Ich kann nicht, ich will nicht – Leistungsschwache Schüler ermutigen Perspektivwechsel Musiklehrer stoßen zwar wegen der großen Vielfalt ihres Faches hin und wieder an die Grenzen ihres Könnens, aber im Unterricht fühlen sie sich doch ganz überwiegend wie der Fisch im Wasser – in ihrem Element. Um einen Perspektivwechsel zu erleichtern und damit den Weg für individuelle Verhaltensoptionen gegenüber „unfähigen“ Schülern zu ebnen, seien hier einige Stegreif-Aufgaben empfohlen: Ersetzen Sie in möglichst kurzer Zeit die folgenden Fremdwörter durch deutsche Wörter: Offerte, offiziell, Labyrinth, Kontrakt, Konfession, Disziplin, Refrain, Kuvert, prompt, sukzessive. Singen Sie die Arie der Königin der Nacht vor Publikum. Achten Sie auf eine passende Haltung, Mimik und Gestik. Vervollständigen Sie die folgende Zahlenreihe: 10 * 2 * 3 / 8 * 6 * 1 / 7 * 3 * 2 / 9 * 5 * ? Halten Sie einen wissenschaftlichen Vortrag über die Peking Oper. Führen Sie die folgenden Tanzschritte im 7/8-Takt aus: Zählzeit 123 45 67 123 45 67 rechts- links- rechtslinksrechts- linksSchritte seit rückseit vorkreuz rück seit kreuz (Sprung) kreuz 123 45 67 123 45 67 rechtslinks- rechts- linksrechtslinksvorkreuz rück seit vorkreuz rück seit kreuz kreuz Schwache Leistungen haben verschiedene Ursachen Die Unsichtbaren Sie leben am Rand der Klasse: Es sind die Stillen, die Unsichtbaren, die Leisen, die Unauffälligen mit den bewährten Strategien, mit denen sie ihre schwachen Leistungen vor dem Lehrer verschleiern oder sogar verbergen. Sie sitzen in den Ecken des Raumes, gerne im Windschatten eines aktiven Mitschülers. Sie stören wenig oder nie, vermeiden direkten Blickkontakt mit dem Lehrer. Sie wählen die einfachen Instrumente, öffnen den Mund zum Singen oder Sprechen nur gerade so weit wie nötig, geizen mit Worten. Wenn sie fehlen, fällt es nicht auf, sodass sie manchmal nicht ins Klassenbuch eingetragen werden. Wie alle anderen, so möchten auch diese Schüler gerne dazu gehören; sie fühlen sich wohl in Gruppen, solange niemand von ihnen verlangt Farbe zu bekennen. Sie schwimmen mit, sie sind angenehme Zeitgenossen, weil sie freundlich sind, keine Ansprüche stellen und niemandem etwas streitig machen. Zum Unterricht tragen sie wenig oder nichts bei, schreiben aber ordentlich mit, hoffen auf zufällige Hilfe von den Nachbarn. Die meisten Lehrer revanchieren sich für dieses pflegeleichte Wesen mit Großzügigkeit: Sie schauen nicht so genau hin, vermeiden öffentliche Anforderungen, insistieren nicht, wenn „nichts kommt“. Sie lassen solche Schüler so weit wie möglich in Ruhe, denn sie wollen sich selbst und den Schüler nicht der Peinlichkeit des unklaren Scheiterns aussetzen. Einem solchen Schüler für seine unkomplizierte Anwesenheit eine 4 zu geben, scheint eine nahe liegende und gerechte Lösung zu sein, die alle zufrieden stellt. Weil diese Schüler solch eine Behandlung gewöhnt sind, richten sie sich immer mehr in ihrer passiven Rolle ein. Anstrengung, Überwindung, Anforderungen verschwinden immer mehr aus ihrem Schülerdasein, während die Mitschüler mehr oder weniger regelmäßig damit konfrontiert sind. Zwar lebt es sich einigermaßen angenehm in einer solchen windstillen Nische, aber es bleiben auch die Erfolgserlebnisse und ermutigenden Erfahrungen aus. Raum und Zeit werden zunehmend von Vermeidung besetzt, sodass der Schüler schließlich sicher ist, nichts zu können, also an jeder Aufgabe, die er selbständig in Angriff nimmt, zu scheitern. Anforderungen trocknet er durch beharrliches Schweigen mit mehr oder weniger leidvoller Mimik routiniert aus. Wenn jemand insistiert („Komm, das schaffst du!