Leopold-Franzens-Universität Innsbruck Vizerektor für Budget und Ressourcen Univ.-Prof. Dr. Manfried GANTNER Inaugurationsrede Von Manfried Gantner 4. Dezember 1999 „Die Universität ist nicht reformierbar!“ Mit diesem Satz, von ebenso seriösen und einflussreichen Menschen ausgesprochen, wurde ich in den letzten Monaten gleich mehrfach konfrontiert. Würde ich dieser Aussage Glauben schenken, so hätte ich mich, als mit dem Fach sehr glücklicher Finanzwissenschafter, nicht auf das Abenteuer „Vizerektor für Budget und Ressourcen“ eingelassen. Ich habe das Amt in dieser Zeit des Überganges auf die neuen Spielregeln des UOG 1993, hauptamtlich übernommen. Die Fülle und Intensität der mir übertragenen Aufgaben und die notwendige Professionalität verdienen die ungeteilte Aufmerksamkeit. In den wenigen Minuten meiner Ansprache möchte ich kurz die Situation skizzieren, die sich nach 4 Jahren Bemühung als Vizerektor ergeben sollte: Wir sind bei den folgenden Ausführungen in Gedanken bereits im Jahre 2003, also am Ende dieses Vizerektorats. Was sehen wir da? Beim Budget wurde in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends ein benutzerfreundliches Verfahren für die Budgetantragsstellung eingeführt. Es wird jetzt realistisch budgetiert. Briefe an den „Weihnachtsmann am Minoritenplatz“ gehören der Vergangenheit an. Die Verteilung der Ressourcen nimmt weniger Rücksicht als früher auf tradierte Besitzstände und ist transparent. Verteilungskriterien sind der Bedarf, Schwerpunktsetzungen und vor allem auch Leistung, wie sie anhand von Outputkriterien aus Evaluationsergebnissen abzulesen sind. Unterstützt werden diese Bemühungen durch ein aussagekräftiges Controlling, das auf eine flächendeckende Kosten- und Leistungsrechnung aufbaut. Der gesamte Budgetprozess wird edv-gestützt, auf der Grundlage des von der neuen Universitätsleitung begonnenen und vom BMWV unterstützten VIS abgewickelt werden. Bei den Gebäuden sollte am Ende dieses Vizerektorates eine äußerst funktionell gestaltete Geisteswissenschaftliche Fachbibliothek in Betrieb sein, die die rd. 400 000 Bände sämtlicher Institute dieser Fakultät in einem einheitlichen Katalog erfasst hat. Die Benutzer werden dort die notwendige Zahl modernst ausgestatteter Lese- und Multimediaarbeitsplätzen vorfinden. Im Bereich der Medizin wird in der Schöpfstraße 24, nach der Aussiedlung der heutigen Zahnausbildung in den Neubau der TILAK an der Anichstraße, ab 2002 ein zeitgemäß ausgestattetes Medizinisches Lernzentrum in Betrieb gehen. Das Institutsgebäude in der Fritz-Pregl-Str. 3 wird nahezu fertig generalsaniert sein. Für den Neubau eines Naturwissenschaftlichen Fakultätsgebäudes für die Chemie, die Pharmazie und die Biologie am Standort Technik wird ein Städtebaulicher und Architekturwettbewerb abgeschlossen sein. Die Gebäude der Pathologie und der Botanik werden generalsaniert sein. Wesentliche Teile der Zentralen Verwaltung, die Abteilung Gebäude und Technik, die Wirtschaftsabteilung und die Quästur im Mensagebäude am Herzog-Siegmund Ufer 15 untergebracht sein. A-6020 Innsbruck, Christoph-Probst-Platz, Innrain 52 Telefon: 0512/507-9010, Fax 2610 e-mail: [email protected] Im „Sudhaus“ der ehemaligen Adambräu, einem Welzenbacher-Bau, könnte ein „Haus der Architektur“ entstanden sein, das rd. zur Hälfte vom Architekturarchiv unser Baufakultät bespielt wird. Dort ist auch das Architekturforum unterzubringen und können Architekturwettbewerbe von Stadt und Land juriert und ausgestellt werden. Im Bereich der Wirtschaftsabteilung werden wir die Vorteile der Liberalisierung und des kräftigen