Wie der Irrtum in die Welt kam

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Wir wissen so viel über andere Personen
– und so wenig über unsere eigene.
Liebe Freunde von Uranos!
Unser letztes Seminar in diesem Jahr findet in drei Wochen statt: Wir werden die Struktur
und Musterhaftigkeit unserer Persönlichkeit näher betrachten.
Sa, den 25.11.2006 – 10h bis So, den 26.11.2006 – 17h
Mond – Saturn
Wunsch und Wirklichkeit
Der Mutter-Vater-Komplex im Horoskop
Sollte die eine oder andere Pension schon geschlossen haben, helfen wir gerne weiter. Wackersberg hat
viele günstige Übernachtungsmöglichkeiten
Im Schlußwort seines Buches „Psychologie und Geisteskrankheit“ schreibt der
französische Philosoph Michel Foucault über den Wahnsinn:
„Daß die Psychologie niemals den Wahnsinn meistern kann, hat seinen guten Grund: die
Psychologie ist in unserer Welt erst möglich geworden, als der Wahnsinn schon
bezwungen und bereits vom Lebensdrama ausgeschlossen war. Und wenn der Wahnsinn
wie ein Blitz oder ein Schrei - bei Nerval oder bei Artaud, bei Nietzsche oder Roussel wieder auftaucht, so verstummt die Psychologie ihrerseits und steht wortlos vor dieser
Sprache, ..."
Der Philosoph deutet uns an, daß alles, was wir „wahnsinnig“, „verrückt“ oder in
abgeschwächter Form „unvernünftig“ nennen, nichts anderes ist als das, was wir aus
unserem Lebensdrama ausschließen. Oder anders ausgedrückt: Wir selbst „erschaffen“
durch Definition die Unvernunft und den Wahnsinn, um anschließend beide aus unserem
Lebenskreis auszuschließen und den „Psychologen“ zu überlassen. Mit allem
Ausgeschlossenen haben wir anschließend nichts mehr zu tun, da wir selbst von nun an
keinen Anteil mehr an dem „Ausgeschlossenen“ haben.
Doch wir irren.
Unsere Psyche erschafft in der Gestalt des „Ich“ eine Art eigenständige Persönlichkeit in
uns, die ausschließt. Das verführt uns zur Illusion, daß alles „Außerhalb-Seiende“ nicht zu
uns gehört – und somit auch nichts mit uns zu tun hat.
Diese „Ich-Konzeption“ hat dramatische Auswirkungen. Da wir uns sozusagen „in uns
selbst einschließen“ verkleinern wir die Welt und reduzieren sie auf unsere Perspektive
und auf unseren Bewußtseinsstand. Unsere eigene Natur erleben wir so, als wäre es die
„große Natur“, und unsere persönliche Wahrheit betrachten wir als identisch mit der
„umfassenden Wahrheit“. Psychologisch betrachtet projizieren wir unsere „kleine Welt“ auf
die „große Welt“. Die Widerspiegelung unserer Projektionen zeigt uns dann, wie recht wir
haben: Die große Welt ist eben ganz genau so, wie wir sie sehen. Daß wir lediglich in
unseren eigenen Spiegel schauen, zu dieser Einsicht ist unsere Psyche nicht fähig. Hier
bräuchten wir einen Zugang zu unserer höheren Seele, zu jenem Aspekt in uns, der die
wahren Zusammenhänge erkennen kann. Doch diesen höheren Seelenaspekt in uns
schließt unsere Psyche lange Zeit im Leben aus. Als trennende und eingrenzende Energie
in uns bildet unsere Psyche zwar unsere Eigenart und damit unsere Persönlichkeit heraus,
ist jedoch auf Grund ihrer Konstitution nur in der Lage, zu unterscheiden und zu
differenzieren, während sie übergeordnete Beziehungen und Bindungen verneint.
Die drastischen Folgen unserer „Ich-Konzeption“ können wir überall wahrnehmen. In
Beziehungen unterstellen wir dem Partner unsere eigenen Schattenseiten. Doch nicht
genug, wir greifen deswegen sogar den Partner an. So kommt es zu jener grotesken
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Situation: Wir fordern den Partner auf, jene Eigenarten und Handlungsmuster
abzuschaffen, die wir selbst aus dem eigenen Lebenskreis ausgeschlossen haben. Wer
diese Vorgänge bei sich (noch) nicht wahrnehmen kann, mag zum besseren Verständnis
in die Weltpolitik schauen. Hier können wir dieselben Vorgehensweisen stark vergrößert
betrachten. Nicht nur jeder Mensch, auch jedes Land hat seine eigene „Psyche“. Und jede
Psyche schließt stets die „eigene Art“ ein und damit eine „andere Art“ aus.
