Kognitives Training by Hasselhorn & Hager Kognitives Training = Interventions-/ Fördermaßnahmen, die darauf abzielen, kognitive Fertigkeiten, Funktonen/ Fähigkeiten zu verbessern Differenzierung Training – Coaching – Übung o Coaching = kurzfristige Optimierung einer spezifischen Testleistung (Performanz), Erfolge beziehen sich direkt auf geübte Leistungen in sehr ähnlichen Aufgaben o Training = langfristige Optimierung kognitiver Kompetenzen (zeitlich relativ stabile Fertigkeiten), Erfolge sind an der Leistungsverbesserung in trainingsunähnlichen Aufgabe abzulesen o Übung = Eigenleistung der Gecoachten/ Trainierten, Intensität der Übung ist mitentscheidend für den Grad der Zielerreichung 80er Jahre Boom der kognitiven Trainings 1. Prinzipien und Komponenten erfolgreicher kognitiver Trainings Erfolgreiche kognitive Trainings sollen: a) Eine breite Wirkung haben (Wirkungsextensität) b) Eine große Wirkung haben (Wirkungsintensität) Dilemma, da diese beiden Faktoren in antiproportionalem Zusammenhang stehen! Je allgemeiner die Trainingsinhalte, desto geringer fallen die spezifischen Wirkungen aus (d.h. kleine Wirkungsintensität), je bereichsspezifischer die Trainingsinhalte sind, desto schmaler ist der Bereich der Wirkungen (d.h. kleine Wirkungsextensität) 2 Prinzipien werden aus diesem Dilemma abgeleitet: o Bereichsspezifität der Inhalte (Wirkungsintensität, d.h. Training soll bereichspezifisch sein& der Optimierung spez. Kompetenzen dienen ) o Allgemeinheitsgrad der Inhalte (Wirkungsextensität, d.h. die spezifischen Trainingsinhalte sollen mit Komponenten angereichert sein, die so allgemeingültig sind, dass sie Transfer begünstigen) in kogn. Trainings versucht man diese zu kombinieren 5 Komponenten erfolgreicher Kognitiver Trainings: 1) Einüben bereichspezifischer Strategien = Strategien vermitteln die für den spezif. Trainingsbereich produktiv sind, Beispiel: Technik der verbalen Selbstinstruktion 2) Explizites vermittelten von Infos über Nutzen und Anwendungsmöglichkeiten der Strategien = bloßes Einüben reicht nicht, detaillierte Info über Nutzen und Grenzen der Strategien sind nötig (sog. Metakognitionen) 3) Einüben genereller Techniken und Prinzipien der Selbstkontrolle und Lernregulation = direktes Vermitteln von Metakognition, Beispiel: Überwachung des eigenen Strategieeinsatzes 4) Direktes Einüben des Strategietransfers durch Variation der Aufgabenstellungen = je ähnlicher Übungssituation und Testsituation desto wahrscheinlicher ist der Transfer, daher Forderung: an verschiedenen Aufgaben üben (multiple Kontexte) 5) Verknüpfen der Inhalte mit persönlichen Zielmotivation der Teilnehmer Zusammenfassung von Ruth -1- = Strategien sollen persönliche Bedeutung + funktionalen Wert für TN haben 2. Pädagogisch-psychologische Evaluation Genaue Handlungsanweisungen sind wichtig für kognitive Trainings, so fordert Hermann z.B. dass sie „effektiv, verlässlich, frei von schädlichen Nebenwirkungen, routinisierbar und wirtschaftlich“ sein sollen Evaluation ist unabdingbar (da kogn. Trainings nicht direkt aus Grundlagentheorien entwickelt werden) Nahziele und Fernziele: 1. Nahziele = sollen mit dem Training unmittelbar erreicht werden (was man sofort nach Training kann) 2. Fernziele = ultimate Ziel ist Erfolg bei Problemlösesit. des Alltags, z.B. wiederzufinden in Leistungsbeurteilungen über längere Spannen Empfehlung multiple Measures einzusetzen wird hier abgelehnt, da dieser Aufwand nur im Rahmen eines Forschungsprogrammes für zumutbar gehalten wird Differenzierung Wirkung vs. Wirksamkeit: o Wirksamkeit = das Training zeigt Leistungsveränderungen, verändert etwas o Wirkung = die eingesetzten Manipulationen (UVs) zeigen Veränderungen in der Richtung (Gegenrichtung), wie es die Hypothesen vorrausgesagt haben Vergleichsgruppen bei der Evaluation von Trainings: o Komponentenevaluation sinnvoll (jede Trainingskomponente wird einzeln auf ihren Beitrag zur Gesamtwirksamkeit untersucht) o Isolierte Evaluation = Trainingsgruppe mit einer KG verglichen, die a) kein Training, Wartegruppe b) kein Training, Beschäftigungsgruppe c) Kontrolltraining mit anderen Zielen (um nicht nur bei der Experimentalgruppe Hawthorne Effekten zu begegnen!) Frage beantworten, ob Training überhaupt wirksam ist in Bezug auf seine Ziele o Vergleichende Evaluation = a) Trainingsgruppe A macht neu entworfenes Training zu Strateg. vs. b) Trainingsgruppe B macht alt bewährtes Training zu Strategien Frage beantworten, ob neues Training wirksamer ist als das alte Training ! Problem: vielleicht sind beide gleich (un)wirksam 3. Wirksamkeitstrainings für kognitive Trainings Frage, welche Gütekriterien nötig um Programm wie folgt bezeichnen zu können: - wissenschaftlich fundiert - kognitives Training o 1. Das kognitive Training sollte theoretisch verankert sein und dabei so konstruiert sein, dass es adaptiert werden kann an untersch. Vorwissen (Anpassung erreichbar über veränderte Instruktionen oder unterschiedliche Aufgaben je nach Alter etc.) Zusammenfassung von Ruth -2- o 2. Spezifische Nahziele des kognitiven Trainings sollten sich in isolierten Evaluationen als erreichbar erwiesen haben (signifikante Effekte von hinreichender Größe, unter idealen Bedingungen sind Effekte von ca. 2 Standardabweichungen möglich) o 3. Der Nachweis von nahen Transferwirkungen sollte erbracht sein (Wirksamkeit des Trainings soll auch gelten, wenn es sich nicht um parallele, d.h. sehr ähnliche Testaufgaben handelt) o 4. die relative Dauerhaftigkeit der Wirkungen und der Transferwirkungen soltle nachgewiesen sein (direkt nach dem Training sind alle besser, es soll aber auch noch nach Monaten eine Trainingswirkung nachweisbar sein!) o 5. Der Nachweis von weiteren Transferwirkungen sollte ebenfalls erbracht sein (weiter Transfer auf andere Leistungen ist angestrebt – wird aber oft verfehlt und ist schwer zu erreichen!) o 6. Negative oder schädliche Nebenwirkungen sollten zumindest weitgehend ausgeschlossen sein (Demotivation, Sättigung, Langeweile sowie Deautomatisierung von vorhandenen Strategien ist zu vermeiden!) o 7. das kognitive Training sollte sich als weitgehen robust in seiner Wirksamkeit erwiesen haben (Training soll intern (von der Forschergruppe, die es entworfen hat) und extern (von anderen Forschergruppen) evaluiert sein und sich auch mit verschiedenen Trainern als wirksam erweisen) o 8. Das kognitive Training sollte nicht weniger wirksam sein als Alternativprogramme (entscheidend, wie gut das Training im Vergleich zu bereits vorhandenen abschneidet) Zusammenfassung von Ruth -3-