Pädagogische Konzepte Die wichtigsten Konzepte der Kindergartenpädagogik auf einen Blick anerkannter Maßnahmeträger des Bundesverbandes für Kindertagespflege Gütesiegel Aktionsprogramm Kindertagespflege Mit Kindern wachsen. Vorwort Liebe Leserinnen, liebe Leser Entscheidungen zu treffen ist im Leben nicht immer ganz einfach. Auch die Frage in welche Kindertagesstätte das eigene Kind gehen soll, ist nicht leicht zu beantworten. Schließlich soll die Kita in der näheren Umgebung liegen, gutes und ausgewogenes Essen bieten und nach einem Konzept arbeiten, das den Bedürfnissen des Kindes entspricht. In dieser Informationsbroschüre möchten wir Ihnen einen Überblick über die zahlreichen pädagogischen Konzepte geben, die die Kitawelt zu bieten hat. Dazu haben wir zu jedem Konzept zusätzlich tabellarische Übersichten erstellt, die den Vergleich zwischen den verschiedenen Ansätzen erleichtern sollen. Diese können den Besuch der Wunschkita nicht ersetzen, aber schon im Voraus einen Einblick in die grundsätzlichen Vorstellungen der jeweiligen Kita, über die pädagogische Haltung, die Ernährung, ihre Ziele und Besonderheiten geben. Fröbel, Reggio, Montessori, Waldorf oder Situationsansatz? Welche Kindertagesstätte ist für mein Kind am besten? Diese Frage sollten Eltern sich stellen, bevor sie ihr Kind in die Obhut eines Kindergartens geben. Es sollte Ihnen zum Beispiel bewusst sein, dass das Kind in einem evangelischen Kindergarten christliche Ansichten vermittelt bekommt oder dass es in einem Waldkindergarten den ganzen Tag, bei jedem Wetter, im Freien ist. Aber auch die Rolle des/der Erziehers/in, in dem jeweiligen konzeptionellen Ansatz, sollte den Eltern im Voraus bekannt sein, damit die Erziehungspartnerschaft zwischen Kita und Familie optimal gelingen kann. Es sollen die Grundsätze der bekanntesten und am weitesten verbreiteten Konzepte kurz und knapp erläutert werden. Wie diese in der jeweiligen Kita umgesetzt und gelebt werden, hängt von der individuellen Einrichtungskonzeption ab. Manche Kitas orientieren sich an pädagogischen Richtungen, andere leben die Ideen Rudolph Steiners oder Maria Montessoris in allen ihren Einzelheiten und Facetten. Finden Sie heraus, ob Sie sich und vor allem Ihr Kind in einem dieser Konzepte wiederfinden. Herzlichst, Gerald Siegert Geschäftsführer Inhalt 5 Freinet Pädagogik 8 Fröbel Pädagogik 17 20 Reggio Pädagogik Situationsansatz 11 14 Kneipp Pädagogik Montessori Pädagogik 23 26 Systemische Pädagogik 29 Wald- und Naturkindergärten Walddorf Pädagogik 32 integrierbare pädagogische Konzepte Freinet-Pädagogik „Der Geist ist keine Scheune, die man füllt, sondern eine Flamme, die man nährt.“ Célestin Freinet Pädagogischer Ansatz Freinet-Pädagogik Geschichte entwickelt von Célestin Freinet (1896 - 1966) und seiner Frau Elise, gemeinsam mit weiteren Lehrern Pädagogik war ursprünglich nur für die Schule gedacht die ersten Kindergärten entstanden 1979 geeignet für Kinder im Alter von… k.A. Merkmale / Ziele eine freie Entfaltung der Persönlichkeit eine kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt Selbstverantwortlichkeit des Kindes Zusammenarbeit und gegenseitige Verantwortlichkeit Spiel- und Lernmaterialen jederzeit frei zugänglich ganzheitliches Lernen besonderer Förderschwerpunkt k.A. Spiel- und Lernmaterialien mit Bezug zum Alltag Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen geben Raum und Zeit für die Entwicklung sind Beobachter/innen und Helfer/innen allgemeine Besonderheiten viele verschiedene Werkstätten und Ateliers Elternmitarbeit gewünscht 5 Die Freinet-Pädagogik geht zurück auf den französischen Dorfschullehrer und Reformpädagogen Célestin Freinet (1896 - 1966) und seine Frau Elise. Gemeinsam mit weiteren Lehrern entwickelten sie das pädagogische Konzept, welches anfänglich für die Schule gedacht war. Freinet wollte eine Pädagogik schaffen, die jedem Kind die Chance einer umfassenden Entwicklung seiner Persönlichkeit, seiner Fähigkeiten und seiner Begabungen bietet. Methoden sowie Arbeitsmittel im Dialog mit den Kindern erarbeitet wurden. In der Praxis sieht es beispielsweise so aus, dass jedes Kind am Anfang des Tages auf eine Karte malt oder schreibt, worauf es heute Lust hat. Die Freinet-Pädagogik hat vier Grundsätze. An denen orientieren sich die Kindergärten, die nach diesem Konzept arbeiten möchten. Das Freinet-Konzept legt großen Wert darauf, dass alles jederzeit frei zugänglich ist. Dadurch ist gewährleistet, dass das Kind selber entscheiden kann was, wie und womit es jetzt spielen möchte. Die Spiel- und Lernmaterialien sollen immer einen Bezug zum Leben haben, damit Zusammenhänge von den Kindern besser verstanden werden können. 1. eine freie Entfaltung der Persönlichkeit 2. eine kritische Auseinandersetzung mit der Umwelt 3. Selbstverantwortlichkeit des Kindes 4. Zusammenarbeit und gegenseitige Verantwortlichkeit Freinet-Kindergärten entstanden ab 1979 und haben viele Berührungspunkte zu andern pädagogischen Ansätzen, die sich auf das Kleinkind konzentrieren. Das Freinet-Konzept entstand unmittelbar aus der Praxis heraus, indem Arbeitsweisen, 6 In einem Morgenkreis besprechen alle die Vorschläge und erstellen danach den Tagesplan. Für die Beschäftigungen, für die es Mehrheiten gibt, wird sich dann entschieden. Die Freinet-Pädagogik möchte das ganzheitliche Lernen ermöglichen, indem sie das Wohlbefinden sowie die soziale, emotionale und kognitive Entwicklung des Kindes fördert. Den Erzieherinnen ist bewusst, dass dieses ganzheitliche Lernen an die Lust des Kindes zu forschen, sich zu bewegen und selbstständig zu sein, gebunden ist. Holzwerkstätten, Künstlerateliers, Druckereien, Forscherateliers, Technikateliers, Auseinandernehmwerkstätten, Gärten und Tierpflege- gruppen sind mögliche Werkstätten, die in einem Freinet-Kindergarten zu finden sind. Ganz besonders beliebt sind die Auseinandernehmwerkstätten, in denen technische Geräte aller Art auseinander genommen und untersucht werden können. Auch die Werkstätten sind für die Kinder jederzeit zugänglich, um die eigenen Interessen verfolgen zu können. Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Freinet-Pädagogik ist die Zusammenarbeit bzw. das Zusammenspiel mit anderen. Dabei ist wichtig, dass sich das Kind einer Gruppe zugehörig fühlt. Es hat jedoch jederzeit die Möglichkeit, die Gruppe zu wechseln, wenn es sich in der aktuellen nicht wohl fühlt. Die Erzieher/innen geben dem Kind Raum und Zeit, sich auszudrücken und seine Bedürfnisse zu befriedigen. Sie finden heraus, wann und wo sie gebraucht werden und halten sich im Hintergrund, wenn Hilfe nicht erforderlich ist. Der kontinuierliche Austausch mit den Eltern ist wichtig, um Bedürfnisse oder auch Entwicklungsschritte des Kindes zu reflektieren und die gemeinsame Erziehungs- und Bildungsarbeit zu optimieren. 7 Fröbel-Pädagogik „Bei der Erziehung muss man etwas aus dem Menschen herausbringen und nicht in ihn hinein.“ Friedrich Fröbel 8 Pädagogischer Ansatz Fröbel-Pädagogik Geschichte Fröbel gilt als Erfinder des Kindergartens und als Begründer der Spielpädagogik geeignet für Kinder im Alter von… 0 Jahre bis Schuleintritt Merkmale / Ziele ganzheitliche Erziehung Bilden frei Denken Selbstständig machen besonderer Förderschwerpunkt (freies Spiel) Spiel- und Lernmaterialien 3-D Formen (Spielgaben) Bastelmaterialien Pflanzen Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen Vermittler und Partner allgemeine Besonderheiten k.A. Elternmitarbeit wichtig Die Fröbel-Pädagogik wird auch die Pädagogik des „Wachsenlassens“ genannt, da das Kind sich nach seinen eigenen Lernbedürfnissen richten kann. Die vorhandenen Fähigkeiten und Begabungen des Kindes werden gefördert und es wird nicht versucht, Lernerfolge zu erzwingen. Die Kindergartenpädagogik Fröbels umfasst drei Tätigkeitsbereiche: 1. Der Tätigkeitsbereich Spiel- und Beschäftigungsmittel, im Zentrum der Fröbel Pädagogik steht das Spielen, welches für die Kinder eine typische Lern- und Lebensform ist. 2. Der Tätigkeitsbereich des Bewegungsspiels wie Laufspiele, Tanzen, Kreisspiele und Darstellungsspiele. 3. Der Tätigkeitsbereich der Gartenarbeit, bei der das Kind durch das Wachsen der Pflanzen die eigene Entwicklung nachvollziehen und den Umgang mit Pflanzen erlernen kann. Friedrich Fröbel lebte von 1782 bis 1852, war deutscher Pädagoge und Schüler von Pestalozzi, der pädagogische Ideen erstmals systematisch darlegte. Auf Friedrich Fröbel ist die heutige Bezeichnung „Kindergarten“ zurückzuführen. Wichtiger Baustein der Fröbel-Pädagogik ist die ganzheitliche Erziehung, also die Förderung von geistigen und motorischen Fähigkeiten und den Umgang mit der Gesellschaft. Aber auch das freie Denken und das Fördern der Selbstständigkeit, ist ein wichtiger Bestandteil dieser pädagogischen Richtung. Allgemein gilt, das Kind muss die Möglichkeit haben, sich etwas anzuschauen, es nachzuahmen und die dadurch entstandenen Möglichkeiten zu erkennen und zu nutzen. Erfahrungen müssen erlebt und besprochen werden, damit sie einen nachhaltigen Eindruck auf das Kind machen können. Der konkrete Handlungsvollzug ist sehr wichtig, denn nur aus ihm erkennt man die Fähigkeiten des Kindes. Fröbel entwickelte eine Spieltheorie, auf deren Grundlage er Spiel- und Beschäftigungsmittel erfand. Zum Beispiel entwickelte er Spielmaterialien, wie dreidimensionale Formen: Kugel, Zylinder und Würfel, mit denen den Kindern geometrische Grundformen nahe gebracht werden können. Durch Basteltechniken mit Papier, Erstellen von Ornamenten oder mit der Fröbelschen Fadenspanntechnik wird die Geschicklichkeit, Konzentration und Phantasie gefördert. Durch das Singen von Liedern, soll das Kind langsam an die Welt der Erwachsenen herangeführt 9 werden. Fröbel-Kindergärten haben den Auftrag, das Kind beim Bemühen die Welt zu erfahren und zu begreifen, zu unterstützen. Die Verantwortung der Eltern ist ein zentraler Bestandteil eines Fröbel-Kindergartens, denn ohne teilnehmende Erwachsene sind Angebote für das Kind nicht optimal nutzbar. Die elterliche Erziehung soll mit Hilfe des Fröbel-Kindergartens ergänzt werden. Eine möglichst gleichmäßige Vorbereitung auf die Schule ist eine weitere Aufgabe dieser Pädagogik. Die Erzieherinnen in einem Fröbel-Kindergarten verstehen sich als Vermittler und Partner und sollen mit Hinweisen und Erläuterungen dem Kind helfen, die Welt besser zu verstehen. 10 Kneipp-Pädagogik „Was hält, was macht mich gesund?“ Pädagogischer Ansatz Kneipp-Pädagogik Geschichte aus dem Gesundheitskonzept von Sebastian Kneipp übernommener pädagogischer Ansatz 1995 entstand der erste Kindergarten in Deutschland geeignet für Kinder im Alter von… 1 Jahr bis Schuleintritt Merkmale / Ziele ganzheitliches Gesundheitskonzept durch Wasser, Bewegung, Ernährung, Kräuter und Lebensordnung verantwortlicher Umgang mit der Gesundheit Umgang mit Ernährung Förderung der Persönlichkeit soziale Kompetenz Förderung der Eigeninitiative besonderer Förderschwerpunkt Gesundheit Spiel- und Lernmaterialien Wasser, Pflanzen und weiteres Ernährung gesund und ausgewogen Rolle der Erzieher/innen Vorbild und Ansprechpartnerin allgemeine Besonderheiten Anwendung des Kneipp-Gesundheitskonzeptes Elternmitarbeit gewünscht 11 Das Kneipp-Konzept fand das erste Mal 1995 in einem deutschen Kindergarten Anwendung. Wegen der positiven Erfahrungen der ersten Kneipp-Kindergärten entstanden nach und nach in ganz Deutschland weitere Einrichtungen, die das Gesundheitskonzept von Pfarrer Sebastian Kneipp (1821 bis 1897) umsetzten. Jeder Kneipp-Kindergarten stützt seine pädagogische Arbeit auf die fünf Säulen des ganzheitlichen Gesundheitskonzepts: 1. 