Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Sitzung 1: Pädagogische Psychologie als Wissenschaft Worum geht es in der Pädagogischen Psychologie? Begriffsklärung: Pädagogik = kommt aus dem Griechischen „pais“ das Kind (genauer der Knabe) und „Agogik“ bedeutet Führung . Begriff Pädagogik bezeichnet drei verschiedene Dinge: Eine Tätigkeit: Erziehung von Kindern Einen alltäglichen oder professionellen Diskurs über Erziehungsfragen Eine Wissenschaft, die über diese Dinge reflektiert Begriffsklärung: Pädagogische Psychologie = „Psycho“ wieder griechisch und heisst, die Seele oder das Seelenleben. Der zweite Wortteil „logie“ kommt von „logos“; die Vernunft. Psychologie wäre demnach die Wissenschaft der Seele. Definition: Gegenstand der Psychologie sind Verhalten, Erleben und Bewusstsein des Menschen, deren Entwicklung über die Lebensspanne und derer innere (im Individuum angesiedelte) und äussere (in der Umwelt lokalisierte) Bedingungen und Ursachen.“ Was sind die Kriterien einer Wissenschaft? (1) Erstens entwickelt eine Wissenschaft Theorien über ihren Gegenstand, die es erlauben, Phänomene des Gegenstandsbereiches zu erklären. Die beiden Stichworte sind also Theorie und Erklärung. Wo keine Theorien vorliegen oder keine Erklärungen möglich sind, da haben wir es nicht eigentlich mit Wissenschaft zu tun. Oder anders formuliert: Wer sich nicht für Theorien und Erklärungen interessiert, der sollte sich von den Wissenschaften – auch der Psychologie und der Erziehungswissenschaft – mit Vorteil fernhalten. Wissenschaft macht Theorien, man kann aber auch über die Wissenschaft Theorien bilden. Die Wissenschaft macht sich dann selbst zum Thema. Entwicklung der Wissenschaftstheorie erst seit 100 Jahren. (D.h. eine sehr junge Wissenschaft!!!) Bsp.: Frustrations- und Aggressionstheorie Aggression setzt immer Frustration voraus. Frustration verursacht immer eine Art von Aggression. Bzw. Aggression ist immer eine Konsequenz der Frustration. Theorien kommen im Normalfall schriftlich daher. Charakteristisch für eine Theorie: die Sprachlichkeit/ die Fromulierung Man könnte es auch Schematisch als „a=f“ (Aggressionstheorie) ausdrücken Die Satzform der Wissenschaft entspricht immer der WENN DANN From. Bsp.: Wenn es regnet, dass wird die Strasse nass. Wenn Frustration dann Aggression. … Die Sätze einer Theorie sind universell. D.h. sie sind immer und zu jederzeit Gültig (ohne Zeitangaben oder Ortsbezug!) Wenn dies nicht mehr gegeben ist, dann herrschen einschränkende Bedingungen. -1- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Je weniger solche Einschränkungen gemacht werden müssen, so allgemeiner ist die Theorie! Theorien sind deskriptiv formuliert. Bsp.: Es wird nicht gesagt, dass Aggression oder Frustration bez. deren Zusammenhang schlecht oder gut sind, sonder stellen diesen nur fest. (2) Zweitens überprüft eine Wissenschaft ihre Theorien an der Erfahrung. Jede Wissenschaft ist in diesem Sinne empirisch. Das gilt auch für die historischen Wissenschaften – also beispielsweise auch für die Historische Pädagogik. Historische Fakten mögen zwar etwas anders aussehen als beispielsweise experimentell gewonnene Fakten. Trotzdem haben wir es auch im Falle der historischen Wissenschaften mit empirischen Disziplinen zu tun. Theorien sollen müssen überprüfbar sein, was anhand von Erfahrungen erfolgen soll. - Moritz Schlick, Otto Neurat, Rudolf Carnap = der Wienerkreis (alle Philosophen) = Begründer des logischen Imperismus -2- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -3- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Zu Logischer Imerismus logisch= weil auf Erfahrung bezogen. Das Auftreten eines Sachverhalts, das durch Erleben/ Beobachten des Begriffs empirisch erfahren wird. Logische Begriffe sind nur schon durch die Umformung ihrer Sätze, zu neuen Sätzen, die wieder Gültig sind und warh. Sinneserlebnisse werden mit Logik verknüpft. -4- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Probleme /Schwierigkeiten des logischen Empirismus - Im sind Erlebnisse sind immer auch subjektiv. - Sprache ist aber nie subjektiv. - Verknüpfungen von Erlebissen mit Sprache? Keine Antwort. - Zitat: Das heisst, die Sinnlichkeit zerbricht, sobald wir auf die Ebene der Sprache kommen. -5- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -6- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Bsp.: Hans Meier wurde um 08.30 Uhr frustriert, er reagiert aber auch nach Stunden noch nicht aggressiv. Popper: Wenn wir so vorgehen, sprich den Einzelfall anhand einer Theorie kontrollieren, wenn die Theorie dann nicht zutrifft, stimmt etwas mit der Theorie nicht. Frustrations- Aggressionstheorie wurde also relativiert. Popper: Theorie wird immer nur vorläufig als richtig erachtet. Er sagt auch, Wissenschaft könne nie endgültig erklären. Poppers Problem: Singuläre Ereignisse reichen nicht aus um eine Theorie zu widerlegen. Sie wird nicht zu früh aufgegeben. (3) Eine Wissenschaft baut auf Diskursen auf: Wissenschaftliche Tatsachen (Fakten), Theorien und Erklärungen sind keine Gegebenheiten, sondern soziale Konstrukte. Anders formuliert: Eine Theorie wird nicht deshalb als wissenschaftlich anerkannt, weil sie mit der Wirklichkeit übereinstimmt, sondern weil sie von einer Wissenschaftlergemeinschaft im Rahmen von Kritik und Diskursen als wahr anerkannt wird. Wissenschaft ist so gesehen ein eminent soziales Unternehmen, bei dem der Austausch von Argumenten und Kritik eine zentrale Rolle spielt. -7- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -8- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Kuhn: Er geht davon aus, dass Wissenschaftlerkreise auch eine soz. Aufgabe haben in Bezug auf den „Nachwuchs“ - Unterscheidet zwischen normaler und ausserordentlicher Forschung. Problematik ist dann, wenn Anomalien auftreten. Behaviorismus wurde so in die Kriese geführt, da man die Erkenntnis erlangte, dass man Sprache nicht nur durch Bestärkung lernt. Das Neue Paradigma wurde der Kognitismus nicht mehr der Behaviorismus. Der Dialog wird wichtiger als die reine Logik! Kuhn: Er war dafür verantwortlich, dass dieser 3.Bereich (Diskurs) Gegenstand der Wissenschaft wurde. -9- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 1.Theorie 2. Empirie (monologische Vernunft) Überprüft aber nicht bewiesen. Empirie kann nichts beweisen. 3. Argumentation (dialogische Vernunft) Die Wissenschafter stehen im Diskurs in Interessengemeinschaften. -10- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -11- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -12- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -13- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -14- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog -15- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Was ist nun Pädagogische Psychologie? In der pädagogischen Psychologie geht es um Erziehungsphänomene im weitesten Sinne des Wortes – also auch um Unterricht und andere Bildungsprozesse -, und diese werden nach ihren psychologischen Aspekten untersucht. Geschichte der Pädagogik Wir können fünf bis sieben Traditionen unterscheiden, die je unterschiedliche Themen bearbeitet haben, die von pädagogischer Bedeutung sind. (1) Die vielleicht älteste Tradition pädagogisch-psychologischen Denkens geht bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts zurück. Gemeint ist die entwicklungspsychologische Tradition, die ihre Wurzeln bei Herbert Spencer und Charles Darwin hat, die den Menschen konsequent in den Schoss der Natur gelegt haben, d. h. als ein Wesen bestimmt haben, das eine Evolution hinter sich hat und in der Ontogenese eine individuelle Entwicklung durchläuft. Der Amerikaner Stanley Hall und die Child-Study Bewegung waren wesentlich von Darwin beeinflusst. Erziehung wird oft so verstanden, dass sie sich am natürlichen Prozess des Aufwachsens zu orientieren hat. (2) Eine etwas jüngere, aber ebenfalls sehr einflussreiche Tradition pädagogisch-psychologischen Denkens ist die lernpsychologische Tradition. Lernen und Gedächtnis standen zum Beispiel bei Ernst Meumann, einem der Begründer der deutschsprachigen Pädagogischen Psychologie, aber auch beim Amerikaner Edward Thorndike, im Vordergrund des Interesses. Und es -16- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog gibt viele Lehrbücher der Pädagogischen Psychologie, die noch heute ausschliesslich von Lernprozessen handeln. Das Lernen hat vor allem in der amerikanischen Pädagogischen Psychologie („Educational Psychology“) bis weit über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus im Zentrum der pädagogischpsychologischen Forschung und Theoriebildung gestanden. In den 1960-er Jahren stand der programmierte Unterricht im Vordergrund, später das Lernen mit Computerprogrammen. Während die ältere Forschung nach allgemeinen Gesetzen des Lernens und des Gedächtnisses gesucht hat, ist in der neueren Forschung eine zunehmende Orientierung an den besonderen Bedingungen des Lernens in einzelnen Fächern zu beobachten. (3) Eine dritte, wiederum ältere und recht einflussreiche Tradition pädagogisch-psychologischen Denkens ist die testpsychologische bzw. psychodiagnostische Tradition. Auch diese Tradition hat Wurzeln im 19. Jahrhundert, so insbesondere beim Engländer Francis Galton und beim Franzosen Alfred Binet. Diese hatten erstmals Tests zur Messung psychischer Merkmale (vor allem der Intelligenz) entwickelt. Tests spielen heute nicht nur als Schulleistungstests eine wichtige Rolle, sondern sind in methodischer Hinsicht auch Vorbilder einer objektiven, reliablen und validen Beurteilung von Schülerinnen und Schülern. (4) Als vierte Tradition pädagogisch-psychologischen Denkens möchte ich die Sozialpsychologische erwähnen. Dies ist eine eher jüngere Tradition, und es ist eine Tradition, die bislang ein gewisses Schattendasein gefristet hat. Das hat mit dem starken Individualismus der herkömmlichen Psychologie zu tun. Es ist aber offensichtlich, dass soziale Prozesse im Kern sowohl von familiären wie von schulischen Situationen stehen. Fragen der sozialen Wahrnehmung, der sozialen Interaktion und Kommunikation etc. sind daher von zentraler pädagogisch-psychologischer Bedeutung. Dazu kommen Fragen der Organisation von Lernprozessen, insbesondere im Kontext der Schule, von Organisationsentwicklung, Organisationsberatung etc. Auch soziale Einflüsse anderer Art, wie z. B. soziale Schicht, peer groups, Macht, Kultur, Geschlecht, spielen in der Erziehung eine wichtige Rolle. Im Unterricht gehört auch die Klassenführung – im Unterschied zum didaktischen Handeln – zur sozial-psychologischen Tradition pädagogisch-psychologischen Denkens. (5) Als fünfte, wiederum bereits ältere Tradition nenne ich die klinischpsychologische Tradition. Es geht hier um psychische Auffälligkeiten im pädagogischen Feld: Lernstörungen, Entwicklungsstörungen, Verhaltensstörungen, Legasthenie, Diskalkulie etc. Umgekehrt geht es um Beratung: Erziehungsberatung, aber auch Laufbahnberatung, Lehrerberatung, Karriereberatung, Berufsberatung etc. Anfangs des 20. Jahrhunderts sind solche Fragen recht breit diskutiert worden, z. B. von Meumann Diese fünf Traditionen sind sicher die wichtigsten, und es ist fraglich, ob man die zwei letzten, die ich noch erwähnen möchte, als eigene Traditionen betrachten oder sie eher der einen oder anderen zuvor erwähnten Tradition zuordnen will. Gemeint sind: (6) Die motivationspsychologische Tradition. Hier geht es vor allem um die motivationalen Bedingungen des schulischen Lernens. (7) Als siebte und letzte Tradition pädagogisch-psychologischen Denkens erwähne ich die instruktionspsychologische Tradition. Es geht hier um das -17- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Unterrichten: Wie unterrichten Lehrkräfte? Wie sollen sie unterrichten /sein als Persönlichkeiten? Beantwortung der Fragen zur Sitzung 1 Frage 1: Seit wann gibt es die Pädagogische Psychologie? - Die Pädagogische Psychologie hat sich als eine eigenständige empirisch orientierte wissenschaftliche Disziplin an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert