Sachbilanz eines Golf

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Sachbilanz eines Golf 1
Life Cycle Inventory of a Golf
Dr. rer. nat. Georg W. Schweimer, Volkswagen AG, Wolfsburg
Dr.-Ing. Manfred Schuckert, IKP, Universität Stuttgart
Wolfsburg, 2.12.1996
Zusammenfassung
Ergebnisse aus der Herstellungs-, Nutzungs- und Entsorgungsphase werden beschrieben.
Die Bilanz wird mit Summenwerten aus größeren Produktionseinheiten gerechnet, nicht mit
Werten aus der Bilanz von Einzelteilen. Der Bilanzrahmen ist eng gesteckt, es werden nur
die direkten Herstellungsprozesse für die Rohstoffe, das Produkt "Auto", dessen Betrieb und
Entsorgung berücksichtigt, aber nicht die Herstellung von erforderlichen Werkzeugen,
Fabriken und Infrastrukturen. Die Detaillierung ist am größten in der Automobilfabrik und bei
der Benzinherstellung. Koppelprozesse, das Automobilwerk gehört zu den komplexesten,
werden problemorientiert unterschiedlich berücksichtigt.
Der Energieaufwand in der Herstellungsphase des Fahrzeuges stammt überwiegend aus der
Produktion der Werkstoffe und liegt damit außerhalb der Automobilfabriken. Metallische
Emissionen in Luft und Wasser dominieren bei der Gewinnung der Rohstoffe und Herstellung der Werkstoffe. Es werden mehr Kohlenwasserstoffe und Schwefeldioxid bei der Herstellung und -Verteilung des Benzin emittiert, als in der späteren Nutzungsphase.
Während der Nutzungsphase dominiert der Energiebedarf (Benzinverbrauch) und entsprechend die CO2 Emission, etwa 80% vom Gesamtwert. Es wird weniger NOx in dieser Phase
ausgestoßen, als bei der Herstellung von Fahrzeug und Benzin. Aufwand und Abfälle bei
Pflege und Wartung werden angegeben.
In der Entsorgungsphase wird ca. 1% der Gesamtenergie verbraucht. Es werden 75% der
Pkw-Masse recycliert. Die verbleibenden 25% sind im wesentlichen Glas und Kunststoffe.
Sie werden als Shredder-Leichtmüllfraktion deponiert.
1 Einleitung
Die individuelle Mobilität ist ein Eckpfeiler unserer modernen Industriegesellschaft. Sie wird
heute mit einer großen Zahl vom Automobilen aufrecht erhalten. Das Auto ist ein von Kunden besonders begehrtes Produkt, weil es speziell auf die Bewegungsfreiheit des Einzelnen
zugeschnitten ist.
Wegen der großen Zahl interessieren sich Hersteller, Halter und Staat für die vielfältigen
Umwelteinflüsse von Automobilen. Ein typisches Merkmal nicht nur vom Auto, sondern auch
von anderen Industrieprodukten ist, daß sich deren Umwelteinflüsse aus einer Vielzahl
kleiner Komponenten an den unterschiedlichsten Orten zusammen setzen und kumulieren.
Das beginnt bei der Gewinnung der Rohstoffe und endet mit der Deponie der
unvermeidlichen Reste.
1
Ganzheitliche Betrachtungen im Automobilbau: Rohstoffe - Produktion - Nutzung - Verwertung;
Tagung Wolfsburg, 27. bis 29. Nov. 1996 / VDI - Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik.
Düsseldorf: VDI Verlag, 1996 (VDI Berichte; 1307).
Die hier wiedergegebene Fassung wurde korrigiert und ergänzt.
2
Die Ökobilanz eines Produktes besteht laut ISO 14040 aus 3 Abschnitten:
– Sachbilanz, in der möglichst alle benötigten Stoffarten und -mengen, sowie die eingesetzten Energiearten und -mengen für die Herstellung, Nutzung und Entsorgung eines
Produktes registriert werden. Die Herstellung des Produktes schließt die Gewinnung der
Rohstoffe und deren Weiterverarbeitung ein. Weil für die Herstellung, Nutzung und Entsorgung zusätzliche Produkte und Anlagen erforderlich sind, muß eine Grenze vereinbart
werden. Diese Grenze legt fest, was dem betrachteten Produkt noch zugerechnet wird
und was nicht. Sie wird mit Systemgrenze oder Bilanzrahmen bezeichnet.
– Wirkungsabschätzung, in der Umwelteinflußkategorien vereinbart werden, darunter
Treibhauseffekt, Bodenversauerung, Bodeneutrophierung (Überdüngung), Bodenversiegelung, etc. Zusätzlich werden den, in der Sachbilanz registrierten Stoffe Wirkungspotentiale zugeordnet. Die Summe von Wirkungspotential x Stoffmenge liefert die Wirkung
des betrachteten Industrieproduktes in der jeweiligen Umweltkategorie.
– Auswertung, in der mit mehr oder weniger subjektiven Kriterien, d.h. Bewertungsfaktoren,
die aus der Wirkungsabschätzung erhaltenen einzelnen Umwelteinflüsse relativ zu einander bewertet werden. Hier können auch verschiedene Industrieprodukte hinsichtlich
ihrer Umwelteinflüsse verglichen werden.
Die Volkswagen-Forschung will wissen, ob das Instrument "Sachbilanz" geeignet ist, Kenntnisse über die stoffliche Zusammensetzung der Autos zu erlangen und ob es tauglich für
Entscheidungen bei der Werkstoffauswahl ist. Wissend, daß die Ökobilanz eines Autos sehr
aufwendig ist, soll zunächst nur eine Sachbilanz durchgeführt werden.
Im Rahmen einer Zusammenarbeit mit dem Institut für Kunststoffprüfung und Kunststoffkunde (IKP) der Universität Stuttgart wird, mit den Methoden der ganzheitlichen Bilanzierung, ein Pkw der Mittelklasse untersucht. Die Studie wurde 1992 begonnen. Das IKP erstellt
den Arbeitsplan und trägt die Daten zusammen, VW stellt seine Erfahrung im Automobilbau
und eigenen Daten bereit. Die Sachbilanz wird gemeinsam erstellt und beurteilt.
Sowohl die VW-Forschung, als auch das IKP wollen eine möglichst detaillierte Studie mit
größtmöglicher Datentiefe erstellen. Dabei zeigt sich sehr schnell, daß in einigen Bereichen
die Datenmenge den Rahmen der Studie sprengen können, in anderen auf Ersatzdaten von
älteren Modellen zurückgegriffen werden muß.
Die Gestaltung der nun folgenden Absätze richtet sich nach dem Konzept der ISO 14040
und der DIN 33926. Darin vorkommende Begriffe sind kursiv gekennzeichnet.
2 Allgemeine Angaben
Das Bilanzobjekt ist ein Pkw der Golf-Klasse. Sofern möglich werden Daten für einen Golf,
Modelljahr 1994, 4 Türen, 1,8 l Ottomotor, 55 kW und 5 Gang Schaltgetriebe eingesetzt.
Die Zielgruppe ist das Management der F&E von VW. In der vorliegenden Veröffentlichung
wird auf die Darstellung vieler Details, insbesondere auf umfangreiche Prozeßpläne und
Stücklisten verzichtet.
Der Bilanzrahmen ist eng gesteckt, es werden nur die dem Produkt "Auto" direkt zugeordneten Prozesse berücksichtigt. Darin enthalten sind die Vorproduktketten und die Fertigung
des Endproduktes, jedoch keine Herstellung von Anlagen. Bild 1 veranschaulicht dieses
Konzept.
Der Detaillierungsgrad ist innerhalb der VW-Werke am höchsten, es werden Einzelteile, die
mindestens 1 g wiegen berücksichtigt. Werkstoffe und Strom werden in der Form von fertigen Modulen in getrennten Projekten erstellt. Nicht limitierte Bestandteile im Motorabgas
werden möglichst bis zur meßtechnischen Nachweisgrenze hinzu genommen.
