Gesamtüberblick Psychologie auf dem Weg von der mythologischen Seelenlehre zur empirischen Disziplin - - Entwickelt sich zur erfahrungswissenschaftl. Disziplin zur Erkl. Vom menschl. Erleben und Verhalten Mittelalter Ps.=>Theologie Neuzeit beschäft. Sich mit Wirksamkeit des Seelischen im Alltag „Erfahrunsseelenkunde“ 19. Jhdt Entwicklung zur Naturwissenschaft (Kant vertrieb Prinzip der ration. Psych.; Übernahme naturwissensch. Methoden in Ps.) Ende 19.Jhdt. Institutionalisierung: 1. Psychol.Institut in Leipzig durch Wundt (1879), später diverse Fachzeitschriften Anfang 20.Jhdt.:Verselbständigung/Professionalisierung der Ps.: 1920 Emanzipation aus dem gem. Rahmen mit Philosophie und Pädagogik experimentell betriebene, eigene akademische Diszipl. In 2.Hälfte d. 20.Jhdt. Verflechtung mit den Kognitionswissenschaften („kognitive Wende“) Neuro-/Biowischenschaften!!! 1 2. Teil: psycholog. Ansätze im Hoch- und Spätmittelalter: Scholastik; der Umbruch vom Mittelalter zur Neuzeit und die Entwickl. Der empir. Wissenschaften - Scholastik: 9.-14.Jhdt; Methode d. mittelalterl. Schulphilosophie Merkmale: 1. Tendenz zur systemat. Darstellung 2. Erkenntnis Vorrangig vor sinnl. Erfahrung 3. Berufung auf Autoritäten 4. logische Schlussregeln; spekulative Argumentation - Gründung d. Universitäten (1088 Bologna)Wissensvermittlung in Latein in den Fächern Philosophie u. Theologie - Thomas v. Aquin (1225-1274): theolog. dominierte Seelenlehre, führt aristotelische Ps. in christlichen Umdeutung weiter, (Hauptwerk: Summa theologia); Seine Theorie: 1. Seelenlehre: Seele ist geistiger Natur, weil sie geist. Funktionen bewirkt und mit dem Leib verbunden (->Leib=Grundlage d.Individualität der Seele und NICHT ihr Gefängnis) -Von Aristoteles übernommene „Seelenvermögen“: Lebenskraft; sinnl. Wahrnehmung; triebhaftes Streben; Bewegungsfähigkeit; Verstand -Sinnesvermögen: Einzelsinne; Gemeinsinn; Vorstellungskraft; sinnl. Urteilsvermögen; Gedächtnis 2. Erkenntnislehre: Erkenntnis durch Erfahrungangeborene Prinzipien (demnach versus Empirismus von Aristoteles, Locke) ; durch geistige Assimilation sinnl. Erfahrungsinhalte (auch Piaget später) ; geist. Erkenntnis durch intellectus agens 3. Intellektualismus; Dualismus von Erkennen und Wollen: Intell.=Trennung v. Sinnlichkeit und Intellekt, Fühlen vernachlässigt; Wahrnehmung und willentl. Handeln als Grundfunktionen des Seelischen (galt bis ins 18.Jhdt, dann erst Fühlen) Hervorhebung des Intellekts - Gegenbewegung zur Scholastik: Mystik (Bsp.:Meister Eckart) 1. vers. Intellektualismus 2. 2 Welten: der vom Intell. Erfassten äußeren W.; W. der Intuition u.d.Gemüts - Übergang zur Neuzeit: Paracelsus(1493-1541): Anfänge d. psychosomat. - Denkens, kausales Denken zusammen mit alchimist. U. myst. Elementen, Physiologie - Montaigne (1533-1592): Seele nicht wissenschaftl.erfassbar, tiefenpsychologische Selbstbeobachtungen in diversen Essays - Geistiger Umbruch zur Neuzeit(ca.16.Jhdt.): Wissenschaft Abstand zur Theologie; Aufwertung d. sinnl. Erfahrung; Empirie/Experiment statt abstrakter Beweislogik (wie zuvor) - Neuzeit: Francis Bacon (1561-1626): “Novum Organon“(1620): Wissenschaftstheoret. Fundierung der empir. Forschung: Empirie muss sich freimachen von:1. anthropologischen Mängeln 2. uneinsichtige subjektive Mängel 3. Mängel durch naiven Sprachgebrauch 4. Irrtümern durch Gehabe der phil.Schulen - Beherrschung der Naturkräfte; gestaltung von Kultur durch Erfahrungswissen; Induktive Methode: Schluss von Einzelfällen auf allgem. Gesetzmäßigkeiten 2 4. Teil: Die Psychologie auf dem Weg zur empirischen Wissenschaft - Erfahrungsseelenkunde: o ab 1750 Betonung der Notwendigk. Einer Erfahrungsseelenk. Nach Christian Wolffs „psychologia empiria“ o Beobachtung seelischer Äußerungen (sowohl alltäglich als auch abnormal) vorher nur Spekulation über Wesen der Seele o Zunehmend auch Thematisierung des Fühlens (sonst nur Verstand, Wahrnehmung, Wille) o Wichtige Vertreter: Moses Mendelssohn (1729-86)->Gefühle =selbständige Seelenvermögen; J.N.Tetens (1736-1807)->3seel.Grundkräfte: Verstand; Wille; Gefühl o Höhepunkt: Karl Philipp Moritz (1756-93) mit seinem psycholog. Roman „Anton Reiser“ (erfasst die vielfältigen Wechselbeziehungen im Leben); außerdem Herausgeber des 1. Magazins für Erfahrungsseelenkunde Fakten zu psycholog. U. psychopatholog. Fragen o Weitere Fachmagazine: - allgemeine Revision des gesamten Schul- u. Erziehungswesens (ab 1785) - Repertorium Psychologie u. Physiologie (1786) - etc. (siehe Script) - Geschichtliches Umfeld an der Schwelle des 19. Jhdts.: - 1776 amerik. Unabhängigkeitserkl.; 1789 Franz.Revelotion Aufklärung; 1804 Auflös. Heiliges Röm.Reich, Zusammenbruch Preussen, Erwachen d. dt. Nationalismus; 1814 Wiener Kongress - „Kopernikanische Wende in der Erkenntnistheorie“: Immanuel Kant (1724-1804) - Kants Erkenntniskritik: Grundgedanken: Ausgangspunkt aller Wissenschaft ist die Analyse („Kritik“) des Erkenntnis-vermögens. Die empirische Erfahrung erfasst nicht die „Dinge an sich“, sondern nur deren sinnliche Erscheinung. Die sinnliche Form der Dinge wird dabei durch die Erkenntnistätigkeit selbst wesentlich bestimmt. o Erfahrungwissenschaft demnach nicht gerichtet auf transzendente Gegenstände (wie das Wesen der Seele), sondern auf das durch Erfahrung gegebene „phänomenale“ (empirische Wissensch.) und auf das was Erfahrung ermöglicht („transzendentale Prinzipien“ Transzendentalphilosophie) o Raum und Zeit sind Formen der Erfahrung (R.=Form des äußeren Sinnes; Z.=Form des inneren Sinnes): Raumbetrachtung=Körperlehre bzw. Physiologie des äußeren Sinnes; Zeitzusammenhangsbetr.=Physiologie des inneren Sinnes o Kants Ansatz in Bezug auf das Leib-Seele Problem: Kant unterscheidet nicht denkendes Ich und Körper (wie Descartes), sondern zwischen dem transzendentalen Ich (Träger der Erfahr.) und dem empirischen Ich (Gegenst. Der Erfahr.); innere Erf. Beinhaltet das leib- seelische Ich und äußere Erf. Beinhaltet den materiellen Körper 3 o Bezugnahme auf „rationale Ps.“ Von Wolff (Seele durch Verstand erklärb.) r.Ps. als Wissenschaft nicht mgl. Da das transzendentale Ich nicht begrifflich erfassbar ist; nie wirkl. Wissensch., Seele studieren anhand von Erfahrungen!!! o Kants Beitrag zur empir.Ps.: in „anthropologische Didaktik“ Erkenntnisvermögen; Gefühl von Lust und Unlust; Begehrungsverm., 2.Teil: „anthropologische Charakteristik“individueller Ch.;Volkscharakter o Nachwirkungen seiner Erkenntniskritik: hoher Beitrag zum empirischen Selbstverständnis’ der Psychologie; ruft Zweifel an metaphysisch orient. Wesenserkenntnis der Seele hervor; Vorbereitung der Bewusstseinspsych. Des 19.Jhdts./ der kognitiven Ps. Des 20.Jhdts. (durch Aufmerksamkeitslenkung auf erfassbare Mechanismen des verstandes) o Weiterführung Kants Ansatzes: Radikalisierung des antimetaphysischen Ansatzes im Neukantilismus/ Psychologismus; Transzendentalphilos. Ansatzdeutscher Idealismus (Fichte, Hegel, Schelling); Popularisierung durch Kantianer wie Kleist oder Schiller o Wissenschaftl. Strömungen der Ps. Im 19.Jhdt.: Idealismus; Neukantilismus; Positivismus; Entdeckungen in Physiologie und Medizin; Evolutionstheorie - Der Deutsche Idealismus: Ps.