Van Tilburg will energieneutralen Milcherzeuger- betrieb

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Genossenschaft
Van Tilburg will
energieneutralen
Milcherzeugerbetrieb
Die Eröffnung seines energiesparenden Milcherzeugerbetriebs war am 23. Mai. Jetzt,
einige Monate später, kann
Milcherzeuger Jan Pieter
van Tilburg die ersten harten
Zahlen auf den Tisch legen:
Der Stromverbrauch ist
inzwischen um mehr als
die Hälfte gesunken.
A
uf dem Küchentisch von Milcherzeuger Jan Pieter van Tilburg in
Hellum (Groningen/Niederlande)
liegen zwei Grafiken. Sie zeigen
den Stromverbrauch einiger Tage im August.
Die erste Grafik zeigt die Situation auf dem
Betrieb von Van Tilburg, die zweite Grafik
die Lage auf einem vergleichbaren (traditionellen) Milcherzeugerbetrieb in der Gegend.
Während die Kühe gemolken werden,
verbraucht der traditionelle Milcherzeugerbetrieb viel Strom, was sich auf dem Papier
in hohen Spitzenwerten bei der Stromabnahme zeigt. Die Grafik von Van Tilburg
sieht wesentlich ausgeglichener aus. Der
Verbrauch liegt niedriger und die Spitzen
sind nicht so ausgeprägt. Rob Jacobs, der
Van Tilburg beim Bau seines neuen Stalls
beriet, ist begeistert: „Van Tilburg verbraucht
nicht nur viel weniger Strom, der Verbrauch
ist auch viel gleichmäßiger über den Tag
verteilt. Dadurch reicht bei ihm ein weniger
starker Anschluss und das kostet ihn weniger
Grundgebühr.“ Überdies: Zu hohe Spitzen
sind für Elektrogeräte besonders schädlich.
„Sie beeinträchtigen ihre Lebensdauer.
Festplatten und Leiterplatten geben eher den
Geist auf und auch Lampen gehen eher
kaputt. Mit diesem flacheren Verbrauch wird
Van Tilburg langfristig viel Geld sparen.“
Van Tilburg fasste den Entschluss für den Bau
seines neuen Stalls nicht von heute auf morgen.
Die Erweiterungspläne beschäftigten ihn einige
Zeit. „Der Denkprozess begann vor zwei
Jahren“, erzählt der Milcherzeuger. Damals
verschaffte sich Van Tilburg mithilfe des
Online-Energiescans von FrieslandCampina zum
ersten Mal einen Überblick über den Energieverbrauch seines Milcherzeugerbetriebs.
„Dieser Scan verdeutlichte, dass sich auf
meinem Betrieb noch viel einsparen ließ.“
In einer Studiengruppe lernte Van Tilburg
Rob Jacobs kennen, der Energieberater bei
L’orèl Consultancy ist. „Der Entwurf des Stalls
erfolgte nach intensiver Abstimmung mit ihm.“
Van Tilburg hat seinen Stall einerseits so eingerichtet, dass der Energieverbrauch niedrig
ist - beispielsweise durch eine energiesparende
Beleuchtung. Andererseits nutzt er die Wärme
(d.h. die Energie) der Milch seiner Kühe optimal.
Diese Energie nutzt er zum Kühlen der Milch,
für die Reinigung seiner Melkanlage und zum
Heizen seines Wohnhauses. Ein (geschlossener)
Kreis aus Eiswasser und Wärmepumpen sorgt
für die Wiederverwendung der Energie.
Speicherbehälter
In seinem neuen Boxenlaufstall steht das
wirkliche Herz des Systems: ein mit Eiswasser
gefüllter 4.000 Liter fassender Speicherbehälter. Das Eiswasser fließt während des
Melkens durch einen Plattenkühler. Dadurch
kühlt die Milch von etwa 32° C auf etwa 7° C
ab, bevor sie in den Kühltank fließt. Das
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Milch Nummer 34 September 2014
ohnung
Wohnung
oiler W
Boiler
B
56°C
52°C
(37 °C)
Milch (37
Erwärmung
Wohnung
Wohnung
warmes
warmes
Wasser
Wasser
Kältespeicher
Kältespeicher
Plattenkühler
Plattenkühler
4,6°C
51°C
69°C
67°C
1,4°C
(7°C)
Milch (7°C)
tlere
mittlere
oiler mit
Boiler
B
emperatur
Temperatur
T
Wärmepumpe
Milchtank
Milchtank
Die Investitionen
amortisieren sich innerhalb von sieben Jahren
erwärmte Eiswasser fließt in den Speicherbehälter zurück. Zu einem späteren Zeitpunkt
kühlt die Wärmepumpe dieses Wasser wieder
auf 2° C herunter. Mit der dabei freigesetzten
Wärme wird Wasser erhitzt. Dieses Wasser
wird für verschiedene Zwecke verwendet,
zum Reinigen des Milchtanks und der Milchanlage sowie zum Heizen des Wohnhauses
von Van Tilburg. Die Anlage versorgt sogar die
Dusche im Haus mit heißem Wasser. „Die Kapazität reicht aus, um Betrieb und Wohnhaus auch
im Winter zu beheizen“, sagt Van Tilburg. Das
Besondere ist, dass auch die Milch im Milchtank mit Eiswasser gekühlt werden kann.
