Seminarkurs: Sport und Schönheit: Körper machen Leute Abbildung 1 Abbildung 2 Eine Arbeit von Irina Keinath & Sabrina Strobl Seminararbeit: Sport und Schönheit: Welche Rolle spielt die Schönheit bei der Vermarktung des Sportlers und hat die Schönheit mehr Gewicht in der Öffentlichkeit als die Leistung? von Irina Keinath Sabrina Strobl Seminarkurs 2000/2001: Sport - vom Kultus zum Kult Dehne / Loges Liebfrauenschule Sigmaringen April 2001 Gliederung: 1. Einleitung................................................................................................ S. 4 2. Geschichte des Schönheitsideals ................................................. S. 6 2.1. Definitionsversuche ......................................................................... 2.2. Schönheit im Wandel von Zeit und Kultur ........................................ 2.2.1. Das Schönheitsideal der Vergangenheit in Europa ........... 2.2.1.1. Exkurs: Korsett und Lilienfuß ............................... 2.2.2. Das aktuelle Schönheitsideal ............................................. 2.2.3. Entwicklung des Schönheitsideals in der Gesellschaft....... 2.2.3.1. Der Mythos vom „schönen Geschlecht“................ 2.3. Haben es schöne Menschen leichter?............................................ 2.4. Auswirkungen des Schönheitsmythos ........................................... 2.5. Zusammenfassung .......................................................................... S. 6 S. 9 S.10 S.16 S.18 S.20 S.23 S.27 S.29 S.31 3. Geschlechtsspezifische Unterschiede im Leistungs- und Breitensport ........................................................................................... S.32 3.1. Entwicklung der geschlechtsspezifischen Unterschiede................. 3.1.1. Männer-Domäne Sport...................................................... 3.2. Leistungssport ................................................................................ 3.2.1. Das Bild der Frau im Leistungssport................................. 3.2.2. Medien............................................................................... 3.2.2.1. Sportberichterstattung.......................................... 3.2.2.1.1. Darstellung der Frau in der Sportberichterstattung ..................................... 3.2.3. Vermarktung...................................................................... 3.2.4. Stellungnahme von Ralf Leberer....................................... S.32 S.32 S.34 S.34 S.38 S.39 S.40 S.44 S.46 3.3. Breitensport 3.3.1. „Es körpert überall!“........................................................... S.49 3.3.2. Umfrage ............................................................................ S.55 3.3.3. Exkurs: Bodybuilding......................................................... S.61 3.3.3.1. Frauenbodybuilding.............................................. S.62 4.Schlusswort............................................................................................... S.64 1. Einleitung Der Begriff „Schönheit“ gewinnt immer mehr an Bedeutung. Jeder wäre gern schön und viele Menschen versuchen mit allen Mitteln „Schönheit“ zu erlangen. Es gibt bestimmt nicht viele, die dieses Attribut ablehnen würden, denn in unserer Gesellschaft hat „Schönheit“ einen hohen Stellenwert. Ständig werden wir in den Medien (Werbung, Zeitschriften, usw.) in der Schule, am Arbeitsplatz und sogar in unserer Freizeit damit konfrontiert. Wer schön ist fällt auf, wer es nicht ist bleibt unbeachtet. Das ist wohl einer der Gründe dafür, dass „Schönheit“ so begehrt ist. Wir stellen uns die Frage, ob die „Schönheit“ Einfluß auf alle Bereiche unserer Gesellschaft hat und ob auch der Sport davon betroffen ist? Wir stellen uns die Frage um herauszufinden, welche Funktionen „Schönheit“ im Sport einnimmt und wieviel Aufmerksamkeit man ihr dort schenkt. Uns interessiert nun in diesem Zusammenhang welche Rolle „Schönheit“ bei der Vermarktung des Sportlers/der Sportlerin spielt und ob die „Schönheit“ mehr Gewicht in der Öffentlichkeit hat als die Leistung. Dabei untersuchen wir, ob geschlechtsspezifische Unterschiede auftreten. Unsere Arbeit wird zwei große Themenbereiche umfassen. Im ersten Bereich versuchen wir den allgemeinen Begriff der „Schönheit“ zu klären und erst im nächsten werden wir auf die Verbindung von Sport und „Schönheit“ eingehen. Unter anderen beschäftigen wir uns mit folgenden Fragen: Was ist schön? Wie entwickelte sich die Schönheit? Warum spielt sie eine so große Rolle für den Menschen? Wir werden versuchen den Begriff „Schönheit“ so gut wie möglich zu definieren, denn ist es nicht so, dass „Schönheit“ von verschiedenen Menschen unterschiedlich gesehen wird? Anschließend werden wir auf die diversen Schönheitsideale der Vergangenheit eingehen, um herauszufinden was in welcher Kultur als schön galt und welche verschiedenen Ideale es in der Geschichte überhaupt gab und wie die Menschen versuchten ihren Idealen nahe zu kommen. Aber wie würde ein heutiger Betrachter die damaligen Schönheitsideale bewerten? Würde er das einzelne Schönheitsideal als solches erkennen und es ebenso als „schön“ bezeichnen? Danach befassen wir uns mit dem aktuellen Schönheitsideal, wobei sich die Frage stellt, was die heutzutage bevorzugten Attribute sind und ob es unterschiedliche Anforderungen an die beiden Geschlechter gibt? Sind sich die Leute einer Gesellschaft wirklich darüber einig was schön ist? Wie weit beeinflußt die Gesellschaft die Durchsetzung des Ideals, ist „Schönheit“ nicht Ansichtssache? Hier versuchen wir auf die Rolle der Gesellschaft einzugehen, die nicht ganz unbedeutend für unsere Fragestellung ist. Bemerken die Menschen überhaupt noch, wie sich die Schönheitsideale ändern und wie sie von ihnen manipuliert werden? Wie äußern sich die geschlechtsspezifische Unterschiede, ist die „Schönheit“ für Männer und Frauen in der Gesellschaft gleichbedeutend? Außerdem untersuchen wir, ob schöne Menschen in unserer Gesellschaft Vorteile haben und von der „Schönheit“ profitieren. Interessant erscheinen uns auch die Auswirkungen des Schönheitsmythos und wie sie zustande gekommen sind. Wir gehen davon aus, dass vor allem die Frauen davon betroffen sind, da wir glauben, dass die Frauen unter einem größeren „Schönheitsdruck“ stehen. Um diesen Aspekt vollständig zu berücksichtigen, müssen wir uns fragen, wie weit die Menschen und vor allem die Frauen gehen, um das Attribut des „Schönseins“ für sich beanspruchen zu können? Wenn wir alle diese Fragen ausreichend beantworten können, haben wir eine Ausgangsposition für den nächsten Teilbereich geschaffen. Nur wenn wir sämtliche Aspekte der Schönheit berücksichtigt haben, können wir uns auf das Zusammenspiel zwischen Sport und Schönheit konzentrieren. Im nächsten Teilbereich werden wir uns besonders mit den geschlechtsspezifischen Unterschieden im Leistungssport und Breitensport beschäftigen. Zunächst gehen wir auf die Entwicklung der geschlechtsspezifischen Unterschiede ein um eine Ausgangssituation für unsere folgenden Unterpunkte zu schaffen. Wir sind davon überzeugt, dass Sport eine Männerdomäne ist und schon immer war, in der Frauen sich zwar ihren Platz langsam erkämpften, aber immer noch nicht gleichberechtigt sind. Aber haben Männer wirklich Vorteile im Leistungssport und werden die Frauen deshalb diskriminiert? Eigentlich nehmen wir ja an, dass Frauen diskriminiert werden, denn müssen auch Männer Leistung bringen und gut aussehen, um beliebt zu sein? Anschließend untersuchen wir die Berichterstattung, in der die Unterschiede zwischen Männern und Frauen vielleicht deutlich werden. Was glauben sie, sind hübsche Sportler/Sportlerinnen interessanter für die Medien? Wir gehen davon aus, dass vor allem hübsche Sportlerinnen von den Medien abgebildet werden und z.B. Kugelstoßerinnen und Gewichtheberinnen keinen Platz in der Medienwelt haben. Im nächsten Unterpunkt werden wir uns mit den Voraussetzungen einer guten Vermarktung auseinandersetzen. Welche Rolle spielt hier das Aussehen des Sportlers/der Sportlerin und können sie auch durch andere Werte Sponsoren auf sich aufmerksam machen? Wir hatten das Glück, uns mit einem Leistungssportler per e-Mail auszutauschen, der uns Einblicke in die Welt des Leistungssports verschaffte. Geduldig beantwortete er unsere Fragen und half uns der Antwort zu unserer Leitfrage näher zu kommen. Um unsere Arbeit abzurunden, werden wir schließlich noch den Breitensport untersuchen und hoffen belegen zu können, dass Fitness heutzutage in der Gesellschaft ein hohen Stellenwert hat. Aber ist die Fitness so bedeutend, dass das Aussehen und die Körpermodellierung wichtiger geworden ist als die Leistung? Unter anderem haben wir dazu eine Umfrage gemacht, um die Meinung der Öffentlichkeit zu diesem Thema und zu den vorausgegangenen Fragen mit einbeziehen zu können. Abschließend beschäftigen wir uns mit Bodybuilding, die einzige Sportart, bei der das Äußere bzw. die verschiedenen Posen bewertet werden. Hat diese Sportart wirklich etwas mit Schönheit und Ästhetik zu tun, so wie sie immer dargestellt wird? Wir hoffen alle Bereiche in unserer Arbeit berücksichtigt Ausgangsfrage ausreichend beantworten zu können. zu haben, um unsere 2. Geschichte des Schönheitsideals 2.1. Definitionsversuche In jeder Epoche und zu unterschiedlichen Zeiten gab es unterschiedliche Ansichten, was Schönheit ist. Jeder Einzelne aber definiert den Begriff individuell für sich selbst, dabei gibt es in den verschiedenen Kulturen diverse Vorstellungen von Schönheit. Platon: „Das Schöne sei „das Herausscheinendste“. Die Faszination, die vom Schönen ausgeht, ist eine erotische. Liebe sei das Begehren des Schönen und das Begehren bestehe darin, das Schöne haben zu wollen.“ Cicero: „ Da es nun zwei Arten der Schönen gibt, von denen die eine die Anmut(venustas) ist, muss die andere die Würde für männlich gehalten werden.“ Frauenzimmerlexikon von 1715:„ Schönheit ist eine äußerliche wohlgefällige Gestalt und höchst angenehme Disposition des weiblichen Leibes, so aus einer richtigen Proportion, Größe, Zahl und Farbe der Glieder herrührte und dem weiblichen Geschlechts von Gott und Natur mitgetheilet, auch durch eigene Politur und angewendete künstliche Verbesserung immer mehr und mehr erhöhet wird.“ Albrecht Dürer (1471-1528): entwarf ein geometrisch genau berechnetes Portrait des Schönen. Imanuel Kant (1724-1804): „ Das weibliche Geschlecht wurde nun als „Das schöne Geschlecht“ deklariert und dem männlichen Geschlecht kam die Erhabenheit zu.“ Hegel (1770- 1831): „ Das Schöne ist „ der sinnliche Schein der Idee“ Stendhal(1783-1842): „ Die Schönheit ist lediglich Verheißung von Glück...“(„promesse de bonheur“) Dostojewskij (1821- 1881): „ Die Schönheit ist etwas schreckliches und etwas Erschreckendes ... schrecklich, weil sie unbestimmt ist.“ Rilke(1875-1926): sah im Schönen nichts als „ des Schrecklichen Anfang“. Arzt Carl Heinrich Stratz 1898: „Die Schönheit ist das, wovon ein Höchstwert an positivem ästhetischen Empfinden ausgelöst wird.“ 1/ 2 Schönheit spielt eine entscheidende Rolle, seit die Menschen sich und die Umwelt in Bild und Schrift darstellten. Sie ist eine alltägliche Herausforderung und findet Ausdruck in Mode, Frisuren und Kosmetik, allerdings auch in Körpermerkmalen, wie Gewicht, Größe, Körperbau, Gesichtszügen und Haut.3 1 Farideh Akashe-Böhme- Hrsg. (1992): Reflexionen vor dem Spiegel; Gender studies-edition suhrkamp; Frankfurt am Main- S.15/16 2 Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987): Muss der Speck weg?- Der Kampf ums Idealgewicht im Wandel der Schönheitsideale; Deutscher Taschenbuchverlag GmbH & Co.; München- S.104 3 vgl. Waltraud Posch (1999): Körper machen Leute: Der Kult um die Schönheit; Campus Verlag; Frankfurt am Main- S.14 Lebendigkeit und Schönheit stehen ebenso in Verbindung miteinander wie Schönheit und Jugend. Nur selten gibt es eine Verbindung zwischen Schönheit und Alter. 1 Menschen wollten schon immer herausfinden was Schönheit eigentlich ist. Die häufigste Definition lautete, dass Schönheit etwas Überdurchschnittliches, Herausragendes, etwas nicht für jeden Menschen Erreichbares ist. Aber Schönheit hat auch eine ausschließende Funktion, in der die Minderheit, die über dieses Ungewöhnliche verfügt, von der Mehrheit, bei der das nicht der Fall ist, abgegrenzt wird. Die Normen und Erwartungshaltungen werden so hoch geschraubt, dass Schönheit nie für alle erreichbar ist und etwas Exklusives bleibt. „Als knappes Gut ist sie um so begehrenswerter.“ Ebba D. Drolshagen:„Wenn alle so aussehen könnten [...] verliert das Makkellose an Reiz. Was ist noch schön, wenn alle schön sind- oder jedenfalls schön gemacht?“2 „Die Sehnsucht und das Streben nach Schönheit hat es in allen Zeiten und in allen Kulturen gegeben und es handelt sich offenbar um ein Grundbedürfnis des menschlichen Geschlechts.“3 Jeder, in dessen Leben die Schönheit eine Rolle spielt, hatte irgendwann in seinem Leben ein Schlüsselerlebnis. Durch den Blick und den Beifall der Anderen wurde er auf den Wege der Schönheit geführt.4 Schönheit ist ein Werkzeug, das dazu dient Anerkennung und Privilegien zu erlangen. Das Aussehen ist mit dem Umgang mit anderen Menschen wichtig, kann uns Lebenschancen eröffnen und verschließen. Die Macht des „Schönen“ liegt darin unser Leben zu beeinflussen und zu prägen. 5 Dennoch ist der Umgang mit der Schönheit oft mit zwiespältigen Gefühlen verbunden, denn sie hat einen zutiefst widersprüchlichen Charakter. Zum einen ist sie eines der großen Objekte unsere Verlangens - stellt also einen erstrebenswerten, hohen Wert dar. Zum anderen wird sie als bloße Fassade und übernatürliche Kraft bezeichnet. „Schönheit kann entweder innere Qualität oder äußeren Glanz bedeuten.“ 6 „Schönheit ist auch die der schönen Seele, der Faszination an Menschen und Dinge – also ein Absehen von sich selbst.“7 1 vgl. Farideh Akashe-Böhme/ Barbara Sichtermann (1992) - S.30 Waltraud Posch (1999) – S.14 3 Anm. 1 – S.16 4 vgl. ebd. - S.133 5 vgl. Anm.2– S.190 6 vgl. ebd.- S.15 7 Anm. 1 /Karin Andert(1992) – S.174 2 Schönheitsideale Ideal stammt von Idee, was so viel heißt, wie Vorstellung, Gedanke, Einfall. Ein Ideal ist vom Wortverständnis her „ein gedachtes, vollkommenes Muster“ und wird von den einzelnen Individuen „nur vollkommen realisiert“. Die Bedeutung hat sich bis heute sehr verändert. Durch Massenmedien sind Schönheitsideale allen zugänglich. Mit „Ideal“ meinen wir das erstrebenswerte Vorbild, und nicht das für alle Erreichbare und Vollkommene. Die gedachten Modelle des schönen Körpers wurden zu erreichbaren Leitbildern – angeblich für alle. Unablässig werden uns heute Bilder von schönen Menschen präsentiert, die uns realistisch erscheinen, weil wir von der Annahme „Fotos lügen nicht“ ausgehen. Schönheitsikonen (Ikone=Kultbild) sind nicht mehr nur zum Anhimmeln, sondern auch zum Nachahmen da. Dank der technischen Neuerungen hat die Schönheit ihre Mystik und die Assoziation mit dem Unerreichbaren verloren.1 Der gut gebaute Körper wird sofort von jedermann erkannt und beachtet. Auffallend oder gar krankhaft unter– oder überwüchsige Menschen werden spontan und vordergründig nicht gerade als schön bewertet. Die großen Helden und Recken der Mythen, Märchen und in historischen Darstellungen sind normalerweise wohlgestaltete, stattliche, starke und selbstverständlich auch gute, treue, gerechte Männer in bestem jugendlichem Alter. Das ist bis in die Gegenwart so geblieben, ob es nun die arischen Siegfrieds oder die Allerwelt-Rambos sind. Auf der anderen Seite bestechen die Göttinnen, Feen, Nymphen, Prinzessinnen durch ihreAnmut und Schönheit. Fitnesscenter und Trimm-Dich-Einrichtungen haben eine gute Konjunkturlage, da der gut gebaute, schöne Mensch als gesund, tüchtig, leistungsfähig und damit sozial erfolgreich gilt. Die Werbung beeinflusst beide Geschlechter mit Penetranz und Überfluß.2 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.35-37 vgl. Klaus Richter (1999): Die Herkunft des Schönen – Grundzüge der evolutionären Ästhetik; Verlag Philipp von Zabern; Mainz am Rhein – S.75/76 1 2 2.2. Schönheit im Wandel von Zeit und Kultur In fast allen Zeitaltern und Kulturen haben Menschen uns in ihren Kunstwerken Eindrücke davon hinterlassen, welche Ideale und Vorbilder ihren Zeitgeschmack entsprachen. Einschränkend muss hinzugefügt werden, dass man diese Schönheitsideale erst seit der Erfindung fotografischer Techniken und der Entstehung der Massenmedien gut rekonstruieren kann, die von den breiten Schichten der Bevölkerung anerkannt waren. Aus der Zeit davor verfügen wir nur über Skulpturen und Gemälde als geeignete Materialien, welche meist im Auftrag der Oberschicht entstanden. Die Kunst von Bildhauern und Malern war zwar vom herrschenden Zeitgeist geprägt, aber die Ideale wurden von einer kleinen Schicht, die im Besitz der Macht war, getragen. Außerdem spielten bei der Entstehung der Kunstwerke persönliche Vorlieben und Abneigungen eines Künstlers eine große Rolle. Diese Einschränkungen machen deutlich, dass uns die „Wirklichkeit“ der Vergangenheit teilweise verschlossen bleibt. Die Bruchstücke von denen wir uns ein Bild machen, erfüllen dennoch ihren Zweck, nämlich zu zeigen, wie sehr das „Schöne“ vom jeweiligen Geschmack – der sich ändern kann - abhängt.1 Der historische Wandel des Schönheitsideals war immer eng mit der Stellung der Frau in der jeweiligen Gesellschaft verbunden und von männlichen Vorurteilen zur Wirksamkeit bestimmter erotischer Signale beherrscht.2 Die Beispiele aus der Geschichte zeigen, wie die Körperideale von ästhetisch – schlank über ausgeprägt weiblich bis hin zu „ richtig dick“ in einem breiten Spektrum variiert haben. Sie werden vom Standpunkt eines heutigen Betrachters beurteilt, dessen Meinung zeitgebunden ist.3 Die wechselnden Schönheitsideale sind für Frauen recht gut rekonstruierbar, jedoch für Männer überhaupt nicht. Um Körperformen miteinander vergleichen zu können, ist es notwendig, Abbildungen des unbekleideten Körpers zu haben.4 Es gibt jedoch wenige Abbildungen auf denen der unbekleidete Männerkörper als Objekt künstlerischen Schaffens zu sehen war. Andererseits mangelt es aber nicht an nackten Frauendarstellungen.5 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.128 vgl. ebd. - S.2 3 vgl. ebd. - S.130 4 vgl. ebd. - S.129 5 vgl. ebd. - S.130 1 2 2.2.1. Das Schönheitsideal der Vergangenheit in Europa Wir wollen nun auf das breite Spektrum der vielen verschiedenen Schönheitsideale, die sich im Laufe der Zeit häufig verändert haben, eingrehen. Nicht immer war Schlankheit untrennbar mit Schönheit verbunden, in manchen Kulturen galt sie als „unschön“ und verachtenswert. Das ist kaum vorstellbar für unsere heutige „Ideologie“. In allen Epochen existiert eine Vorstellung von der schönen Frau, wobei das Ideal der Männer nicht immer erwähnenswert war. Schon immer ist die Schönheit der Frau wichtiger als die der Männer. 1.) Jüngere Altsteinzeit (30 000 – 10 000 v. Chr.): Bis heute fand man nur wenige, dafür aber sehr eindrucksvolle, weibliche Figuren aus dieser Zeit, diese bestanden aus Elfenbein, Knochen und Ton. Männliche Figuren wurden bis zu diesem Zeitpunkt noch keine entdeckt. 