=Ichphilosophie: o Siehe Konzept des transzendent.Ichs im Vordergrund: „Ich“; „Geist“; „Bewusstsein“ o Hegel(1770-1831): „Phänomenologie des Geistes“->rationale Wissenschaft o o o o von der Erfahrung des Bewusstseins; dialektische Methode (These,Antithese,Synth.) (auch in der marxist. Psychologie aufgegriffen) Schelling(1775-1854): Hauptvertreter der romantische Naturphilosophie: Bewusstsein= oberste Schicht unserer Vitalkräfte, während Unterbewusstes dessen Nährboden Ps. Des Unbewussten: nach Carus(1789-1869)- setzt die psycholog. Aspekte der romant. Naturphil. Um: Unbewusste ist Schlüssel zum Verstehen d. bew. Seelenlebens, Leib ist Ausdruck des Seelischen (spätere „Ausdruckspsychologie“) Kunst: C.D.Friedrich“Seelenstimmung der Romantik“künstler. Ausgedrückt Kritik: 1.A.Schopenhauer: Wille als Ursache aller Motivation; Kritik an Hegel, 2.Kierkegaard: zunächst Schüler dann Kritiker Hegels, (ausg.:Existenzphil.) - Der Neukantilismus: o aufgrund des naturwissenschaftl. Fortschritts Berufen auf Kant o wichtige Vertreter: Helmholtz (1821-94)Ks Ansatz von Raum und Zeit; F.A.Lange (1828-75) Forderung einer exakten Ps. Ohne Seele - Der Psychologismus: o alle Erfahrungenvon Ich und Welt sind nur als Bewusstseinstatsachen möglich Einzeldiszipl. (wie Psychol.) können nur von diesen Bewusstseinstatsachen handeln; Hervorheben der Psychologie vor allen anderen Wissensch. (demnach: „psycholog. Missverständnis der kantschen transzendentalphil.“???) o Vertreter: Fries; Beneke; Lipps o Nach Lipps: Ps. Schließt auch Diszipl. Wie Logik und die Ästhetik ein; Ps. Als Wissenschaft vom geistigen Leben 4 o Überwindung des Psychologismus: durch Edmund Husserl (1859-1938), verteidigt Idealität logischer Gesetze, sie sind unabhängig von Erfahrung geltende Wesensgesetze und können so nicht mit der empir. Ps. Erfasst werden - Der Positivismus: - Erfahrung als einzige Quelle der Erkenntnis; alle Wissensch. Durch überprüfbare Tatsachen fundiert o Begründer: Auguste Comte (1798-1857)(außerdem Soziologie) o Gegensatz zur Geisteswissensch. Des dt. Idealismus’ o „Dreistadiengesetz“ von Comte: Menschheitsentwickl. In 3 Stadien: theologisches->metaphysisches->positives (gilt für Eintelmensch;Menschh.; Wissensch.), posit. St.=Orientierung an beobachtbaren Tatsachen (lehnt Bewusstseinsps. Ab, ist Vorläufer für Behaviorismus) o Vertreter des 19.Jhdts.: Ernst Mach in Österr.: Wahrnehmungslehre auf Basis des Empirismus; John St. Mill in England o Machs positivist. Wahrnehmungslehre: Sinnesempfindungen liefern uns elementare Eindrücke von der Welt (Farben...), Unterscheid. Von Körper und Geist nicht begründbar, Physisches und Psychisches sind identisch o Nachwirkungen d. Positivismus: Wieterführung vor allem im amerik. Behaviorismus: beobachtbares Verhalten als einziger mgl. Gegenstand der wissenschaftl. Ps. o Materialist. Variante d. Posit.:bei F.A.Lange(1828-1875): alle rein rationale Erkenntnis nur scheinbar, NUR IN DER ERFAHRUNG LIEGT WAHRHEIT Ps. Ohne Seele, physiolog. Grundlegung der Ps. - Darwinismus – Evolutionstheorie: o Nach Charles Darwin(1809-82) o Gegen die bis ins 18.Jhdt verbreitete Meinung, dass die Arten unverändert (z.b.Linné)/ Veränderung der Arten durch Vererbung individuell erworbener Anpassungen (Lamarck) o Darwin: Arten entst. Durch zufällige genetische Mutationen und durch Auslese bzw. Anpassungsfähigkeit (survival of the fittest) o Werke siehe Script o Heftige Kontroversen bereits zu Lebzeiten (wegen Abstammun vom Affen) o Verteidigt durch: Th. Huxley (England), E.Haeckel (D) o Berühmte Kontroverse: 1860 in Oxford erschienene „british association for the Advancement of Science“ Huxley verteidigt Darwin gegen Kritik von Bischof Wilberforce o Nachwirken: Aufwerten des Mensch-Tier-Vergleichs; Tierversuch in Ps. (Behaviorismus!); Grundlegung der vergl. Ps.; Generalisierung des Entwicklungsgedankensbiogenet. Grundgesetz(Haeckel),psychogenet. Grundgesetz (St.Hall) o Spätere Kontroversen: 1. christl.fundamentalist. Strömungen in USA, 2.christl. Interpret. Durch Pierre Teilhard de Chardin , 3. Aktualisierung durch evolutionäre Erkenntnistheorie z.b. Lorenz 5 6. Teil: Die deutschsprachige Psychologie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts: Franz Brentano als Antipode Wundts; Bedeutende Schulen im 1. Drittel des 20. Jahrhunderts: Denkpsychologie, Gestalt-psychologie, Ganzheitspsychologie; Die „Krise der Psychologie“; - - - - - - - - das 1. Drittel des 20.Jhdts=Ära der Schulen (nach Wertheimer: viele unterschiedl. Psycholog. Strömungen psycholog.Schulen in Europa: 1.Experimantalpsychologie (durch Wundt geprägt); 2.Würzburger Schule der Denkphilosophie (ebenfalls proexperimentell); 3. Berliner Schule der Gestaltps.—gegen naturwissensch.Ausrichtung: Psychoanalyse; phänomenologische Psychologie; geisteswissensch.Ps. und Ganzheitsps. Psycholog. Schulen in USA: 1. Strukturalismus (nach Titchener)-Gedanken von Wundt;2.Funktionalismus (Dewey)-seelische Fkt.und deren evolut.Bedeutung; 3.Behaviorismus (Verhaltenswissensch. Watson,Skinner); 4.Gestaltps.; 5.Psychoanal. Wundts Ansatz wird vor allem fortgeführt: in der Gedächtnispsychologie durch Hermann Ebbinghaus (1850-1909)(--> ermittelte „Vergessenskurve“, bekanntester Vertreter Wundtscher Schule, Verteidigt experiment. Ps. gegen Kritik der Geisteswissensch.Ps. von Dilthey) und Georg Elias Müller (1850-1934) (Göttinger Institut-Zentrum für Experimentalps.- zunächst Psychophysik von Fechner, später Wahrnehmung und Gedächtnis, Gründung der „Gesellschaft für Exp.ps.“) und in der experimentellen Pädagogik durch Ernst Meumann (1862-1915); durch Stanley Hall, Hugo Münsterberg und Edward Titchener in den USA; durch Wilhelm Wirth (1876-1962) und sein „psychophysisches Seminar“ in Leipzig; durch die experimentelle Willenspsychologie von Narziß Ach und Heinrich Düker; weitere Entwicklung der Wundtschen Labors: Aufteilung seines Instituts: 1.