Kuckuckswels - Synodontis Multipunktatus

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Zierfischfreunde Hunsrück e.V. – www.zierfischfreunde.de
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Synodontis Multipunktatus (Kuckuckswels)
Erfahrungsbericht von Yvonne Ohm und Gerd Ohm-Herrmann
Synodontis Multipunktatus ist ein ca. 12 – 17 cm groß werdender Fiederbartwels, der
im Tanganjikasee / Ostafrika beheimatet ist. Im Tanganjikasee sind insgesamt sieben
Synodontis-Arten bekannt. Der Kuckuckswels trägt auf seinem silbrig-beigen
Untergrund viele unregelmäßig angeordnete schwarze Flecken. Seine Barteln sind
weiß, die Flossen einseitig weiß umrandet und auch der Bauch ist meist weiß
gefärbt. Ausgewachsene Weibchen erkennt man an ihrer Körperfülle, dem
Laichansatz. Die Männchen besitzen eine Art 1-2 mm lange Genitalpapille. Weibchen
haben an dieser Stelle meist eine leichte Wölbung. Die männlichen Tiere werden
etwa 17cm groß, die Weibchen bleiben meist etwas kleiner.
Synodontis
Multipunktatus
ist
ein
lebhafter
aber
absolut
friedlicher
Aquarienbewohner. Aufgrund seiner recht stattlichen Endgröße und der
erforderlichen Gruppenhaltung sind Becken unter 1,30 m Frontlänge bestenfalls zur
Aufzucht zu gebrauchen. Ein absolutes Muss für die Haltung erwachsener Tiere ist
somit ein Aquarium mit einer Mindestlänge von 1,30 m und mehr. Ebenso
unerlässlich ist die ausschließliche Haltung dieser Tiere in einer Gruppe! Diese
Welse fühlen sich nur in der Gruppe sicher und wohl, nur in einer Gruppe von
mindestens 3-5 Tieren entwickeln sie sich entsprechend und sind nicht scheu.
Uns hatte man gesagt, diese Welse seien überwiegend nachtaktiv, was wir allerdings
nicht bestätigen können. Wir halten Gruppen von 10-15 Tieren zusammen und
können diese auch am Tage regelmäßig beobachten. Vor allem dann, wenn es
Futter gibt oder ein Barschpaar ablaicht. Aber auch sonst zeigen sich die Tiere auch
am Tage immer wieder in der Gruppe schwimmend. Sie zeigen sich nur, wenn sich
genügend Deckung, also Aufbauten im Aquarium befindet, in die sie sich bei Bedarf
schnell zurückziehen können. In kahlen Becken mit zwei, drei in der Beckenmitte
einfach übereinandergestapelten Lochstein“chen“ werden sie sich weder wohlfühlen
noch zeigen – erst recht nicht, wenn die Welsgruppe zu klein ist. Sie klemmen sich in
die wenige Dekoration, zeigen sich nicht und hören auf zu fressen. Sie stehen unter
Dauerstress – und der ist für alle Fisch auf Dauer tödlich. Dauerstress (meist bedingt
durch schlechte Hälterungsbedingungen: Unzureichende Beckengröße/-einrichtung,
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falscher Besatz, schlechte Wasserwerte, Zuviel/Zuwenig Futter) lässt alle Fische
verkümmern, sie werden krank und sterben – auch die Kuckuckswelse.
Sie benötigen sauberes, sauerstoffreiches Wasser – wir halten sie bei ca. 25-26
Grad – in 1,50 bzw. 2m-Becken mit zahlreichen Steinaufbauten und Höhlen, in
denen sie sich zu mehreren verstecken können. Ein Teilwasserwechsel von 30 %
alle 10 Tage ist eine Selbstverständlichkeit. Wir vergesellschaften sie u.a. mit
unterschiedlichen Barschen des Malawisees, aber auch mit Frontosas.
Artgerecht gehaltene Welse sind wendige, schnelle und geschickte Schwimmer und
ziehen regelmäßig zu mehreren durch das Becken. Wenn sie in „Stimmung“ sind, hat
das manchmal etwas von einem Ballet: Beim Ablaichen stupsen sie sich
untereinander in die Seite und schwimmen im „Gänsemarsch“ Kreise drehend über
den Boden. Vorsicht ist geboten, wenn man sie umsetzt oder ein Becken ohne
Abdeckung hat: Sie springen wie die Känguruhs (auch aus dem Netz!), so dass sie
nur in Becken mit einer Abdeckung gehalten werden sollten. Bei einer
Zwischenhälterung im Eimer/Wanne unbedingt einen Deckel auflegen!
An das Futter stellt dieser Wels keine besonderen Ansprüche, jedoch sollte man
beim Kauf von Wildfängen darauf achten, dass sie bereits an die gängigen
Futtersorten gewöhnt sind. Wir füttern unsere Kuckuckswelse mit Cichliden-Sticks,
Flockenfutter und Granulat (die beiden letzteren saugen sie wie Staubsauger auf!).
Gerne nehmen sie auch Frostfutter wie rote Mückenlarven, feinen Krill oder Mysis.
Sie machen sich auch gelegentlich über die ein oder andere Schnecke her (z.B.
Posthorn- oder Schlammspitzschnecken). An dieser Stelle ist von der Anschaffung
von Kuckuckswelsen als „Schneckenvertilger“ absolut abzuraten, da sie diese nicht
in großen Mengen vertilgen und da sie bezogen auf die Beckengröße und
Wasserqualität zu hohe Ansprüche stellen, als dass man sie als „Beifisch“ einzeln
verkümmern lässt.