1 Auf der Suche stößt man auf ganz unterschiedliche Körperformen. Die Varianten reichen von extrem üppig bis nach heutigen Begriffen normalgestaltig. Bei der üppigen Form sind vor allem Bauch und Brüste überbetont. Aufgrund dessen kommt man zur Vermutung, dass es sich um Fruchtbarkeitssymbole handeln könnte - der Bestand einer Sippe hing immerhin von der Fruchtbarkeit ab. Es könnte sogar sein, dass der „üppige Typ“ höhere Überlebens, - und Fortpflanzungschancen besaß. Er trug die Nahrungsvorräte sozusagen am eigenen Leib.2 2.) Griechische Klassik 460 – 330 v.Chr. und Hellenismus 330 – 30 v.Chr.: In der griechischen Klassik ist das Bestreben erkennbar, den Menschen, Mann und Frau, in seiner „idealen“ Körperform zu verewigen. Der Mensch wird in der Kunst dieser Zeit in einer ausgewogenen und idealisierten Schönheit verherrlicht. Bei Skulpturen aus der griechischen Klassik fallen besonders Harmonie, Gleichgewicht, Ordnung, Proportionen und Maß auf - alles Werte die im Gegensatz zu tierischer Wildheit, ungebildetem Barbarentum usw. stehen. Die Statuen gehören zu der damaligen Vernunftwelt und drücken deshalb wahrscheinlich einen so geringen erotischen Reiz aus, zumindest für den heutigen Betrachter. Diese Kunst zeugt von einer vermenschlichten Religion, in der die Götter am Leben der Sterblichen teilnahmen und nicht abgesondert irgendwo in einem entfernten Reich lebten. Die Statuen hatten Vorbildfunktion, denn die Männer zumindest versuchten zum Teil, den „Idealkörper“ durch sportliches Training zu erreichen. 3 Im Hellenismus galt weiterhin das idealisiert - ästhetische Ideal, nur kam noch ein Element hinzu: die ausgewogene Haltung wird durch einen Ausdruck von innerer Spannung und Bewegtheit ersetzt. Das war der erste Schritt zu einer realistischeren Art der Darstellung des Menschen. Die „Idealfrau“ des Griechen war eine vollerblühte, reifere Frau, die in unserer Zeit recht stämmig wirken würde.4 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.37 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.131-133 3 vgl. ebd. - S.134 4 vgl. ebd. - S.135 1 2 Die Bevorzugung dieses Frauentyps könnte im Zusammenhang mit ihrer mütterlichen Funktion gesehen werden. Brüste und Hüften weisen auf Fruchtbarkeit hin.1 Erstaunlich für jene Zeit aber war, dass die Frau überhaupt idealisiert dargestellt wurde, denn das Dasein der Frau beinhaltete fast nur „Schattenseiten“. 2 Die Frau galt zu jener Zeit generell als minderwertiges Geschöpf, und die Homosexualität gewann immer mehr an Bedeutung. Männer mussten förmlich zur Ehe gezwungen werden, da die Frauen so reizlos erschienen. 3 Palades schrieb, dass es im Leben des Ehemannes zwei Festtage gebe, den ersten, wenn er zum ersten Mal mit seiner Braut schläft, den zweiten, wenn er sie begräbt. 3.) Renaissance: (etwa ab 1400 ) Die Zeit seit dem Untergang Roms war von der Ausbreitung des Christentums und der Völkerwanderung geprägt. Die Römer hatten dasselbe Körperideal wie die Griechen, was nicht verwunderlich ist, wenn man den Umstand betrachtet, dass sie als Kopisten der Griechen galten, zumindest was die Kunst angeht.4 Aber die Frau in Rom gewann, obwohl auch das Patriarchat (Vater = Oberhaupt) herrschte, zunehmend an Rechten und Selbstbewusstsein. Seit dem Untergang des römischen Reiches ließen sich kaum mehr Darstellungen finden, die den nackten Menschen zeigen und erst mit dem Beginn der Renaissance traten der menschliche Körper und die Sinnlichkeit wieder in den Vordergrund. Der Mensch stand wieder im Mittelpunkt der Gegenwart, die er mit Leben erfüllen sollte. „Die starke, kühne, skrupellose, und waghalsige Persönlichkeit war das Ideal dieser Zeit.“ In der schöpferischen Wiedergeburt der Antike – wie die Renaissance bezeichnet wird- wurde das antike Erbe noch erweitert. Aber auch hier gab es noch keine Gleichberechtigung der Frau - sie wurde als schwächeres minderwertiges Geschöpf betrachtet.5 In Hoch- und Spätrenaissance gehörte reichlich Essen und Trinken zum gehobenen Lebensstil, was sich auch in der Körperform beider Geschlechter widerspiegelt. Üppige Körperformen waren begehrt und Künstler stellten besonders oft üppige, sinnlich-verlockende Frauen Körper dar.6 In der Frührenaissance waren Frauen mit jugendlich-schlanken Körpern, kleinen Brüsten und betont runden Bäuchen bervorzugt. vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.137 vgl. ebd. – S.135 3 vgl. ebd. – S.136 4 vgl. ebd. – S.137 5 vgl. ebd. – S.139/140 6 vgl. ebd. – S.142 1 2 4.) Barock: ( etwa zw. 1600- 1750) Das Ideal im Barock spiegelt Dekadenz, Macht, Sinnesfreude und Prunk wider. Reichliches Essen und Trinken gehörte im Barock zum gehobenen Lebensstil, Festmähler und Leibesfülle unterstrichen den Stand des Herrschers.1 Für Männer als auch für Frauen galten Größe und Korpulenz als schön. Bei den Herren wurde die Körpergröße durch Allonaperücken hervorgehoben, bei den Damen durch hochfrisierte Haare und Perücken. Damit sie wohlbeleibter erschienen, trugen die Männer Hüft- und Wadenpolster. Die Frauen schnürten sich in steife Mieder, aber dafür wurde die Brüste und Arme betont, ebenso die Hüften durch die damalige Kleidermode. Jedenfalls wurde jenes Renaissance- Ideal von den üppigen Barock-Körpern weit übertroffen. Die Frau erschien generell unterlegen, auch wenn nicht alle Männer offen feindselig gegenüber den Frauen eingestellt waren. Schon im Barock zeigten sich aber schon erste Ansätze einer Frauenrechtsbewegung. 2 5.) Klassizismus (etwa 1770 – 1830) und Romantik (etwa 1800 - 1830) 3 Hier war für kurze Zeit Natürlichkeit angesagt, was sich in der veränderten Kleidermode zeigte. Das Körperideal war wohlproportioniert.4 Die fehlende Busenfülle wurde durch kunstvolle Wachsbrüste ersetzt und die Damen mussten sich nicht mehr in Korsetts einschnüren.5 Aber ab 1830 wurde das Korsett wieder geholt, die Taille wurde wieder zur größten Zerbrechlichkeit geschnürt und die neue „Natürlichkeit“ verschwand.6 Die körperliche Zerbrechlichkeit und hilflose Zartheit entwickelte sich zur attraktiven weiblichen Eigenschaft. 7Die Kleidermode behinderte sämtliche Bewegungen der Frauen. Das wichtigste Schönheitsattribut aber war ein wohlgerundeter Busen. In der Zeit um die Wende des 19. Jahrhunderts - die Zeit der Romanik - gab es eine gesamteuropäische Bewegung, welche Innerlichkeit und Individualität bedrohte.8 vgl. Waltraud Posch (1987) – S.37 vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.144/145 3 Der große Duden- Fremdwörterbuch/ Band 5 (1971); Dudenverlag; Speyer- S.581 4 vgl. Anm 2 – S.38 5 vgl.Anm. 1 – S.146 6 vgl. ebd. – S.149 7 vgl. Anm. 1 – S.38 8 vgl. Anm. 2 – S.149 1 2 6.) Viktorianische Ära (von etwa 1850 bis 1900) Seit dieser Zahl ist es uns möglich, bevorzugte Körperideale objektiver durch Kunstwerke darzustellen. Es wird deutlich, dass Frauen bis in die Jahre des ersten Weltkrieges nicht ausgesprochen dick, aber wohlgerundet und fraulich zu sein hatten. Damals galten „Dünne“ als mager und unschön. Die schmale Taille wurde durch das Tragen eines Korsetts erzielt, Brüste, Arme, Schultern und Waden mussten rundlich und weich sein. Die fehlende Oberweite wurde ausgepolstert. Im Allgemeinen waren auch wohlsituierte Männer körperlich übergewichtig. Frauen waren auch zu dieser Zeit ziemlich rechtlos, in der Bürgerschicht wurden sie als eine Art „luxuriöses Haustier“ gehalten, das gerade einmal die Aufgabe hatte die Dienstboten zu beaufsichtigen. Im Arbeitsleben, war sie eine Art ausgebeutetes „Lasttier“, das oft nicht die Hälfte des Lohnes eines Mannes verdiente. Auch in dieser Epoche war sie minderwertig.8 8 vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.150/151 7.) Von der Jahrhundertwende bis zu den 70 er Jahren Im Laufe diese Jahrhunderts hat sich das Körperideal relativ häufig verändert: Bis zu Beginn waren bei Frauen üppige Formen bevorzugt, bei Herren im gereiften Alter galt der Bauch nach wie vor als „Gütezeichen“.1 Kurz danach galt nun schlank als schön, die weibliche Körperideale bewegten sich nicht mehr zwischen „schönes Kleid“ und „hässliches Kleid“, sondern zwischen „schlank“ und „dick“. „Die Schlankheit ersetzte das Korsett und wurde zur neuen Zwangsjacke der Frauen.“ 2 Nachdem in den 30 er Jahren die weiblichen Rundungen wieder eher betont wurden und die Emanzipation wieder in den Hintergrund gedrängt wurde, bedeutete die Machtergreifung Hitlers, das vollständige Ende des freien Umgangs mit dem Körper. Der Nationalsozialismus bracht einen enormen Rückschritt für die Frauen mit sich, denn Weiblichkeit wurde wieder gleichgesetzt mit Mütterlichkeit. Die Frau wurde über den Mann definiert. Adolf Hitler sagte: „Die Welt der Frau ist der Mann. An etwas anderes denkt sie nur ab und zu.“ Die ideale „deutsche Frau“ betonte ihre Natürlichkeit und verzichtete auf Luxusgüter, sie achtete im Sinne des Volkes auf ihren Körper und die Mutterschaft bedeutete für sie das höchste Glück. Die Auswirkungen des nationalsozialistischen Einflusses auf das Schönheitsideal sind deutlich zu erkennen: dünne Frauen waren unmodern, der üppige Körper wurde bevorzugt. Die Hüften mussten breit , die Brust prall sein und füllig zum Stillen, die Taille sollte betont und die Brust hochgehoben werden. 3 Eine besondere Art der Weiblichkeit war nach dem 2. Weltkrieg bis in die späten 60er Jahre begehrt: die Frauen, die Sexappeal ausstrahlten, mit langen, wohlgeformten Beinen, ausgeprägter Taille und üppigen Brüsten. Durch Sexidole wie Marilyn Monroe, Gina Lollobrigida, Sophia Loren, [...] wurde dieses Ideal verkörpert. Um deren Aufsehen erregenden Körperformen nachzueifern, trug die Normalfrau oft hautenge Pullover und trichterförmige Büstenhalter, die oft mehr vortäuschten , als wirklich vorhanden war. Einen riesigen Aufschwung erlebte die Strickwaren und Korsettindustrie. Brust, Taille, schmale Hüften waren Formen die durch die Kleidung betont wurden. „Die schmale Taille erschien durch weit schwingende Röcke besonders zerbrechlich, hautenge Röcke hingegen hoben den „Hüftschwung“ hervor, der auch beim Gehen praktiziert wurde.“ Ende der 60 er Jahre war das Mannequin „Twiggy“ - von der Kritik als „teuerste Bohnenstange der Welt“ bezeichnet – das Modesymbol schlechthin. 4 Das englische Topmodell zeigte wie dünn Beine zum Minirock zu sein hatten, sie wog bei einer Größe von 1,67 m ganze 41 Kilo. Magersüchtig, kulleräugig, eckig, stumm und körperlos erweckte sie den Eindruck von Hilflosigkeit und Unselbständigkeit. 5 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.157 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.38 3 vgl. ebd. – S.40/41 4 vgl. Anm. 1 – S.157/158 5 vgl. Anm. 2 – S.46 1 2 Vor allem die jüngere Damenwelt war bemüht „Twiggys Körperformen“, die an eine Magersüchtige erinnern, nachzueifern. Chronologisch fällt dieses Ideal mit der Studentenbewegung (68 er Szene) zusammen. In jener Zeit wurden gesellschaftliche Strukturen in Frage gestellt und die feministische Bewegung nahm einen verstärkten Aufschwung.1 Ausgerechnet dann, als die Frauen begannen sich selbstbestimmter zu fühlen wurde die Superschlankheit und die Hilflosigkeit zum Ideal, das sie wieder in ihre Schranken zurückweisen sollte. 2 Seit Mitte der 70 er Jahre pendelte sich erstmals die Vorstellung von der bevorzugten Körperform für Männer und Frauen ein, die in etwa dem Idealgewicht entspricht. 3 Sieht man von individuellen Unterschieden ab, entspricht die „schöne“ Körperform eines Menschen dem Broca-Idealgewicht.4 Modern war hier die schlanke, langbeinige, sportliche Frau. Durch die Fitnesswelle und einem Aerobicboom wurde das Ideal „schlank und muskulös“ in den 80 er Jahre geschaffen. Das Fitnessstreben dieser Zeit diente nicht vorrangig zur Gestaltung bestimmter Körperzonen, es stand vor allgemein schlanker Körper, Kondition, Gesundheit und größere Belastbarkeit im Vordergrund. 5 In unserer Welt gab es schon immer Schönheitsideale, denen man nachjagte und dies wird auch immer so bleiben. Man orientiert sich an Vorbildern, die diesen Idealen entsprechen und versucht diese nachzuahmen. Sicherlich können auch heutzutage Sportler als „Vorbilder“ dienen, denn sie spiegeln das bevorzugte Attribut „Sportlichkeit“ wider, welches in der Gesellschaft einen hohen Stellenwert hat. vgl. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.158/159 vgl. Waltraud Posch (1999) - S.46 3 vgl. Anm. 1 – S.160 4 vgl. Anm. 1 – S.15 Broca-Idealgewicht: Frauen: Körpergröße in cm minus 100 minus 15% Männer: Körpergröße in cm minus 100 minus 10% 5 vgl. Anm. 2 – S.46 1 2 2.2.1.1. Exkurs: Korsett und Lilienfuß Frauen beschäftigen sich schon immer intensiver mit der Schönheitspflege als Männer und scheuten keine Anstrengung, auch wenn dies auf Kosten ihrer der Gesundheit ging. Es gibt Beispiele in der Geschichte, in der Frauen auch vor Körperdeformationen nicht zurückschreckten, aufgrund der damals herrschenden Schönheitsidealez.B. der chinesische Lilienfuß und die europäische Einschnürung ins Korsett. Diese schmerzhaften Verschönerungsmethoden wurden angewandt um die Chancen einer Frau auf dem Heiratsmarkt zu vergrößern. Im China der Kaiserzeit war der Lilienfuß der Inbegriff der „Erotik“. In gehobeneren Schichten hatte eine Frau mit normal gewachsenen Füßen keine Heiratschance, wohingegen eine Frau aus der unteren Schicht den sozialen Aufstieg durch einen extrem klein geschnürten Fuß bewältigen konnte. Schon bei kleinen Mädchen wurden die Zehen durch festes Schnüren unter die Fußsohle gedrückt, nach einigen Jahren wurde dann die Ferse durch festes Umbinden dem großen Zehen genähert, so dass schließlich eine Fußform entstand, die dem „Klumpfuß“ ähnelte. Das Schönheitsideal der Europäerinnen war die „Wespentaille“, weshalb sie sich lange Zeit den Atem mit Korsetts zuschnürten.1 Bereits 12jährige Mädchen mussten diese Prozedur ertragen, um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen. 2 „Ein zeitgenössischer Beobachter, der Arzt Carl Heinrich Stratz vermutete, dass die Frauen jedes Volkes die Merkmale besonders hervorheben, die ihrem Körperbau entsprächen: bei Asiatinnen seien die kleinen Füße schon von vornherein besonders ausgeprägt, bei Europäerinnen die Taille.“ Durch das Einschnüren wurde nicht nur die schmale Taille der Europäerinnen betont, sondern auch die Brust hervorgehoben, denn es galt auch die Devise- je üppiger der Busen, desto besser. Das Korsett ist eine Weiterentwicklung des Mieders, und kam in seiner „einengenden“ Form im 16. Jahrhundert in Frankreich auf, wurde aber während der französischen Revolution als „unnatürlich“ abgelegt. (siehe Klassizismus) Aber seit 1813/1814 kam es erneut auf. Vor den gesundheitlichen Schäden war von vielen Seiten gewarnt worden, doch ohne Erfolg. vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.45/46 vgl. Hubert Ch. Ehalt/ Otmar Weiß – Hrsg. (1993): Sport zwischen Disziplinierung und neuen sozialen Bewegungen/ Band 23; Böhlau Verlag; Wien, Köln, Weimar – S.-43 1 2 So schließt z.B. ein Zeitungsartikel von 1893 mit den Worten: „Denn die Thorheit und Eitelkeit der Menschen ist berghoch, die Vernunft aber einem Sandkorne gleich und so wird auch diese Warnung wie die Stimme eines Predigers in der Wüste wirkungslos verhallen, und der Panzer der Damen wohl erst mit dem Erlöschen des Menschengeschlechts aussterben.“ Das Schnüren wurde als Modetorheit beibehalten obwohl die Folgen bekannt waren: - Deformation des Brustkorbs, Schädigung der Lungen, Einschränkung der Atemfunktion - Degeneration von Bauch- und Rückenmuskulatur - Störung des Blutkreislaufs usw. Beim Radfahren machte sich die Kurzatmigkeit und körperliche Leistungsschwäche der Mädchen und Frauen bemerkbar, die von den Ärzten zu angeborenen Eigenschaften abgestempelt wurden. Sie übersahen dabei die eigentlichen Gründe für ihre Leistungsschwäche. Eine einfache Erklärung für die Funktionseinschränkung der Kreislauforgane war die Einschnürung des Bauchkorbes durch das Korsett. Aufgrund dieser Fehldiagnose hielt sich das Vorurteil, dass Frauen für den Ausdauersport ungeeignet seien, weit bis in das 20. Jahrhundert. Erst um die Jahrhundertwende gab es eine Art „Reformkleidung“, mit der es sich die Frauen etwas bequemer machten. Vollständig verschwunden war das Korsett aber erst nach dem 2. Weltkrieg. Taillenmaße, die damals mit dem Korsett erzielt wurden, sind heute eher durchschnittlich. Dies ist nicht verwunderlich, da im 19. Jahrhundert eher „weiche“ Formen bevorzugt wurden. 1 Hinzugefügt werden muss, dass auch heute noch Deformationen in unserer fortschrittlichen Gesellschaft existieren, um sich zu „verschönern“. Heutige Deformationen wie z.B Piercings oder Tättowierungen gehören mittlerweile zu unserem Alltag. Allerdings ist dies für unsere Generation zu einer Selbstverständlichkeit geworden, wobei wir mit dem Lilienfuß und dem Korsett eine unvorstellbar grausame Schönheitsvorstellung verbinden. Jedoch können wir heute nicht beurteilen, wie ein Betroffener der damaligen Zeit unsere „Modeerscheinungen“ bewerten würde, vielleicht fände er sie genauso abstoßend und unvorstellbar. 2.2.2. Das aktuelle Schönheitsideal Das aktuelle, ästhetische Schönheitsideal der Frau ist definiert durch einen extrem schlanken Körper und möglichst lang währende Jugend. Der weibliche Körper ist durch das Hormon Östrogen von der Natur mit mehr Fettgewebe ausgestattet worden wie der männliche. Gegen diese Fettpolster -eigentlich eine Mitgift der Natur- muss angekämpft werden, um „schön“ zu sein. Das aktuelle Schönheitsideal erinnert an einen unterernährten Körper. Die Oberschenkel sollen straff, die Taille schmal, der Bauch flach und die Arme zart sein. Die einzigen Körperteile, die noch an das „Rohmaterial“ erinnern dürfen, sind Po (knackig) und Busen (fest). Im allgemeinen lautet die Formel: „Fett ist out“!1 1 1 Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.46-49 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.48 Dies zeigte sich auch in der Veränderung des Verhaltens der Bevölkerung zur Ernährung: Galten „Dicke„ noch vor 15 Jahre als sympathisch, umgänglich, ausgeglichen und hilfsbereit, so werden sie heute als willensschwach, unflexibel und emotional fehlangepasst beurteilt. Übergewicht wird als „Volksseuche Nr.1“ angeprangert. 2 Ebba D. Drolshagen zum heutigen Körperideal: „Wenn sie sich ansehen, was die Medien als Körperideal propagieren, dann wird ihnen auffallen, dass das , was traditionell als weiblich galt – und biologisch auch ist – nicht tabuisiert , sondern auch verteufelt wird.“ Sie macht deutlich, dass jeglicher Fettansatz am weiblichen Körper abgelehnt wird und er, außer an den Brüsten, an den richtigen Stellen gerade zu sein hat. 3 Zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten, also etwa 1935-1945, hatte der erwünschte Frauentyp noch „blond, blauäugig, gesund, auch kraftvoll, mütterlich, asexuell (ungeschlechtlich) bis frisch“ zu sein und die bevorzugten Körperformen „schlank bis kräftig“ wandelten sich unter Veränderung der Ideologien bis in die 80 er Jahre zu den Attributen „stark, selbstbewusst, sportlich, braungebrannt, mit natürlichem Sexappeal, berufstätig“ mit den Körperformen „hochgewachsen, breitschultrig, durchtrainiert, in Grenzen muskulös, schmale Hüften, flacher Bauch, lange Beine“. Die Veränderung des weiblichen Körpers hat in den letzten Jahrzehnten hat zu einer Annäherung weiblicher und männlicher Merkmale geführt, indem der Frauenkörper vermännlicht wird und man somit von einem „Maskulierungstrend“ sprechen kann. Der Mann hat ein homo-erotisches Spiegelbild bekommen, es sich vielleicht sogar selbst geschaffen. Die weibliche Ästhetik hat sich jedenfalls der des Mannes angeglichen und nicht umgekehrt. 4 „Das traditionelle Schuldenken hat den Frauen, wenn überhaupt, eine harmlosere Schönheit zugedacht , eine Schönheit, die nicht ergreift, die nicht bannt, nicht bedroht, sondern bezaubert.“5 Nicht nur „Dicke“ werden in zunehmendem Maß diskriminiert, sondern auch Normalgewichtige fühlen sich zu „dick“, machen Diäten und verlieren das natürliche Verhältnis zur Nahrungsaufnahme, die an sich eine lustbetonte Selbstverständlichkeit sein sollte. Das was als „schön“ und ästhetisch angesehen wird, hat sich im Laufe der letzten 15 Jahre grundlegend verändert, die Toleranz gegenüber individuellen Körperformen ist auf jeden Fall gesunken. Nur noch schlank ist schön. 