13. Rheinische Allgemeine PSYCHOtherapietage 25. – 27.Oktober 2007, Bonn KULTUR DER THERAPIE DER KULTUREN Psychotherapie und Psychiatrie mit Migrationshintergrund timetable - änderungen vorbehalten Uhr Donnerstag 25.10.07 Freitag 26.10.07 Schwarz: Kultur 0900 Schneider: Suizid Junglas: Krank durch Umzug Banger: Suchttherapie Gephart: Der Andere 1030 Schwarz: Erfahrungen 1100 Coskun: Elterntraining Holler-Zittlau: Kindersprache Spiske: Türken & Sucht Rittenberg-Cogan: Habasch: Traumata 1230 Multikulturelle Sensiblität 1400 Preuss: Jugendliche Lang: Ressourcen 1530 1600 1730 Berg: Essstörung interkulturell Lotterer: Joining Schwender: Afrika! Afrika! Tüschen: Scham Peseschkian: kostbare Erfahrungen Samstag 27.10.2007 Hover: Transkulturell Wegener: Kannibalismus Stein: Transgenerational Stein: Migrantengruppen Vogt: Sprache Ünal: Therapie Ab 13:00 h: Mitric: Serbien Shcherbatova: Vertrauen Ziegenbein: Versorgung Peseschkian: Globalisierung Heveling-Fischell: Sozialraumorientierung älterer Tüschen: Schämst du dich Programm in Progress Stand: 14.05.2016 u.a. Markus Banger, Bonn und Essen: Aufbau einer kultursensiblen und kulturberücksichtigenden Suchttherapie Norbert Berg, Bonn: Klinische Erfahrungen mit essgestörten Jugendlichen aus verschiedenen Kulturkreisen Asme Coskun, Köln: Elterntraining mit Migrationshintergrund Hella Gephart, Siegburg: Der Andere Gelas Habasch, Bonn: Psychische Erkrankungen bei Migranten J. Michael Heveling-Fischell, Bonn: Wege einer sozialraumorientierten Gesundheitsversorgung und –förderung älterer Migrantinnen und Migranten Inge Holler-Zittlau, Marburg: Sprache ein Schlüssel zur Welt. Die Wirkung früher Sprachstanderfassung in Kindertageseinrichtungen bei Kindern mit Migrationshintergrund und Deutsch im Zweitspracherwerb Detlef Hover, Stuttgart: Die Natur des Menschen – Möglichkeiten und Grenzen einer transkulturellen Psychotherapie Jürgen Junglas, Bonn: Krank durch Umzug Anne M. Lang, Bonn: Transkulturell kompetente Vorgehensweisen aus Ericksonschem Ressourcenorientierten Hintergrund Karin Lotterer, Bonn: Erzählen erlaubt – Joining in der Arbeit mit Familien aus aller Welt Boris Mitric, Bad Honnef: Serbien muss sterbien Nossrat Peseschkian, Wiesbaden: Eigene Erfahrungen sind teuer. Fremde Erfahrungen sind kostbar. Positiver Umgang mit der Weltkrise im Zeitalter der Globalisierung und Radikalizierung (Vortrag) Nossrat Peseschkian, Wiesbaden: Psychotherapie und Psychosomatik im Zeitalter der Globalisierung. Unter Einbeziehung von Geschichten und Lebensweisheiten (workshop) Ulrich Preuss, Bern: Jugendliche dissoziale Migranten Katherine Rittenberg-Cogan, Bonn: Multikulturelle Sensibilität – Illusion oder Realität? Eine Herausforderung für systemische Therapie mit Migranten Barbara Schneider, J. Fritze, Frankfurt: Migration und Suizid Reiner Schwarz, Köln: Kultur des Geldes Reiner Schwarz, Köln: Erfahrungen in Psychotherapien mit Migranten Georg Schwender, Bonn: Psychische Probleme afrikanischer Migrantenkinder und ihre Behandlung Stella Shcherbatova, Köln: Vertrauenstelefon für die jüdischen Zuwanderer in den jüdischen Gemeinden Köln und Düsseldorf Karoline Spiske, Erkan Kilic, Bonn: Suchterkrankungen bei türkischsprachigen Patienten Rolf Tüschen, Bonn: Hinter dem Vorhang der Scham – Der kulturelle Wandel des Sterbens Rolf Tüschen, Bonn: Schämst du dich nicht? – Scham in verschiedenen Kulturen und in der Therapie Arif Ünal, Köln: Psychotherapie mit MigrantInnen Elena Vogt, Jürgen Vogt, Köln: Sprache, Psychologie und Behandlung Bertram von der Stein, Köln: Transgenerationelle Traumatisierung verschiedener Gruppen von Migranten in Deutschland. Verborgene Traumata von Kindern und Enkeln Bertram von der Stein, Boris Mitric, Stella Shtcherbatova: Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen -Verschiedene Gruppen von Migranten in Deutschland. Chancen und Grenzen transkultureller Psychoanalyse und Psychotherapie Bernhard Wegener, Berlin: Fremdheit und Einverleibung: Realer und symbolischer Kannibalismus Marc Ziegenbein, Wielant Machleidt, Iris Tatjana Calliess, Hannover: Migrantinnen und Migranten im psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgungsalltag Prof. Dr. Markus Banger, Bonn: Aufbau einer kultursensiblen und kulturberücksichtigenden Suchttherapie Aktuell leben ca. 11. Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in der Bundesrepublik Deutschland. Die Gruppe der Migranten ist ausgesprochen heterogen. In Bonn stellen Bewohner aus den GUS Staaten unter ihnen den größten Anteil. Der Umgang mit Abhängigkeitserkrankungen in diesen Ländern ist völlig anders als der in der Bundesrepublik Deutschland. Hohe Abbruchquoten während einer stationären Entzugsbehandlung bei Abhängigen von legalen und illegalen Drogen in der Suchtabteilung und geringe Weitervermittlungsquoten in stationäre Entwöhnungsbehandlungen bei Spätaussiedlern aus dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion führten zur Notwendigkeit einer Neukonzeptualisierung. Mit finanzieller Unterstützung der Kommune konnte ein Migrationspädagoge mit eigenem Migrationshintergrund eingestellt werden. Dieser konnte in das Setting der Abteilung integriert werden und hat zu einer deutlichen Professionalisierung im Umgang mit suchtkranken Migranten aus dem Bereich der ehemaligen Sojetunion beigetragen. Aktuell konnte das Angebot für Menschen aus dem türkischen Kulturraum mit finanzieller Unterstützung des LVR erweitert werden. Ein türkischer Arzt und eine türkische Arzthelferin wurden hierzu eingestellt. Die Idee ist auch für die zweite große Gruppe von Bonner Migranten ein eigenes niederschwelliges Angebot vorzuhalten. Asme Coskun, Köln: Elterntraining mit Migrationshintergrund Verhaltensauffälligkeiten von Kindern stellen für ihre Entwicklung eine Risiko dar und wirken oft beeinträchtigend für das familiäre Zusammenleben. Häufig sind auch die Stressbelastungen der Familien, die die elterliche Erziehungsfähigkeit in mehrfacher Hinsicht einschränken und zur Reduktion emotionale und zeitliche Verfügbarkeit der Eltern für ihre Kinder führen. Dies trägt fortwährend zu einem inkonsequenten und dysfunktionalen Erziehungsverhalten bei. Dadurch erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für eine ungünstige Entwicklung und für eine Manifestierung und Stabilisierung von Verhaltensproblemen der Kinder. Verhaltensauffälligkeiten und Entwicklungsschwierigkeiten bei Kindern können am wirksamsten u.a. auch durch die Förderung der elterlichen Erziehungskompetenzen vermieden werden. Als besonders wirksam erweisen sich Maßnahmen, die möglichst früh im Entwicklungsverlauf einsetzen und an den vorhandenen Entwicklungsrisiken (z.B. neurologischen und kognitiven Defiziten der Kinder, schwierigen Temperamentsmerkmalen und Hyperaktivität, multiplen sozialen Problemlagen und Defiziten in der Erziehungskompetenz bei Familien und Eltern) ansetzen. Das KES -Kompetenztraining für Eltern sozialauffälliger Kinder- ein präventives, struckturiertes und verhaltensorientiertes Program, zielt darauf ab, die Fähigkeit der Elten für einen möglichst konsisten und emotional unterstützenden Erziehung sowie das systematische Grenzen-Setzen bei unerwünschtem Verhalten zu verstärken. Mein Vortrag, der zu Vorstellung und Erfahrung in der Durchführung mit KES in der Praxis dient, gliedert sich folgenderweisse: - Konzeption des Trainings: Methoden, Ziele, Diagnostik, Indikation für das Trainings und Rahmenbedingungen. - Aufbau des Trainings : Vorstellung der einzelnen Sitzungseinheiten - Modifizierung und Anwendung des bestehenden Trainingskonzeptes für Familien mit türkischen Migrationhintergrund J. Michael Heveling-Fischell, Bonn: Wege einer sozialraumorientierten Gesundheitsversorgung und –förderung älterer Migrantinnen und Migranten Körperliche, geistige und seelische Beeinträchtigungen setzen bei Migrantinnen und Migranten aufgrund von Belastungen in ihrer Biografie und Lebensbedingungen häufiger und früher ein als bei gleichaltrigen Deutschen. Der Bedarf an Diensten ambulanter Hilfe und Pflege für ältere Migrantinnen und Migranten wird deutlich zunehmen. Es existieren Hemmschellen im Umgang mit Einrichtungen, bei älteren Migranten fehlen oftmals Kenntnisse über Angebote der Altenhilfe. Diese Situation schafft neue Anforderungen an Gesundheits- und Pflegenetzwerke, erfordert eine stärkere Berücksichtigung dieser Menschen in der Altenhilfe. Insbesondere gilt dies auch für eine kultursensible psychiatrische/psychosoziale ambulante Behandlung und Beratung, für die Hilfe, Versorgung und Unterstützung an Demenz erkrankter Migrantinnen und Migranten. Anliegen des Workshops ist es, Ideen und Konzepte zu entwickeln um die Beratung und Betreuung älterer Migrantinnen und Migranten bedürfnisgerechter zu gestalten. Zu diskutieren ist, welche Strukturen und Angebote für eine angemessene Begleitung, Behandlung und Pflege zu entwickeln sind. Wie können älterer Migrantinnen und Migranten und ihre Angehörige besser unterstützt, ihnen der Zugang zu Angeboten der Altenhilfe und der Geriatrie/Gerontopsychiatrie erleichtert werden? Ziel stadtteilorientierter Konzepte sollte es sein durch spezifische Beratungs- und Betreuungsangebote ein längeres Leben in der eigenen Wohnung und im Wohnumfeld zu ermöglichen. Zur Person: J. Michael Heveling-Fischell (Dipl.