke, gründen Fonds und vergeben Darlehen zu günstigen Konditionen.
EU- Entwicklungszusammenarbeit versus Entwicklungszusammenarbeit der BRD



In der EU ist die Zuständigkeit für die EZ geteilt. Sie liegt sowohl in der Hand der einzelnen Mitgliedstaaten als auch in der Hand der Gemeinschaft
Europäische EZ soll die EZ der Mitgliedstaaten ergänzen und harmonisieren, nicht ersetzen (Europäischen Kommission als „28. Geberin“)
Grundlage: Gemeinsame Erklärung zur Gemeinschaftlichen Entwicklungspolitik vom 22.11.2005
7


Der „Europäische Entwicklungskonsens“ bindet politisch erstmals sowohl den Rat, die im Rat vereinigten Vertreter der Regierungen der Mitgliedstaaten, die Kommission als auch das Europäische Parlament
Zuständigkeiten innerhalb der Europäischen Kommission nach großen Regionalprogrammen aufgeteilt:

DG External Relations (Generaldirektion Außenbeziehungen)

DG Development (Generaldirektion Entwicklung)

EuropeAid („AidCo“); Durchführungsorganisation für die europäischen EZ-Programme,
formal Generaldirektion (DG)

ECHO: Generaldirektion (DG) für Humanitäre Hilfe

EU-Delegationen vor Ort in den Nicht-EU-Mitgliedsländern

Europäische Investitionsbank (EIB) vergibt Darlehen

Weitere Akteure:

Entwicklungsausschuss des Europäischen Parlaments

Entwicklungsministerrat (Mitgliedsstaaten)

Entscheidungsfindungsprozess:

Kommission mit Initiativrecht, Ministerrat verabschiedet Verordnungen, Entschließungen
bzw. Schlussfolgerungen zu entwicklungspolitisch relevanten Themen, erteilt der Kommission Verhandlungsmandate für Abkommen, die in die Zuständigkeit der Gemeinschaft fallen. Wenn sie auch in die Zuständigkeit der Mitgliedsstaaten fallen, ist außerdem deren einvernehmliche Zustimmung erforderlich
Entscheidungsstrukturen:

Ratsarbeitsgruppen: Vorbereitung der Ratsentscheidungen

"Ausschuss der Ständigen Vertreter" (AStV): nächsthöheres Gremium

in den Komitologie-Ausschüssen (z.B. EZI, ENPI, EEF) werden von der Kommission finanzierte Programme beraten und beschlossen.

8
6
Qualität der deutschen Zusammenarbeit:
6.1
Leistungen:


Die öffentliche Entwicklungshilfe wird zu etwas mehr als der Hälfte aus dem Haushalt des BMZ bestritten. Im Jahre 2007 machte der Anteil des BMZ 53,9% aus.
Dazu kommen noch Mittel aus dem Bundesvermögen in Höhe von 24,4%, (2007) dem Anteil aus
dem EU Haushalt - 12,5%, sowie den Mitteln der Bundesländer - 8,3% und Mittel der Kreditanstalt
für Wiederaufbau 3,1%.
Abbildung 1. Das Budget des BMZ 1990-2008
Quelle: Kevenhörster/van den Boom: 2009 S. 42
Entwicklungsleistungen Deutschlands, gemessen durch die so genannte ODA-Quote (Anteil der öffentlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit) am BNE (Bruttonationaleinkommen) sind
seit 1998 aufsteigend.
Abbildung 2. Entwicklung der deutschen ODA-Quote 1968-2007
0,5
0,45
0,4
0,35
0,3
0,25
0,2
1968
1970
1972
1973
1974
1976
1978
1980
1982
1984
1986
1988
1990
1992
1994
1996
1998
2000
2002
2004
2006
2007