3
Werkzeuge
Fabriken
Produkt
Auto
Betriebsstoffe
Benzin/Öl
Infrastruktur
Straßen
Verwaltung
Planung
F&E
Prospektion
Erschließung
Rohstoffe
Werkstoffe
Rohöl
Produktion
Zulieferer
VW-Werke
Raffinerie
Verteilung
Nutzung
Wartung
Benzin
Verbrennung
Entsorgung
Shredder
Altöl
Deponie
Bild 1: Der Bilanzrahmen. In jedem Tabellenfeld werden Energie und Ressourcen
verbraucht, es entstehen Emissionen in Luft und Wasser, sowie Abfälle.
In der Sachbilanz werden nur die schraffierten Felder berücksichtigt.
Die Aufteilung (Allokation) von Ein- und Ausgangsströmen (Ressourcen und Emissionen) bei
der Koppelproduktion wird fallweise unterschiedlich durchgeführt. Die Aufteilung von
Primärenergie und Emissionen auf Strom und Wärme aus Kraftwerken mit Kraft-WärmeKopplung wird kalorisch, d.h. nach der abgegebenen Energie durchgeführt. In der Raffinerie
wird nach Masse, im Automobilwerk nach Stückzahl aufgeteilt.
3 Methode und Begriffe
Zunächst werden Übersichtspläne erstellt, deren Elemente Einzel-Prozesse und weitere
Pläne sind. EDV-technische Definitionen befinden sich am Ende dieses Kapitels. Der
oberste Plan, Bild 2, stellt lediglich die 3 Phasen im Lebenszyklus eines Autos dar. Zwischen
den einzelnen Phasen fließen das jeweilige Hauptprodukt, z.B. Pkw (neu), und
Produktgruppen, z.B. die "Betriebsstoffe" bestehend aus Benzin, Motoröl, Kühlmittel, etc.
Die Herstellung bezieht sich nicht nur auf den Pkw, sondern auch auf die Betriebsstoffe,
insbesondere das Benzin und Ersatzteile, die später bei der Nutzung benötigt werden.
Pkw (neu)
Pkw (alt)
Herstellung
Betriebsstoffe
Nutzung
Altöl
Entsorgung
(Pkw)
Ersatzteile
(Pkw)
Verschleißteile
(Pkw)
Pflegemittel
Austauschteile
Pflegemittel
Reststoffe
Bild 2: Die drei Phasen des Pkw-Lebenslaufes. Der Block "Herstellung" enthält alle
Prozesse zur Herstellung des Pkw, des Benzins, Ersatzteile, Pflegemittel, etc.
Der Block "Nutzung" enthält den Pkw-Betrieb, einschließlich Pflege und Wartung.
Der Block "Entsorgung" beinhaltet die Zerlegung des Altautos, Teileverkauf,
Shreddern, Werkstoffrecycling und Deponie.
4
Sachbilanz Golf
Herstellung (Pkw)
Werkstoffe
Strom (BRD - Mix)
VW - Werke
Werk BS
Werk H
Werk SZ
Werk WOB
CC Preßwerk
CC Rohbau
CC Lackiererei
Vorbehandlung
KathodischeTauchlackierung
Unterbodenschutz
Füllerauftrag
Decklackierung
Mehrzweck Lackierung
Retuschierung
Hohlraumkonservierung
Prozeßwasser Aufbereitung
CC Montage
Zulieferer
Betriebsstoffe
Modul Motoröl (Frei Tankstelle)
Benzin (Frei Tankstelle)
Raffinerie
Erdöl (Nordsee)
Transport Erdöl
Pipeline
Tanker
Exploration
Aufschlußbohrung
Erweiterungsbohrung
Produktionsbohrung
Primäre Förderung
Sekundäre Förderung
Tertiäre Förderung
Salzwasser Grobabscheidung
Gas - Öl Trennung
Salzwasser Feinabscheidung
Modul Erdöl (Naher Osten)
Modul Erdöl (Ferner Osten)
Modul Erdöl (GUS)
Modul Destillation
Benzin (Verteilung)
Nutzung (Pkw)
Entsorgung (Pkw)
Bild 3: Ausschnitt aus dem Plan-Baum "Sachbilanz Golf" zur Verwaltung der Pläne, Module und Einzel-Prozesse. Detailliert sind die Pfade zum "Cost Center Lackiererei" im
Werk Wolfsburg und zum "Erdöl aus der Nordsee". Pläne und Module sind fett
gedruckt, Einzel-Prozesse befinden sich am Ende der Pfade. Die Bilanz eines Plans
liefert ein Modul, charakterisiert durch eine Liste von Zu- und Abflüssen von
Produkten bezogen auf ein ausgewähltes Produkt, z.B. 1 t "Erdöl" aus dem "Modul
Erdöl (GUS)".
5
Die Pläne werden weiter unterteilt und bis zu den Einzel-Prozessen herunter gebrochen. Es
ergibt sich ein "Plan-Baum" oder Inhaltsverzeichnis, ganz analog zum Verzeichnisbaum in
modernen EDV-Anlagen. Ein Plan entspricht einem Verzeichnis, der Einzel-Prozeß einer
Datei. Bild 3 zeigt einen Ausschnitt aus dem Plan-Baum. Der gesamte Plan-Baum kann hier
aus mehreren Gründen nicht wiedergegeben werden, er würde auch den Umfang dieses
Berichtes sprengen.
Das Konzept der Pläne, Module und Einzel-Prozesse ermöglicht eine Strukturierung der Arbeit. Module können unabhängig von anderen erstellt werden. Auch die von einigen Unternehmen gewünschte Vertraulichkeit der Prozesse läßt sich wahren, indem deren Teilbilanz
in einem Modul zusammen gefaßt und nur dieser weiter gegeben wird. Es hat sich bei der
Durchführung der Sachbilanz bewährt, einzelne Module als Diplomarbeiten zu vergeben.
Bild 4 zeigt den Plan "Erdöl (Nordsee)". Darin sind nur Einzel-Prozesse enthalten, mit Ausnahme des Moduls "Transport". Dargestellt sind interne Verbindungen, durch die das
Hauptprodukt des jeweiligen Einzel-Prozesses fließt. Externe Verbindungen, d.h. solche die
die Plangrenze überqueren, werden nicht explizit dargestellt. Verbindungen für Nebenprodukte, Koppelprodukte, Hilfsstoffe, Energiezufuhr, Emissionen, Abfälle, etc., werden als
"unsichtbar" markiert, damit der Plan noch lesbar bleibt. Verbindungen haben mit den
Pfaden im Plan-Baum wenig zu tun.
Die Aufteilung des eingehenden Flusses in einem Verteiler-Knoten muß explizit angegeben
werden, damit die Fortpflanzungsrechnung eindeutig bleibt. Der Sammel-Knoten nimmt alle
eingehenden Flüsse auf und leitet sie in einen einzigen Ausgang. Im Falle der primären, sekundären und tertiären Förderung, Bild 4, wären die betroffenen Mengen unbestimmt, wenn
am Verteiler-Knoten keine Angaben über die Aufteilung gemacht würden. Die Angaben zur
Aufteilung werden als Anteil des Eingangsflusses gemacht. Absolute Mengenangaben
Exploration
Aufschlußbohrung
Erweiterungsbohrung
Produktionsbohrung
Verteiler-Knoten
Primäre
Förderung
Sekundäre
Förderung
Tertiäre
Förderung
Sammel-Knoten
Salzwasser Grobabscheidung
Gas - Öl Trennung
Salzwasser Feinabscheidung
Transport
Bild 4: Der Plan "Erdöl (Nordsee)" mit Einzel-Prozessen, internen Verbindungen und dem
Modul "Transport", sowie Verteiler- und Sammel-Knoten. Die nicht dargestellten
externen Verbindungen sind Ein- und Ausgänge des nächsthöheren Plans.
6
Vorbereitung
Kathodische Tauchlackierung
Unterbodenschutz
Füllerauftrag
Decklackierung
Retuschierung
Mehrzweck Lackierung
Hohlraumkonservierung
Bild 5: Der Plan "CC Lackiererei " vom Werk Wolfsburg. Dargestellt ist nur der Lauf der
Karossen. Die Entnahme aus der Hauptlinie zum Retuschieren und Reparieren wird
an den Verteiler-Knoten spezifiziert.