“), ringt er sich mühsam ein Geständnis ab: „Weiß nicht.“ oder „Kann ich nicht.“ Mögliche pädagogische Reaktion: Wegen der im wahrsten Sinne „eingefleischten“ Rolle und wegen der Verletzlichkeit dieser Schüler gibt es keine rasche Lösung. Der Anfang besteht in Interesse an der jeweiligen Person, denn damit steigt der Lehrer aus dem Spiel aus. Der Schüler wird dieses Interesse zunächst vielleicht nicht glauben. Er holt die passenden Soft-Abschmetter-Sätze aus seinem Fundus: „Joah.“, „Hmm.“, „Kein Problem.“, „Ja, gut.“, „OK.“ Die Körpersprache ist enorm wichtig in der Kommunikation mit den Unsichtbaren, denn sie sind ausgezeichnete Beobachter und registrieren jedes „Rauchzeichen“ von weitem. Der Lehrer tut gut daran, sie von der Seite anzusprechen, den direkten Blickkontakt nicht zu lange andauern zu lassen, leise zu sprechen und Schweigeminuten durch Entspannung zu füllen. Es ist wichtig, den Schüler davon zu überzeugen, dass seine Person vom Lehrer als eine besondere, interessante wahrgenommen – also nicht übersehen - wird. Der Lehrer kann sogar das Problem offen, aber respektvoll ansprechen: „Mir ist aufgefallen, dass du dich manchmal ausklinkst und dich nur selten beteiligst. Ich möchte dich nicht aufgeben. Kann ich etwas für dich tun?“ Wenn es sich um Schulverweigerer handelt, also Schüler, die häufig fehlen, ist es ratsam, mit der Klassenleitung und den Eltern zu sprechen, um das Problem besser einschätzen zu können. Die o.g. Strategie ist aber in jedem Fall ein guter Weg, um den Abgrund zwischen Schüler und Schule zu überbrücken. Den Schüler bei Gelegenheit um Hilfe zu bitten („Ich brauche Hilfe bei der Überprüfung der Kopfhörer.“), ist ein nächster Schritt auf dem Weg zur Aktivierung. Überforderung Philipp sitzt vor der Aufgabe, die Stimmen eines Kanons untereinander zu notieren, und bittet den Lehrer um Hilfe, weil er „das alles gar nicht kann“. Er habe vorher keinen Musikunterricht gehabt, er verstehe gar nichts. Er wirkt hilflos und verzweifelt. Er will alles gut machen, aber der Abgrund zwischen der Grundschule und dem Gymnasium, wo er zwischen vielen Instrumental-Schülern sitzt, scheint unüberbrückbar. Er fühlt sich total überfordert. Max schlurft beim Tanzen ohne klare Schritte durch den Raum, die Hände in den Hosentaschen. Am Anfang hat er noch halbherzig versucht, den Grundschritt mitzumachen, aber außer Gehschritten in eine gleich bleibende Richtung gelingt ihm kaum etwas. Bewegung zu Musik ist ihm fremd. Er verwechselt häufig rechts und links, verliert die Orientierung im Raum, wenn die Richtung wechselt. Sein Unwohlsein steigt. Er schämt sich, andere zu berühren. Mögliche pädagogische Reaktion: Der Lehrer kreist das Problem durch Nachfragen ein. Er bedankt sich für die Fragen, weil sie vielen zugute kommen. Er kann Philipp zum Spezialisten für dieses Thema ernennen, der in Zukunft gefragt wird, wenn etwas davon in Vergessenheit geraten ist. Er stellt sich beim Tanzen neben Max (nie gegenüber), sodass dieser sich an den Bewegungen des Lehrers orientieren kann. Die ganze Gruppe übt so lange, bis der Lehrer merkt, dass Max den Anschluss gefunden hat. Dabei nutzt der Lehrer verschiedene Methoden (zählen, Schrittfolge sprechen, Skizze an der Tafel, Kreidemarkierungen auf dem Boden, Schrittfolge bei geschlossenen Augen visualisieren u.