Übernahme des Psychophysischen Seminars durch Wirth, 2. Übern. Aller weiteren Abteilungen („Psycholog. Institut“) durch Felix Krüger Abkehr vom Wundtschen Forschungsprogramm: nach Danziger weiterhin Geisteswissensch. Verpflichtet ->erwartet Fortschritte durch Phil., Anthropol.;Sprachu. Geschichtswissensch.; - Verselbständigung der experiment. Praxis: zunächst systemat. Experimentelle Introspektion, dann aufgegeben zugunsten naturwissensch. Methoden Protest der Philosophen: 1913 in Zeitschrift Aufruf von 107 Phil.Profs gegen zunehmende Besetzung der Lehrstühle mit Experimentalpsychologen --> Essay von Wundt- Verteidigung, Kampf für die verwurzelung der Psychologie in Phil. experimentelle Willensps. Nach Ach (1871-1946) und H. Düker (1898-1986) 1.Ach:entstammte Würzburger Schule der Denkps., untersuchte Willentl. Handlungsabläufe; 2. Düker führte seine Arbeiten fort, führender Representant der exp.Ps. in Marburg Franz Brentano (1838-1917) und seine Schule: - Biographie siehe Folien o Ps. Als Wissenschaft von intentionalen Akten: psych. Erscheinungen gekennzeichnet durch Aktcharakter und Intentionalität (-> Kritik an 6 Wundt/Fechner weil nur an Aktinhalten interessiert), Kritik am Elementarismus Fechners, Ablehnung des Unbewussten o Unterscheidet zw. 1. deskriptiver Ps./Psychognosis und 2. genetischer (Ursachen klärender)Ps., wobei deskr. Das eigentl. Aufgabenfeld der Ps. Bildet, während genet. Eher in Physiologie mündet o Generell wenig akademischen Einfluss, weil gebrochene akad. Laufbahn; aber bedeutende Schüler, wie Stumpf (Berliner Ps geprägt, Gestaltps.beeinfl.); Husserl(Begründer der moderen Phänomenologie); Lipps u. Meinong - Würzburger Schule o Forschungsgegenstand:Denkpsychologie(kleinste Einheiten des Denkens+Verkn.) o „was erleben wir wenn wir denken?“; „anschauungsloses Denken“ o Erforschung der Denkabläufe durch Selbstbeobachtung des Gedankenflusses bei komplexen Aufgaben o Kritik durch Wundt: Ablehnung d. Ausweitung des Experiments auf höhere psych. Prozesse, Kritik an Methode: „Ausfrageexp.“, es gibt kein anschauungsloses Denken; Verteidigung durch Bühler o Wichtige Vertreter: 1. Oswald Külpe (1862-1915): Begründer, zunächst Wundts Assistent, ab 1896 Professur in Würzburg- dort psychol. Labor 2. Narziß Ach(1871-1948): Konzept der determinierenden Tendenzen und experimentelle Willensps. 3. Karl Bühler (1879-1963): zunächst Külpes Assistent, prägte das AhaErlebnis, Verteidigung der Würzburger Schule gegen Wundt 4. Weitere: Karl Marbe; August Messer und Otto Selz (Vorläufer der kognitiven Wende) - Die Gestaltpsychologie o Führt experimentelle Ausrichtung der Ps. Um 1900 fort o Gegen Elementarismusder Wundtschen Schule o Psych. Tatsachen sind komplexe Ganzheiten (Gestalten), die mehr und etwas anderes sind als nur die Summe der sie konstituierenden Elemente o Anfänge: Chr. Von Ehrenfels (1869-1932): Schrift: „Über Gestaltqualitäten“wichtigste Gestaltgesetze (Transponierbarkeit, Übersummativität), Begründer! o „Grazer Schule“ der Gestaltps.: Alexius Meinong (1853-1920): 1. psychol. Labor in A, knüpft an Ehrenfels an, Wesen des mentalen Aktes=Vorstellungsproduktion (Gestaltbild. Aus sensor.Elementen) „Produktionstheorie“ o „Berliner Schule“ der Gestaltps.: Carl Stumpf (1848-1936): zunächst Nachfolger Brentanos in Würzburg, dann Lehrstuhl in berlin, begründet dort das psychol. Institut, brachte gestalthaftes Denken nach Berlin, seine Schüler Köhler, Koffka und Lewin bzw. Mitarbeiter Wertheimer wurden die begründer der Berliner Schule 1. Max Wertheimer (1880-1943): untersuchte visuelle Scheinbewegungen (Phiphänomene), 1923-25 Ausformulierung der Gestaltgesetze, Übertrag. Auf die Psych. Des Denkens 2. Wolfgang Köhler (1887-1967): untersuchte Lernen durch Einsicht bei Schimpansen; „Isomorphieannahme“:Strukturübereinstimmung von Physischem und Psychischem, Generalisierung der Gestaltps. Zu einer allgemeinen kosmologischen Theorie 3. weitere: Koffka/Lewin: L. später bedeutendster V.in USA; Wertheimer, Köhler und Koffka gründeten 1921 Zeitschr.:“Psycholog.Forschung“; 7 Einbruch durch NSRegime: alle Gest.psychologen zur Emigration gezwungen--> Metzger (Schüler Köhlers) setzte Tradition der Gest.ps. - Die Ganzheitspsychologie o Der 2.Leipziger Schule: auch Kritik an Elementarismus und Assoziationismus; betont die emotionalen Aspekte des Erlebens Begründer: Felix Krueger(1874-1948): Wundts nachfolger in Leipzig; Psychol. Als Wissenschaft von der psych. Ganzheit (Ganzheitsps. Hat sich im Gegensatz zur Gestaltps. Der NS ideologie angepasst) o Ausdehnen des Gestaltmodells auf die Gefühle; Gefühle sind nicht auf Elemente reduzierbar („Komplexqualitäten“); Vorstellungen und Gefühle keine isolierbaren Tatbestände, sondern Teile des Gesamterlebniskomplexes; Psychologie richtet sich auf seelische Strukturen und nicht auf Erlebniselemente o Wichtige Vertreter der 2.Leipz.Schule: Friedrich Sander (Entstehung von Gestalterlebnissen aus diffusen Vorgestalten als Aktuagenese; Otto Klemm („Gestaltfremde“- Bezug zur NS Ideologie); Albert Wellek (Ausdehnung auf Charakterologie); Hans Thomae (Alltagsps.) - Verstehende Psychologie o Als Gegenbewegung zur experimentellen Ps. o Nach Wilhelm Dilthey (1833-1911): entgegen dem erklärenden Ansatz der naturwissensch.Ps. entwickelte er eine beschreibende und zergliedernde Ps. (=verstehende bzw. geisteswissensch. Ps.); Methode: Hermeneutik o Wesen des Seelischen in Motivations- u. Sinnzusammenhängen (nicht erklärbar) nur zu verstehen: durch: Erschließen seelischer Wirkzusammenhänge aus Ausdruck, verhalten und Leistung (entspr. Hermeneutik) o Psych. Verstehen unterscheidet sich vom naturwissensch. Forschen: „Die Natur erklären wir, das Seelenleben verstehen wir“ - - Anfänge der Psychoanalyse o Sigmund Freud (1856-1939) o Weitere Gegenströmung gegen naturwissensch.experiment. Ps. Zu Beginn des 20. Jhdts o Generelle Theorie der menschl. Psyche und des soz. Lebens Die Krise der Psychologie: o Durch die vielen Kontroversen um das Selbst- und Gegenstandsverständnis d.Ps. (dargestellt in Bühlers:“Die Krise der Ps.