Wettbewerbs auf dem Telefonmarkt, aber auch auf den Versorgungsmärkten für Strom, Gas und Fernwärme genutzt haben. Die gesamte Universität wird ihre Marktmacht flächendeckend über einen zentralen Einkauf für Geräte und Materialien zu nutzen verstehen. Es wird eine Student Chip-Card eingeführt sein, die die Inskription, Prüfungsanmeldungen, das Kopieren, das Ausleihen von Büchern in den Bibliotheken und Konsumaktivitäten in der Mensa erleichtern wird. Ferner wird eine kundenorientierte Forschungsdienstleistungsstelle eingerichtet sein. Sie wird den Forschern und den Instituten entgeltlich Verwaltungsaktivitäten im Zusammenhang mit Forschungsprojekten abnehmen. Die Inanspruchnahme von Ressourcen, wie Geld, Personal und Raum, für die Erbringung von externen Auftragsarbeiten wird zu Kostenersätzen führen, die aber an die Forschung zurück fließen. Die Universität wird sich in weit höherem Ausmaß als bisher und gebündelt in ihrer Forschung um landesspezifische Fragestellungen in Tirol und im Alpenraum kümmern Im Rahmen eines Schwerpunktprojektes sollen zusätzliche Budgetmittel für die Angewandte Informatik eingeworben sein, die sowohl den Nachholbedarf an Informatik und Kommunikationstechnologien in Forschung, Lehre und Verwaltung befriedigen, als auch neue Akzente in diesem Bereich in Forschung und Lehre setzen. Zurück in die Gegenwart: Das neue Rektorenteam um Rektor Moser hat gemeinsam mit dem Universitätsdirektor und in vollem Einvernehmen mit den Bediensteten der Universitätsverwaltung eine Verwaltungsreformprojekt begonnen, das voll auf Kurs ist: Das Ziel der Übung besteht in einer bedarfsgerechten, also kundenorientierten, aber auch kostengünstigen Erbringung der Leistungen der Zentralen Verwaltung und der Dekanate für Lehre und Forschung: Wir wollen wissen, welche Leistungen, wann, für wen, zu welchen Kosten und in welcher Qualität erbracht werden. Ich komme zum Schluss und behaupte: „Die Universität ist – oder besser: wäre reformierbar“. Sie ist reformierbar, wenn ich an all die Motivation, den Einsatz und das Engagement denke, das der ganz überwiegende Teil aller Mitarbeiter in der Verwaltung, in der Lehre und in der Forschung tagtäglich einbringt. Ungewohnt für meine optimistische Grundeinstellung muss ich meine Rede aber in Moll ausklingen lassen: „Die Universität wäre reformierbar“, wenn man uns nicht schlagartig und sehr weitgehend die finanziellen Ressourcen entzöge, wie dies vom Finanzminister in dieser Woche überfallsartig mit einer - wenig phantasiereichen - 20%igen linearen Kürzung der 2 von 3 Ermessensausgaben auch im Wissenschaftsbereich für das kommende Jahr in Aussicht gestellt wurde. Ermessensausgaben sind sämtliche Ausgaben, die keine gesetzlichen Verpflichtungen sind: Ermessensausgaben sind etwa: die Planungsaufwendungen für die neue Geisteswissenschaftliche Bibliothek, die Wettbewerbsgelder für den Natwi-Neubau, die in Aussicht gestellten Gelder für die Sanierung von Gebäuden der Pathologie und der Botanik, die Mittel für Verträge über Forschungs- und Entwicklungsprojekte (Stichwort: Projekt Verwaltungsreform), die Gelder für die Käufe von EDV- und Laborausstattungen, die Käufe von Verbrauchsgütern, aber auch die Ausgaben für Strom, Energie, Wasser, Abwasser und Reinigung. Kurz gesagt: Ermessensausgaben sind nahezu alle Ausgaben neben den Personalausgaben. Wie gesagt: „Die Universität wäre reformierbar“. Es liegt aber leider nicht nur an uns selbst, ob wir dies in der skizzierten Form auch schaffen. Universitäten müssen der Gesellschaft etwas wert sein, sonst sind sie, tatsächlich bald wertlos. 3 von 3