herausgebildet. - 1879 erstes psychologisches Laboratorium in Leipzig. Von Anfang an, an den Fragen der Bildung interessiert. - Konkretes Datum: 1899; Da erschien die erste Ausgabe der Zeitschrift: „Pädagogische Psychologie und Jugendkunde“ Bis Ende des ersten WK - Gründungsfase bis 1920 (Ende des ersten WK) - Herausgeber einer grossen Zahl an Lehrbücher und Fachzeitschriften für Erzieher und Lehrer - 1906 erster Lehrstuhl in Leipzig - 1929 nennt Erismann die folgenden eiflussreichen Strömungen: Naturwissenschaftlich-atomistische Psychologie, Bahaviorismus, Gestaltungspsychologie, Verstehende Psychologie, Strukturpsychologie, Psychoanalyse Forschungslandschaft sehr breit. - Erkenntnisse der damaligen Zeit sind z.B. – dass psychologiesche Geschehen durch unbewusste Vorgänge beeinflusst werden. Und - dass Fehlverhalten und Defizite von Kinder oft auf Erfahrungen in der frühen Kindheit zurückzuführen sind. - Die meisten Entwicklungspsychologen sahen sich auch als Pädagogische Psychologen und umgekehrt. Zwischen den beiden WK - In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen hat sich die Pädagogik und die Psychologie ausdifferenziert. - In wissenschaftlicher Hinsicht war die Pädagogische Psychologie ein intra- und interdisziplinär offenes Wissenschaftsfeld mit engen Querbezügen zur Pädagogik und zur pädagogischen Praxis im Bereich von Schule und Unterricht. - Grundsätzlich aber auf der Suche nach der eigenen wissenschaftlichen Identität Nach dem zweiten WK - Ganze Psychologie stand ganz im Zeichen eines hoffnungsvollen Neubeginns - Orientierung war der Psychologie stark auf Pädagogik ausgerichtet - Im Gegenteil zu Amerika hielt man in Europa die Zeit des Experimentierens als Vorbei und wollte die gewonnen Erkenntnisse in Theorien und Modelle definieren. - Zu Beginn des 20. Jh das ganze Forschungsinteresse auf die Untersuchung der für Lernen und Entwicklung massgebenden Bedingungsfaktoren und Prozesse gelenkt. - Diese Neuorientierung der Psychologie kam der Pädagogischen Psychologie sehr entgegen. - Heinrich Roth und seine Zeitgenossen Winnefeld und Hillebrand umschrieben es als „die Beobachtung und Erforschung des unter Erziehungseinwirkung stehenden Kindes und Jugendlichen.“ Aus Besprechung: Genaue Jahreszahl nicht bekannt. Sehr junge Disziplin (100Jahre ist kein Alter für eine Disziplin) Hat durch ihr junges Alter Probleme mit der Legitimation in der Psychologie! Frage - 2: Wer waren die Gründerväter der Pädagogischen Psychologie? Ferdinand Kemsis = Gründer der Zeitschrift Päda. Psych. Und Jugendkunde John Dewey (1859-1952) Wiliam James (1842-1910) Ernst Meumann (1862-1915) Eduard Claparèd (1873-1949) Eduard L. Thorndike (1874-1949) Aloys Fischer (später) -18- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog - Waren alle an Forschung und Zeitschrift beteiligt Es waren sowohl Pädagogien, wie auch Philosophen, Psychologen, sog. Naturwissenschaftler… Frage 3: Wie bzw über welche Aufgaben wird die Pädagogische Psychologie definiert? - Am Anfang sehr breit. Bezeichneten sich immer auch als Psychologen und Didaktiker. Erhebliche Einflüsse auf die Entwicklung anderer Teildisziplinen der Psychologie. - Die Pädagogische Psychologie befasst sich mit psychodiagnostischen Methoden zur Erfassung von Schüler- und Lehrermerkmalen, den Eigenschaften des „guten Lehrens“ und der Wirksamkeit von Unterricht. Der Bedeutung der Erb- und Umweltfaktoren für die Entwicklung von Intelligenz und Begabung oder der besonderen Bedeutung der Familie und der frühkindlichen Sozialisation für die kognitive und psychosoziale Entwicklung des Kindes. - „die Beobachtung und Erforschung des unter Erziehungseinwirkung stehenden Kindes und Jugendlichen.“ S.19 - Im Falle der Pädagogischen Psychologie sind dies in erster Linie Probleme des Lehrens und Lernens bzw. der Erziehung im weitesten Sinn - Das definiert die Pädagogischen Psychologie zum einen als Teildisziplin der Psychologie und legt zum anderen „Erziehung“ als ihren Problembereich fest. - Die Erforschung „des unter Erziehungseinflüssen stehenden Menschen“ - die Pädagogischen Psychologie erforscht insbesondere die psychologischen Aspekte der Erziehung - Generell betrachtet, untersucht sie Bedingungen und Prozesse der (psychischen) Veränderung, die längerfristig einen Einfluss auf die individuelle Persönlichkeitsentwicklung bei den zu Erziehenden haben (bzw. den Heranwachsenden oder „Lernenden“) Frage 4: Hat die Pädagogische Psychologie historisch stets dieselben Themen bearbeitet? Einwirkungstrends: 40er und 50er Jahre: Forschung (Weltkrieg) stark reduziert. Nach dem Krieg Kontakt zu ausländischen Forschern möglich Bedürfnis das bisher Erreichte zu systematisch zu ordnen und aufzubereiten Zeitschriftsgründung: Schule und Psychologie –später- Psychologie in Erziehung und Unterricht Neben pädagogischen Psychologen, befassten sich auf Persönlichkeits-, Entwicklungspsychologen, Pädagogen und Didaktiker mit den Fragen 60er und 70er Jahre: Starke Ausdifferenzierung und Erweiterung (auch wegen Wirtschaftswachstum) Ab Mitte der 60er ist von Bildungskatastrophe die Rede Gemeint ist die ungleiche Bildungschancen aufgrund der Schichtzugehörigkeit, Geschlecht, regionale Herkunft Päd.Psych. wird ausgeweitet und ist stark finanziell unterstützt 6 Wichtige Entwicklungslinien: 1. Rezeption und Anwendung der bevioristisch orientierten Lernforschung Bedingungen des Lernens und der Verhaltenssteuerung 2. Biologische Determinante der Begabung und Chancengleichheit Diskussion über die Verbesserung der Chancengleichheit 3. Untersuchungen über die Erziehungsstile und die Erziehungsverhalten von Eltern Struktur und Auswirkung des Elterlichen Erziehungsstils 4. Untersuchungen zur Erklärung und Vorhersage des Schulerfolgs War schon immer Zentral. Zusätzlicher Anstoss durch Verbreitung von Test und Messverfahren und Computer Techniken 5. Kritische Analysen im Bereich des schulischen Beurteilungswesens Kritisch-aufklärende Funktion der Pädagogischen Psychologie: Nicht selten erwiesen sich nämlich „offentsichtliche Wahrheiten“ bei näherer Betrachtung als Irrtümer und unbegründete Spekulation. 6. Untersuchungen zu Lehrerpersönlichkeit und zur Wirksamkeit von Schule und Unterricht -19- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Am Ende der 70er Jahre hatte die Pädagogische Psychologie nicht nur ein respektables wissenschaftliches Niveau erreicht, sondern auch die Brückenfunktion zwischen Psychologie und Pädagogik weiter ausgebaut. 80er bis heute: Von allgemeinen Trends gekennzeichnet, durch innerwissenschaftliche Schwerpunktverschiebung, kognitive Wende in der Psychologie, gesellschaftliche Rahmenbedingungen Erweiterung des traditionellen Forschungs- und Anwenudungsfeldes Kognitive Wende in der Lern- und Motivationsforschung (siehe Kasten) Neues Forschungsparadigma in der Instruktionspsychologie Neue Schwerpunkte bei der Untersuchung des Schülerverhaltens und der Merkmale des Lernens Evaluationsstudien und internationaler Leistungsvergleich Reflexion über den aktuellen Status der Pädagogische Psychologie - Der Lernende galt ursprünglich als „Materie“, dann in der Nachkriegszeit als „komplizierte Maschiene“ und heute als Wissensstrukturen „konstruierendes“ Wesen. Frage 5: Welches Selbstverständnis als Wissenschaft hat die Pädagogische Psychologie? - Die Lerntheorie und das Lernen an sich. Man benützt die Methoden und Erkenntnisse der Psychologie und wendet sie auf die Pädagogik an. Pädagogische Psychologie macht eben das Matching zwischen den Disziplinen Die Erkenntnistheorie; „wie komme ich zum lernen überhaupt?“ Es handelt sich um eine empirische Wissenschaft = Es ist eine Erfahrungs-Wissenschaft (geh hinaus und beobachte was passiert) Empirie ohne Theorie funktioniert nicht!!! -20- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Sitzung 2: Der Mensch zwischen Natur und Kultur Vortrag Herzog: Grenzen der Erziehung 1 Bildsamkeit und die Grenzen der Erziehung Veränderbarkeit: Wenn sich Menschen nicht erziehen/ verändern lassen, wäre es reine Sissifussarbeit. JOHANN FRIEDRICH HARBERT (1776-1841) Zum Text auf dem Reader von Herbart: - Kennt nur 1 Grundbegriff, der der Bildsamkeit (ist sicherlich übertrieben; es gäbe sicher noch mehr) - Es geht ihm insbesondere um die Bildsamkeit des Willens in Bezug zur Sittlichkeit - Der Begriff der Erziehung wird auch heute noch oft so gesehen. Losgelöst von Bildung, auch heute noch oft die Diskussion, zwischen Schule und Familie, Gesellschaft, dass Familie der Erziehung nicht mehr gerecht wird. - Frage: Wie bildsam ist der Mensch? - Herbart: Die Pädagogik darf keine unbegrenzte Bildsamkeit voraussetzen - Je älter der Mensch, desto schwerer ist er zu bilden. - Man könnte auch von Grenzen der Erziehung sprechen. - Herbart: Die Psychologie soll den Erzieher anleiten, richtig zu beobachten und dann richtig zu wirken. - Er spricht vom inneren Ganzen im Menschen und äusseren Ganzen der Umstände. SIEGFRIED BERNFELD (1892-1953) (1) (2) (3) Bernfeld spricht von drei Grenzen der Erziehung Er schreibt der Erziehung eine konservative Funktion zu, sie soll die Gesellschaft erhalten. Die Grenze des Erziehers: Das eigene Kind, das der Erzieher einmal war, beeinfluss den Erzieher in Bezug auf das Kind gegenüber. Der Erzieher steht also vor 2 Kindern (1vor ihm und 1 verdrängtes in ihm) Die Grenze im Kind: Man weiss noch wenig darüber, wo die Grenze im Kind liegt. Heute sagt man je nach Überzeugung, dass die Grenze anderswo liegt. -21- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 2. Nature vs. Nature HEINRICH ROTH (1960) - Roth: Umwelt ist ein wichtiger Faktor zur Erklärung des Menschen, als die innere Anlage. Spricht von unendlich offener Erziehbarkeit, Lernfähigkeit,… JUDITH RICH HARRIS - Die Position unterscheidet sich im Wesentlichen darin, dass Roth „lernpsychologisch“ argumentiert. 3. Molekular- und Verhaltensgenetik GRGOR MENDEL (1822-1884) FRANCIS GALTON (1822-1911) JAMES D. WATSON (*1928) FRANCIS H.C. CRICK (1916-2004) - In der Presse ist oft nur die Molekularbiologie in bez. auf die Entschlüsselung des Erbgutes vertreten. Dies hat mit Psychologie nichts zu tun. Beginn: 1953 DNA- Doppelstrang Entdeckung, die alles auslöste. -22- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Statt von Verhaltensgenetik ist oft auch von Populationsgenetik die Rede. Sie arbeitet rein statistisch Sie bezieht sich also immer auf Gruppen/ Populationen und nie auf einzelne Individuen. Mendel: Bohnenkreuzungen. Galton: Er hat vergleiche gezogen und Korrelationen berechnet, bei Menschen, bei denen man weiss, in welchem Grade sie miteinander verwandt sind. - 4. Heritabilität (Erblichkeit) - Heritabilität sagt nichts aus über Erblichkeit eines einzelnen Menschen. Gesamte Varianz des Phänomens: Phenotypische Merkmale einer Gruppe (Augenfarbe, Haarfarbe, Körpergrösse, IQ,…) Genotypische Varianz ist nicht sichtbar; wird bei Zwillingsstudien erforscht. - 60% der Varianz der Eigenschaften in einer Population lässt sich erklären durch 60% der Varianz im Erbgut. Zu einem bestimmten Zeitpunkt. -23- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Heritabilität = h = Gesammte Varianz (1) Genetischer Varianz (2) (1) Varianz im beobachteten Merkmal einer Population was beider Gruppe variiert (IQ, Haarfarbe,…) (2) Varianz, die anhand von Zwillingsstudien berechnet wurde. Wo ist die Überlappung in Bezug auf das Merkmal, bei Zwillingen, die nicht im gleichen Umfeld aufgewachsen sind. - Heritabilität ist abhängig von: Merkmal, Ort und Zeitpunkt - Anzahl Augen, Nasen bringt immer den Wert 0. Diese Eigenschaften sind phenotypisch beobachtbar, aber voll genetisch bestimmt. - So könne z.B. Vergleiche, die bei weissen USA- Menschen gemacht wurden, nicht für die schwarze Bevölkerung verallgemeinert werden. 