WARUM RELIGIÖS SEIN? EINLEITUNG Diese Aufgabe ist für 15- oder 16-jährige Schüler geeignet. Diese Aufgabe beschäftigt sich mit der Beziehung von Religion und Kultur, wobei der Fokus hier auf einer bestimmten Dimension der Kultur liegt. Die Aufgaben sollen die Beziehung von Religion und Identität herausstellen. Beeinflusst die Identität die Religion und / oder umgekehrt? Außerdem soll man über die gesellschaftliche und individuelle Funktion von Religion nachdenken. In einigen Ländern ist Religion sehr wichtig, in anderen eher nicht. Warum ist das so? Um was bereichert Religion das Leben der Menschen? RELIGION „Religion ist eine Anhäufung von Überzeugungen über die Ursachen, den Zweck und die Art des Universums, insbesondere mit Blick auf die Erschaffung des Lebens durch eine übernatürliche Kraft. Dies geschieht unter Berücksichtigung bestimmter ritueller Bräuche und eines moralischen Kodex zum Verhalten der Menschen.“ Abgesehen vom allgemeinen Glauben der Menschen an eine höhere Macht, gibt es noch viele andere Gründe für Menschen, religiös zu sein. Eine gesunde Religion schafft eine sich nahestehende Gemeinschaft von Gleichgesinnten. Die Gemeindemitglieder stehen sich nahe, weil dies die Gepflogenheiten der Religion verlangen. Auch schwache Menschen werden einbezogen. Es gibt kaum eine bessere Methode, um sich ein Leben voller toller Freunde zu schaffen. Eine gesunde Religion wird immer darauf bedacht sein, zu wachsen und zwar insbesondere in spiritueller, aber auch in mentaler und emotionaler Hinsicht. Die genaue Definition von „spirituellem Wachstum“ ist jedoch unklar (es kann in verschiedenen Religionen Unterschiedliches bedeuten). Trivialerweise ist es aber so, dass man nicht geistig wachsen kann, wenn man Agnostiker oder Atheist ist. Natürlich kann man emotional und mental wachsen, wenn man nicht religiös ist, aber eine gute Religion kann Techniken und Werkzeuge bieten, die hier hilfreich sein können. Religion bietet einen Sinn im Leben. Dieses wertvolle Angebot unterbreiten viele Religionen. Wenn man beispielsweise Christ ist, ist das Ziel mit Gott eins zu werden. Wenn man Buddhist ist, lautet das Ziel aus dem Rad der Wiedergeburt auszubrechen. Die Wissenschaft hingegen kann lediglich anbieten, sich so lange es geht „zu reproduzieren“. Das ist nicht sonderlich inspirierend. Wenn man nicht religiös ist, muss man sich etwas Eigenes überlegen. Für Viele ist das nicht weiter schlimm aber für Einige ist die Sinnlosigkeit des Lebens eine Quelle für Depressionen und Apathie. Natürlich kann man ohne Religion keine Wunder erwarten. Und Wunder können ziemlich nützlich sein. Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 1 RELIGION UND IDENTITÄT AUFGABE 1 Laut Sozialwissenschaftlern ist einer der Gründe dafür, warum immer weniger Menschen religiös sind, in der zunehmenden Individualisierung der Gesellschaft zu finden. Dies berücksichtigt nicht die Situation in den USA, aber es bietet einige überzeugende Erklärungen. In der unteren Tabelle kann man einige Eigenschaften von Individualismus und Kollektivismus finden. Individualismus Kollektivismus Individuelle Unabhängigkeit Individueller Erfolg wichtig Gruppenzugehörigkeit und Harmonie Gruppenerfolg wichtig Ich-orientiert Leben dreht sich um Eigeninteressen Leben dreht sich um Gruppe oder Interessen der Gemeinschaft Persönliche Ziele Eigenleistung wichtig Gruppenziele Gruppenleistung wichtig Einzigartig und unabhängig: Einfache Gruppen-/Familienstrukturen Angepasst und voneinander abhängig: Komplexe Gruppen- und Familienstrukturen Privatsphäre des Einzelnen: Hohe Priorität Gruppenzugehörigkeit: Hohe Priorität Kern der Familie: Eltern, Kinder Großfamilie: Großeltern, Eltern, Tanten, Onkel, Kinder Individuelle Belohnungen: Besonderheiten Wettbewerb: Hochgradig wettbewerbsfähig Gleichmäßige Verteilung von Belohnungen: Gleichstellung Kooperation: Hochgeradig gemeinschaftlich a. Ist dein eignes Land eher individualistisch oder kollektivistisch begründet? Erkläre bitte. ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 2 b. Wenn man die Eigenschaften des Individualismus und des Kollektivismus betrachtet, welche Länder in Europa wären dann eher kollektivistisch? Bitte nenne diese Länder und begründe deine Antwort. ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ COLLECTIVIST to INDIVIDUALIST Europe Idv (collectivist to individualist) . 7 Gert Jan Hofstede, September 2003 Wie könnte man den individuellen Charakter von Italien und der Tschechischen Republik erklären? c. Nun schaue dir einmal die folgende Karte an. Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 3 Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 4 Und diese hier: d: Welche Zusammenhänge kannst du in diesen beiden Karten erkennen? Gibt es eine Korrelation zwischen den Grad an Freiheit, welcher den Menschen in einem Land wichtig ist und dem Besuch von Gotteshäusern? e: THEORIE: Die Menschen, die eher individualistisch eingestellt sind, halten Religion für weniger wichtig. Finde 3 Argumente für und 3 Argumente gegen diese Theorie. ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ___________________________________________________________________________ ______________________________________________________________________ Es mag sich sehr grundsätzlich anhören, aber irgendwann im Leben beginnt man sich zu fragen, welchen Platz man in dieser Welt hat und man stellt sich die großen Fragen, wie warum man eigentlich hier ist, und was sein wird, wenn man einmal gegangen sein wird? Es Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 5 ist diese Suche bei der die Religion großen Einfluss auf die Identität haben kann. Religion kann auf diese schwierigen Fragen Antworten liefern. Andere mögen einen Sinn eher aus humanistischen Gedanken ableiten - aus der Philosophie, aus der Erklärung der Menschenrechte usw. Dies könnte eine sehr vorteilhafte Funktion der Religion sein. Zum Schließen der Lücken im Sinne des Seins. Und doch sind die Auswirkungen der Religion auf unsere Identität höchst unterschiedlich. Manche sind der Ansicht, dass Religion sie zu besseren Menschen machen würde; altruistisch, großzügig, die Bedürfnisse Anderer berücksichtigend. Doch diese Idee erzeugt auch Hass bei anderen. Es kann der Ausgangspunkt für Gewalt sein. Es ist eine echte Aufgabe, dies zu überwinden. Dies führt zu folgender Frage: Worin liegt die Beziehung zwischen Religion und Identität? Was meint Identität? Definition von Identität aus dem Lexikon: 1. Die Gesamtheit aller Charakteristiken, die einen Menschen als solchen definieren. 2. Die Gesamtheit aller Persönlichkeits- und Verhaltenseigenschaften, die ein Individuum als Mitglied einer bestimmten Gruppe ausweisen. 3. Die Qualität und der Umstand des sich verbunden fühlens mit anderen. 4. Die Persönlichkeit eines Menschen, als sich fortdauernd weiterentwickelnden Moment – bzw. Individualität. Identität kann wahrgenommen werden durch: das, was du denkst und durch das, was du tust. Beides je als Individuum und als Gruppe. Beispiel: Die niederländische Identität Populistische niederländische Politiker wie Geert Wilders behaupten, dass die niederländische Kultur und Identität zunehmend verschwinden würden. Aber was genau ist die niederländische Identität? Diese Woche helfen wir dir dabei, fünf typische Phänomene der niederländischen Identität zu verstehen. 