Quelle: Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2008/2009. S. 477
9

Die Quote hat sich von 0,28% im Jahr 2004 auf 0,37% im Jahr 2007 erhöht und liegt damit über dem
Durchschnitt der Geberländer von 0,28%.
Abbildung 3. Prozentualer Anteil am Bruttonationaleinkommen (BNE)
1
0,9
0,8
0,7
0,95 0,93
0,9
0,810,81
0,6
0,5
0,4
0,3
0,2
0,1
0,54
0,49
0,43 0,41
0,4 0,39
0,370,37 0,36
0,3 0,280,28
0,27
0,190,19 0,17
0,160,16
0
Quelle: Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2008/2009. S. 472







Die neue Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag erneut die Zusage bekräftigt, den VN-Richtwert
von 0,7% für das Verhältnis zwischen ODA und BNE zu verwirklichen.
Deutschland setzt sich zum Ziel, bis 2010 0,51% und bis 2015 0,7% zu erreichen.
Die Einhaltung seiner internationalen Verpflichtungen wird Deutschland bedeutende finanzielle Anstrengungen abverlangen.
Um den ODA-Zielwert von 0,51% bis 2010 zu erreichen, müssten die Netto-ODA-Leistungen auf
15,5 Mrd. US-$ steigen, was einer Verdoppelung ihres Niveaus von 2004 (7,5 Mrd. US-$) entspräche.
Herausforderungen:  Mobilisierung der notwendigen Ressourcen;

Schaffung der Voraussetzungen für einen wirksamen Einsatz dieser Mittel.
In absoluten Zahlen sind die deutschen Leistungen von 5,6 Mrd. Euro im Jahr 2004 auf 8,98 Mrd.
Euro im Jahr 2007 angewachsen.
Deutschland liegt damit auf Platz zwei der Geberländer hinter den USA und vor Frankreich, Großbritannien und Japan.
10
Abbildung 4. Netto - ODA in Mrd. US Dollar
25
20
21,75
15
10
12,27
9,949,92
5
7,69
6,22 5,74
4,33 3,93 3,92
0
2,73 2,56 2,47
1,95 1,8 1,68
1,19 0,97
0,5 0,4 0,360,31
Quelle: Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2008/2009. S. 473
6.2
Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit
6.2.1 Geographische Verteilung


Heute arbeitet die Bundesrepublik mit 58 Partnerländern zusammen.
Das BMZ hat mit dem Ziel, die Wirksamkeit der deutschen Entwicklungspolitik zu erhöhen, damit
begonnen:

die Anzahl der Partnerländer zu verringern, um die verfügbaren Mittel für die einzelnen
Partnerländer steigern zu können

den sektorpolitischen Dialog mit den Partnerländern und mit anderen Gebern zu intensivieren;

die Arbeitsteilung innerhalb der EU und im internationalen Geberkreis zu stärken, auf der
Basis des EU-Code of Conduct

seine Beiträge verstärkt in geberübergreifende Programmansätze zu integrieren, Einzelprojektansätze zu reduzieren und die Instrumente stärker zu verzahnen

die verfügbaren Mittel für die bilaterale EZ im Rahmen des ODA-Stufenplans und der Umsetzung der G8-Beschlüsse, insbesondere hinsichtlich Subsahara-Afrikas, zu steigern
6.2.2 Auswahlkriterien:





Entwicklungspolitische Notwendigkeit der Zusammenarbeit in Bezug auf Armut, Krisenneigung und
Schutz globaler öffentlicher Güter
Übergeordnete ökologische und politische Gestaltungsziele und Interessen
Aspekte der „Guten Regierungsführung“(Good Governance) der Partnerländer
Relevanz des deutschen Beitrags im Vergleich mit anderen bilateralen und multilateralen Gebern vor
dem Hintergrund einer internationalen Arbeitsteilung
Regionale Aspekte und gewachsene Bindungen
11
Abbildung 5. Partnerländer für bilaterale Entwicklungszusammenarbeit
Quelle: Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2008/2009. S. 347
Abbildung 6. Hauptempfängerländer deutscher bilateraler Entwicklungszusammenarbeit
Quelle: Kevenhörster/van den Boom: 2009 S. 47

Deutschland unterscheidet die Zielländer in

„Schwerpunktpartnerländer“ - in denen sich das BMZ auf möglichst nur drei Schwerpunktbereiche konzentrieren will.