1 Eine afrikanische Lehrerin, die in Deutschland studiert hatte, äußert in einem Interview: „Die deutschen Frauen meinen, sie müssten immer hübsch sein. Die letzte Zeit war in Deutschland das Problem mit der Figur. Ja, selbst wenn sie schlank sind, versuchen sie mit allen Mitteln dünner zu werden. Vielleicht sind sie schon dünn, vgl. Angelika Grauer & Peter F:Schlottke (1987) – S.2 vgl. Gabriele Splett (1993): Sport und Mode/Band 2; Lit Verlag; Münster – S.27 4 vgl. ebd. – S.26/27 5 Farideh Akashe-Böhme/Sidonia Blättler (1992) – S.126 1 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.15 Broca-Normalgewicht für Frauen und Männer: Körpergröße minus 100 2 3 dann versuchen sie die Maße zu halten. Und da hab ich, als ich da war, auch gedacht, ich müsste auch mal unbedingt ein paar Pfund verlieren. Aber seit ich hier bin (in Afrika), da fühle ich mich sehr wohl. Man kann dick sein und trotzdem eine gute Figur haben. Und wenn man schön ist, dann nicht unbedingt für den Mann. Für sich selbst, ja.“ 2 In der Literatur ist fast immer nur die Rede von der Frau, deswegen können wir auch gar nie viel über den Mann berichten, auch nicht in anderen Teilbereichen. Es ist nun mal eine Tatsache, dass man mit dem „Schönheitsideal“ eher die Frau in Verbindung bringt, als den Mann. Die Frau wirkt in diesem Zusammenhang auch viel interessanter und erwähnenswerter. Das aktuelle Schönheitsideal des Mannes wird bis heute von der Kultur geprägt, deren Blütezeit Tausende Jahre zurückliegt. Die Kultur der Antike prägt bis heute unser Bild von männlicher Schönheit, das im Gegensatz zum weiblichen Schönheitsideal durch die Jahrhunderte relativ unverändert blieb. 3 Aufgrund dessen musste sich der Mann nicht ständig umorientieren und hatte es als „Platzhalter der Macht“ auch gar nicht nötig. Außerdem ist das heutige Ideal dem Mann viel näher als der Frau, denn er besitzt normalerweise solch einen Körper, wie er von ihm verlangt wird. Frauen dagegen müssen sich ihn zuerst erarbeiten und erkämpfen.4 Allerdings konnte es nicht ausbleiben, dass früher oder später auch die Männer als Objekt der Schönheit entdeckt wurden.5 Das neue Ideal des männlichen Körpers ist ein Paradoxon (zugleich wahre und falsche Aussage): hypermaskulin – muskulös, potent und feminin gepflegt zugleich („Psychologie Today“) 6 ebd. – S.45 vgl. Andrea Hurton (1995): Kultobjekt Mann; Eichborn Verlag; Frankfurt am Main – S.45 4 vgl. Gabriele Splett (1993) – S.27 5 vgl. Anm. 3 – S.54 6 vgl. ebd. – S.137 2 3 2.2.3. Entwicklung des Schönheitsideals in der Gesellschaft Im Laufe unserer Einordnung in die Gesellschaft werden das gemeinsame “Wissen“ und Verhalten, das gesellschaftlich anerkannte Verständnis unserer Alltagswelt und die symbolischen Bedeutungen immer wieder neu geschaffen, indem wir uns damit identifizieren, durch Erziehung legitimieren und weitergeben. Phänomene unserer Alltagswelt - dazu gehören Geschlechterverhältnisse, Körperideale, Bewegungsbedeutungen und Gesundheitsvorstellungen - die wir als objektiv und wirklich erleben, sind unabhängig von uns nicht zu verstehen. 1 „Normal“ ist nicht das was alltäglich ist, sondern das was von den Inhabern sozialer Macht bestimmt wird. 2 „Schönheit ist keine objektive Größe. Ihre Wandlungsfähigkeit erklärt auch die große Vielfalt an Schönheitsidealen, die es im Laufe der Geschichte gab. Schönheit hängt immer vom sozialen Kontext. Was zählt ist nicht die Erscheinung, das Aussehen einer Person selbst, sondern wie es von der jeweiligen Gesellschaft bewertet wird. Denn Schönheit ist Ansichtssache.“3 Schönheit ist relativ, denn sie ist eine Geschmacksfrage die jedes Individuum verschieden beantwortet.4 „Es gibt keine Schönheit aus sich heraus - entscheidend ist der Geschmack, der von Epoche zu Epoche ganz andere Bewertungskriterien setzen kann.“ 5 Menschen einer Kultur oder Epoche haben dennoch klare Vorstellungen davon, was sie als schön definieren.6 Diverse Kulturen haben unterschiedliche Schönheitsvorstellungen befolgt bzw. sich selbst auf den Leib gezwängt - vor allem Frauen: gebundene Füße für die Chinesinnen, fliehende Stirn für die Mayas, lange Hälse für die Massai, wie Teller hervortretende Unterlippen für einige Stämme Afrikas und Südamerikas, Korsetts für die Europäerinnen, usw. 7 Auch gab es Kulturformen, die von Frauen die Verleugnung ihrer Reize forderten aufgrund von familiären Gegebenheiten wie z.B. der islamitische Schleier,oder viktorianische Prüderie.8 Die menschliche Fantasie scheint bei der Umformung des Körpers keine Grenzen zu kennen. Das Besondere daran ist, dass sich immer die Mehrheit diesen zum Teil schmerzhaften Idealen unterworfen hat, und nur Einzelne es wagen konnten bzw. können sie zu ignorieren. 9Wenn sich ein Ideal erst einmal festgesetzt hat, sind sich die Menschen weitgehend darüber einig, was schön ist und was nicht.10 vgl. Claudia Kugelmann (1996): Starke Mädchen – schöne Frauen?: Weiblichkeitszwang und Sport im Alltag; Afra-Verlag; Tübingen – S.15 2 vgl. ebd. – S.35 3 Waltraud Posch (1999) – S.14 4 vgl. ebd. – S.14 5 Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S. 105 Gabriele Splett (1993) – S.25 6 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.103 7 vgl. Farideh Akashe-Böhme/Margrit Brückner (1992) – S.185 8 vgl. ebd./Barbara Sichtermann – S.23 9 vgl. ebd./Margrit Brückner – S.185 10 vgl. Anm. 3 – S.15 1 Diejenigen Träger einer ästhetischen Funktion, die zu einer bestimmten Zeit oder in einem bestimmten Land anerkannt sind, könnten zu einer anderen Zeit oder in einem anderen Land für diese Funktion unpassend sein. Die Grenzen der Ästhetik sind veränderlich und nicht durch die Realität gegeben. 1 Jedoch gibt es Merkmale, die in fast allen Kulturen als „unschön“ gelten: Verkrüppelungen, Narben schwerer Verletzungen, extremer Groß- oder Kleinwuchs.2 In dem Maß, in dem Religion an Bedeutung für das alltägliche Handeln verlor, traten andere symbolische Werte an ihre Stelle, um die Ordnung der Geschlechter zu garantieren. Körperliches Aussehen und Fitness, sowie „Gesundheit“ galten als neue Heilsversprechen und Orientierungsmuster. Die „Wiederkehr des Körpers“ zeigt eine zeitgemäße Möglichkeit, Identität zu entwickeln und in der Realität handlungsfähig zu bleiben.3 Der Körper selbst und nicht mehr die sozialen Symbole des Reichtums und der Autorität wird zum Objekt der Arbeit und der kulturellen Anerkennung. Der legitime Körper ist ein durch besondere, zeitraubende Übungen, durch kostspielige Ausrüstung und strenge Disziplin kultivierter Körper, ein schlanker, muskulöser, zu jeder Jahreszeit sonnengebräunter und von den Zeichen des Alters befreiter Körper.4 In den meisten Kulturen spielen jenseits der allgemeingültigen Schönheitsvorstellungen einer Gesellschaft, geschlechtsspezifisch unterschiedliche Bilder eine Rolle. In unserer Kultur ist es vor allem der weibliche Körper, der sich wandelnden Idealen unterwerfen muss, um weiblich zu erscheinen und den Männern zu gefallen. 5 Schlankheits- und Schönheitsvorstellungen sind Ausdruck des geteilten „Wissens“ wie Frauen in unserer Kultur dargestellt und gesehen werden: jung, straff, glatt, sexy, nicht zu intelligent, dem männlichen Blick ein Wohlgefallen. Um diese Frauenbilder zu bekräftigen existieren Modelle und Vorbilder, die das „typisch Weibliche“ verkörpern.6 Von vielen Seiten wird die Anpassung an ein übertriebenes Schlankheitsideal gefordert und gefördert, so dass es schwer für die Frauen ist, sich diesen Ansprüchen zu widersetzen.7 Zu allen Zeiten haben die Frauen versucht, dem jeweiligen Schönheitsideal zu entsprechen.8 „Doch eine schleichende Frustration macht sich breit, gepaart mit hektischen, stets erneuerten, stets vergeblichen Versuchen, das begehrte Gut doch noch zu ergattern.“9So wie sich das Schönheitsideal verändert hat, so hat sich die Einflußnahme auf den Körper verändert. Heutzutage wird der Körper durch Sport in seine richtige Form gebracht.10 Hier erkennt man die jetzige Funktion des Sports. Er wird als Mittel zum Zweck benutzt um seinen Körper zu gestalten. Der Sport wird immer mehr ein Mittel um die gewollte „Schönheit“ zu erlangen und verliert dadurch seine ursprünglichen Wertvorstellungen. vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.105 vgl. ebd. – S.103 3 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.27 4 vgl. Gabriele Splett (1993) – S.26 5 vgl. Farideh Akashe-Böhme/Margrit Brückner (1992) – S.185 6 vgl. Anm. 3 – S.135 7 vgl. Anm. 1- S.89 8 vgl. Anm. 4 – S.24 9 siehe Anm. 5/Barbara Sichtermann – S.28 10 vgl. Anm. 4 – S.25 1 2 Heute entpuppt sich das Schönheitsideal immer mehr als Waffe gegen gewonnene Freiheiten. „In dem Maß, wie es Frauen gelang, sich vom Kinder - Küche - Kirchen Zwang zu lösen, übernahm der Schönheitsmythos dessen Funktion als Instrument sozialer Kontrolle.“1 Unbemerkt rücken die Männer ins Bild, indem sie die unsichere Stellung der modernen Frau gefährden, die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung in ihrem Leben als Selbstverständlichkeit ansehen möchte. Einerseits setzt die schöne Frau auf den sexualisierten Effekt ihrer Erscheinung, um gesellschaftliche Vorteile zu erlangen, andererseits muss sie als emanzipierte Frau den Beschränkungen auf ihre Geschlechtsexistenz um ihren Anspruch auf Persönlichkeit und Individualität kämpfen. Das Dilemma lässt sich innerhalb eines männlichen Systems nicht lösen. 2 Durch den männlichen Einfluß kann sich die Frau dem „Schönheitsmythos“ nicht entziehen. Ob sie will oder nicht, sie muss sich den gesellschaftlichen Zwängen fügen. 1 2 Claudia Kugelmann (1996) – S.135 vgl. Farideh Akashe-Böhme/Sidonia Blättler (1992) – S.121 2.2.3.1. Der Mythos vom „schönen Geschlecht“ Dieser Unterpunkt ist vor allem deswegen wichtig, weil hier besonders gut die Unterscheide zwischen den Geschlechtern deutlich werden. Bei jedem weiteren Unterpunkt wird noch klarer, wie wichtig „Schönheit“ vor allem für die Frauen ist, und genauso, vermuten wir, wird es sich auch im Sportbereich verhalten. Friedrich Nietzsche 1878 (bekannt durch seine zwiespältige und abschätzige Einstellung gegenüber Frauen) : „Schöner ist das Frauenzimmer - interessanter ist der Mann.“ Oscar Wilde lässt seinen Sir Henry zu Dorian Gray sagen:“ Die Weiber sind das dekorative Geschlecht. Sie haben nie etwas zu sagen, aber sie sagen es entzückend.“ In der Literatur findet sich also seit dem 18. Jahrhundert der Mythos vom „schönen Geschlecht“.1 Wenn man Geschlecht als soziale Kategorie betrachtet, so sind die Frauen tatsächlich das schöne Geschlecht. Für sie ist in jedem Alter ihre körperliche Attraktivität wichtiger als für die Männer. Das Aussehen einer Frau wird kritischer und bereitwilliger beurteilt. Wenn sie schön sind, werden sie stärker bestätigt und belohnt, aber heftiger zurückgewiesen und mit Nachteilen bedacht, wenn sie den gesellschaftlichen Normen nicht entsprechen. Außerdem neigt man dazu am Äußeren und am Auftreten einer Frau ihr Befinden und ihre Einstellung zu sich selbst abzulesen. 2 Festzuhalten bleibt, dass hauptsächlich der weibliche Körper einer ästhetischen Norm unterworfen ist, die sich immer wieder neu etabliert und durch die Frauen selbst, die dieser Norm innerhalb der Gesellschaft gerecht zu werden versuchen vorangetrieben wird. 3 Immer noch verweigert die Gesellschaft den Frauen die Annahme bestimmter Eigenschaften. Nur eine können sie für sich exklusiv beanspruchen - ein schmückendes Schönheitsobjekt zu sein. 4 Je mehr Bedeutung die Frauen gewann, desto mehr Bedeutung gewann die Schönheit. Schönheit ist für sie eine Bedingung, die sie erfüllen müssen. 5 Sicherlich kommt keine Frau von selbst auf die Idee, ihr Leben der Beschäftigung mit ihrem Körpergewicht zu widmen. Gesellschaftliche Hintergründe, anerkannte Ideale, das Monopol der Frauen, „schön sein zu dürfen bzw. zu müssen“, sind Gründe sich ausgiebig mit dem Körper zu beschäftigen.6 Wenn sich die Frauen schön machen, akzeptieren sie sich selbst als Geschlechtswesen,7 so dass sie lange keinen Widerstand gegen ein übertriebenes Schlankheitsideal leisteten. Schlank sein wurde als natürlichster Zustand der Welt betrachtet, unnatürliche Üppigkeit musste bekämpft werden.8 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.19 vgl. ebd. – S.16 3 Gabriele Splett (1993) – S.28 4 vgl. Anm. 1 – S.21 5 Naomi Wolf (1991): Der Mythos Schönheit; Rowohlt Verlag; Reinbeck bei Hamburg – S.35 6 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.56 7 vgl. Farideh Akashe-Böhme/Barbara Sichtermann (1992) – S.25 8 vgl. Anm. 6 – S.58 1 2 Sogar heute noch glauben Millionen von Frauen, sie machten freiwillig eine Diät nach der anderen und unterzögen sich nicht nur für sich selbst schmerzhaften Schönheitsprozeduren. Das „nur für sich selbst“ ist nicht ganz richtig, denn Schönheit verlangt immer den Blick der anderen Menschen.1 Die „Schöne“ ist das Objekt des Begehrens und sie kann sich der Situation der Unterworfenheit nicht entziehen. 2 Indem sich Frauen schön machen, werden sie zu einem „Objekt des Anschauens“. Sie werden zu einem „Anblick“, der Begehren erweckt und sie können nicht bestimmen oder verhindern, wer sie mit den Blicken begehrt, da sie ihnen unterworfen sind.3 Sie können den damit verbundenen Selbstverlust nicht vermeiden, da der Betrachtende und Anschauende die Freiheit hat sie zu einem Objekt zu machen, indem er die Freiheit hat, sie in den Blick zu nehmen. „Frauen suchen ein Angeschautwerden, worin sie sich verbergen können, denn das Nicht-Angeschautwerden ist eine „Krankheit“ die zum Tod führt.4 Das Schönheitsideal unterscheidet sich nicht nur nach dem Geschlecht, sondern auch durch die Voraussetzung Schönheit wahrnehmen zu können, der Blick ist geschlechtsspezifisch verformt.5 Die Wahrnehmung der Frau ist vermittelt, während die Männer eine unmittelbare Wahrnehmung genießen. Die Beobachterin unterzieht sich einer ängstlichen Selbstprüfung, denn sie weiß sich jederzeit im Beobachtungsfeld der anderen Frau, die dem selben Imperativ des männlichen Blickes gehorcht. 6Die ganze Welt ist besessen von den weiblichen Reizen. Die Frauen fungieren dabei als Anbieter, und die Männer als Nachfrager. 7 „Für Weiblichkeit ist Schönheit unabdinglich, für die Männlichkeit ist sie (noch) eine Nebensache und wenn vorhanden, eine angenehme Begleiterscheinung.“ Mittlerweile ist den Männern auch ihr Aussehen nicht mehr egal, aber sie besitzen mehr Handlungsspielraum: sie haben die Möglichkeit ihre Attraktivität durch Leistung, Talente, Fähigkeiten und Geld zu beweisen. Frauen besitzen nur bedingt diese Möglichkeit, sie müssen zusätzlich immer noch gut aussehen. 8 Die allgemeine Körperaufwertung der letzten Jahre machte auch den männlichen Körper zu einem Betrachtungsobjekt, aber sicher hat es kaum Auswirkungen auf seine Körperidentität wenn er dem Ideal (z.B. breitschultrig, schmale Hüften, muskulös) nicht gerecht wird. Folglich ist Schönheit für die Männer ein zusätzliches Attribut, während die Frau schön sein muss um Erfolg zu haben. Frauen wird ein Körperschema aufgezwungen, während den Männern eine eigene Persönlichkeit und Identität zugesprochen wird. Eine Analyse von Pressephotos, Portraits, und Selbstportraits zur stilistischen Repräsentation von Frauen und Männern ergab, dass Frauen wesentlich häufiger durch ihren Körper und Männer durch ihre Köpfe dargestellt werden. Die unterschiedliche Wertigkeit der Körper und das verschiedene Verhältnis zur Individualität einer Persönlichkeit wird durch die Unterscheidung zwischen „Frauen - Körpern und Männer - Köpfen“ deutlich gemacht. 9 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.35 vgl. Farideh Akashe-Böhme (1992) – S.17 3 vgl. ebd. – S.18 4 vgl. ebd. – S.17 5 vgl. ebd./Margrit Brückner – S.187 6 vgl. ebd./Sidonia Blättler – S.124/125 7 vgl. ebd./Sidonia Blättler – S.27 8 vgl. Anm. 1 – S.22 9 vgl. Gabriele Splett (1993) – S.32/33 1 2 Auch wenn der Mann seine Diät und sein Bauchmuskeltraining vernachlässigt, würde ihm zur Steigerung seiner Attraktivität immer noch der Pilotenschein bleiben. 1 „Klug hat der Mann seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen gewußt, denn seine Schönheit ist an seine Taten, an seine Bedeutung viel mehr gebunden, als an seinen vergänglichen Leib.“ 2 Schlüsselpositionen gesellschaftlicher Macht liegen immer noch in den Händen der Männlichkeit. Das was Frauen an Anerkennung, Einfluß und Erfolg erreichen können hängt sehr von ihrer Akzeptanz bei den Männern ab. Zwar sind Frauen in der Öffentlichkeit stark präsent, aber sie sind immer noch darauf angewiesen , von der Männerwelt wahr bzw. ernstgenommen zu werden. In der Redewendung vom „schönen Geschlecht“ ist die Schönheit eine Bezeichnung für die Macht die Frauen als einzige besitzen dürfen, was zu der Reduktion weiblicher Lebensperspektiven auf das Geschlecht führt. 3 Hässlichkeit gilt als unweiblich, mehr noch: Gleichgültigkeit gegenüber Schönheit gilt als unweiblich. Fast keine Frau will aber „unweiblich“ und damit geschlechtslos oder männlich wirken. Daher müssen Frauen zusätzlich zu ihren sonstigen Aktivitäten ihre Schönheit erhalten und kultivieren, um ihre Attraktivität nicht einbüßen zu müssen. Denn eine Frau als unattraktiv zu bezeichnen ist gleichbedeutend mit einer Abwertung ihrer gesamten Person.4 Wenn man einer Frau mangelnde Schönheit vorwirft, trifft sie das tief in ihrem Inneren, dort, wo ihr Selbstwertgefühl und ihre Sexualität miteinander verbunden sind. Wir sind daran gewöhnt, dass „Schönheit“ etwas ist, das uns von außen zugesprochen wird. Die zugesprochene Schönheit kann uns deshalb auch wieder genommen werden - es reicht, einer Frau zu sagen, sie sei hässlich, damit sie sich hässlich fühlt, sich hässlich benimmt, hässlich wird. Umgekehrt hält es eine Frau innerlich im Gleichgewicht, wenn sie sich schön fühlt. 5 Schlankheit wird mit Schönheit gleichgesetzt, so wie Dicksein mit Hässlichkeit. 6 Das Hässliche verhält sich in der Definition wie das Schöne. Im Umgangssprachgebrauch steht häßlich synonym zu abstoßend, verunstaltet, scheußlich, garstig, nicht schön, u ästhetisch. Antonym verhält es sich zu den Worten angenehm, erfreulich, ordentlich, formvollendet, schön. Die Ableitung der Bedeutung des „Hässlichen“ steht in Verbindung mit der Ablehnung und dem Bezug zum Hassenswerten.7 Frauen machen sich mehr Gedanken um ihr Aussehen als Männer und sie unternehmen mehr, um vom „hässlichen Entlein“ zum „stolzen Schwan“ zu werden. Frauen machen ihren Selbstwert eher abhängig vom Aussehen als die Männer. 8 Sie gehen härter mit ihrem Körper ins Gericht, leiden mehr unter ihm, tun mehr für seine Verschönerung, denn für sie hat das Aussehen stärkere Konsequenzen. 9 Unter Frauen ist die Ablehnung des Sports und bestimmter Sportarten weitverbreitet, aber viele unterliegen den permanenten Zwang, ihren Körper auch nach aktuellen Schönheitsidealen zu stilisieren und handeln somit gegen ihre Abneigung. 10 vgl. Farideh Akashe-Böhme/Sidonia Blättler (1992) – S.122 ebd./ Theresa Georgen – S.81 3 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.21 4 vgl. ebd. – S.22 5 vgl. Naomi Wolf (1991) – S.47 6 vgl. Anm. 3 – S.49 7 vgl. Klaus Richter (1999) – S.260/261 8 vgl. Anm. 3 – S.16/17 9 vgl. ebd. – S.201 10 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.93 1 2 Mädchen registrieren im Gegensatz zu Jungen vom 12. Lebensjahr an zunehmend mehr Probleme mit ihrer Figur, machen sich Gedanken um ihr Äußeres und haben Angst nicht gut auszusehen. An Mädchen wird die Erwartung „hübsch auszusehen“ weitaus öfters gestellt als an Jungen. Mit Anweisungen zur Schönheits- und Körperpflege wird häufig ein Zwang zur Attraktivität vermittelt. Die Reduktion der Frau auf das Aussehen, also auf die äußere Hülle, zeigt uns, dass die Frauen ihre Äußerlichkeit zum Stellvertreter und Maßstab ihres Daseins machen. Deshalb wird ihre Körperidentität zu ihrer Persönlichkeitsidentität. 