Die politische Persönlichkeit des Jahres 2009 Zur Entgegennahme der Auszeichnung Sehr geehrte Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft – zuerst einmal bin ich, ich hoffe, ich darf das so sagen, verlegen, ob dieser Auszeichnung! Verlegen heißt, dass ich eigentlich irgendwo anders liege. Denn eine Persönlichkeit ist für mich etwas Gewordenes, sie ist etwas Festes und Bestehendes. Von einer Persönlichkeit spricht man als von jemandem, der etwas geworden ist, sie ist etwas, das in der Außensicht besteht, sie ist ein Element der öffentlichen Welt. Ich selbst kann mich nicht so verstehen. Ich bin mir zuallererst etwas Werdendes und nicht etwas Gewordenes, ich erlebe mich nicht von außen, wie andere Menschen mich ausschnittweise in bestimmten meinen Handlungen erleben, sondern als etwas, das sich nicht mit seinen Handlungen identifizieren läßt, das auch andere Möglichkeiten seiner selbst kennt, vor allem aber als etwas, das immer schon über seine Handlungen hinaus ist. Ich bin also verlegen, denn ich liege dahinter und ich liege vorneweg, so, dass ich mich frage: bin ich das, was als politische Persönlichkeit bezeichnet wird? Und ich wundere mich, ich wundere mich, dass eine solche Fotographie mit diesem Titel von mir entstanden ist. So weit mein existenzielles Empfinden. Wenn ich aber auch immer schon irgendwie über mich selbst hinaus bin, dann so, dass mein Wille an eine Sache, an eine Idee, freilich, an viele Sachen, an viele Ideen gebunden ist. Und die Sache mit der Demokratie ist mir eine der wichtigsten. Deshalb bin ich Ihnen von der Gesellschaft für Politikwissenschaft sehr sehr dankbar für diese Auszeichnung. Ja, ich bin auch der, der für mehr Demokratie kämpft, ich bin auch der, der die Näherung an die Idee der Demokratie zu betreiben versucht, weil er das als notwendige Bedingung sieht für menschliches Leben, das im Einklang leben kann mit sich selbst und der Welt, der menschlichen und der natürlichen: Einklang durch Abstimmung. Ich bin froh über diese Auszeichnung, weil es mir um die Sache der Demokratie geht, weil sie diese Sache fördert, weil sie ihr Gewicht gibt. Dass jemand ausgezeichnet wird, der von der Mangelhaftigkeit der geltenden demokratischen Regeln, ja des gesamten politischen Systems ausgeht und seine grundlegende Erneuerung und Reformierung betreibt, die letztlich eine Revolutionierung sein kann, das ist das eigentlich Wertvolle an dieser Auszeichnung, dass also das Streben nach Verwirklichung von Teilhabe und Mitverantwortung aller am Zustandekommen und am Gelten von politischen Entscheidungen ein auszeichnungswürdiges Bestreben ist. Diese Auszeichnung ist in der Öffentlichkeit die wissenschaftliche Akreditierung der Tätigkeit der Initiative für mehr Demokratie, die völlig im Kontrast steht zum Credo der politischen Autorität und auch der politischen Praxis. Es ist die wissenschaftliche Bestätigung einer Notwendigkeit. Ich nehme die Auszeichnung gerne an in Vertretung aller Menschen, die in und mit der Initiative den Weg zu mehr Demokratie gehen. Wo kommen wir her? Von der Erfahrung, wie Menschen in dieser so unvollständig, wir sagen gerne, nur halb ausgebildeten Demokratie, als Vernunftwesen und in ihrer menschlichen Würde mißachtet und beleidigt werden. Mit meiner Arbeit im Ökoinstitut bis vor 15 Jahren habe ich erfahren müssen, dass in der Politik nicht vernünftige Argumente, sondern Machtpositionen zählen, Menschen ausgegrenzt und erniedrigt werden. Ich bin zur Überzeugung gekommen, dass Herrschaftsverhältnisse grundsätzlich schiefe Verhältnisse sind, in denen wie selbstverständlich, quasi natürlich, Interessen bedient werden und nicht das Wohl aller zählt. Vor fünfzehn Jahren war Direkte Demokratie ein Fremdwort, ein Niemandsland. Um es zu bebauen waren nur die Überzeugung von ihrer Notwendigkeit, waren Geduld und Ausdauer nötig, vor allem, um das Ohnmächtigkeitsgefühl der Menschen zu überwinden, ihre Gleichgültigkeit als Schutz vor weiteren Enttäuschungen. Was es da gebraucht hat, war vor allem Ermutigung. Für die politische Vertretung hat dieses Anliegen in der Regel immer so weit außerhalb ihres Vorstellungsvermögens gelegen, dass sie völlig unvorbereitet mit unseren politischen Initiativen konfrontiert war. Das hat bis zuletzt, bis zum Höhepunkt unserer langjährigen Arbeit, der