“ o Hoher Reichtum an neuen Gedanken/Forschungsfeldern--> Krise o Die Einheit der Ps.: Ausgangsgegenstände der Ps. (nach Bühler):Erlebnisse, das sinnvolle Benehmen der Lebenwesen und ihre Korrelationen mit den Gebilden des objektiven Geistes; Einheit der Ps. Nur zu erreichen, wenn man keinen dieser drei Aspekte über die anderen erhebt o Aspekte der Ps. (Und die ihnen zugeordneten Methoden): Benehmen (durch Beobachtung); Erleben (durch Introspektion); Geist/Gebilde/ Leistungsaspekt (durch Interpret., Deutung, Hermeneutik) 8 7.Teil: Die Deutsche Psychologie im Nationalsozialismus Die berufspolitische Ausgangslage der Weimarer Republik: o Um 1930 nur wenig Psychologen im öffentlichen Dienst o Psychotherapie ausschließlich in ärztlicher Hand o Keine Institutionalisierte Schulpsychologie o An Unis Ps. nur schwach vertreten (meist Kombi mit Phil. Und Pädagogik) Die Folgen der nationalsozialistischen Machtübernahme: o 7.4.1933 Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums: Zwangspensionierung Nichtarischer Beamter; viele Entlassungen Entlassung W.Sterns(Hamburg);M.Wertheimers(Frankf.);O.Selz’ (Mannheim) Frühzeitige Emeritierung Köhlers (Berlin) und Kafkas (Dresden) Kurt Lewin emigriert in die USA Weiters emigrieren: Stern u.Wertheimer ( `33); Köhler(`35); Bühler(`38) (insges. Ca. 35% der Profs und 15% der DGfP Mitgl.) und zahlreiche Psychoanalytiker in die USA 1933 Verbrennung von Schriften Freuds; Freud emigriert 1938 und stirbt 1 Jahr später in London KZ Haft (Düker aus Göttingen); Otto Selz wird im Exil verhaftet und nach Auschwitz deportiert und ermordet Kurt Huber (München) 1944 wegen Engagement für Weiße Rose ermordet o Gleichschaltung der Deutschen Gesellschaft für Psychologie: Noch vor dem vorstehenden Gesetz Austritt von Stern; Katz; Bühler und Kafka aus Vorstand Zwischendurch Krüger, Poppelreuter, Ach, Klemm (33) Ab 1936 Erich Jaensch Vorsitzender, ab 1940 Oswald Kroh (beide bekennende Nationalsoz.) Dadurch entstand Ps. mit neuen Schwerpunkten (ideologisch ausgerichtet!!!): 1. Rassenps. (Clauss) und rassistische Typologien (Jaensch) Nichtarier = psychisch Unterwertig 2. Ganzheitsps. These wird im Sinne der NS Ideologie ausgelegt (Sander); Gestaltps.- Versuch der polit. Anpassung (Metzger) o Vorteil: kriegsbedingte Professionalisierung der Ps.: Aufschwung durch Entwickl. Der Wehrmachtsps. Bis 1942, dann Auflösung der Heeres-u.Luftwaffenps. Entwicklung von Leistungstests 9 Ausbau der Ausdrucksps. (Klages, Lersch); Charakterologie zus. Mit Führungsauslese 1941 1. Diplomprüfungsordnung für Ps. in D o Wiederaufbau der Wissenschaftl Ps. nach dem Krieg: Wenig Entlassungen, kaum Remigranten, kaum politische Aufarbeitung Pragmatik: zunächst Wiederaufbau der Institute o Wiederbegründung der DGfP 1945 deren Aufhebung Wiederbegründ. 1947 in amerik. Besatzungszone durch von Allesch/ in brit. Zone durch Kafka 1948 1. Kongress (eigentl.17.) 1949 Zusammenschluss der regionalen Teilgesellschaften, „Psychologische Rundschau“ wurde gegründet Schwerpunkte der Nachkriegspsychologie: o Ähnlich Weimarer Zeit (philosophisch orient. Persönlichkeitsps.; geisteswissenschaftl. Ansätze o Ph. Lersch: Schichttheorie der menschl. Persönlichk., später auch kognitive Modelle o H. Thomae: kognitiv biographisches Persönlichkeitsmodell 10 9. Teil: Die Entwicklung der deutschsprachigen Psychologie nach der kognitiven Wende Neuorientierung an der amerik. Psychologie: o Ab den 50ern verstärkte Kontakte mit amerik. Ps. (v.a. Nachwuchswissenschaftler auf Austauschprogrammen)naturwissenschaftl.-experiment. Paradigma; Forschungsfragen der kognit. Wende o Methodenstreit: 1959 1. Tagung experimentell arbeit. Ps.TEAP (durch Düker), dann ausschließlich experimentell orient. DGfP Vorstand Attacken gegen geisteswissensch. Orient. Ps. durch Eyseneck und Hofstätter; Verteidigung der traditionellen Strömungen gegen Amerikanisierung durch Wellek Heinrich Düker (1898-1986) o Aktiver Widerständler in NS Zeit o Habilitation bei Ach (Willensps.) o 1935 Entlassung aus Unidienst, Entzug der Lehrbefugnis; 1944 KZ Haft o 1959 Gründung der TEAP o Gustav Lienert (1920-2001): ab 1953 bei Düker in Marburg Die Studentenrevolte und die Kritische Psychologie: o 68 massive Studentenproteste Relevanz der experiment. Ps. auf dem DGfP Kongress o Wissenschaftskritik der Frankfurter Schule problematisiert unpolit.Ps.Entwicklung der Kritischen Ps. durch Holzkamp in Berlin Neuere Trends: o Ab 1970 Einfluss der kognitiven Wende o Deutsche Ps. schließt sich internat. Theoret. Und empir. Trends an o Zunehmende Professionalisierung der Ps. (Ausbau der Erziehungsberatungsstellen, Schulps.; starker Anstieg der Studierendenzahlen) o Ab 1980 Kritik an kognit. Wende: vernachlässigt Emotionen, rückt kognit. Fähigkeiten zu stark in Vordergrund; vernachl. Umwelt zugunsten des isolierten einzelnen Subjekts; Vernachl. Die kulturelle Umgebung 11 II. Abschnitt: Forschungsparadigmen 1.Das naturwissenschaftlich-experimentelle Paradigma - Historische Wurzeln: Rationalismus; Aufklärung; Erfahrungsseelenkunde - Naturwissenschaftliche Neubegründung der Ps. im 19.Jhdt. - Institutionalisierung der experiment.Ps. - Methodendiskurse im 20.Jhdt. - - - - - - - - - Geschichte: o im Umbruch zur Neuzeit Hinwendung von der geistigen Reflexion hin zur sinnlichen Erfahrung o im 18.Jhdt Forderung nach objektiver Beschreibung seelischer Vorgänge durch die Erfahrungsseelenkunde o im 19.Jhdt. Physik und Physiologie=method. Leitdisziplinen der Ps. (Einfluss durch Naturwissenschaften empirische Forschung als Wissenschaftsprogramm der Neuzeit: o viele naturwissenschaftl. Entdeckungen Vertrauen in naturw. Erklärung der ps. Vorgänge (bereits bei Descartes: Unterscheid. Zw. Geist und Körpermaschine erleichterte Anwendung physikal. Gesetze auf Psychophysisches naturwissenschaftl Sicht in dieser Zeit v.a. durch die Aufklärung (Kant: Seelenlehre=Physiologie des inneren Sinnes; rationale Ps nicht mgl.; nur zu studieren anhand unserer Erfahrungen Auswirkungen der Erfahrungsseelenkunde: o J.N.Tetens (1777) formuliert in seiner Schrift „Philos. Versuche über die menschliche Natur und ihre Entwicklung“ die systematische Beobachtung als Methode der Ps. (Naturlehre) Mathematische Grundlegung der Ps.: o Johann Friedrich Herbart (1776-1841): versuchte die Ps. aus der Enge der Selbstbeobachtung zu befreien; versuchte beobachtbare psych. Vorgänge mathemat. Zu erfassen Erste systemat. Ps. Experimente durch Fechner (mit seinen Untersuchungen zur Psychophysik); seine Schrift: „Kollektivmaßlehre“ statistische Interpret. Von experimentellen Daten Modell für die experimentelle Ps. war die exper. Physiologie des 19. Jhdts. (Helmholtz –dessen Schüler war Wundt „Grundlagen der physiolog. Ps.“ Begriff: Ein Experiment ist eine spezifische Form der Beobachtung unter streng limitierten Bedingungen: Messung der Wirkung unabh. Variablen auf best. Abh. Unter Kontrolle aller übrigen vermuteten „Störvariablen“; o Bedarf meist. An abgeschlossener Laborforschung o Institutionalisierung: Experimentelle Ps. provozierte die Entstehung psychologischer Laboratorien Wundtsches Labor in Leipzig 1879 (experiment. Forschungsbetrieb->neue soz. Praxis ps. Forschung; Forschung erfolgt im Team und in austauschbaren Rollen von Vp und Versuchsleiter Weitere Wegbereiter der experimentellen Ps.: Wundts Schüler Hermann Ebbinghaus (experiment. Gedächtnisforschung, Berlin); Georg Elias Müller (Weiterführ. Der Feschnerschen Psychophysik; Institutionalis.) rasanter Aufschwung in D nach Entstehung des Wundtschen Labors: zw. 1879 u. 1914 insges.13 ps. Institute 12 - - - - - - - - - 1890 Gründung der Zeitschrift für Ps. und Physiologie der Sinnesorgane durch Ebbinghaus; 1903 Archiv für die gesamte Ps. durch Wundt Schüler Meumann wichtige Beiträge zur Institutionalisierung 1904 erster Kongress der experiment. Ps. Gründung der Gesellschaft für experimentelle Ps. Vorsitz von Georg Elias Müller; Umbenennung in „Deutsche Gesellschaft für Ps.