5. Praktische Bedeutung der Verhaltensgenetik -24- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 6. Kovariation von Genen und Umwelt -25- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Rutter: - Eltern sind selbst unmusikalisch Rutter sagt, dass eben nicht 2 Welten existieren (Gen- /Umwelt) die aufeinander treffen, sondern, dass sie zusammen korrelieren. - Nicht die Frage, in welchem Verhältnis Vererbung und Umwelt stattfinden, sei interessant, sonder das WIE! Schluss: Es geht um statistische Werte, die für die konkrete Erziehung meistens nicht von Nutzen oder beobachtbar sind. -26- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Zu den Fragen im Reader: Grundproblem: Welches ist der Wirkungsgrad der Erziehung? Text1: Herbart Friedrich (1964) Umriss pädagogischer Vorlesungen Fragen: 1. Wozu braucht die Pädagogik die praktische Philosophie und die Psychologie? - Die Philosophie zeigt das Ziel an, und die Psychologie den Weg, die Mittel, die Hindernisse und die Gefahren. - Die Psychologie muss dem Erziehenden stets gegenwärtig sein, damit er die Beobachtungen versteht und nichts versäumt. - Psychologie gibt die Methode für die pädagogische Psychologie. 2. Warum stellt für Herbart die Freiheit des Willens ein Problem dar? - Wenn sich der Zögling den Absichten des Erziehers entgegenstemmt und auch den äusseren Einwirkungen, kann man die Natur des Willens nicht fassen, sondern verliert den Begriff der Natur über dem des Willens - Herbart versteht Erziehung so, wie in Frage 1 beantwortet. Man muss nur die Psychologie genug studieren Er versteht Erziehung als ein herstellendes Machen. Da stört natürlich der freie Wille. Da der freie Wille eine individuelle Variable ist im Kind, die den Erzieher davon abhält, alles psychologisch erzieherisch abzuhandeln. Herbart kommt leider nie von seinem Bild weg, obwohl er merkt, dass er in einer Sackgasse ist, ist er nicht bereit, sein Erziehungsbild zu hinterfragen. Text2: Plomin, Robert; DeFries, Hohn C.; Mc Clearn, Gerald, Michael (1999): Anlagen, Umwelt und Verhalten Fragen: 1. Worum geht es im Text? - Es geht um eine Methode, darum sie vorzustellen. - Man untersucht mit dieser Methode, wie sich menschliches Verhalten ausprägt. Wie gross ist der genetische Anteil? Wie wichtig sind die Umwelteinflüsse? - Die Ergebnisse aus Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien stimmen in der Schlussfolgerung überein, dass genetische Faktoren einen substantiellen Beitrag zu komplexen menschlichen Verhaltensmerkmalen sowie anderen Eigenschaften leisten. 2. Wie entstehen komplexe Verhaltensweisen? - Verhalten entsteht aus verschiedenen Genen, in Interaktion mit der Umwelt. - Alles menschliche Verhalten kommt in Interaktion von Genetik und Umwelt zustande. - Genetische Einflüsse auf das Verhalten, sind in der Regel genauso bedeutend wie die Umwelteinflüsse. - Die Verhaltensgenetik beschäftigt sich mit der Frage, warum sich Menschen unterscheiden. - Sie interessiert sich für die genetischen und umweltbedingten Einflüsse auf die Unterschiede in einer Population. -27- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 3. Welche Methoden der Genetik können unterschieden werden und welche Forschungsstrategien sind dabei wichtig? - Es geht um die quantitative Genetik in Form der Verhaltensgenetik und deren Methoden. - Ausgedrückt wird Erblichkeit; Genetischer Einfluss auf das Verhalten. (Ein rein statistisches Mass, das nichts über Individuen aussagt, sondern nur über Guppen von Individuen) Designs: - Adoptionsdesigns: Man vergleicht genetische Eltern (Eltern, die ihre Kinder nach der Geburt zur Adoption freigaben) mit Umwelt Eltern (Eltern, die ein Kind adoptiert haben). Ausserdem vergleicht man genetische Geschwister (Geschwister, die nach der Geburt getrennt und an unterschiedlichen Orten aufgewachsen sind) mit Umwelt Geschwistern (Geschwister, die von unterschiedlichen Eltern gezeugt wurden, aber von den selben adoptiert wurden.) Genetische Eltern und Geschwister zeigen grosse Ähnlichkeiten in ihrem Verhalten, obwohl sie durch getrennt leben und keinerlei Familienumwelt teilen. - Ein gemeinsame Familienumwelt leistet keinen Beitrag zu Familienähnlichkeit. Bsp. Schizophrenie - Wenn ein biologischer Elternteil an Schizophrenie leidet, dann ist es für das Schizophrenierisiko ihrer Nachkommen unerheblich, ob sie nach der Geburt von ihren Schizophrenen Eltern getrennt werden oder bei ihren schizophrenen Eltern aufwachsen. Adoption und Zwillingsgeburt stellen natürliche Experimente dar, die genutzt werden können, um die relativen Beiträge von Anlagen und Umwelt zur Familienähnlichkeit zu erfassen. Zwillingsstudien belegen, dass zwischen den eineiigen Zwillingen grössere Ähnlichkeiten bestehen als zwischen zweieiigen Zwillingen. 4. Was ist mit „Erblichkeit“ (= Heritabilität) bezeichnet? - Genetische Effekte gehören zu den grössten in der Psychologie. Der statistische Kennwert, der zur Schätzung der genetischen Effektgrösse herangezogen wird, ist die Erblichkeit. Def.: Der Anteil der Phänomentypischen (bobachtbaren) Varianz, der auf genetische Unterschiede zwischen Individuen zurückgeht. Ist die Korrelation zwischen genetischen (durch Adoption getrennten) Verwandten Null, dann ist auch die Erblichkeit gleich Null. Wenn die Korrelationen zwischen eineiigen und zweieiigen Zwillingen gleich ausfallen, wird die Erblichkeit zu Null geschätzt. Eine perfekte Korrelation von 1,0 zwischen eineiigen und eine Korrelation von 0,5 zwischen zweieiigen Zwillingen hingegen eine Erblichkeit von 100%. Anders: Die genetischen Unterschiede zwischen Personen wären in der Lage, die gesamte phänomentypische Varianz aufzuklären. Die Erblichkeit ist ein statistischer Kennwert zur Beschreibung des Beitrags genetischer Unterschiede an beobachteten Unterschieden zwischen Individuen aus einer bestimmten Population und zu einer bestimmten Zeit. -28- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Text 3: Sternberg RobertJ,; Grigorenko, Elena L. (1999) Myths in Psychology and Education Regarding the Gene-Environment Debate Fragen: 1. Welche geläufigen Mythen zum Verhältnis von Genen und Umwelt nennen die Autoren? 2. Welche Fehlüberlegungen liegen den einzelnen Mythen zugrunde? 3. Welche Formen der Genotyp-Umwelt-Interaktonen werden unterschieden. Mythos 1: Der Koeffizient der Erblichkeit nennt uns die Grösse des genetischen Ausmasses. - Der Fehler ist, dass Vererbung/ Erblichkeit auf ein Verhältnis einer Eigenschaft verweist, auf eine Variation in einer Eigenschaft. Mythos 2: Erblichkeit ist das einzige Konzept, das in Verhaltensgenetische und genetische Lehren verwendet wird. - Wenn die Eindeutigkeit der Wichtigkeit, von der Erblichkeitslehre diskutiert wird, sagen die Wissenschaftler, das dieser Typ von Forschung den Beweis für das Auftreten oder Fernbleiben von genetischen Eigenschaften in der Variation der gegebenen Eigenschaft liefert. Mythos 3: Erblichkeit ist ein fixer Wert für ein gegebenes Merkmal/Eigenschaft - Falsch; die Umgebung ist mit ausschlaggebend. Wenn die Umgebung nicht wäre, wäre die Erblichkeit perfekt. - Wenn man von Erblichkeit spricht, muss man immer daran denken, dass Gene immer in einem umweltbezogenen Kontext operieren. Bei grossen Unterschieden in der Umwelt, nimmt die Erblichkeit ab. Mythos 4: Erblichkeit ist gleichbedeutend mit Unveränderbarkeit. - Die Erblichkeitsstatistik belegt nur die Existenz, nicht die Veränderung der Eigenschaft. Bsp.: Menschen werden immer grösser, da sich die Ernährung verändert hat. Kann nicht allgemeingültig beschrieben werden, da immer nur zum aktuellen Zeitpunkt gültig. Mythos 5: Effekte der Gene können unabhängig von Effekten der Umgebung betrachtet werden. - Gene und Umgebung arbeiten nebeneinander her, nicht gegeneinander. 3 Mögliche Wege, wie Gene und Umwelt zusammenarbeiten: (1) Passive Gen-umgebungs- Kovarianz (musikalisch veranlagt + musikalische Umgebung = musikalisches Verhalten) (2) Reaktive Gen-umgebungs- Kovarianz (musikalisch veranlagt, wird von Eltern nicht verstanden, da sie selbst nicht musikalisch sind, aber gefördert!) (3) Aktive Gen-umgebungs- Kovarianz (die musikalische Veranlagung verursacht, das sich das Individuum selbst darum bemüht die Eigenschaft auszuprägen und sich die entsprechende Umgebung sucht.) Bei allen ist die Umgebung entscheidend für die Entwicklung. Der Unterschied ist nur im Mechanismus zwischen Gen und Umwelt, diese lassen sich nicht losgelöst von einander betrachten. -29- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Mythos 6: Effekte können innerhalb der Bevölkerung, verallgemeinert werden zwischen der Bevölkerung. Gilt als schlimmste Aussage aller Zeiten - Erblichkeit bei einem Volk oder einer Population (Russen) können nicht für alle Völker generalisiert werden. Bsp: Samen der in Wiese und Wüste gepflanzt wird. Bsp: Die Populationseffekte an einem Ort, können nicht für alle Orte generalisiert werden. Merkmale der schwarzen Bevölkerung in New York gelten nicht einfach für die Weissen in New York. Oder für die in Moskau. Population-effects: racial, ethnical, religious,… Mythos 7: Die Effekte/ Auswirkungen der Gene sind unabhängig der Umgebung oder wenn schon die Umgebung sie beeinflusst, dann nur in Bezug auf die Medizin und Krankheiten. - Die Gene beschreiben die Art und Weise des Ausdrucks und nicht den Ausdruck an sich. 1. Die Regel ist, dass menschliche Charaktereigenschaften sehr heterogen sind in ihrer Verhaltensweise und die Natur hat eine Vielzahl von Mechanismen entwickelt, die entweder dazuführen oder verhindern, dass eine gegebene Eigenschaft manifestiert wird. 2. Es gibt keine direkte Verbindung zwischen dem Gen und dem Verhalten. Je mehr wir uns damit befassen, umso mehr verstehen wir die Funktionen des Gehirns. Gehirn = Vermittler. Bsp: Altsheimer ist nicht vererbbar. 3. Selbst wenn wir die Gene klonen und sie gleicher Entwicklung unterstützen, gibt es so viele Möglichkeiten, wie sie sich ausprägen können in einem lebenden Organismus. Menschliche Emotionen können biochemische Reaktionen auslösen, die das Musterverhalten/ die Genäusserug verändern können. Generell ist man heute der Ansicht, Gene beschreiben die Art und Weise, der Ausprägung des Verhaltens, aber nicht das eigentliche Verhalten an sich. Schlusssatz: - Erblichkeit ist wie ein Schnappschuss eines Tänzers, der und nichts darüber aussagt, welcher Tanz getanzt wirt, noch wie der Tanz weiter geht. - Die echte genetische Natur kann nicht definiert werden, aber was klar ist, ist das die Gene nicht für sich agieren (wie in einem Vakuum), sondern in ihrer Umgebung reagieren. Darum ist es klar, das ihre Aktionen sich ändern, mit der Umgebung. -30- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Sitzung 3: Konzepte der Veränderung: Lernen und Entwicklung Vortrag Herzog: „Non vitae, sed scholae discimus“ Ein klassischer Vorwurf an die Schule lautet seit SENECA, dass man in der Schule nicht für das Leben, sondern für die Schule lernt. Wird schulisches Wissen überhaupt ausserhalb der Schule genutzt? Vorwurf des ungenügenden Transfers 1. Zwei Definitionen für Lerntransfer a) NORBERT M. SEEL: Allgemein bezeichnet man mit Lerntransfer den Einfluss von Lernen in einer Situation auf das Lernen in einer anderen Situation. Der Transfer ist der Effekt des Lernens in einem Schulfach, im späteren Leben im selben oder in einem anderen Schulfach oder auf Leistungen ausserhalb der Schule. Positiver Transfer: wenn ein Lernergebnis in einer neuen Situation akkurat angewendet werden kann. Negativer Transfer: Wenn eine Person gelernte Inhalte nicht auf eine neue Situation anwendet, selbst wenn sich die Lern- und die neue Situation ähnlich sind. b) DOUGLAS K.: Transfer ist der Grad, in dem ein Verhalten in einer neuen Situation erneut gezeigt wird. 2. Mathematik im Supermarkt JEAN LAVE: Soll kein Ideal aufzeigen oder normativ sein, sondern das tatsächliche Einkaufsverhalten aufzeigen. Die Resultate und Leistungen in der Alltagssituation sind besser. -31- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Tiefe Korrelation Die Schule spielt also keine Rolle für das Einkaufsverhalten im Supermarkt. Da sie in ähnlichen Schulaufgaben schlechter abgeschnitten haben, zeigt, dass sie die Aufgaben anders gelöst haben. Gerade bei den Brüchen und dort wo es zu erwaten gewesen währe, haben schlecht abgeschnitten. Dies zeigt, dass sie nicht so vorgegangen sind. Es ist klar, dass sich nicht mit Block und Rechner durch den Supermarkt gehen. Alle sind in dieser Studie mit einem anschaulichen Denken vorgegangen. -32- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 3. Mathematik auf der Strasse -33- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Alltagssituation ist oft fern von der Schulsituation. Kinder können den Transfer oft nicht machen. Forderung an Schule: Mehr lebensnahe Situationen. 