2. 3. 4. 5. Wasser Bewegung Ernährung Kräuter Lebensordnung Es wurden Richtlinien für die Zertifizierung festgelegt und Erzieherinnen auf das Kneippsche Konzept hin ausgebildet. Der spielerische Umgang mit Wasser soll Kinder begeistern. Sie lernen, dass Wasser ausgleichend und belebend wirken kann. Ganz nach Kneipp werden Schwimmbadbesuche, Wassertreten, Schnee- oder Tautreten, verschiedene Güsse sowie Arm- und Fußbäder angeboten. Sie lernen aber auch, verantwortlich mit dem Element Wasser umzugehen. 12 Die zweite Säule Bewegung, beinhaltet Bewegungstraining zur Kräftigung der Muskeln und soll helfen die Körperhaltung zu verbessern. Musik wird eingesetzt, um die Freude an der Bewegung zu unterstützen. Mit ausgedehnten Spaziergängen wird der Stoffwechsel angeregt und das allgemeine Wohlbefinden verbessert. Die Kinder sollen spielerisch und mit Freude an ihrem Tun eine gesunde und natürliche Lebensweise erlernen. Gesundheitsbewusstes Verhalten und die Eigenverantwortung für die Gesundheit wird am Vorbild gelernt. Auch das Thema Ernährung ist ein wichtiger Bestandteil der Kneipp-Pädagogik. Die Kinder lernen nicht nur, dass man sich gesund und ausgewogen ernähren soll und wie das gelingen kann, sondern auch wie das Essen selber zubereitet werden kann. Meist ist eine eigene Küche vorhanden, in der die Kinder bei der Zubereitung der Snacks oder Mahlzeiten experimentieren können. Das macht besonders viel Spaß, wenn die Kräuter sowie das Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten verwendet werden können. Dass Pflaumen nicht unter der Erde wachsen und wo all die anderen Lebensmittel herkommen, ist für jeden kleinen „Kneippianer“ leicht zu beantworten. Die Säule Kräuter und Heilpflanzen beinhaltet, dass die Kinder mit wichtigen Kräutern und Heilpflanzen bekannt gemacht werden und er- fahren, wie man diese sammeln, trocknen und verarbeiten kann. Dass es je nach Jahreszeit verschiedene Kräuter gibt und nicht alle essbar sind, dass sich einige gut für einen Tee eignen und andere wiederum in einem frischen Salat sehr gut schmecken, wird spielend erlernt. Holunder, Pfefferminzmelisse, Löwenzahn oder Kresse werden von den Kindern zu Holunderlimonade, Pfefferminztee, Löwenzahnhonig oder Kressesalat verarbeitet. Klare Formulierungen und Grenzen helfen den Kindern, sich zu orientieren und Vertrauen in ihre Umwelt aufzubauen. Die Erzieher/innen sind Vorbild für das Kind und immer Ansprechpartnerin, wenn Fragen oder Probleme entstehen. Auch die Familien werden gerne in Aktivitäten des Kindergartens eingebunden, um z.B. bei Unternehmungen oder Festen zu helfen und mitzugestalten. Die Lebensordnung als fünfte Säule des Kneipp-Konzeptes ist ein besonders wichtiger Bestandteil, denn die gesunde Lebensordnung hält alles im Gleichgewicht. Es wird versucht, alle Aktivitäten ausgewogen und in einem harmonischem Zusammenspiel anzubieten. Daher ist in einem Kneipp-Kindergarten Zeit für Gemeinsames, aber auch Zeit für Individuelles. Es wird die Möglichkeit für Ruhepausen, zum Verschnaufen gegeben und auch der Wunsch nach Streicheleinheiten, sowie nach Anerkennung wird nicht ignoriert. Ein Kneipp-Kindergarten hat auch den Anspruch, die Kinder zu Eigeninitiativen zu ermuntern, die Wahrnehmung und Kreativität spielerisch innerhalb des Tagesablaufs zu fördern und Raum für Freiheiten zu geben. Sie sollen ein positives Gefühl für sich und Freude am Umgang mit anderen Menschen entwickeln sowie Toleranz und Rücksichtnahme erlernen. 13 Montessori-Pädagogik „Hilf mir, es selbst zu tun“ Maria Montessori 14 Pädagogischer Ansatz Montessori-Pädagogik Geschichte Eine von Maria Montessori (1870-1952) entwickelte Bildungs-Methodik die das erste Mal 1907 in einem Montessori-Kindergarten in Rom angewandt wurde. geeignet für Kinder im Alter von… 3 bis 12 Jahre Merkmale / Ziele das Kind ist ein vollwertiger Mensch mit individueller Persönlichkeit es wird Raum für freie Entscheidungen gegeben fördern von selbständigem Denken und Handeln kann nach eigenen Lernbedürfnissen spielen und lernen besonderer Förderschwerpunkt sinnliche Wahrnehmung Spiel- und Lernmaterialien Sinnesmaterialien Sprachmaterialen mathematische Materialen Materialen für die Übung im Umgang mit Dingen des praktischen Lebens Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen gleichberechtigte Partner, Beobachter und Helfer allgemeine Besonderheiten k.A. Elternmitarbeit gewünscht Die Montessori-Pädagogik ist ein Konzept, das sich unmittelbar am Kind orientiert und konsequent die Bedürfnisse des Kindes berücksichtigt. Der erste Montessori-Kindergarten entstand 1907 in Rom und wurde von Maria Montessori (1870-1952) selbst gegründet. Die Ärztin, Pädagogin und Philosophin vervollständigte und verfeinerte ihre Pädagogik kontinuierlich bis ins hohe Alter. Die Grundsätze der Montessori-Pädagogik sind: 1. Das Kind wird als vollwertiger Mensch gesehen und seine individuelle Persönlichkeit geachtet. 2. Dem Kind wird geholfen, seinen Willen zu entwickeln, indem man ihm Raum für freie Entscheidungen gibt und das selbständige Denken und Handeln fördert. 3. Dem Kind sollen Gelegenheiten geboten werden, seinen eigenen Lernbedürfnissen zu folgen, denn Kinder wollen zu einer bestimmten Zeit etwas Bestimmtes lernen. 