ä.) Erfolgserlebnisse kann der Lehrer herbeiführen, indem er differenzierte Aufgaben stellt (Minimal- und Maximalanforderung), indem er Philipp etwas wiederholen lässt, ihm ankündigt, wenn er ihn drannehmen möchte („Du darfst als Nächster einen Vorschlag machen.“) Beweis der Unfähigkeit Bei der Klassifizierung kindlichen Fehlverhaltens gibt es die Kategorie „Beweis der Unfähigkeit“ (Es geht also nicht um tatsächliche Unfähigkeit, denn Schüler befinden sich im Lernprozess). Dass dem Lehrer die Unfähigkeit bewiesen werden soll, legt nahe, dass die Anstrengung auf Seiten des Kindes oder Jugendlichen sich lohnt. Anders als bei den „Unsichtbaren“, die jeden Beweis scheuen würden, handelt es sich hier um Schüler, die die Bequemlichkeit mögen und gelernt haben, dass sie Arbeit vermeiden können oder dass sich andere an ihrer Statt anstrengen, wenn sie nur überzeugend genug ihr Nicht-Können darstellen. Sie machen angesichts einer unausweichlichen Anforderung einen halbherzigen Versuch, lassen den Stick irgendwo auf die High-Hat fallen, am besten gleich aus der Hand rutschen, während sie den Körper kurz anspannen, um den Eindruck von Konzentration zu erwecken. Diesen „Beweis“ untermauern sie durch die triumphierende Schlussfolgerung: „Sehen Sie? - Geht nicht!“ Entschlossene Vertreter dieses Typs erweisen sich als kreativ, wenn der Lehrer sich der pädagogischen Herausforderung stellen möchte und sich (innerlich) auf den Schüler „stürzt“, der so offensichtlich seine Unterstützung braucht. Er führt ihm geduldig die Handhabung der Sticks vor, zeigt ihm den Rhythmus, den er schon seit einiger Zeit mit der ganzen Klasse geübt hat, ermuntert den Schüler zum Ausprobieren, Fehler seien nicht weiter schlimm etc. Was für ein wunderbarer Auftritt für den Schüler! Ein Erwachsener rackert sich ab, vor aller Augen und nur für diesen einen Schüler, obwohl (Schüler) oder weil (Lehrer) dieser „nichts kann“! Ein Spiel, das sich zur Wiederholung anbietet. Mögliche pädagogische Reaktion: Lehrer, deren pädagogisches Herzblut leicht durch solche Appelle aktiviert wird, müssen zunächst trainieren, n i c h t zu reagieren. Der Satz „Ah! Interessant!“ hat Bremswirkung und den Vorteil großer Vieldeutigkeit. In jedem Fall tabu sind Sätze wie „Das schaffst du schon!“, „Mach doch einfach (!) Folgendes...“, „Probier doch mal...“, „Komm, ich helf dir...“, „Gib mal her, ich zeig’s dir noch mal.“, „Mensch, das habe ich jetzt schon 1000mal erklärt!“, „Das müsstest du jetzt wirklich können.