-Sozialwissenschaftler) ist seit 2001 Seminarleiter für den Bereich „Migration und Gesundheit“ am Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen (BIM e.V.); führt in diesem Rahmen Workshops durch und veröffentlicht. Er ist Sprecher des AK „Migration und Gesundheit“ im Bonner Netzwerk MIGRANET und betreut als verantwortlicher Redakteur die Radiosendung „Migra-Funk“. Arbeitsschwerpunkt ist zur Zeit die Verbesserung der ambulanten Versorgung und Gesundheit älterer MigrantInnen in Bonn. Inge Holler-Zittlau: Sprache ein Schlüssel zur Welt. Die Wirkung früher Sprachstanderfassung in Kindertageseinrichtungen bei Kindern mit Migrationshintergrund und Deutsch im Zweitspracherwerb Kommunikation ist Sprache und ein Schlüssel zur gesellschaftlichen Integration. Untersuchungen belegen: bis zu 20% der monolingual deutscher Kinder und bis 50% der Kinder mit Migrationshintergrund zeigen Probleme in der Kommunikation und im Spracherwerb. Der Kindergarten ist ein Ort, an dem die Persönlichkeit von Kindern mit Migrationshintergrund und Problemen in Zweitspracherwerb durch eine pädagogische Kommunikations- und Sprachförderung und bei entsprechender Indikation durch eine spezifischen Sprachtherapeutische Intervention nachhaltig unterstützt und gefördert werden kann. Ausgehend von Ergebnissen Kindertageseinrichtungen wird früher in dem Sprachstandserhebungen workshop das eingesetzte in hessischen Verfahren zur Sprachstandserfassung von Kindern vorgestellt, Möglichkeiten der Kommunikations- und Sprachförderung in Kindertageseinrichtungen aufgezeigt und die Entwicklungsperpektiven von Kindern mit Migrationshintergrund an ausgewählten Fallbeispielen analysiert. Inge Holler-Zittlau: Sonderschullehrerin und Sprachheilpädagogin, Lehrkraft für besondere Aufgaben am Inst. Für Heil-und Sonderpädagogik, Abteilung Sprachheilpädagogik an der Universität in Gießen, derzeit abgeordnete Mitarbeiterin im Projekt Sprachstandserfassung in Hessischen Kindertageseinrichtungen an der JWG-Universität Frankfurt. Detlef Hover, Stuttgart: Die Natur des Menschen - Möglichkeiten und Grenzen einer transkulturellen Psychotherapie Wenn man überlegt, ob und inwieweit eine transkulturelle Psychotherapie überhaupt möglich ist, so muss man sich auch die Frage stellen, ob es so etwas wie eine universelle "Natur des Menschen" überhaupt gibt und was dies in psychotherapeutischer Hinsicht sein könnte, das allen Menschen zugleich zukommt. Für die Psychotherapie heißt dies konkret, sich ihrer impliziten und expliziten - anthropologischen Voraussetzungen bewusst zu werden. Ausgangspunkt des Vortrags ist die Definition des Menschen als "vernünftiges Lebewesen", welcher sich in zweifacher Weise angenähert werden soll: 1) von der Betrachtung des Menschen als Lebewesen, 2) aus der Perspektive des Menschen als Kulturwesen. Von solchen allgemeinen psychologisch-anthropologischen Überlegungen ausgehend, werden elementare Bestimmungen der menschlichen Existenz abgeleitet, psychische Störungsmöglichkeiten beschrieben und schließlich psychotherapeutische Verfahren diskutiert, die als möglichst "transkulturell" gelten können. Zur Person: Dipl.-Psych. Detlef Hover, Stuttgart. Studium der Psychologie und Philosophie. Psychologischer Psychotherapeut in eigener Praxis. Arbeitsschwerpunkte: Biografiearbeit, Narrative Psychotherapie, Psychotraumatologie, philosophische Grundlagen der Psychotherapie Jürgen Junglas, Bonn: Anne M. Lang, Bonn: Transkulturell kompetente Vorgehensweisen aus Ericksonschem Ressourcenorientierten Hintergrund Der Vortrag soll zeigen, dass es gerade bei Migrationskontext weniger darum geht Patienten/Klienten in Form von Expertenwissen zu begegenen. Vielmehr wirkt in aktiver Ankoppelung, in der Offenheit für Andersartigkeit, die Ressourcenhaltung und eine therapeutische Vorgehensweise, die auf den Prozess statt auf statische Fakten schaut. Die Kontexvariable des systemischen Denken bietet zudem Möglichkeiten Phänomene vielschichtiger zu begreifen und zu verändern. Zu all dem werden Tools vorgestellt. Boris Mitric, Bad Honnef: Serbien muss sterbien Zu Beginn ein Fall, der die schwierigen Übertragungs- Gegenübertragungsprozesse veranschaulichen soll, wenn die historischen Hintergründe sowohl Patientin und Therapeut auf unvorhergesehene Weise einholen und somit die Bedeutung geschichtlicher Hintergründe betont. Es folgen Information zu dem sogenannten „ehemaligen“ Jugoslawien. Prof. Dr. med Nossrat Peseschkian, Wiesbaden, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie, Psychotherapie und Facharzt für Psychotherapeutische Medizin. Begründer der Positiven Psychotherapie, Gründer und Leiter der Internationalen Akademie für Positive und Transkulturelle Psychotherapie in Wiesbaden. Intensive Forschungs- und Lehrtätigkeit in über 60 Staaten. 