8. Sitzung Prozesse III

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Prozesse III: Entwicklung
1
Einführung in die Internationale Politik
Entwicklung: Der UN-Begriff
“… the real purpose of development should be to
enlarge people’s choices …” (Human Development
Report 1990)
 „Entwicklung ist ein umfassender wirtschaftlicher,
sozialer, kultureller und politischer Prozess, der
auf die ständige Verbesserung des Wohlergehens
der Bevölkerung auf der Basis ihrer aktiven und
freien Beteiligung gerichtet ist.“ (UN Declaration
on the Right to Development, UNOGeneralversammlung vom 04.12.1986)

2
Ideengeschichte der
Entwicklungstheorie
1950er Jahre: Take off-Ansatz, Neoklassik
 1960er Jahre Modernisierungstheorie, TrickleDown-Effekt (UE endogen)
 1970er Jahre Dependenz-Theorie, Entwicklung der
Unterentwicklung (UE exogen)
 1980er Jahre Rentseeking, StaatsklassenProblematik
 1990er Jahre Neoklassik, außenwirtschaftliche
Öffnung, Klimafaktoren, endogene Wachstumstheorie
 2000er Jahre Nachhaltigkeitsdiskussion, MDGs,
Armutsbekämpfung, Effizienzdiskussion

3
Das Take off-Modell von Rostow
“This book presents an economic historian's way of
generalizing the sweep of modern history .. It is possible
to identify all societies, in their economic dimensions, as
lying within one of five categories: the traditional society,
the pre-conditions for take-off into self-sustaining growth,
the take-off, the drive to maturity, and the age of high
mass consumption...These stages are not merely
descriptive. They are not merely a way of generalizing
certain factual observations about the sequence of
development of modern societies. They have an inner
logic and continuity... They constitute, in the end, both a
theory about economic growth and a more general, if still
highly partial, theory about modern history as a whole.”
Walt W. Rostow, The Stages of Economic Growth: A NonCommunist Manifesto. London: CUP 1960.
4
Elemente der Modernisierungstheorie
(Lerner, Lipset)
Daniel Lerner (1958): The Passing of Traditional
Society
 Seymour Martin Lipset (1959): Some Social
Requisites of Democracy: Economic Development
and Political Legitimacy, in: American Political
Science Review 53:1, Seiten 69-105.

Kennzeichen der "Modernität"
1.
2.
3.
4.
5.
ein hoher Verstädterungsgrad
weitgehende Alphabetisierung
weitgehende Verbreitung von Massenmedien
hohe wirtschaftliche Produktivität
politische Partizipation d. Bevölkerung
5
Dependenztheorien
“Underdevelopment, far from constituting a
state of backwardness prior to capitalism, is
rather a consequence and a particular form of
capitalist development known as dependent
capitalism ...
Dependence is based upon an international
division of labor which allows industrial
development to take place in some countries
while restricting it in others, whose growth is
conditioned by and subjected to the power
centers of the world.”
Theotonio Dos Santos 1969 "The Crisis of
Development Theory and the Problem of Dependence
in Latin America" Siglo 21.
6
Theorie des strukturellen
Imperialismus
Zentrum
Harmonie
ZZ
ZP
PP
PZ
Konflikt
Peripherie
7
Galtung’s Center-Periphery Model
center
Richest 10 % in the First World took
29% of total national incomes.
Center
periphery
First world
countries
rural areas; workers, farmers, poor
Poorest 10% in the First World got
2.5 % of total national incomes.
disharmony
harmony
center
Periphery
Third world,
& since 1990,
Second world
countries
cities; rich, elites, multi-nationals
periphery
cities; rich, elites, multinationals, military
Richest 10% of Latin Americans
took 48% of total national
incomes.
rural areas; workers, farmers, poor
Poorest 10% of Latin Americans got
1.6% of total national incomes.
In USA, the richest 20% consume 60%; the poorest 20% consume 3%.
8
Wandel des Entwicklungsbegriffs
altes Entwicklungsverständnis:
neues Entwicklungsverständnis:
nachholende Entwicklung
nachhaltige Entwicklung
Unterentwicklung in den
Entwicklungsländern
Fehlentwicklung im
Norden und im Süden
Perspektive
vor allem ökonomisch
ökonomisch, sozial
und ökologisch
Strategie
Nachholende Entwicklung der
Dritten Welt
gesellschaftliche Neuorientierung
im Norden und im Süden
Mittel
Ökonomisches Wachstum plus
Entwicklungshilfe von außen
ökologischer und sozialer Umbau
im Norden und im Süden,
Technologische und finanzielle
Hilfe für den Süden
Leitbild
westliche
Wohlstandsgesellschaften
ein zu entwickelndes Modell für
9
nachhaltige Entwicklung
Problem
Literaturtipp
Ulrich Menzel: Geschichte der Entwicklungstheorie.
Einführung und systematische Bibliographie. 3.
Auflage, Hamburg 1995 [Schriften des Deutschen
Übersee-Instituts Hamburg]
 Ulrich Menzel:Das Ende der Dritten Welt und das
Scheitern der großen Theorie.Frankfurt: Suhrkamp
1992; 4. Aufl. 1997. 227 S. es 1718.
 Reinold E. Thiel (Hg.): Neue Ansätze zur
Entwicklungstheorie. Deutsche Stiftung für
internationale Entwicklung (DSE).
Informationszentrum Entwicklungspolitik (IZEP).
Bonn: DSE/IZEP 2. Aufl. 2001.
 http://www.inwent.org/dokumentation_bibliothek/publi
10
kationsstelle/publikationen/index.php.de#Pub4

Problemanzeige
„Ohne Entwicklung keine Sicherheit – ohne
Sicherheit keine Entwicklung !“