4. Dem Kind wird dabei geholfen, Schwierigkeiten zu überwinden, statt ihnen auszuweichen. Nach hundertjähriger Praxis haben sich ihre Prinzipien weltweit bewährt, so dass sie in vielen Kindergärten und Schulen angewandt werden. Eine Rollenspielecke, Bauecke, große Bilderbuchauswahl, Stifte und Farben, buntes Papier und Scheren sind in jedem MontessoriKindergarten zu finden. Es wird geturnt, gebastelt, gesungen und gespielt. Es werden Projekte und Ausflüge gemacht. Das freie Spiel ist ein Grundpfeiler dieser pädagogischen Richtung. Die Kinder können nach eigenen Interessen entscheiden, wann sie sich womit beschäftigen möchten. Sie können auch weitgehend selber entscheiden, wie lange sie spielen und auch ob sie alleine oder mit einem Spielkameraden forschen und experimentieren möchten. Dadurch entsteht häufig eine ruhige und entspannte Spiel- und Arbeitsatmosphäre. Viele der Spiel- und Lernmaterialien in einem Montessori-Kindergarten sind von Maria Montessori selbst entwickelt worden. Sie erfand Sinnesmaterialien, Sprachmaterialien, mathematische Materialien und Materialien für die Übung im Umgang mit Dingen des praktischen Lebens. Sie sollen die geistige Entwicklung des Kindes durch eigene Tätigkeiten und Erfahrungen fördern. Die Sinne werden einzeln angesprochen und durch spezielle Materialien differenziert geschult. Die klassischen Materialen, wie z.B. Geräuschdosen oder Farbtafeln, gehören zur Grundausstattung 15 jedes Montessori-Kindergartens. Die Materialen sind in einer so genannten „vorbereiteten Umgebung“ in offenen Regalen nach ihrem Bereich sortiert und für die Kinder jederzeit zugänglich. Jedes Material gibt es nur einmal, damit die Kinder lernen zu warten, wenn ein anderer damit spielt. Somit lernen sie soziales Verhalten durch Rücksichtnahme. Wenn das Kind mit dem Spielen, Forschen und Experimentieren fertig ist, wird alles wieder ordentlich auf den dafür vorgesehenen Platz im Regal eingeräumt. Darüber hinaus stehen den Kindern in Montessori-Einrichtungen neu entwickelte Arbeitsmaterialien zur Verfügung, die zu den veränderten Spiel- und Lernbedingungen der heutigen Zeit passen. Die Montessori-Erzieherinnen haben in der Regel eine Zusatzausbildung für MontessoriPädagogik. Die Erzieher/innen treten eher in den Hintergrund und sind gleichberechtigt dem Kind gegenüber. Sie zeigen dem Kind wie etwas geht, z.B. im Umgang mit den MontessoriMaterialien, lösen aber die Aufgabe oder das Problem für das Kind nicht. Sie sind flexibel, geduldig, wenn nötig auch konsequent und betten den Kindergartenalltag in soziale Regeln, die für die Kinder nachvollziehbar sind. Zwischen der Familie und dem/der Erzieher/in besteht eine Erziehungs- und Bildungspartnerschaft mit gegenseitiger Unterstützung, die für eine optimale Förderung und Betreuung des Kindes wichtig ist. 16 Reggio-Pädagogik „Das Kind hat 100 Sprachen, 100 Hände, 100 Weisen zu denken, zu sprechen und zu spielen, 100 Welten zu entdecken, 100 Welten zu träumen. Von diesen 100 Sprachen raubt ihm die Gesellschaft neunundneunzig, nämlich alle außer der Verbalsprache.“ Loris Malaguzzi Pädagogischer Ansatz Reggio-Pädagogik Geschichte entwickelt nach dem zweiten Weltkrieg in den Kindergärten der italienischen Stadt Reggio Emilia, durch Pädagogen mit ihrem bekanntesten Vertreter Loris Malaguzzi geeignet für Kinder im Alter von… k.A. Merkmale / Ziele Kind wird als eigenständige Persönlichkeit gesehen, mit dem Drang, Neues zu erforschen Erziehung der Wahrnehmung und des Ausdrucks ganzheitliches Lernen freies Spiel Projekte gestalten und ausführen Kommunikation besonderer Förderschwerpunkt sich in vielfältigen Varianten auszudrücken Spiel- und Lernmaterialien keine vorgefertigten Materialen Materialen die zum Gestalten, Endecken und Experimentieren animieren Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen Vertrauter, Begleiter, Zuhörer und Beobachter allgemeine Besonderheiten Ateliers Ausstellungsort für die Kunstwerke der Kinder Elternmitarbeit wichtig 17 Entwickelt wurde die Reggio-Pädagogik ab 1945 in den Kindergärten der italienischen Stadt Reggio Emilia. Die dortigen Pädagogen mit ihrem bekanntesten Vertreter Loris Malaguzzi (19201994) wollten, dass das Kind als eigenständige Persönlichkeit gesehen wird, sowie dass die Kompetenzen des Kindes erkannt und gefördert werden. Die Reggio-Pädagogik ist ein aus der Praxis kommendes Konzept, welches die Kenntnisse der neueren Lern-, Entwicklungs- und Sozialisationstheorie beinhaltet. Erfahrungsoffene und experimentelle Herangehensweisen zeichnen diese Pädagogik aus. Das Kind ist durch seine eigene Wissbegierde, Kreativität und Energie Leiter seiner individuellen Entwicklung und Persönlichkeit. Ein wichtiger Bestandteil dieser pädagogischen Richtung ist die Erziehung der Wahrnehmung und des Ausdrucks. Erlebnisse, Entdeckungen oder Empfindungen können mit „hundert Sprachen“ ausgedrückt werden; z.B. mit Worten, Schauspiel, Tanz oder durch die künstlerische Betätigung in einem Atelier, welches zur Grundausstattung eines Reggio-Kindergartens zählt. Das ganzheitliche Lernen, also das Lernen im sozialen, emotionalen, körperlichen und geistigen Bereich, sowie das freie Spiel sind in diesem pädagogischen Konzept sehr wichtig. Dabei werden Fragen der Kinder ernst 18 genommen, mit den Kindern erarbeitet und durch die Kinder beantwortet, auch wenn es den Tagesplan durcheinander bringt. Aus dem Spiel der Kinder heraus oder auch aus Gesprächen, entwickeln sich oft Projekte die auf dem authentischen Interesse der Kinder basieren. Dabei ist der Reggio-Pädagogik wichtig, dass diese Projekte nicht von den Erziehern/innen und Eltern gesteuert werden, sondern nur helfend und erweiternd agiert wird. Zeichnungen, Bauwerke oder auch Kommunikation mit anderen sehen die Reggio-Pädagoginnen als Mitteilungen der Kinder, in einer ihrer „hundert Sprachen“, die es zu entschlüsseln gilt. Viele der Kunstwerke werden in der großen Eingangshalle ausgestellt, wo sie von allen Besuchern bestaunt werden können. In der Reggio-Pädagogik gibt es wenig vorgefertigte Spiel- und Lernmaterialen aber dafür eine Menge an Materialen und Möglichkeiten, die zum Gestalten, Experimentieren und Entdecken animieren. Besonders charakteristisch sind Spiegel, Verkleidungsbereiche, Schattentheater und farbige Lichtquellen. Sie fördern