ersten landesweiten Volksabstimmung am 25. Oktober 2009, gegolten. Bis dahin haben wir es wirklich geschafft, in einem, wenn auch zunehmend negativen, so doch unserer Sache förderlichen Kontext, in vielen Menschen Hoffnung wach werden zu lassen, dass politische Mitbestimmung doch noch möglich ist. Sie ist in der Volksabstimmung für die politische Vertretung in unumgehbarer Weise zum Ausdruck gekommen. Der Begriff „Volksabstimmung“ ist zum Wort des Jahres erklärt worden, wir haben den Stiftungspreis für Zivilcourage bekommen und jetzt erklären Sie mich auch noch zur politischen Persönlichkeit des Jahres 2009. Da ist eine neue Realität geschaffen worden. Das ist eine wunderbare Erfahrung! Ich bin sicher, wir bekommen jetzt eine bessere Regelung, mit der Direkte Demokratie bei uns real praktizierbar wird. Auch einzelne Gemeinden beginnen die politische Mitbestimmung nicht mehr als von oben gewollte, aber in ihrer Anwendbarkeit mißachtete Formalität, sondern als etwas wirklich Föderungswürdiges zu verstehen und zu behandeln. Unsere Botschaft reicht, andere Initiativen verstärkend, bis nach Rom und nach Brüssel. Ich meine, wir haben indirekt auch etwas im Rahmen der repräsentativen Demokratie bewirkt, wir haben die dialogfähigen Kräfte gestärkt. „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit – ein Fortschritt, den wir in seiner Notwendigkeit zu erkennen haben.“ G.W.F. Hegel, Vorlesungen zur Philosophie der Weltgeschichte An diesem Bewußtsein wollen wir weiter arbeiten in der Vorstellung mitgeholfen zu haben, dass, Hegelisch gesprochen, der Geist zu sich kommt. Prof. Günther Pallaver hat im Anschluss an meine Gedanken dann sinnträchtig mit einem weiteren Hegelzitat seine Hoffnung und seinen Wunsch für das Bestreben der Initiative für mehr Demokratie ausgedrückt: „Ist das Bewußtsein revolutioniert, kann die Wirklichkeit nicht mehr standhalten.“ &&&&&&&&&&&& Was auf dem Spiel steht, wird, denke ich, ganz gut veranschaulicht in einem Kunstprojekt von Ursus Schwarz, das leider noch nicht seinen Weg auf die Bühne gefunden hat. Hier ein aussagekräftiger Auszug: „DIREKTE DEMOKRATIE EUROPA & PLANET ERDE WELCHE ZUKUNFT ? “ ein Künstler Projekt von Ursus Schwarz Und wie bitte kann sich nun die Entwicklung des Bewusstseins und die Entwicklung des menschlich „POSITIVEN“ Potentials gesamtgesellschaftlich verbessern und beschleunigen? Indem die Menschen lernen, Verantwortung zu übernehmen für alles, was sie tun oder eben nicht tun! Doch genau das wird in der westlichen Gesellschaft weitgehend verhindert. Wirkliche Verantwortung übernehmen die Menschen, die selbstbestimmend leben. Doch in einer Gesellschaft, in der man vielleicht nur alle vier Jahre eine Partei wählen kann, die dann alles weiter über die Köpfe der Bürger hinweg regelt, ist man von wahrem selbstbestimmten Leben sehr weit entfernt. Deshalb ist Direkte Demokratie, wo die Bürger zu allen wichtigen Fragen des gesellschaftlichen Lebens gefragt werden und mitbestimmen können, der beste Entwicklungsfaktor für das positive humane Potential und des Bewusstseins. Aber auch die soziale Kompetenz, Selbst – und Mitverantwortlichkeit wird dadurch direkt gefördert. (Dies ist eine empirisch und wissenschaftlich erwiesene Tatsache.) Denn Menschen, die dauernd ignoriert werden und über deren Köpfe hinweg alles entschieden wird, werden tendenziell selber zu Ignoranten und Egoisten. Die EU Krisensitzung: Die Situation: Aus wirtschaftlichen Gründen ( z.B. auch wegen der jahrelange ungebremsten Umverteilung zu Gunsten der Reichen auf Kosten der Mittelschicht und Armen, aber auch wegen der Globalisierung und Abwanderung der Arbeitsplätze), aus sozialen Gründen (drastische Zunahme der Gewalt) und wegen der zunehmenden Umwelt- und Klimaproblematik nehmen die Spannungen in der EU Gesellschaft ständig zu. Die Spannungen in der Gesellschaft können trotz immer rigoroser werdenden elektronischer Überwachung und nach Polizeistaat anmutenden Verhältnissen, kaum mehr kontrolliert werden. Man braucht kein Prophet zu sein, um die Gesellschaft in einem Gewaltchaos und bürgerkriegsähnlichen Zustand versinken zu sehen. Die Europäische Kommission aber auch der Europarat halten Krisensitzungen ab, die z.T. auch geheim sind. Es zeichnen sich zwei Positionen ab. Die der Falken einerseits und der Tauben