1. Jip und Janneke Jip und Janneke sind Charaktere aus der wohl berühmtesten Kinderbuch-Reihe der Niederlande. Die beiden Figuren, der kleine Junge Jip und seine Nachbarin Janneke wurden in den 50er Jahren für eine Tageszeitung von Annie M. G. Schmidt erdacht und vom Illustrator Fiep Westendrop gezeichnet. Die Abendteuer von Jip und Janneke wurden auch ins Deutsche übersetzt (Heiner und Hanni) sowie ins Englische (Mick und Mandy), ins Chinesische (Yiyi und Yava) und ins Lateinische (Jippus und Jannica). Auch wenn die Geschichten etwas veraltet sind – denn die beiden verkörpern sehr traditionelle Rollenbilder – sind sie immer noch bei kleinen Kindern beliebt. Und nicht zuletzt auch bei jungen Eltern. Der Trick scheint darin zu bestehen, die Rollenbilder von Jip und Janneke beim Lesen rückgängig zu machen. 2. HEMA Wenn du die niederländische Kultur von ihrer besten Seite kennenlernen möchtest, solltest du einen Besuch in einem HEMA-Kaufhaus machen. HEMA verkauft fast alles. Von Unterwäsche bis zu Lebensversicherungen und Geschirr mit Bildern von Jip und Janneke (siehe Nr. 1). Es ist so, dass Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 6 einer von drei niederländischen Männern HEMA-Unterwäsche trägt und alle sieben Sekunden eine geräucherte HEMA-Wurst verkauft wird. Interessanterweise kann man beobachten, dass das Kaufkauf darauf achtet, ein möglichst breites Klientel von Menschen anzusprechen – angefangen bei denen die Sozialhilfe empfangen, bis hin zu Universitätsprofessoren. Mit anderen Worten: Jeder geht zu HEMA. 3. Kool & geit Wie bereits erwähnt, haben Niederländer eine starke Tendenz hin zum Aushandeln von Kompromissen. Dies kann man in dem Sprichwort: „De kool en de geit sparen“ (wörtliche Übersetzung: „Um den Kohl und die Ziege zu retten“, erkennen. Ähnliche Sprichwörter können auch in anderen Sprachen gefunden werden. Wie beispielsweise im Englischen „Du kannst nicht den Kuchen haben und ihn dann auch noch essen.“ Die Bedeutung ist nicht genau dieselbe. Die niederländische Vorliebe für Kompromisse wurde in den letzten Jahren unter dem Ausdruck „polderen“ bekannt. Man kann es auch als das „Poldermodell“ bezeichnen. Das ursprüngliche Verb „polderen“ meint soviel wie endlos lange mit einem Gegner zu verhandeln um zu einem Kompromiss zu gelangen. Man benutzt das Wort insbesondere, wenn es um politische Verhandlungen geht. 4. Verzuiling Während des größten Teils des 20. Jahrhunderts waren die Niederlande streng nach sozio-religiösen Linien ausgerichtet. Dieses Phänomen bezeichnet man auch als Verzuiling, also „Parzellierung“ oder auch „Versäulung“. Jede soziale und religiöse Gruppe - die wichtigsten sind die Protestanten die Katholiken, die Sozialisten, die Liberalen - alle hatten sie ihre eigene Zeitung, Gewerkschaft, politische Partei, Rundfunkanstalten, Schulen, Kindergärten, Frauenorganisationen und Altenheime. Um die Dinge noch komplizierter zu machen, wurden die Protestanten nochmals in zwei Untergruppen unterteilt. Einmal die hervormdes (übersetzbar mit reformiert) und einmal die gereformeerden (ebenfalls übersetzbar mir reformiert). 5. Oranjekoorts Während der letzten beiden Wochen haben sich die Niederlande langsam aber stetig in Orange gefärbt. Ein Phänomen, dass man als oranjekoorts (also das „Orange-Fieber“) bezeichnen kann. Wann immer es ein großes internationales Fußballturnier gibt, werden Schaufensterscheiben, Bars, Häuser und manchmal sogar ganze Straßenzüge von den Fans orange dekoriert, um die niederländische Nationalmannschaft zu unterstützen. Es ist in jedem Falle interessant, über die Ursache des oranjekoorts nachzudenken. Warum sahen die Niederländer vor den Turnieren wie „fooligans“ aus? Wahrscheinlich weil es eine sehr, sehr lange Zeit gedauert hat, bis es einen Grund gab, ein solches Ereignis wieder zu feiern. AUSFGABE 2 a. Deine Identität wird durch verschiedene Eigenschaften und Merkmale charakterisiert (multiple Identität). Was kann zu einer solchen Charakteristik dazugehören? 1. Staatsangehörigkeit (bist du Niederländer, Engländer, Deutscher oder was auch immer?) 2. Geschlecht (in welcher Hinsicht unterscheiden sich Jungs und Mädchen?) 