Das Verhältnis von Sicherheits- und
Entwicklungspolitik wird seit Beginn des
Jahrtausends immer häufiger auf diese Formel
gebracht. Auch wenn die Gleichsetzung der beiden
Politikfelder die komplexen Zusammenhänge
zwischen Entwicklungs- und Sicherheitspolitik
verkürzt:
Richtig ist, dass der Frieden und die Sicherheit
der Menschen unabdingbare Voraussetzungen für
Entwicklung und Armutsbekämpfung sind.
11
Problemanzeige (2)



Über 90 Prozent der 39 Kriege oder 95 bewaffneten
Konflikte 2008 finden in Entwicklungsländern
statt. Gewaltsame Konflikte sind in vielen
Weltregionen ein entscheidendes
Entwicklungshemmnis.
http://www.hiik.de/de/konfliktbarometer/index.html
Daher zählen Krisenprävention, die Stabilisierung
schwacher Gesellschaften und der Wiederaufbau
von Institutionen in Post-Konfliktsituationen
zuneh-mend zu den Aufgaben der
Entwicklungspolitik.
Nur wenn es gelingt, Hunger, Armut, Ungleichheit
und Ausgrenzung auf der Welt zu bekämpfen und
Globalisierung gerechter zu gestalten, kann es zu
einer „Friedens- und Entwicklungsdividende“ für
alle Menschen kommen.
12
Problemanzeige (3)





Entwicklungspolitische Friedensarbeit setzt an
der Schnittstelle verschiedener außenorientierter
Politikfelder an und wird zunehmend von der
Ausgestaltung des Verhältnisses zwischen Außen, Sicherheits- und Entwicklungspolitik geprägt.
Ebenso wie die Sicherheitspolitik steht Entwicklungspolitik dabei vor neuen Herausforderungen:
Zerfallende und zerfallene Staaten
Informelle Ökonomien und international
verflochtene mafiose Wirtschaftsstrukturen
Destabilisierende regionale Konfliktsysteme und
transnational aufgestellte Konfliktakteure
13
Literaturtip



Sicherheit und Entwicklung. Zur Kooperation zwischen
Sicherheitspolitik und Entwicklungszusammenarbeit.
Dustin Dehéz, Benedikt Franke, Luise Richter, Berlin,
2008. Hrsg.: Konrad-Adenauer-Stiftung e.V.
http://www.kas.de/wf/de/33.12901/
Günther Maihold: Die sicherheitspolitische Wendung
der Entwicklungspolitik: Eine Kritik des neuen Profils,
in: IPG 4/2005, S.30ff
www.library.fes.de/pdf-files/id/ipg/03041.pdf
Stephan Klingebiel/Katja Roehder: Entwicklungspolitisch – militärische Schnittstellen. Neue Herausforderungen in Krisen- und Post-Konflikt-Situationen.
14
Bonn 2004 [DIE Berichte und Gutachten 3/2004]
… Fortsetzung …

Stephan Klingebiel und Katja Roehder: Militär
und Entwicklungspolitik in Post – Konflikt –
Situationen. AIPA 4/2004. Herausgeber: Lehrstuhl
für Inter-nationale Politik Universität zu Köln,
Gottfried-Keller-Str. 6, 50931 Köln
www.jaeger.unikoeln.de/fileadmin/templates/publikationen/
aipa/aipa0404.pdf
15
noch ein Literaturtip:

Sicherheit, Armutsbekämpfung und nachhaltige
Entwicklung. Herausforderungen für das neue
Jahrtausend. Weltbank September 1999 [BMZ spezial
Nr. 26, Bonn 2001]
„Ein stabiler Friede baut genauso auf nachhaltiger
Abrüstung wie auf nachhaltiger Entwicklung auf.
Eine weniger bewaffnete und mehr entwickelte Welt
wird eine sichere Welt für alle sein. Auf das Ziel
hinzuarbeiten, eine solche Welt zu schaffen, fordert
von uns, dass wir mehr politische Energien und
materielle Ressourcen für die Subregionen ein-setzen,
wo eine Kombination von exzessiver Bewaffnung und
Unterentwicklung eine ernsthafte Bedrohung der
nationalen und menschlichen Sicherheit darstellt.“ 16
ebd. S.26
In diesem Sinne ist auch die Bundesregierung
in den letzten Jahren vielfach aktiv geworden:


Für ihre eigene Politik hat die Bundesregierung
die Zusammenhänge zwischen Sicherheit und
Entwicklung bereits 2001 im Aktionsprogramm
2015 aufgezeigt.
Aufbauend auf dem Aktionsprogramm 2015 wurde
im Mai 2004 der Aktionsplan "Zivile
Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung" der Bundesregierung
verabschiedet. Er konkretisiert den Beitrag
Deutschlands zur Krisenprävention und
Friedensentwicklung und folgt dabei einem
erweiterten Sicherheitsverständnis, welches
Entwicklungs-, Sicherheits-, und Außenpolitik
zusammenführt. Dabei steht die Sicherheit der
Menschen in den Entwicklungsländern im
Zentrum der beabsichtigten Massnahmen.
17

Für die Entwicklungszusammenarbeit hat das
Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung ein Konzept erstellt
(Übersektorales Konzept zu Krisenprävention,
Konfliktbearbeitung und Friedensentwicklung), in
dessen Umsetzung die deutsche Entwicklungszusammenarbeit durchgängig konfliktsensibel
ausgerichtet wird. Das bedeutet,
Entwicklungsmaßnahmen dürfen nicht einseitig in
Konflikte eingreifen und sollten u. a. zum Aufbau von
Strukturen (z.B. Verwaltung, Vereine, Komitees)
beitragen, in denen Konfliktparteien friedlich zu einem
Ausgleich gelangen können.
Entwicklungszusammenarbeit trägt auf diese Weise
zur Beseitigung von strukturellen Konfliktursachen bei
und fördert eine nachhaltige Friedensentwicklung.
18
Tätigkeitsschwerpunkte in Stichworten