4. Zwei Konsequenzen 1. Ideologie des schulischen Lernens Die Ideologie des schulischen Lernens geht von der (falschen) Annahme aus, dass das Kontext des Wissenserwerbs für das Lernen und Behalten von Wissen irrelevant ist. Insofern der Kontext des Lernens vergessen wird, kann das Gelernte in beliebigen Kontexten angewandt werden. Dieser Ideologie kommt das Selbstverständnis der Mathematik entgegen. Richtig ist demgegenüber, dass wir immer in Kontexten lernen: in alltäglichen oder in schulischen Kontexten. Das Wissen, das wir dabei erwerben, ist nicht dekontextualisiert, sondern trägt die Zeichen seiner Herkunft in sich. Unser Wissen ist imprägniert von den Bedingungen seines Erwerbs; es ist immer situiert es ist situiertes Wissen. 2. Das Modell der Berufslehre als Alternative? Die Tatsache ist höchst bedeutsam, dass das Lernen im Lehrverhältnis in hohem Mass kontextbetont ist – d.h., die Gründe für die zahlreichen Verhaltensweisen, die gelehrt werden, sind meistens offensichtlich, weil der Meister in den Prozess der Erzeugung von Gütern oder Dienstleistungen eingespannt ist, für die einen ausgesprochene Nachfrage und ein offensichtlicher Bedarf besteht HOWARD GARDENER Zu den Fragen im Reader: Text1: Gold Andreas; Lernen Frage 1: Welche Auffassungen von Lernen werden unterschieden? Kognitive Psychologie: Als Prozess und als Produkt der Verarbeitung von Informationen Weit verbreitete Definition: Lernen bezieht sich auf di Veränderung im Verhalten oder im Verhaltenspotential eines Organismus hinsichtlich einer bestimmten Situation, die auf wiederholte Erfahrungen des Organismus in dieser Situation zurückgeht, vorausgesetzt, dass diese Verhaltensänderung nicht auf angeborene Reaktionstendenzen oder vorübergehende Zustände (wie etwa Müdigkeit, Trunkenheit, Tiebzustände,…) zurückzuführen ist. -34- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Oder: Lernen ist als derjenige Prozess zu verstehen, der im Individuum, aufgrund eigener, meist wiederholter Aktivität, zu relativ überdauernden Verhaltensveränderungen führt. Durch Lernen wird aus Informationen und Erfahrungen, Wissen und Können! Lernen ist Wissenserwerb und Verhaltensänderung zugleich. Menschen lernen, indem sie sich handelnd überdauernd und adaptiv auf veränderte Umweltbedingungen einstellen und indem sie ihre bereits vorhandenen Wissensstrukturen fortlaufend modifizieren. Frage 2: Welche lerntheoretischen Ansätze werden aufgezeigt? In welchen Merkmalen unterscheiden siech die Ansätze? (1) Kognitiv-konstruktivistische Lerntheorie: Lernen als Informationsverarbeitung. Wissen wird aktiv konstruiert. Individuellen Charakter, da stets eine Interpretation und Bedeutungszuschreibung mit dem persönlichen Vorwissen stattfindet. Elaboration: Anreicherung und Erweiterung vorgegebener Lernmateriale um zusätzliche Informationen. Bsp. Vorwissen Schülertext mit und ohne Titel. Ganz entscheidend, welches Begriffliche Vorwissen vorhanden ist. Als kognitives Lernen bezeichnet man den Prozess der Aufnahme und Verarbeitung von Informationen, der zum Wissenserwerb, d.h. zur mentalen Repräsentation dieser Information führt. In der verhaltenspsychologischen Theorie der operanten Konditionierung wird der Aufbau neuer (erwünschter) Verhaltensweisen in pädagogischen Situationen über das systematische und kontrollierte Bereitstellen von Verhaltenskonsequenzen beschrieben. (2) Sozial-konstruktivistische Lerntheorie: Wissenserwerb wird stets in einem Handlungskontext vollzogen. Also ist es nicht nur ein aktiver sondern auch ein sozialer Prozess. Unterschied zu Kognitiv-konstruktivistisch ist die Eigenaktivität, sowie die Einbettung in soziale Kontexte. Es wird davon ausgegangen, dass die kognitiven Prozesse vom interaktiven Austausch mit Mitlernern, Lehrern und Erziehern stimuliert wird. Früher: Lernen ohne Interaktion ist nicht möglich. Ist dem entsprechend nachahmendes Lernen. In der sozial-kognitiven Theorie des selbstgesteuerten Lernens finden sowohl das Verstärkungsprinzip oder operanten Konditionierung als auch das Paradigma der Informationsverarbeitung Berücksichtigung. (3) Assoziationslernen: Lernen durch schlussfolgerndes Denken: Aus verhaltenstheoretischer Sicht kann Problemlösen als Lernen durch „Versuch und Irrtum“ dargestellt werden. Theorien des verknüpfenden oder assoziativen Lernens beschreiben den Aufbau von Gewohnheiten und Verhaltensweisen durch aussengesteuerte Massnahmen der Kopplung zwischen Reizen und/oder zwischen Reizen und Reaktionen. Klassisches Konditionieren: bereits vorhandene Reiz-Reaktions-Verbindung kommt durch räumlich-zeitliche Koppelung auf eine neue Auslösebedingung. Operative Konditionierung: Eine Bekräftigung/ Verstärkung erfolgt unmittelbar nach einer erfolgreichen erwünschten Reaktion. -35- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Lerntheoretische Ansätze: KognitivSozialAssoziationslernen konstruktivistisch konstruktivistisch Was wird gelernt? (Fakten-), Wissen, Verstehen; deklaratives Wissen Mischung: Verhaltenswissen Verhalten; prozedurales Wissen Wie wird gelernt? (Aus sicht des Lernenden) Überlegen, sog. kognitive Elaboration Vorbild imitieren Verknüpfung durch Reiz-Reaktions-Zyklen Durch aktives Erfahren Durch geleitet-aktives/ geleitet-passives Erfahren Durch passives Erfahren Idividuelles Setting Soziale Settings Labor Settings Paradigmatische Randbedingungen Konditionierungslernen: Klassisches Konditiondieren Operantes Konditionieren Basis - Assoziation - Relation zwischen (beliebigen) Reizen - Adaptiver Hedonismus (Ich will das Befriedigen) - Funktion (!) zwischen Verhalten und dessen Folgen Lernende ist Eher passiv Eher aktiv (beim instrumentellen Konditionieren sogar intentional, im Gegensatz zum idealen operanten Konditionieren) Kritischer Reiz liegt vor Reaktion vor liegt nach od. durch Reaktion vor Modulatoren/Mediatoren Wiederholung Im Aneignungs/Lernprozess -36- Verstärker o Positive Verst.: Einsatz angenehmer Folgen o Negative Verst.: Entzug unangenehmer Folgen oder unangenehmer Bedingungen o Bestrafung: Einsatz unangenehmer Folgen o ... Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Frage 3: Welches sind Charakteristika der kognitiven Meisterlehre? Aufbau von Wissen sowie Erwerb von manuellen Fähigkeiten durch einen Austausch zwischen Experten und Novizen. Der Meister macht vor, zeigt vor und der Lehrling versucht sich in nachahmender Weise und wird, wenn notwendig, vom Meister korrigiert. Wichtig für den Zuschauer Novizen ist das Sichtbarmachen oder Verbalisieren der Inhalte und Tätigkeiten. Frage 4: Worin liegen Unterschiede zwischen „deklarativem Wissen“ und „prozeduralem Wissen“? deklaratives Wissen prozedurakes Wissen Inhalt Fakten Verhalten, Skills, Motorik Gedächtnis Explizit impliziert anatomisch v. a. Grosshirn v. a. Kleinhirn Repräsentation / Bewusstheit bewusst unbewusst Transfer / Flexibilität des Wissens möglich, da - eher abstrakt - eher konzeptionell erschwert, da - (konkret) rigide Abläufe instrumentell Text2: Fuhrer Urs; Was Kinder für ihre psychische Entwicklung brauchen Frage 1: Wie lauten die fünf Grundbegriffe von Kindern? 1. 2. 3. 4. 5. Das Das Das Das Das Bedürfnis Bedürfnis Bedürfnis Bedürfnis Bedürfnis nach nach nach nach nach Geborgenheit und beständigen liebevollen Beziehungen Unversehrtheit, Sicherheit und Regulation individuell zugeschnittenen Erfahrungen entwicklungsgerechten Erfahrungen Grenzen und Strukturen Frage 2: Was wird durch den Test der „Fremden Situation“ ermittelt? Zu welchen Resultaten führt der Test? Kinder, … 1. … die sich der Bezugsperson zuwenden und sich von ihr leicht trösten lassen. = Kinder mit sicherer Bindung -37- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 2. … die die Bezugsperson ignorieren und zufrieden weiterspielen = Kinder mit unsicher-vermeidender Bindung 3. … die sich abwechselnd an die Bezugsperson klammern und sie wegstossen = Kinder mit ambivalent-unsicherer Bindung 4. … die sich nicht eindeutig in einen der erwähnten Bindungsstile einordnen lassen = Kinder mit einem desorganisierten und desorientierten Bindungsstil Frage 3: Wie lauten Haupt-Erkenntnisse aus der Bindungsforschung? - Angeborene Bindungsbereitschaft, für Personen, die ihnen vertraut sind. - Eltern sind wichtige erste Interaktionspartner, diese intensive Bindung ist überlebensnotwenig für das Kind. - Unterscheidung von: Bindung und Bindungsverhalten (Hunger, Langeweile,…) - Bezugsperson muss die körperlichen Bedürfnisse des Kindes befriedigen, ihm Gelegenheit und Zuwendung geben und seine Umwelt so gestalten, dass es sich Fähigkeiten und Wissen aneignen kann. - Bindungsverhalten soll Unangenehmes durch Interaktionen mit den Bezugspersonen reduzieren. Das innere Arbeitsmodell Entsteht innerlich Auch später werden Bindungsbeziehungen nach diesem Muster angegangen. Wichtig ist, dass man erkennt, dass sich dieses Modell ausprägt. Der Mensch verhält sich später selbst bei der Erziehung nach diesem Modell. Umstritten sind die langfristigen Folgen für das Kind, bei der Bindungstheorie Nicht die Quantität ist ausschlaggebend, sondern die Qualität (Wenig anwesende Väter, die Berufstätig sind und aber eine gute Beziehung zum Kind haben) -38- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Sitzung 4: Mündigkeit und Autoritative Erziehung Vortrag Herzog: 1. Einleitung Muss der Begriff der Erziehung rein formal definiert werden, d.h. ohne jeden Bezug auf inhaltliche Erziehungsziele, oder gehört zum Begriff der Erziehung auch eine inhaltliche Vorstellung, wie zum Beispiel die Idee der Mündigkeit? - Normativer Inhalt der Erziehung ist die Mündigkeit. - Jede Art von Handlung, durch die ein Mensch versucht, die eines anderen Menschen zu verbessern. (Brezinka) - Er nennt aber nicht, worin diese Verbesserung besteht, könnte auch heissen, dass man vom schlechten zum guten Dieb wird. These: Erziehung darf nicht inhaltlich, d.h. durch Angabe bestimmter Erziehungsziele, definiert werden, da wir sonst nicht wissen, wie wir eine Erziehung, die ihr Ziel verfehlt, bezeichnen sollen. Gegenthese: Erziehung muss (auch) inhaltlich definiert werde, da nicht alles Erziehung sein kann, sondern nur ein Handeln, das bestimmten allgemein anerkannten ethischen Kriterien genügt. - Es ist nicht nur durch die Erziehung bestimmt, was heraus kommt, auch die Umstände sind entscheidend. Bsp. Wenn wir einen guten Dieb erziehen wollen, ist es dennoch möglich, dass der Zögling durch sein Umfeld, es ablehnt ein guter Dieb zu werden. - Es muss etwas falsch daran sein, wenn wir nur inhaltlich erziehen. - Pädagogik ist auch nicht nur an Psychologie gebunden, sondern eben auch an die Ethik. Link zu Text von Herbart! Sitzung 2 ! - Unterschied zwischen Pädagogik und Unpädagogik. In der Nazi-Zeit wurde die Grenze zwischen Pädagogik und Politik aufgehoben. - Ethik ist wichtig; Kinder lassen sich eben nicht zu jedem Ziel erziehen. (Zitat: Klaus Mollenhauer) Klaus Mollenhauer (1928- 1998) Nennt als Gegenstand der Erziehungswissenschaft die Erziehungswirklichkeit, die überall dort entsteht, wo ein Mensch verändert werden soll, und zwar mit der Einschränkung, dass diese verändern-wollende Intention das Wohl dieses Menschen zum Ziel hat! 2. Mündigkeit Inhaltliche Zielsetzung der Pädagogik. Mündigkeit ist ursprünglich ein Rechtsbegriff! „Mündig ist, wer das 18. Lebensjahr vollendet hat“(Schweizerisches Zivilgesetzbuch) „Wer mündig und urteilsfähig ist, besitzt die Handlungsfähigkeit“ (ZGB Art.13). „Urteilsfähig … ist ein jeder, dem nicht wegen seines Kindesalters oder infolge von Geisteskrankheit, Geistesschwäche, Trunkenheit oder ähnlichen