Nördlinger Ries und Steinheimer Becken

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Mineralogisches Museum
Universität Würzburg
Nördlinger Ries und Steinheimer Becken
Nördlinger Ries und Steinheimer Becken: Ein Doppelimpakt
Etwa 130 km südöstlich von Würzburg liegt, eingesenkt in den Mittelgebirgszug der SchwäbischFränkischen Alb, die nahezu kreisrunde Ebene des Nördlinger Rieses. Dieses Becken mit einem
Durchmesser von rund 25 Kilometer wird heute allgemein als Rieskrater bezeichnet und ist durch
einen Kraterrand begrenzt, der sich gegenüber der Kraterebene um 60 bis 150 Meter heraushebt.
Etwa 40 km südwestlich des Nördlinger Rieses existiert ein weiterer Krater mit einem Durchmesser
von etwa 3 Kilometern, das Steinheimer Becken. Beide Krater wurden durch Meteoriteneinschläge
gebildet, das Ries vor 14,8 Millionen Jahren, das Steinheimer Becken sehr wahrscheinlich zeitgleich.
Es handelt sich hier um eine von weltweit drei bekannten Doppelimpaktstrukturen, die dadurch
entstand, dass der Riesmeteorit entweder von vorne herein einen kleineren Begleiter besaß oder kurz
vor dem Aufprall in einen größeren und einen kleineren Teil zerbrach.
Bei günstigen Sichtverhältnissen ist der
Kraterrand des Rieses vom Turm der St.
Georgskirche in Nördlingen oder vom Wallersteiner Burgfelsen gut erkennbar. Hier Blick
vom Wallersteiner Burgfelsen über das Ries
auf den östlichen Kraterrand.
Die geographische Lage von Nördlinger
Ries und Steinheimer Becken.
Ein Blick auf die geologische Karte zeigt die Eigenständigkeit dieser
wohl außergewöhnlichsten Struktur Bayerns noch deutlicher. Durch
den aus dem Einschlag eines Großmeteoriten entstandenen Rieskrater wird die Weißjura-Tafel (blau) in die südwestliche Schwäbische Alb und die nordöstliche Frankenalb gegliedert. Vor der
Weißjura-Tafel mit dem steil abfallenden Albtrauf liegen im Norden
und Nordwesten als eine zweite kleinere Stufe der Braune Jura
(braun) und weiter im Nordwesten eine weite Schwarzjura-Fläche
(grau) sowie Ablagerungen des Keupers (grün). Das im Süden,
Südosten und Osten von Auswurfmassen (Bunte Trümmermassen,
rosa) bedeckte Vorland wird als Vorries bezeichnet. Die Auswurfmassen bedeckten ursprünglich auch das Gebiet im Norden und
Nordwesten, sind dort jedoch abgetragen.
Die Rieskatastrophe
Vor 14,8 Millionen Jahren prallte ein Steinmeteorit mit einem Durchmesser von etwa 1 Kilometer
und einer Geschwindigkeit von etwa 70.000 Kilometern pro Stunde (= 20 Kilometer pro Sekunde)
nahezu ungebremst auf die tertiäre Landoberfläche. Er bohrte sich 1 Kilometer tief in den felsigen
Untergrund. Durch die erzeugte Stoßwelle mit maximalen Drucken von etwa 4.000 Kilobar (400
Gigapascal) wurden sowohl der kosmische Körper als auch der Untergrund auf weniger als die
Hälfte ihrer ursprünglichen Masse zusammengepresst. Die dadurch entstandene Erhitzung
erreichte Temperaturen von etwa 30.000 °C. Die außerirdische Materie und der Untergrund
verdampften explosionsartig in einem riesigen Feuerball mit einer Zerstörungskraft von 250.000
gleichzeitig gezündeten Hiroshima-Bomben.
In der Umgebung des Kraters entstand auf der
Oberfläche des Weißjuras eine typische Folge
von Impaktgesteinen: Suevit über Bunter
Breccie. Diese Abfolge kann man im SuevitBruch Aumühle bei Oettingen besonders
schön beobachten. Über chaotisch gelagerter
braunroter Bunter Breccie (überwiegend aus
Braunem Jura und Keuper) mit sehr bewegter
Oberfläche und z.T. senkrechten Grenzen hat
sich gleichmäßig der helle Suevit abgelagert
Durch den Impakt entstand schlagartig ein etwa 11 Kilometer weiter Krater. Rund 150
Kubikkilometer Gestein wurden ausgeworfen. Der Untergrund verdampfte bis in 3 Kilometer Tiefe,
schmolz auf, wurde zerschlagen und aus dem Krater herausgeschleudert. Fetzen von
geschmolzenem Gestein schossen aus dem Krater und fielen bis zu 400 Kilometer entfernt im
Gebiet der Moldau, in Südmähren und in der Lausitz als flaschengrüne bis schwarzgrüne
Gesteinsgläser, die Moldavite, zu Boden. Bis zu 1 Kilometer große Kalkstein-Schollen aus den
Gesteins-Schichten des Weißjura wurden flach zur Seite geschoben. Diese Bewegungen haben
zahlreiche auf den Krater zulaufenden Schleifspuren verursacht. Tonnenschwere Blöcke flogen
bis zu 70 Kilometer weit; sie werden als Reutersche Blöcke noch südlich der Donau und in der
Gegend von St. Gallen in der Schweiz gefunden.
Bis in eine Entfernung von etwa 50 km im Umkreis wurden chaotisch durchmengte
Gesteinstrümmer („Bunte Trümmermassen“) bis zu 30 Meter hoch abgelagert; ihr kleinerstückiges, vorwiegend aus sedimentären Gesteinen des Deckgebirges aufgebautes Gemenge
wird als „Bunte Breccie“ bezeichnet. Aus ausgeworfenem und zurückfallendem, zum Teil
geschmolzenem Grundgebirgsmaterial entstand das charakteristische, einem vulkanischen Tuff
ähnliche Ries-Impaktgestein, der Suevit („Schwabenstein“).
Durch den ungeheuren Einschlag wurde im Umkreis von mindestens 100 Kilometern allein durch
die enorme Druck- und Hitzewelle in wenigen Sekunden alles pflanzliche und tierische Leben
ausgelöscht. Das Ergebnis des Meteoriteneinschlags war die Umwandlung einer reich belebten
jungtertiären Landschaft in ein Trümmerfeld mit einem 500 Meter tiefen Krater.
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