1 „Pluralität und Individualität gelten als Grundinhalte des menschlichen Lebens. Doch von alledem merkt man nur etwas, solange es nicht um die Schönheit geht. Die Wertschätzung der Individualität hört heute beim Körper auf.“ 2 Mädchen haben, ob sie wollen oder nicht, spätestens ab ihrer Pubertät jeden Tag einen Schönheitswettbewerb. Schon immer gehört es zu den normalen Denkprozessen, automatisch die optischen Qualitäten der Frauen zu bewerten. 3 Die in einer Umfrage befragten Frauen, die einen schlanken, straffen Körper als selbstverständliches Ziel ihres Lebens ansahen, zeigten eine Tendenz, sich selbst als eher mangelhaft zu bezeichnen, sei es in bezug auf die Figur, auf Haut oder Haare. Sie scheinen auch geringere Fähigkeiten zum Genießen zu besitzen als Frauen, die Schlankheit nicht so wichtig finden und sich in ihrer Leiblichkeit akzeptieren. Es gibt individuelle Unterschiede, doch keine der Frauen hatte ein durchweg positives Körperselbstbild, wenn sie sich körperbezogene Weiblichkeitsstereotype zum Vorbild nahm.4 Auf die Frage “Was halten sie davon, dass heutzutage eigentlich nur die schlanke Frau als schön gilt?“ lautete die Antwort einer Frau: „ ich finde es schrecklich, dass heute alles einem Ideal hinterherjagt, egal ob es zum Typ passt oder nicht. Wir Frauen riskieren unsere Gesundheit und unser Selbstvertrauen mit all diesen Schönheitsdogmen(Lehrmeinung). Viel persönliches Leid ist auf die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper zurückzuführen. Krankheiten, wie Mager- oder Fettsucht oder Bulimie resultieren aus der Forderung der Gesellschaft, jung und schlank zu sein.“ 5 Auch hier ist die Frau hilfloses Opfer, denn ihr werden die Vorstellungen der Gesellschaft aufgezwungen. Das „schöne Geschlecht“ soll den Schönheitsidealen gerecht werden und jede Frau versucht, zum Teil auch unbewusst, diese Anforderungen zu erreichen, denn Hässlichkeit gilt als unweiblich. Viele Frauen leiden unter den, von der Gesellschaft geforderten Maße, was eine Veränderung ihrer Persönlichkeit nach sich ziehen kann. Frauen müssen sich mehr mit ihrem Aussehen beschäftigen und machen deshalb auch ihr Selbstwertgefühl abhängig von ihrem Körper. vgl. Gabriele Splett (1993) – S.30 Waltraud Posch (1999) – S.76 3 vgl. Andrea Hurton (1995) – S.25 4 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.175 5 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.66 1 2 2.3. Haben es schöne Menschen leichter? „Außergewöhnlich „schöne“ Menschen leiden oft unter der Unsicherheit, ob sie nur wegen ihres Aussehens bevorzugt werden. Wer möchte schon nur wegen seines Äußeren anerkannt und beliebt sein oder geliebt werden?“1 Aber die „Schönen“ können sich mehr zuschulden kommen lassen, werden nachsichtiger beurteilt und werden milder bestraft, wenn sie ihrer Umgebung unangenehm aufgefallen oder straffällig geworden sind. 2 Sie werden außerdem besser eingestuft und besser behandelt – sowohl in zwischenmenschlichen als auch in beruflichen Bereichen. 3 Die „Damen“ haben die Erfahrung gemacht, dass die schlanke und attraktive Frau im Vorteil ist und sie kämpfen deshalb darum, das heutige Schönheitsideal zu erreichen.4 Weil in unserer westlichen Kultur Frauen mehr nach ihrem Aussehen beurteilt werden als die Männer, wollen sie attraktiv sein. Eine attraktive Frau hat die Vorteile, dass ihre Leistungen nachsichtiger beurteilt werden, dass sie begehrter ist und man ihr bessere Charaktereigenschaften zugesteht. 5 In der Anfangsphase einer Beziehung ist das Aussehen eines Menschen besonders wichtig, denn in der Anfangsphase einer Beziehung bauen sich die Beteiligten ein Bild voneinander auf, das nicht unbedingt der Realität entsprechen muss. Um sich ein Urteil über den anderen zu bilden, haben sie nur wenige Anhaltspunkte und nur wenig gesichertes Wissen. Jedoch verspüren sie Sympathie oder Antipathie, haben den Wusch den anderen näher kennenzulernen oder sind nicht an ihm interessiert. Wenn es sich um die Entscheidung über die Zu- oder Abwendung geht ist das äußere Erscheinungsbild besonders wichtig und hierbei ist vor allem die Attraktivität ausschlaggebend.6 Hinzufügend muss erwähnt werden, dass beruflich besonders erfolgreiche Frauen sich immer wieder in der Situation befinden, in der sie feststellen müssen, dass eine Frau nur dann als „vollwertige“ Person akzeptiert wird wenn sie attraktiv ist und dem Schönheits- bzw. Schlankheitsideal entspricht. 7 Als die Frauen in den 80 er Jahren vermehrt in die Machtstrukturen drängten, war Schönheit nicht mehr länger eine symbolische Währung, sie wurde buchstäblich zu Geld.8 Erstaunlich für war, dass wir in der Literatur wirklich gegensätzliche Aussagen fanden. Die „Schönheit“ hat nicht nur gute Seiten, denn für den „schönen“ Menschen können sich dadurch auch Nachteile ergeben. Das ist jedoch von Fall zu Fall verschieden und man kann keine pauschalisierende Aussage darüber machen, ob es schöne Menschen leichter haben. Angelika Grauer & Peter F.Schlottke (1987) – S.86 vgl. ebd. – S.84 3 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.182 4 vgl. ebd. – S. 113 5 vgl. ebd. – S.92 6 vgl. ebd. – S.83 7 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.82 8 vgl. Naomi Wolf (1991) – S.25 1 2 Denn Diejenigen, die ihr Äußeres als Erwerbsquelle verstehen und ihre Identität nicht darauf aufbauen wollen, stehen fast immer unter dem Zwang – vor sich selbst und vor anderen – zu beweisen, dass ihre Schönheit nicht in Verbindung mit ihren Leistungen stehen. Schönheit ist nicht immer assoziiert mit Gutsein, und nicht immer sind die Schönen ihrer Umwelt willkommen; oft werden sie zur Zielscheibe von Neid , Aggressionen und Vorurteilen. Eines dieser Vorurteile lautet, schöne Frauen seien dumm. Wenn also eine besonders attraktive Frau beruflich aufsteigen und weiterkommen möchte, wird sie ihre Attraktivität so gut wie möglich durch unauffällige und geschlechtsneutrale Kleidung verbergen. Wir können in Ratgebern für Karrierefrauen lesen, dass sie nicht allzu attraktiv erscheinen dürfen: „Karrieregemäß“ bedeutet sich von ihrer Schönheit zu distanzieren; denn die Frau will nicht als Dummerchen abqualifiziert werden, wo „Schönheit versus Intelligenz“ ein unausgesprochenes Vorurteil ist. Durch strenge Kostümierung wird sie ihre Sinnlichkeit und Attraktivität verdecken, was für die Betroffenen Selbstbegrenzung und Selbstreduzierung bedeuten kann. 1 Bekanntlich haben aufsehenerregende Frauen oft größere Schwierigkeiten einen Partner zu finden als durchschnittlich aussehende Frauen. Viele Männer sind zu schüchtern Kontakt zu einer „Schönheit“ aufzunehmen. Einerseits setzen sie voraus, dass eine attraktive Frau schwer zu erobern sei, weil sie genug Auswahl habe und versuchen deshalb ihr Glück nicht, andererseits haben sie Angst vor ihrer potentiellen Konkurrenz. 2 Die „Dicken“ haben es besonders schwer in unserer Gesellschaft, denn je mehr sich das Schönheitsideal in Richtung Idealgewicht bewegt, um so strenger werden die Kriterien, wer als „dick“ gilt. Häufig werden heute Leute, die bei Normalgewicht liegen oder knapp darüber, für „dick“ gehalten, besonders wenn sie ungünstige Proportionen haben. Den Übergewichtigen fehlt die positive Rückmeldung, die ihnen zeigt, „dass alles in Ordnung ist“ und werden dadurch gezwungen ihr Leben in Frage zu stellen. Es fällt ihnen schwer ein positives Selbstbild zu entwickeln oder beizubehalten. Sie müssen viel investieren, um als „normal“ akzeptiert zu werden – sie begegnen Vorurteilen, dürfen sich weniger erlauben, müssen mehr Rücksicht auf andere nehmen und sich stärker um die Anerkennung ihrer Umgebung bemühen. Sie stoßen auf Ablehnung, Diskriminierung und Vorurteile und der Kampf darum , dennoch akzeptiert zu werden, trägt zur Entwicklung emotionaler Störungen bei. „Wer sozusagen immer im Rampenlicht und gleichzeitig unter Leistungsdruck steht, wird sich letztendlich zurückziehen.“ 3 Die Frau mit Idealgewicht wird tatsächlich bevorzugt, dies zeigt sich auch in der Modebranche, wo schicke, ganz moderne Kleidung im allgemeinen nur bis Größe 42 zu kaufen ist. 4 Wir kommen zu dem Ergebnis, dass attraktive Menschen, obwohl sie auch mit Vorurteilen konfrontiert werden, es auf jeden Fall leichter haben als die „Dicken“. Anscheinend werden „dicke“ Menschen in unserer Gesellschaft nicht wirklich akzeptiert. Wir wollen hier darauf hinweisen, dass es auch in der Welt des Sports, nicht nur attraktive und schlanke Sportler gibt! vgl. Farideh Akashe- Böhme (1992) – S.138 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.87 3 vgl. ebd. – S.89 4 vgl. ebd. – S.50 1 2 2.4. Auswirkungen des Schönheitsmythos Wir haben uns für diesen Unterpunkt entschieden, um die Gesamtdarstellung der Rubrik ‚Schönheit‘ abzurunden. Die negativen Aspekte des „Schönheitsmythos“ gehören ebenso dazu, wie die positiven. „Es gibt wohl keine Frau, die noch nie einen Gedanken an ihre „Linie“ verschwendet hat, die noch nie mit anderen Frauen darüber diskutiert hat; die „schlanke Linie“ ist ein beliebter und ständiger Gesprächsstoff.“ Jede Frau wird bewundert, die es „geschafft“ hat, ein paar Pfunde herunterzuhungern. Aber die Frau, die „alles essen kann und nie zunimmt“, wird noch neidvoller bewundert.1 Es gibt einen Punkt an dem Körperpflege von der Lust zur Last wird, und die Grenzen fließend sind. Es ist wichtig, genau diesen Übergang zu finden- die Grenze zwischen jener Körperinszenierung, die Spass macht und freiwillig geschieht, und jener, die Druck, Last und Leid bedeutet. Erst ab dem Zeitpunkt, wo der Zwang beginnt, macht Schönheit krank. 2 Junge Frauen und Mädchen sind auf der Suche nach ihrer Identität. Durch das Gefühl der körperlichen Unzulänglichkeit, das manche Frauen ihr ganzes Leben lang nicht verlässt3, leiden heute viele Mädchen und Frauen an den sogenannten „neuen Frauenkrankheiten“. Spektakulär sind die Zahl der an Essstörungen betroffenen Menschen weiblichen Geschlechts (85%). 4 Dank des Schlankheitsideals fallen die Erkrankten kaum auf, 5 die Dunkelziffer ist relativ hoch und die Ausbreitung epidemisch (Augsburger Allgemeine) was alarmierende Zahlen für das Gesundheitswesen bedeutet.6 Erschreckend ist, dass selbst Normalgewichtige, meist weibliche Jugendliche, sich als „fett“ bezeichnen und häufig die Konsequenzen daraus ziehen: hungern. 7 Die ganz Schlanken kontrollieren ihr Gewicht besonders oft, damit jedes Gramm Übergewicht sofort erkannt und bekämpft werden kann.8 Die ständige Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper führt zu Diätversuchen oder eingeschränktem Essen.9 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke (1987) – S.55 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.24 3 vgl. Claudia Kugelmann (1996) - S.138 4 vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung –S.3 5 vgl. Anm. 1 –S.51 6 vgl. Anm. 3 – S.136 7 vgl. Anm. 4 – S.4 8 vgl. Anm. 1- S.51 9 vgl. Anm. 4 – S.5 1 2 Die genannten Zahlen sind erschreckend und wir finden es wichtig, sich über diese „neuen Frauenkrankheiten“ Gedanken zu machen- wir kommen nicht umhin zuzugeben, dass sie heutzutage keine Seltenheit mehr sind. Viele junge Mädchen und Frauen betrifft dieses Schicksal und das nur deshalb, weil die Schönheit bzw. die Schlankheit das Wichtigste in ihrem Leben darstellt. Sie tun einfach alles dafür- sie setzen auch ihre Gesundheit aufs Spiel und das nur um dem „Schönheitsideal“ zu entsprechen. Eine Art der Gewichtskontrolle ist modern geworden, unter der die Betroffenen sehr stark leiden: selbst herbeigeführtes Erbrechen- Bulimie- ist keine Seltenheit mehr und zudem besteht Suchtgefahr.1 Fakten und Zahlen: Bulimie Panische Angst vor noch so geringer Gewichtszunahme, übertriebene Beschäftigung mit Figur und Gewicht, krankhafte Furcht davor dick zu werden Gefühl, jegliche Kontrolle über sich zu verlieren 3,5% aller Frauen zwischen 15 und 35 sind betroffen Durchschnittliche Erkrankungsdauer: 7 Jahre Etwa 60% der Magersüchtigen werden bulimisch 60% erbrechen 1-2 mal täglich, 30% bis zu 6 mal, 10% noch häufiger Selbstinduziertes Erbrechen, Medikamentenmißbrauch Folgeschäden: Schwellungen der Speicheldrüsen, Zahnschmelzschäden, Speiseröhreneinrisse, Magenwandperforation(Durchlöcherung, Durchbruch). Es kann zu Nierenschäden und Herzrhythmusstörungen kommen 2 Eine andere Art der Gewichtskontrolle, ist die krankhafte Magersucht. Magersüchtige sind auffallend dünn und stehen nicht mehr in Kontakt zu ihrem Körper. Fakten und Zahlen: Gewichtsverlust von 20% vom Ausgangsgewicht innerhalb kurzer Zeit. Gewichtsverlust ist selbst herbeigeführt: streng kontrollierte und eingeschränkte Nahrungsaufnahme übertriebene körperliche Aktivität selbstinduziertes Erbrechen oder Abführen Ständiges, übertriebenes, gedankliches Kreisen um Nahrung und Körper. Perfektionismus Hyperaktivität Körperstörungen Extreme Angst vor Gewichtsverlust Fehlende Krankheitseinsicht 10 % aller Magersüchtigen sterben daran 16 mal mehr Frauen als Männer sind betroffen jede/jeder 17. Jugendliche ist ein Magersucht-Risikofall 1 2 vgl. Angelika Grauer & Peter F. Schlottke(1987) – S.53 vgl. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung – S.16/17 Folgeschäden: Absinken des Stoffwechsels, des Pulses, des Blutdrucks und der Körpertemperatur. Durch Hormonelle Veränderungen entsteht Müdigkeit, Frieren, Verstopfung, trockene Haut , brüchige Haare Körperbehaarung Ausbleiben der Menstruation3 3 vgl. ebd. - S13/14 2.5. Zusammenfassung In diesem zweiten Kapitel haben wir einiges über die Schönheit, ihre Funktion und ihren Wandel in verschiedenen Zeitaltern kennengelernt. Wir mussten erkennen, dass man Schönheit nicht wirklich definieren kann, denn jedes Individuum hat eine andere Vorstellung von diesem Begriff - Schönheit ist Ansichtssache. Dennoch haben die Menschen in jedem Zeitabschnitt ähnliche Ansichten von „Schönheit“, die sich größtenteils überschneiden. So ist es möglich von einem allgemeinem „Schönheitsideal“ zu sprechen. Wir haben viele unterschiedliche Schönheitsideale entdeckt und waren erstaunt wie viele unterschiedliche existieren. Jedoch mussten wir feststellen, dass auch in früheren Kulturen die Schönheit der Frau eine wichtigere Rolle spielte und erwähnenswerter war, als die der Männer. Die Schönheitsideale reichten von dick über mollig bis zu magersuchtähnlichen Erscheinungen. Für uns ist heute kaum vorstellbar, dass einmal die dicke Frau das bevorzugte Objekt des Mannes war. Die ständige Entwicklung des Schönheitsideals war geprägt von der jeweiligen Kultur, auch unser heutiges „Ideal“ entstand durch die sozialen Umstände. Die Ideale der Frau sind in der heutigen Gesellschaft Schlankheit, Jugendlich und Fitness. Die Männer dagegen sollen muskulös und maskulin wirken. Um diese Idealvorstellungen der Gesellschaft zu erlangen, sind vor allem Frauen dazu bereit große Opfer zu bringen. Das haben sie schon immer getan, das machen sie heute und werden sie immer tun. Beispiele hierfür aus der Vergangenheit ist der Lilienfuß der Chinesen und das Korsett der Europäerinnen, wo sich die Frauen große Schmerzen und Deformationen ausgesetzt haben. Es gibt heutzutage moderne Krankheiten, von denen vor allem Frauen betroffen sind. Man kann sie auf das heutige Schönheitsideal zurückzuführen, denn die an Bulimie und Magersucht Erkrankten haben Angst den gängigen Gesellschaftsvorstellungen nicht gerecht zu werden. Fast jede Frau bemüht sich den „Idealen“ nahe zu kommen und nur wenige können es sich leisten sie zu ignorieren. Der zwanghafte Wunsch nach Schönheit schädigt das Selbstwertgefühl der Frauen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind. Sie merken nicht, dass sie ihren Selbstwert von ihrem Körper abhängig machen. Viele verbinden mit Schönheit nur gesellschaftliche Vorteile und sehen dabei nicht, dass sie auch negative Aspekte mit sich bringt. Einerseits können sich „schöne“ Menschen mehr zu schulden kommen lassen und werden besser eingestuft, aber andererseits werden sie auch oft mit Vorurteilen konfrontiert. Karrierefrauen müssen sich z.B. von ihrer Schönheit distanzieren, um nicht als Dummerchen zu gelten. Einen weiteren Nachteil haben schöne Frauen bei der Partnersuche, da sie größere Schwierigkeiten haben einen Partner zu finden als durchschnittlich aussehende Frauen - auch wenn man sich dies kaum vorstellen kann. Jedoch muss erwähnt werden, dass „Dicke“ in unserer Gesellschaft einen besonders schweren Stand haben. Heutzutage werden sogar Normalgewichtige als dick bezeichnet, vor allem wenn sie ungünstig proportioniert sind, denn die Kriterien, wer als „dick“ gilt, werden immer strenger. Die Schlankheit wird sozusagen zu einer „Manie“. Abschließend müssen wir noch auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern eingehen. Für Männer ist die Schönheit kein lebenswichtiges Attribut, denn sie können sich auch durch andere Werte bestätigen, wie z.B. Leistung, Geld usw. Dagegen ist die Schönheit der Frau unverzichtbar, denn bei ihr wird „Schönheit“ vorausgesetzt. Sie ist schließlich auch das „schöne Geschlecht“. Wir erwarten im folgendem Kapitel ähnliche Ergebnisse, denn auch im Sport wird für Frauen die Schönheit eine wichtige Rolle spielen – auf jeden Fall eine weit größere als für die Männer. Wir hoffen das im nächsten Kapitel bestätigen zu können. 3. Geschlechtsspezifische Unterschiede im Leistungs- und Breitensport 3.1. Entwicklung des Sports und der geschlechtsspezifischen Unterschiede In bezug auf den heutigen Sportbegriff wird davon ausgegangen, dass der Sport eine soziale Konstruktion für einzelne Gruppen, soziale Schichten und verschiedene Gesellschaften ist und für die Einzelnen unterschiedlich erfolgen kann- wir also Sport nicht autonom definieren können, sondern von der alltagsweltlichen Interpretation von Bewegungsabläufen als Sport auszugehen haben. Sport stellt in unserer Gesellschaft ein soziales Phänomen allerersten Ranges dar. Das äußert sich sowohl in der wachsenden Zahl der aktiven Sportler als auch in der allgemeinen Wertschätzung des Sports. In den letzten Jahrzehnten gab es eine deutliche Zunahme an sportlichen Aktivitäten und inhaltliche Veränderungen. Die wachsende Bedeutung der Eigenschaft „sportlich“ steht auf der Liste der erwünschten Persönlichkeitsmerkmale sehr weit oben. „Sport ist in!