„Partnerländer“ - in denen sich die Zusammenarbeit auf einen einzigen Schwerpunktbereich
beschränkt.
Kritik:
 Deutschland bevorzugt die Zusammenarbeit mit wirtschaftlich fortgeschrittenen Ländern im Hinblick auf die Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele (MDG).
12


Im Zuge der Ausrichtung auf die wirtschaftlich fortgeschrittenen Länder (so genannte „Ankerländer“), die für ihre Entwicklungsfinanzierung überwiegend Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten haben, beabsichtigt Deutschland, strategische Partnerschaften mit diesen Ländern einzugehen und dabei auch in größerem Umfang auf Marktmittel statt auf Haushaltsmittel zurückzugreifen.
Die deutsche Entwicklungspolitik konzentriert sich seit jeher stark auf Länder der mittleren Einkommensgruppe, die bis Anfang der 2000er Jahre mehr als 50% der bilateralen Leistungen empfingen.
6.2.3 Sektorale Verteilung:
Thematische Schwerpunkte:










Demokratie, Zivilgesellschaft und öffentliche Verwaltung (Menschenrechte einschließlich ihrer besonderen Ausprägung in Frauen- und Kinderrechten, Justizreform, Dezentralisierung und Kommunalentwicklung)
Friedensentwicklung und Krisenprävention (darunter Stärkung von Friedenspotenzialen, Versöhnung, Demobilisierung)
Bildung
Gesundheit, Familienplanung, HIV/AIDS
Trinkwasser, Wassermanagement, Abwasser/Abfallentsorgung
Sicherung der Ernährung, Landwirtschaft (darunter Fischerei)
Umweltpolitik, Schutz und nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung (wirtschaftspolitische Beratung, Privatsektorförderung, Finanzsystementwicklung, berufliche Bildung und Arbeitsmarkt)
Energie (darunter Energieeffizienz, regenerative Energien)
Transport und Kommunikation.
Abbildung 7. Sektorale Verteilung der deutschen bilateralen Entwicklungszusammenarbeit
Quelle: Deutsche Welthungerhilfe. Bericht 2008 S. 3
13
6.3
Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit
Internationale Institutionen
Europäische Union:
Deutscher Anteil
als Prozentsatz
Ca. 60 %
Weltbankgruppe
5,37 %
Internationaler Währungsfond
5,99 %
Regionale Entwicklungsbanken
Afrikanische Entwicklungsbank
4,0 %
Karibische Entwicklungsbank
5,73 %
Asiatische Entwicklungsbank
4,32 %
Inter-Amerikanische Entwicklungsbank
1,89 %
Vereinte Nationen
8,6 %
6.3.1 Hauptfokus – Europäische Union
6.3.1.1 Rechtliche Grundlage


Art. 177ff des am 1 Februar 2003 im Kraft getretenen Vertrag von Nizza
Deutschland Mitglied des Ministerrates
6.3.1.2 Prinzipien der EU-EZ



Kohärenz im Sinne des abgestimmten Zusammenwirkens der verschiedenen Politikfelder
Koordinierung zwischen den Hilfsprogrammen der Gemeinschaft und der Mitgliedsstaaten
Komplementarität, EP der Gemeinschaft ergänzt entsprechende EP der Mitgliedsstaaten
6.3.1.3 Bundesregierung verfolgt im Bereich der Entwicklungspolitik der EU folgende Ziele:






Ausrichtung auf das Oberziel Armutsbekämpfung;
Weitere Verbesserung von Effizienz und Wirksamkeit der gemeinschaftlichen Entwicklungszusammenarbeit;
Verbesserte Abstimmung und Arbeitsteilung zwischen der Kommission und den Mitgliedstaaten;
Verbesserte Kohärenz mit anderen Gemeinschaftspolitiken;
Förderung eines Freien und Fairen Handels, insbesondere durch Marktzugang für zahlreiche Entwicklungsländer;
Stärkere Ausrichtung der europäischen Entwicklungspolitik auf Konfliktprävention und damit Stärkung der Rolle der Entwicklungspolitik in diesem Bereich.
6.3.1.4 Ergebnisse der deutschen EU Ratspräsidentschaft 2007



Aktive Begleitung der Verhandlungen zu den Wirtschaftspartnerschaftsabkommen mit den Staaten
Afrikas, der Karibik und des Pazifiks.
Initiativen zur Energiepartnerschaft mit Afrika
Bessere Arbeitsteilung zwischen den Gebern anhand eines Verhaltenskodexes zur HIV/AIDS Bekämpfung und Gleichberechtigung der Geschlechter
14
6.3.1.5 Finanzmittel













EU hat im Jahr 2007 insgesamt 8,5 Mrd. Euro an Entwicklungshilfe ausgezahlt Vergleich mit
DAC – ODA insgesamt: 103,65 Mrd. $
Würde man die EU und die jeweiligen Mietgliedsländer zusammenzählen  59% der offiziellen
DAC-ODA, und damit größter Geber (46,8 Mrd. Euro)
Die Gelder für EZ-Maßnahmen der EU stammen aus zwei Quellen:
 dem europäischen Entwicklungsfond: 10. EEF 2008-2013: 22,6 Mrd. Euro (nur für
AKP-Staaten!); Deutschland mit 20,5 Prozent Finanzierungsanteil größter Geber
 dem normalen EU-Budget:16,9 Mrd. für 2007-2013 (für alle Entwicklungsländer)
Seit dem 01.01.2007 gibt es drei neue Finanzierungsinstrumente:
Europäisches Nachbarschafts- und Partnerschaftsinstrument (ENPI): dient der Finanzierung
der ENP mit den Mittelmeeranrainern und osteuropäischen Nachbarn der Europäischen Union.
Instrument für Entwicklungszusammenarbeit (EZI): finanziert die Kooperation mit Asien, Lateinamerika, Südafrika und anderen Staaten.
Instrument für Heranführungshilfe (Instrument for Pre-Accession Assistance, IPA): bündelt alle bisherigen EU-Beitrittshilfen
1/7 der EU-EP-Gelder werden zentral von der Kommission vergeben
EU finanziert zudem verstärkt Aktivitäten von NROs aus Entwicklungsländern, europäische NROs
werden verstärkt in ihrer Rolle als Mittler und Berater der EU eingebunden, zum Beispiel durch das
europäische Netzwerk CONCORD
Nach Schätzungen der Europäischen Kommission müsste die ODA aller 27 Mitgliedstaaten im Zeitraum 2007-2010 um rund 28,3 Milliarden Euro steigen, um den ODA Zielwert von 0,7% zu erreichen
In den drei Jahren davor betrug der Anstieg lediglich 11,4 Milliarden
Nach dem verbindlichen ODA-Stufenplan der EU soll bis zum Jahr 2015 bei allen Mitgliedsstaaten,
die der EU vor 2002 beigetreten sind, eine ODA-Quote von 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens erreicht werden
2006 hat Deutschland für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit 8,3135 Mrd. Euro ausgegeben (bilateral: 5,6041; multilateral: 2,7094), was einen ODA-Anteil am BNE von 0,36 Prozent ausmacht
Quelle: Medienhandbuch Entwicklungspolitik 2008/2009. S. 476
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6.3.1.6 Kritik an der Entwicklungspolitik der EU:
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Fehlende finanzielle Mittel
Wenig Unterstützung für Grundbildung und Gesundheitsdienste. EU-Gelder für Bildung (% der sektorbezogenen ODA) Bildung: Jahr 2000: 10,57% und 2004: 6,43%. Grundbildung - 2000: 6,38%;
2004: 1,53%;