1997 erhielt er den Richard-Merten-Preis für Qualitätssicherung in der Positiven Psychotherapie, 2006 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Autor von 23 erfolgreichen Büchern. Langgasse 38 – 40, 65183 Wiesbaden; Tel 0611 34 11 67 5, Fax 06 11 34 11 67 6, [email protected] Diese Veranstaltungen sind nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch eine Oase der Entspannung. Ulrich Preuss, Bern: Jugendliche dissoziale Migranten Migration und der damit verbundene Wechsel der Kultur ist ein deutliches Kennzeichen der Zeit. Dass dieser Wechsel einerseits aus erlebten Belastungen am alten Lebensort und durch den Integrationsdruck in der neuen Heimat nicht zwangsläufig erfolgreich verläuft ist nachvollziehbar. Insbesondere die Kinder aus Migrantenfamilien erleben teilweise schon traumatisiert die soziale Integration als schwierig oder versagen darin. Subgruppenbildung, dissoziale Entwicklung und Kriminalität sind typische Symptome. Jugendliche sind nicht mehr mit den üblichen erzieherischen Mitteln zu steuern und Jugendhilfemaßnahmen wegen der Umfang des Risikopotentials und aufgrund des Mangels an Ressourcen häufig überfordert. Einen bedeutenden Teil der Risikofaktoren bilden psychische Störungen unterschiedlicher Ätiologie. Aus der Perspektive der unzureichenden Literaturgrundlage und den klinischen praktischen Erfahrungen mit dieser Gruppe Jugendlicher wird über die spezifischen Probleme berichtet und eine Gesamtschau möglicher sozialer und psychologisch/psychiatrischer Interventionsmöglichkeiten erstellt. Migration ist ein bedeutender Faktor dissozialer Entwicklungen und dies kann durch eine Vielzahl von Belegen gesichert werden. Zeitige Interventionen sind möglich, notwendig und diese Jugendlichen bilden eine in der Kinderund Jugendpsychiatrie unterschätzte, unterversorgte und unattraktive Patientengruppe. Schneider B., Fritze J., Frankfurt: Migration und Suizid Ungefähr ein Fünftel der deutschen Bevölkerung hat einen Migrationshintergrund. In mehreren epidemiologischen Studien wurde wiederholt ein erhöhtes Suizidrisiko für Migranten nachgewiesen. Jedoch sind aus mehreren Gründen die Ergebnisse zum Zusammenhang zwischen Migration und Suizidalität nicht eindeutig. In diesem Beitrag sollen nationale und internationale Forschungsergebnisse sowie sich daraus ergebende Ansätze zur Suizidprävention in Deutschland vorgestellt und diskutiert werden. Reiner Schwarz, Köln: Kultur des Geldes (Vortrag) Eine Gefahr in der Psychotherapie von Migranten besteht bekanntermaßen in der Absolutierung westlicher kultureller Normen, die sich von denen der Herkunftsländer unserer Patienten unterscheiden. Unser Verhältnis zum Geld ist christlich geprägt: dem Armen soll vom Reichen gegeben werden, man darf nicht prahlen und es ist illegitim, über Reichtum Macht und Privilegien einzufordern, da alle vermeintlich gleich sind. Daran halten sich auch hier keineswegs alle, aber unsere Kaste der Psychotherapeuten ist sicher sehr von diesen Idealen geprägt und dies beeinflusst die Behandlungen. Vielen ist unbekannt, dass Menschen in anderen Kulturen andere Werte schätzen und selbst dann, wenn entsprechende Informationen gegeben werden, fällt die Akzeptanz dieser Andersartigkeit schwer. Denn die Erfüllung unserer Normen, z.B. bzgl. Geld, bedeutet moralische Hochschätzung und ethische Höherwertigkeit. Absolutierung zeigt sich häufig in der Formulierung: „Das ist so“. Wer anders denkt und vor allem dann auch handelt, ist auch hier ethisch minderwertig und wird verurteilt, ebenfalls dann in der Psychotherapie. Viele könne sich nicht vorstellen, was Armut wirklich bedeutet. Wir sind es gewöhnt, versorgt zu werden, von unserer Familie, unseren Lebenspartnern oder vom Staat. Wir wären niemals bereit, unsere eigenen Interessen, Wünsche und Abneigungen aufzugeben, nur um nicht arm zu sein. Konfrontiert mit den Verhaltensweisen der Migranten ist eine typische Reaktion: „Dafür muss es eine andere Lösung geben“ - nur das eine solche dort eben nicht existiert. Vergleichbare Probleme gibt es auch bezüglich sexueller Normen oder in der Frage der Rechten und Pflichten gegenüber der eigenen Familie sowie in vielen anderen Lebensbereichen. Reiner Schwarz, Köln: Erfahrungen in Psychotherapien mit Migranten (Workshop) Fallbeispiele des Referenten sollen dazu dienen, die Probleme zu diskutieren. Eigene Fälle der Teilnehmer sind sehr gewünscht. Patienten aus anderen Herkunftsländern gehe nicht nur mit Geld anders um, sondern auch mit ihrer Sexualität und vielen anderen Dingen. Wir meinen z.B., unser Umgang mit Sexualität sei liberal und fortschrittlich und setzen voraus, dass vor allen Dingen Migrantinnen in dieser Hinsicht unterdrückt (oder traumatisiert) sind. Wenn man genauer hinschaut, zeigt sich manches anders. Jede Behandlung setzt eine emphatische Beziehung voraus, in der nicht