“ 1 3.1.1. Männer-Domäne Sport Sport ist eine Männerdomäne. Dies beruht auf seiner historischen Entwicklung, auf seiner Vorliebe für Wetten bei Rennen, auf der Wiederentdeckung antik-klassischer Körperkulturen (moderne olympische Spiele) und auf den von Männern beherrschten Gremien und Vorstände im 2 Funktionärsbereich. Unsere Kultur ist durchgängig zweigeschlechtlich strukturiert, folglich ist auch der Sport von dieser 3 Zweigeschlechtlichkeit betroffen. vgl. Gabriele Splett (1993) – S.12 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.100 3 vgl. Deutscher Sportbund /Bundesauschuss Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (1996): Frauen im Sport: Orientierungen – Ideen – Programme; Frankfurt am Main – S.14/16 1 2 Die Benachteiligung der Frauen im Sport lässt sich auf die allgemeinen Probleme der Frau in der Gesellschaft zurückführen.4 Das „Weibliche“ wird im Sport als Sekundärkategorie dargestellt, was seiner allgemein-gesellschaftlichen Bewertung entspricht.5 Alle gesellschaftlichen Bereiche haben eine Gemeinsamkeit, sie werden von Männern dominiert und kontrolliert. Frauen nehmen dadurch eine schwächere Position ein und haben nur ein begrenztes Mitspracherecht. Verstärkt wird dies dadurch, dass der Sport als „männlicher“ Bereich angesehen wird, in dem „männliche“ Wert- und Orientierungsmuster und Handlungsformen dominieren.6 Als männliche Tugenden werden Dominanz, Leistungsund Wettkampfstreben, Durchsetzungswille, Kampf und Härte bezeichnet.7 Die Dominanzansprüche der Männer erfährt die Sportlerin sicherlich an der Unterbewertung des Frauenleistungssports,und daran dass es „ganz wie im Leben zugeht“. Diese Unterbewertung schlägt sich konkret in Finanzen nieder. Für den Frauenleistungssport wird erheblich weniger Geld ausgegeben, als für den der Männer. Insbesondere bei den Ballsportarten tendieren die Vereine dazu, im Entscheidungsfall eher eine Frauenbundesligamannschaft einzusparen und aufzulösen, als eine Männerbezirksligamannschaft. 1 Innerhalb des Leistungssports war das Eindringen der Frauen eine der wichtigsten Veränderungen. „Noch Ende des 19. Jahrhunderts beschränkten sich die Leibesübungen der Frauen auf Turnen, Spiel und Gymnastik. vgl. Dr. Michael Klein (1987): Frauen im Sport- Gleichberechtigt?/Band 19; Verlag W. Kohlhammer; Köln – S.78 5 vgl. Anm. 2 – S.100 6 siehe Anm. 4 – S.78 7 siehe Anm. 3 – S.16 1 Claudia Kugelmann (1996) – S.113 4 Die Hinwendung der Frauen zu wettkampforientierten Sportarten stieß auf wenig Gegenliebe, da Kampf und Leistungsstreben als typisch männlich galten, während die Frauen ästhetische Normen, wie Grazie, Anmut, etc. zu verkörpern hatten. Sitte und Tradition und viele unfachmännische Urteile von Ärzten, die den Frauen bei der Ausübung von leistungsbezogenem Sport gesundheitliche Schädigungen voraussagten waren dafür, dass die Frauen im Sport nur als männliche Augenweide auftreten, was neben unveränderlichem Verhalten auch eine permanente Unterforderung mit sich brachte. Zusätzlich waren die Frauen zu jener Zeit durch das Tragen eines Korsetts und langen Röcken beim Sport in ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt. Trotz allem fanden - auch wegen der 1. Emanzipations-bewegung der Frauen - am Anfang des 20. Jahrhunderts die ersten Wettkämpfe zwischen Frauen, gegen den erbitterten Widerstand statt. 2 „1905 fand ein Wettkampf zwischen deutschen und französischen Läuferinnen statt, der von der männlichen Presse mit folgenden Worten kommentiert wurde: „ Von den Siegern dieses ersten deutsch-französischen Wettkampfes verzeichnen wir hier nur die Vornamen. Getreu unserem Grundsatz, jeden Menschen so lange für anständig zu halten, bis uns das Gegenteil bewiesen wird, nehmen wir an, dass wir es trotz des zweifelhaften Unternehmens mit anständigen Damen zu tun haben, deren Familien es unmöglich angenehm sein kann, wenn ihre Namen in dem Bericht öffentlich genannt werden. So registrieren wir denn nur, dass bei dem Wettlauf der Berlinerinnen ein Fräulein Hedwig erste wurde, die zweite Annie hieß und die dritte Marie [....] Die deutschen Frauen siegten auf der ganzen Linie: Die Französinnen kamen vielleicht nicht auf die Beine, obgleich sie kürzere Pumphosen trugen, vielleicht deshalb, weil ihr Bestreben, schön und verführerisch zu sein, größer war als ihr Verlangen, den Sieg zu erringen.“ 2 vgl. ebd. – S.62/63 Hat sich die Rolle der Frau im Leistungssport über die Jahrzehnte hinweg bis in unsere Zeit auch stark verändert, so ist diese Art der sexistischen Berichterstattung in den Medien jedoch gleich geblieben.3 Frauen mussten sich den Weg in den Leistungssport hart erkämpfen, aber auch heute noch werden sie nicht richtig ernst genommen 3.2. Leistungssport Wir müssen uns auch hier auf das Bild der Frau beschränken, da nur wenig Material über das männliche Geschlecht im Leistungsport in Verbindung mit der „Schönheit“ existiert. Dafür fanden wir um so mehr Informationen über Frauen und Schönheit im Leistungssport. Hier verhält es sich ähnlich wie in der Gesellschaft, wo für Männer die Schönheit meist nur nebensächlich ist. Wir können also jetzt schon sagen, dass die „Schönheit“ auch für den Leistungssportler keine entscheidende Rolle spielt. 3.2.1. Das Bild der Frau im Leistungssport Hochleistungssport ist das Produkt und das Vorbild einer an Funktionsfähigkeit und Fortschritt interessierten Hochleistungsgesellschaft. Als Teil der Gesellschaft trägt er zur Durchsetzung des Weiblichkeitszwanges bei. 1 Der fast durchgängig zweigeteilt, geschlechtlich strukturierte Hochleistungssport verstärkt den Unterschied zwischen Männern und Frauen und unterstützt damit die gesellschaftlich erwünschten Geschlechterverhältnisse. Die Betonung des „Weiblichen“ lässt der persönlichen Ausgestaltung von Identität in der Sportszenerie wenig Raum. Die Sportlerin hat Schwierigkeiten das Frau-sein und das Sportlerinsein miteinander zu vereinbaren. 2 Aber gerade von Sportlerinnen wird erwartet, dass sie dem gängigen Schönheitsideal unserer Gesellschaft entsprechen. Sie sollen nicht nur gute Leistungen erbringen, sondern auch gut aussehen. Athletinnen scheinen besonders akzeptabel, wenn sie vor allem „Weiblichkeit“ ausstrahlen. 3 In der „Tageszeitung“ vom 16 Dez. 1998 steht: „Im Frauensport gibt es beim „selfposing“ neben den beeinflußbaren Faktoren Bereitschaft, rhetorisches Geschick und Erfolg noch einen Faktor, der bei Männern – sorry Georg Hackl!- eine untergeordnete Rolle spielt. Das männliche Diktat in der Medienwelt des Sports kann man vereinfacht so ausdrücken: reden muss man können oder aussehen können oder, noch besser, gleich beides.“ vgl. Gabriele Splett (1993) – S.79 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.102 2 vgl. ebd. – S.104/105 3 vgl. Deutscher Sportbund/ Bundesauschuss Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (1995): Fair Play; Frankfurt am Main – S.42 3 1 Hier wird bereits deutlich, dass „Schönheit“ für die Sportlerinnen im Leistungsport eine bedeutende Rolle spielt. Trotzdem müssen die Frauen auch noch gute Leistungen bringen. Schlussendlich heißt das, dass die Frau gut aussehen und Leistung bringen muss, um in der Öffentlichkeit akzeptiert zu werden und aufzufallen. Die Leistung ist dazu da, das Interesse der Öffentlichkeit auf die Sportlerin zu lenken, aber anschließend wird dann doch nur ihr Aussehen bewertet. Außerdem ergab eine Untersuchung der Publizistin Andrea Bachmann, dass Leistungssportlerinnen nach ihrem Aussehen und nach ihrer Attraktivität beurteilt werden, und kaum nach ihren Leistungen. Oft erscheinen Frauen, die ihr Geld mit Leistungssport verdienen auf Pressefotos als Sexsymbole. Die Athletinnen befinden sich durch diese Art der Berichterstattung in einem Dilemma. Um den Medien aufzufallen, die hauptsächlich auf hübsche Frauen ihre Kameras richten, müssen sie durch Accessoires, Kleidung und Make-up versuchen dem Weiblichkeitsideal zu entsprechen. Denn nur wenn sie von den Medien beachtet werden, sind sie für die Sponsoren interessant. Denn nur mit einer ausreichenden Absicherung durch Sponsoren können sie sich uneingeschränkt auf ihren Sport konzentrieren. 1 Selbst in bisher eher geschlechtsneutralen Sportarten wie in der Leichtathletik gibt es eine Tendenz und den Erwartungsdruck zur Selbstdarstellung als „weibliche“ Sportlerin. Das darf uns nicht bei einem System wie dem Sport überraschen, der die gesellschaftlichen Wertvorstellungen transportiert. Die Outfits der Sprinterinnen und Hochspringerinnnen werden immer „knapper“, die Sportlerin zeigt Bein und Figur, trägt Schmuck und verspielt-glitzernde Kleidung, stylt ihre Haare - sie betont bei ihrem Auftritt ihren Körper, ihre Grazie, ihr Frau-Sein. Die Attraktivität des Wettkampfgeschehens und der Bilder in den Medien wird gesteigert, „wenn der 100 Meter Sprint zur Modenschau, die Tartanbahn zum Laufsteg wird“. Erstaunlich ist, dass dann Frauen besonders gut sind, wenn sie bei aller Arbeit und bei allem Erfolg „weiblich“ bleiben können.2 Doch wenn die Sportlerinnen auf das eine Frau auszeichnende, „weiblich besondere“ verzichtet, ist der Preis dafür besonders hoch, denn sie werden dann wegen ihrer „Unweiblichkeit“ belächelt, in unvorteilhaften Posen abgebildet und finanziell weniger gefördert als männliche Kollegen. Wenn die Athletin für Werbung in Frauenangelegenheiten auftritt, werden weniger ihre sportlichen als ihre weiblichen Seiten betont. 3 Wie z. B. Katharina Witt, die in „Sports“ 1992/10 oder Gabriela Sabatini in der Kosmetikwerbung abgebildet wurden, werden als Identifikationsfiguren gezeigt, wo mehr ihre Weiblichkeit zählt als ihre sportliche Leistungsfähigkeit.4 Dies wird besonders durch folgende Zeitungsartikeln deutlich: Die „Welt“ vom 27. Jan 1999 schreibt davon, dass Katharina Witt eine knappe Million Mark vom Playboy kassierte, für die Nacktfotos, die auf Hawaii geschossen wurden. vgl. Waltraud Posch (1999) – S.105 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.106 3 vgl. ebd. – S.109 4 vgl. ebd. – S.97 1 2 In der „Tageszeitung“ vom 29. Nov. 1997 ist die Rede von der Turmspringerin Annika Walter, die, obwohl sie in Atlanta die Silbermedaille gewann, erst nachdem sie nackt im Playboy posierte, richtig bekannt wurde. Abbildung 12 In der Stuttgarter Zeitung vom 17. Dez. 1998 steht: „Warum verlangt der Volleyballverband mittlerweile schon, dass die Kubanerinnen in Trikots spielen, die so knapp und schmal sind, dass man sie besser als Stirnband benutzen würde? Warum lassen sich die deutschen Handballerinen, die derzeit bei der Europameisterschaft in Holland den Ball fangen, in Unterhöschen fotografieren?“ Der am Prinzip der Leistungssteigerung und des Leistungsvergleichs orientierte Sport verlangt den für die diversen Anforderungen geeigneten, funktionalen Körper. Die Körperbilder, die wir mit den Frauen in den unterschiedlichen Sportarten in Verbindung bringen, sind nur in ihren Einzelheiten verschieden. „Läuferinnen haben meist eher lange Beine, Schwimmerinnen einen breiten Rücken, Turnerinnen sind klein und schmal, Basketballerinnen groß und geschmeidig, Handballerinnen kräftig.“ Doch genügen sie fast alle der Forderung nach Schlankheit und Jugend, wenn man einmal von den eher exotischen Kugelstoßerinnen absieht. Frauen die der Ästhetik des Sportkörpers nicht gerecht werden, die ein weniger günstiges Last-KraftVerhältnis und Hebelverhältnis haben, und die das sogenannte Idealgewicht nicht erreichen, die nicht so geschickt oder sogar schon älter sind haben in dieser Sportwelt keinen Platz. 1 In einigen Sportarten gibt es einen engen Zusammenhang zwischen der sportlichen Ausübung und der körperlichen Attraktivität. Die Mehrzahl der Schwerathleten wie z. B. Gewichtheber, Kugelstoßer, erscheinen uns eher als unattraktiv. Sie benötigen einen überproportionalen Muskelaufbau, um Spitzenleistungen zu erzielen. 2 Auf der anderen Seite findet man in der Literatur Behauptungen, dass die sportlichen Frauen den gewöhnlichen Weiblichkeitsbildern nicht entsprechen. Ihr körperliche Erscheinung, ihr Bewegungsziel, ihre Motive und Gefühle erscheinen eher unweiblich. Sie sind nicht die Vorbilder, mit denen sich die Mädchen und Frauen identifizieren können. Sie werden jedoch als Leitfiguren für „bestimmte“ Tugenden, wie z.B. Disziplin, Selbstbeherrschung, Leistungswillen, nicht aber als Weiblichkeitsideale gesehen. Diejenigen Mädchen und Frauen, die sich an ihnen orientieren entfernen sich vom gesellschaftlich erwünschten Frauenbild.3 Dieser Aspekt überraschte uns, da wir eigentlich damit gerechnet haben, dass die Leistungssportlerinnen meist als Vorbilder dienen und nicht abschreckend wirken. Das heißt für uns, das wir differenzieren müssen und nicht alle Sportlerinnen für die Funktion als „Leitbild“ in Frage kommen. Das problematische Verhältnis zum Körper existiert auch im Frauenleistungssport wird dort aber bedauerlicherweise kaum berücksichtigt. Hinsichtlich des Körperbewusstseins, der Körperproblematik und der Körperängste lassen sich hier spezifische Unterschiede feststellen, je nachdem, ob die Leistung der Sportlerin vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.136/137 vgl. Dr. Axel Dreyer (1986); Werbung im und mit Sport; Verlag Cognos Institut, Göttingen – S.100 3 vgl. Anm. 1 – S.97 1 2 gemessen oder nach Punkten und auch nach ihrem Eindruck her bewertet wird. Es kommt bei gemessener Leistung darauf an, den Körper zur Erbringung der Leistung in optimaler Weise funktional einzusetzen (idealtypisch: Leichtathletik).4 Es gibt Schutzmechanismen zur Bewältigung der daraus resultierenden Körperängste, z. B. die Leichtathletinnen weisen in erster Linie das zurück, dass den Körper „unweiblich“ verändert (Verweigerung des Gewichtstrainings, mangelnde Trainigsintensität). 5 Wir kennen jedoch auch Bilder von Frauen, die ihre Weiblichkeit beim Sport bewahren, bei ästhetischen und körperlichen, die Schönheit dienenden Praktiken: Von Vorturnerinnen, von Tänzerinnen, Sportgymnastinnen und Eistänzerinnen. Doch sie zeigen eine verzerrte, Weiblichkeit, die im Alltag im allgemeinen nicht erreichbar ist, jedoch den gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht.1 Die Spitzensportlerinnen der kompositorischen Sportarten werden in ihrer Darstellung im Hinblick auf ein Idealbild kontrolliert.2 Z. B. beim Geräteturnen werden Kleidung, Körperform und Bewegungsstiel nach Kriterien der geltenden Weiblichkeitsnorm beurteilt: Jugendliches Aussehen, Schlankheit, lange Beine, knappe, die Erotik betonende Kleidung, „bereits die äußere Erscheinung der Turnerin muss herrschenden Schönheitsvorstellungen genügen.“3 Ihre Körperlichkeit wird von Kampfrichtern und dem Publikum in der Relation zu ihren Konkurrentinnen gesehen. Die „Stimmigkeit“ ihrer Proportionen und Formen sowie ihre Attraktivität und die Art ihrer Präsentation werden intensiv und bis ins letzte Detail kontrolliert. Die Sportlerinnen sind daher ängstlich und erfahren ihren Körper als unvollkommen. „Entscheidend sind [...] nicht die Regeln, die Sportarten als solche konstituieren, sondern die gesellschaftlichen Regeln, die tiefen Strukturen des jeweiligen menschlichen Zusammenlebens.“ 4 Es existiert außerdem eine besonders gravierende Benachteiligung im Frauenleistungssport. In der Sportförderung ist dies besonders offensichtlich, da die Frauen hier strukturell benachteiligt werden. Sportförderungsmittel, Startgelder, Siegprämien, finanzielles Entgelt der Trainer müssten theoretisch generell im Frauen- und im Männerleistungssport gleich gehandhabt werden. Es sollte eine stärkere Selbstbestimmung der Frauen im Leistungssport geben, denn es ist unangemessen, dass nach wie vor Männer darüber entscheiden, was Frauen tun sollen, dürfen, etc. 5 Erst in den 70er Jahren verschafften sich die Frauen vermehrt Zugang zu den „höheren Sportarten“. Die Zeit der 2. Emanzipationsbewegung wirkte sich auch auf den Leistungssport aus. Man spricht hier ebenfalls von einem Maskulierungstrend, wenn die Frauen in bisherige männliche Domänen einbrechen, und sich den männlichen Leistungsgedanken des „höher, schneller, weiter“ unterstelllen. 6 vgl. ebd. – S.62 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.65 1 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.97 2 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.65 3 vgl. Anm. 1 – S.108 4 vgl. Anm. 2 – S.65 5 vgl. ebd. – S.79 6 vgl. Gabriele Splett (1993) –S.24 4 5 Sport, vor allem der Leistungssportgalt, galt und gilt auch heute noch als Bereich, indem die Frauen etwas lernen können, das sie ihrer Emanzipation näher bringt. 7 3.2.3. Medien Unser Ziel ist es zu belegen, dass die Frau in den Medien und in der Sportberichterstattung diskriminiert wird. Wir erwarten, dass sich dies durch sexistische Darstellung der Frau bestätigt. Medien spiegeln unsere Wirklichkeit nicht objektiv wider. Manche Beiträge mögen realistisch und wertfrei erscheinen, zeigen uns die Wirklichkeit aber immer nur aus einem bestimmten Blickwinkel. Der Aspekt, den wir im Enddefekt sehen, hören oder lesen, nehmen wir als Wirklichkeit wahr. Fakt ist, dass das nicht „das reale Leben ist“ sondern nur ein gewerteter und verzerrter Ausschnitt daraus. Das Bild der Frau in den Medien Die Frauen sind in den Medien trotz aller Emanzipation schön und angepasst. Wir sind ständig mit Medienbilder konfrontiert, die Schönheitsideale und Körperbilder gewissermaßen öffentlich inszenieren.1 Die Darstellung der Frau in Werbeanzeigen ist besonders klischeehaft und diskriminierend und proklamieren ein eindeutiges Frauenbild, das sich gegen die Emanzipation der Frau richtet: das Lustobjekt Weib, der Vamp, der sexy Teenager... Der Mythos vom schönen Geschlecht wird zu Zwangsjacken der Weiblichkeit.2 In der Berichterstattung sind Frauen oft unterpräsentiert, oft werden sie ignoriert und ihre Belange und Anliegen werden unsichtbar gemacht. Die Sprache in der Berichterstattung vermittelt eine unbewußte Rollenbeschränkung „einen besseren, wertvolleren, machtvolleren Platz [..] in der Öffentlichkeit für die Männer, einen engeren, eher häuslichen, minderwertigeren, machtloseren für die Frauen.“ 3 Die äußerlichen Aspekte (Kleidung, Figur, Frisur, Attraktivität etc.) sind immer eine Schlagzeile wert, egal in welchem Zusammenhang über eine Frau berichtet wird. In der Berichterstattung über Männer findet sich nichts Entsprechendes. Bedenklich dabei ist, dass auch kompetente, und fachlich außergewöhnlich erfolgreiche Frauen auf ihr Aussehen reduziert werden.4 Schon mit diesen wenigen Ergebnissen können wir sagen, dass sich unsere Vermutungen bestätigen und sich diese Aspekte auf jeden Fall auch auf die Sportberichterstattung übertragen lassen. Schönheit spielt in der Öffentlichkeit und in den Medien eine bedeutende Rolle. Natürlich sind auch hier wieder vor allem die Frauen betroffen. vgl. Anm. 1 – S.105 vgl. Waltraud Posch (1999) - S.100 2 vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985); Goldmädel, Rennmiezen und Turnküken – Die Frau in der Berichterstattung der Bild-Zeitung; Bartel & Wernitz Verlag KG; Berlin -S.13 3 vgl. Anm. 1 - S.102 4 vgl. ebd. - S.103 7 1 3.2.3.1. Sportberichterstattung „ Der vornehmlich in den Massenmedien konsumierte Spitzensport ist [..] ein Indiz für die Steigerung von Körperdistanzierung und Körperaufwertung. Durch den Fernsehgenuß wird nicht der eigene Körper bewegt, sondern die spezialisierte Körperlichkeit anderer konsumiert. Massenmedien als entkörperlichende Instanzen kultivieren zudem nicht die Nah-, sondern die Fernsinne. Mit Hilfe eines ausgelagerten Auges lassen sich Differenzerfahrungen sammeln, die ansonsten nicht möglich wären[...]. Sportereignisse[...] werden [..] telekratisch aufbereitet und augengerecht serviert. Indem Heroen und Idole gemacht werden und durch Legendenbildung und Medienpräsenz abgestützt werden, können breite Massen in den Bann dieses Mediums geschlagen werden, und zwar über sämtliche Schichtdifferenzen hinweg.“ 1 Früher versuchten die Medien das Sportgeschehen abzubilden und dabei stand die Information im Vordergrund, aber heute schlägt die Information immer mehr im inszenierte Unterhaltung um.2 Zu dieser inszenierten Unterhaltung gehört auch die Darstellung der Frau als Objekt der Begierde, und deswegen spielt hier das Aussehen auch eine entscheidende Rolle. Auf diese Tatsache werden wir aber im nächsten Punkt noch näher eingehen. 1 2 vgl. Gabriele Splett (1993) – S.68 vgl. Medien + Erziehung 1/1992; Leske Verlag +Buderich GmbH – S.66 3.2.3.1.1. Darstellung der Sportlerin in der Sportberichterstattung Frauen werden in der Sportberichterstattung nicht angemessen berücksichtigt, obwohl rund 10 Millionen (40% aller Sportvereinsmitglieder) Frauen und Mädchen zum Deutschen Sportbund zählen. 