Zuständen die Fähigkeit mangelt, vernunftgemäss zu handeln“ (ZGB Art. 16) -39- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog - Kinder sind demnach der Vernunft noch nicht fähig! „Unter Vormundschaft gehört jede unmündige Person, die sich nicht unter der elterlichen Gewalt befindet“ (ZGB Art. 368). „Die Vormundschaft über eine unmündige Person hört mit dem Zeitpunkt auf, da die Mündigkeit eintritt“ (ZGB Art. 431). „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen“ (Immanuel Kant). - Mündigkeit = Selbständigkeit im Vernunftgebrauch Die Grundintention der Mündigkeit und anderer, ähnlicher Begriffe – wie Selbstbestimmung, Autonomie, Emanzipation oder Vernunft – ist ein durchgehendes Moment der klassischen Bildungstheorie: „… dass der Mensch als ein zu freier, vernünftiger Selbstbestimmung fähiges Wesen verstanden werden müsse, dass ihm die Realisierung dieser Möglichkeit als seine Bestimmung ‚aufgegeben’ ist, so aber, dass er sich diese Bestimmung letztlich nur wiederum selbst geben könne, schliesslich, dass Bildung zugleich Weg und Ausdruck solcher Selbstbestimmungsfähigkeit sei“ (Wolfgang Klafki). - Die selbe Aussage, wie sie Kant schon machte, etwas moderner formuliert. - Mündigkeit ist der Zielbegriff der Pädagogik. - Mündigkeit ist also das Ergebnis erfolgreicher Erziehung. - Mündig ist, wer sich selbst zu bestimmen hat. „Gut erzogen sein“ heisst: „Selbständigkeit erlangt haben, Urteilsvermögen und innere Unabhängigkeit; aber auch die Fähigkeit, Beziehungen und Bindungen einzugehen und einer Gemeinschaft anzugehören“ (Andreas Flitner: Konrad, sprach die Frau Mama ... Über Erziehung und Nicht-Erziehung. München). Aufgabe der Erziehungswissenschaft ist es, die Bedingungen herauszuarbeiten, „… unter welchen das Kind in den Zustand [der] Mündigkeit überführt werden kann“ (Dieter Lenzen) 3. Paradoxie der Erziehung Wie kann aus der Erziehung als heteronomer bzw. kausaler Einwirkung auf den Edukanden Autonomie (Selbstbestimmung) hervorgehen? - Wie setzen wir diese Bedingung um? - Herbart: Erziehung soll als ein Kausalverhältnis gesehen werden. - Wenn wir Mündigkeit einerseits als Selbstbestimmung und andererseits als Kausalität mit Fremdbestimmung sehen, geraten wir in eine Paradoxie! „Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange?“ (Immanuel Kant). Paradoxien entstehen, wenn Behauptungen, die je für sich genommen einleuchtend scheinen, miteinander verknüpft werden und dann einen Widerspruch erzeugen. Paradoxien lassen sich auflösen, wenn eine der sich widersprechenden Aussagen zurückgewiesen wird. Behauptungen: - Eltern wirken Kausal auf Kinder. - Kinder sollen sich selbstbestimmen. Jede Behauptung für sich ist i.O. zusammen ergibt sich eine Paradoxie! -40- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Zwei Möglichkeiten zur Auflösung der Paradoxie der Erziehung: a) Das Ziel ist falsch. b) Der Weg zum Ziel ist falsch. ad a): In einer streng determinierten Welt gibt es keine Freiheit, keine Autonomie und folglich auch keine Mündigkeit. Die Erziehung kann widerspruchsfrei als kausale Einwirkung verstanden werden. ad b): Die Erziehung ist keine Wirkursache. Mündigkeit kann nicht kausalursächlich bewirkt werden. Wir neigen dazu, in pädagogischen Angelegenheiten dichotom zu denken. Wenn Mündigkeit als ein Entweder-Oder gedacht und ans Ende der pädagogischen Bewegung gesetzt wird, dann folgt rein logisch, dass am Anfang der Erziehung Unmündigkeit sein muss. Der Widerspruch „… wird immer wiederkehren, dass man Kindern, die man erwachsen (vernünftig und moralisch) machen will, weil man sie für kindlich (unvernünftig und unmoralisch) hält, erst eigentlich zu ‚Kindern’ macht …“ (Hartmut von Hentig: Vorwort. In: Philippe Ariès: Geschichte der Kindheit.). Die Paradoxie der Erziehung verdankt sich einem falschen, da dichotomen pädagogischen Denken, das zu einem falschen Bild des Kindes führt. 4. Theorie der Anerkennung Literaturhinweise: Jessica Benjamin: Die Fesseln der Liebe. Psychoanalyse, Feminismus und das Problem der Macht. Frankfurt a. M.: Fischer 1999 (5. Aufl.). Axel Honneth: Kampf um Anerkennung. Zur moralischen Grammatik sozialer Konflikte. Frankfurt: Suhrkamp 1992. Wir müssen die Erziehung anders denken, d. h. weder kausalistisch noch dichotomisch, sondern prozessual. Eine Theorie, die menschliche Beziehungen prozessual denken lässt, ist die Theorie der Anerkennung. Ansatzpunkt: Kinder entwickeln sich in Beziehungen gegenseitiger Anerkennung. „Eine Person bekommt das Gefühl: ‚Ich bin es, die etwas tut, ich bin die Urheberin meines Tuns’, wenn sie mit einer anderen Person zusammen ist, die ihre Taten, ihre Gefühle, ihre Intentionen und ihre Existenz, ja, ihre Unabhängigkeit anerkennt. Anerkennung ist die entscheidende Reaktion, die ständige Begleitmusik der Selbstbehauptung“ (Benjamin, a.a.O., p. 24). - Jessica Benjamin nimmt an, dass Menschen immer schon Subjekte sind. Eine Person bekommt das Gefühl von: „Ich bin es, der etwas tut.“ „Anerkennung ist keine Sequenz von Ereignissen, wie es zum Beispiel die Phasen der Reifung und Entwicklung sind, sondern ein konstantes Element, das alle Ereignisse und Phasen des Lebens durchzieht“ (ebd., p. 25). Abhängigkeit und Unabhängigkeit, Bindung und Loslösung sind konstante Themen, die auf jeder Entwicklungsstufe in neuer Form wiederkehren. -41- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Anerkennung ist gegenseitig: „Wenn ich den anderen völlig kontrolliere, dann existiert der andere nicht mehr, und wenn er mich völlig kontrolliert, existiere ich nicht mehr. Die Vorbedingung für unser beider unabhängige Existenz ist die jeweilige Anerkennung des anderen. Wahre Unabhängigkeit heisst, die notwendige Spannung dieser widersprüchlichen Impulse von Selbstbehauptung und Anerkennung des anderen auszuhalten“ - Eltern anerkennen das Kind und fühlen sich ihrerseits durch die Reaktion des Kindes anerkannt. Das ganze auch umgekehrt. - Mündigkeit kann als gebunden an soziale Bedingungen gesehen werden. - Wenn Eltern ihre Kinder vollständig kontrollieren würde, würde diese nicht mehr als Subjekte existieren. Zwei Konsequenzen: Erstens können Erzieherinnen und Erzieher bzw. Lehrerinnen und Lehrer Situationen arrangieren, Bedingungen schaffen, zu Tätigkeiten auffordern, aber sie können nicht direkt im Sinne einer Wirkkausalität auf das psychische System eines Edukanden einwirken. Zweitens liegt der Erziehung ein Verhältnis der gegenseitigen Anerkennung zugrunde. Nur wer in seiner Subjektivität anerkannt wird, ist fähig, die Subjektivität anderer anzuerkennen. „Niemand vermag sich wirklich voll und ganz aus der Abhängigkeit von anderen zu lösen, von dem Bedürfnis nach Anerkennung frei zu machen. In unserer Abhängigkeit von unserer ersten Bezugsperson wird uns diese Tatsache besonders schmerzlich und verwirrend erfahrbar. Das Kind will nicht nur faktische Unabhängigkeit erhalten, sondern darüber hinaus auch in seiner Unabhängigkeit anerkannt werden – von eben jenen Menschen, von denen es am stärksten abhängig war“ (Jessica Benjamin). 5. Autoritativer Erziehungsstil These: In theoretischer Hinsicht ist die wesentliche Ingredienz des autoritativen Erziehungsstils im Sinne von Diana Baumrind die gegenseitige Anerkennung. „The optimal parent-child relationship at any stage of development can be recognized by its balance between parents’ acknowledgement of the child’s immaturity– shown by providing structure, control, and regimen (demandingness) – and the parents’ acknowledgement of the child’s emergence as a confident, competent person – shown by providing stimulation, warmth, and respect for individuality (responsiveness). Authoritative parents take a functional-rational approach to discipline, in which their exercise of control is grounded in intimate knowledge of their child and his or her circumstances rather than in arbitrary rules. In the various observable areas of the child’s life – education, personal and health care, cooperating with other family members, handling resources, and social life – the success of the parent-child interaction can be assessed by how well the parent balances disciplinary demands with respect for the child and by how well the child balances reliance on parental care with willing progress toward emancipation“ (Diana Baumrind). Ein wesentlicher Bestandteil des autoritativen Erziehungsstils ist die Reziprozität zwischen Eltern und Kind. Die Bereitschaft der Eltern, dem Kind zuzuhören und sich für dessen Standpunkt zu interessieren, ist genauso wesentlich für eine gute -42- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Erziehung, wie deren Fähigkeit, dem Kind die eigenen Erwartungen, Ansprüche und Verhaltensregeln verständlich zu machen und diesen auch Nachdruck zu verschaffen. Eine zwei-dimension Klassifikation elterlicher Erziehungsstile: Resposive Unresposive (interessiert, auch sensitiv) Demanding autoritativ autoritär (fordernd, auch kontrollierend) Undemanding permission vernachlässigend (verwöhnend) (laissez-faire) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die empirische Forschung zum Elternverhalten den Schluss zulässt, „… that children’s optimal functioning is associated with fairly high levels of mutual involvement between parent and child, with mutual responsiveness and compliance, accompanied by a negotiating (rather than power-assertive) style of conflict resolution when conflicts arise“ (Eleanor E. Maccoby & John A. Martin). Kinder autoritativ erziehender Eltern erweisen sich sozial wie intellektuell als kompetent. Auch hinsichtlich ihres Selbstwertes erweisen sich autoritativ erzogene Kinder anders erzogenen Kindern im Vorteil: „The weight of the evidence would appear to be that neither authoritarian control nor unalloyed freedom and permissiveness is the key to the development of high self-esteem in children. Rather, a pattern of interaction in which parents make reasonable and firm demands that are accepted as legitimate by the children, but in which parents do not impose unreasonable restrictions but make demands and give directions in ways that leave a degree of choice and control in the hands of the children, is the control pattern most likely to foster high self-esteem“ (ebd., p. 47). Vergleichbares gilt für die moralische Entwicklung. Mündigkeit ist am ehesten über eine Erziehung erreichbar, die sich am autoritativen Erziehungsstil orientiert. -43- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Fragen besprechen: Text 1: Tenorth, Heinz-Elmar (2004) Bildungsziele, Bildungsstandards und Kompetenzmodelle S. 113 Basale Sprach- und Selbstregulationskompetenzen (Kulturwerkzeuge) Kognitiv-instrumentelle Modellierung der Welt - Mathematik - Naturwissenschaften Beherrschung der Verkehrssprache Mathematisierungskompetenz Fremdsprachl. Kompetenz IT- Kompetenz Selbstregulation des Wissenserwerbs Zahlen, Zeiche, Syntax der Mathematik Aesthtisch-expressive Begegnung der Gestaltung - Sprache/ Literatur - Musik/ Malerei/ Bildende Kunst - Physische Expression Notenwerte, Musiktheorie, der goldene Schnitt, Perspektiven Nromativ-evaluative Auseinandersetzung mit Wirtschaft und Gesellschaft - Geschichte - Ökonomie - Politik/ Gesellschaft - Recht Business-Englisch InternetDiskussionsforen über die Todesstrafe In dieser Spalte geht es um den Kulturrelativismus In dieser Spalte geht es um Modelle und die Mathematisierung In dieser Spalte geht es um die Semiotik; um die Zeichensprache Probleme kostitutiver Rationnalität - Religion - Philosophie In dieser Spalte geht es um Mündigkeit Modi der Weltbegegnung (Kanonisches Orientierungswissen) Frage 1: Was beinhalten die fünf Problemdimensionen von Zielvorgaben für das Bildungssystem? 1. Zukunft vs. Gegenwart: Auf die Zukunft hier und jetzt vorbereiten, aber gleichzeitig die Zukunft nicht vorbestimmen und lenken wollen. 2. Vereinheitlichung vs. Nivellierung: Individualisierung und Egalisierung bilden ein Spannungsfeld. Schüler sollen individueller Lernprozesse befähigt werden und gleichzeitig in Bezug auf soz. Herkunft und Geschlecht gleichgestellt sein. 3. Lerninhalte; Lernen als Antwort auf die Gegenwart: Da wir nicht wissen welche Fähigkeiten in der ungewissen Zukunft von Nöten sein werden, müssen wir einen Überschuss an Kompetenzen lehren. 