Wir hier im Westen sind z.B. stolz auf eine Regierungsform, in der Politik von Religion
getrennt ist. Damit schließen wir – ohne uns darüber wirklich bewußt zu sein - gleichzeitig
Regierungsformen aus, die Politik und Religion miteinander verbinden. Zwangsläufig
ergibt sich daraus, daß wir Staaten gegenüber skeptisch sind, in denen Politik und Religion
zusammenwirken. Und manchmal ist es nicht nur Skepsis, sonder sogar offene
Ablehnung. Das eigentlich tragische daran ist jedoch, daß wir – sogar auf der Ebene von
Regierungen und Staaten – nicht imstande sind zu erkennen, daß die „Quelle des Übels“
nicht beim anderen, sondern bei demjenigen liegt, der den (inneren) Ausschluß vollzieht.
Ohne diesen inneren Ausschluß kann im Außen keine Ablehnung entstehen – und damit
wären die Ursachen für alle Differenzen, von Haß und Krieg behoben.
Wenn wir unserer Psyche ihren eigenen Spiegel vorhalten, wehrt sie sich naturgemäß. So
kommt auf das eben angeführte Beispiel sofort das „Gegenargument“, daß man einen
„Schurkenstaat“ (oder einen „Bösewicht“) doch nicht so einfach davon kommen lassen
kann. Am Ende treibt der Schurke sein böses Spiel mit uns – und wir wären ihm gänzlich
ausgeliefert. Also bleibt uns nichts anderes übrig, als uns zu wehren.
Dieses Argument klingt logisch – doch auch der Irrtum hat seine Logik.
Wenn es tatsächlich so wäre, daß der „Schurke“ im andern (Staat oder Menschen) liegt,
hätten wir ja recht, aber dort liegt er nicht. Er bleibt stets in uns, auch wenn die Wirklichkeit
scheinbar anders aussieht. Eines läßt sich allerdings leicht feststellen: Behandelt uns
jemand als Schurke, wehren wir uns – und behandeln wir jemand anderen als Schurken,
wird er sich irgendwann mißhandelt fühlen und sich ebenfalls wehren. Wenn wir
anschließend die Gegenwehr eines Staates oder eines Menschen als „Schurkerei“
bewerten, dann hat sich der fatale Kreislauf der Täuschungen geschlossen, wir haben uns
am Ende unsere „eigene Wahrheit“ über den anderen selbst bestätigt. Und sind nun fest
davon überzeugt, daß wir schon immer recht hatten: der andere ist wirklich ein Schurke.
Wer daran zweifelt, kann ja sein Beziehungsgefüge näher betrachten und sich diejenige
Eigenart seines Partners (oder Mutter oder Vater!) herausgreifen, die er am wenigsten
mag. Sofort wird er erkennen, daß er diese Eigenart mißachtet und vermutlich permanent
angreift. Diese seelische Mißhandlung ruft irgendwann Gegenwehr des Partners hervor,
wodurch die angegriffene Eigenart noch stärker zum Vorschein kommt. Wer hier
innehalten kann, um sich selbst zu beobachten, wird entdecken, daß alles Äußere nur
Widerspiegelung meines inneren Dramas sind: Ich selbst bin Drehbuchautor, Regisseur
und Mitdarsteller, lediglich die Bühne teilt der andere mit mir.
Am vergrößerten Beispiel ist es für uns möglicherweise leichter zu sehen, wie und wo
Ablehnung und Ausschluß entstehen, weil unsere Psyche hier nicht so stark involviert ist.
Dennoch gilt für jeden Einzelnen von uns Analoges. Wir leben aus unserem „Ich-Konzept“
heraus, verteidigen es und bekämpfen das Ausgeschlossene. Für uns stellt sich die Frage,
wie wir aus diesem Kreislauf der Täuschung herauskommen?
An sich ist die Antwort einfach, sie lautet: durch „Ich-Erkenntnis“. Die erste Stufe (und
Hürde) auf dem Weg der Selbsterkenntnis ist die Kenntnis über unsere eigene Person und
unsere Eigen-Art. Erst wenn wir wissen, was wir ausschließen und in die Welt
hinausprojizieren, oder anders ausgedrückt: erst wenn wir den Kreislauf unserer
Täuschung durchschauen, besteht eine reale Chance, uns zu wandeln und über unsere
Persönlichkeit hinauszuwachsen.
Helfen kann und soll uns dabei die Astrologie. Sie beschreibt nicht nur den „ganzen
Menschen“, sondern auch jenen Teil unserer Person, der das „Ich“ bildet. Wenn wir ein
Horoskop betrachten, entdecken wir einen Kreis im Kreis. Als Horoskopeigner befinden wir
uns symbolisch in der Mitte des Horoskops. Als erstes umgibt uns der Kreis der 12 Häuser
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(= 12 Lebensbereiche), der am Aszendenten seinen Anfangs- und Endpunkt hat. Dieser
Häuserkreis beschreibt die sichtbare Welt, während der Tierkreis mit den 12
Tierkreiszeichen jene unsichtbare Welt beschreibt, die die sichtbare Welt (der 12 Häuser)
umfaßt. Hier im Tierkreis finden wir das, was wir „Lebensqualität“ nennen. Es sind die
„Werte“, nach denen wir suchen und die in uns liegen. Ihnen entspringt jenes so
Unfaßbare und Unbegreifbare, das wir Lebenssinn nennen – ohne den wir weder ein
glückliches noch ein erfülltes Leben führen können. Die Planetengötter selbst sind die
Mittler zwischen der sichtbaren und unsichtbaren Welt, über sie kommen wir in Kontakt mit
den Lebensqualitäten.