gewertet werden soll. Viele sind sich sicher, was Recht und Unrecht ist, wer Opfer und wer Täter ist. In anderen Ländern sieht man so etwas anders. Besondere Probleme ergeben sich bei binationalen Ehen und Familien. Was sind die Rechte und Pflichten der Ehepartner, wie gestaltet sich der Ablösungsprozess der Kinder? Psychotherapie ist in vielen (aber nicht allen) außereuropäischen Ländern weitgehend unbekannt. Sie ist für Migranten (nur) hier, wie alle Leistungen des Gesundheitswesens, unentgeltlich zugänglich. Ein nicht geringer Anteil von Zuwanderern nimmt dieses kostenfreie Angebot gerne an und es kommt zu einer massiven Inanspruchnahme des Gesundheitswesens, die im Heimatland nie möglich wäre. Oft zeigen sich hartnäckige Beschwerden, die sich auch bei vollem Einsatz aller therapeutischen Maßnahmen, inklusive von Psychotherapie, als behandlungsresistent erweisen, die aber sistieren, sobald die Person wieder zu Hause ist, wo nicht nur die Psychotherapie gar nicht zu Verfügung steht. Viele sehen Migranten als im Heimatland gequälte und misshandelte Personen, denen sie helfen können und wollen. Da die Psychotherapeutin oder der Psychotherapeut also gegen Unrecht kämpft, ist sie mithin selbst moralisch gut und könnte Dankbarkeit erwarten. An Beispielen ist zu zeigen, dass viel aneinander vorbeigeredet wird und beide Parteien eigene Interessen verfolgen. Stella Shcherbatova, Köln: Vertrauenstelefon für die jüdischen Zuwanderer in den jüdischen Gemeinden Köln und Düsseldorf Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle ein muttersprachlicher Vertrauenstelefonsdienst für die Integration der russisch – jüdischen Migranten spielt, die Anfang der 90er Jahren nach Deutschland kamen. Ein russischsprachiges Vertrauenstelefonsnetz wurde seit Juli 2001 in den jüdischen Gemeinden Köln und Düsseldorf aufgebaut, um für die russischsprachigen Migranten psychologische Unterstützung und einen Informationsdienst zu leisten. Die meisten Benutzer des Vertrauenstelefons sind jüdische Neuzuwanderer, so genannte „Kontingentflüchtlinge“, die seit letzen 15 Jahren aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion eingewandert sind. Den Status „Kontingentflüchtling“ haben alle jüdischen Migranten bis zum Eintritt des neuen Zuwanderungsgesetzes im Januar 2005 erhalten. Es wird die folgenden Themen erläutern: 1) Bedingungen, unter denen die russisch-jüdische Migration stattgefunden hat. 2) Beschreibung der Erwartungen, mit denen die Zuwanderer seitens der politischen Öffentlichkeit und der jüdischen Gemeinden konfrontiert wurden. 3) Darstellung des sozial-psychologischen Profils der Neuzuwanderer. 4) Die Geschichte der seelischen Telefondienste in Deutschland, Russland und Israel. 5) Rolle des Vertrauenstelefons in den jüdischen Gemeinden. 6) Die Entwicklung des Vertrauenstelefons in der jüdischen Gemeinden Köln –Düsseldorf. 7) Zusammengefasste Problemkategorien und Einzelprobleme der Klienten. Karoline Spiske, Erkan Kilic, Bonn: Suchterkrankungen bei türkischsprachigen Patienten Wir wollen im Workshop unsere Erfahrungen und Kenntnisse aus dem seit einem Jahr bestehenden Modellprojekt für suchterkrankte Patienten aus dem türkischsprachigen Kulturraum mit dem Fokus einer modernen Behandlung der Suchterkrankung und der psychischen Begleiterkrankungen (wie Depression, Angststörung, Psychosen oder Persönlichkeitstörungen vorstellen. Bei einem Anteil von 11-13% der Migranten im Versorgungsgebiet der Rheinischen Kliniken Bonn ist eine Förderung der interkulturellen Kompetenz der sychiatrisch/psychotherapeutisch tätigen Kollegen unumgänglich. Während die erste Einwanderergeneration durch ihre kulturelle Idendität, ihre Werte und ihr soziales Zusammenleben von der Drogenproblematik nicht betroffen war, variiert in der zweiten wie auch in der dritten Generation die traditionelle Moralvorstellung in Abhängigkeit vom häuslichen Milieu, sowie von der bikulturellen Sichtweise ihrer Lebenssituation. In einer kollektivistisch orientierten Gesellschaft wird bei Suchtproblemen in der Regel versucht in der Familie oder Gemeinschaft verschwiegen eine Lösung wie durch kalten Entzug zu erreichen. Im Falle einer unvermeidlichen Bekanntgabe kann sich die Familie für die Verstoßung, leider seltener auch für die Unterstützung des Süchtigen entscheiden. Hierbei ist unser Ziel die kultursensible und kulturberücksichtigende kognitiv-behavioral orientierte Suchttherapie näher zu bringen, Ressourcen zu erarbeiten, affektive Bedingungen klar zu stellen, das Beziehungsgefüge transparenter zu machen, die Familie als unterstützende Ressource in die Suchtbehandlung einzubeziehen sowie die motivationale Gesprächsführung bei Kommunikation mit Migranten als einen hoffnungsvollen Weg für