“ 1929 (bis heute existent) (nach WK zunächst aufgelöst von Alliierten unter Annahme, dass faschistische Organisation; dann 47/48 widerbegründet): o Ziel: Förderung der experiment. Ps. und verwandten methodisch-ps. Bestrebungen o Umbenennung, weil noch andere Methoden zur experiment. M. hinzugekommen sind Grenzen des Experiments: Wundt wollte nur elementare psych. Prozesse experiment. Erforschen und nicht auch höhere ps. Prozesse 1907 kritisierte er Methoden der Würzburger Schule („Ausfrageexper.“... verteid. Durch Bühler), Wundt richtet sich gegen Denkps. Menschenbild des experimentellen Paradigmas: o Dualistisch: Mensch als geistiges und zugleich von seiner Physis best. Wesen (nach Wundt o Pragmatisch-Technokratisch: starke Betonung der physischen Natur (bei den stärkeren Vertretern der exp.Ps.) Zuordnung der Psychologie: o Seit Windelband (1848-1915) Unterscheidung in ideographische (Eigenart ihres Forschungsgegenstandes beschrieben durch Geisteswissenschaften) und nomothetisch (auf Gesetzmäßigkeiten abzielende Naturwissenschaften) o Naturwissensch.exper.Ansatz Zuordnung der Ps. zur nomothetischen Disziplin (wobei sonst schwierige Zuordnung) o Kritik an dieser nomothetischen Ausrichtung durch Wilhelm Dilthey (18331911): gegen erklärenden Ansatz, anstelle: sein verstehender Ansatz (Seelisches nicht erklärbar, sonder nur aus Seelischem verstanden werden) Kritik von Revers (1918-1987) an der „Voraussetzungslosigkeit der exper.Ps.“: sie ignoriere das ihr zugrunde liegende Menschenbild und trifft onthologische VorannahmenVerdrängungexper. Ps. wird zur Ideologie (Ps. verschweigt zuviel) Kernannahmen:(nach Theo Herrmann, Ps. als Problem, 1976) o Formulierung von gesetzesförmigen Aussagen von hypothetischem Charakter o Einbettung ebendieser in theoret. Begründungszusammenhänge o Formalisierung dieser Theorien o Prüfung durch Erwartung möglichst reliabler Messergebnisse o Erklärungen und Vorhersagen von Ereignissen erstellen durch deduktive Erklärungsmodelle oder als induktiv.statistische Ereisniserklärungen o Experiment=wichtigstes Erkenntnismittel der Ps. Methodenstreit: o 1959 1.TEAP durch Düker o 1961 ausschließlich exper. Orient. Vorstand des DGfP o Methodenstreit in 60ern (Attacken gegen geisteswissensch. Orient. Ps. durch Eyseneck und Hofstätter; Verteidigung traditioneller Strömungen gegen Amerikanisierung durch Wellek) Kritik am Experiment: o Klaus Holzkamp (1927-1995) und die krit.Ps.: marxist. Grundposition; Kritik an Verdinglichung und Entfremdung des Menschen zur Versuchsperson in der Experimentalsituation 13 o Hans Werbik: Kritik am verdinglichenden Charakter d. exper. Laborps., fordert kulturpsychologische Neuorientierung der Ps. statt „Psychonomie“ (1984 beim Kongress der DGfP in Heidelberg) 14 II. Abschnitt: Forschungsparadigmen 3. Franz Brentano und die phänomenologische Psychologie Franz Brentano und seine Schule: o (1838-1917) ursprüngl. Katholischer Priester; 1872 Prof. in Würzburg; 1874-1880 o o o o in Wien, dann Verlust der Prof., weil Heirat und Austritt aus Kirche, bis 1895 Privatdozent in Wien; 1874 „Ps. vom empirischen Standpkt.“ (sein Hauptwerk, er unterscheidet psych. Von physischen Phänomenen durch deren Intentionalität – ihr Gerichtetsein auf einen Gegenstand- , Kennzeichnung ps. Erscheinungen durch Aktcharakter und Intentionalität somit Kritik an Wundt/Fechner (weil vorwiegend an Aktinhalten interessiert; und deren Elementarismus) durch seinen Schülerkreis entwickelt sich eigene ps. Tradition (empir. Einstellung beschreibenden Zugang zu ps. Phänomenen) Gestaltps.; Phänomenologie (später) Unterscheid.: deskriptive Ps./Psychognosis (beschreibend); genetische Ps. (Ursachen erklärend), wobei deskript. Ps.=eigentl. Aufgabenfeld der Ps.; während genet. Ps. auch in Physiologie mündet Selbst wenig Einfluss wegen seiner „gebrochenen“ Karriere; aber durch seine Schüler Carl Stumpf(1848-1936;Berliner Ps.; Gestalttheorie;Studium bei Brentano in Würzburg; Prof. in Würzb., Prag,Halle, München, Berlin; Begründer d. ps. Labors Berlin, 1893 ); Edmund Husserl (moderne Phänomenologie) großer Einfluss auf Ps.und Phil. Phänomenologie und phänomenologische Ps.: o Lehre von den Erscheinungen o Ziel: vorurteilsfreie Beschreibung dessen, was sich im Bewusstsein zeigt (ohne dabei best. Theorien bzw. durch diese geprägte Begriffe anzuwenden), hinterfragt Entstehung und Form der Erscheinungen im Bewusstsein o Anfänge: Edmund Husserl (1859-1938): beruft sich auf Intention des phänomenolog. Vorgehens aus Brentanos deskript. Ps. (Prof in Göttingen, Freiburg und Breisgau) Verstand Phänomenol. Zunächst auch als deskript. Ps., später als Analyse dessen, was sich im Bewusstsein zeigt (als Bewusstseinsanalyse), vor allen Einzelwissenschaften Bewusstsein: 1. intendierendes B. (noêtischer Aspekt) 2. gegenständliches B. (beinhaltet intendierte Sachverhalte noêmatischer Aspekt) Methode: Reduktion: 1. lebensweltliche: ignoriert theoretische Voreingenommenheiten und führt zu der Lebenswelt, die durch natürl. Einstellungen erfasst wird 2. phänomenologische: Ausblenden subjektiver Interessen und Sichtweisen von natürl. Zu phänomenologischen Einstellungen 3. eidetische: Bestimmung des invarianten Wesenskerns der individuellen Erscheinungen (Wesensschau) durch Abstrahieren von konkreten empir. Erscheinungsformen und deren Individualität Weiterwirken: Herausgabe des „Jahrbuchs für Philosophie und phänomenologische Forschung“ durch den „Münchner Phänomenologenkreis“ Verbreitung (mit Pfänder, Scheler, Geiger, Spiegelberg) 15 Im Existenzialismus: wichtiger Wegbereiter des Exist. War Heidegger (Schüler Husserls, „Sein und Zeit“-bedeutendstes Werk) Ex.