“ Denn dadurch steigt der Lehrer ins Spiel ein. Wichtig ist: Zeit geben, wohl dosiert und eher colla parte ermutigen, wenig oder keine Aufmerksamkeit für die „Beweise der Unfähigkeit“, aber Aufmerksamkeit für Ergebnisse von Bemühungen. Auch hier gilt: Die Übertragung von Hilfstätigkeiten vermitteln Erfolgserlebnisse. Die Spieß-Umdreher Saskia kommt plötzlich zu Bewusstsein, dass die Mitschüler an irgendetwas arbeiten. Es ist so still. Bisher stand sie im Schutz der allgemeinen Unruhe in einem regen Briefverkehr mit ihrer Freundin Jumana. Sie dudelt lustlos auf ihrem Keyboard, probiert lustige Geräusche aus, wackelt an den Steckern, bis sie nichts mehr hört und ruft schließlich nach dem Lehrer. In sein freundlich fragendes Gesicht schleudert sie ein theatralisches „Ich weiß gar nicht, was ich jetzt machen soll!“ Seinen Hinweis auf die Aufgabe an der Tafel unterbricht sie unwirsch: „Ich hab gar nichts verstanden. Sowas habe ich noch nie gemacht. Keine Ahnung von Noten.“ Saskia möchte den Eindruck vermitteln, dass andere (frühere Lehrer oder der aktuelle) für ihr Scheitern verantwortlich sind, das lediglich an unverschuldet fehlenden Voraussetzungen liegt. Der Lehrer ist also am Zug, d.h. ihm bleibt die Wahl zwischen Extra-Versorgung oder Verteidigung. Sonst kann Saskia sich beschweren, weil er ihr nicht hilft, nichts (!) erklärt, ungerecht, ignorant – kurz: ein inkompetenter Pädagoge ist. Saskia hat so vorgebaut für den Fall einer Benotung der Ergebnisse. Unsichtbar in diesem Spiel bleibt Saskias Selbsteinschätzung: ob sie nur gerade keine Lust hat oder ob sie bereits g l a u b t, dass sie „nichts kann“. Mögliche pädagogische Reaktion: Der Lehrer spielt das Spiel nicht mit, weil er Saskia die Verantwortung für ihr Verhalten und für die Lösung der Aufgabe überlassen möchte. Damit erbringt er den Beweis, dass er ihr etwas zutraut, sodass sie selbst die Chance erhält, sich anzustrengen und erfolgreich zu sein. Er bietet deshalb knapp, aber höflich an, Saskia Fragen zu beantworten, sobald sie sich selbständig mit der Aufgabenstellung beschäftigt hat, und wendet sich anderen Schülern zu. Später wird er im Vorbeigehen versuchen, eine noch so minimale Leistung Saskias positiv zu vermerken und ihr noch einen kleinen Tipp geben. Wenn er Zweifel an ihrem Durchblick hat, kann er später von einem anderen Schüler den Arbeitsprozess nochmals beschreiben lassen und um Ergänzungen bitten, sodass die Mitschüler, ohne es zu wissen, Saskia Nachhilfe gibt. Der Verweigerer Manchmal steckt hinter der Reaktion „Keine Ahnung“ der Entschluss „Ich will nicht.“ Der Entschluss kann eine komplexe Vorgeschichte haben, aber ziemlich sicher ist darin die Erfahrung wiederholten peinlichen oder kränkenden Scheiterns enthalten, vor dessen Wiederholung der Verweigerer sich schützen möchte. Etwas (vor anderen) nicht zu können oder auch nur n i c h t g u t zu können, ist für ihn mit der Gefahr des Gesichtsverlusts, der Lächerlichkeit, der Demütigung verknüpft. Symptomatisch für diese Sicht ist seine Unnachsichtigkeit und womöglich Häme, wenn andere Fehler machen. Denn nur wenn er sich von allen Formen des Scheiterns distanziert, fühlt er sich einigermaßen sicher. Häufig spielt dabei das Klassen-„Publikum“ eine erhebliche Rolle. Dies zeigt sich z.B. in Kontroll-Blicken, die der Verweigerer in die Runde wirft oder der Herausforderung des Lehrers zum Machtkampf („Nein, mach ich nicht!“) oder abfälligen Kommentaren. Mögliche pädagogische Reaktion: Erfolgserlebnisse zu vermitteln ist das oberste Ziel. Kommentare müssen konsequent unterbunden werden. Ermutigung und Lob sollten zunächst möglichst nur unter vier Augen, durch Blickkontakt oder colla-parteSprechen erfolgen. Small-talk über Themen, in denen der Schüler sich auskennt, können die Beziehung entspannen. Der Lehrer sollte Machtkämpfe vermeiden bzw. aussteigen, sobald er sich ihrer bewusst wird („Das können wir nach der Stunde besprechen.