eine Veränderung hervorzuheben Dr. med. Rolf Tüschen, Bonn: Hinter dem Vorhang der Scham - Der kulturelle Wandel des Sterbens Dargelegt wird die kulturelle Prägung der Scham, ihre soziale Funktion und ihre intrapsychische Bedeutung. Mit kulturellen Veränderungen und verbesserten medizinischen Behandlungen wandelt sich das Sterben. Das Sterben wird hinter den Vorhang der Scham verschoben. Viele psychische Störungen im Alter sind eigentlich Auseinandersetzungen mit dem Sterben. Sie stossen zunehmend auf überalterte Behandlungsteams, die das Sterben abwehren. Dr. med. Rolf Tüschen, Bonn: "Schämst du dich nicht? - Scham in verschiedenen Kulturen und in der Therapie." Wofür schämen wir uns, wofür hätten sich unsere Vorfahren geschämt, haben unsere Kinder neue Anlässe zur Scham? Wofür schämen sich Menschen anderer Kulturen? Welche Rolle spielt Scham in der Therapie? Wird sie vernachlässigt? Verdeckt sie nicht auch andere Affekte? - Viele Fragen, denen wir hoffentlich in einem lebhaften Austausch nachgehen werden. Arif Ünal, Köln: Psychotherapie mit MigrantInnen Die Menschen mit Migrationshintergrund sind in dem ambulant psychotherapeutischen Versorgungssystems anzutreffen. Sie sind nicht nur ein Fall mit ihren Krankheitsbildern, sondern bringen ihre kulturellen, sprachlichen und schichtspezifischen Eigenarten in dieses System mit ein. Ob und wie werden diese Besonderheiten in der therapeutischen Prozess einbezogen? Wo sind die Übereinstimmungen oder Probleme zwischen Versorgungsauftrag und die Erwartungen an den MigrantInnen? Wie kann (Mann/Frau) die Zufriedenheit der TherapeutInnen und PatientInnen erhöhen? Ich werde am Anfang kurz einen Überblick geben über die Tätigkeitsfelder des Gesundheitszentrums für MigrantInnen (GfM) in Köln die Situation der psychisch-kranken MigrantInnen und ihr Krankheits- und Gesundheitsverständnis Arif Ünal, Diplom-Sozialarbeiter, Mediziner und Familientherapeut. Leitet seit November 1995 das Gesundheitszentrum für MigrantInnen in Köln. Mitglied des Aufsichtsrates der Kliniken der Stadt Köln, Kuratoriums- und Beiratsmitglied der Porzer Klinik gGmbH Elena Vogt, Jürgen Vogt, Köln: Sprache, Psychologie und Behandlung Was ist „Deutsche Kultur“? Von den Germanen bis zur „Leitkultur“. (Jürgen Vogt) „Wie ich nach Deutschland kam.“ Ein Erfahrungsbericht (Elena Vogt) Zweisprachigkeit in Kindergarten und Schule (Elena Vogt) Sprache, Intelligenz und Schule (Elena Vogt, Jürgen Vogt) Psychotherapeutische Arbeit mit Menschen aus anderen Kulturkreisen (Jürgen Vogt) Dr. med. Bertram von der Stein, Köln: Transgenerationelle Traumatisierung verschiedener Gruppen von Migranten in Deutschland. Verborgene Traumata von Kindern und Enkeln Migration kann in die Persönlickeitsentwicklung eines Menschen akut – oder kumulativ traumatisierend eingreifen durch Armut und Verfolgung im Herkunftsland, den Migrationprozess selbst, aber auch durch postmigratorische Erfahrungen im Aufnahmeland. Die Identität als Übergangsraum zwischen innerer personaler uns äußerer sozialer Entwicklung (Erikson 1976) ist häufig irritiert. Im Durchgangsraum Deutschlands spielte Migration immer eine große Rolle, auch wenn dies im Nationalsozialismus verleugnet wurde. Katastrophen wie der Holocaust, der zweite Weltkrieges mit Vernichtung von Millionen von Menschen haben viele nachhaltig traumatisiert. Auch danach kamen Menschen mit traumatischem Erfahrungshintergrund: Vertriebene Deutsche, sog. Gastarbeiter aus verschiedenen Ländern Südeuropas und der Türkei, Spätaussiedler aus Osteuropa, asylsuchende Flüchtlinge und jüdische Kontingentflüchtlinge, um nur einige zu nennen. Verminderte Grenzbildung ist ein universales Phänomen zwischen traumatisierten Eltern und deren Nachkommen (Kogan 2006). Traumatisierte haben selten präzise Erinnerungen, können Gefühle schlecht mit Vorstellungen verbinden und können ihre Erfahrungen schlecht versprachlichen. Die Abwehr geschieht durch verstärkte Zuwendung zum Alltagsgeschäft, so sind viele angepasst und leistungsfähig. Diese „pathologische Normalität“ hat mit Einkapselung, Abspaltung des Traumas zu tun. Die zur Verstummung führende Macht des Traumas führt zu einer Wirkung über das Individuum hinaus mit Niederschlag in Kultur und Gesellschaft. Dies führt bei Nachkommen zu Störungen, die häufig fehlinterpretiert und inadäquat behandelt werden, gerade bei jenen Menschen, die vordergründig perfekt integriert sind. Kaum jemand hat sich für ihre Familiengeschichte interessiert, sie selbst oft am wenigsten. Man muss sie nicht suchen, sondern nur finden, denn sie treten in nahezu jeder psychotherapeutischen Klinik und Praxis in Deutschland auf. Ihre Zahl wird zunehmen. Oft sehen Therapeuten mit ähnlicher Vorgeschichte den Wald vor lauter