Friedensentwicklung – Aufgabe der
Entwicklungspolitik
Krisenprävention – Gewalt verhindern, bevor sie
ausbricht
Konfliktbearbeitung – Gewaltfreie Lösungen für
Konflikte entwickeln
Friedensförderung – Versöhnung und Wiederaufbau
Reform des Sicherheitssektors: Sicherheit –
Voraussetzung für Frieden und Entwicklung
Kinder in bewaffneten Konflikten – Opfer und Täter
zugleich
Ziviler Friedensdienst – Fachleute im Einsatz für
den Frieden
Fragile Staaten – eine Herausforderung für die
Entwicklungspolitik
19
… noch mehr Literatur …




BMZ (Hrsg.): Armutsbekämpfung - eine globale
Aufgabe. Aktionsprogramm 2015. Der Beitrag der
Bundesregierung zur weltweiten Halbierung
extremer Armut. Bonn, 04.04.2001
BMZ (Hrsg.): Aktionsplan „Zivile
Krisenprävention, Konfliktlösung und
Friedenskonsolidierung“. Berlin, 12.05.2004
BMZ (Hrsg.): Übersektorales Konzept zur Krisenprävention, Konfliktbearbeitung und Friedensförderung in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit. Eine Strategie zur Friedensentwicklung
(Strategy for Peacebuilding). Berlin Juni 2005
BMZ (Hrsg.): Krisenprävention,
Konfliktbearbeitung und Friedensförderung in der
deutschen Entwick-lungszusammenarbeit.
Konzept 131, Bonn Juni 2005
20




BMZ-Diskurs. Zum Verhältnis von entwicklungspolitischen und militärischen Antworten auf neue
sicherheitspolitische Herausforderungen. Ein
Diskussionspapier des BMZ. Nr. 001, Bonn 2004
Günther Gugel: Gewalt und Gewaltprävention.
Grund- fragen, Grundlagen, Ansätze und
Handlungsfelder von Gewaltprävention und ihre
Bedeutung für Entwicklungszusammenarbeit.
Tübingen 2006
http://www2.gtz.de/dokumente/bib/06-0210.pdf
BMZ (Hrsg.): Entwicklungspolitik als Baustein
globaler Struktur- und Friedenspolitik. BMZ Spezial
42. Bonn April 2002
Website: http://www.bmz.de/de/themen/frieden/
21
dokumente/index.html
Kommentar aus der Szene…

VENRO-Stellungnahme zum „Aktionsplan Zivile
Krisenprävention, Konfliktlösung und Friedenskonsolidierung" der Bundesregierung, 9.9.2004
Der Aktionsplan enthält eine Vielzahl von
Absichtserklärungen in Form von über 160 Aktionen. Für
die Finanzierung dieser Maßnahmen sind jedoch keine
zusätzlichen finanziellen Mittel vorgesehen, was sich
auch im Entwurf der Bundesregierung für den BMZHaushalt 2005 widerspiegelt. Dies ist aus unserer Sicht
die größte Schwäche des Aktionsplans: Wenn die
Bundesregierung ihre Aktivitäten im Rahmen der zivilen
Krisenprävention, Konfliktlösung und
Friedenskonsolidierung ausbauen will, muss sie auch die
dafür notwendigen Haus-haltsmittel zur Verfügung
stellen. Wir fordern die Bundes-regierung daher auf, die
Haushaltsmittel, z.B. für den Zivilen Friedensdienst
(ZFD) oder Friedenserhaltende Maßnahmen (FEM), in
den kommenden Haushaltsjahren deutlich zu erhöhen. …
22
Der neuzeitliche Territorialstaat –
Substrat des klassischen Sicherheitsbegriffs
Prämisse:
Legitimation des Staates durch Garantie von Sicherheit
und Rechtsfrieden im Binnen- und Schutz vor (militärischen) Angriffen im
Außenverhältnis
Faktoren des Wandels:
mittelalterlicher Ausgangspunkt
Mauergeschützte
Undurchdringbarkeit
hebt auf
Entwicklung der
Produktivkräfte und der
Destruktionsmittel
Schiesspulverrevolution des
späten Mittelalters: Entwicklung
der Artillerie und der
Distanzwaffen
Flächenstaat: harte Schale von Festungen rings um die Peripherie bei gleichzeitiger
Aufhebung der Unabhängigkeit befestigter Plätze im Landesinnern durch die
Zentralgewalt
Festungsgeschützte
Undurchdringbarkeit
Äußerungsformen
strategisch
politisch
rechtlich
Militärmacht
Unabhängigkeit
Souveränität
Voraussetzung: Verbleib
der (Land- und See)
Krieg-führung in der
Horizontalen
Moderner Staat: Im Inneren befriedete und nach aussen durch ihre
harte Schale verteidigungsfähige Einheit mit (physischem)
Luftkrieg: insbesondere
Gewaltmonopol
militärisch-politisch-rechtlich abgestützte
Undurchdringbarkeit
hebt auf
ballistische Trägersysteme
und nukleare
23
Massenvernichtungswaffen
23
Sicherheit klassisch, aber nicht rein militärisch