“) Humorvolle Reaktionen können die Atmosphäre entspannen, aber der Lehrer muss im Blick behalten, ob der Schüler sich womöglich verspottet fühlt. Die Unmusikalischen Jeder Musiklehrer hat schon von Eltern gehört „Wir sind leider keine musikalische Familie.“ oder „Bei uns kann niemand singen.“ oder sogar „Mein Kind ist total unmusikalisch.“ Solche Sätze sind schwer zu ertragen; sie entmutigen nicht nur das Kind, sondern auch den Lehrer, der sich vor einem Zementblock befindet, den abzutragen ihm wenig Chancen gegeben werden. Das Kind wird nicht nur glauben, dass es in Musik „nichts kann“, sondern es wird womöglich das Gefühl haben, in Musik nichts können zu d ü r f e n, gewissermaßen aus Loyalität zum familiären Selbstbild. Dann wird dieser Schüler allen Versuchungen, die ein lebendiger Musikunterricht bereithält, widerstehen, indem er behauptet, das könne er sowieso nicht. Mögliche pädagogische Reaktion: Eine Beratung der Eltern, deren Selbstbild man als Lehrer die andere Sicht (des Fachmanns!) gegenüberstellt, dämmt vielleicht die Vehemenz, mit der die fehlende Eignung behauptet wird. Den Schüler kann man vielleicht überrumpeln oder austricksen, indem man ihn mit leistungsstarken und sozialkompetenten Schülern zusammen in einer Gruppe arbeiten lässt. Wenn der Lehrer als Instanz in den Hintergrund tritt, lässt sich ein solcher Schüler eher auf eine Musik-Aufgabe ein, weil er über der Kommunikation mit Gleichaltrigen sein „Schema“ vergisst. Glauben, vertrauen, warten Ermutigung und Unterstützung sind hilfreich, wohingegen Eingreifen und Lösungsvorschläge in der Regel das Problem verstärken. Denn niemand gewinnt Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten, wenn ihm ein anderer etwas abnimmt. Wer sich unfähig fühlt oder sich als unfähig darstellt, braucht Zeit zum Ausprobieren einer anderen Strategie. Am meisten hilft ihm dabei ein Erwachsener, der an die Entwicklungsfähigkeit des (seines!) Schülers g l a u b t und ihm Geduld vorlebt. Übersicht Grund Symptome Lehrerverhalten 1. Unklarheit oder Unwissen (z.B. unklare Aufgabe, Unaufmerksamkeit, fehlende Technik) Kaninchen vor der Schlange, Zeit gewinnen, Druck auf Lehrer ausüben durch Abwarten, wahllos irgendeine Lösung anbieten, diffuse Problembeschreibung Aufgabe/Erklärung modifiziert wiederholen, Aufgabe anschreiben, visualisieren, üben, Zeit geben, Mitschüler erklären lassen, Planung/Ablauf erläutern, Sicherheit durch Rituale 2. Bedürfnis nach Aufmerksamkeit, Zuwendung Häufige Fragen („Stimmt das?“, „Ist das so richtig?“), Lob/gute Zensur einfordern, sich brüsten, den Unterricht stören, ständig Hilfe einfordern, diffuse Problembeschreibung Aufmerksamkeit gezielt geben, wenn der Schüler sie nicht (durch Fehlverhalten) einfordert, sachlich (nicht moralisch) reagieren, Präzisierung einfordern, Zuwendung gerecht verteilen, körperliche Nähe 3. Versagensangst: geduckte Haltung, selbst Fehler machen, Fehler dürfen nicht sein 4. Selbstbild: unfähig, unmusikalisch 5. Angst vor Lächerlichkeit, Ausgrenzung, Reaktion der Mitschüler 6. Loyalitätskonflikt (Peer-Group oder Eltern lehnen LehrerIn/Unterricht/ Fach ab) 7. Test, Provokation, Herausforderung des Lehrers gesenkter/unsteter Blick, spricht nur auf Aufforderung hin, Abschwächungen als Einleitung („Ich weiß nicht, ob das richtig ist.