Bäumen nicht. Der Vortrag soll ein psychoanalytischer Werkstattbericht sein, der ausgehend von Fallvignetten die Problematik konkretisiert und mögliche therapeutische Konsequenzen aufzeigt. Literatur: Bergmann, M.S., Jucovy M. E. , Kestenberg, J.S. (1990,1995): Kinder der Täter, Kinder der Opfer. Psychoanalyse und Holocaust. Frankfurt a. M. (Fischer); Bohleber, W. (1997): Trauma, Identifizierung und historischer Kontext. Über die Notwendigkeit, die NS-Vergangenheit in den psychoanalytischen Deutungsprozess einzubeziehen. In: Psyche, 9/10, S. 958–995; Brooks Brenneis, C. (1998): Gedächtnissysteme und der psychoanalytische Abruf von Trauma-Erinnerungen. In: Psyche 1998 S. 801-823; Eckstaedt, A. (1999) Ein Vertriebenenschicksal in der dritten Generation. In:Schlösser Anne-Marie & Höhfeld, Kurt (Hg): Trennungen.. S. 137 153. Gießen (Psychosozialverlag); Erim, Y. (2002): Psychotherapie mit Migranten. In: Senf, W., Broda, W. (Hrsg) Praxis der Psychotherapie, ein integratives Lehrbuch der Psychotherapie Thieme Stuttgart S. 634-639; Erikson, E.H. (1976): Identität und Lebenszyklus. Frankfurt a. M. (Suhrkamp); Freud, S. (1917): Trauer und Melancholie. G.W. X, S. 428; Freud, S. (1923): Das Ich und das Es. G.W. XIII , S.237; Gampel, Y. (1994): Identifizierung, Identität und generationsübergreifende Transmission. In: Z. f. psychoanal. Theorie und Praxis IX 3, S. 301–319; Grinberg L., Grinberg R. (1990): Psychoanalyse der Migration und des Exils. Stuttgart (Verlag Internationale Psychoanalyse); Han, P. (2000): Soziologie der Migration. Stuttgart UTB; Hirsch, M. (1999): Die Wirkung schwerer Verluste auf die zweite Generation am Beispiel des Überlebensschuldgefühls und des »Ersatzkindes«. In: Schlösser, AnneMaie & Höhfeld, Kurt:Trennungen. S.125 - 136 Gießen (Psychosozial-Verlag); Hochheimer, W. (1966): Zur Rolle von Autorität Psyche 20: 495- 520; Kogan, I. (2003): On being a dead, beloved child. Psychoanalytic Quarterly 72 (3): 727-767; Mitscherlich A. und M. (1967): Die Unfähigkeit zu trauern. München (Piper); Rank, O.(1924): Das Trauma der Geburt. Frankfurt a. M. (Fischer); Spiegel, D., Cardena E. (1991): Desintergrated experince: the dissociative disorder revisited. In: J. Abnorm Psychol. 100, S. 366-378; Volkan, V (2000): Gruppenidentität und auserwähltes Trauma. In: Psyche 54 , S. 931–95 Dr. med. Bertram von der Stein, Boris Mitric, Stella Shtcherbatova: Gleichzeitigkeit der Ungleichzeitigen -Verschiedene Gruppen von Migranten in Deutschland. Chancen und Grenzen transkultureller Psychoanalyse und Psychotherapie. Kulturspezifische Angebote speziell auf bestimmte Ethnien zugeschnitten sind eher die Ausnahme und vielfach von den Patienten nicht gewünscht. In der alltäglichen Arbeit mit Migranten kommt es nicht selten ob in der „Sprachverwirrungen“ und Einzeltherapie oder in Gruppen zu Verständnisschwierigkeiten, die jenseits vordergründiger Sprachinkompetenz liegen. Der Workshop soll die Teilnehmer ermuntern eigene Erfahrungen einzubringen, so dass ein reger Erfahrungsaustausch mit den Referenten entsteht. Dabei sollen noch einmal theoretische Aspekte aus den Vorträgen in Bezug zur Praxis gesetzt werden und hierbei Chancen und Grenzen von Therapien beleuchtet werden in denen sich Menschen aus verschiedenen Kulturräumen begegnen. Literatur: Bergmann, M.S., Jucovy M. E. , Kestenberg, J.S. (1990,1995): Kinder der Täter, Kinder der Opfer. Psychoanalyse und Holocaust. Frankfurt a. M. (Fischer). Bohleber, W. (1997): Trauma, Identifizierung und historischer Kontext. Über die Notwendigkeit, die NS-Vergangenheit in den psychoanalytischen Deutungsprozess einzubeziehen. In: Psyche, 9/10, S. 958–995. Brooks Brenneis, C. (1998): Gedächtnissysteme und der psychoanalytische Abruf von Trauma-Erinnerungen. In: Psyche 1998 S. 801-823.Eckstaedt, A. (1999) Ein Vertriebenenschicksal in der dritten Generation. In:Schlösser Anne-Marie & Höhfeld, Kurt (Hg): Trennungen.. S. 137 153. Gießen (Psychosozialverlag). Erim, Y. (2002): Psychotherapie mit Migranten. In: Senf, W., Broda, W. (Hrsg) Praxis der Psychotherapie, ein integratives Lehrbuch der Psychotherapie Thieme Stuttgart S. 634-639. Erikson, E.H. (1976): Identität und Lebenszyklus. Frankfurt a. M. (Suhrkamp). Freud, S. (1917): Trauer und Melancholie. G.W. X, S. 428. Freud, S. (1923): Das Ich und das Es. G.W. XIII , S.237. Gampel, Y. (1994): Identifizierung, Identität und generationsübergreifende Transmission. In: Z. f. psychoanal. Theorie und Praxis IX 3, S. 301–319. Grinberg L., Grinberg R. (1990): Psychoanalyse der Migration und des Exils. Stuttgart (Verlag Internationale Psychoanalyse). Han, P. (2000): Soziologie der Migration. Stuttgart UTB. Hirsch, M. (1999): Die Wirkung schwerer Verluste auf die zweite Generation am Beispiel des Überlebensschuldgefühls und des »Ersatzkindes«. In: Schlösser, AnneMaie & Höhfeld, Kurt:Trennungen. S.125 - 136 Gießen (Psychosozial-Verlag). Hochheimer, W. (1966): Zur Rolle von Autorität Psyche 20: 495- 520. Kogan, I. (2003): On being a dead, beloved child. Psychoanalytic Quarterly 72 (3): 727-767.Mitscherlich A. und M. (1967): Die Unfähigkeit zu trauern. München (Piper).Rank, O.