Sicherung der Unabhängigkeit eines Staates vor Eingriffen
dritter Mächte – Sicherung der Freiheit der
gesellschaftlichen Eigenentwicklung (nach Richard
Löwenthal)
S. bezeichnet „…im objektiven Sinn das Nichtvorhandensein
von Gefahren für erworbene Werte und im subjektiven Sinn
das Nichtvorhandensein von Furcht, dass diese Werte
gefährdet sein könnten…“
(Arnold Wolfers, Discord and Collaboration. Essays on
International Politics, 3.Aufl. 1971, S.150)
„Unter Sicherheit wird in der Regel die Abwesenheit von
(bzw. der Schutz vor) Gefahren und Bedrohungen
verstanden (negativer Sicherheitsbegriff). Von objektiver
Sicherheit kann gesprochen werden, wenn Gefahren real
nicht existieren; subjektive Sicherheit bezeichnet dagegen
lediglich die Abwesenheit von Furcht vor Gefährdungen.“
Dieter S. Lutz, Sicherheit/Internationale Sicherheitspolitik,
in: Dieter Nohlen (Hrsg.), Wörterbuch Staat und Politik,
Bonn 1991, S. 602.
24
Der neuzeitliche Territorialstaat erneut besucht:
Faktoren des Wandels unterminieren die klassische Schutzeinheit
Prämisse:
Legitimation des Staates durch Garantie von Sicherheit
und Rechtsfrieden im Binnen- und Schutz vor (militärischen) Angriffen im
Außenverhältnis
Faktoren des Wandels:
mittelalterlicher Ausgangspunkt
Mauergeschützte
Undurchdringbarkeit
hebt auf
Entwicklung der
Produktivkräfte und der
Destruktionsmittel
Schiesspulverrevolution des
späten Mittelalters: Entwicklung
der Artillerie und der
Distanzwaffen
Flächenstaat: harte Schale von Festungen rings um die Peripherie bei gleichzeitiger
Aufhebung der Unabhängigkeit befestigter Plätze im Landesinnern durch die
Zentralgewalt
Festungsgeschützte
Undurchdringbarkeit
Äußerungsformen
strategisch
politisch
rechtlich
Militärmacht
Unabhängigkeit
Souveränität
Voraussetzung: Verbleib
der (Land- und See)
Krieg-führung in der
Horizontalen
Moderner Staat: Im Inneren befriedete und nach aussen durch ihre
harte Schale verteidigungsfähige Einheit mit (physischem)
Luftkrieg: insbesondere
Gewaltmonopol
militärisch-politisch-rechtlich abgestützte
Undurchdringbarkeit
hebt auf
ballistische Trägersysteme
und nukleare
25
Massenvernichtungswaffen
25
hebt auf
militärisch-politisch-rechtlich abgestützte
Undurchdringbarkeit
verstärkt
Durchdringbarkeit
Globalisierung
funktionale
Interdependenz
Luftkrieg: insbesondere
ballistische Trägersysteme und
nukleare
Massenvernichtungswaffen
Industriewirtschaftliche
Dynamik
transnationale
Vernetzung
Ausdifferenzierung der internationalen Arbeitsteilung
grenzüberschreitende Umweltprobleme und deren
Sekundärwirkungen
Intensivierung sozialer und kultureller Wirkkräfte
durch gesellschaftlichen Wandel
Ersatz fordistischer durch post-fordistische
Akkumulationsweise
26
Sicherheitspolitische Trends
1990er Jahre
Zerfall der Sowjetunion
1. Friedensdividende: Abbau
von Militärhaushalten [ ?? ]
2. Abrüstung: Abbau der OstWest-Konflikt-Kapazitäten
3. Staatszerfall im Ostblock:
 Freisetzung von Waffen
 Ethno-nationalistische
Konflikte
4. Zerfall der Blocksstrukturen
in anderen Weltregionen:
 Freisetzung von Waffen
 Ethno-nationalistische
Konflikte
Globalisierung
1. Erweiterung des Sicherheitsbegriffs durch intensivierte/
beschleunigte
Austauschbeziehungen im
Weltmasstab
2. Technologische Fähigkeitsrevolution führt zu relativer
Stärkung des Individuums
gegenüber dem Staat
3. Rasche und ungefilterte
Information führt zu
„identitärer
Sicherheitsbedrohung“
27
Wandel in der Grundausrichtung der
deutschen Sicherheitspolitik
Oberziel der Sicherheitspolitik der Bonner
Republik im Ost-West-Konflikt:
Abschreckung (im Bündnis) und
Entspannung
(zwischen den Bündnissen)
Oberziel der Sicherheitspolitik der Berliner
Republik in einer komplexen
weltpolitischen Krisen- und Konfliktlage:
Stabilitätstransfer und Krisenmanagement
(Wunschoption auch: Krisenprävention)
28
Neue (??) Perspektive:
Human Security/ menschliche Sicherheit





F.D. Roosevelt: „Freiheit von Not und Freiheit von
Angst“ – sind (neben Redefreiheit und
Glaubensfreiheit) Teil der vier Freiheiten, die am
06.01.1941 von ihm verkündet wurden
HDR (seit 1990) Ausg. 1994: New dimensions of
human security (UNDP) http://hdr.undp.org/
Netzwerk für menschliche Sicherheit: entwickelte
sich aus den Bemühungen rund um den OttawaVertrag (Verbot von Personenminen, 4.12.1997)
Commission on Human Security: Vorsitz Sadako
Ogata und Amartya Sen: Report „Human
Security Now“ 2003 http://www.humansecuritychs.org/
Human Security Centre, University of British
Columbia: „Human Security Report“ 2005
http://www.humansecurityreport.info/
29
Human Security Definiert (1)




Human security is a relatively new concept, now widely used to
describe the complex of interrelated threats associated with
civil war, genocide and the displacement of populations.
Human security and national security should be— and often
are—mutually reinforcing. But secure states do not automatically mean secure peoples. Protecting citizens from foreign
attack may be a necessary condition for the security of
individuals, but it is certainly not a sufficient one. Indeed,
during the last 100 years far more people have been killed by
their own govern ments than by foreign armies.
A new approach to security is needed because the
analytic frameworks that have traditionally explained
wars between states—and prescribed policies to prevent
them—are largely irrelevant to violent conflicts within
states. The latter now make up more than 95% of armed
conflicts.
http://www.humansecurityreport.info/HSR2005_HTML/What_is
_HS/index.htm
30
Human Security Definiert (2)



the concept of human security …speaks to the
interrelatedness of security, development
and the protection of civilians…
All proponents of human security agree that its
primary goal is the protection of indivi-duals.
However, consensus breaks down over precisely
what threats individuals should be protected from.
Proponents of the ‘narrow’ concept of human
security focus on violent threats to individuals
or, as UN Secretary-General Kofi Annan puts it,
‘the protection of communities and individuals
from internal violence’.
31
Human Security Definiert (3)