Unser „Ich“ hat astrologisch betrachtet seine Basis in Mond und Saturn. Der Mond
beschreibt das „Wunsch- und Bedürfniskonzept“, auf dem sich unser „Ich“ aufbaut. Sätze
wie „Ich wünsche mir ...!“ oder „Das hätte ich gerne ...!“ oder „Das brauche ich!“ sind
Standartsätze, die unser Ich nicht nur beschreiben sondern uns motivieren, aktiv zu
werden. Daß erfüllte Wünsche und gestillte Bedürfnisse (Mond) unmittelbar mit unserem
Wohlgefühl zusammenhängen, versteht sich von selbst. Daß dieses Wohlgefühl mit
unserer Unterscheidung von Gut und Böse einhergeht, leuchtet zwar ein, ist uns dennoch
weniger bewußt. Wir wissen, daß Ablehnung schnell zum Ausschluß führen kann, weil wir
es bei anderen Menschen unmittelbar wahrnehmen können. Doch bei uns selbst haben wir
alle den berühmten „blinden Fleck“. Um diesen blinden Fleck zu erhellen, werden wir in
dem Seminar
Mond – Saturn
Wunsch und Wirklichkeit
Der Mutter-Vater-Komplex im Horoskop
(Sa, den 25.11.2006 – 10h bis So, den 26.11.2006 – 17h)
die entsprechenden Mondpositionen genauer deuten.
Zu jedem Wunsch und zu jedem Bedürfnis gehören die Art und Weise, wie wir diese
Mond-Konzeption zu verwirklichen gedenken. Unsere Saturnposition im Horoskop
beschreibt diese Art und Weise und legt damit gleichzeitig Zeugnis ab von unserer Art zu
Denken, denn auch im Denken zeigt sich unsere Eigen-Art. In vielen Lebenslagen ist
unser Denken, Fühlen und Handeln schon längst zum instinktiven Vorgang geworden, der
jenseits der Bewußtseinsschwelle – automatisch – abläuft. Die Psychotherapie versucht
zwar, die Mechanismen und instinktiven Muster unserer Persönlichkeit aufzudecken, tut
sich aber schwer damit, weil sie den „Blick für das Ganze“, den das Horoskop bietet, nicht
zur Verfügung hat. Obendrein gehorcht die Psyche einem „Selbsterhaltungstrieb“ und
wehrt sich mitunter heftig gegen die Aufdeckung ihrer Muster: Weil sie in der kleinen
Wahrheit wurzelt, muß sie sich instinktiv gegen die umfassende Wahrheit verteidigen.
(Z.B. sind viele Rechtfertigungen nichts anderes als Selbstverteidigungsbemühungen
unserer Psyche. Indem wir „etwas im Außen“ rechtfertigen, rechtfertigen wir uns selbst!) .
Am deutlichsten offenbart sich diese Verteidigungsstrategie am Mutter-Vater-Thema.
Obwohl unserer Geburt ein Zeugungsvorgang vorausgeht, an dem einzig unser Vater und
unsere Mutter beteiligt sind, wollen wir oft die Zusammenhänge zwischen Eltern und Kind
nicht wahrhaben. Je weniger wir mit unseren Eltern einverstanden sind, um so mehr
neigen wir dazu, eine „Ähnlichkeit“ mit unseren Eltern auszuschließen. Lehnen wir z.B.
eine bestimmte Eigenart unserer Mutter ganz ab, schließen wir genau diese Eigenart – im
doppelten Sinne des Wortes – bei uns aus. Derart von uns ausgeschlossen geht diese
Eigenart in die Projektion, um uns nicht nur in unseren Eltern, sondern auch in unseren
Partnern, Kindern oder Vorgesetzten zu begegnen. Hier bekämpfen wir sie dann wie einst
Don Quichote die Windmühlen, ohne je eine Chance zu besitzen, diese Schatten zu
besiegen.
Die Astrologie bietet hier u.a. den Vergleich zwischen den Horoskopen an. Hier zeigt sich
schnell die Resonanz zwischen Eltern und Kinder. Und es zeigt sich in der Stellung von
Mond und Saturn in unserem eigenen Horoskop, wie sich unsere Persönlichkeit
manifestiert – und was unsere Persönlichkeit ausschließt. Das zu wissen und dieses
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Wissen durch Selbstbeobachtung zu festigen, schafft die Voraussetzung dafür, daß wir
eines Tages über jede gesetzte Grenze hinauswachsen können.
Der Weg der Erkenntnis hat drei Stufen:
„Ich-Erkenntnis“ – „Selbst-Erkenntnis“ – „Selbstverwirklichung“.
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