=> Geworfenheit des Menschen in Mittelpkt. Phil. Und ps. Daseinsanalyse; bekanntesten liter./phil. Vertreter: Camus (Mythos von Sisyphos) und Sartre (ps. Studie über den Blick des anderen) Phänomenologisch orientierte Persönlichkeitstheorien: 1. Scheler: Personalität des Menschen bedingt seine Sonderstellung im Kosmos 2. Lersch: Schichtenmodell der Persönlichkeit; phän. Beschreibung von Gefühlen/Stimmungen/Antriebsformen; „Aufbau der Person“ 3. Revers: Gründer Institut Sbg; „Ps. der Langeweile“, „Über die Hoffnung“, „Über das Staunen“, „Psyche und Zeit“ Phänomenol. Oorientierte Psychiatrie und Psychopathologie: 1. Jaspers: phänomenolog. Beschreibung als Methode d. Psychopathologie(in „allgemeine Psychopathologie“ auch eindrucksvolle phän. Darstellungen zum Raum Zeit Erleben; zum Leibbewusstsein; zur Veränderung von Gefühlen und Gemütszuständen; zu den Grenzen und Möglichkeiten des einfühlenden Verstehens in der Psychiatrie) 2. Ludwig Binswanger: „Daseinsanalyse“ als therapeut. Methode (zunächst bezeichnet als „empir. Phänomenologie“); für ihn Phän.= Weg zur Erklärung psychopathologischer Einzelerscheinungen auf der Sinnesebene Aktuelle phänomenologisch-psycholog. Ansätze in D: 1. Graumann: Reihe:“Phänomenologisch-ps. Forschungen“; Grundlagen einer Phän. Und Ps. der Perspektivität 2. Herzog: „Phänomenologische Ps.“ 3. beide:“ Sinn und Erfahrung. Phänomenolog. Methoden in den Humanwissenschaften“ 16 III. Abschnitt: Geschichte ausgewählter Teilgebiete der Psychologie 1.allgemeine Psychologie Definition: befasst sich mit den interindividuell und auch interkulturell gleichartigverlaufenden Prozessen des menschl.Wahrnehmens, Erlebens und Verhaltens; Bereiche: Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Emotionen, Motivation, Denken, Problemlösen Theorie des Seelenvermögens: nach Aristoteles 5 verschiedene: vegetative V., Begehrungsv., sensitive V., V. der willkürlichen Bewegung, rationale V. (übernommen von Th.von Aquin) Die Vermögenspsychologie: Aufg. Der empir. Ps. = die einzelnen Seelenvermögen analysieren/benennen/ beschreiben (nach Christian Wolff) „Vermögenspsychologie“ Im 20.Jhdt. Vorwurf: verdoppelt die Realität; heutzutage überwunden; gilt aber als Gliederungsprinzip der allg. Ps. W. Stern (Beginn 20.Jhdt): statt „Vermögen“ „Dispositionen“ (D=selbständige Teilstrahlen und nicht voneinander getrennte ps. Strukturelemente wie V.) Abkehr von Vermögensps. Wahrnehmungstheorien der Antike: 1. Demokrit: (um 400 v.Chr.); Gegenstände der Wirklichkeit senden winzige Abbilder aus, die dann von unseren Sinnen wahrgen.werden (=Wahrnehmung) 2. Aristoteles: Fähigk. der „anima sensibilis“, die jeder Mensch, der über alle Sinne verfügt, besitzt 3. Descartes: anatomische und physiolog.Grundlagen der Sinnesempfindungen; Empfindungen als rein körperlich (scharf kritisiert durch phänomenolog. Ps.); Wahrnehmung als Input durch die Körpermaschine 4. Leibniz: Vorstellungen und Strebungen sind Fähigk. der Seelenmonaden (seine „Monadologie“); Vorstellungen: Hierarchie von unbewussten Wahrnehm. Bis zu Selbstbewusstsein (später Schüler Wolff übersetzt in Bewusstsein) Im 18.Jhdt. zunehmendes Interesse der Ps. Und Literatur an Gefühlen (als dritte seelische Grundkraft; Beitrag zur Emanzipation des Gefühls durch Tetens’Schrift Phil. Versuche über die menschl. Natur und ihre Entwickl.(1777): Verstand; Wille und Gefühl als die 3 Grundkräfte der Seele (diese Dreiteilung inspirierte Kant bei seinen „kritischen Schriften“) Einfluss Herbarts im 19.Jhdt.: versuchte die Ps. Zu mathematisieren (mathemat. Formeln für Vorstellungs-u. Affektabläufe); befasst sich anschließend an Leibniz mit Schwellen des Bewusstseins; unbewussten Vorstellungen des Bewussts. Einfluss auf Analyse und Beschreibung allgemeinps. Phänomene Sinnesphysiolog. Grundlegung der Wahrnehmungstheorie: im 19.Jhdt.; Beginn mit Johannes Müller (1801-58) und seinem „Gesetz der spezifischen Sinnesenergien“ (jedes Sinnesorgan antwortet in eigener Art auf beliebige Reize) Physiolog. Theorien der Hör-u.Sehwahrnehmung: Höhepkt. Durch Müllers Schüler Helmholtz (1821-94) mit seiner Resonanztheorie des Hörens (entdeckt unterschiedl. Sensibilität der Basilarmembran für best. TonhöhenLehre von den Tonempf.) und Theorie der Farbwahrnehmung als 1. naturwissensch. Erklärung für Wahrnehmungsphänomene; 1801-04 von Th.Young Theorie des Farbsehens (untersch. Rezeptoren für 17 Rot,Blau,Grün; Th.durch Helmholtz aufgegriffen; im „Handbuch der physiolog. Optik“ (1856/66) Young-Helmholtz-Theorie des Farbsehens Raumwahrnehmung und Lokalzeichentheorie: vom Göttinger Ps. Lotze: unterschiedl. Reizungen der Netzhaut und Innervation der Augenmuskulatur liefern spezif. Infos für die Lokalisation von Gegenständen im Raum Psychophysik: Zusammenhänge zw. Reiz und Empfindung; wichtig: Webers Schwellenversuche und Fechners systemat.Ansatz einer Psychophysik; naturwissenschaftl. MethodenverständnisMessen eigenständ. Ps. Tatbestände; Weber Feschnersches Gesetz: E=klog R, je größer Empfindungsstärke, desto größer Reizintensität Kollektivmaßlehre von Fechner: Ansatz für heut. Sozialwissensch. Statistik; Wahrscheinlichkeitstheorie auf Beurteilung von Messergebnissen angewendet Wundts „Grundriss der Psychologie“(1896/97) als systemat. Grundlegung der allg. Ps.; nach W. ist Gegenstand der ps.=allgemeine Erfahrung in ihrer unmittelbaren subj. Beschaffenheit; empir. Vorgehen durch: 1. Analyse zusammengesetzter Vorgänge; 2. Aufweis der Verbind. Der eruierten Elemente; 3. Ermittl. Der Gesetze die Verbindungen bewirken Experimentelle Bewusstseinsanalyse: auf die Gegenstandsbereiche ausgedehnt, die heutzutage Allgemeine Ps. Darstellen (Bsp.: Gedächtnisexp. Von Ebbinghaus mit Vergessenskurve) Verständnis von Wahrnehmung: im Behaviorismus: Reizinput, ignoriert die damit verbundenen Verarbeitungsprozesse; zur Zeit der kognitiven Wende: W. durch passive Reizverarbeit. Und aktive Anwendung kognitiver Schemata (wie bei James J.Gibson: Sinne=informationssuchende Systeme; v.a. ökolog. Charakter der Wahrnehmungswelt) Neuere Wahrnehmungsforschung: Neurobiologie im Vordergrund (angeregt durch Hubel und Wiesel in den 60ern Geschichte der Emotionsforschung: 1. Aristoteles: zum Begehrungsvermögen zugehörig; untersch. Formen von Gefühlen; 2. Juan Vives 16.Jhdt: Affektenlehre, beschreibt Gefühle im Einzelnen und bewertet sie moralisch; 3. Baruch de Spinoza: 1744 „Ethica“: 3 Grundaffekte Begierde, Freude und Trauer, Ziel: Ableitung von Gefühlen auseinander streng logisch aufbauen und nachweisen; 4. Die Gefühlstheorie von Wundt: Gef. Durch elementare Gemütsbewegungen; variieren in 3 Dimensionen: „Lust-Unlust“,“Erregung-Beruhigung“,“SpannungLösung“, weiters bestimmt durch individuelle Inhalts-u.Verlaufscharakteristika; 5. Die Gefühlstheorien von James und Lange: Emotionen als Folge körperlicher Veränderungen (traurig, weil man weint) 6. Charles Darwin: Vergleiche mimischen Emotionsausdrücke zw. Versch. Völkern, Mensch und Tier 7. Paul Ekman: Emotion und Emotionsausdruck; Basis: darwinist. Ausdruckstheorie, davon ausgehend dass angeborene motorische Programme emot. Ausdruck auslösen 8. neuere Ansätze: komplexer Zusammenhang zw. Emotion, Kognition und neurobiolog. Prozessen!!! Versuch von Schachter und Singer in den 60ern: 18 Erklärungsversuch für Emotionen verursacht durch unspezif. Physiolog. Erregungen und kognit. Interpret. Dieser Erregungen Beginn der Erforschung des Denkens: Würzburger Schule „Was erleben wir wenn wir denken?