1
2, 3, 4, 11, 18.1
Entfetten
5
7.3
8, 9, 10, 11, 18.2
13
19
14
PWA
AZ
1
16, 17, 18.3
Spülen Passi- Spülen
vieren
Phosphatieren
6
1
20
21
15
AZ
PWA
Ventilator
Kreiselpumpe
AZ Abwasserzentrum
Sedimentationsstufe
Schneckenpumpe
7.1
7.2
Blasstation
PWA
12.1
7.4
1
12.2
Dekanter
PWA Prozeßwasseraufbereitung
Bild 6: Der Prozeß-Plan "Vorbehandlung" in der Lackiererei im Werk Wolfsburg. Die
bezifferten Stoffströme sind in Tabelle 1 bezeichnet und quantifiziert. Interne
Stoffströme, z.B. Nr. 12.1, die die Plangrenze nicht überqueren, haben keinen
Beitrag zur Bilanz, weil sie innerhalb des Plans entstehen und verschwinden.
7
Stoff Eingänge
Menge /
Nr.
Karosse
Karosse (ölig)
1
2
Spritz-Tauch-Reiniger
0,2 kg
3
Prozeßwasser
1,5 l
4
Schichtaktivator
8
Phosphatierlösung
490 g
9
Beschleuniger
10 Schlammkonditionierer
11 Reinigungsmittel
10 l
14 Reiniger WT
0,2 l
16 Passivierlösung
17 VE Wasser
132 l
18.1 Trinkwasser
144 l
18.2 Trinkwasser
145 l
18.3 Trinkwasser
0,1 l
Technische Wärme
134 MJ
Druckluft (6 bar)
0,6 Nm³
Strom, inkl. Druckluft
7,4 kWh
Stoff Ausgänge
Menge / Wasser
Nr.
Karosse
%
Karosse (sauber)
1
1
Abluft
1200 Nm³
3
5
Ölhaltige Lösung
14 l
6
Spülwasser
126 l
7.1 Verschmutztes Öl
23 g
10
7.2 Ölhaltiger Schlamm
23 g
10
7.4 Ölrückstände
32 g
50
12.2 Phosphat-Schlamm
815 g
40
13 Badablaß
5l
15 Reiniger WT (verb.)
0,2 l
19 Spülwasser
124 l
20 Spülwasser
12 l
21 Spülwasser
109 l
Tabelle 1: Der Einzel-Prozeß "Vorbehandlung" in der Lackiererei. Ein Einzel-Prozeß enthält
keine weiteren Objekte. Interne Stoffkreisläufe werden nicht aufgeführt.
sind nicht erlaubt, weil diese erst bei der Bilanz bestimmt werden.
Der Durchlauf der Rohkarossen durch die Lackiererei ist in Bild 5 dargestellt. Entlang der
Hauptlinie werden Inspektionen und die zugehörigen Korrekturarbeiten durchgeführt. Der
Anteil der zu retuschierenden Karossen wird an den Verteiler-Knoten spezifiziert.
Einzel-Prozesse werden zunächst einmal technisch analysiert. Das wird am Beispiel der
"Vorbereitung" gezeigt. Im Prozeß-Plan, Bild 6, nicht zu verwechseln mit einem Bilanz-Plan,
werden die einzelnen Maschinen und Stoffströme registriert. Daraus ergibt sich die, für die
Bilanzrechnung erforderliche Tabelle mit den Ein- und Ausgängen des Einzel-Prozesses
"Vorbereitung", Tabelle 1. Man erkennt, daß so ein Einzel-Prozeß zu viele Ein- und Ausgänge hat, um sie alle in einem Plan darzustellen. Nur einige dieser Ein- und Ausgänge sind mit
dem obersten Plan, d.h. mit der Umwelt verbunden. Die meisten Ein- und Ausgänge sind mit
anderen Einzel-Prozessen und Modulen verbunden und erscheinen dadurch nicht in der
Bilanz.
Zum Schluß seien hier noch einige EDV-technische Definitionen gegeben, ohne Anspruch
auf Vollständigkeit.
Prozeß-Plan: In der Prozeßtechnik übliche schematische Darstellung von Anlagen mit den
wesentlichen Stoff- und Energieströmen. Beispiel: Bild 6.
Bilanz-Plan: Hier auch einfach Plan genannt. Objekt mit mindestens einem Eingang und
mindestens einem Ausgang. Ein Plan muß mindestens 2 miteinander verbundene Objekte (Plan, Modul oder Einzel-Prozeß) enthalten, isoliert stehende Objekte oder Objektgruppen sind nicht erlaubt. Pläne sind hierarchisch strukturiert, wie Verzeichnisse und
Dateien. Pläne haben nur lokale Gültigkeit. Die im Plan enthaltenen Objekte werden
durch Rechtecke mit Namen symbolisiert. Pläne enthalten keine Daten über Stoffmengen, sondern die Verbindungen, symbolisiert durch Linie mit Richtungspfeil, zwischen den
Ein- und Ausgängen der im Plan enthaltenen Objekte. Beispiele: Bild 4 und 5.
Einzel-Prozeß: Objekt, das nicht mehr unterteilt wird. Es besteht aus einer Tabelle von
quantifizierten Ein- und Ausgangsprodukten. Die Stoff- und Energie-Mengen werden hier
8
eingegeben. Physikalische Gesetze, wie Masse- und Energie-Erhaltung sollten bei der
Umformung von Ein- zu Ausgangsprodukten eingehalten werden, müssen es aber nicht.
Einzel-Prozesse haben lokale Gültigkeit. Beispiel: Tabelle 1.
Modul: Einzel-Prozeß mit globaler Gültigkeit, d.h. er kann mit mehreren Plänen gleichzeitig
verknüpft sein. Die Ein- und Ausgangsmengen werden entsprechend den Anforderungen
aus den einzelnen Plänen kumuliert. Beispiele: Strom- und Transport-Module.
Skalierungsfaktor: Alle Ein- und Ausgänge eines Plans müssen bis auf einen gemeinsamen
Skalierungsfaktor (Referenz-Fluß) eindeutig definiert sein. Das gilt auch für Einzel-Prozesse und Module. In der Bilanzierung (Fortpflanzungsrechnung) werden alle Skalierungsfaktoren bestimmt und daraus die Summe der Ein- und Ausgangsstoffe gebildet.
Verbindung: Leitung durch die ein definiertes Produkt von einem definierten Ausgang zu
einem definierten Eingang fließt. Die Produktmenge ergibt sich bei der Bilanzrechnung.
Knoten: Treffpunkt mehrerer Verbindungen für das gleiche Produkt. Der Verteilerknoten hat
einen Eingang und mehrere Ausgänge. Der Sammelknoten hat mehrere Eingänge und
einen Ausgang. Allgemeine Knoten können aus Verteiler- und Sammel-Knoten gebildet
werden. Durch Knoten kann ein Plan unter- oder überbestimmt werden. Deshalb die gute
Regel: Die Aufteilung der Mengen auf die Ausgänge der Verteiler-Knoten wird vom
Benutzer explizit angegeben, die Summe aller Eingängen der Sammel-Knotens überläßt
man dem Rechner. Beispiel: Bild 4.
Gutschrift: Das Ausgangsprodukt eines Plans oder Einzel-Prozesses mindert die Liefermenge eines Moduls (Recycling). Dadurch mindern sich alle anderen Ein- und Ausgänge
dieses Moduls, darunter Energiebedarf und Emissionen.
4 Datenerhebung
Die Daten werden den Prozeßplänen entsprechend erhoben. Die anfänglichen Daten führen
in der Regel zur Korrektur und Verfeinerung der Prozeßpläne und damit zur Aktualisierung
bestehender und Erhebung weiterer Daten. Es handelt sich hier also nicht um ein Projekt,
sondern um einen kontinuierlichen Prozeß.
In der Herstellungsphase konzentriert sich die Datenerhebung auf die Werk- und Betriebsstoffe, deren Gewinnung und Weiterverarbeitung. In der Nutzungsphase werden Daten zum
Kraftstoffverbrauch und Emissionen erhoben. Darüber hinaus werden Pflege und Wartung
berücksichtigt. Die Entsorgung, schließlich, besteht aus der teilweisen Zerlegung der
Altautos, Shreddern der Wracks und Recycling der Metallfraktion.