Deutschland: Jahr 2000: Bildung – 19%; Grundbildung – 2%; Jahr 2004: Bildung – 18%;
Grundbildung – 2%
Nicht nach dem Kriterium der Armut ausgerichtete Budgetlinien
Zersplitterte Hilfe: Trennung zwischen Leistungen (allgemeines EU-Budget) und Hilfe (EEF): Widersprüche und mangelnde Koordination bei der Planung

Deutschlands Trennung von FZ und TZ
Interessens- und nicht armutsorientierte Ausrichtung der EP der EU-Staaten
Zersplitterung der EZ-Zuständigkeiten zwischen den Generaldirektionen „Außenbeziehungen“,
„Entwicklung“ und „Humanitäre Hilfe“
Verwaltungsmäßige Trennung zwischen Generaldirektion für Entwicklung (DG Development) und
EuropeAid
zu wenig Personal in der EU-Kommission zur Durchführung
nur symbolische Partizipationsrolle der Zivilgesellschaft in den Entwicklungsländern
Forderung nach Komplementarität, Koordination und Kohärenz: Regionalprogramme, Länderprogramme, thematische Programme, bilaterale Handels- und Kooperationsabkommen, Assoziationsabkommen existieren nebeneinander
Fazit
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Analyse der Akteure und Instrumente der EZ zeigt: deutsche und europäische EZ-Institutionen sind
reformbedürftig
Doppelstrukturen erschweren effektive Politikgestaltung
Dezentrale, koordinierte und harmonisierte Entwicklungshilfe erfordert effizientere Institutionen auf
deutscher und europäischer Seite
Vorhaben einer Harmonisierung der bilateralen staatlichen Entwicklungspolitik ist in Deutschland in
der Diskussion stecken geblieben
Aufstockung der ODA-Leistung im Koalitionsvertrag (0,7 % bis 2015)
Vernetzung der Geber, sowohl auf europäischer als auch weltweiter Bühne, ist von immenser Wichtigkeit für die effektive Bearbeitung globaler Probleme
Deutsche Entwicklungspolitik muss sich vor dem Hintergrund zunehmender Multilateralisierung
der Entwicklungshilfe mit einem schlüssigen Gesamtkonzept einbringen und die Kooperation von
FZ und TZ in Zukunft institutionalisieren
Stärkere Umsetzung der Armutsbekämpfungsagenda sowohl für Deutschland als auch für die EU
Das BMZ sollte eine klarere und handlungsorientiertere Grundsatzerklärung über die Kohärenz der
Entwicklungspolitik abgeben
Operationale Dezentralisierung sollte vorangebracht werden und nach Möglichkeit über die bloße
Koordinierung der deutschen EZ Aktivitäten in den Partnerländern hinausgehen.
Deutsche Entwicklungspolitik nimmt in der Wahrnehmung vieler Partner einen hohen Stellenwert
ein.
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Kritik an deutscher EZ wegen eines starken Fokus auf Wirtschaft
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EZ für Staaten bereitgestellt, die selber EZ leisten (China)
Deutschland muss seine Bemühungen fortsetzten im Bezug auf geographische und thematische Ausrichtung seiner EP.
Mikroebene – hohes Potenzial, das auch genutzt wird
Makroebene - Deutschland verhält sich weitgehend politisch neutral und dient nicht in dem Maße
außen- und sicherheitspolitischen Interessen
Das niedrige außenpolitische Profil hat nicht dazu beigetragen, deutsche Entwicklungspolitik als kohärente und offensiv vertretene, globale Richtungsbeeinflussung auf dem internationalen Parkett
sichtbar werden zu lassen.
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