“ Methode: Selbstbeobachtung des Gedankenflusses beim Lösen komplexer Aufgaben Wichtige Vertreter: Külpe (1862-1915) – Wundts Assistent, gründete ps. Labor in Würzburg; Ach: mit Konzept der determinierenden Tendenzen und Willensps. Neuere Entwickl.: neue Impulse durch kognit. Wende (information processing); heutzutage: weitergeführt durch Theorie neuronaler Netze 19 III. Abschnitt: Geschichte ausgewählter Teilbereiche der Psychologie 3. Entwicklungspsychologie Anfänge der Entwicklungspsychologie: o Anstöße zur Entstehung: durch Aufklärung (betonte individuelle Selbständigk. o o o o Und Verantwortlichk.); durch Romantik (individuelle Entwicklung zur Entfaltung des Leib-seelischen Gefüges); durch Evolutionstheorie (Entwickl. Als Entfaltung individ.genet. Anlagen) Wichtiger Vorläufer: Jean Jacques Rousseau (1712-76): Kindheit=eine nach eigenen ps. Kriterien zumessende Entwicklungsstufe des Menschen; Kind= Mensch im Naturzustand ohne Zwänge von Kultur und Zivilisation; „Émile“ (1762)- ps. Erziehungsroman mit seinen entwicklungsps. Ideen (beschreibt Entw. Eines Kindes bis zum reifen Mannesalter) Kindheit vor Rousseau: erfasst vom franz. Historiker Ariès : im Mittelalter und früher Neuzeit keine Vorstellung eines eigenen Entw.abschnitts zw. Kleinkind und Erwachsenenalter Kinder=unfertige Menschen, billige Arbeitskräfte Erste Ansätze zur empirischen Erforschung durch Tetens: in seinem Werk „Über die menschliche Natur und ihre Entwicklung“1777 Erste systematische Verlaufsstudien zur Entwicklung im Kindesalter durch Tiedemann (1748-1803): „Beobachtungen über die Entwickl. Der Seelenfähigkeit bei Kindern“, beobachtete eigenen Sohn->Tagebuch (später auch Stern und Piaget) o Entdeckung statistischer Methoden: Durch Quetelet: belgischer Mathematiker: statist. Daten zur körperl. Entw. Und zur Häufigkeit psychischer Erkrankungen im ges. Leben o Einflüsse des Darwinismus: Evolutionstheorie führte zu Spekulationen über die evolutionäre Grundlegung der menschl. Entw. Ernst Haeckel(1834-1919) 1866 „biogenetisches Grundgesetz“: jedes höhere Lebewesen durchläuft in seiner Entw. Die in der Evolution vor ihm liegenden Stufen (überholt) o William Thierry Preyer (1841-97): 1882 “Die Seele des Kindes”Beobachtungen über die geistige Entw. Des Menschen in den ersten Lebensjahren; Beob. An Sohn; betont Rolle der Gene; Anhänger der Evolutionstheorie Anfänge in den USA: o Granville Stanley Hall (1844-1924): Wundts Schüler; beschäftigte sich mit Vorstellungswelt von Schulanfängern (eigens entw. Fragebogenmethoden); aufbauend auf Haeckels biogenet. Grundgesetz psychogenet. Grundgesetz: individ. Seelische Entw. Entspricht der Wiederholung der Menschheitsentw. (heute überholt) o James Mark Baldwin (1861-1934): bezieht sich auf Hall, umfangreiche Beobachtungen an Kindern; 1895 „mental Development in the Child and the Race“ Beginn des 20. Jhdts.: o Kindheit und Sprachentwicklung: 20 Clara und William Stern: Beob. An eigenen Kindern; 1914 „Ps. der frühen Kindheit“ Karl Bühler: 1918 „Die geistige Entw. Des Kindes“ o Eduard Spranger (1882-1963): „Ps. des Jugendalters“ 1924; großer Einfluss auf Erziehungswissensch., ausgehend von kulturps. Ansatz; Erziehung= Hinführung zu den Werten der abendländischen Kultur... o Charlotte Bühler: viele empir. Arbeiten zur Entwickl. Ps., durch Interpret. Von Kindertagebüchern; gemeinsam mit Hildegard Hetzer: Entw. Von Verfahren zur Intelligenzmessung bei Kleinkindern ; C. Bühler nach ihrer Emigration 1938 in die USA Leitfigur der Humanistischen Ps. o Kognitive und intellektuelle Entwicklung: Jean Piaget (1886-1980), einflussreichster Entw.ps. des 20.Jhdts.; Theorie des Stufenbaus der kognit. Und intellekt. Entw.; untersuchte Mengen- und Zahlenverständnis bei Kindern 21 III. Abschnitt: Geschichte ausgewählter Teilbereiche der Psychologie 4.Sozialpsychologie Vorläufer der Sozialpsychologie: o Def.: wissenschaftl. Interesse am sozialen Verhalten des Menschen o Soziologie des 19.Jhdts.: nach Auguste Comte, behandelte in seinem Hauptwerk auch die ps. Aspekte des sozialen Lebens; kreiierte“Soziologie“; ebenfalls Begründer: Spencer (1820-1903) Ansätze für Sozialps.; psychische und soziale Entw. Gehen zus. Mit der biolog. Evolution der Arten; erklärt gemeinsames Handeln von Menschen in Gruppen durch Prinzipien, die auch das verhalten von Individuen als biolog. Organismen charakterisieren o J.F. Herbart (1776-1841): in Gesellschaft wirksame Kräfte=ursprüngl. Psycholog. Kräfte; überträgt seine Assoziationsps. Auf soziale Beziehungen (Schwelle des sozialen Einflusses=Analogie zur Bewusstseinsschwelle) (beeinfl. Spätere Völkerps.) o Völkerpsychologie des 19.Jhdts.:1850 Entstehung durch Lazarus und Steinthal; Wundt: 10bändige „Völkerps.“ o 1871 „Ideen zur Psychologie der Gesellschaft als Grundlage der Socialwissenschaft“ von Lindner (1828-87); baut auf Herbart auf; gleiche Gesetze für Mikrokosmos (des Einzelbewusstseins) und für Makrokosmos (der gesellschaftlichen Ideen); 2.Teil: „ Grundzüge der Socialps.“ Gesellschaft als vorstellendes Wesen; Gegensatz: politische Ps.(befasst sich mit gesellschaftl. Handeln); und Physiologie der Gesellschaft (beschreibt sozialen Organismus) Massenpsychologie: o Le Bon: 1895 „Die Psychologie der Massen“; entwickelte damit eigenständigen Zugang zu sozialen Phänomenen; Unterordnung des Individuums in der Masse Verlust an Rationalität und Urteilsfähigkeit o Später durch Freud wiederaufgegriffen in „Massenpsychologie“ und „Ichanalyse“ (Erklärungsversuch für Massenphänomene durch „Identifikation“) Anfänge der Sozialpsychologie in den USA: o Soziologe: Charles Cooley(1864-1929); -Primärgruppen- charakterisiert durch „intimate face-to-face association and cooperation“, wichtig beim Formen der sozialen Persönlichkeit (in seinem Buch „Human Nature and the Social Order“) o Erste Lehrbücher: 1908 Verfasser Soziologe Ross und Psychologe McDougall (soz. Verhalten durch soz. Instinkte; große Zweifel an dieser Theorie, trotzdem große Verbreitung) Behavioristische Sozialpsychologie: o Allport (1890-1978) beeinfl. Durch Behaviorismus experimentelle Sozialps. (strenge Methodische Regeln; Kontrolle von Störvariablen; statist. Verrechn. Der Beobachtungsdaten)-> zu lebensfern abgelöst von stärker beobachtungsorientierten Vorgangsweisen Kleingruppenforschung: o In 30ern Kerngebiet der amerik. Sozialps. 