4. Toleranzerziehung: Offenheit für die Pluralität von Erwartungen, verschiedene Lebensmodelle und religiöse Freiheit. Unterricht und Bildung dürfen nicht einer normativen Erwartung eines Bildungsprozesses unterliegen. 5. Utopieüberschuss – Realisierungsproblem: Die Diskussion von Bildungszielen neigt dazu, die systematischen Probleme zu ignorieren. Die Diskussion ist regiert von Utopieüberschuss und ignorant gegenüber den Realisierungsproblemen. („Unterstufenheilewelt“, „schönste Welten…“) -44- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Frage 2: Was sind die Ziele und Dimensionen des dargestellten Kompetenzmodells? Ziele des Bildungswesens (S.110; „4.Kompetenz als Bildung“) Ziele sind erworbene Fähigkeiten, die in bestimmten Dimensionen der gesellschaftlichen Wirklichkeit erfahren werden und zu ihrer Gestaltung geeignet sind; das sind auch Fähigkeiten, die der lebenslangen Kultivierung zugänglich sind. Text 2: Lippitt, Ronald; White, Ralph (1973) Eine experimentelle Untersuchung über Führungsstil und Gruppenverhalten Frage 1: Welches sind die Merkmale der verschiedenen Erziehungsstile? Frage 2: Worin besteht das methodische Vorgehen der Untersuchung? Es handelte sich um ein Experiment (= der Königsweg) Fazit war, das der demokratische Erziehungsstil am besten funktionierte und am beliebtesten war. Trotzdem dieses Experiment schon 1973 durchgeführt wurde, als schon klar war wie Erziehung funktioniert, wurde weiterhin im Laissez-faire Stil erzogen. (Heute: ZHSeebach und Jugendkriminalität; Politik schreit nach Grenzen setzen) Frage 3: Welches sind die Hauptaussagen der Abbildung 4 und 6? Abb.4 Hauptaussage: Die Kinder die autoritär klein gehalten wurden, flippen bei einem Wechsel des Führungsstils aus. Abb.6 In der Demokratie ist die Chance für Individualisierung am besten gegeben. Nicht nur zwischen den Stilen haben wir grössten Unterschiede der Individualität im Vergleich, sondern auch innerhalb des demokratischen Stils ist die Individualität (Varianz der Individuellen Ausprägung) am grössten/ höchsten. Text 3: Baumrind Diana (1989) Rearing Competent Children Frage 1: Was meinen die Konzepte „Demandingness“, „Responsiveness“ und „Competent Child“? Demandingness: (S.361) Ein bischen Kontrolle Direct confrontation, monitors, intusive-directiveness, and a pattern of firm, consistant discipline with maturity demands. Responsiveness: (S.365) Wäreme, Liebe und Geborgenheit Affective warmth, cognitive responsiveness, attachment and bonding, unconditional acceptance or noncontingent positive reinforcement, sensitive attunement, involvment, and reciprocity. -45- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Competent Child: (S.350) Kompetenz sozialen Selbstbewusstseins und Verhalten Optimal competence is defined in this study as high levels of both agency and communion and incompetence as low levels of both agency or communion is considered to be partially competent behavior. Frage 2: Welches sind Charakteristika des „autoritativen Erziehungsstils“? (S. 356) Viel Verlangen und viel fordern, aber auch mit Liebe und Wärme. Autoritativer Erziehungsstil entspricht in etwa dem demokratischen, kommt einfach aus den USA Frage 3: Welches sind die Hauptaussagen der Tabelle 17.1? 1. Unterschiedliche Stile verursachen verschiedene Competence Level 2. Geschlechtliche Unterschiede: Jungen und Mädchen reagieren verschieden auf die Erziehungsstile -46- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Sitzung 5: Mündigkeit und Autoritative Erziehung Vortrag Herzog: 1. Einleitung - Schwierigkeit ist die Unanschaulichkeit. Auch schwer ist die Darstellbarkeit. - Ägyptischer Gott der Zeit: Thoth , Griechischer: Chronos, Heutige Darstellungen z.B. von Dahli - Wir sprechen heute von der Zeit, wie wenn sie etwas Anschauliches währe. (Sprichwörter, Metaphern) 2. Metrische Zeit - Physikalische Prozesse, die standardisiert werden, um die Zeit zu erfassen. -47- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog - Wenn uns die Zeit nicht anschaulich gegeben ist und wir sie so erfassen müssen, indem wir sie so erfassen müssen, indem wir sie mit standardisierten Abläufen vergleichen, ist sie im Verständnis verschieden. 3 Arten von Zeit: a) In der Form von Uhren. Identische, homogene Zeiteinheiten. Mit der Atomuhr ist die Zeit auf 60 Mio. Jahre hinaus exakt berechenbar. Räumliches Phänomen-Verständnis: Zeitpunkt, Zeitabschnitt =4. Raumdimenison b) Zyklische Zeit: Im Mythischen Denken. Die Jahreszeiten, der Tod, die Geburt … kommen immer wieder. Auch die zyklische Zeit beruht auf einer Konvention Die zyklische Zeit kennt keine Zukunft. Alles war schon mal da. Bei uns am ehesten noch in der Religion anzutreffen. c) Modale Zeit: weder zyklisch noch linear. Ist differenziert in den Zonen der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. - Die Zukunft kann nicht im gleichen Sinn gewusst werden, wie die Vergangenheit. - Die Vergangenheit ist sehr gross und so kann man z.B. bei der Beobachtung des Sonnensystems davon ausgehen, dass es so bleibt, bleibt aber einer Wahrscheinlichkeit unterlegen. Diese Wahrscheinlichkeit variiert, so ist unsere persönliche Zukunft viel ungewisser. -48- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 5. Die Zeit der Erziehung -49- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog - Veränderungen sind physikalisch unausweichlich Kräfte die von aussen einwirken. - Wenn uns Mündigkeit wichtig ist, müssen wir Menschen als Subjekte nehmen. - In dem Herbart, Ziller,… die Erziehung als Kausalverhältnis sehen, blenden sie die Sozialität aus. -50- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Text 1: Zimbardo, Philipp G.: Gerrig, Richard J. (2004) Die Konstruktion der sozialen Realität Frage 1: Wovon handelt die Attributionstheorie? - - Die Attributionstheorie ist eine allgemeiner Ansatz zur Beschreibung der Art und Weise, in der ein sozial Wahrnehmender Informationen nutzt, um Kausale Erklärungen zu generieren. Ursprünglich in den Schriften von Fritz Heider: Er spricht von zwei ausschaggebenden Fragen, 1. Ist die Ursache des Verhaltens in der Person oder in der Situation 2. Wer ist verantwortlich für das Ergebnis Def.: Attributionstheorie: Ein sozial-kognitiver Ansatz zur Beschreibung der Art und Weise, in der eine sozial wahrnehmende Person Informationen einsetzt, um kausale Erklärungen zu generieren. Frage 2: Was ist das „Kovariationsprinzip“ und bezüglich welcher drei Dimensionen lässt sich Kovariation erfassen? - - - Das Kovariationsprinzip besagt, dass man ein Verhalten auf einen Kausalfaktor attribuieren sollte, wenn dieser Faktor immer dann gegeben war, wenn das Verhalten aufgetreten ist, aber nicht gegeben war, wenn das Verhalten ni9cht aufgetreten ist. Herold Kelly schlug vor, dass Menschen diese Urteile fällen, indem sie die Kovariation in Bezug auf drei Dimensionen der Information erfassen, welche für die Personen relevant sind, deren Verhalten sie zu erklären versuchen. Die drei Dimensionen sind: 1. Distinktheit bezieht sich darauf, ob Verhalten spezifisch für eine bestimmte Situation ist (schreit ihr Freund jedes Mal, wenn er ein Pferd sieht?) 2. Konsistenz bezieht sich darauf, ob das Verhalten wiederholt als Reaktion auf diese Situation auftritt (hat ihr Freund in der Vergangenheit beim Anblick dieses Pferdes geschrien?) 3. Konsens bezieht sich darauf, ob andere Menschen in der gleichen Situation das gleiche Verhalten zeigen (zeigen und schreien alle?) Def.: Kovariationsprinzip: Eine Theorie, die nahe legt, dass Menschen Verhalten dann auf einen Kausalfaktor attibuieren, wenn dieser Faktor wirksam war, während das Verhalten auftrat, jedoch nicht wirksam war zu Zeiten, in denen das Verhalten nicht auftrat. Frage 3: Was ist der „fundamentale Attributionsfehler“ und wovon ist er abhängig? - - Der fundamentale Attributionsfehler steht für die gleichzeitige Tendenz bei Menschen, dispositionale Faktoren überzubewerten (Menschen verantwortlich machen) und situative Faktoren unterzubewerten (die Umwelt verantwortlich machen), wenn sie nach der Ursache für ein Verhalten oder Ergebnis suchen. Der fundamentale Attributionsfehler ist auch Kulturell bestärkt in der westlichen Kultur. Bsp. Zeitungsartikel aus Japan und USA -51- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Def.: Fundamentaler Attributionsfehler: Die gleichzeitige Tendenz bei Beobachtern, den Einfluss der situativen Faktoren auf das Verhalten einer Person zu unterschätzen und den Einfluss dispositionaler Faktoren zu überschätzen. Frage 4: Was ist ein „self-serving bias“? - - Ein Self-serving Bias (Verzerrung zugunsten der eigenen Person) bringt Menschen dazu, Anerkennungen für ihre Erfolge anzunehmen und gleichzeitig die Verantwortung für Misserfolge abzuleugnen oder zu versuchen, den Misserfolg anderweitig zu erklären. Menschen neigen in vielen Situationen dazu, diespositionale Attributionen für Erfolge und situative Attributionen für Misserfolge vorzunehmen Bsp: ich habe den Preis aufgrund meiner Fähigkeiten erhalten / Ich habe den Wettbewerb verloren, weil er manipuliert wurde Def.: Self-Serving Bias: Eine Klasse von Verzerrungen (Bias) in der Attribution, bei der Menschen dazu neigen, ihre Erfolge sich selbst zuzuschreiben und die Verantwortung für ihre Misserfolge abzulehnen. Frage 5: Was bezeichnen die Konzepte „selbsterfüllende Prophezeiung“ bzw. „Pygmalion-Effekt“ und „erwartungsbestätigendes Verhalten“ und welche Bedingungen begünstigen ihr Auftreten? - - Selbsterfüllende Prophezeiungen sind Vorhersagen über ein zukünftiges Verhalten oder Ereignis, welche die Interaktionen auf Verhatensebene so verändern, dass sie das Erwartete produzieren. Experiment von Rosenthal mit IQ Messung bei Schülern und falsche Information der Lehrer. Def.: Selbsterfüllende Prophezeiung: Eine Vorhersage über ein zukünftiges Verhalten oder ein zukünftiges Ereignis, die Interaktionen so verändern, dass eintritt, was erwatet wurde. - - Mark Snyder führte den Begriff, erwartungsbestätigendes Verhalten für den Prozess ein, durch den die Erwartung einer Person über eine andere Person diese zu einem solchen Verhalten veranlassen, dass die ursprüngliche Hypothese bestätigt wird. Wie wirksam die Kräfte von erwartungsbestätigendem Verhalten sind hängt von der Verfügbarkeit genauer Informationen über die Umwelt ab. Erwartungen haben dann den grössten Einfluss, wenn der tatsächliche Zustand der Welt – die Realtiät des Zieles – mehrdeutig und unsicher ist. Unter diesen Umständen ist es am wahrscheinlichsten Def.: Erwartungsbestätigendes Verhalten: Der Prozess, durch den Menschen sich in einer Art und Weise verhalten, die bei anderen spezifischen, erwartete Reaktionen auslöst, und in dem diese Reaktion dann benutzt wird, um die eigenen Überzeugungen zu bestätigen. -52- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Bedingungen für Pygmalion und erwartungsbestätigendes Verhalten Erwartungseffekt wahrscheinlich Information unklar, mehrdeutig Information inadäquat, inkorrekt Selbstkonzept/ -bewusstsein niedrig Motivation Interesse bezügl. Interaktion tief Erwartungseffekt unwahrscheinlich Situation Information klar Information adäquat Zielperson Selbstbewusstsein hoch Motivation hoch Herzog Walter (2002): Ein Mehr-Ebenen-Modell des Unterrichts Frage 1: Was zeichnet eine pädagogische Situation aus? Die Pädagogische Situation Textstellen S. 460-463 Charakteristika: 1. Zeitüberdauernde Kommunikation 2. Anwesenheit / Kopräsenz 3. Minimale formale Struktur - Also nicht so was wie militärisch oder universitär 4. Asymetrisch - Ziel ist die Aufhebung der Asymmetrie - - Sieht die pädagogische Situation als Grundlage um der Pädagogik und der Didaktik zu einer Theorie zu verhelfen, die der Vielschichtigkeit von Erziehung und Unterricht genügen. Da die Sozialität aus Kommunikation hervorgeht und die sich nicht einseitig steuern lässt, ist die pädagogische Situation