Proponents of the ‘broad’ concept of human
security argue that the threat agenda should
include hunger, disease and natural
disasters because these kill far more people than
war, genocide and terrorism combined. Human
security policy, they argue, should seek to protect
people from these threats as well as from violence.
In its broadest formulations the human security
agenda also encompasses economic insecurity
and ‘threats to human dignity’.
http://www.humansecurityreport.info/HSR2005_H
TML/What_is_HS/index.htm
32
Diskussionskontext:
Entwicklungspolitische Megaprojekte
Ordnungskriterien:
1. Primäre Ziele
2. Akteure auf Seiten der Industrieländer
3. Schwerpunktpartner / Adressaten
4. Ressourcenbedarf
33
Drei Megaprojekte der Entwicklungspolitik
Die MDG-
Die Sicherheits-Agenda
Agenda
Primäre
Ziele
Armutsreduzierung
Die RioAgenda
Prävention bzw. Befriedung von Konflikten
Sicherung globaler
Kollektivgüter
Vermeidung von Staatszerfall, nationbuilding, Etablierung demokratischer
(Rechts-) Staatlichkeit, Marktwirtschaft
Umwelt, Klima, Welthandel,
Finanz-architektur
Akteure auf
Seiten der
Industrieländer
Akteure der
klassischen
Entwicklungspolitik & NGOs
Vernetzte (staatl.) Außen-,
Sicherheits- und
EntwicklungspolitikAkteure ( NGOs ?? )
Vernetzte Außen- und
Entwicklungspolitiker &
jeweilige Fachpolitiker (z. B.
Umwelt-, Finanz-,
Handelspolitik) & NGOs
Adressaten
ca. 50–60 LDCs
25–30 fragile Staaten;
zentrale Krisenregionen
15–20 Anker- und
Schwellenländer
Ressourcenbedarf
Verdopplung von
ODA
Noch nicht bezifferbar
1 % des BSP der
z. B. Investitionen der Staaten-
IL zur Stabilisierung
Gemeinschaft für zivilen
Wiederaufbau in Afghanistan
ca. 3,5 Mrd. US $ p.a.
globaler Umweltgüter
34
EZ EZ
- überdehnt
- überdehntund
und überfordert
überfordert ? ?
ODA-Leistungen 2005
USA 27,5
 Grossbritannien 10,75
 Frankreich 10,05
 BRD 9,9
 Niederlande 5,1

Bankenrettung 2008
USA 700
 GB 713,9
 Frankreich 468,5
 BRD 520 + 104
 NL 260,2

Angaben in Mrd. US-$, Stand Okt./Nov. 2008
ODA: Medienhandbuch Entwicklungspolitik
2006/2007
35
We live in an unequal world –
the champagne glass effect – HDR 2005
Global income distribution
is severely skewed


Annual income flows
of the richest 500
people exceed that of
the poorest 416
million
Cost of ending
extreme poverty –
$300 billion – less
than 2% of the
income of the richest
10% of the world’s
population
36
Ziel-und
undVerteilungskonkurrenzen
Verteilungskonkurrenzen
ZielKonkurrierende Zielblöcke der EZ:
 Armutsbekämpfung
 Nachhaltige Entwicklung
 Internationale Strukturpolitik
 Sicherheitsagenda
Herstellung von Sicherheit und Stabilität durch
Abbau struktureller Konflikt-ursachen mittels
Verbesserung der wirtschaftlichen, sozialen,
ökologischen und politischen Verhältnisse d. 3. Welt
?
37
Neue Legitimationszwänge der
Entwicklungspolitik
Verschiebung des Diskurses:
von der weltweiten daseinsvorsorglichen Betätigung
des [EZ - NGO]„Gutmenschen“
zur zivilen Krisenprävention und Konfliktbearbeitung im Lichte der Human-Security-Debatte
aus wohlverstandenem ( fast klassischem
realistischen ?) Eigeninteresse
Sicherheitspolitische Legitimation von EP ?
38
Die sicherheitspolitische Wendung der
Entwicklungspolitik




Krieg gegen den Terror versus Kampf gegen die
Armut ??
Neue Allianz zwischen Entwicklungs- und
Sicherheitspolitik
Entwicklungspolitik als vorsorgende
Sicherheitspolitik
Entwicklungspolitik als dritte Säule von
aussengerichteter Politik neben der Aussen- und
Sicherheitspolitik ??
39
Entwicklungspolitische
Ausgangsbedingung: post-conflict-situation
Das sich wandelnde Verhältnis von Entwicklungspolitik
und Militär gerät vor dem Hintergrund einer Diskussion
des erweiterten Sicherheitsbegriffs aus mehreren
Gründen in die Diskussion:
1. Es gibt eine Reihe „lang anhaltender Nachkriegssituationen“ (protracted crises), die de facto durch
treuhänderische Herrschaftsverhältnisse – und damit
über militärische Aufgaben hinausgehende Funktionen
– charakterisiert sind (z.B. Kosovo, Afghanistan, Irak).
Hier geht es häufig um innergesellschaftliche Stabilisierungsanstrengungen im Hinblick auf fragile
Sicherheit, Bemühungen um die Wiederherstellung
von effektiver Staatlichkeit sowie den wirtschaftlichen
und zivilgesellschaftlichen Wiederaufbau.
2. Internationale Friedensmissionen sind in diesem
Zusammenhang zu einem erheblichen und
zunehmenden Teil mit Nation-building-Aufgaben
betraut.
40
Entwicklungspolitische Ausgangsbedingung:
post-conflict-situation (2)
3. Entwicklungspolitik möchte stärker
konstruktiven Einfluss auf Post-KonfliktSituationen nehmen und erwartet zum Teil sogar
Beiträge der Sicherheits-poliatik oder
befürwortet bzw. fordert militärisches Eingreifen.
4. Andere Politikfelder, v.a. Außen- und Sicherheitspolitik, erwarten und fordern in zunehmendem
Maße die aktive Beteiligung der
Entwicklungspolitik in Post-Konflikt-Situationen.
Die Begründung liefern die Erfahrungen
früherer Militäreinsätze: „Bei nahezu allen
größeren Einsätzen ist auf militärische Effizienz
ziviles Chaos gefolgt“…
41
Ziel- und Verteilungskonkurrenzen II