3. Religion oder Vorstellungen vom Leben (wie kann Religion charakterbildend wirken?) 4. Alter (auf welche Weise beeinflusst das Alter deine Identität?) 5. Erfahrungen (Unterschiede zwischen reich und arm ) 6. Europäer sein (Was wäre, wenn du in Afrika geboren wärest?) 7. Wohlstand (Unterschiede zwischen arm und reich) Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 7 8. Schulbildung (Einfluss auf die Bildung) 9. Bildung zu Hause 10. Ethnische Herkunft Gib bitte für jeden der oben ausgeführten Aspekte ein Beispiel dafür, inwieweit er deine Identität beeinflusst (also was du sein möchtest, wohin du gehörst, was du denkst, wer du bist und / oder was du tust) ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________________________________________________ ________________________________________ Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 8 b. Menschen unterschiedlicher ethnischer Herkunft aus verschiedenen Ländern sagen, sie haben unterschiedliche Identitäten. Schau dir die untenstehende Karte an. A. Was Menschen machen Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 9 B. Was Menschen denken Schau dir die anderen Karten über Religion im Atlas an und mache eine Liste mit den Charakteristiken von (nicht-)religiösen Menschen Was denken sie und was machen sie in fünf unterschiedlichen Ländern Nationalität Polnisch Was denken sie Sie glauben an die Sünde/Schuld Was machen sie Sie beten auch außerhalb der Gottesdienste zu Gott Italien Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 10 c. Für manche Menschen kann Religion zuweilen überaus wichtig sein. Für andere soziale Klassen, ist das Geschlecht wichtig oder Lebenserfahrungen oder das Alter oder der Beruf. d. Gib Beispiele für Menschen an, für die Religion sehr wichtig ist. Evaluationsfragen 1. Was hast du über die Gründe gelernt aus denen Menschen womöglich religiös sein können? __________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ 2. Was hast du über den Zusammenhang von Identität und Religion gelernt? _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ 3. Welche Teile der Einheit mochtest du? _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ 4. Welche Teile der Einheit mochtest du nicht? _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________ INFORMATION FÜR DEN LEHRER Das Ziel der Lehreinheit ist es den Zusammenhang von Religion und zwei relevanten Konzepten hierzu zu erklären - Kultur und Identität. Ein Grund dafür, warum Menschen womöglich religiös sind, kann sein, dass es eine kulturelle Determinierung gibt oder zumindest eine starke dahingehende Tendenz in der Kultur zu finden ist. Ein anderer Aspekt hat mit deiner eigenen Identität und deiner eigenen Sozialisation zu tun. Natürlich gibt es auch noch eine ganze Reihe von anderen Gründen, sowohl persönliche wie auch soziale. Wenn man sich über Kultur und Identität unterhalten möchte, ist es vielleicht sinnvoll, den Text von Geert Hofstede heranzuziehen. Soziale Säugetiere Wir Menschen sind soziale Säugetiere. Sehr sozial sogar. Das zeigt sich in der Art und Weise in der wir neue Technologien nutzen, kommunizieren, uns organisieren, und miteinander handeln. Es zeigt sich in allem, was wir tun. Selbst der meist autokratische Chef ist ein Herdentier. Soziale Wechselwirkungen, auch mit Blick auf Dominanz, sind essentiell für uns. Die ungeschriebenen Regeln unserer Gesellschaft nennen sich in ihrer Gesamtheit Kultur. Kultur ist biologisch. Die Entwicklung der Zusammenarbeit zwischen der menschlichen Natur und der menschlichen Psychologie hat über eine Million Jahre gedauert. Der Wettbewerb zwischen verschiedenen Gruppen hat unsere Fähigkeiten verbessert. Kultur überträgt sich durch die Generationen trotz großer gesellschaftlicher Veränderungen. Die formalen Regeln unserer Institutionen