Dieser Wels wird auch Kuckuckswels genannt, da seine Fortpflanzungsweise dem
des Kuckucks gleicht. S. Multipunktatus schiebt seine Eier maulbrütenden Barschen
während deren Ablaichritual unter und lässt sie von ihnen ausbrüten. Die Eier der
Welse schlüpfen in den Mäulern der Barsch-Ersatzmütter um Tage schneller als die
sich mit ihnen im Maul befindlichen Barscheier und fressen diese, aber auch die
geschlüpften Barschjungen kurzerhand nach und nach auf. Die Welseier sind im
Vergleich zu den Barscheiern um einiges größer - die geschlüpften Welsjungen sind
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ebenfalls größer als die frisch geschlüpften Barschjungen, so dass diese keine
Chance haben. Sobald die Barschmutter sie das erste Mal aus dem Maul entlässt,
verschwinden die kleinen Welsjungen blitzschnell im Lochgestein. Es kommen bei
uns auch in gut besetzten Becken immer einzelne Exemplare durch, ohne dass wir
sie herausfangen und umsetzen. Die meisten werden jedoch vom übrigen
Beckenbesatz verspeist, wenn man sie nicht getrennt großzieht. Das
Unterschummeln der Eier bei einem ablaichenden Barschpaar geht blitzschnell, ein
Welsweibchen oder mehrere verfolgen das Barschweibchen im Trupp verfolgt von
mehreren Welsmännchen. Die Welse sind dabei äußerst hartnäckig und nicht
zimperlich. Einige Barscharten versuchten bei uns die Welse während es Ablaichens
zu verjagen – keine Chance. Wir konnten beobachten, dass unser größtes AhliMännchen (Sciaenochromis Fryeri / Ahli ist ein recht groß werdender maulbrütender
Buntbarsch des Malawisees) bei dem Versuch, die Welse zu vertreiben immer
wieder einige von ihnen am Schwanz packte und ans andere Ende des 2m-Beckens
„trug“, um sie dort wieder loszulassen. Allerdings war der Wels den er gerade loslies
schneller als er selbst zurück bei dem wartendenden Barschweibchen und mischte
sich weiter unbeeindruckt in den Ablaichvorgang ein. Nicht ungefährlich ist es, wenn
ein recht kleines Barschweibchen zuviele Welseier ins Maul aufnimmt – der Raum für
die geschlüpften Welse ist zu klein, der Vorrat an ihrem Erstlingsfutter (Barscheier)
zu gering. In dieser Konstellation fressen sich die Welse entweder selbst und am
Ende bleiben einem nur ein oder zwei Welsjunge, oder – sollte es genug Barscheier
zum Fressen gegeben haben – verletzt sich das Barschweibchen wenn es versucht,
ihren vermeintlichen Nachwuchs im Maul zu behalten obwohl zu wenig Platz ist. Wir
haben ein Ahli-Weibchen erlebt, dem der Kehlsack einriss. In extremen Fällen ist es
– je nach Anzahl der Welseier – sogar denkbar, dass das Barschweibchen daran
erstickt. Man sollte also nur ausgewachsene Barschdamen zu den Welsen setzen
und dann auch nicht unbedingt die kleinsten Arten. Wir haben die Welse bisher recht
erfolgreich unter anderem mit Hilfe von verschiedenen Aulonocaras, mit
Pseudotropheus Estherae Red Red, aber auch mit Ahlis nachgezogen.
Übrigens ein Tipp in Bezug auf Medikamenteneinsatz: Vielfach liest man, Welse
würden den Einsatz verschiedener Medikamente nicht überleben. In unseren
Anfangszeiten überließen wir unser Malawi-Becken ohne ausreichende Vorbereitung
einer unerfahrenen Urlaubsvertretung. Bei der Rückkehr war das Wasser wegen
akuter Überfütterung umgekippt. Trotz sofortigen Wasserwechsel hatten sich einige
Fische einen Ichtio eingefangen. In Sorge um unseren wertvollen Bestand haben wir
die Mittel Esha und Exit eingesetzt und konnten unsere Fische und Welse retten
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(heute portionieren wir das Futter für jeden Tag wenn wir wegfahren, so dass sich
sowas nicht wiederholen kann). Die Kuckuckswelse - aber auch unsere in demselben
Becken gehaltenen Ancistrus-Welse haben diese Behandlung schadlos überstanden.
Die gesamte Kuckucks-Gruppe erfreut sich heute - 6 Jahre nach der Behandlung
bester Gesundheit. Bei der Behandlung mit Exit muss übrigens immer auf eine gute
Durchlüftung/Durchströmung des Wassers geachtet werden (am besten eine starke,
große Sauerstoff-Sprudel-Leiste ins Becken einlegen für die Dauer der Behandlung).
Nach langjähriger Haltung, Nachzucht und Beobachtung dieser Welse weisen wir
nochmals besonders darauf hin, dass eine Einzelhaltung weder artgerecht noch
angebracht ist. Wer sich mit diesen Welsen beschäftigt und sie in der Gruppe erlebt
hat weiß, dass eine Einzelhaltung Tierquälerei ist und dass nur eine Haltung in einer
entsprechend großen Gruppe (absolutes Minimum: 3 Tiere) für den Aquarianer
Freude am Beobachten und Hältern der Tiere bringt und für die Tiere geeignete
Lebensbedingungen.
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