Die politikgetriebene sicherheitspolitische
Aufladung von EZ und die Verknüpfung
militärischer Dimensionen von Sicherheitspolitik
mit den viel-fältigen zivilen Instrumenten von EZ
provoziert die Frage, ob die Herstellung von
Sicherheit und Stabilität eine militärische oder zivilpolitische Aufgabe ist. Oder bilden militärische und
zivile Interventionsinstrumente ein Kontinuum ?
Komplexität des Versuchs, militärische Interventionspotentiale und zivile Präventionsinstrumente
zusammenzubringen
Erneut: Problematik des erweiterten
Sicherheitsbegriffs
42
Die Omnipotenzfalle der EZ
Der Begriff der erweiterten, umfassenden,
gemeinsamen und präventiven Sicherheit bedingt
eine Verzahnung klassischer Aussen- und
Sicherheitspolitik mit Elementen der Entwicklungs-,
Finanz-, Wirtschafts-, Rechts-, Umwelt- und
Sozialpolitik
(AA-Staatssekr. Ischinger Wehrkundetagung 2000)
Gewaltverhinderung und Zivilisierung des
Konfliktaustrags allein mit Mitteln der EZ?
Unterordnung der EZ unter Sicherheitspolitik und
neuen Interventionismus?
43
Die EU ist leider auch nicht viel besser…



Bereits seit Jahren sind Krisenprävention und zivile Konfliktbearbeitung Teil der europäischen Außen- und
Entwicklungspolitik. Sie erhalten ihre Bedeutung als
Bestandteil einer sich integrierenden, gesamteuropäischen
Außenpolitik, die den Ausbau ziviler und militärischer
Kapazitäten vorsieht. Auffällig ist, dass zivile
Konfliktbearbeitung bzw. Friedensförderung in der EU
überwiegend als - militärisches wie ziviles „Krisenmanagement“ definiert wird.
Und: regionale Integration à la EU soll als Beispiel für andere
Weltregionen dienen; die EU möchte gerne demonstrieren, dass
sie einen ganzheitlichen Beitrag zum Krisenmanagement
leisten kann.
Jedoch: die EU-Entscheidungsstruktur mitsamt der
Kompetenz- Aufteilung zwischen Rat und Kommission
erschwert Koordi-nation und Kohärenz in den
Aussenbeziehungen ganz erheb-lich; zudem geben die
Mitgliedstaaten nur zögerlich Kompetenzen nach Brüssel ab.
44
Literaturtip




Ob Entwicklungspolitik als Kernelement der
europäischen Sicherheitspolitik gewertet werden
sollte, müsste zunächst offen bleiben… die
Defizitanzeigen überwiegen:
Bastian Giegerich: European Military Crisis
Management. Connecting ambition and reality.
London 2008 [Adelphi Paper 397]
Richard Youngs: Fusing Security and
Development. Just another Euro-platitude?,
Madrid 2007 [ FRIDE working paper 43]
Hans-Georg Ehrhart: Sicherheit + Entwicklung =
Frieden ? Zur Rolle der Entwicklungspolitik in der
zivilen ESVP. BICC Bonn, März 2007
45
Nützliche Websites

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
http://www.die-gdi.de/CMS-Homepage/
openwebcms3.nsf/(wStartpages)/Publikationen?Op
en&nav=expand:Publikationen;active:Publikation
en
http://www.inwent.org/publikationen/index.php.de
http://www.venro.org/publikationen.html
http://www.frient.de/materialien/materialien.asp
http://www.aprodev.net/devpol/developmentindex.htm
http://www.bmz.de/de/themen/frieden/index.html
http://www.welthungerhilfe.de/infomaterial.html
46
Millenium Development Goals
Hauptziel: Halbierung der weltweiten Armut
 Als arm gilt, wer weniger als US $1,25 pro Tag zur
Verfügung hat (Weltbank)

„Armut auf absolutem Niveau ist Leben am äußersten Rand der
Existenz. Die absolut Armen sind Menschen, die unter schlimmen
Entbehrungen und in einem Zustand von Verwahrlosung und
Entwürdigung ums Überleben kämpfen, der unsere durch
intellektuelle Phantasie und privilegierte Verhältnisse geprägte
Vorstellungskraft übersteigt.“
Robert Strange McNamara
Verteidigungsminister USA 1961 – 1968
Präsident der Weltbank 1968 - 1981
47
1. Halbierung des Anteils der Weltbevölkerung, der
unter extremer Armut und Hunger leidet
2. Grundschulbildung für alle Kinder
3. Geschlechterungleichheit in der Primär- und
Sekundarschulbildung bis 2005 beseitigen, auf allen
Bildungseben bis 2015
4. Kindersterblichkeit verringern
5. Die Gesundheit von Müttern verbessern
6. Bekämpfung von HIV/Aids, Malaria und anderen
Krankheiten
7. nachhaltigen Umgang mit der Umwelt sichern,
Halbierung des Anteils der Weltbevölkerung, ohne
Zugang zu sauberem Trinkwasser
8. Aufbau einer weltweiten Partnerschaft für
Entwicklung
48
Erfolgsaussichten?
49
Kritik an den MDGs
und deren Umsetzung
Fehlen von konkreten Beschäftigungszielen,
politischen Beteiligungsrechten oder
institutionellen Reformen der internationalen
Entwicklungsorganisationen
 Asymmetrie bei den zeitlichen Verpflichtungen
 Ziele sind überambitioniert und unrealistisch
 Bei Nichterreichen würde wiederum Enttäuschung
ausgelöst werden
 Verletzung des ownership-Prinzips
 Vorgabe der Ziele an die Entwicklungsländer von
oben (top-down Ansatz)