können nicht zusammenwirken ohne Beziehungen zueinander. Und Beziehungen folgen den ungeschriebenen Regeln der Kultur. Ungeschriebene Regeln Das Schwierige an der Kultur ist, dass sie nie besonders auffällig ist. Man kann sie nicht direkt sehen, sie ist nicht direkt niedergeschrieben und sie wird nicht explizit gelehrt. Aber sie ist da! Und wir sind alle sehr gut darin. Sie hilft uns dabei zu wissen, wie man grüßt, wie man isst, wie man Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 11 handelt und alle anderen sozialen Dinge zu tun, ohne dass wir dafür ständig das Rad neu erfinden müssen. Kultur ist der soziale Kitt, der dafür sorgt, dass wir uns so verhalten, wie wir uns verhalten, und zwar ohne darüber nachzudenken. Kultur (zusammen mit vielen anderen Dingen) bestimmt auch bei vielen Dingen mit, die in unserem Leben passieren oder in unserem Beruf. Hierüber möchte ich etwas erzählen. Führung, Vertrauen, Transparenz, Management, Humor, Rechte, Religion, zusammen kann man das alles Kultur nennen. Sie spielt eine große Rolle. Interkulturelle Missverständnisse sind eben so unscheinbar, wie für die meisten von uns die Kultur selbst. Und dann ist es nämlich einfach zu schlussfolgern, dass „Die“ dumm oder unmoralisch sind, anstatt, dass sie richtig handeln, nur eben nach anderen ungeschriebenen Regeln. WORÜBER SOLLTEN DIE SCHÜLER REFLEKTIEREN: a) Unterschiede (und Gemeinsamkeiten) – Zunächst werden die Schüler angehalten herauszufinden, welche unterschiedlichen Auffassungen es von Religion gibt und welche Relevanz Religion in unterschiedlichen europäischen Ländern haben kann. Zudem werden die unterschiedlichen Auslegungsmöglichkeiten von Religion diskutiert. Hierbei haben die Schüler den Zusammenhang von Religion und Kultur unter Berücksichtigung der Sozialisation im Kontext der religiösen Erziehung, miteinander zu vergleichen. In einigen Ländern sind Identität und Religion mehr miteinander verflochten, als in anderen. b) Erläuterungen: Werte können oftmals auf eine Vielzahl von unterschiedlichen Erklärungen zurückgeführt werden. Wir können festhalten, dass eine Erklärung selten erklärt, warum Menschen unterschiedliche Werte haben. Die Schüler sollen verstehen, dass Werte aus sechs verschiedenen Dimensionen stammen können. i. Religion: die Werte unter Berücksichtigung einer Reihe von Aspekten in Bezug auf das persönliche Leben und der Gesellschaft werden mithilfe der Aufgabe diskutiert. Zudem besprechen die Schüler die Beziehung von Identität und Religion. ii. Soziales: der Aspekt der sozialen Ungleichheit in Verbindung mit Religion wird gegenständlich iii. Kulturelles: der kulturelle Aspekte von Religion (insbesondere das Konzept des Individualismus) iv. Ökonomisches: v. Politisches: vi. Geschichtliches: c) d) e) Die Werte der AoEV: Die Schüler müssen dazu in der Lage sein, sich in der Diskussion um die unterschiedlichen Werte, sich selbst zu verorten und verstehen können, dass andere Menschen ähnliche oder auch gegensätzliche Ansichten haben können. Dies wird in einigen Debatten geübt. Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 12 Kritische Perspektiven (durch Befragung, Metakognition und kritisches Denken). Diese Vorgehensweise steht in engem Zusammenhang mit den Zielen des Projektes. Vor allem die Entwicklung eines kritisch denkenden Staatsbürgers. Durch die Metakognition werden die Schüler dazu in die Lage versetzt, nicht nur die Präferenzen ihres eigenen Lernens zu erkunden, sondern auch kritisch mit den Inhalten von etablierten Theorien umzugehen und diese weiterzuentwickeln. Dies sind wichtige Fähigkeiten für das spätere Leben der teilnehmenden Schüler. Unser Ziel ist es, dass diese Fähigkeiten den Schülern auch dabei helfen sollen, einen Blick für die zukünftige Vision von Europa zu bekommen. Uwe Krause – Fontys Lerarenopleiding Tilburg 13