“, „Ich hab es bestimmt falsch.“, „Ich kann das nicht.“), kein Risiko eingehen, nichts vorführen wollen, schweigen beobachtete Fehler als weit verbreitete Fehler thematisieren, Sicherheit durch Übung/Wiederholung vermitteln, Übungsphasen und Bewertungsphasen klar trennen, viel ermutigen, möglichst nicht kritisieren, negative Kommentare unterbinden, später: Fehler loben und nutzen „Nehmen Sie lieber xy dran.“, „Ich kann Musik nicht.“, „Ich kann nicht singen.“, „Ich versteh gar nichts.“, Abwerten des Faches/Unterrichts, regelmäßig bei Mitschülern abschreiben, nachfragen etc. Stärken suchen und hervorheben, Aufgaben übertragen, Verantwortung geben, Rituale: kurze Übungen, viel Training, Gruppen- und Partnerarbeit; Applaus initiieren, von der Seite ansprechen Kontroll-Blicke zu Mitschülern, Machtkampf riskieren oder provozieren, übertrieben falsch machen, Minimal-Ausführung, sehr schwache Lautstärke/Bewegung, Zeit gewinnen, nichts vorführen wollen, Zeit gewinnen, Gespräch über Konflikt vermeiden/verweigern, (altkluge) negative Kommentare zum Unterricht/zu guten Leistungen Körpersprache/Ton signalisieren Selbstbewusstsein, Blickkontakt, Widersprüche zwischen (behaupteter) Unfähigkeit und Unterrichtsbeiträgen, Kontroll-Blicke zu Mitschülern Risiken eingehen, Fehler zu machen (Vorbild) Vergleiche vermeiden Ablehnung respektieren, später erneut auffordern für Qualität werben, „Tricks verraten“, negative Kommentare, Lachen unterbinden, wenig/vorsichtig bewerten schriftlich oder unter vier Augen loben Gespräch mit Eltern Machtkampf vermeiden, nicht frontal ansprechen, humorvoll und sportlich reagieren, in der Sache (unter vier Augen) ermutigen, aber möglichst nicht auf Fehlverhalten (Provokation) reagieren 8. Schlechte Erfahrungen mit Musiklehrern Vermeidung von Blickkontakt, räumlicher Nähe und direkter Anrede; Lauern auf Gelegenheiten zu Kritik, abfällige Bemerkungen, andere aufhetzen Unauffällige Recherche, respektvolles Verhalten, Distanz, Partner-Arbeit, evtl. im Einzelgespräch den Schüler zum Reden bringen, gut Zuhören, Interesse zeigen, Vergleiche vermeiden, loyal bleiben 9. Schulmüdigkeit einsilbig, nicht ansprechbar, genervt, mit anderen Dingen beschäftigt, Ablenkungsversuche („Ich muss gerade...“), Schweigen, Verstummen, häufiges Fehlen überschaubare Aufgaben mit hoher Erfolgswahrscheinlichkeit; viel ermutigen, loben, anerkennen; Verantwortung geben, um Hilfe bitten, Applaus initiieren, in die Gruppe einbinden (Sitzordnung) 10. Außerschulische Probleme Unaufmerksamkeit, Fahrigkeit, trauriger oder gehetzter Gesichtsausdruck, auffällig starker oder schwacher Körpertonus, Bedürfnis nach Austausch mit Freund/Freundin, überzogene Reaktionen auf Ermahnungen, Verstummen außerhalb des Unterrichts Interesse zeigen (nicht für Probleme, sondern für Person), Nachsicht, Geduld, respektvolle Haltung, Blickkontakt, evtl. Nähe, Warnung vor Leistungsausfall nur unter vier Augen, Unterstützung anbieten, Verständnis zeigen („Du hast es gerade nicht leicht...“) Micaela Grohé