1 Außerdem sind Frauen in der Sportberichterstattung mit einem Anteil von 4,3% an der gesamten Sportfläche erheblich unterrepräsentiert. Das Verhältnis von Männer zu Frauensport beträgt magere 22:1. Journalist Hans-Dieter Krebs: „ Frauen sind in der alltäglichen Berichterstattung Männer zweiter und dritter Wahl. Der dritte Platz eines Mannes erscheint immer noch bedeutender, als die knapp verlorene Goldmedaille einer Frau.“ 2 Die Zeitschrift „Sports“ vom Oktober 1992 wurde exemplarisch ausgewählt um die Geschlechtstypisierung in Sportbildern auszudrücken: Von 89 abgebildeten Männern waren 72 Sportler, 16 Werbeträger einer Reklame und ein Pfarrer. Von den 11 abgebildeten Frauen waren 9 Reklamefiguren und 2 sogenannte „Sportlerinnen“, zu denen es einen kurzen Text gab. Die eine war Katharina Witt in der Pose einer offenherzigen Schlangenfrau, wie sie für ein amerikanisches Magazin Modell liegt. Die andere war Madonna in einer Filmrolle als Baseballspielerin verkleidet. 3 ´ Neben der Darstellung der Leistung, die anerkannt und gewürdigt wird, ist der Bezug zur weiblichen Rolle, optische Attribute, Alter soziale Beziehungen von Sportlerinnen oft Bestandteil von (männlicher) Berichterstattung. 4 Ebenso findet man Betonungen sexuell attraktiver Körperformen, sexuelle Anspielungen oder Bezüge zwischen Aussehen und Verhalten.5 Erwähnung des Aussehens: 6 Befragte = 274 ja nein Frauen 154 120 56,2 % 43,2 % Männer 51 223 18,6 % 81,4 % Besonders ältere, leistungsschwache, nicht attraktive Frauen finden sich mit ihren Sportinteressen in den Medien überhaupt nicht vertreten. 7 Dies könnte aus der geringen Anzahl an Sportjournalistinnen resultieren, was vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft/ Christa Thiel (1999); Sport und Buch Strauß; Köln – S.13 vgl. Deutscher Sportbund/Bundesausschuss (1995) – S.41 3 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.98 4 vgl. Anm. 1 – S.13 5 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.77 6 vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) - S. 70 7 vgl. ebd. – S.45 1 2 sich an hand der Bildzeitung bestätigt: Neben 1.539 Sportjournalisten arbeiten lediglich 69 Sportjournalistinnen in den Sportredaktionen, das sind 4,3% 1 Die Berichterstattung über Sportlerinnen ist weit weniger sachbezogen und fachlich informativ als die über männliche Sportler. Die Berichterstattung von Frauen in der Presse, in die „typische Weiblichkeitsmuster“ oder „Rollenklischees“ teils offen teils verdeckt einfließen, sind diskriminierend.2 Medien überschreiten die Grenze des Zumutbaren, wenn sie Bilder von Frauen übermitteln, die diskriminierend wirken. Besonders wenn erfolgreiche Spitzensportlerinnen den bestimmten Körperidealen nicht entsprechen.3 Frauenbilder im Sportteil werden als „optische Auflockerung“ benutzt, die auch einen sexuellen Anreiz ausstrahlen, worauf die starke Überpräsentation der Frauensportfotos hinweist. Besonders hoch ist der Prozentsatz der Fotos, die Frauen inaktiv oder in einer bestimmten Pose zeigen. Im Gegensatz dazu findet man nur 11,9% derartige Abbildungen bei Männerfotos4, sie werden auf Fotos immer in eindeutigen sportlichen Situationen und Aktionen dargestellt.5 „Wird über Spitzensportlerinnen berichtet, dann mit einem besonderen voyeuristischen Blick. Schnappschüsse unter Tennisröckchen scheinen besonders beliebt und quotenträchtig zu sein - nicht nur bei Anna Kournikowa, die als „Tennis-Pin-up“ für ihre erotischen Posen bekannt ist. Hochglanzmagazine und Tageszeitungen lassen Bilder, die Aktivität, Kraft, Anstrengung und Kampf zeigen, unveröffentlicht in Schreibtischschubladen verschwinden - zugunsten von Fotos in graziler und anmutiger Haltung. Frauen in knapp geschnittener und verschwitzter Sportkleidung, so wird vermittelt, sind eine Augenweide.“6 In der Regel sind zwei Fotos mit unterschiedlichen Motiven und Funktionen aufeinander bezogen. Ein großflächiges Bild zeigt die Sportlerin meist leicht bekleidet in einer Haltung, die die sexuelle Attraktivität ihres Körpers hervorhebt, z.B. im Minirock, im kurzen Hemdchen, „unten ohne“, oder im Bikini. Auf dem zweiten kleineren Foto ist die Sportlerin, meist in gestellter Pose, bei der Ausübung ihrer Sportart dargestellt (Größenverhlältnis 1:10).7 Die BILD- Zeitung hat für den Frauensport nur wenig Platz, findet aber immer eine Möglichkeit ein attraktives Foto einer Sportlerin unterzubringen. 8 Einseitige Darstellungsweisen und Manipulationen von Fotos können durch entsprechende Bildunterschriften verstärkt werden.9 Damit leistet die Sportberichterstattung einen beträchtlichen Teil zur ungleichen Sportsozialisation von Männern und Frauen. 10 vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) – S.19 vgl. Dr. Michael klein (1987) – S.77 3 vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft (1999) – S.9 4 vgl. Anm. 1 - S.41 5 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.77 6 Waltraud Posch (1999) – S.105 7 vgl. Anm. 1 - S.81 8 vgl. ebd. – S.41 9 vgl. ebd. – S.43 10 vgl. Anm. 5 – S.75 1 2 Eine Umfrage des WDR-Sportmagazins ergab, dass 8 von 10 männlichen Fernsehzuschauern sich den Frauensport in erster Linie wegen der erotischen Ausstrahlung ansehen. 11 Physische Attraktivität von Frauen bedeutet häufig Attraktivität als Sexualobjekt. Durch die Körperhaltung der fotografierten Sportler werden sekundäre Geschlechtsmerkmale besonders hervorgehoben. Gespreizte Beine mit Blick auf die Genitalregion sowie die perspektivische Betonung von Gesäß und Busen sind eindeutig als sexuelle Auslöserreize einzuordnen.1 Die Abbildung sportlicher Ereignisse stellt eine „bereinigte Wiedergabe“ der Geschehnisse dar: sie erhöht dessen Wirkung, stellt alles „Schmuddelige“ als unbedeutend hin blendet, lässt es ganz in der Versenkung verschwinden, oder aber rückt es in das Zentrum der Darstellung, wenn es sich um etwas handelt, dass die Einschaltquoten hochtreiben kann.2 Der Frauensport wird in der Sportberichterstattung zweitrangig behandelt - die Sportlerinnen werden nicht ernst genommen und in diskriminierender Weise dargestellt. Erotische Posen und sexistische Darstellungen sind keine Seltenheit. Über Schwerathletinnen wird kaum berichtet, weil sie optisch nichts „hermachen“. Die von Männern beherrschte Gesellschaft zeigt sich auch hier in der unterschiedlichen Behandlung von Mann und Frau. „Mädchen wie Junge sind geschlechtsspezifische Ausdrücke für Kinder. Während aus den Jungen ein junger Mann oder ein Herr X wird, werden Frauen selbst im Erwachsenenalter als Mädchen bezeichnet, was bedeutet, dass sie bevormundet, versorgt und beschützt werden müssen.“ Bekanntlich werden Frauen in der Sportberichtertstattung abwertend und nicht gleichrangig behandelt, was auch durch die Reduzierung der Frau auf „Kindchenmuster“ deutlich wird. Beispielsweise werden Sportlerinnen in typischer Weise auch mit ihren Vornamen angeredet.3 Eine besondere Nähe zum weiblichen Sportidol wird durch die Art der Anrede (Vorname, Kosename) hergestellt. 4 Wenn man diese Anredeform für Männer anwendet, wird der diskriminierende Charakter entlarvt. „Wäre es denkbar, dass von „dem hübschen Jungen, süße 17 Jahre alt“ gesprochen wird, oder dem „langbeinigen Schönen“ oder dem „Spielgefährten des Jahres“? 5 Zeitungen informieren ihre Leser mit Begriffen wie „Tennis-Pin-Up“, „Turnflöhe“ oder „quirlige Springinkerl“ über die Sportlerinnen. Die deutsche Schwimmerin Franziska van Almsick wird von der Presse als „unserer Nachbarn liebste Badenixe“ oder als „Franzi- Darling“ bezeichnet.6 Üblich sind auch Anredeformen, die das Aussehen der Sportlerinnen beschreiben oder die einen erotischen Bezug darstellen, wie z.B. „Die Schöne mit den blonden Haaren“, „Die Spielgefährtin des Jahres“ „Claudia mit den rehbraunen Augen“ 7 vgl. Anm. 3/ Marion Thielenhaus – S.14 vgl. Marie- Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) - S.76 2 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.103 3 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.77 4 vgl. Anm. 1 – S.63 5 vgl. Anm. 3 – S.77 6 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.102 7 vgl. Anm. 1 – S.63 11 1 Die Sportsprache allgemein bzw. des Sprachgebrauchs in der Bildzeitung wird als Sprache der Männer bezeichnet. Sie zeigt ebenso einen sexistischen Charakter auf, 1 wie der Sport selbst. Darüber hinaus werden Gruppen von Sportlerinnen vielfach die „Damen“ genannt wodurch Vorstellungen von Weiblichkeit, Eleganz, „damenhaftem“ Verhalten geweckt werden.2 Eine Frauenzeitschrift kommentierte die Österreichischen Schwimmerinnen bei der Olympiade1996 mit den Worten: „Das Mädchen-Wunder. Lächelnd für Olympia: Österreichs Schwimmerinnen punkten im ORF mit Charme und Schönheit“. Österreichs Schwimmer, Fußballer, Skifahrer und Leichtathleten „punkten im ORF mit Leistung, Stärke, Mut, Risikobereitschaft, Disziplin und Erfolg“, aber sicher nie mit „Charme und Schönheit!“ 3 Charakteristisch für die Sportberichterstattung über Frauen ist zudem der Vergleich ihrer Leistungen mit denen der Männer. Wenn Frauen „ wie die Männer kämpfen“ (z.B. beim Skifahren) werden sie an männlichen Maßstäben gemessen, was immer eine Abwertung bzw. eine Relativierung ihrer Leistungen bedeutet. Diese Herabsetzung der Leistung durch einen Vergleich mit dem anderen Geschlecht kommt in der Männersportberichterstattung nicht vor. So würde es den Sportreportern nie in den Sinn kommen, z.B. im Kunstturnen die Bodenübung der Männer mit den ästhetischen Maßstäben der Frauen zu vergleichen. Der Sportler käme sicher schlecht dabei weg.4 Unsere übergeordnete Fragestellung, ob die Schönheit bei der Vermarktung und in der Öffentlichkeit mehr Gewicht hat als die Leistung, bestätigt sich hier zumindest teilweise. Bei Männern ist dies nur bedingt der Fall, sie müssen nicht unbedingt gut aussehen, um beachtet zu werden. Frauen jedoch müssen neben ihren guten Leistungen auch gut aussehen, um von den Medien anerkannt zu werden. vgl. Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985) – S.62 vgl. ebd. – S.63 3 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.104 4 vgl. Anm. 1 - S.87 1 2 3.2.4. Vermarktung Die Einstellung der Gesellschaft zum Sportsponsoring ist überraschend positiv, wahrscheinlich deshalb, weil man akzeptiert, dass der Sport durch seine Attraktivität und Breitenwirkung für alle möglichen Werbemaßnahmen geeignet ist. 1 Der Sportbetrieb wird hauptsächlich durch die Medien und werbetreibenden Sponsoren aufrecht erhalten.2 Die Vermarktung ist im Hochleistungssport eine organisierende Größe geworden. Die Übertragungs- und Bildrechte sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, der Einfluß auf Ablauf und Bewertung der Sportereignisse nimmt. Allein die TV- Übertragungsrechte für die Leichtathletik- Weltmeisterschaft 1993 in Stuttgart kostete laut Spiegel 32/1993 65 Millionen DM.3 „Die Faszination der Bewegungsabläufe, Ästhetik- das ist ja wie in der Kunst: Alles was gut, irgendwie perfekt ist, hat ja einen Genusswert.“ 4 Menschen sind verrückt nach Stars, denn schon die Zuschauer der antiken Olympischen Spiele feierten ihre Idole. Zeiten, Weiten, Zahlen waren ihnen egal und nur die Namen der Sieger gingen aus den Aufzeichnungen hervor. Heute vereinnahmt die Unterhaltungsindustrie den Sport und es wird immer noch extremer. Die Asse des Fußballs , des Boxens, der Leichtathletik und der Formel 1 sind in den Medien präsent wie Hollywood-Stars. Viele Spitzensportler können für eine Vielzahl von Menschen in bestimmten Situationen als Leitbilder für ihr Verhalten auftreten. Unternehmen machen sich dies zunutze, indem sie Spitzensportler in die Werbung aufnehmen. Durch ihre Vollkommenheit und dadurch, dass sie das Erstrebenswerte bereits erreicht haben, wirken die Leitbilder interessant. So existiert der Versuch durch Imitation des Leitbildes sein Verhalten auf sich selbst zu übertragen. 5 Anstatt der totalen Identifikation identifiziert sich das Individuum nur mit bestimmten Eigenschaften eines Leitbildes. Menschen haben die Angewohnheit sich an diverse Ideale zu binden, je nachdem suchen sie sich ein Leitbild, das in ihr Selbstbild passt. Es müssen also solche Sportler herausgesucht werden, die in einer bestimmten Zielgruppe als Leitbild angenommen werden. 6 Der Zuschauer erfährt durch das Zusammenwirken von Sport und Fernsehen die Attraktivität und Anziehungskraft der Athleten und bekommt die Möglichkeit die eigenen Empfindungen und Sympathien auf die in den Medien vertretenen Sportler zu projezieren. 7 Doch ob ein Sportler als Modell angenommen wird, hängt von seinem Image ab. 8 Relevante Faktoren der Imagebildung sind, das äußere Erscheinungsbild, der Erfolg und die Persönlichkeitsmerkmale. Aber die Sportart, die der Sportler ausübt beeinflusst dazu noch die Wahrnehmung der Zuschauer. 9 Wen interessieren denn schon die Geher? Wofür lässt sich mit vgl. Erhard Thiel (1991): Sport und Sportler – Image und Marktwert; Verlag moderne Industrie AG & CO.; Landsberg am Lech – S.172 2 vgl. Medien + Erziehung 1/1992 – S.68 3 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.102 4 vgl. Anm. 2 – S.71 5 vgl. Dr. Axel Dreyer (1986) – S. 92 6 vgl. ebd. – S.93 7 vgl. Anm. 2 – S.66 8 vgl. Anm. 5 – S.95 9 vgl. ebd. – S.99 1 Hammerwerfen werben? Manche Sportarten sind einfach nicht von Interesse für die Industrie.1 Das Idol kann auch ein Verlierer sein, wenn es über eine ganz spezielle Ausstrahlung verfügt- „es muss den Idealen eines Lebensstils entsprechen“.2 Mit diesen Idealen könnte man z.B. die Schönheitsideale meinen, die in unserer Zeit eine ausschlagebende Rolle spielen. Wenn ein Sportler diesen entspricht hat er gute Chancen als Leitbild für die Allgemeinheit in Frage zu kommen. Der Betrachter geht davon aus, dass von schönen , sympathischen Menschen eher positive Handlungen und Ergebnisse ausgehen, als von hässlichen und unsympathischen Personen. Der Beobachter nimmt immer nur, die für ihn wichtigen Reize des äußeren Erscheinungsbildes auf.3 Vor allem von Leistungssportlerinnen wird verlangt, dass sie dem gängigen Schönheitsideal entsprechen. Es zählen nicht nur ihre guten Leistungen, sondern auch ihre physische Attraktivität. Sie scheinen dann eher akzeptabel, wenn sie besonders ihre Weiblichkeit betonen. 4 Für Sportlerinnen ist es schwerer gute Sponsorverträge zu ergattern als für ihre männlichen Kollegen. Sie haben so gut wie keine Chance, wenn sie nicht dazu bereit sind, ihre Hüllen zumindest teilweise fallen zu lassen.5 Am Beispiel der Kanutin Birgit Fischer wird deutlich, wie ungerecht öffentliche Aufmerksamkeit und Sponsorengelder verteilt sind. Denn trotz fünf olympischer Gold- und drei Silbermedaillen bleibt sie völlig unbeachtet. Ihr werden drei Fehler vorgeworfen: sie sieht nicht so aus, wie die TitelblattMacher einer Illustrierten sich das vorstellen, 99,9% der Bevölkerung interessiert ihre Sportart überhaupt nicht und hinzu kommt, dass sie auch noch aus den Neuen Bundesländern stammt. Das Gegenbeispiel liefert uns Magdalena Brzeska, die es in der Rhythmischen Sportgymnastik zu keinem internationalen Sieg, geschweige denn zu einer Olympischen Medaille gebracht hat. Aber weil sie gut aussieht, stehen die Sponsoren Schlange und sie verdient Millionen dabei.6 vgl. Medien + Erziehung 1/1992 – S.72 vgl. Erhard Thiel (1991) – S.19 3 vgl. Dr. Axel Dreyer (1986) – S.100 4 vgl. Deutscher Sportbund/ Bundesauschuss (1995) – S.42 5 vgl. Bundesinstitut für Sportwissenschaft/ Marion Thielenhaus (1999) – S.15 6 Egbert Dreher; Schwäbische Zeitung (11.9. 1999); Quelle = Z&W; Ressort = Zeit und Welt; - S.7 1 2 3.2.2. Stellungnahme von Ralf Leberer zum Thema Schönheit/Attraktivität im Leistungssport: Wir sind uns im Klaren, dass diese Stellungnahme eine Einzelaussage ist und man sie nicht verallgemeinern darf. Dennoch sind wir froh, die Sichtweise eines Leistungssportlers kennenzulernen.1 Geboren : 26.10. 1973 Verein : SSV Ulm 1846 Disziplin(en): 110 m Hürden, 60 m Hürden Erfolge: Deutscher Hallenmeister 60 m Hürden 2001 Olympiateilnehmer Sydney 2000 Deutscher Vizemeister 110 m Hürden 2000 Deutscher Vizemeister 60 m Hürden 2000 WM Teilnehmer Sevilla 1999 Abbildung 16 „Spielt deiner Meinung nach Attraktivität im Leistungssport eine Rolle?“ Leberer: Wie auch im normalen Leben haben es im Leistungssport attraktive Menschen leichter als Menschen, die von Natur aus nicht so gut ausgestattet wurden. Das bezieht sich weniger auf die Anerkennung der sportlichen Leistung. Aber gerade Profisportler müssen sich ständig nach Sponsoren umsehen, damit sie ihren Sport finanzieren können. Ein gut aussehender Mensch kommt als „Werbeträger“ eher in Frage. Das wird einem schon bewusst, wenn man nur die Fernsehwerbung ansieht: fast ausnahmslos schöne Menschen. Susen Tiedke, die als schönste deutsche Leichtathletin galt / gilt, zieht sicherlich nicht nur wegen ihrer sportlichen Leistung im Weitsprung die Aufmerksamkeit auf sich. Deshalb ist sie auch „attraktiv“ für Sponsoren und immer gern gesehen. Auch die Amerikanerin Florence Griffith Joyner benutzte ihr attraktives Äußeres um ihren Marktwert zu steigern. Unvergessen sind die Bilder , wie sie sich mit ihren zentimeterlangen Fingernägeln in die Startblöcke quälte. Als Gegenbeispiel könnte man vielleicht die Siebenkämpferin Sabine Braun nennen. Sie ist zwar nicht „hässlich“, hat aber durch ihre Art (emotionslose Interviews, drückt ihre Freude nach außen hin nicht aus, sieht den Sport nur als Beruf,...) an Attraktivität verloren. Etwas mehr Ausstrahlung hätte ihr sicherlich geholfen , mehr ins Rampenlicht gerückt zu werden. „Gibt es in diesem Punkt Unterschiede zwischen Männern und Frauen?“ 1 Wir hatten E-mail Kontakt mit Ralf Leberer und bezogen auch so unsere Informationen Leberer: Bei Männern ist erfahrungsgemäß das Aussehen nicht ganz so wichtig wie bei Frauen. Eine „große Klappe“ beim Auftreten bei Wettkämpfen und Interviews kann das Aussehen des Sportlers in den Hintergrund drängen. Dieter Baumann mit seiner typischen Langstreckenläuferfigur würde ich z.B. nicht gerade als Super-Model bezeichnen, aber mit seiner Art Interviews zu geben und seinem Schwäbisch hat er sich in die Herzen vieler Leute und Sponsoren „gelaufen“. Bis zu einem gewissen Punkt wirkt sich dann die finanzielle Unterstützung positiv auf die Leistung aus ( wenn z.B. ein zusätzliches Trainingslager finanziert werden kann). Es gab aber auch schon genug Fälle, die aufgrund zu großer Popularität „abgehoben“ sind und die sportliche Leistung darunter gelitten hat. Viele Sportlerinnen geraten durch ihr Aussehen mehr in den Vordergrund als andere gleich gute Sportlerinnen. Bei den Männern steht mehr die Leistung im Vordergrund. Aber natürlich wirkt sich auch hier ein „schönes“ Äußeres positiv auf den Bekanntheitsgrad des Athleten aus. Es reicht aber oft schon, wenn das Aussehen vom Standard abweicht. Der Handballer Stefan Kretschmar fällt allein schon durch seine Piercings und seine immer wechselnde Haarfarbe auf. „Kennst du Beispiele, wo die Attraktivität bei Frauen eine größere Rolle spielte als die Leistung, bei der Vermarktung?