die Kinder, sich wahrzunehmen und zu akzeptieren, andere Rollen auszuprobieren und zu kommunizieren. Die Räume des Kindergartens werden als „dritter Erzieher“ betrachtet. Sie vermitteln Zusammenhänge oder auch Unterschiede zwischen drin- nen und draußen, geben Geborgenheit und ermuntern zum Aktiv-werden. Eine besonders große Rolle im Reggio-Konzept spielt die Dokumentation. Zeichnungen und Bastelarbeiten der Kinder, die Kommunikation zwischen den Kindern, die Handlungen oder auch, wie sie an Dinge und neue Aufgaben herangehen, werden von den Erzieherinnen gesammelt, beobachtet und schriftlich erläutert. Das soll unter anderem den Kindern eine Möglichkeit bieten, sich wertgeschätzt zu fühlen, eine Rückmeldung zu bekommen oder sich erinnern zu können. Für die Eltern und Erzieher/innen ist die Dokumentation eine wichtige Ideen- und Erkenntnissammlung. Die Pädagogen/innen in einem ReggioKindergarten nehmen die Rolle eines Vertrauten, Begleiters, Zuhörers und Beobachters ein. Sie unterscheidet sich deutlich von der traditionellen Funktion des Anleiters. Die Erzieherinnen stellen Ressourcen für die Aktivitäten der Kinder bereit und geben ihnen Impulse, kommunizieren und reflektieren im Team die Erfahrungen mit den Kindern und sind Beratungspartner für die Eltern. Eine ständige interne Fortbildung der Erzieherinnen und der Leitung ist ein weiterer wichtiger Bestandteil der Reggio-Pädagogik. Die Kindererziehung wird als gemeinschaftliche Aufgabe von Eltern, Erzieherinnen und Gesellschaft verstanden. 19 Situationsansatz „Leben und Lernen in Erfahrungszusammenhängen“ 20 Pädagogischer Ansatz Situationsansatz Geschichte in den 60er Jahren an Hochschulen entwickelt, im Zuge der Reform für Vorschulerziehung geeignet für Kinder im Alter von… 0 bis 10 Jahre Merkmale / Ziele die individuelle Lebenssituation des Kindes und der Familie sind Basis der pädagogischen Arbeit fördern von Autonomie, Solidarität und Kompetenz besonderer Förderschwerpunkt Erfahrungszusammenhänge erkennen und verstehen Integration von behinderten und entwicklungsverzögerten Kindern Spiel- und Lernmaterialien k.A. Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen mitlernender, anregender, forschender, interessierter Partner allgemeine Besonderheiten einrichtungsabhängig Elternmitarbeit sehr wichtig Der Situationsansatz stellt das Kind und seine individuelle Lebenssituation in den Mittelpunkt der pädagogischen Arbeit. Kinder unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft werden spielerisch unterstützt, ihre Lebenswelt zu verstehen und diese selbstbestimmt, kompetent und verantwortungsvoll zu gestalten. Ziel des Ansatzes ist es, dem Kind Autonomie und soziale Kompetenzen auf der Basis ihrer speziellen Lebenssituation und die der Familie zu vermitteln. Da hier auf die veränderten gesellschaftlichen Bedingungen eingegangen wird, hat sich dieser Ansatz in einem hohen Prozentsatz der Kindergärten etabliert. Er wurde Ende der sechziger Jahre im Rahmen der Reform der Vorschulerziehung an Hochschulen entwickelt und in den 1990er Jahren wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Am „Institut für den Situationsansatz“, an der Freien Universität Berlin, wird das Konzept wissenschaftlich begleitet. Das Institut hat 16 Grundsätze entwickelt, an denen sich ein Kindergarten, der nach dem Situationsansatz arbeiten möchte, orientieren kann. Einer dieser Grundsätze lautet: „Im täglichen Zusammenleben findet eine bewusste Auseinandersetzung mit Werten und Normen statt. Regeln werden gemeinsam mit Kindern vereinbart.“ Ein weiterer Grundsatz spricht davon, dass „Erzie- herinnen analysieren, was Kinder können und wissen und was sie erfahren wollen. Sie eröffnen ihnen Zugänge zu Wissen und Erfahrungen in realen Lebenssituationen.“ Bei allen 16 Grundsätzen ist immer wichtig, den familiären, sozialen und kulturellen Lebenshintergrund des Kindes zu berücksichtigen und entsprechend in die tägliche Förderung und Betreuung einzubetten. Erzieherinnen müssen die Lebenssituation eines jeden Kindes kennen, um z.B. in einer Spielsituation die richtige Anregung für die Förderung des Kindes zu finden. In welcher Situation das Kind gerade lebt, erfahren die Erzieherinnen durch den kontinuierlichen Austausch mit der Familie. Durch eine verlässliche Beziehung zum Erzieher bzw. zur Erzieherin und das Herstellen eines interessanten Umfeldes, soll der natürliche Wunsch des Kindes nach Weiterentwicklung unterstützt werden. Erzieher/innen sind nach einem weiteren Grundsatz dieser Pädagogik Lehrende und Lernende gleichermaßen, denn sie lernen mit dem Kind mit. Im Situationsansatz wird beachtet, dass eine rein verbale Vermittlung von Wissen in dieser Altersstufe nicht zum lernen geeignet ist, da das Kind selbst durch eigenes Handeln, Ausprobieren und Experimentieren den Lernprozess in Gang setzt. Daher werden Interessen und Fragen der Kinder 21 berücksichtigt und beantwortet, z.B. durch Erkundungen im eigenen Stadtgebiet. Die Raumgestaltung in einem Kindergarten, der nach diesem Ansatz arbeitet, ist eine gemeinschaftliche Arbeit der Kinder und Erzieher. Die Kinder sollen die Möglichkeit haben, Wünsche, bezogen auf Einrichtungsgegenstände oder Bastelmaterialen, erfüllt zu bekommen, soweit diese Wünsche realisierbar sind. Auch ihren Tagesablauf können die Kinder in Teilen selbst bestimmen, indem sie entscheiden, was sie an diesem Tag erleben oder spielen möchten. Durch das gemeinsame Erleben und Lernen entsteht ein Zusamm- engehörigkeitsgefühl, was ihnen hilft, mit anderen umzugehen und für sie und vor allem für Schwächere einzutreten. Kinder mit Behinderungen oder mit verzögertem Entwicklungsstand werden in die Kindergartengemeinschaft integriert. Auch das sieht der Situationsansatz als wichtigen Grundsatz seiner Arbeit. Größtmögliche