50
Auszug aus dem EG-Vertrag: Die Ziele der
Entwicklungszusammenarbeit der EG
Artikel 177
1. Die Politik der Gemeinschaft auf dem Gebiet der EZ, die eine Ergänzung
der entsprechenden Politik der Mitgliedstaaten darstellt, fördert
… die nachhaltige wirtschaftliche und soziale Entwicklung der
Entwicklungsländer, insbesondere der am meisten benachteiligten
Entwicklungsländer;
… die harmonische, schrittweise Eingliederung der Entwicklungslän-der in
die Weltwirtschaft;
… die Bekämpfung der Armut in den Entwicklungsländern.
2. Die Politik der Gemeinschaft in diesem Bereich trägt dazu bei, das
allgemeine Ziel einer Fortentwicklung und Festigung der Demokratie
und des Rechtsstaats sowie das Ziel der Wahrung der Menschenrechte
und Grundfreiheiten zu verfolgen. (…)
Artikel 178
Die Gemeinschaft berücksichtigt die Ziele des Artikels 177 bei den von ihr
verfolgten Politiken, welche die Entwicklungsländer berühren können.
Artikel 179
1. Unbeschadet der übrigen Bestimmungen dieses Vertrags erlässt der Rat
gemäß dem Verfahren des Artikels 251 die zur Verfolgung der Ziele des
Artikels 177 erforderlichen Maßnahmen. Diese Maßnahmen können die
Form von Mehrjahresprogrammen annehmen
51
Entwicklungszusammenarbeit
im EG-Vertrag (II)





Artikel 177 legt den komplementären Charakter der EZA
der Europäischen Gemeinschaft zur EZA der EUMitgliedstaaten, die Ziele der EZA der Gemeinschaft und die
Einhaltung internationaler Zusagen im Rahmen der
Vereinten Nationen fest.
Artikel 178 verpflichtet die Europäische Gemeinschaft dazu,
bei der Verfolgung anderer Politiken, die
Entwicklungsländer berühren könnten, die Ziele der
Entwicklungszusammenarbeit – Armutsbekämpfung,
Integration in die Weltwirtschaft, nachhaltige, soziale und
wirtschaftliche Entwicklung – zu berücksichtigen
(Politikkohärenz).
Artikel 179 schreibt die Anwendung des Mitentscheidungsverfahrens bei der EZA-Gesetzgebung fest.
Artikel 180 nimmt Bezug auf die Koordination zwischen
der Europäischen Kommission und den EU-Mitgliedstaaten.
Artikel 181 schafft die Grundlage für den Abschluss von
Abkommen der Europäischen Gemeinschaft mit Ländern
oder internationalen Organisationen
52
Entwicklungszusammenarbeit
im EG-Vertrag (III)





Entwicklungszusammenarbeit ist folglich eines der
Betätigungs-felder der Europäischen Gemeinschaft in der
supranationalen Säule der EU.
Das Besondere am Politikfeld EZA ist, dass die
Gemeinschaftshilfe die Maßnahmen der Mitgliedstaaten
ergänzt und nicht ersetzt (Komplementarität).
Die Europäische Gemeinschaft, in Gestalt der
Europäischen Kommission, tritt folglich als 28. „Geberin“
mit eigenem Budget, ergänzenden Politiken und
Schwerpunkten und daraus abgeleiteten
Entwicklungsprogrammen neben den Mitgliedstaaten auf.
Eine Harmonisierung der einzelnen EZ-Politiken wird
ernsthaft erst mit dem Europäischen EntwicklungsKonsens vom 16.12.2005 in Angriff genommen (sogen.
Konsens von Brüssel).
Trotzdem bleibt offen, inwieweit die Geberkoordination
die nationalen (auch machtpolitisch begründeten)
Egoismen der Mitgliedstaaten wirksam überwinden kann.
53
Probleme der Entwicklungszusammenarbeit der EG
2 Problemebenen:
Organisations- und
Managementebene
(Eurokratieproblem)
 Politik(feld)ebene

54
Implementierung
Instrumente für:
(2007-2013)
Zuständigkeit Politikformulierung
EZA in den Kommissionsstrukturen: DGs, Zuständigkeiten und Instrumente
KommissarIn für Entwicklung
und humanitäre Hilfe
KommissarIn für Außenbeziehungen
und Nachbarschaftspolitik
KommissarIn
für Erweiterung
KommissarIn
für Handel
DG ECHO
DG DEV
DG RELEX
DG
ELARG
DG
TRADE
Alle Länder
AKP + ÜLG
Alle „EL“, außerhalb von DG
DEV und DG ELARG
(potentielle)
Beitrittskandidaten
Alle
Drittstaaten
Humanitäre
Hilfe EEF
Thematische
Programme*
Demokratie und
Menschenrechte
ENPI
Stabilität
Nukleare Sicherheit
DCI
IC
IPA
DCI
EEF
* Nichtstaatliche
AkteurInnen,
Nahrungsmittelsicherheit,
menschliche und soziale
Entwicklung, Umwelt, Asyl
und Migration,
Unterstützung für AKP
„Zuckerprotokollländer“
DG AIDCO
55
Internationale Organisationen
NROs
Delegationen in den Partnerländern
mit Personal aus div. DGs
Kompetenz- und Kohärenzkonflikte
Since the Treaty of Maastricht (1992), development
co-operation is officially part of the competence of the
European Community. This competence is shared
with the Member States but the Treaty does not
define the specific competence of the European
Union vis-à-vis the Member States. It is, therefore, a
matter of political interpretation to define what the
EU should do and what are the specific tasks of the
Member States.
56