“ Leberer: Da fällt mir spontan nur Anke Feller ein. Sie ist eine gute 400m Läuferin und zeigte auch bei Weltmeisterschaften in der 4x400m Staffel was sie kann. Allerdings konnte sie außerhalb der Staffel nie ganz in die Weltspitze vordringen. Trotzdem hat sie eine ganze Zeit lang ihre Konkurrenz in Sachen „Aufmerksamkeit erregen“ übertrumpft. Wegen ihres hübschen Aussehens durfte sie sich für den Playboy ausziehen und zog damit dann natürlich auch auf der Laufbahn die Blicke auf sich. Größtenteils hat Ralf Leberer unsere Hypothesen bestätigt und uns einen weiteren Beweis dafür geliefert, dass „Schönheit“ eine entscheidende Rolle im Frauensport spielt. Sport ist eine Männer-Domäne, in der die Frauen zweitrangig behandelt und diskriminiert werden. Männer haben auch im Sport mehr Handlungsspielraum als Frauen. Wie wir schon vermutet haben ist auch im Sport, wie in der Gesellschaft, die Schönheit der Frau wichtiger als die des Mannes. Das erkennt man schon daran, dass Männer im Sport fast nie in Verbindung mit Schönheit gebracht werden und an dem mangelnden Material. Spitzensportlerinnen müssen Leistung bringen und gut aussehen um akzeptiert zu werden und um aufzufallen. Viele gutaussehende Sportlerinnen mit weniger guten Leistungen stehen im Vordergrund und sind beliebter als ihre weniger „hübschen“ Konkurrentinnen. Meist wird nur das Aussehen der Sportlerinnen bewertet und sie werden als Sexsymbole dargestellt. Auch die Medien achten hauptsächlich auf die hübschen Sportlerinnen, welche deshalb versuchen müssen dem Weiblichkeitsideal zu entsprechen. Das Dilemma ist vorprogrammiert, denn nur die Sportler, die in den Medien präsentiert sind, sind interessant für die Sponsoren. Die Sportler/Sportlerinnen, die den Schönheitsidealen entsprechen haben gute Chancen als „Werbeobjekt“ in Frage zu kommen. Aber bei Männern genügt es, wenn sie eine „große Klappe“ haben, um ins Rampenlicht zu rücken, was uns auch Ralf Leberer ins seiner Stellungnahme bestätigt hat. Die Outfits der Sportlerinnen werden immer knapper, um die Einschaltquoten zu steigern, denn es gibt viele Männer, die sich für Frauensport nur wegen der erotisch-sexistischen Darstellung interessieren. Frauen die nicht dazu bereit sind ihre Hüllen fallen zu lassen, haben so gut wie keine Aussicht auf einen guten Sponsorvertrag. Oft steht nicht ihr Sport im Vordergrund, sondern nur die Attraktivität der Sportlerinnen. So wird die Frau von den Medien zum Objekt der Begierde umfunktioniert. „Weshalb hat wohl der Volleyballverband verlangt, dass die Kubanerinnen in Trikots spielen, die so knapp und schmal sind, das man sie besser als Stirnband benutzen würde.“(Stuttgarter Zeitung 17.12 .1998) 3.3. Breitensport 3.3.1. „Es körpert überall“ 1 „Der Körper ist ein weites Feld geworden – ein Schlachtfeld? ..... Tatsächlich scheint es um Besetzung des Körpers zu gehen, wie um Eroberung und Landnahme, Unterwerfung, Ab- und Umrüstung, ein Feld, auf dem die verschiedensten Parteien gegeneinander antreten im Streit um Körperertüchtigung, Körperbild und Körpertherapie, körperliche Identität und körperliche Politik, Körpersprache und Körperbewusstsein.“ 2 „Das Sprichwort „Kleider machen Leute“ müsste längst „Körper machen Leute“ heißen. In den Zeiten von Diäten, Schönheitschirurgie und Fitness geht es nicht mehr um Kleidungsveränderungen, sondern um Körperveränderungen.“ Alle sind sich darüber im klaren, dass Kosmetik und Kleidung nicht mehr ausreicht um schön zu sein. Kürzere Röcke, engere Hosen und knappere Kleider sind das 1 2 Gabriele Splett (1993) – S.46 vgl. ebd. – S.24 Ergebnis der Körperfixierung. „Je mehr vom Körper gezeigt wurde, desto wichtiger wurde seine Form.“ Es widerspricht dem Zeitgeist, seine Nacktheit zu verstecken, denn heute darf alles gezeigt werden. Jedoch mit jeder Schicht die gefallen ist, gab es weniger Möglichkeiten unliebsame Stellen seines Körpers zu verdecken. Es ist das erste Mal in der Geschichte, dass das Schönheitsideal nicht den bekleideten, sondern den unbekleideten Körper betrifft. Es ist kein Fehler mehr die falschen Kleider zu tragen, man kann nur noch einen falschen Körper haben. Es ist einem nicht mehr unangenehm sich vor anderen auszuziehen, es ist nur dann peinlich, wenn man nicht gut aussieht. 3 Sogar 70% oder noch mehr der weiblichen Bevölkerung Deutschlands trägt Kleidergröße 42 und mehr. Die Frauen, die Größe 36/38 haben sind in der Unterzahl. Aber fast jede Frau strebt danach dieser Randgruppe anzugehören. Fast jede zweite Frau hat bereits eine oder mehrere Schlankheitsdiäten hinter sich gebracht, wobei die Frauen nicht mitgezählt sind, die „Entschlacken“ oder sich „gesund ernähren“. 4 Kommentare von Frauen aus der Bevölkerung: - „Figurmäßig könnte es besser sein, aber man lernt damit zu leben und sich einigermaßen damit abzufinden.“( 18 Jahre ; 1,70m groß ,60 kg) - „Es gab die zwei Stars mit Einsern, dann der Rest Zweier und Dreier und zwei – naja, die waren auch dick, haben immer Vierer gehabt.“(39 Jahre) - „ Mit 13 habe ich 70 Kilo gewogen, meine Mitschülerinnen haben mich immer die „Dampfwalze“ genannt, die Lehrerin auch.“ (42 Jahre) 5 Frauen streben nach dem Schönheitsidealen und identifizieren sich emotional mit jugendlich-schlanken Leitfiguren und verinnern somit die gesellschaftlichen Weiblichkeitsbilder mit ihrer hierarchischen Geschlechterordnung. „Der Konflikt ist vorprogrammiert: jede Frau ist anders, weil Größe, Gewicht, Alter, Aussehen Ausdruck individueller Lebensgeschichten und individueller Persönlichkeit sind.“ 1 So gut wie keine Frau ist vollständig zufrieden mit ihrem Körper, sie findet immer etwas, das nicht so richtig stimmt und zu verbessern wäre.2 Der Körper genügt unter Umständen nie den eigenen Ansprüchen und wird deshalb getrimmt, um Aufmerksamkeit zu erregen und nicht nur Teil der Masse zu sein. 3 Für Frauen ist Schönheit wichtiger als für Männer, deswegen setzen sie sich auch im starken Maße dieser Sisyphusarbeit4 aus. Zwar haben es einige wenige aufgegeben, aber der größere Teil versucht es immer wieder von neuem. Manchmal wird Schönheit zur Last und zur einzigen zwanghaften Beschäftigung. 5 „body-shaping“ vgl. Waltraud Posch (1999) – S.33/34 vgl. Claudia Kugelmann(1996) – S.134 vgl. Deutscher Sportbund / Bundesausschuss(1996) – S.17 5 vgl.Anm. 3 – S.134 1 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.135 2 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.79 3 vgl. Gabriele Splett (1993) – S.47 4 nach dem sagenhaften altgriechischen Straßenräuber, der in der Unterwelt zur Strafe einen immer wieder zurückrollenden Stein auf einen Berg rollen mußte: sinnlose Anstrengung, vergebliche Arbeit Der große Duden – Fremdwörterbuch / Band 5 (1971) – S.655 5 vgl. Farideh Akashe- Böhme / Karin Andert (1992) – S.173/174 3 4 Der Körper ist in unseren komplexen Welt die letzte Instanz auf die wir unmittelbar Einfluß nehmen können. Deshalb sind auch so viele Menschen verschiedenen Alters und Geschlechts von „bodybuilding“ oder „body-shaping“ fasziniert. Die körperlichen Erscheinungen finden in der Öffentlichkeit mehr oder weniger Anerkennung. Körperideale sind gesellschaftlich positiv bewertete äußere Merkmale, sie zu erreichen oder anzustreben ist für viele die Voraussetzung eines positiven Selbstbildes. Körperideale sind geschlechtsspezifisch und werden unterschiedlich gewichtet. 6 Denjenigen Frauen, die in Fitnessstudios Hantel- und Kraftmaschinentraining absolvieren, geht es vor allem um die Modellierung ihres Körpers, also um „bodyshaping“. Damit wollen sie die Beseitigung von Problemzonen an Hüfte, Schenkel, Bauch, eine schönerer Brust, straffere Haut statt Orangenhaut und ihr „Idealgewicht“ erreichen. 7 Die meisten Frauen, die regelmäßig ins Fitnessstudios gehen, sind als Fitnesssportlerinnen zu betrachten, sie trainieren in erster Linie wegen ihrem Gewicht und ihrer Figur. Zwar unterziehen sie sich der „Ganzkörpermethode“, wollen aber keine „sichtbare Muskeln“ aufbauen. Diese Fitnesssportlerinnen nennen wenig gesundheitliche Beschwerden und sind am zufriedensten mit den eigenen Körper.8 In diesem Zusammenhang scheint es, dass es den Frauen nicht um einen Zuwachs an Kraft geht. Im Gegenteil: sie fürchten eher, zu muskulös zu werden. „Stark sein“ ist nicht nur unweiblich, sondern erscheint oft gleichbedeutend mit „dick sein“ (im bayerischen Sprachgebrauch sind die Begriffe Synonym). Und dick sein oder so zu erscheinen, widerspricht dem aktuellen Schönheitsideal.9 Die Weiblichkeit beherrscht den Schönheitssport in Fitnessstudio. Stereotype Weiblichkeitsbilder, nach denen eine Frau adrett, attraktiv, jugendlich, fit du leistungsfähig zu sein hat sind der Hintergrund und das Ziel aller Bemühungen um die Kundinnen. Man verspricht den weiblichen Körper nach dem Maßstab der Schönheit- und Schlankheitsideale formen zu können. Die Übungsauswahl und Übungsziele unterscheiden sich prinzipiell von dem, was Männern angeboten wird, ihr Körperideal wird mit anderen Maschinen und Übungen geformt und befriedigt primär ihre eigenen Bedürfnisse: „Männer sehen, Frauen werden gesehen.“1 Wir haben festgestellt, dass die meisten Leute Sport nicht mehr zur Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit betreiben. Männer sowie Frauen haben ein höheres Figurbewusstsein entwickelt. Figur bzw. Körper und Fitness haben einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft und sind gesellschaftlich anerkannte Attribute. Jeder strebt danach, „fit“ und „schön“ zu sein, das heißt gesellschaftlich „in“ zu sein. Dieser Wunsch ist bei den Frauen ausgeprägter als bei den Männern, denn die Männer können sich immerhin noch durch ihre Leistungsfähigkeit ihre Persönlichkeit bestätigen. vgl. Anm. 1 – S.78/79 vgl. ebd. – S.81 8 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.65 9 vgl. Anm. 1 – S.81 1 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.132 6 7 Fitness „Gesundheit, körperliche Fitness und Unversehrtheit, dies sind die gesellschaftlichen akzeptierten, mehrheitsfähigen Attribute eines dynamischen, jugendlichen, junggebliebenen, erfolgreichen Menschen.“ Überall wird Gesundheit, Spannkraft, Leistungsfähigkeit und Jugendlichkeit versprochen, angepriesen und verkauft. Von der Kosmetikindustrie über die Bekleidungs- und Touristikbranche bis hin zu den kommerziellen Fitnessstudios. 2 Eine sozial höchst erwünschte Eigenschaft ist die Fitness als Synonym der Sportlichkeit. Im umgangssprachlichen Gebrauch ist das Wort „Fitness“ verwandt mit Gesundheit und körperlicher Leistungsfähigkeit. „Körperlich fit zu sein bedeutet aber auch im weiteren Sinn beruflich fit zu sein und „in“ zu sein, das heißt sozial fit zu sein.“ Fitness nimmt einen zentralen Stellenwert ein und es ist wichtig für den Einzelnen, selbst fit zu sein oder zumindest so zu wirken. Dadurch erklärt sich die Beliebtheit von Sportkleidung bei Nichtsportlern, die verschiedenen Methoden zum schlank werden und der muskulöse Körperbau. 3 Je mehr die Muskelarbeit an Bedeutung verliert, sie an Maschinen, Technik, Mikrotechnologie usw. abgibt, umso stärker entwickelt sich der Kult „der Freude am schönen Körper.“ Im Fitnessstudio sieht man an der Wand schön fotografierte, durchgestylte Männer und auf der anderen Seite in Raum die armen Kreaturen, die sich abmühen und plagen. Die Jagd nach der Schönheit wird ständig verloren, das macht die Leute entweder noch mehr fertig oder es spornt sie an. „ Und in den Spitzensportlern sehen sie eben, wie Ideal und Wirklichkeit zusammenfallen, in der perfekten Leistung.“ Diese Tatsache ist ein Grund für die Faszination des Leistungssports. 4 In Verbindung mit der Fitnesswelle hat sich das Aerobic in nahe zu allen Studios etabliert und sich bisher gehalten. Ausschließlich Frauen, mit einem komplexen Körperbewusstsein machen diese „Sportart“. Aerobic ist die „Philosophie“ der jungen, modernen, unabhängigen, starken und körperbewussten Frau, die einerseits das weibliche Gemeinschaftsgefühl erleben möchten, durch Gymnastik mit Frauen und unter der Leitung von Frauen, und andererseits ihre ästhetisch-erotische Wirkung auf den männlichen Betrachter provoziert.1 In unserer Sportwelt gibt es so viele Angebote, die Frauen für die Erhaltung ihrer jugendlichen Schönheit nutzen können. Diejenigen, die dieses Angebot nicht in Anspruch nehmen, scheinen kein Mitleid zu verdienen. In einer Welt, die Jugendlichkeit und Gesundheit voraussetzt, gelten sie leicht als unbeherrscht, träge und willensschwach. 2Mit der Absage an die Gegenwart und seine Ideale, schließt man auf die Absicht, nicht mehr auffallen zu wollen, sich nicht mehr ernsthaft beteiligen zu wollen, und keine erkennbaren Spuren zu hinterlassen.3 Frauen, die sich mit Aerobic, Jogging und Hanteltraining die Annäherung an ihr Idealbild versprechen entscheiden sich für den anderen Weg. Um gesellschaftliche vgl. Elk Franke – Hrsg./ Gunther A. Pilz (1968) Sport und Gesundheit; Rororo Sport –Arbeitsbücher; Rowohlt Verlag - S.111 3 vgl. ebd. – S.95 4 vgl. Medien + Erziehung 1/1992 – S.71 1 vgl. Dr. Michael Klein (1987) – S.67 2 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.137 3 vgl. Farideh Akashe-Böhme/Karin Andert (1992) – S.169 2 Anerkennung und in positives Selbstbild zu erlangen, passen sie sich den gängigen Idealvorstellungen an, doch meist betrügen sie sich damit selbst. Solange sie den Körper nur als Mittel zum Zweck gebrauchen, solange sie die Verantwortung für ihn am Eingang der Sportstätte an „Experten“ abgeben, werden sie nicht das erhalten was sie suchen. Sie zeigen damit nur, dass sie bereit dazu sind, sich gesellschaftlichen Vorstellungen auch in Bezug auf ihre Weiblichkeit, zu fügen. Ihr „Selbstwert“ ist abhängig vom Erfolg und ist stets in Frage gestellt, durch das alltägliche Geschehen, auf das sie meist keinen Einfluß haben.4 Frauen ist ihr Aussehen und ihre Figur wichtiger als den Männern. Sie treiben Sport um ihre körperliche Leistungsfähigkeit zu verbessern, Der Körper der Frau ist zentraler Bestandteil des Selbst, während der Körper des Mannes und sein Selbst nicht so eng miteinander verbunden sind.5 „Frauen vertreten hauptsächlich das Konzept des „Körper–Sein“, das heißt sie identifizieren sich mit ihrem Körper und definieren sich über ihn, wohingegen Männer mehr dem „Körper-Haben“ verpflichtet sind, das heißt sie gebrauchen ihren Körper.“ Frauen sind wesentlich auf ihren Körper fixiert und leiten ihre Identität davon ab.6 Der eigene Körper wird zu einem Gegenstand, dessen Mängel und Störungen ständig analysiert wird und unter Anleitung von Spezialisten verbessert werden soll. Die Schönheit der Frau wird zum bloßen Material, das zu verbessern, zu modellieren, zu verfeinern, zum umhüllen und zu akzentuieren ist. Die Anstrengungen der Frauen gehen nicht mühelos an ihnen vorbei, sie müssen kritische Distanz zum eigenen Körper, Kompetenz, Rücksichtnahme und eine beträchtliche Bereitschaft, Strapazen auf sich zu nehmen, zeigen. Das alles soll unbemerkt bleiben und den schönen Schein nicht gefährden. 7 Die Frauen setzen alles daran, um anderen zu gefallen und durch die Bestätigung von außen sich selbst mögen zu können. Die ständige Beschäftigung mit einem schlanken Körper aber schwächt ihr Selbstbewusstsein und deshalb ist Schönheit immer nur eine Scheinlösung.8 Durch die permanente Thematisierung des mangelhaften weiblichen Körpers wird die Diskriminierung und Reduktion der Frau deutlich. Anscheinend wissen männliche Experten über die Problemzonen von Frauenkörpern und ihre Behandlung mehr als die Betroffenen. Der eingeengte Handlungsbereich der Frauen lässt eine andere Arbeit, als die Modellierende, nicht zu. Das eng definierte Angebot reduziert die Bewegungs- und damit Welterfahrungen der Frauen. Natürlich betrifft diese Einschränkung auch männlicher Kunden, doch diese benutzen das Fitnessstudio oft nur als Ergänzung zu anderen sportlichen Aktivitäten. Frauen hingegen nutzen das kommerzielle Studio oft als erste und einzige Bewegungsgelegenheit. Sie können hier in privaten Rahmen, ohne Wettkampfbetrieb und ohne langfristige Verpflichtung Sport treiben. 1 Frauen entscheiden sich meist für ihnen gesellschaftlich zugestandene Bewegungspraktiken, die zu ihrer körperlichen Verbesserung dienen. 95% betreiben Sport zur Fitness, dazu gehört Gymnastik und body-shaping.2 Wir glauben, schlank, jung, nett und fit sein zu müssen um gesellschaftliche Akzeptanz zu erfahren. Das Ringen um den perfekten Körper ist schon so alltäglich, vgl. Anm. 2 – S.137 vgl. Anm. 3 /Margrit Brückner – S.204 6 Gabriele Splett (1993) – S.29 7 vgl Anm. 3/Sidonia Blättler – S.128 8 vgl. Waltraud Posch (1999) – S.99 1 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.132 2 vgl. Deutscher Sportbund/ Bundesausschuss (1996) – S.17 4 5 dass es uns gar nicht bewusst ist. 3 Während für Männer der muskulöse Oberkörper ein Vorbild ist, orientieren sich Frauen am schlanken knabenhaften Ideal. Der Sport erhält dabei eine neue Funktion. Er dient nicht mehrt nur Fitness und Gesundheit, sondern auch der Schönheit, denn Fit ist schön !!!! 4 Nicht mehr nur für Männer gehören Muskeln zum non plus ultra für einen schönen Körper, auch für Frauen sind nun Muskeln statt Fett angesagt. Sport ist also ein perfekter Weg zum propagierten Körper, dabei gibt es geschlechtsspezifische Unterschiede. Männer trainieren intensiv Brust, Arme und Schulter, Frauen dagegen konzentrieren sich auf Beine, Po und Bauch.5 Der Fitnesssport ist in vielen Bereichen identisch mit dem Schönheitssport. 6 Durch den Fitnesskult wird der Körper immer mehr zu einem „Leib-für-andere“. „Es geht also nicht um den Sport als l’art pour l’art oder Charakterschule, sondern um das Produkt, das dieser Sport fabriziert, in den Augen der anderen.“ 7 Durch einen schönen Körper hat man die Chance anderen aufzufallen und sie auf sich neugierig zu machen und ihre Aufmerksamkeit zu erregen. „Schönheit kann Status verleihen und als Werkzeug der Macht dienen.“ 8 Es gibt eine neue Zivilisationskrankheit: die verbissenen Sucht nach unaufhörliche Fitness. Diese soziale Krankheit verbreitet sich in allen politischen, sozialen und kulturellen Bereichen. 9 Sport und Fitness gehören nicht nur teilweise zu unserem Leben, sondern sind in ihrer Kombination zu einer neuartigen Lebensphilosophie geworden. Es gibt jedoch schichtsspezifische Unterschiede. Die Mittelschicht legt mehr Wert auf einen „überarbeiteten Körper“ als untere soziale Schichten. Plumpe, dicke, vernachlässigte und schlecht gekleidete Körper deuten auf die untere Schicht hin. Sie zeigen eine Vorliebe für kalorienreiche Nahrung, d.h. sie sind in ihrer eigenen Körperlichkeit gegenüber ziemlich gleichgültig. Die dominante Mittelschicht ist verantwortlich für den Entwurf eines neu zu formenden Körpers: der Mensch als Architekt seines Körpers.1 Der Körper wird zum Objekt sozialer Kontrolle und persönlicher Pflege und wird damit der Dressur2 unterworfen, vor allem in den herrschenden Schichten.3 Der perfekte Körper ist eines der höchsten Ziele in unserer Gesellschaft und steht damit eindeutig über der Leistung. Aber natürlich gibt es auch hier individuelle Unterschiede, denn es gibt sicherlich auch noch Menschen die Sport wegen der Leistung treiben. Der Körper und somit auch die „Schönheit“ ist eines der wichtigsten Güter, die man besitzen kann und deshalb nehmen wir die Leistungssportler teilweise als Vorbilder, vgl. Waltraud Posch (1999) – S.123 vgl. ebd. – S.158 5 vgl. ebd. – S.157 6 vgl. Anm. 1 – S.139 7 Gabriele Splett (1993) – S.12 8 vgl. Anm. 3 – S.181 9 vgl. Anm. 1 – S.51 1 vgl. Claudia Kugelmann (1996) – S.54 2 Die menschl. Willensäußerungen begreifen und danach reagieren lehren Das moderne Lexikon/Band 5 (1971); Bertelsmann Lexikon-Verlag GmbH; Gütersloh - S. 35 3 vgl. Farideh Akashe-Böhme /Margit Brückner (1992) – S.179 3 4 an denen wir uns orientieren können. 3.3.2. Umfrage Alter: Geschlecht:m w 1) Warum treiben sie Sport?