4.1 Herstellungsphase
Eine der wichtigsten Informationsquellen ist die Entwicklungs-Stückliste. Aus ihr werden die
Werkstoffe und Gewichte, aus denen das zu untersuchende Fahrzeugmodell besteht, ermittelt. Die vielen hundert Werkstoffe werden für Übersichten in Gruppen zusammengefaßt,
Tabelle 2. Die Mengen der Werkstoffe mit den zugehörigen Rohstoffen, Legierungsanteilen,
Mischungskomponenten, etc., werden aus der Werkstoffbezeichnung, z.B. Stahl 54SiCr6,
Aluminium AlSi12, Kupferlegierung CuZn27Mn3Al2, Kunststoff PA 6.6 30% GF, und dem
Gewicht (Auflösung = 1 g) der Einzelteile berechnet. Daten über die Herstellung der
Rohstoffe werden vom IKP in separaten Projekten erarbeitet und, wo nötig, durch
Literaturdaten ergänzt.
Die Stückliste enthält keine Angaben über den Aufwand zur Herstellung der Einzelteile und
deren Zusammenbau zum fertigen Auto. Um diesen Aufwand abzuschätzen, werden Daten
von Zulieferern und aus den einzelnen VW-Werken, Tabelle 3, zusammengetragen. Dabei
zeigt sich, daß moderne Anlagen mit vielen Meßzählern ausgestattet sind und genügend
Daten für eine Sachbilanz liefern können, ein Beispiel ist die Lackiererei. Ältere Anlagen
9
verfügen nur über wenige Zähler und können deshalb nur Übersichtsdaten liefern. Die Abluft
von Montagehallen wird wegen der geringe Schadstoffemissionen nicht analysiert. Der
Transport zwischen den Werken wird berücksichtigt.
Werkstoffgruppe
Untergruppen
Eisen und Stahl
Baustahl, Automatenstahl, Einsatzstahl, Vergütungsstahl,
Sintereisen, Gußeisen, Temperguß, Werkzeugstahl, Federstahl,
Wälzlagerstahl, Ventilstahl, Nichtrostender Stahl,
Wärmebeständiger Stahl, Flamm- und Induktionshärtbarer Stahl
Leichtmetalle
Primär und Sekundär-Aluminium, Magnesium, Legierungen
NE-Metalle
Kupfer-, Blei-, Nickel-, Chrom-Legierungen
Kunststoffe
Duroplaste, Fluorpolymere, Elastomere, Silikone, Thermoplaste
Glas
Kristallglas, Bleiglas, Einschichtglas, Mehrschichtglas, Fasern
Naturprodukte
Kork, Leder, Filz, Leinen, Wolle, Baumwolle, Kautschuk, Keramik
Holz
Faserholz, Sperrholz, Preßspan, Furnier, Papier, Pappe
Energie-, Hilfsstoffe
Normalbenzin, Superbenzin, Dieselöl, Getriebeöl, Motoröl,
Hydrauliköl, Bremsflüssigkeit, Fette, Dichtstoffe, Kühlflüssigkeit,
Wasser, Laugen, Löt- und Schweißzusatzstoffe, Säuren, Kleber,
Lacke, Farben, Wachs, Graphit, Gase
Tabelle 2: Werkstoffgruppen in der Stückliste. Sie richtet sich nach dem Bedarf der
Konstrukteure. Die Gruppierung wird für die Sachbilanz etwas abgewandelt.
Die Datenerhebung des Wasserverbrauchs wurde sehr erleichtert, weil das Werk Wolfsburg
in einer wasserarmen Gegend liegt. Deshalb wurde schon seit seiner Gründung auf einen
möglichst geringen Trinkwasserverbrauch geachtet und die notwendigen Pläne und
Meßstationen erstellt. Bild 7 zeigt den Wasserkreislauf innerhalb des Werkes.
Werk
Produkte
Energielieferant
Braunschweig
Hannover
Kassel
Salzgitter
Wolfsburg
Achsen, Bremsen, Kunststoffteile
Eisen- und Aluminium-Gießerei
Getriebe, Schalldämpfer, Gußteile
Motoren
Karosserie, Lackierung,
Kunststoffteile, Montage, Versand
Reifen, Scheiben, Kabel, Elektromotoren, Elektrik, Elektronik
Strom (BRD - Mix)
Strom (BRD - Mix)
Eigenes Kraftwerk
Strom (BRD - Mix)
3 eigene Kraftwerke
Zulieferer
Strom (BRD - Mix)
Tabelle 3: Fahrzeug-Komponenten aus den einzelnen VW-Werken und Zulieferer, sowie
deren Energielieferanten.
Die Kraftstoff-Herstellung und -Verteilung wird der Herstellungsphase zugeordnet, Bild 2.
Das mag unüblich sein, entspricht aber der Logik dieser Sachbilanz. Der Benzin-Herstellung
wird eine vergleichbar große Aufmerksamkeit gewidmet, wie der Fahrzeug-Herstellung.
Berücksichtigt wird der Energieverbrauch für die Exploration, Förderung des Erdöls, Reinigung, und Transport zur Raffinerie, Bild 4. Weiter geht es mit der Destillation in der Raffinerie und dem Transport des Benzins zu den Tankstellen. Der für Deutschland geltende Mix
von Erdöl aus dem Inland, aus der Nordsee und den Überseegebieten wird berücksichtigt.
10
Harzwasser
Brunnenwasser
4,093
1,352
1,497
Betriebswasseraufbereitung
2,714
Trinkwasser
23,894
1,524
0,101
23,995
Sanitärbereich
0,700
Toiletten
Verdunstung
1,150
2,052
Verdunstung
2,602
22,697
Produktion
0,257
0,497
Kraftwerke
22,251
1,663
0,124
Biologische
Kläranlage Ost
0,953
1,787
0,389
0,352
Abwasserzentrum
West
Verdunstung
0,357
1,795
Hebewerk
Niederschlag
1,087
1,642
Salzteich
Werksgelände
0,184
0,143
Betriebswasserrückhaltebecken
Becken CKD
Frischw asser
Betriebsw asser
Abw asser
4,537
Aller
Bild 7: Wasserkreislauf im VW Werk Wolfsburg. Zahlenangaben in Mio. m³, 1992.
Interessant ist der große Anteil Niederschlag und Verdunstung. Das Betriebswasser
wird ca. 5 mal genutzt bevor es in die Aller abgelassen wird.
Die Erdölgewinnung wird in 3 Phasen unterteilt. Bei der primären Gewinnung wird das Erdöl
durch den natürlichen Lagerstättendruck zur Fördersonde getrieben. Der Lagerstättendruck
sinkt allmählich ab. Es folgt die Sekundäre Phase, während der der Druck meist durch Einpressen von Wasser (Fluten) aufrecht erhalten oder wieder hergestellt wird. Erreicht die
Verwässerung des geförderten Erdöls die Wirtschaftlichkeitsgrenze, folgt eine tertiäre Gewinnungsphase: Dem Flutwasser werden Chemikalien zugesetzt, um das Erdöl flüssiger zu
machen, oder es wird in der Lagerstätte erwärmt. Die Förderung wird heutzutage unwirtschaftlich, wenn der Entölungsgrad der Lagerstätte 30% erreicht hat.
Die Methoden der Erdölförderung sind: 100% tertiär im Inland; 65% primär / 35% sekundär
in der Nordsee; in den anderen Fördergebieten wird 80% primär / 20% sekundär angenommen. Für den Stromerverbrauch bei der Förderung wird die vollständige Prozeßkette des
BRD-Mix mit 35% thermischen Wirkungsgrad angesetzt. Berücksichtigt werden Emissionen
(CO2, SO2, NOx, CO, Partikel) beim Abfackeln von Erdölgas, sowie Förderung, Herstellung
und Transport des für die Erdölförderung verbrauchten Kraftstoffes.