andererseits. Die Falken setzen auf Krieg und erklären an der Sitzung gerade, dass dies in der Geschichte der Zivilisation immer wieder vorgekommen sei und ein bewährtes Mittel ist, wie die Macht-Eliten ihre Macht erhalten und durch die Phase der Gewalt und des Chaos hindurch retten können. Man organisiert einen Feind, ruft Kriegsrecht aus, zieht in den Krieg und vieles wird zerstört. Die Menschen sind total angstbestimmt und unter dem Kriegsrecht viel besser kontrollierbar. Zudem wird am Krieg und dem nachfolgenden wieder nötigen Aufbau sehr viel Geld verdient .... . All dies dient dem Machterhalt der Elite. Die Fraktion der Tauben, die auf Frieden setzen, ließen Experten aus einem friedlichen, Direkt-Demokratischen und neutralen Land auftreten, das schon über 130 Jahre Erfahrung hat mit der Direkten Demokratie und als eines der erfolgreichsten und friedlichsten Länder gilt. Die Ausführungen dieser Experten lauteten in etwa: Die inneren Probleme Europas können niemals durch einen Krieg gelöst werden, das zeigen über 2000 Jahre imperiale Geschichte. Die Ursachen der sozialen wirtschaftlichen und ökologischen Probleme, Spannungen und Krisen gehen auf die Jahrzehnte, ja Jahrhunderte lange Ausbeutung und Bereicherung der Elite auf Kosten der Umwelt, der arbeitenden Mehrheit, der Working poor und der Mittelschicht zurück. Und dies wiederum geht auf eine psychologisch evolutionäre Programmierung des Menschen zurück, dass das Ego der Chef ist. Diese Intelligenz des Egos hat über die Jahrtausende ein System entwickelt, das die größten Egoisten ganz an die Spitze des Systems hinaufbringt und sie dort entsprechend Macht ausüben und sich bereichern können. Die negativen Folgen davon sind heute ganz klar erkennbar und bringen Europa und die Welt auf verschiedenste Weise an den Rand des Abgrunds und zur Selbstzerstörung. Das beste Gegenmittel ist die demokratische Machtkontrolle der Mächtigen. Damit dies auch wirklich zum Tragen kommt, braucht es die Direkte Demokratie. Bei diesem System brauchen sich die Reichen nicht zu fürchten. Denn wie die Erfahrung zeigt, hat mit dem Direkt-Demokratischen-System noch kein Volksentscheid die Reichen enteignet. Ganz im Gegenteil, es konnte sich unter diesem System eine namhaft verbesserte Rechtssicherheit, soziale Sicherheit, wirtschaftliche und ökologische Sicherheit, sowie konnte eine bessere Integration und mehr Wohlstand für alle erreicht werden. Es gibt namhafte Studien die Belegen, dass die Menschen unter einem System der Direkten Demokratie glücklicher, verantwortlicher, bewusster, und sozialer sind. Was heißt das für Europa? Wenn dieses Direkt-Demokratische-System in der EU eingeführt wird, können sich die Menschen bei der Lösung aller wichtigen regionalen, nationalen und globalen Problemen selbst mit einbringen. Dies hat die Wirkung, dass sie sich ernst genommen fühlen, baut Frustration und Aggression ab und führt meist zu den jeweils besten Lösungen gesellschaftlicher Probleme. Dies, weil nicht nur einige Chefs, Experten und Machtlobbys entscheiden, sondern weil sich das gesamte humane Potential mit einbringen kann in den Entscheidungsfindungs-Prozess. Alle Anwesenden wussten intuitiv, dass die Tauben recht haben, zumal sie zusätzlich stapelweise geschichtliche, wissenschaftliche und wirtschaftliche Untersuchungen an alle Teilnehmer verteilen ließen, die ihren Lösungsvorschlag untermauerten. Zudem zeigten sie auf, dass ein Krieg im heutigen Europa derart verheerend ausfallen würde, dass sich die europäische Zivilisation davon nicht mehr erholen würde. Dies unter anderem wegen den Hunderten von Atomkraftwerken, die in einem Krieg natürlich höchst gefährdet wären. Aber auch, weil heute, bei den global schwindenden Ressourcen, zu wenig für einen Neuaufbau vorhanden wäre. Zudem kommt die schon bestehende UmweltProblematik noch dazu. Es wurde auch davor gewarnt etwa dem dummen Beispiel der USA unter der Führung der Bush Administration in den vergangenen Jahren zu folgen, was den US Amerikanischen Staat und die Gesellschaft an den Rand des Bankrotts geführt hat. Der Vorschlag der Tauben ist, Direkte Demokratie EU-weit einzuführen und dabei nicht den Fehler zu begehen, das System durch halbherzige Maßnahmen unwirksam zu machen, sondern es so zu optimieren, dass es seine Wirkung voll entfalten kann...