Reggio – Pädagogik Zusammenfassung (Lisa Hölscher, Lisa Zumholz, gk 2011) Entstehungsgeschichte: - Die Reggio-Pädagogik ist nach der norditalienischen Stadt Reggio Emilia benannt und entstand nach dem 2. Weltkrieg. - In der Region wurde die Erziehung der Kinder bereits früh als kommunale Aufgabe verstanden (Kindergärten, Kindertageseinrichtungen). Somit sind die Kindergärten ein Teil der Stadt, die als ganzer Bildungs- und Erziehungsort aufgefasst wird. - Die Reggio-Pädagogik entwickelt sich in und aus der Praxis. - Die Kinder werden in die Erwachsenenwelt mit einbezogen und nicht mehr gesondert gefördert. Reggio-Pädagogik als Gemeinschaftsaufgabe und nicht als Privatsache Konzept: - Die Reggio-Pädagogik ist kein „fertiges“ Konzept, sie wird ständig weiterentwickelt und überarbeitet. Die Weiterentwicklung ergibt sich aus dem Wechselspiel von Praxis und Theorie. kontinuierliches Experiment (experimentelle Pädagogik) - Sie besteht aus 3 Ressourcen: Kind (mit seinen Ideen zum eifrigen Forschen), Freundschaften, Erwachsene & Eltern (Erzieher) Die kompetente Zusammenarbeit von Erzieherinnen und Eltern wird benötigt um die Potentiale der Kinder zu entwickeln. - Der Erzieher sollte das Kind nicht in feste Lernprozesse pressen, sondern ihren Forschungs-und Wissensdrang unterstützen. - Die Kinder lernen durch alltägliche Erfahrungen, durch Erkunden, Experimentieren und vor allem dadurch, dass sie ihre Erlebnisse dabei mit „hundert Sprachen“ („cento linguaggi die bambini“) zum Ausdruck bringen. Ziel: Lernfreude der Kinder fördern und nicht fertiges Wissen speichern, Identitätsaufbau, Erweiterung der Fähigkeiten, Wissensaneignung lernen, Empathie, Sorgfalt im Umgang mit Material, Verantwortungsbewusstsein, demokratisches Bewusstsein (, Einbeziehung von Kindern mit Behinderung) - Menschenbild: Das Kind: • ist in seiner Entwicklung niemals „vollendet“; deswegen muss die Erziehung entsprechend flexibel und offen sein. • ist ein eifriger Forscher (aus Freude und Erstaunen heraus). • ist aktiver Konstrukteur seiner Entwicklung und seines Wissens. • ist Träger und Schöpfer eigener Kulturen. • hat altersspezifische Interessen und Bedürfnisse, wird nicht als „unfertiger“ Erwachsener gesehen. • ist nach den Reggianern stark, reich, mächtig und kompetent (dem Kind werden hohe Kompetenzen zugesprochen, die es erweitern will). Seite 1 von 3 • hat das Recht auf die aktive Beteiligung an der Entwicklung seiner Identität, Autonomie und Kompetenz. • drückt sind in „100 Sprachen“ aus und ist ein sozial und kommunikativ aktiver Mensch - Die Erzieher/Innen: • sind Wegbegleiter und stärken den Selbstlernprozess des Kindes ( Lernfreunde). • agieren als Begleitpersonen und Dialogpartner (geben „Denkanstöße“ und Impulse). • werden selbst auch als lernende und forschende Personen gesehen. • sind die Zeugen der kindlichen Entwicklung (Beobachtung, Analyse, Dokumentation). • sind Beratungspartner für die Eltern. • stellen selbst kein fertiges Modell dar, da auch sie nicht allwissend sind. - Die Eltern: • sind das 3. Teilsystem der Reggio-Pädagogik. • sind „Fachleute“ ihrer eigenen Kinder. • sind mit den Erzieherinnen gleichgestellt. Verbindung zwischen der institutionellen und familiären Erziehung entsteht, wobei das Zusammenwirken dieser drei Hauptakteure den Erziehungsprozess bildet (positiver Wirkungszusammenhang) Interaktion ist also ein wichtiger Bestandteil dieser Pädagogik Erziehung ist gemeinsame Aufgabe aller Erwachsenen und nicht nur die eines Fachpersonals Aufbau der Kindereinrichtungen: - - Jede KiTa ist ein kleine Stadt für sich, mit einer „Piazza“ in der Mitte, um die sich die Gruppenräume befinden. Insgesamt eine offene Struktur, auch nach außen. Die Kinder können das Gebäude für individuelle Aktivitäten verlassen. Materialien sind zufällig vorgefundene Gegenstände, vorgegebene Gegenstände, die das Kind zum Experimentieren oder Gestalten motivieren sollen oder Gegenstände, die die Kinder selber mitbringen ( Gegenstände laden Kind zur Auseinandersetzung und Beschäftigung ein) . Räume der Einrichtungen werden als „dritte Erzieher“ betrachtet: geben Geborgenheit und animieren zum Aktiv-werden (Atelier, Piazza als Begegnungsort) Kindergartenalltag: - Es gibt keine Hierarchien, alle werden als gleichwertig angesehen (auch die Kinder in ihrem Verhältnis zu den Erwachsenen). Grundsätzliche Orientierungspunkte der Reggio-Pädagogik sind ein humanistisches Menschenbild und eine demokratische Gesellschaftsvorstellung (keine Hierarchie) - Die Kindergruppen sind altershomogen (Unterschiede unter altersgleichen Kindern führen hinreichend zu Anregungen der Kinder untereinander). - Die Eltern haben ein Mitspracherecht bei organisatorischen Dingen, wie etwa Öffnungszeiten oder Planung von Projekten. - Die Projektarbeit wird von der gesamten Stadt unterstützt. - Die Kinder werden zum eigenständigen Lernen motiviert. Die 100 Sprachen des Kindes: Seite 2 von 3 - In denen sie denken, entdecken, ihre eigenen Geschichten erzählen können. Sie beinhalten nicht nur das gesprochene Wort, sondern alles was das Kind tut, um seine WeltErfahrung zum Ausdruck zu bringen (mit Bildern, Worten, Bauten, darstellendem Spiel etc.). Durch die „100 Sprachen“ findet die individuelle Entfaltung der Kinder Anerkennung. Projektarbeit als Herzstück der Reggio-Pädagogik: - Ausgangspunkt sind die Beobachtungen der Kinder Dokumentation der Handlungsprozesse entwickelt sich aus Gesprächen oder Spielhandlungen kann von unterschiedlicher Zeitdauer sein (von 2 Stunden bis zu einem Jahr!) Kind setzt sich aktiv mit sich und seiner Umwelt auseinander forschendes und entdeckendes Lernen wird gefördert Lernen: als intrinsische Motivation als Entdeckung und nicht als Darbietung ist lebensorientiert als Erfahrung als Prozess und nicht als Produkt Den Kindern einen sinnlichen Zugang zur Welt eröffnen (unterstützt durch bildhafte und gestalterische Darbietung) Seite 3 von 3