Freiräume für die Kindesentwicklung zu schaffen, ist Aufgabe eines situationsorientierten Kindergartens. Egal, ob für das Lernen der sozialen Verantwortung, oder ob für die Entwicklung im emotionalen oder kognitiven Bereich. Gelernt wird in Erfahrungszusammenhängen, meist in altersgemischten Gruppen, bei denen aus den 22 verschiedenen Erfahrungen und Kompetenzen heraus, die Jüngeren von den Älteren lernen. Eine geschlechterbewusste Erziehung soll verhindern, dass die Kinder in typische Frauen- oder Männerrollen hineingedrängt werden. Dadurch haben die Mädchen und Jungen die Möglichkeit, ihre geschlechtliche Identität selbst zu finden. Die Mitwirkung der Eltern in der pädagogischen Arbeit ist sehr wichtig, denn Eltern und Erzieher/innen sind Partner in der Betreuung, Bildung und Erziehung der Kinder. Durch Gespräche mit den Eltern können die Erzieher/innen das Kind besser verstehen und einschätzen. Systemische Pädagogik „Erhöhe die Anzahl der möglichen Lösungen zu den Fragen, die sich dir im Alltag stellen können, und gestalte deine Lebensstrategien vielfältig.“ Heinz von Foerster Pädagogischer Ansatz Systemische Pädagogik Geschichte aus der Soziologie, die das gesamte System in dem sich ein Mensch befindet, berücksichtigt geeignet für Kinder im Alter von… k. A. Merkmale / Ziele berücksichtigt das gesamte Lebensumfeld des Kindes hat mehr die Lösungen als die Probleme im Blick orientiert sich mehr an Stärken statt an Fehlern möchte Schlüsselqualifikationen, wie Flexibilität, Konfliktfähigkeit, Soziale Verantwortung vermitteln besonderer Förderschwerpunkt k.A. Spiel- und Lernmaterialien k.A. Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen helfender Beobachter, der das Kind ernst nimmt allgemeine Besonderheiten verschiedene Funktionsräume Elternmitarbeit wichtig 23 Die systemische Pädagogik hat ihre Grundlagen in der Soziologie. In der Soziologie heißt systemisches Denken und Handeln, das gesamte System des Menschen, also Lebensumfeld, Familie, Kultur, Religion, Freunde usw. zu beachten und dadurch leichter an Ressourcen bzw. Lösungen zu gelangen. Als wichtige Schlüsselqualifikationen für die Zukunft empfindet der systemische Ansatz: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. Flexibilität Konfliktfähigkeit Soziale Verantwortung Kreativität Teamgeist Medienkompetenz Organisationstalent Verantwortung für die eigene Gesundheit tragen können Die systemische Pädagogik hat sich dieses Wissen zu Nutze gemacht, um die Kinder auf ihr Leben in der heutigen und zukünftigen Gesellschaft vorzubereiten und vor allem, um sie dahingehend zu stärken. Der systemische Ansatz hat mehr die Lösungen als die Probleme im Blick, indem er sich an den Stärken statt an den Fehlern orientiert. Dieser Ansatz möchte Kinder, Eltern und Pädagoginnen durch neue Sichtweisen und Haltungen entlasten sowie durch eine Vielzahl 24 von Möglichkeiten mehrere Wege zur Lösung eines Problems oder einer Aufgabe entdecken. Der systemische Ansatz stellt sich die Frage: „Welche Fähigkeiten und Strategien müssen sich Kinder heute aneignen, um auf die Herausforderungen von morgen vorbereitet zu sein?“ Die Welt von morgen wird eine andere sein, als die heutige. Selbstorganisation, Verantwortlichkeit, Lernen können und Lernen wollen oder auch das Leben flexibel gestalten zu können, sind wichtige Fähigkeiten, die ein Kind heute lernen muss, um es später im Leben anwenden zu können. Daher sind die Leitlinien des Konzeptes, die Eigenständigkeit und das Verantwortungsbewusstsein des Kindes zu stärken, Bedürfnisse und Entwicklungsschritte des Kindes zu achten und das Lernen als Hauptbestandteil der Entwicklung zu fördern. Lernen soll Spaß und Lust darauf machen, mit dem Lernen nicht aufzuhören. Die Gestaltung des Kindergartens entspricht den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder und Familien, da der Kindergarten für alle eine vertraute Umgebung schaffen möchte. Es werden gern Kinder aus verschiedenen Nationen, mit verschiedenen Glaubensrichtungen und mit den unterschiedlichsten Fähigkeiten aufgenommen, da Unterschiede die Entwicklung fördern und den Kindern helfen, soziale Kompetenzen zu er- werben. Die Kinder werden beobachtet und ernst genommen. Alle Angebote, die von Erziehern/ innen kommen, sind am Interesse und an den Ideen der Kinder orientiert. Die systemische Pädagogik beinhaltet das offene Konzept, was bedeutet, dass es viele Räume mit unterschiedlichen Funktionen gibt. Es kann einen Bewegungsraum, ein Atelier, ein Computerraum, einen Nass- und Matschraum und vieles mehr geben, in denen sich die Kinder frei bewegen können. Die Erzieher/innen sind jeweils für einen Raum zuständig und müssen mit spontanen Situationen umgehen können und diese interessant nutzen. Eltern werden in die Planung der Tagesabläufe oder auch in die Gestaltung der verschiedenen Räume gern mit einbezogen. Bei Elternabenden werden Ideen gesammelt und Spezialisten eingeladen, um zu sehen was möglich ist. In Organisationsgruppen, bestehend aus Eltern und Erziehern/innen, werden alle nötigen Arbeitsschritte umgesetzt. Ebenso sind Gespräche mit den Eltern ein wichtiger Bestandteil des Konzeptes, denn das „System Familie“ ist überaus wichtig für die Entwicklung des Kindes. Die Erzieher/ innen arbeiten meist mit einem Beobachtungsbogen, in dem sie die Entwicklungen eines Kindes festhalten. So kann in einem Elterngespräch eine strukturierte und detaillierte Übersicht gegeben werden und die gemeinsame Bildungs- und Erziehungsarbeit optimiert werden. 