(1924): Das Trauma der Geburt. Frankfurt a. M. (Fischer).Spiegel, D., Cardena E. (1991): Desintergrated experince: the dissociative disorder revisited. In: J. Abnorm Psychol. 100, S. 366-378.Volkan, V (2000): Gruppenidentität und auserwähltes Trauma. In: Psyche 54 , S. 931–95 Dr. Dr. Bernhard Wegener: Kannibalismus Es war der Vorwurf des Kannibalismus einer der vorgetragenen Gründe zur Legitimation der Gewaltanwendung der Eroberer gegen die Einwohner Mesoamerikas. Eine tiefe kulturelle Spaltung entstand zwischen Ur-Amerika und dem Abendland. Die ersten Berichte sind weder frei von Vorurteilen, noch war das Bemühen erkennbar, ein realistisches Bild zu zeichnen. Es entstand eine Tradition des Vorurteils, das sich bis in die Gegenwart fortsetzt. Auch ethnologische Studien sind nicht solchen Präjudizien exempt. In Anthropologie, Religion, Geschichte, Kunst, Medizin und Psychologie treten auf verschiedensten Ebenen Themen der Anthropophagie auf. Es handelt sich um moderne Probleme, der Inkorporation oder andererseits der Vernichtung des Fremden, um Hochachtung oder Schmach, um Miteinander oder Dominanz usw. Anthropophagie ist zu einem Symbolbegriff der Gegenwart geworden, der bezeichnet, dass Herrschende Beherrschte ausbeuten (z. B. Organ“spenden“ von indischen Kindern für USBürger). Der Krieg ist ein Anthropophag. In der Süd- und Mittelamerikanischen Literatur trat ein neues Selbstbewusstsein in der Bezeichnung als anthropophag hervor, als Abgrenzung zu europäischen Traditionen. Der Menschenfresser ist dort jemand, der den anderen achtet und in sich hineinlässt, eine geistige Union bewirken will. Daneben stehen die Figuren des Schauerromans, der Vampire und Halbtoten, die angstmachenden Schimären des Unterbewussten, der Sarkophag (=Fleischfresser). Es wird in dem Referat versucht, die unterschiedlichen Ansätze aufzuzeigen in ihren Bezügen zur Gegenwart. PD Dr. Marc Ziegenbein, Wielant Machleidt, Iris Tatjana Calliess, Hannover: Migrantinnen und Migranten im psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgungsalltag Die Zahl der Migranten hat sich seit 1975 weltweit mehr als verdoppelt. Laut Ausländerzentralregister (Bericht der Beauftragten der Bundesregierung für Ausländerfragen 2005) lebten Ende des Jahres 2005 6,8 Millionen Menschen mit einer ausländischen Staatsangehörigkeit in Deutschland. Dies entspricht einem Ausländeranteil von 8,2 % an der Gesamtbevölkerung. Fast die Hälfte dieser Menschen lebt bereits länger als 10 Jahre in Deutschland. In dieser Statistik sind die deutschstämmigen Aussiedler aus Osteuropa nicht mit enthalten, da sie bereits im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft sind oder diese unmittelbar bei Einreise erhalten. Zudem führt die Ausländerstatistik auch diejenigen Migranten nicht mehr auf, die mittlerweile eingebürgert wurden. Auch illegale Einwanderer sind statistisch nicht erfasst. Im Ergebnis ist der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund an der Bevölkerung deutlich höher als die Ausländerstatistik ausweist. Die größte Gruppe der ausländischen Wohnbevölkerung bildeten die türkischen Staatsangehörigen: Ende des Jahres 2005 lebten 1,76 Millionen Migranten aus der Türkei in Deutschland, was ca. einem Viertel (26,1 %) der gesamten ausländischen Wohnbevölkerung entspricht. In einer Positionsbestimmung der Bundesregierung zum Integrationsgipfel am 14. Juli 2007 wird erklärt, dass Deutschland nicht erst seit der Anwerbung von Gastarbeitern Ziel von Zuwanderung sei. Ferner heißt es dort, dass unser Land auf eine lange und prägende Migrationstradition mit zahlreichen Beispielen erfolgreicher Integration zurückblicke und dass die Integration von Zuwanderern eine der großen politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland sei. Das Gesundheitssystem mit seinen Versorgungsangeboten nimmt dabei eine Schlüsselposition ein. Mit dem Vortrag soll zum Verständnis für die psychiatrische und psychotherapeutische Versorgung von Migranten beigetragen werden. Dabei werden die bestehenden Versorgungsangebote und Strategien kritisch beleuchtet und ein Ausblick gegeben. Priv.-Doz. Dr. med. Marc Ziegenbein, Abteilung Sozialpsychiatrie und Psychotherapie, Medizinische Hochschule Hannover, OE 7120, Carl-Neuberg-Str. 1, D-30625 Hannover, Tel: 0511-532-6617/18, Fax: 0511-532-2408, [email protected]