Der Rohöltransport von den diversen Förderstellen zu inländischen Raffinerien wird laut BRD
Importstruktur 1991 und dem Lloyd's-Register /1/ für Tankertransporte berechnet. Die Daten
für den Pipeline-Transport basieren auf Werten aus Aachen /2/ und GEMIS /3/. Förderung,
Herstellung und Transport des verbrauchten Bunker-C-Öl werden nicht berücksichtigt.
Bei der Verarbeitung des Rohöls zu den diversen Endprodukten werden der Energieverbrauch und die Emissionen der Raffinerie nach den produzierten Endmassen verteilt.
11
Förderung, Transport und Herstellung der Energieträger für die Unterfeuerung sind über die
Differenz von Einsatz- zu End-Produkten berücksichtigt. Die Schadstoffemissionen NOx, CO,
HC und Partikel aus der Unterfeuerung werden berücksichtigt. Die Abwasserbelastung von
Raffinerien beruht auf der Datenbasis der Deutschen Gesellschaft für Mineralölwissenschaft
und Kohlechemie (DGMK) /4/.
Für die Benzinverteilung von der Raffinerie zum Großlager werden 100 km, von dort zur
Tankstelle 40 km angenommen. Die Verdunstungsverluste (HC-Emissionen) basieren auf
Daten vom Umwelt Bundesamt (UBA) /5/.
Die Motoröl-Herstellung wird getrennt ermittelt, weil der Raffinerieprozeß sich wesentlich von
dem der Benzin-Herstellung unterscheidet. Es entstehen mehr Emissionen in Wasser bei
der Öl-Herstellung. Außerdem werden der Altölkreislauf und die Ölverpackung berücksichtigt.
4.2 Nutzungsphase
Die Nutzungsphase beginnt mit dem Transport des Fahrzeugs zum Händler und dem
Entfernen der Wachs-Konservierung. Anschließend setzt der Verbrauch von Benzin und
Motoröl, aber auch der von Kühlmittel, Bremsflüssigkeit, Scheibenreinigungsmittel, sowie
Reifen ein. Bei der Wartung werden Verschleißteile ausgetauscht, darunter Zündkerzen,
Ölfilter, Batterie, etc.
Der Benzinverbrauch und die damit verbundenen Schadstoffemissionen eines Pkw hängen
von der Fahrweise ab. Der Gesetzgeber hat Fahrzyklen zur Messung des Verbrauchs und
der Abgas-Emissionen vorgeschrieben, z.B. der Europäische Abgasfahrzyklus ab Juli 1992
MVEG-A (Motor Vehicle Emission Group, case A), US-City und Highway Driving Cycle in
den USA. Einige Institutionen, darunter der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC),
meinen, daß diese Fahrzyklen nicht repräsentativ sind und benutzen eigenen Fahrzyklen zur
Bestimmung des Verbrauchs. Ein Maß für die Spannweite von Verbrauchswerten aufgrund
der Fahrprofile verdeutlichen folgende 3 Werte:
US-City
MVEG-A
ADAC
7,3 l/100 km
8,1 l/100 km
9,1 l/100 km
In der Bilanz wird der MVEG-A Testverbrauch verwendet.
Die hier verwendeten Daten über Schadstoffemissionen werden ausschließlich mit den
genannten gesetzlichen Fahrzyklen und Meßvorschriften ermittelt. In der Bilanz werden
MVEG-A Meßwerte des Verbrauchs und der limitierten Komponenten CO, HC und NOx
verwendet, die Zahlenwerte stammen aus der Typ-Zulassung. Werte für nicht limitierte
Schadstoffe (Partikel, SO2, H2SO4, H2S, HCN, NH3, N2O, Phenole, PAK) liegen für den
aktuellen Golf nicht vor, es werden Ersatzdaten aus älteren Modellen, gemessen im US-City
Driving Cycle, verwendet.
Die Mengen Öl und Bremsflüssigkeit ergeben sich aus den vorgeschriebenen Wartungsintervallen. Das gleiche gilt für die Verbrauchsteile Öl-, Luft-, Kraftstoff- und Pollen-Filter,
Zündkerzen, Wischerblätter. Den durchschnittliche Verbrauch von Stoßfängern kennt der
VW-Kundendienst.
Daten zur Reifenherstellung werden beim Lieferanten erfragt. Die durchschnittliche Laufstrecke wird mit 43000 km angesetzt. Die Staubemission ergibt sich aus dem Profilschwund
und den Reifenabmessungen. Durch Runderneuerung sowie thermischer Verwertung von
Altreifen ergibt sich eine Gutschrift für die Herstellung.
Die Batterie besteht aus einem Polypropylen-Gehäuse, Blei - Bleioxid, Schwefelsäure und
Wasser. Ihre Lebensdauer wird mit 4 Jahren angesetzt. Altbatterien werden zu 90%
recycliert.
12
Der Aufwand für Fahrzeugwäsche und Lackpflege wird durch Befragung von Waschanlagenbetreibern ermittelt. Den zugehörigen Prozeß zeigt Bild 8. Die Daten werden zeigen, daß
es sich hier um einen signifikanten Beitrag zu den Emissionen in Wasser handelt.
Der Aufwand und die Abfälle von Kfz-Betrieben konnten nicht ermittelt werden. Es wird
vermutet, daß hier eine nicht zu vernachlässigende Quelle von Abfällen besteht.
Wäsche / Lackpflege
Manuell
Maschinell
Maschinell
Manuell
Wasser
Shampoo
Wasser
Shampoo
Chemikalien
Energie
Wasser
Wachs
Energie
Politur
Wachs
Wasseraufbereitung
Abwasser
Abfall
Bild 8: Prozeßplan der Fahrzeugpflege. In den beiden oberen Knoten werden die Fahrzeuge verteilt, unten fließen Abwasser und Abfälle. Die Einsatzstoffe sind in den
Einzelprozessen angegeben.
4.3 Entsorgungsphase
Die heute typischen Entsorgungswege zeigt Bild 9. Die Entsorgung ins Ausland wird nicht
berücksichtigt. Es werden Schrotthändler, Betreiber von Shredderanlagen, sowie Altautoverwertungszentren befragt. Der Restwert eines Altautos bestimmt den Entsorgungsweg. Es
lohnt sich nicht alle Altautos komplett zu zerlegen, weil der Markt die Teile nicht abnimmt.
Die meisten Altautos werden nur trockengelegt und dann geshreddert. Deshalb werden in
der Bilanz Shredder-Daten eingesetzt.
Das Shredder-Material geht in einen Markt für Sekundär-Rohstoffe. Diese werden nur zum
Teil den Primär-Rohstoffen für den Automobilbau zugeführt. Der größere Teil geht in Branchen mit geringeren Werkstoff-Anforderungen, z. B. Stahl für die Bauindustrie. Das ist nicht
nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll, weil bei der Wiederaufbereitung Energie
verbraucht und Emissionen in Luft und Wasser erzeugt werden.
Gutschriften für Sekundär-Rohstoffe, die in andere Branchen fließen, werden nicht berücksichtigt.
13
Altfahrzeuge
Ausschlachten
Teileverkauf
Trockenlegen
Shredder
Demontage
Entsorgung
Flüssigkeiten
Trennung
Leichtmüll
Verbrennung
Deponie
Metalle
Recycling
Eisen
Kunststoffe
Recycling
Kunststoff
Bild 9: Entsorgung der Altfahrzeuge. Diese laufen noch überwiegend über die Verbindung
"Trockenlegen" – "Shreddern". Ein paar wenige Ausbauteile lassen sich wiederverwenden. Altreifen werden zunehmend verbrannt.
5 Ergebnisse
Diese Sachbilanz deckt spezifische Merkmale eines Pkw auf. Dazu gehören:
–
–
–
–
–
Die Vielfalt der speziell für den Automobilbau entwickelten Werkstoffe.
Die große Anzahl von Einzelteilen, aus denen ein Pkw zusammen gebaut wird.
Die Gewichtsverteilung der Einzelteile.
Der Energieverbrauch geschieht überwiegend in der Nutzungsphase.
Die hohe Recycling-Rate.