25 Waldorfpädagogik „In Ehrfurcht aufnehmen, In Liebe erziehen, In Freiheit entlassen“ Rudolf Steiner Pädagogischer Ansatz Waldorfpädagogik Geschichte aus der Lehre von Rudolf Steiner, der eine Pädagogik entwickeln wollte, die Leib, Seele und Geist gleichermaßen fördert geeignet für Kinder im Alter von… 3 bis 12 Jahren Merkmale / Ziele handwerkliche, künstlerische und musische Betätigung Lernen durch Nachahmung fester Rhythmus soziale Kompetenzen stärken selbstverständlicher Bezug zur Natur besonderer Förderschwerpunkt soziales Lernen Geschicklichkeit Motorik Spiel- und Lernmaterialien Naturmaterialien Ernährung ausgewogen und gesund Rolle der Erzieher/innen Vorbild allgemeine Besonderheiten kein Spielzeug aus Plastik keine technischen Medien Elternmitarbeit 26 sehr hoch Die von Rudolf Steiner begründete Waldorfpädagogik, basiert auf der ebenfalls von ihm entwickelten Anthroposophie. Die Anthroposophie (griechisch: antropos = Mensch, sophia = Weisheit) ist eine Wissenschaft, die zusätzlich zum Körper des Menschen, Erkenntnisse über die Seele und den Geist liefert. Dadurch bekommt man ein genaueres Bild vom gesamten Menschen mit all seinen Fähigkeiten, Wünschen, Ängsten und Möglichkeiten. So nutzt die pädagogische Anthroposophie die neuesten Erkenntnisse der Forschung, im Besonderen die Erkenntnisse der Hirnforschung, um diese dann für die Erziehung nutzbar zu machen. Als Rudolf Steiner mit 30 Jahren sein Studium in Mathematik, Philosophie, Literatur, Geschichte und Naturwissenschaften beendet hatte, arbeitete er viele Jahre als Erzieher und Hauslehrer und schrieb zahlreiche Artikel und Bücher. Die praktische Umsetzung der von ihm entwickelten Waldorfpädagogik begann 1919, mit der Bitte des Inhabers der „Waldorf-AstoriaFabrik“, eine Schule für die Kinder seiner Mitarbeiter zu gründen. So entstand auch der Name „Waldorf“ im Zusammenhang mit seiner Pädagogik. Was die Waldorfpädagogik auszeichnet, ist die handwerkliche, künstlerische und musische Betätigung der Kinder. Auf die Entwicklung und Reifung des Kindes wird sehr geachtet. Ein schnelles Fördern, um neue Leistungen zu erzie- len, widerspricht den Grundsätzen der Waldorfpädagogik. Das erleichtert auch Kindern mit Entwicklungsverzögerungen, sich in den Gruppenprozess einzufinden. Die Erzieher/innen sind entsprechend der waldorfpädagogischen Grundsätze geschult, da sie eine große Vorbildfunktion für die Kinder übernehmen. Ein weiterer Schwerpunkt der Waldorfpädagogik ist, dass die Kinder durch Nachahmung lernen. Durch sinnvolle, für die Kinder durchschaubare Tätigkeiten der Erzieherinnen wird entsprechend gefördert. Den Kindern wird viel über Sprache, Gestik, Mimik und Gefühl vermittelt z.B. beim gemeinsamen Singen, Tanzen und beim Aufsagen von Gedichten und Reimen. Da sich der kindliche Erkenntnisweg durch das eigene Handeln, Denken und Fühlen vollzieht, werden Ermahnungen oder sogar Strafen nicht angewandt: sie werden als wirkungslos verstanden. Großen Wert legt die Waldorfpädagogik auf einen festen wiederholenden Rhythmus beim Tages-, Wochen-, und Jahresablauf, denn dieser schafft Vertrauen und Orientierung. So versammeln sich die Kinder z.B. jeden Morgen zur gleichen Zeit zum Morgenkreis. Jeder Tag in der Woche ist bestimmten Aktivitäten vorbehalten. Die verschiedenen Jahreszeiten werden genutzt, um das Jahr zu unterteilen 27 und mit themenspezifischen Festen zu feiern. In vielen Waldorfkindergärten besteht für die Kinder zudem die Möglichkeit, in einem eigenen kleinen Garten die Zeit im Freien zu verbringen. Dabei können sie nicht nur die verschiedenen Pflanzen und Bäume kennen lernen, sondern auch verstehen, wie man sie pflegen und vor allem nutzen kann. Beim Essen wird Wert auf eine gemeinsame Esskultur gelegt, bei der gute Gewohnheiten wichtig sind. Das Spielzeug besteht zum größten Teil aus Naturmaterialien wie Holz, Wolle, Filz, Muscheln und Ähnlichem. Spielzeug aus Plastik und technische Medien sind kein Bestandteil der Waldorfpädagogik und sollen auch zu Hause vermieden werden. Die Waldorfpädagogik verlangt von den Eltern eine Identifikation mit dem Konzept. Bei einem Aufnahmegespräch werden Eltern befragt, ob sie die Grundlagen der Waldorfpädagogik unterstützen. Es wird großer Wert darauf gelegt, die Eltern in die Abläufe des Kindergartens einzubeziehen, indem sie bei der Organisation der zahlreichen Aktivitäten im Kindergarten mithelfen und eigene Ideen einbringen und umsetzen. 28 Wald- und Naturkindergärten „Wir kennen kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung“ Pädagogischer Ansatz Wald- und Naturkindergarten Geschichte entstanden in den 50er Jahren in Dänemark, seit 1993 in Deutschland vertreten geeignet für Kinder im Alter von… 3 Jahren bis Schuleintritt Merkmale / Ziele ausschließlicher Aufenthalt in der Natur erleben der Natur, mit ihren Tieren und Pflanzen Erleben der Jahreszeiten viel Bewegung ganzheitliches Lernen Fördern der Motorik, Wahrnehmung und Kreativität besonderer Förderschwerpunkt Naturverbundenheit Spiel- und Lernmaterialien Naturmaterialien Ernährung k.A. Rolle der Erzieher/innen k.A. allgemeine Besonderheiten Betreuung meist nur am Vormittag Elternmitarbeit gewünscht 29 Der erste Waldkindergarten in Europa wurde Mitte der fünfziger Jahre in Dänemark eröffnet. Deutschlands erster Waldkindergarten entstand 1993 in Flensburg. Seit dem wird diese nicht ganz alltägliche Kindergartenform immer beliebter. Zurzeit gibt es mehr als 800 solcher Kindergärten in Deutschland. Idee hinter dem Kindergartenkonzept ist, dass die Kinder, die nicht mehr so viel in der Natur sind wie früher, wieder an das Spielen und das Entdecken in der Natur herangeführt werden. Haltungsschäden und Muskelschwächen durch zu wenig Bewegung oder auch Koordinationsstörungen sollen entgegengewirkt werden. In einem klassischen Waldkindergarten, hält sich die Gruppe ausschließlich im Freien auf, z.B. in einem stadtnahen Waldgebiet. Durch die ständige frische Luft und die kontinuierliche körperliche Betätigung, kann das Immunsystem der Kinder gut gestärkt werden. Bei Sturm oder zu kalten Temperaturen, gibt es in vielen Waldkindergärten die Möglichkeit, sich in eine kleine Waldhütte oder in einen Bauwagen zurückzuziehen. Manche Kindergärten haben auch ein Haus zur Verfügung. Dort werden Geschichten vorgelesen, es wird gegessen und gebastelt. Geeignet ist diese Form des Kindergartens für Kinder ab 3 Jahren bis zum Schulalter. Die Gruppen bestehen meist aus 20 bis 25 Kindern, mit zwei bis drei Erziehern/innen. 