eben gerade nicht asymmetrisch zu verstehen. Die pädagogische Situation umgreift Erzieher und Edukant und setzt sie zunächst in ein Verhältnis der Symmetrie. Soziale Situationen entstehen, wenn Individuen sich wechselseitig wahrnehmen und zugleich wahrnehmen, dass sie dies tun. Face to face charakter. Pädagogische Situationen sind an Kommunikation gebunden. Päd. Situationen unterliegen der Dauerhaftigkeit und Anwesenheit Müssen mit wenig formalen Strukturen funktionieren Sind Asymmetrisch: Charakteristisch für pädagogische Situationen ist, dass sie ein Generationen-, Reife- oder Kompetenzgefälle aufweisen. Asymmetrie Textstellen S. 488, 504, 506, 514 Auseinanderhalten von: Obersatz Basis Pädagogische Situation Soziale Interaktion dynamisch statisch -53- a-symmetrisch symmetrisch Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Reziprozität Textstellen v.a. S.474 Meint: Gegenseitigkeit, Vertrauen, Anerkennung, Liebe Auseinaderhalten von : !!!!!!!! Abstrakten Formen - Vertrauen - Anerkennung Konkreten Formen - Gespräch - soziales Spiel Leitfragen zu Reziprozität - Zustandekommen: Zeitüberdauerndes Zustandekommen mit denselben Menschen (z.B. Schulklasse) - bewirkt: Hinnahme der Asymmetrie auf der (pädagogischen) Handlungsebene Beispiele: - Das soziale Spiel - gegenseitige Leistung (guter Unterricht mit guter studentischer Mitarbeit) Doppelte Kontingenz - Doppelte Kontingenz: Beide Seiten in einer Kommunikation erwarten, dass der jeweils andere nicht ein bestimmtes …. LUHMANN Systemtheorie nach Luhmann - Systembildung: Herausbildung von Funktionalität zwischen Elementen zwecks Komplexitätsreduktion. - Aus diesen Funktionalitäten resultieren Strukturen eben funktionale oder dysfunktionale Strukturen Frage 2: Welche Ebenen umfasst das Unterrichts-Modell von Herzog und wie wird das Verhältnis zwischen Lehrperson und Schüler bezüglich Symmetrie resp. Asymetie auf den verschiedenen Ebenen dargestellt? - - Er unterscheidet vier Ebenen: Situation, System, Handlung und Rflexion Systemebene: Basis der Konstituierung von Unterricht als sozialer Realität Handlungsebene: a) soziales Handeln: insbesondere Handlungen, die auf die Systemebene bezogen sind. b) Individuelles Handeln: Lehrhandlungen der Lehrkraft und Lernhandlungen der Schüler, aber auch weitere den Unterricht nicht direkt betreffende Handlungen (Tagträumen, Stuhlwippen, Nachsitzen,...) Refelxionsebene: Hier wird über die anderen Ebenen, sowie über deren Verhältnis zueinander reflektiert. -54- Herzog macht das alles, um zu zeigen, dass Unterricht nicht nach Kausalitäten funktioniert, sondern nach Kontingenzen. Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Frage 3: Was wird unter Reziprozität verstanden? Wie kommt sie zustande und was bewirkt sie? Welches sind Beispiele für reziporkes Verhalten? Siehe obere Antworten! -55- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Sitzung 6: Institution, Organisation und Erziehung Überblick: Sitzung 1 Sitzung 2 Individuum Sitzung 3 Sitzung 4 Sitzung 5 Sitzung 6 Sozialität Institution Vortrag Herzog: 1. Institution und Organisaiton "In einem weiteren Sinne [meint Institution, W.H.] jegl. Form (entweder bewusst gestalteter oder ungeplant entstandener) stabiler, dauerhafter. Muster menschl. Beziehungen, die in einer Ges. erzwungen oder durch die allseits als legitim geltenden Ordnungsvorstellungen getragen u. tatsächl. ,gelebt' werden" (Günter Hartfie). Bsp. Ehe, Familie, Demokratie, Monarchie Hat etwas Ideelles, Normatives, Institutionen sind dazu da Regeln und Normen, Werte zu vertreten. Diese sind oft Gesetzlich verankert. Z.B. Zur Ehe im ZGB Def. Institution bei Sandfuchs! "Als O. [Organisation, W.H.] werden ... alle sozialen Gebilde bezeichnet, in denen eine Mehrzahl von Menschen zu einem spezifischen Zweck bewusst zusammenwirken. ... Nur diejenige Sozialform ist eine Organisation, die die drei Definitionsmerkmale: - der bewussten Spezifität der Zwecke, - des Gebildecharakters und - des Organisiert- Seins besitzt" (Renate Mayntz). Somit ist jeder Betrieb egal wie gross eine Organisaiton. Kann auch sehr bürokratisch sein (wie z.B. Staatliche Verwaltung, Militär) Ist die Familie eine Organisaiton? eher nicht! Es gibt zwar eine Organisiertheit, aber es werden keine unmittelbaren Ziele, Zwecke verfolgt. Die Gründe für Familienbildung haben eher mit emotionalen als mit rationalen zu tun. - Dies ist anders im Falle der Schule! Schule ist eine Organisation, mit dem Zweck der Wissensvermittlung. - Familie ist nicht von der Gesellschaft geschaffen. - Schulen werden aus staatlichen/ politischen Interessen gegründet. - Es gibt soziale Rollen, die eine Person ausüben muss, wenn sie in eine Organisation eintritt. -56- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 2. Familie und Schule Dreeben (1980) nennt sechs Bereiche, in denen sich Familie und Schule strukturell unterscheiden: (1) Grenze und Umfang des sozialen Gebildes, (2) Dauer der sozialen Beziehungen, (3) zahlenmässiges Verhältnis von Erwachsenen zu Nicht-Erwachsenen, (4) Verteilung der persönlichen (individuellen) Merkmale der Nicht-Erwachsenen, (5) Verteilung der persönlichen (individuellen) Merkmale der Erwachsenen und (6) Sichtbarkeit der persönlichen (individuellen) Merkmale der NichtErwachsenen. Die Strukturunterschiede von Familie und Schule führen zu unterschiedlichen Erfahrungen. Dabei nimmt Dreeben an, dass die Erfahrungen der Kinder durch die strukturellen Merkmale der Schule "nicht weniger geprägt werden als durch den Lehrplan und den Unterricht als solchen" (Dreeben). "Das Schulwesen hat ... Wirkungen, die über den eigentlichen Unterricht weit hinaus reichen. Die Schule- als Institution - erzieht" (SiegfriedBemfeld). "heimlicher Lehrplan" (hidden curriculum) - Link zu Bernfeld: Grenzen der Erziehung (Grenzen im Erzieher, in Beziehung, im Zögling) - So auch Dreeben. Beide sagen, die Schule selbst hat schon eine pädagogische Bedeutung! (Heimlicher Lehrplan) "Was man in der Schule lernt, ist nach Robert Dreeben vor allem: mit Organisationen dieser Art zurechtzukommen, also: sich auf Leistungsanforderungen, auf Vergleich mit anderen unter angeblich sachlichen, jedenfalls universalistischen und spezifischen Kriterien und auf karriereförmige Selektion einzustellen. Wer das in der Schule gelernt hat (unabhängig davon, ob er gleichsam nebenbei auch noch Mathematik, Geschichte, Deutsch usw. gelernt hat), wird beim Übergang in andere Organisationen keine grossen Schwierigkeiten haben, während umgekehrt die rekrutierenden Instanzen der beruflichen Organisationen davon ausgehen können, dass, wer die Schule geschafft hat, auch auf andere Formen organisierter Arbeit vorbereitet ist" (Niklas Luhmann). Luhmarin betont, dass Sozialisation gleichsam quer zu Erziehung steht: Erziehung ist nicht eine Teilmenge von Sozialisation, Sozialisation also nicht der umfassendere Begriff zu Erziehung, sondern in jeder Erziehung läuft ungewollt und unvermeidbar auch Sozialisation nebenher. Genau dafür steht in der Theorie der Schule der Begriff des "heimlichen Lehrplans". Selbst wenn die Schule wollte, sie kann das, was neben den intentional verfolgten Erziehungs- bzw. Unterrichtszielen abläuft, nicht unter ihre Kontrolle bringen. -57- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog 3. Die gesellschaftlichen Funktionen der Schule - Weshalb gibt es Schulen überhaupt in unserer Gesellschaft? Klafki (1989) unterscheidet vier Funktionen, die die Schule für die Gesellschaft erbringt: (1) Qualifikation und Ausbildung des Nachwuchses, (2) Selektion und Allokation, (= Zuteilung eines gesellschaftlichen Ortes) (3) Integration und Legitimation sowie (4) Tradierung und Überlieferung ("Funktion der Kulturüberlieferung"). Klafki hat noch einen Punkt mehr (4) von der Traditions- und Kulturüberlieferung, dieser könnte aber auch in (1) integriert werden. Fend nennt als gesellschaftliche Funktionen der Schule Qualifikation, Selektion und Legitimation. Sandfuchs (2001) schliesst sich dieser Klassifikation an (s. Reader). Als weitere Leistung der Schule für die Gesellschaft wird gelegentlich eine Absorptions- bzw. kustodiale Funktion genannt. (Von Kustos =der Wächter, Aufseher bzw. Kustodia = Behälter zur Aufbewahrung der Hostie.) --+ Schule als "BewahranstaIt" Aufgabe der Aufbewahrung der Kinder. 4. Bilden Schule und Erziehung einen Widerspruch? Herbart war der Ansicht, die Pädagogik sei die "Wohltäterin der Einzelnen, deren jeder ihrer Hülfe bedarf, um das zu werden, was er einmal wünschen wird, geworden zu seyn" (Johann Friedrich Herbart). Herbart: Kritik hier an die Schule, dass sie dem einzelnen nicht gerecht werde. Schulen sind mit dieser Zielsetzung nicht vereinbar,"... denn jedes Individuum bedarf der Erziehung für sich, und darum kann die Erziehung nicht wie in einer Fabrik arbeiten; sie muss jeden einzelnen vornehmen" (ebd. – Hervorhebung W.H.). Die Schule „versagt die Anschliessung an Individuen; denn die Schüler erscheinen massenweise in gewissen Stunden" (ebd., p. 81). Benner greift auf Herbart zurück, um einen fundamentalen Widerspruch zwischen einer gesellschaftstheoretischen (soziologischen) und einer pädagogischen Begründung der Schule zu konstatieren. Geht es der Erziehung um das Individuum, so kann es sich bei Schulen, d. h. unter Bedingungen eines institutionalisierten und organisierten Unterrichts, nicht um pädagogische Veranstaltungen handeln. Benner lässt seine Ausführungen in eine Aporie münden und spricht von "der gesellschaftlichen Notwendigkeit des modernen Schulwesens und seiner gleichzeitigen pädagogischen Nicht-Legitimierbarkeie' (Dietrich Benner). 5. Lernen innerhalb und ausserhalb der Schule Resnick nennt vier Unterschiede des Lernens in schulischen und ausserschulisehen Kontexten: Individuelles vs. geteiltes Wissen: Die Schule fokussiert individuelle Leistungen und individuelles Wissen, während das Leben ausserhalb der Schule oft in Gemeinschaften stattfindet und das Wissen sozial geteilt wird. -58- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Reines Denken vs. Benutzung von (Denk-)Werkzeugen: Die Schule favorisiert ein Denken, das ohne Hilfsmittel und geistige Werkzeuge auskommt, während sich das Denken ausserhalb der Schule normalerweise (kognitiver) Hilfsmittel und anderer Stützen bedient. Manipulation von Symbolen vs. Problemlösung im Kontext: Die Schule kultiviert ein dekontextualisiertes, symbolisches Denken, während geistige Aktivitäten ausserhalb der Schule zumeist in spezifischen Kontexten stattfinden und ohne symbolische Hilfsmittel auskommen.) Allgemeines Lernen vs. situations spezifische Kompetenzen: Die Schule zielt auf die Vermittlung von allgemeinen Kenntnissen, Fähigkeiten und Wissensformen ab, während ausserhalb der Schule zumeist ein situationsspezifisches Know-how gefragt ist. Aus diesen Differenzen ergeben sich nicht nur motivationale Probleme des Lernens in der Schule, sondern auch das Problem des Transfers von schulisch erworbenem Wissen auf ausserschulische Situationen (vgl. Sitzung vom 18.Dezember 2006: Studie von Lave zur „Mathematik im Supermarkt“). 6. Wandel des Verhältnisses von Familie und Schule In modernen Gesellschaften lassen sich drei Wirtschaftssektoren unterscheiden: 1. Landwirtschaft, 2. Gewerbe und Industrie, 3. Dienstleistungen. Die (öffentlichen) Schulen sind in Europa im Verlaufe des 19. Jahrhunderts in der Industriegesellschaft entstanden. Sie konnten auf Familien zählen, die im Sinne der bürgerlichen Familie (Frau als Hausfrau und Mutter, Mann als ausser Haus tätiger Lohnarbeiter) über ausreichend Sozialkapital zur Erziehung der Kinder verfügten. 