Die kumulative Gewichtsverteilung der Einzelteile, Bild 10, berechnet aus den Daten in der
Entwicklungs-Stückliste, zeigt, daß die 70 – 80 schwersten Einzelteile erst das halbe Autogewicht ausmachen. Das schwerste "Teil" ist der Kraftstoff im Tank, gefolgt vom ZylinderKurbelgehäuse. Die letzten 3% des Gesamtgewichtes bestehen aus mehreren tausend
Einzelteilen, darunter Schrauben, Stifte, Clips, Federn, Stecker, Dichtungen, etc.
Ein bevorzugter Werkstoff ist weder unter den großen noch unter den kleinen Teilen
erkennbar. Insgesamt dominiert die Werkstoffgruppe Stahl und Eisen, Bild 11. Die große
Anzahl der Stahlsorten ist ein Maß für die Spezialisierung dieses Werkstoffes. Das zeigen
auch die vielen Untergruppen in Tabelle 2.
In der zweiten Gruppe, die der Kunststoffe, besteht ein Definitionsproblem: Kunststoffe sind
zum großen Anteil Mischstoffe, z.B. Glasfaser verstärktes Polyamid PA 6.6 - 30% GF, oder
PVC - Plastisol bestehend aus 25% Binder (PVC), 30% Weichmacher (DINP) und 45% Füller (Kreide). Für die Gewichtsklassierung wird keine Trennung der Kunststoffkomponenten
vorgenommen, d.h. die Plastisole und Glasfaser verstärkte Kunststoffe werden der Gruppe
Kunststoffe zugeordnet.
Kabel, Elektromotoren, Schalter, Sicherungen, etc. werden in eine Werkstoffgruppe zusammengefaßt, um den Anteil dieses Fachbereiches darzustellen.
14
1040
1000
1030
800
1020
Kumulatives Gewicht [kg]
1200
N1 /2 = 10 kg
600
1010
m 1 /2 = 76 Teile
400
1000
200
990
0
0
500
1000
1500
2000
2500
3000
980
3500
Teile
Bild 10: Kumulative Gewichtsverteilung der Pkw-Teile, nach Größe sortiert.
Die schwersten Einzelteile sind
41 kg Benzin
34 kg Zylinder-Kurbelgehäuse
26 kg Reifen
64% Stahl und Eisen
250 Sorten
0.2%
0.9%
1.1%
1.3%
1.6%
2.5%
3.1%
4.0%
Sonstige
Lack
Dämmstoff
Elektrik/Kabel
NE-Metalle
Leichtmetall
Glas
Gummi
150 Sorten
16% Kunststoffe
5.5% Benzin/Öl/Fett
Bild 11: Werkstoffgruppen im Golf. Leergewicht 1025 kg inklusive vollem Tank.
In der Nutzungsphase wird Benzin verbraucht, d.h. verbrannt. Dabei entstehen eine ganze
Reihe von Schadstoffen in sehr kleinen Mengen, in Tabelle 4 sind einige aufgelistet.
15
Verbrauch
CO2
CO
NM VOC
CH4
NOx
8,1 l/100 km
191 g/km
1,4 g/km
59 mg/km
9 mg/km
49 mg/km
NH3
N2O
HCN
SO2
SO42H2S
38 mg/km
20 mg/km
0,54 mg/km
33 mg/km
0,74 mg/km
20 µg/km
Paraffine
Olefine
Benzol
Tuluol
Propylen
Aldehyde
Phenole
Partikel
PAK
20 mg/km
13 mg/km
3 mg/km
8 mg/km
6 mg/km
3 mg/km
0,56 mg/km
13 mg/km
7 µg/km
Tabelle 4: Verbrauchs- und Emissionswerte beim Betrieb eines Golf mit 55 kW Otto-Motor.
Es werden der MVEG-A Verbrauchswert und die limitierten MVEG-A Emissionen
aus der Zulassung, mit Verschlechterungsfaktoren multipliziert, verwendet. Die
Werte für nicht-limitierte Emissionen stammen aus älteren Daten /6/, gemessen
im US-City Driving Cycle. Sie werden von der Benzin-Zusammensetzung
bestimmt. Die "None Methane Volatile Organic Compounds", NM VOC, sind auf
der rechten Seite der Tabelle aufgeschlüsselt.
Der Primärenergieverbrauch, Bild 12, ergibt sich im wesentlichen aus dem Benzinverbrauch
während der 10 jährigen Nutzungsphase des Pkw. Faßt man Benzin-Herstellung und -Verbrauch zusammen, so kommt man auf 90% des gesamten Primärenergiebedarfs. Daraus
ergibt sich die große Bedeutung aller Maßnahmen zur Senkung des Benzin-Verbrauchs.
80% Nutzungsphase
Entsorgung
0.2%
4%
VW-Anteil
10%
6%
Benzin Herstellung
Werkstoffe
Bild 12: Gesamte Primär-Energiebedarf eines Golf (540 GJ = 150 MWh). Für Fahrleistung
sind 150 000 km in 10 Jahren, für Verbrauch 8,1 l/100 km angesetzt.
Der elektrische Stromverbrauch wird von einer großen Zahl kleiner Maschinen bestimmt.
Bild 13 zeigt eines der verwendeten Strom-Module mit den zugehörigen Ein- und Ausgängen. Die auf eine Fabrik spezialisierten Kraftwerke, darunter die VW-Kraftwerke in Kassel
und Wolfsburg, erzeugen den Strom mit weniger Ressourcen und weniger Emissionen, weil
16
ein Teil der Abwärme (Kraft-Wärme-Kopplung) in Form von Prozeß- und Raumwärme
genutzt wird. Die 3 Kraftwerke in Wolfsburg erzeugen im Jahr (1994) 1900 GWh el Strom,
davon nimmt VW 800 GWhel ab, der Rest geht ins öffentliche Netz. Zusätzlich nimmt VW
900 GWhWärme ab.
Ressourcen
46% Uran
27% Steinkohle
18% Braunkohle
4% Erdgas
2% Erdöl
3% Sonstige
10 l Wasser
Energieträger
Förderung
Aufbereitung
Transport
Primärenergie
12,5 GJ = 3,5 MWh
Energieträger
12 GJ = 3,3 MWh
Kraftwerke
1 MWh el
Emissionen in Luft
610 kg CO2
1640 g CH 4
710 g NOx
610 g SO2
240 g Staub
190 g CO
80 g NM VOC
40 g HCl
14 g HF
Emissionen in Wasser
360 g NaCl
160 g SO4220 g NO33 g CSB
0,8 g NH 3
Emissionen in Boden
100 kg Erzaufbereitungsrückstände
28 kg Asche
4 kg Abraum
3 g Radioaktiver Abfall
Bild 13: Strom - Modul BRD - Mix, alte Bundesländer 1993. Ressourcen und ausgewählte
Emissionen für die Bereitstellung von 1 MWh elektrischen Strom.
Bild 14 zeigt den spezifischen Energieverbrauch bei der Herstellung einiger Werkstoffe. Die
Unterschiede sind erheblich, z.B. wird für 1 kg Chrom-Stahl 6x mehr Energie benötigt, als für
1 kg St 14. Die Kunststoffe Polypropylen (PP) und Polyamid (PA 6.6) unterscheiden sich um
den Faktor 2. Die Herstellung der Werkstoffe erfordert mehr Primärenergie als die Umformung und Verarbeitung zum Automobil.
Die Addition der benötigten Werkstoffmengen, einschließlich der Stanzreste, multipliziert mit
dem spezifischen Energieverbrauch liefert den gesamten Energiebedarf für die Werkstoffe,
Bild 15. Zum Vergleich ist der Energiebedarf einiger Cost Center in den VW-Werken mit
aufgeführt.
Bei der Gewinnung entstehen werkstoffspezifische Emissionen. Bei Blei und Kupfer entstehen Blei-Emissionen in Luft und Wasser. Das wirkt sich auf einzelne Bauteilgruppen aus.
Bild 16 zeigt beispielhaft die Summe der Blei-Emissionen aufgrund der benötigten Rohmaterialien, sortiert nach Baugruppen im Fahrzeug.