The Treaty also defines 3 principles on which EU
development policy should be based:
 complementarity between development
policies of the Member States and the EU, in
order to avoid duplication and to maintain the
relevance of individual programmes of the
Member States;
 co-ordination between the Member States and
the EU administration at headquarters and in
recipient countries to ensure effective
operational implementation and avoid
contradictions between different policies;
 coherence of all Community policies so that
they take account of development objectives.
The Amsterdam Treaty (1997) added a fourth
principle:
 consistency of all external activities of the
European Union.
57
Deutsche
Entwicklungszusammenarbeit I
 Finanzielle

verbilligte Kredite oder Zuschüsse (über
Kreditanstalt für Wiederaufbau)
 Technische



Zusammenarbeit (Kapitalhilfe)
Zusammenarbeit
Stärkung des Leistungsvermögens von
Menschen und Institutionen in Entwicklungsländern (über GTZ)
Projekthilfe (Projektbindung)
Programmhilfe (Empfänger entscheidet
im Rahmen nationaler Pläne über
Verwendung)
58
59
Deutsche
Entwicklungszusammenarbeit II
Was ist Official Development Assistance (ODA)?
 Der Entwicklungsausschuss der OECD
(Development Assistance Committee, DAC)
definiert ODA als Leistungen, die:
1. ein Zuschusselement von mindestens 25% beinhalten
(Konzessionalität),
2. von öffentlichen Stellen und
3. mit dem Hauptziel der Förderung der
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung von
Entwicklungsländern an
4. Entwicklungsländer bzw. Staatsangehörige von
Entwicklungsländern oder an internationale
Organisationen zugunsten von Entwicklungsländern
vergeben werden.

Für die Anrechnung als ODA müssen alle
Bedingungen erfüllt sein.
60
61
Entwicklungspolitik =
Interessenpolitik?
Instrument der Rohstoff(-sicherungs-)politik
 Eigeninteresse der entwicklungspolitischen
Organisationen an der Fortführung und
Ausweitung ihrer Apparate und Kompetenzen
 Gedanke weltweiter Caritas (kirchliche
Hilfswerke)
 Wiedergutmachung der Ausbeutung der EL
während der Kolonialzeit
 Humanitäre Solidarität mit den Benachteiligten
des Planeten Erde
 Globaler Schutz der Umwelt
 Gewissensentlastung durch Almosen

62
63
Allgemeine Ziele deutscher
Entwicklungspolitik (I)
1. Politisch-humanitäres Ziel
„Förderung des wirtschaftlichen und sozialen
Fortschritts der Entwicklungsländer in einem
System weltweiter Partnerschaft… um die
Lebensbedingungen der Bevölkerung in diesen
Ländern zu verbessern…“
[Entwicklungspolitische Konzeption 1973]


sozial-ethische Motive
Entwicklung als Bedingung der Stabilität des
internationalen Systems
2. Immunisierung der jungen Staaten Afrikas und
Asiens gegen kommunistische/sozialistische
Außeneinflüsse bzw. innere Radikalisierung
64
Allgemeine Ziele deutscher
Entwicklungspolitik (II)
3. Durchsetzung der Hallstein-Doktrin bei
Schlüsselstaaten der Blockfreien; Honorierung
von Wohlverhalten in der deutschen Frage
4. Langfristige Erschließung von Absatzmärkten
und Investitionsmöglichkeiten; langfristige
Sicherung der Rohstoffzufuhr für die deutsche
Industrie
Dominanz sicherheits-, außenwirtschafts- und
beschäftigungspolitischer Kriterien
65
Die vier Leitmotive deutscher
Entwicklungspolitik
Die Bundesregierung will mit ihrer Entwicklungspolitik
dazu beitragen,
 die weltweite Armut zu bekämpfen,
 die Umwelt zu schützen,
 den Frieden zu sichern und Demokratie zu
verwirklichen und
 die Globalisierung gerecht zu gestalten.
Dabei orientiert sich Deutschland mit seiner
Entwicklungspolitik am
 Leitbild einer global nachhaltigen Entwicklung,
die sich gleichermaßen in wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit, sozialer Gerechtigkeit, ökologischer
Tragfähigkeit und politischer Stabilität ausdrückt.
66
Quelle:
Bundesministerium für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
67
Neue Leitbilder für die
Entwicklungspolitik?
These:
 Das Ende des Ost-West-Konflikts, die Globalisierung,
die Realisation neuer Zukunftsaufgaben
(Armutsbekämpfung, nachhaltige Entwicklung) sowie
Deutschlands neue Weltstellung führen zu einem
Paradigmenwechsel in Bedeutung und
Selbstverständnis auswärtiger Politikfelder.


Gleichzeitig treiben die Fachressorts einen Prozess der
fachlichen Ausdifferenzierung der auswärtigen
Beziehungen voran: Internationalisierung der
Aufgabenwahrnehmung
Traditionelle Zuordnungen haben keinen Bestand
mehr, der Platz der Entwicklungspolitik im
Gesamtsystem des nach außen gerichteten staatlichen
Handelns ist neu zu bestimmen.
Verhältnis zur Außenpolitik
 Verhältnis zu den Fachpolitiken
 Geographisches Mandat (Osteuropa? Schwellenländer?)

68
Neue Leitbilder für die
Entwicklungspolitik?

Neu zu bestimmen ist auch das Selbstverständnis
von Entwicklungspolitik: problematisch erscheint
vor allem ihr
Traditionelles normatives Verständnis als
Objektentwicklungspolitik (Förderung der
wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung der
Entwicklungsländer)
 Neueres Verständnis als Weltentwicklungspolitik
definiert als Förderung der globalen Nachhaltigkeit

Funktionales Selbstverständnis
anstelle des normativen
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