30 Wesentliche Inhalte der Waldkindergartenpädagogik sind: Das Fördern der Motorik, ganzheitliches Lernen, Förderung der Wahrnehmung, das Erleben der Natur mit ihren Tieren und Pflanzen, Erleben der Jahreszeiten und die Förderung der Kreativität durch das selbstständige Spielen mit Naturmaterialien. Aber auch das Zählen, z.B. mit Kastanien, oder auch das Singen, auf dem Weg zum neuen Haltepunkt, ist ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Richtung. Sport wird immer getrieben, wobei ein Hindernislauf über Bäume und Hügel und wieder zurück ganz besonders Spaß macht. Auch in einem Waldkindergarten wird auf die Begrüßung, in Form eines Morgenkreises, nicht verzichtet. Die Kinder sitzen auf einer Lichtung auf einem Stück Isoliermatte und machen es sich bequem. Frühstück, das sich die Kinder mitgebracht haben, gibt es gleich vor Ort. Danach beginnt der Spaziergang durch den Wald, z.B. zu einer Wasserstelle. Dort angekommen wird experimentiert, beobachtet und gebaut. Wenn mal ein Notfall eintreten sollte, sind die Erzieherinnen immer mit einer Erste-Hilfe-Tasche und einem Mobiltelefon ausgestattet, so dass sofort reagiert werden kann. Die Ausbildung in einem Erste-Hilfe-Kurs, ist für die Erzieher/innen Standard. Ein Waldkindergarten hat in der Regel eine Betreuungszeit von vier bis fünf Stunden, so dass gegen Mittag das Kind abgeholt wird. In manchen dieser Kindergärten wird eine Nachmittagsbetreuung in einer Tagesstätte angeboten werden. Zu dem Konzept gibt es auch kritische Stimmen, die die nicht gleichwertigen Angebote zu anderen pädagogischen Ansätzen betonen, da die Lernfelder im Wald eingeschränkt sind und die Kinder dadurch eine eventuelle Chancenungerechtigkeit haben. 31 integrierbare pädagogische Konzepte Neben den genannten pädagogischen Richtungen gibt es zahlreiche andere, die meist in die bekannten pädagogischen Konzepte integriert worden sind. Das offene Konzept hat keine sichtbaren Gruppen mehr. Die Kinder können sich frei in allen Räumen bewegen, die jeweils ein eigenes Thema haben. Es gibt Bastelräume, Werkstätten, Sporträume, Nass- bzw. Matschräume, Theaterräume, ein Traumzimmer und viele mehr. Durch die Entscheidungsfreiheit können die Kinder ihren eigenen Interessen nachgehen und finden Spielkameraden mit den gleichen Vorlieben. In der Theaterpädagogik haben die Kinder die Möglichkeit, eigene Aufführungen zu proben und vorzustellen. Die Kinder werden durch Theaterpädagoginnen an das darstellende Spiel herangeführt und motiviert, sich etwas zu trauen. Die Pädagogik ist sehr gut dazu geeignet, die Kommunikations- und Teamfähigkeit zu stärken, die Fertigkeiten im rhetorischen Bereich und das kreative und selbstständige Arbeiten zu fördern. Bei der bilingualen Pädagogik wird den Kindern im Kindergarten eine zweite Sprache, meist durch einen Muttersprachler oder einer Muttersprachlerin, näher gebracht. In kleinen 32 Gruppen wird mit Hilfe von Büchern, Spielen, Liedern, Reimen, Mimik und Gestik, die fremde Sprache vermittelt. Spielerisch und mit viel Freude an der neuen Sprache lernen Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren meist sehr schnell die neuen Worte, mit denen sie Mama und Papa beeindrucken können. Die ökologische Pädagogik setzt ihren Schwerpunkt auf den nachhaltigen Umgang mit unserer Umwelt. Sie umfasst alle Bereiche des Kindergartenalltags von der Mülltrennung bis hin zum Sparen von Strom und Wasser. Der Kindergarten arbeitet eng mit den Eltern zusammen, da sich alles, was dem Kind zum Schutz der Umwelt vermittelt wird, im Elternhaus fortsetzen sollte. Kindergarten mit dem Schwerpunkt Bewegung möchte dem Kind Freude an der Bewegung vermitteln und ein besseres Körperbewusstsein fördern. Der Erzieher oder die Erzieherin hat meist eine Zusatzqualifikation zum Bewegungspädagogen. Durch Gymnastik, Tanz und Spiel werden die Fitness und die Muskulatur gestärkt. Das kann z.B. Haltungsschäden vorbeugen und trägt allgemein zum Wohlbefinden bei. Ein Die Kindergärten sind meist mit geeigneten Be- wegungsmaterialien ausgestattet und bieten dadurch beste Voraussetzungen für eine gesunde körperliche Entwicklung. Kindergärten mit Integrationsschwerpunkt haben es sich zur Aufgabe gemacht, körperlich und geistig behinderte Kinder in den Kindergartenalltag einzubeziehen. Durch gemeinsames, selbstverantwortliches Lernen, Spielen und Leben profitieren die leistungsschwächeren Kinder von der Hilfe der leistungsstärkeren Kinder, die ihrerseits durch die geleistete Hilfe profitieren. Durch eine entwicklungsbezogene, individuelle Pädagogik werden die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder berücksichtigt und entsprechende Angebote entwickelt. 33 Literaturverzeichnis Freinet-Pädagogik http://www.kindergartenpaedagogik.de/1343.html Situationsansatz http://de.wikipedia.org/wiki/Situationsansatz http://www.mobileelternmagazin.de/kindergarten/kigawahl/ details?k_onl_struktur=385559&k_beitrag=40858 http://www.ina-fu.org/ista/ http://www.kindergartenpaedagogik.de/403.html Fröbel-Pädagogik http://www.fh-nordhausen.de/uploads/media/ 4._Paedagogische_Konzepte_in_Kindertagesstaetten.pdf http://www.focus.de/schule/dossiers/fruehfoerderung/ tid-5649/die-richtige-betreuung_aid_55230.html Systemische Pädagogik Die systemische Kita, Das Konzept und seine Umsetzung, hrsg. 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