17
263
250
225
160
164
Magnesium
PA 6.6
200
142
150
130
95
50
20
68
70
PP
100
HD-PE
Primärenergieverbrauch [MJ / kg]
300
29
24
Titan
Al-Blech
Chrom-Stahl
PA 6
ABS
Verzinktes
Blech
St 14 Blech
Blei
0
Bild 14: Primärenergieverbrauch für die Herstellung von jeweils 1 kg Werkstoff /7/. Diese
Angaben variieren je nach Hersteller und Randbedingungen um bis zu ±50%
40
30
24
20
11
10
4
1.9
2.1
Getriebe
Motor
Lackiererei
Rohbau
Preßwerk
Werkstoffe
0
Summe VW
2.5
Kunststoffteile
0.6
2.1
Montage
Primärenergie [GJ / Fzg]
38
Bild 15: Energiebedarf zur Herstellung der Werkstoffe und für die weitere Verarbeitung in
den VW-Werken. Der Energiebedarf zur Herstellung der Werkstoffe setzt sich aus
20 GJ für Stahl und Eisen, 8 GJ für Kunststoffe und 10 GJ für alle anderen Werkstoffe zusammen. Der Energieverbrauch pro Fahrzeug nimmt mit steigender
Auslastung der Werke erheblich ab.
18
Blei-Emission [g / Fzg]
4
3
2.8
2
1.0
1
0.7
0.09
0.05
Techn. Wärme
(WOB)
Strom (WOB)
0.4
Sonstige
Motor
Getriebe
Batterie
St-Bleche
0
Bild 16: Blei-Emissionen in Luft und Wasser bei der Herstellung ausgewählter
Fahrzeugteile.
Normalbenzin
Motoröl
Altöl
Bremsflüssigkeit
Ethanol/Scheibenwasser
Wasser/Wäsche
Wachs/Konservierung
Petroleum
Glycol/Kühler
Waschchemikalien
12,2 m³
79 l
39 l
2 kg
26 l
28 m³
2,4 kg
4,3 kg
2 kg
10 kg
Ölfilter
3,8 kg
Luftfilter
4,5 St
Kraftstoffilter
1,2 kg
Staub- u. Pollenfilter 4,5 St
Reifen
110 kg
Reifenabrieb
15 kg
Batterien
31 kg
Stoßfänger
9 kg
Wischerblätter
3,5 kg
Zündkerzen
18 St
Motorventile
0,2 kg
Tabelle 5: Stoffverbräuche und Abfälle während der Nutzungphase. Die größeren Abfälle
werden zum Teil verwertet, darunter Altöl, Batterien, Reifen, Stoßfänger, Wachs.
Aufgrund von Wartung und Pflege entstehen in der Nutzungsphase zusätzlich zum Benzinverbrauch weitere Stoffverbräuche und Abfälle, Tabelle 5.
Das Endergebnis der Sachbilanz ist der Modul "Golf", die Tabelle 6 zeigt die zugehörigen
Zahlen. Eine Auswahl von Emissionen in Luft und Wasser ist in Bild 17 dargestellt. Die CO 2
Emission ist an den Primärenergieverbrauch gekoppelt und überwiegt deshalb in der
Nutzungsphase. Die anderen Emissionen überwiegen jedoch in der Herstellungshase. An
Hand der NOx - Emission soll hier der Fehler von Emissionsmessungen erläutert werden.
Laut Tabelle 4 ist die NOx - Emission des Golf sehr niedrig, sie könnte durchaus um den
Faktor 2 größer sein und würde dann immer noch den für die Typ-Zulassung erforderlichen
Grenzwert einhalten. Die Proportionen in der NOx -Säule in Bild 17 würden sich dann jedoch
merklich verschieben. Die NM VOC - Emissionen aus der Benzinherstellung sind möglicherweise nicht mehr so groß, die hier verwendeten Daten stammen aus dem Anfang der 90ger
Jahre.
19
Die Emissionen in Wasser sind sehr gering, teilt man den Ngesamt - Wert durch die zugehörige Wassermenge, so erhält man Konzentrationen unter 20 ppm. Der Grenzwert für Trinkwasser ist 50 ppm.
100%
36 t
160 kg
26 kg
34 kg
8 kg
2,2 kg
120g
420 g/Pkw
Nutzung
80%
60%
Herstellung
Benzin
40%
20%
0%
Herstellung
Pkw
CO2
NM VOC NOx
SO2
Emissionen in Luft
Partikel
CSB
Ngesamt
BSB
in Wasser
Bild 17: Ausgewählte Emissionen aus der Sachbilanz des Golf.
6 Diskussion der Ergebnisse
Das Hauptergebnis dieser Sachbilanz ist, daß der wesentliche Energieverbrauch in der
Nutzungsphase liegt. Rund 10% der gesamten Energie wird für die Herstellung des Fahrzeuges, weitere 10% für die Bereitstellung des Benzins benötigt. Der Rest, 80%, steckt im
Heizwert des Benzins, das während der 150 000 km Fahrstrecke verbrannt wird. Neu ist die
Erkenntnis, wie wenig Energie für die Herstellung des Fahrzeuges benötigt wird, und daß
der Energie-Anteil für die Gewinnung der Werkstoffe größer als der für die Fertigung des
Fahrzeuges ist. Diese Erkenntnis ist überraschend und bisher nicht öffentlich diskutiert.
In der Nutzungsphase dominieren nur einige atmosphärische Emissionen, darunter die an
den Energieverbrauch gekoppelte CO2 -, aber auch die CO - Emission. Erstaunlich ist, daß
viele andere Emissionen in der Herstellungsphase überwiegen. So treten bei der Herstellung
und Verteilung vom Benzin die meisten Kohlenwasserstoff-, Schwefel- und StickoxidEmissionen auf. Bei der Gewinnung der Rohstoffe entstehen die wesentlichen Metall- und
Chlor - Emissionen.
Die Metallmengen in den Erzen sind kleiner als die im Fahrzeug verbauten Mengen. Das ist
eine Folge des Metall-Recycling. Im Pkw wird im wesentlichen Stahl aus frischen Erzen verbaut, das recyclierte Eisen wird in anderen Stahlbranchen verwendet. Das im Automobilbau
verwendete Leichtmetall enthält einen größeren Anteil Sekundär-Aluminium.
Der Wasserverbrauch ist am größten bei der Gewinnung der Rohstoffe. Die Fahrzeugwäsche trägt mit 28 m³ immerhin mit über 20% zum gesamten Wasserverbrauch bei. Das
Abwasser aus der Fahrzeugwäsche ist relativ wenig belastet. Es führt hier zu einer
Problemverlagerung, denn aufgenommene Luft- und Bodenverunreinigungen gelangen ins
Abwasser.
Das Automobil ist der Konsumartikel mit der höchsten Recycling-Rate. Diese ist noch höher
als bei Papier. Der Grund ist, daß ein Auto nicht einfach in den Müll geworfen werden kann,
und daß die Metallverwertung einen hohen Standard erreicht hat. Bei den Altkunststoffen
20
Primär-Ressour- Herst. Herst.
cen, Erze
Pkw VK+Öl
Bauxit 30% Al [kg]
18
Bleierz 8% [kg]
72
Chrom 20% [kg]
4
Eisen 66% [kg]
940
Kupfer 1,3% [kg]
710
Nickel 1,5% [kg]
140
Zink 6% [kg]
81
Kalkstein [kg]
360
Sand [kg]
16
Steinsalz [kg]
46
Wasser [m³]
56
34
CO2 [t]
CO [kg]
NM VOC [kg]
CH4 [kg]
NOx [kg]
N2O [kg]
NH3 [kg]
SO2 [kg]
Partikel [kg]
3,7
21
3,4
16
5
0,1
AOX [g]
CSB [g]
BSB [g]
TOC [g]
Gesamt N [g]
Phenole [g]
Cl- [g]
PO43- [g]
SO42- [g]
3
640
70
76
78
0,05
390
15
540
Asche [kg]
Abfall flüssig [kg]
Abfall fest [kg]
Reifenabrieb [kg]
Hausmüll [kg]
Sondermüll [kg]
5
6
150
8
5
7
5
3,2
1,7
150
12
13
0,2
20
0,8
Nutz. Energieträger
Herst. Herst.