22 o Durch Jakob Moreno (Methode der soziometrischen Befragung Sozialbeziehungen durch Soziogramme veranschaulicht), o Später auch Sherif und Kurt Lewin Gruppendynamik: o Leitbegriff der sozialps. Forschung in 40ern durch Lewin o In D Hofstätter (Profilierung der dt. Sozialps.): 1. Lehrstuhl für Sozialps.; Verteidigung der experimentellen Ps. gegen Wellek und die traditionell geisteswissensch. Orient. Ps.; Bücher: „ Gruppendynamik“; „Kritik der Massenps.“ Interaktionsforschung: o Neue Phase der Kleingruppenforschung in 50ern durch Bales (neue Methoden zur Untersuchung von Interaktionsprozessen) und durch theoret. Konzepte des Lewin-Schülers Festinger (kognitive Dissonanz) o Asch: Einfluss von Gruppen auf Urteil Einzelner 23 III. Abschnitt: Geschichte ausgewählter Teilbereiche der Psychologie 5. Psychopathologie, Psychiatrie, Klinische Psychologie Klinische Psychologie: Begründung als „angewandte Ps.“ in den USA: durch Lightner Witmer (18671956): erste ps. Klinik in Pensylvania 1896; Zeitschrift „the psychological Clinic“, länger bei Wundt in Leipzig (verbreitete dessen exper. Methoden in USA) Vorgeschichte: Krankheitslehre der Antike: psychische Erkrankungen interpret. Als Besessenheit; durch Exorzismen behandelt (bis ins Mittelalter) Erster somatischer Erklärungsansatz in Psychopathologie: durch Hippokrates (400v.Chr.): psych. Erkrank. Durch ungünstige Mischung der Körpersäfte Psychiatrie: Psychiatrie vor der Aufklärung: Beginn der Neuzeit: Asyle zur Verwahrung Geisteskranker (kaum Behandlung); Krankheit auf sexuelle u.a. Verfehlungen zurückgeführt Behandl.: durch „Kuren“ mit kaltem Wasser; militär. Aufg. Schocktherapien Behandlung in der frühen Psychiatrie: Benjamin Rush (1746-1813): Vater d. amerik. Psychiatrie: große Blutmengen; Patienten in Schrecken versetzen (durch Ankündigung ihres Todes) Johann Christian Reil (1759-1813): Beruhigungsmittel, Salbungen, Bäder, Inhalation; bei schweren Fällen: Aderlass, Kastration Psychopathologie: In Aufklärung: neue Einstellung gegenüber ps. Kranken neue Ursachenerkl. Und Behandlungsmethoden „Magazin für Erfahrungsseelenkunde“ kasuistische Beschreibungen ps. Störungen ohne Voreingenommenheiten oder moralisierende Deutungen „Befreiung der Geisteskranken“: durch franz. Arzt Pinel (1745-1826): übernahm 2 Asyle in Paris und reformierte Behandlungsvorschriften frdl. Behandl.; sinnvolle Beschäftigung, ausführl. Krankengeschichten Kontroversen um die Ursachen ps. Erkrankungen im 19. Jhdt.: 1. psychistische Position (Heinroth): Seele vom Körper unabhängig ps. Krankheiten weder somatisch noch erblich; Ursachen: Sünde, Besessenheit, Behandl.: durch Exorzismen und moral. Kuren 2. somatische Position (Esquirol): Ursachen: Gehirn-u.Nervenerkrankungen; aber auch psychische Ursachen (Erziehungsfehler); Heilung: durch Kombi aus ps. und physischen Verfahren Systematik der Geisteskrankheiten: o Ernst Kraepelin (1856-1926): Wundt Schüler in L.; übertrug dessen empir. Vorgangsweise auf Psychiatrie; untersuchte Wirkung von Genussmitteln und Pharmaka auf mentale ProzessePsychopharmakologie; Unterscheid. Der psychotischen Formenkreise, in Heidelberg und München 24 o Eugen Bleuler (1856-1926): Psychiater in Schweiz; „Schizophrenie“= Kraepelins Dementia praecox; Ausdruck Tiefenpsychologie geprägt; Kontakt mit Freud; sein Schüler war C.G.Jung; bedeutendste systemat. Werke der Psychiatrie und Psychopathol. Des 20.Jhdts von ihm! (Werk über Schizophrenie; 1916 „Lehrbuch der Psychiatrie“) o Karl Jaspers (1883-1969): phänomenologische Beschreibung als Methode der Psychopathologie entwickelt (in „Allgemeine Psychopath.“1913- mit phänomenol. Darstell. Zum Raum-u.Zeiterleben u. pathol.Veränder.; zur Veränder. Von Gefühlen; Überleg. Zu den Grenzen und Mglk. Des Verstehens in der Psychiatrie) Phänomenologischer Zugang zu Psychiatrie und Psychopathologie: o Neben Jaspers auch Binswanger (mit Daseinsanalyse); Franzosen Minkowski und Ey; der dt.Straus –in USA emigriert Psychiatrie in Frankreich: Charcot in Paris: Behandlung von Hysteriekranken mit Hypnose; in Nancy Bernheim ähnliche Versuche; „Suggestion“; 1889 in Paris 1. Internationaler Hypnosekongress Psychoanalyse: 1886 Eröffn. Der Praxis Freuds in Wien; neue Erklärungsansätze ps. Störungen (verdrängte Affekte; Traumata); auch Jung und Adler ähnliche Systeme 1.ps. Klinik in USA durch Witmer: 1896 in Philadelphia; prägte Begriff Klinische Psychologie in „The psychological Clinic“: Hauptaufgaben: Psychodiagnostik; Psychotherapie; Rehabilitation bei Entwicklungsstörungen und Schulversagen Verhaltenstherapie: o Anfänge: B.F.Skinner (1904-1990): Überlegungen die Erkenntnisse des Behaviorismus auch zur Beseitigung von Störungen zu nutzen in 20ern in 50ern systemat. Therapieansatz Verhaltensth. In „Science and Behavior“ von Skinner o „Verhaltenstherapie“ durch Skinner und Lindsey, Forschung in „Studies in behavior therapy“ veröffentl. o Systematische Grundlegung durch J.Wolpe (1915-1997) in „Psychotherapy by reciprocal inhibition“(entw. Prinzip der Desensibilisierung) Humanistische Wende in der Psychotherapie: o In 60ern entwickelte sich „Humanistische Ps.“ (als 3. Kraft gegenüber Psychoanalyse und behaviorist. Verhaltenstherapie) Eigenverantwortlichkeit der Persönlichkeit gegen das Denken in Triebschicksalen/ gegen Reperaturdenken der lerntheoretischen Verfahren o Vertreter: Charlotte Bühler; Maslow; Rogers o Klientenzentrierte Therapie nach Carl R. Rogers (1902-87): zentrales Merkmal der Psychotherapie ist die Selbstheilungsfähigkeit der selbstverantwortlichen Person; zunächst client-centered dann person-centered therapy.Gesprächsth. Kognitive Therapie der Depression: Einfluss der kognit.Wende auch in USA; 1967 veröffentl. Aaron Beck (1921 geb.) ein kognit. Modell der Depression, entwickelt Therapiemodell zur Veränder. Der die Depri auslösenden Denkstrukturen; Modell auch auf weitere Störungen erweitert Grundlage für die terminologische Vereinheitlichung und exakte Beschreibung ps. Störungen im 1952 publiz. „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders” (DSM), später überarbeitete Neuversionen Psychiatriereform: o Franco Basaglia (1924-80): in 70ern Debatte um Rechte ps. Erkrankter und Reform der Psychiatrie; Basaglia gegen unnötige Verwahr.in Geschlossener 25 o In Sbg.Heimo Gastager(1925-91)(psychiatr.Leiter der „Landesnervenklinik): Modelle für Wiedereinglieder.zus. mit Caruso; Entw. Neuer Institutionen (Krisenintervent.; Übergangsheime) 26