1840 obligatorische Schulpflicht Wie Coleman (1996) zeigt, schwindet mit dem Wandel der Gesellschaft zur postindustriellen Dienstleistungsgesellschaft das Sozialkapital der Familien. Dadurch sieht sich der Staat vor die Frage gestellt, ob er das schwindende Sozialkapital der Familien durch eine Neudefinition von Aufgabe und Organisation der (öffentlichen) Schule kompensieren soll. aktuelle Diskussion um Blockzeiten und Tagesschulen -59- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Text 1: Sandfuchs Uwe : Was Schule leistet. Reflexion und Anmerkungen zu Funktionen und Aufgaben der Schule. Frage 1: Welche Wirkungen werden Institutionen zugeschrieben? Welche Merkmale zeichnen Schule als pädagogische Institutionen aus? 1. Institutionen: Einrichtungen, die helfen sollen grundlegende Probleme der Gesellschaft zu lösen. (Wirtschaftlich = Güter produzieren, Rechtlich= Konflikte regeln, Familie = biologische Reproduktion, ...) Institutionen haben durch ihre Wertvermittlung oft eine stabilisierende Wirkung für Gesellschaft und Individuum. Pädagogische Institutionen haben im Zentrum ihrer Arbeit „Aspekte der Erziehung oder der Bildung, des Lernens oder der Hilfe, in jedem Fall aber der Persönlichkeitsänderung oder des pädagogischen Bezugs“ Adressanten sind vornehmlich Kinder und Jugendliche aber auch Erwachsene Nach der Familie ist die Schule als Ort der Bildung der zweite Platz. (?) Frage 2: Welches sind die drei gesellschaftlichen Funktionen der Schule? Wie werden sie durch die Schule wahrgenommen? Und welche Konflikte sind damit verbunden? 1. Qualifikationsfunktion: Das nötige Wissen vermitteln, damit man erfolgreich am Berufssystem teilnehmen kann. Kritik: Ist der Unterrichtsinhalt der Schule auf die „epochalen Schlüsselprobleme“ (Elementare Bildung) ausgerichtet. 2. Selektion und Allokation: Selektion = Auslese; Allokation = Zuweisung eines gesellschaftlichen Ortes Wir durch Zeugnisse und Bildungszertifikate geregelt, die Zugänge zu höherer Bildung erlauben. Die Schule ist somit eine zentrale Zuweisungsinstanz von Sozialchancen. Kritik: Lerninhalte werden nur erworben um sie gegen Bildungszertifikate zu tauschen und anschliessend wieder vergessen. Verläuft diese Selektion und Allokation gerecht? Chancengleichheit eher Mythos als Realität. Soziale Ungleichheit! 3. Integrations- und Legitimationsfunktion: Integration meint, das Einführen in gesellschaftliche Normen, Werte,... um sie zu „guten Bürgern“ zu machen. Sie müssen lernen was Gerechtigkeit ist und lernen mit Enttäuschungen umzugehen. Kritik: Das Individuum wird nicht seiner selbst willen erzogen, sondern es stellt sich die Frage wie individuelle Entfaltung und gesellschaftliche Integration zusammen funktionieren können. -60- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Frage 3: Welches sind zentrale Ansätze der Schulkritik? Was soll den die Schule lehren? Was soll in den Lehrplan? Link zu Resnik Vorstellungen über das, was Schule leisten soll wird in der Schulprogrammatik (Schulkritik) formuliert. Kritik greift teils zu kurz, Programmatik teils zu weit. Schulkritische Äusserungen auch oft in Bezug auf die Rolle der Schule. (60er Vorreiterin einer besseren Gesellschaft.) 7 Varianten der Schulkritik: - Schule hat einen Modernitätsrückstand, ist zu traditionell. - Schulinhalte werden nur wegen ihres Tauschwertes gegen Abschlüsse gelernt. Macht die Schule selbst zum Thema. - Die Schule macht das Kind zum Objekt der Disziplinierung und beraubt es seiner Subjektivität. - Schule ist mehr bürokratische Institution als ein Haus des Lernens. - Schule ist ein Machtinstrument von Staat und Kirche - Kulturkritik: Schule als seelenlose Mechanik des Bildungswesens - Gesellschaftskritik: Verschulung der Gesellschaft. Durch Schulung ist allgemeine Bildung nicht zu erreichen. Hält nicht was sie verspricht. (?) Nach Jürgen Oelkers: Schule ist ein Reparaturbetrieb. Üblicherweise über Jugendkritik, Lehrerschelte oder pauschale Schulkritik. Text 2: Dreeben Robert: Was wir in der Schule lernen Frage 1: In welchen Bereichen unterscheiden sich Schule und Familie strukturell? Bereich Familie Grenzen und Umfang der Geringere Anzahl Personen sozialen Situation Einheitlich Eltern und abhängige Kinder Dauer der sozialen Zeitlich unbegrenzt und Beziehung andauernd Im Vorschulalter nur im Familienrahmen. Im Schulalter weniger. Viel Zeit für Peergroups Jeweilige Zahl von Ehepaar oder AlleinErwachsenen und Nichterzieher mit den von ihm Erwachsenen abhängigen Kindern Zusammensetzung der Nicht-ErwachsenenEigenschaft Zusammensetzung der ErwachsenenEigenschaft Unterschiedliches Alter Gleicher Sozialstatus, Volks-, Rassen- und Religionszugehörigkeit Homogen: Alter, soziale Schicht, Volksgruppe, Rasse, Religionszugehörigkeit -61- Schule Grosse Anzahl Personen Stufen, Klassen Lehrer Baut Beziehung zu Lehrer oder Lehrern jeweils für einen definierten Zeitabschnitt auf (1-3 Jahre) Ein Lehrer steht vor mehreren Schülern Mehr Interaktion mit anderen Kindern Gleiches Alter Entspricht der Zusammensetzung der örtlichen Nachbarschaft Geschlecht (Es überwiegen die weiblichen Lehrkräfte!) Spezialisten Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Zutagetreten bi NichtErwachsenen Sichtbarkeit Viele Beobachtungsgelegenheiten der Geschwister. Privater kleiner Rahmen. Wenig Beobachtungsgelegenheiten Öffentlicher Charakter, aller wird von allen mitgehört und miterlebt. Die einzelne Person kann sich „unsichtbar“ machen oder „untergehen“ in der Menge Von der Struktur, sind auch die Möglichkeiten ableitbar! Kinder verlassen Verwandtschaftseinheit um in eine, nicht von Verwandten kontrollierte soziale Organisation einzutreten. Obwohl die Schulausbildung von der Familie getrennt stattfindet, behält das Kind seine Mitgliedschaft in dieser Die Schulausbildung ist als Durchgangsphase aufzufassen. Die Schule ist ein Element aus einem Netz von sozialen Institutionen (Familie, Peergroups, Berufsgruppen, ...) Schule ist: organisatorische Verkörperung von sozialer Institution, die Entwicklungsund psychologische Veränderung bewirken soll und den Übergang in andere Institutionen ermöglichen soll. Sowie Fähigkeiten Unterschiede der Struktur von Familie und Schule Frage 2: Welche unterschiedlichen Erfahrungsmöglichkeiten ergeben sich daraus? Lehren als Aufmerksamkeit im Unterricht ist eine zu beschränkte Auffassung. Schule und Familie sind beides Orte, an denen Kinder deutliche psychologische und verhaltensmässige Veränderungen durchmachen. - - - - Schule fügt dem psychologischen Repertoire etwas dazu ohne die zuvor im familiären Rahmen erworbenen Produkte rückgängig zu machen. Die Schule verlangt die Bildung von vergänglichen Beziehungen. Die Schule sorgt für die Bildung vielfältigerer Beziehungen Die Schule bietet Erfahrungen der sozialen Toleranz Die Schüler haben in der Schule mehr als in der Familie, die Möglichkeit sich und die anderen in ihrem Umfeld wahrzunehmen und sich und ihre äusseren Merkmale zu vergleichen. Die Schüler haben in der Schule die Möglichkeit Handlungen anderer Schüler und des Lehrers zu beobachten, sowie deren Bewertungen und daraus für sich die Möglichkeit ihre Verhaltensmuster und Wertesysteme auszubilden. Erfahrung von Homogenität (Sekstufe) in Bezug auf Leistung. -62- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Kapitel 3: - - Normen sind Bewertungsstandarts der Gesellschaft. Konformität ist dann gegeben, wenn man sich an diese Normen hält. Allerdings lassen sich Abweichungen auch auf Grund von Sanktionen, Legitimitätsfragen, persönliche Merkmale der Beteiligung, Konfliktgegenstände, ökologische Bedingungen usw. 1. Normen sind allgemein anerkannt und doch weichen die Leute davon ab 2. Manche Normen gestatten explizit Verhaltensabweichungen 3. Gewisses Verhalten darf nicht einfach als konforme oder abweichende Reaktion von einer Norm gesehen werden. Diese drei Dimensionen müssen berücksichtigt werden. Liebe zeigen: - - Ausdruck von Liebe kann verschiedene Formen annehmen (Pflege, Mitgefühl, Unterstützung,...) Familienmitglieder begegnen sich üblicherweise nicht distanziert und feindselig Liebe ist in der Schule wird anders zum Ausdruck gebracht: Das Verhältnis ist sachlich geprägt. Vom Lehrer wird erwartet, dass er freundlich ist, aber physische Liebe vermeidet. Die Beziehung wird ausserdem immer wieder abgebrochen. Die Beziehung darf keine dauerhafte Liebesbeziehung werden. Die Schülerzahl unterstützt den Sachcharakter. Die Aktivitäten von Erwachsenen und Nicht-Erwachsenen - - Es gibt Aufgaben, die einem Familienmitglied zugeordnet werden. Dies kann Geschlechtsspezifisch sein, ist aber mehr vom Alter abhängig. Ein kleines Kind muss nicht Schneeschaufeln. Eltern gehen davon aus, dass ihre Aktivitäten zu der jeweiligen Zeit und in der jeweiligen Situation ihre Absichten ausdrücken. Und dies dann zu ihren erwünschten Zielen führt. Eine Ziel und Zweck vorstellung ist zu einfach. In der Schulklasse kontrolliert der Lehrer die Ergebnisse einer Aktivität Es ist vernünftiger von Zielen im Schulunterricht zu sprechen als in der Erziehung. Aktivitäten in der Schule unterscheiden sich von denen in der Familie Lehrer gibt dem Schüler bewusst gewisse Aufgaben auf. Könnte auch in der Familie passieren ist aber in erster Linie die Schule. Die Schule ist eine Organisaiton, die zu Aktivitäten ermuntert, bei denen sich die Leistungsfähigkeit zeigt und einen Auftrag erteilt, von dem erwartet wird, dass er ausgeführt wird und dann einer Bewertung unterzogen wird. Sanktionen: - In der Schule und in der Familie werden gewisse Verhalten unterstützt und andere unterdrückt und zwar durch Belohnung bez. Bestrafung. Also muss eine anhaltende Beziehung bestehen, die mehr will als momentante Verhaltensakte zu bewerten. Aufgrund der Schülerzahl kann der Lehrer nicht jedes Kind gleich sanktionieren. Ausserdem verfügt er nicht über die emozionalen Mittel der Eltern. Leistungen werden über Noten sanktioniert -63- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog - In der Primarschule werden die Noten als Sanktionen bei den Kindern verankert. Gleiche Aufgabe wie Eltern bei Kleinkinder. Den Kinder beibringen, dass sie gewisses als Belohnung bez Bestrafung zu verstehen haben. Die strukturelle Basis der schulischen Sanktionen - - Die Schule verlangt von den Schülern gewisse Verhaltensmuster aufzugeben, die sie im familiären Kontext gelernt haben. Lehrer muss sich mit seiner Situation auseinandersetzen, dass er nicht über die Sanktionsmittel der Eltern verfügt und nicht allein auf die Effektivität der Noten setzen kann. Der Lehrer steht vor dem klassischen Problem „googwill“ zu wecken. Text 3: Resnick Lauren B. : Learning in school an out Frage 1: Welches sind die vier grossen Kontraste zwischen schulischem und ausserschulischem Lernen? Schulisches Lernen Ausserschulisches Lernen Individuelle Erkenntnis Individuelle Beurteilung Geteilte Erkenntnis keiner kann es allein, Zusammenarbeit ist erforderlich (Bsp. Schiff steuern) Reine Denkaktivitäten ohne Gebrauch von Büchern, Rechnern,… Die meisten Denk- Aktivitäten sind mit Werkzeugen verbunden. (nicht nur bei wenig-, sondern auch bei hoch- Gebildeten!) Manipulation von Symbolen Verbindung zu Objekten oder Ereignissen ist meist verloren Sinn verloren; entfremdet vom wirklichen Leben Kontextualisiertes Abwägen unmittelbar verbunden mit Objekten und Ereignissen Macht Sinn Generalisiertes Lernen weit brauchbares Wissen, theoretische Prinzipien Situations- spezifische Kompetenzen sind verlangt Weniges kann von der Schule direkt übernommen werden, Anpassung erforderlich Situations- spezifisches Lernen ist aber auch sehr limitierend, einschränkend Resnik propagiert eigentlich ein Duales- Bildungssystem, wie wir es haben. Berufsschule und Betriebslehre. -64- Einführung in die Erziehungswissenschaft Teil 2; Pädagogische Psychologie Prof.Dr.W.Herzog Frage 2: Was wird aus diesen Kontrasten gefolgert? Für die Ökonomie: Sie schlägt ein Job-spezifisches Training vor und eine parktische Arbeit. (Wie wir es haben) - Sie sieht den schulischen Inhalt als nicht Lebensnah an. - Sie sieht die ökonomische Welt als sehr schnell veränderlich an!!!! Für die Schule heisst das: - besserer Transfer! - aus dem allgemeinen Grundwissen! Grundlagen der Reflexion, - Wenn wir an eine Situation geraten, die unvorhersehbar ist, müssen wir refexiv aus unserem Grundwissen eigene Lösungsansätze ableiten können. Kultureller Aspekt: - Schule ist ein Ort, der Kultur lehrt. Auch Integration fremder Kulturen findet als erstes in der Schule statt. -65-