Pkw
Pkw VK+Öl
Primärenergie [GJ]
62
53
Anteil aus
Braunkohle [GJ]
Steinkohle [GJ]
Erdgas [GJ]
Erdöl [GJ]
Kernkraft [GJ]
Wasserkraft [GJ]
0,05
4
14
35
430
28
Emissionen in Luft
29
H2SO4 [g]
390 HCl [g]
9
HF [g]
1,4 H2S [g]
8
Cl2 [g]
3
PAK [g]
6
Cu [g]
6
Mn [g]
2
Schwermetalle [g]
Emissionen in Wasser
0,1
2,8 Na+ [g]
1600
1,2 Fe [g]
50
0,3 Cu [g]
1400
1,3 Zn [g]
340
0,4 Schwermetalle [g]
0,1
84
HC [g]
900
5
Öle [g]
2
PAK [g]
1000
Emissionen in Boden
Cr-Schlacke [kg]
Cu-Schlacke [kg]
63
Ni-Schlacke [kg]
15
Lack-Schlamm [kg]
0,1
Erzrückstände [t]
0,2
Abraum [t]
14
0,7
1,0
3
24
19
10
5
0,7
Nutz.
Pkw
430
380
90
31
3
23
0,2
2,2
1,4
31
5
1,4
0,2
3
150
21
3
0,3
0,5
36
40
4
8
2
110
100
13
3
1
3
660
9
0,1
120
1000
3
24
980
1
0,1
0,2
Tabelle 6: Ausgewählte Ressourcen, ohne Sekundärmaterial, zur Herstellung und Betrieb
eines Golf, und einige Emissionen. Leere Felder sind vernachlässigbar oder
nicht bekannt. Bei der Entsorgung fällt 250 kg fester Abfall an. Von anderen
Branchen genutze Sekundär-Rohstoffe, z.B. Stanzreste, sind nicht angegeben.
Cu-, Fe-, Mn- und Zn-Emissionen sind in den Schwermetallen nochmal erfaßt.
Die Zahlen sind mit großen Unsicherheiten behaftet, z.B. halbieren sich die
Schwefel-Emissionen in der Nutzungsphase, wenn der Schwefelgehalt im Benzin
von 300 auf 150 ppm gesenkt wird.
21
zeichnet sich eine zunehmende thermische Verwertung ab.
Einige Daten in der Sachbilanz sind alt. Das liegt an der großen Datenmenge, für deren
Erhebung einige Jahre benötigt werden. In dieser Zeit wird eine Vielzahl von Prozessen
modernisiert, für eine Aktualisierung der Bilanzdaten fehlt die Zeit.
Viele unsichere Daten werden hier mit aufgenommen, obwohl den Autoren die großen
Meßfehler bewußt sind. Das soll einen Ansporn für die Bereitstellung besserer Daten sein.
Die Beurteilung der Zahlen fällt schwer. Es fehlen Vergleichsmaßstäbe. Sind die 28 m³
Wasser, die während der 10 jährigen Nutzungsphase verbraucht werden, nun viel oder
wenig. Hier könnte der Wasserverbrauch von einem Ein-Familienhaushalt als Vergleich
benutzt werden: ca. 40 m³ pro Person und Jahr.
Die Emissionen in Wasser, darunter der chemische (CSB) und biologische (BSB)
Sauerstoffbedarf, sowie der gesamte Stickstoffeintrag (Nitrit, Nitrat, Ammonium, Ammoniak)
sind so niedrig, weil es sich um bereits geklärte Abwasser handelt. Zum Vergleich sei hier
der BSB Richtwert für ungegklärte kommunale Abwasser genannt: 60 g pro Tag und Einwohner.
Nach der Durchführung der Bilanz und dem Hinterfragen der Zahlenwerte wird deutlich, daß
die Schwankungsbreite der Daten wesentlich größer ist als typische Fehler im technischen
Meßwesen. Die Ursachen sind systematischer Natur, sie liegen in nicht genau definierbaren
Grenzen des Bilanzrahmens, im gleichzeitigen Bestehen von alten und modernen Produktionsanlagen, in den statistisch nicht genau faßbaren Verhalten der Autofahrer, etc.
Auf der Grundlage dieser Sachbilanz können nun Aussagen zu anderen Fahrzeugmodellen
der gleichen Klasse getroffen werden, durch hinzuziehen einfacher Kennzahlen, wie
Fahrzeug-Gewicht und Testverbrauch. Eine eigenen ganzheitliche Betrachtung für jedes
Fahrzeugmodell lohnt sich sicherlich nicht.
Dennoch möchten wir auf die vorliegende Art von sehr detaillierten Sachbilanzen nicht mehr
verzichten, weil Entscheidungen über Werkstoffe und den damit verbundenen Konstruktionskonzepten in einem erweiterten Rahmen getroffen werden können. Als Beispiel sei der
Werkstoff Aluminium genannt. Es muß viel Aluminium eingesetzt werden, falls damit merklich leichtere Autos gebaut werden sollen. Die Konsequenzen sind weitreichend.
Mit jeder Sachbilanz entstehen neue zusätzliche Module. Es entstehen auch neue Verbindungen zwischen vorhandenen Datenbanken in den Werken. Die Bestrebungen zur
Schaffung gemeinsamer Datenbanken in der Automobilindustrie, einschließlich der
Zulieferer werden gefördert. Die hier durchgeführte Sachbilanz hat gezeigt, daß spezielles
Know How von beteiligten Firmen zwar verwendet, aber nicht offen gelegt werden muß.
Befürchtungen in dieser Richtung haben sich als unbegründet erwiesen.
Danksagung
Die vorliegende Sachbilanz ist das Ergebnis von vielen einzelnen Beiträgen. Die Autoren
möchten ihren Dank für die Beiträge folgender Personen an dieser Stelle ausdrücken:
Dr. Hans-Jürgen Arntz, Wasserkreislauf, VW Werk Wolfsburg
Harald Florin, Aktualisierung der Bilanzumfänge im Werk Wolfsburg, IKP 1996
Matthias Harsch, Bilanzierung der Autolackiererei VW Wolfsburg, IKP Diplomarbeit 1993
Johannes Kreißig, Bilanzierung der Nutzungsphase eines Pkw, IKP Diplomarbeit 1993
Ingrid Pfleiderer, Entwicklung des Software-Systems GABI, IKP
Ludwig Prüß, Initiator der Bilanzierung, VW Werk Wolfsburg
Konrad Saur, Bilanzierung der Getriebefertigung im VW-Werk Kassel, IKP 1993
Klaus-Dieter Schoppe, Emissionen der neuen Lackiererei, VW Werk Wolfsburg
22
Schrifttum
1 "Marine Exhaust Emissions Research Programme"
Lloyd's Register of Shipping, Engineering Services , London, 1990
2 W. Bialonski, P. Vanck, K. Schulze, H. Wakob
"Spezifischer Energieeinsatz im Verkehr"
Forschungsbericht FE Nr. 90247/88, Verkehrswissenschaftliches Institut, TH Aachen
3 U.R. Fritsche, J. Leuchtner, F.C. Matthes, L. Rausch, K.-H. Simon
Gesamt-Emissions-Modell Integrierter Systeme (GEMIS), 1995
im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Umwelt, Energie und
Bundesangelegenheiten
ISBN 3-89274-120-4
4 DGMK Fachausschuß Umwelt
"Raffinerietechnik: Ermittlung von Abwasserkenndaten in charakteristischen Abwasserteilströmen und im Gesamtabwasser von Erdöl- und Schmierstoffraffinerien"
DGMK Projekt 414, 1991, ISBN 3-928164-15-5
5 J. Schmölling (Hrsg.)
"Luftreinhaltung '88, Tendenzen, Probleme, Lösungen"
Umwelt Bundesamt Berlin, 1989, ISBN 3-503-02805-6
6 H. Klingenberg und D. Schürmann (Hrsg.)
"Nicht limitierte Automobil-Abgaskomponenten"
Volkswagen AG, Forschung und Entwicklung, 1988
7 "GABI 2.0, Software zur Ganzheitlichen Bilanzierung"
IKP der Universität Stuttgart; PE Product Engineering GmbH, Dettingen/Treck
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