„Dadurch können wir die verfügbare Wärme
noch besser nutzen.“ In den Niederlanden
wird Rohmilch meistens mit Kältemitteln auf
Basis von Freon gekühlt. „Im Ausland ist
Geringerer Verbrauch, weniger Spitzen
Ampère
80
traditioneller Milchviehbetrieb
Ampère
Milchviehbetrieb van Tilburg
60
60
40
40
20
20
0
0
0 Stunden
48 Stunden
Boiler
Boiler hohe
emperatur
Te
Temperatur
Wärme aus der Milch
optimal genutzt
Milch (4 °C)
80
ster
Wärmebooster
Wärmeboo
0 Stunden
48 Stunden
Der Verbrauch von Elektrizität auf einem traditionellen Milchviehbetrieb (links) und
van Tilburg (rechts). Van Tilburg verbraucht weniger Energie, der Verbrauch ist gleichmäßiger verteilt und die Spitzen sind weniger hoch.
Van Tilburg spart mehr als
50 Prozent Energie, er melkt
derzeit rund 110 Kühe. Durch den
neuen Stall kann er auf 145 Kühe
wachsen. Er realisierte im Mai
einen neuen, energieneutralen
Stall, in dem die Wärme durch
das Eco 200-System optimal
genutzt wird (siehe Illustration)
Kühlen mit Eiswasser aber nicht unüblich.“
Energieneutral
Letztlich möchte Van Tilburg einen Stromverbrauch von 20 bis 25 Kilowattstunden
je 1.000 Kilogramm Milch erreichen. Das
wären 50 bis 70 Prozent weniger als auf
einem gewöhnlichen Milcherzeugerbetrieb.
Jacobs erwartet, dass die Stromrechnung von
van Tilburg von 14.000 Euro auf 5.000 bis
6.000 Euro sinkt. "Die Investitionen amortisieren sich in sieben bis acht Jahren. Sofern
van Tilburg die steuerlichen Möglichkeiten
optimal zu nutzen weiß, könnte dies auch
in kürzerer Zeit geschehen."
Auf die Dauer möchte Van Tilburg in eine
Photovoltaikanlage investieren und in Bezug
auf Strom Selbstversorger werden. „Aber
dann muss erst absolut klar sein, wie viel
Strom dieser Betrieb verbraucht. Dem
muss dann die Zahl der Sonnenkollektoren
entsprechen. Ich strebe im Endeffekt einen
energieneutralen Milcherzeugerbetrieb an.“
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Genossenschaft
Milch Nummer 34 Juli 2014
Acht Regelungen, die Energie sparen
Milcherzeuger Jan Pieter van Tilburg hat
eine Menge von Regelungen umgesetzt,
um Energie zu sparen und Wärme zurückzugewinnen. Auf dieser Seite acht ins Auge
springende Maßnahmen.
Der Speicherbehälter
Der Speicherbehälter enthält
4.000 Liter: mit Eiswasser
gefüllt. Dieser Behälter bildet
das Herz des energiesparenden
Milcherzeugerbetriebs von
Van Tilburg.
Vorratsbehälter
Die Melkanlage hat einen
besonders großen Vorratsbehälter (400 Liter). „Das ist
keine Standardausführung
und musste also speziell
angefertigt werden.“ Dank
dieses besonders großen
Vorratsbehälters kann Van
Tilburg den Plattenkühler
optimal nutzen. Da die Milch
mit niedrigerer Geschwindigkeit
durch den Kühler fließt, kann
sie maximal gekühlt werden.
Schalter im Melkstand
Leuchtstoffröhren
Im Stall (und Melkstand) hängen
energiesparende Leuchtstoffröhren (T5, Farbcode 865). „LED hat
den Ruf, energiesparend zu sein,
aber diese Beleuchtung kann mit
LED absolut konkurrieren. Und
Leuchtstoffröhren geben angenehmes, gleichmäßiges Licht.“
Energiesparen ist manchmal
ganz einfach. Van Tilburg kann
vom Melkstand aus die
Vakuumpumpe ein- und ausschalten. „Die Pumpe schalte
ich erst ein, nachdem ich die
ersten Kühe vorbehandelt habe.
Dadurch spare ich Dutzende
von Betriebsstunden pro Jahr.“
Verbrauch pro Gerät
Plattenkühler
Der Plattenkühler kühlt die
Milch zurück auf 7 °C. Danach
gelangt die Milch in den Tank.
Wärmepumpe
Die Wärmepumpe senkt die
Temperatur des Eiswassers
aus dem Plattenkühler wieder
auf 2 ºC. Die dabei freigesetzte
Wärme wird zum Erwärmen des
Wassers genutzt. Ein Vorratsbehälter enthält 55 °C heißes
Wasser (Vorspülen, Heizung für
das Büro). Der andere Behälter
enthält 70 °C heißes Wasser
(für die Hauptreinigung). Dieses
Wasser kann eventuell noch
weiter erwärmt werden. Beim
Wohnhaus von Van Tilburg steht
eine vergleichbare Anlage, die
Wärme für das Wohnhaus liefert.
Van Tilburg registriert online
den Stromverbrauch einiger
Geräte (unter anderem den
der Vakuumpumpe und der
Wärmepumpe). Eine plötzliche
Änderung des Stromverbrauchs
kann beispielsweise auf
Verschleiß oder eine falsche
Justierung hinweisen. Der
Milcherzeuger kann auf
Basis dieser Informationen
viel schneller eingreifen.
Milchtank
Die Milch im Tank wird mit
Eiswasser gekühlt. In den
Niederlanden ist das außergewöhnlich, in Dänemark
beispielsweise normal. Der
(gebrauchte) Tank kommt
auch aus Dänemark.
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