- Mehrfachnennungen möglich Figur Fitness Spass Leistung Geselligkeit Stressabbau Gesundheit Attraktivität 2) Spielt Schönheit eine wichtige Rolle in ihrem Leben? Angabe von 0 = gar keine bis 6 = sehr wichtig /( 3 = egal) 3) Welche Voraussetzungen sind für die Vermarktung eines Sportlers besonders wichtig? Angabe von 0 = total unwichtig bis 6 = sehr wichtig Frauen: Attraktivität: Leistung: sexy: Männer: 4) Wie sieht ihr persönliches Schönheitsideal aus? bei Frauen groß sexy zierlich durchtrainiert rundlich sportlich schlank gepflegt kurvig klein muskulös anderes bei Männern groß sexy zierlich durchtrainiert rundlich klein schlank muskulös gepflegt sportlich anderes 5) Wie stark schätzen sie Attraktivität, Leistung und Beliebtheit bei folgenden Sportlern ein? Anna Kournikowa: Franziska van Almsick: Martin Schmitt: Boris Becker: Leistung: Beliebtheit: Attraktivität: Leistung: Beliebtheit: Attraktivität: Leistung: Beliebtheit: Attraktivität: Leistung: Beliebtheit: Attraktivität: 6)Wie stellen sie sich den „typischen“ Sportler vor? Frauen: durchtrainiert groß intelligent Männer: durchtrainiert klein intelligent zierlich attraktiv schlank muskulös sexy groß attraktiv schlank muskulös sexy anderes anderes Auswertung der Umfrage: Befragte: 47 Personen im Alter von 12 - 50 Männlich: 25 Weiblich: 22 In unserem Fragebogen gab es eine größere Auswahl an Antworten, auf die wir jedoch nicht vollständig eingehen möchten, da sie für uns nicht von Interesse sind. Da wir nur die Meinung von 47 Leuten zu bewerten hatten, können wir im Folgenden nur die Tendenzen der Allgemeinheit ausmachen. 1.) Warum treiben Sie Sport? Mit dieser Frage wollten wir zeigen, dass für Frauen die Figur eine größere Rolle spielt und für die Männer hauptsächlich die Leistung im Vordergrund steht. Figur Fitness Leistung Attraktivität Frauen = 22 13 59,1% 10 45,5% 2 9,1% 7 31,8% Männer = 25 5 20 % 14 65 % 11 44 % 7 28 % Unsere Ausgangshypothese bestätigt sich im großen und ganzen, da ca. 60% der befragten Frauen Sport wegen ihrer Figur treiben. Auffällig ist ist außerdem, dass nur etwa 10% von ihnen Sport aus Leistungsinteresse machen. Überraschend für uns war aber, dass nur 44% der Männer Sport zur Verbesserung ihrer Leistungsfähigkeit machen, aber immerhin 65% zur Steigerung ihrer Fitness. Erstaunlich für uns war außerdem, dass die Attraktivität bei beiden Geschlechtern eine gleich große Rolle spielt. Daran sieht man, dass das Aussehen bzw. die Schönheit auch dem Mann nicht mehr gleichgültig ist. 2.) Spielt Schönheit eine wichtige Rolle in ihrem Leben? 0 = gar keine; 3 = egal; 6 = sehr wichtig Hier wollten wir beweisen, dass die eigene Schönheit niemandem ganz egal ist. Jeder wird in seinem Leben mit diesem Ausdruck konfrontiert, egal welchen Geschlechts. Keiner kann sich dem Einfluß der Schönheit entziehen. Schönheit : 0-6 Frauen 3,8 Männer 4,0 Das Ergebnis war für uns sehr überraschend, da wir davon ausgingen, dass der Durchschnittswert der Frauen höher liegen würde, als der der Männer. Jedoch sieht man, dass Schönheit den Frauen sowie den Männern nicht egal ist, obwohl wir uns höhere Werte vorgestellt hatten. Festzuhalten bleibt, dass sowohl bei den 12 jährigen als auch bei den 40-50 jährigen das eigene Aussehen eine Rolle spielt. 3.) Wie sieht ihr persönliches Schönheitsideal aus? Wir gingen davon aus, dass das Schönheitsideal der Frau schlank sein soll und das der Männer sportlich und groß. Hier haben wir die Angaben der Männer und Frauen zusammengerechnet(Frauen =22 + Männer=25). schlank sportlich durchtrainiert muskulös zierlich sexy rundlich groß Frauen = 47 40 37 11 4 7 33 0 nicht relevant 85,1% 78,7% 23,4% 8,5% 14,9% 70,2% 0% Männer = 47 23 40 34 27 nicht relevant 15 2 38 48,9% 85,1% 72,3% 57,4% 31,9% 4,2% 80,9% Größtenteils wurden wir in unseren Annahmen auch bestätigt. Die „ideale“ Frau soll nach der Umfrage vor allem schlank, sportlich und sexy sein, die erwünschten Attribute des Mannes sind sportlich, groß und durchtrainiert. 22 befragte Frauen und 25 befragte Männer machten folgende Angaben: schlank sportlich durchtrainiert muskulös zierlich sexy Frauen =22 19 86,4% 15 68,2% 3 13,6% 0 0% 3 13,6% 14 63,6% Männer =22 9 40,9% 18 81,8% 13 59,1% 14 63,6% nicht relevant 9 40,9% Frauen = 25 21 84% 22 88% 8 32% 2 8% 4 4% 19 76% Männer = 25 14 56% 22 88% 21 84% 13 52% nicht relevant 6 24% rundlich groß 0 0% nicht relevant 0 18 0% 81,8% 0 0% 2 nicht relevant 20 8% 80% Beide befragten Geschlechter haben sehr ähnliche Vorstellungen von den verschiedenen Schönheitsidealen. Frauen, sowie Männer erwarten von dem weiblichen Schönheitsideal Schlankheit, Sportlichkeit und erotische Ausstrahlung. Ebenso identisch ist die Vorstellung vom männlichen Ideal - der ideale Mann soll sportlich groß und durchtrainiert sein, aber dabei gaben nur ca. 60% der Frauen „durchtrainiert“ an, während die Männer mit 84% darauf mehr Wert legten. 4.) Wie stellen Sie sich den „typischen“ Sportler vor? Wir erwarteten in unserer Auswertung, eine gewisse Übereinstimmung mit der vorherigen Frage. Auch hier haben wir beide Geschlechter gemeinsam bewertet(Frauen=22 + Männer=25). schlank durchtrainiert muskulös sexy attraktiv groß Frauen = 47 36 38 13 23 36 nicht relevant 76,6% 80,9% 27,7% 48,9% 76,6% Männer = 47 27 45 38 12 21 40 57,4% 95,7% 80,9% 25,5% 44,7% 63,8% Die „typische“ Sportlerin soll schlank, durchtrainiert und attraktiv sein. Der Athlet dagegen soll durchtrainiert, muskulös und groß sein. Die Idealbilder aus den Fragen 3+4 sind sich sehr ähnlich und stimmen weitgehend überein. 22 befragte Frauen und 25 befragte Männer machten folgende Angaben: schlank durchtrainiert muskulös sexy attraktiv groß Frauen = 22 14 63,6% 18 81,8% 5 22,7% 8 36,4% 17 77,3% nicht relevant Männer = 22 11 50% 21 95,5% 19 86,4% 6 27,3% 9 40,9% 20 90,9% Frauen = 25 22 88% 20 80% 8 32% 15 60% 19 76% nicht relevant Männer = 25 16 64% 24 96% 19 76% 6 24% 12 48% 18 72% Die Aussagen der befragten Männer und Frauen waren sich in den meisten Fällen einig, jedoch gab es auch einige Abweichungen. Während Männer zu 88% erwarten, dass eine Sportlerin schlank ist, befinden die Frauen Schlankheit für eine Sportlerin nicht ausschlaggebend(64%). Besonders fiel uns noch bei der Auswertung dieser Frage auf, dass etwa doppelt so viele Männer angaben, dass eine Sportlerin sexy sein soll. Das könnte daher kommen, da die Männer Frauensport nur wegen der „erotischen Ausstrahlung“ ansehen. 5.) Welche Voraussetzung sind für einen Sportler bei der Vermarktung besonders wichtig? Wir glaubten, dass die Attraktivität bei der Vermarktung der Frauen ausschlaggebend ist, dass aber natürlich auch die Leistung eine bedeutende Rolle spielt. Für Männer ist vor allem die Leistung wichtig und das Aussehen ist nebensächlich. Attraktivität Leistung sexy Frauen = 47 234 216 221 5,0 4,6 4,7 Männer = 47 195 259 168 4,1 5,5 3,6 Unsere Vermutung hat sich weitgehend bestätigt. Die Attraktivität, die Leistung und die erotische Ausstrahlung der Sportlerin sind annähernd gleichbedeutend für die Vermarktung. Die Leistung des Athleten wird als wichtigstes Kriterium genannt, obwohl die Befragten die Attraktivität der Männer auch für sehr wichtig halten. Jedoch spielt die erotische Ausstrahlung der Männer keine entscheidende Rolle. 6.) Wie stark schätzen sie Attraktivität, Leistung und Beliebtheit bei folgenden Sportlern ein? Angaben von 0-6 Befragte = 47 Mit dieser Frage wollten wir belegen , dass die Atttraktivität der Frauen mit ihrer Beliebtheit zusammenhängt. Dabei ist die Leistung nicht ausschlaggebend. Wir meinen, dass dies bei den Männern nicht so sehr der Fall ist, denn sie können die Öffentlichkeit auch durch ihre Leistung für sich gewinnen. Anna Kournikowa: Ihre Attraktivität (5,1) wurde besser eingeschätzt als ihre Leistung (3,4), auch ihre Beliebtheit (4,7) hatte einen besseren Durchschnittswert. Sie ist ein Beispiel dafür, dass eine Sportlerin vor allem durch ihr Aussehen vermarktet und bekannt wird. Bisher hat sie noch keine größeren Erfolge zu verzeichnen und trotzdem kennt sie jeder. (siehe Vermarktung/Magdalena Brzeska) Franziska van Almsick: Auch hier steht die Attraktivität (4,1) an erster Stelle, wenn auch nur ganz knapp. Leistung (3,9) und Beliebtheit (3,8) weichen nicht weit voneinander ab. Wir wollen nicht näher auf diese Werte eingehen, da Franziska v. Almsick nicht mehr ganz so präsent in der Öffentlichkeit ist. Martin Schmitt: Bei ihm steht eindeutig die Beliebtheit (5,5) ganz vorne, dicht gefolgt von seiner Leistung (5,4). Hier wird deutlich, dass das Aussehen (4,0) der Männer keine ausschlaggebende Rolle für die Vermarktung spielt und sie ihre Leistung ausreicht , um das Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Boris Becker: Die Leistung (4,5) hat hier den höchsten Wert, wobei man beachten muss, dass er sich bereits aus dem Wettkampfgeschehen zurückgezogen hat. Seine Attraktivität (2,7) wird am schlechtesten eingeschätzt, knapp hinter seiner Beliebtheit (3,9). Größtenteils haben sich unsere Hypothesen bestätigt. Obwohl wir nur 47 Leute befragt haben, können wir annehmen, dass die Mehrheit der Bevölkerung eine ähnliche Ansicht haben. Frauen müssen einfach gut aussehen, um wirklich „Erfolg“ zu haben. 3.3.2. Exkurs: Bodybuilding Definition 1- Bodybuilding: Moderne Methode der Körperbildung und Vervollkommnung der Körperformen durch gezieltes Muskeltraining mit besonderen Geräten. 1 Definition 2- Bodybuilding: In Amerika aus der Grundlage schwerathletischer Übungsformen entwickeltes Trainingssystem zur Entwicklung der Muskuluatur. Es besteht aus Übungen mit Scheiben- und Kurzhanteln, verstellbaren Gewichten und Widerstandsapparaten u.a.2 „Der Bodybuilder ist die extreme, konsequenteste Form des modernen Gesundheitssportlers. Er braucht keine Ausrüstung. Seinen Body hat er immer dabei, und builden kann er ihn im Studio, [...]Sein Statussymbol ist der schwellende Muskel: den kann er überallhin mitnehmen, an den Strand und in die American Bar.“ 3 Die Hauptkriterien in einem Wettkampf sind: Muskelmasse, Proportionen und Muskulösität – bei Frauen wird zusätzlich ihre Ästhetik und ihre feminine Ausstrahlung bewertet. Diese Bewertung erfolgt durch eine Jury, die auf Symmetrie, Harmonie, den Körperbau, die gleichmäßige Muskelentwicklung, den Gesamteindruck und die Präsentation der Athleten beurteilen muss. Um die Vielfalt der unterschiedlichen Körpertypen objektiv beurteilen zu können, bedarf es einer Einteilung in Altersklassen, Gewichtsklasse und Wertungsrunden. Um überhaupt an Wettkämpfen teilnehmen zu können, müssen die Bodybuilder der Spitzenklasse härter dafür trainieren, als die meisten Athleten anderer Sportarten. Der begriff Bodybuilding wird immer wieder falsch interpretiert, denn heutzutage bedeutet er „Entwicklung des Körpers und seiner sportmotorischen Fähigkeiten“. Dabei wird die Ausdauer, Beweglichkeit, Kraft, Koordination und Schnelligkeit verbessert. Bodybuilding gilt als wirksamste, risikoloseste und effektivste Möglichkeit den Körper zu formen und zu trainieren. Das reicht vom Training für behinderte über Rehabilitation und Prävention bis hin zur extrem sportlichen Zielsetzung des Leistungsbodybuildings. 4 Wir meinen, dass diese Aussage nicht ganz der Wahrheit entspricht, denn es ist bekannt, dass sowohl Männer als auch Frauen im Leistungsbodybuilding nicht mit Dopingpräparaten und anderen schädlichen Mitteln sparen - der Sport also nicht ganz so risikolos ist, wie er hier dargestellt wird. Bei diesem Sport ist nicht die Leistung ausschlaggebend, sondern die äußere Erscheinung, die Stimmigkeit und Zusammensetzung des Körpers, wobei dieser dem gängigen Schönheitsideal nicht entspricht und eine neue extreme Auffassung von Schönheit widerspiegelt. vgl. Der große Duden – Fremdwöterbuch/Band 5 (1971) – S.102 vgl. Das moderne Lexikon/ Band 3 (1971); Bertelsmann Lexikon-Verlag GmbH, Gütersloh - S.124 3 Gabriele Splett (1993) – S.54 4 vgl. www.dbfv.de 1 2 Die Möglichkeiten des Bodybuilding sind so vielfältig, dass immer mehr Männer und Frauen jeden Alters die Angebote wahrnehmen mit dem Ziel die körperliche Fitness zu steigern und dabei ist das Verletzungsgefahr äußerst gering. 1 Im richtigen Maß dient Bodybuilding sicherlich der Gesundheit, doch sollte man es nicht übertreiben, da es sonst das Gegenteil bewirken könnte. 3.3.2.1. Frauenbodybuilding: Die Leistungsschau von Bodybuilderinnen besteht aus einer reinen Repräsentation, im Unterschied zu allen anderen Sportarten die auf maximale Verausgabung im Wettkampf beruhen.Nicht die Leistung sondern die vollbrachte Gewichtsarbeit ist das Kernstück dieses Sports.Der Körper der Sportlerin ist ein Zeichen mehr oder weniger gelungener Körperumformungen. M. McLuhan:„ Der Körper (selbst) ist die Botschaft. Damit befindet sich das Bodybuilding in unmittelbarer Nachbarschaft von Miss-Wahlen, Haute Couture-Schauen etc. und einer Geschichte der Diät und wechselnder Moden.“ 2 Die wachsende Zahl von Fitness-Studios und die Arbeit von Frauen an Kraftmaschinen im Frauenhochleistungssport lässt den Trend weiblicher Körperformen erkennen: Einerseits steht die Femininität muskulöser Athletinnen nach dem Vorbild US – amerikanischer Leichtathletinnen im Vordergrund, aber andererseits auch die Anreicherung der femininen Figur mit Muskeln als Freizeitvergnügen. In diesem Punkt hat das Bodybuilding eine avantgardistische3 Funktion.4 Dass das Frauenbodybuilding der Ästhetik und der Schönheit dient, ist ein umstrittener Punkt. Bei dieser Sportart gehen die Meinungen weit auseinander. Das Erstaunenswerte ist, dass Bodybuillding eine der wenigen Sportarten ist, wo nicht die Leistung sondern das Aussehen zählt. Aber ist das „schön“? 1 vgl. www.dbfv.de vgl. Hubert Ch. Ehalt/ Otmar Weiß – Hrsg. (1993) – S.136 3 Avantgardismus: für neue vorkämpferische Ideen eintretend. vgl. Der große Duden - Fremdwörterbuch (1971) – S.152 4 vgl. Anm. 2 – S.137 2 Aus Gesprächen mit Bodybuilderinnen ging hervor, dass der Akt des Gewichtstrainings, des Muskelaufbaus, der Körper(um)formung im Unterschied zur Inszenierung, zur Schau gestellte, wettkampfgestylte Körper sind.5 Bodybuilderinnen unterscheiden sich von ihren männlichen Kollegen durch die Zurschaustellung ihres Körpers, weil sie den Begriff Bodybuilding als zentrales Element des Schaugeschäfts auffassen und unproblematischer mit dem Suchtcharakter des Sports umgehen können. Der Wettkampf dient zur Demonstration muskulärer Weiblichkeit. Die richtige Plazierung der Muskeln und nicht allein der Muskelumfang werden beurteilt. Diese Anordnung muss ein feminines Gesamterscheinungsbild – schmale Taille, lange Beine- zulassen. Im Gegensatz zum männlichen „posing“ besteht die Präsentation auf einer tänzerischen Kür, die die weibliche Note im Frauenbodybuilding verdoppelt. Die richtige Figur ist für die Sportlerin von großer Bedeutung, die nicht davor zurückschreckt pharmazeutische Hilfen, auch Dopingpräparate, zu nehmen um die gewünschte Körperform zu erzielen. Außerdem schrecken sie auch nicht vor Eingriffen der plastischen Chirurgie zurück. Der kritische Punkt im Frauenbodybuilding ist die Grenze von Muskularität zu Maskulinität, denn im Zentrum des weiblichen Bodybuilding steht der makellose muskuläre Frauenkörper, dessen Schönheit bzw. die Zurschaustellung verführerischer Körperformen soziale Anerkennung erfährt. 1 Die Sportlerin benötigt viel Selbstdisziplin, die sich in der geduldigen, systematischen Trainingsarbeit äußert. Das Bodybuildingtraining benötigt eine totale Umgestaltung des Körpers: genaue Bearbeitung jeder Körperpartie, jeder einzelne Muskel wird auf planvolle Weise mit Kraftmaschinen bearbeitet.2 Sichtbare Resultate lassen sich nicht nur durch systematische Training erzielen, sondern durch Planung und Ordnung der anderen Lebensbereichen wie z.B. Ernährungspläne, kontrollierte Geselligkeit, ein auf Trainings- und Wettkampfzeiten ausgerichtetes Vergnügen und strikte Körperhygiene. vgl. ebd. – S.139 vgl. Hubert Ch.Ehalt/ Otmar Weiß - Hg. (1993) – S.140 2 vgl. ebd. – S.141 5 1 Die Verschärfung der Diät, die Reduktion gesunder Ernährung zur Wettkampfdiätauf ein Minimum, im restliches Fettgewebe abzubauen und dadurch die Muskeln deutlicher hervortreten zu lassen- ist kennzeichnend für das ultimative Stadium im Kampf um die Schönheit: Die Selbstdisziplin der Sportlerinnen bis zu ihrem (körperlich-sozialen) Verschwinden. „Je stärker sich die Bodybuilderinnen dem Ideal der Makellosigkeit annähern, desto mehr geht der soziale Sinn der sportlichen Betätigung [...] verloren.“ Als richtiges Bodybuilding sehen die Frauen technisch systematische Arbeit an seinem symmetrisch-muskulären (und zugleich femininen) Gesamterscheinungsbild. Dazu gehört weder der Einsatz aller Kraft beim Stemmen von Höchstlasten, noch die übermäßige Vergrößerung bestimmter Körperregionen. Bodybuilding verschiebt die Grenzen fraulicher Muskularität und eröffnet neue Horizonte der Femininität. 3 4. Schlusswort Eigentlich hätten wir unsere Fragestellung ändern können und nur nach der Beziehung zwischen Frau und Sport fragen sollen. Wir hatten ja hauptsächlich Material über Frauen, denn im Zusammenhang mit „Schönheit“ wird selten über Männer geschrieben. Im Sportbereich kommt der Begriff „Schönheit“ , genauso wie in der Gesellschaft meist nur in Verbindung mit der Frau vor, und der Mann spielt dabei eine Nebenrolle. In der Einleitung haben wir einige allgemeine Fragen zur Schönheit gestellt, die wir nun- da wir am Ende unserer Arbeit angekommen sind- beantworten können. Was ist schön?- Fit und schlank! Wie entwickelte sich die Schönheit?- In jeder Epoche zu jeder Zeit gab es diverse Auffassungen von dem Begriff „Schönheit“ und sie war immer mit der jeweiligen gesellschaftlichen Situation verbunden. Warum spielt sie eine so große Rolle für den Menschen? - „Schönheit“ fasziniert die Menschen und wirkt anziehend. Es gibt sie schon immer und zu jeder Zeit strebten die Menschendanach, bis auf wenige Ausnahmen, sie zu erlangen. Für viele ist sie das Erstrebenswerteste, das es zu erreichen gibt. Um „schön“ zu werden schreckte man nicht vor schmerzhaften Prozeduren(z.B Korsett und Lilienfuß) zurück und setzte teilweise sogar seine Gesundheit aufs Spiel ( z.B. Magersucht, Bulimie). Denn Menschen tun und taten alles für die „Schönheit“ und vor allem Frauen sind von ihr abhängig, ob sie wollen oder nicht. Allerdings kann es vorkommen, dass Frauen den „Schönheitskult“ übertreiben, indem sich Muskulösität in Maskulinität umwandelt. Dies sieht man vor allem beim 3 vgl. ebd. – S.143 ff Bodybuilding, wo die Grenze zur Ästhetik erreicht ist und sich die Meinungen über diese Art der „Schönheit“ weit entfernen. Wie wir bereits gezeigt haben, existiert eigentlich kein einheitliches Bild von „Schönheit“ und jeder definiert sie irgendwie unterschiedlich. Unsere Umfrage bestätigte uns in allen Bereichen. Wir hatten zum Beispiel recht mit unserer Vermutung, das die Öffentlichkeit von einem Sportler nahezu dasselbe erwartet, wie von ihrem eigenen Schönheitsideal. Der Sportler soll am liebsten, groß, durchtrainiert und muskulös sein. Die Athletin soll bevorzugt die Merkmale durchtrainiert, attraktiv und schlank haben. Auch Ralf Leberer bestätigte dies und noch mehr. Er ist auch der Ansicht, dass es attraktive Sportler einfacher hätten Sponsoren zu finden, die sie finanziell unterstützen und ihnen dabei helfen, sich auf ihren Sport konzentrieren zu können. Mit unseren zahlreichen Ergebnissen und Erkenntnissen können wir nun unsere Ausgangsfrage beantworten. „Welche Rolle spielt die „Schönheit“ bei der Vermarktung des Sportlers und hat die „Schönheit“ mehr Gewicht in der Öffentlichkeit als die Leistung?“ Wir meinen abschließend, dass „Schönheit“ eine wichtige Rolle bei der Vermarktung des Sportlers spielt und auch in der Öffentlichkeit ein wichtiges Kriterium darstellt. Jedoch sind für die Vermarktung auch noch andere Aspekte wie z.B. Erfolg und Sportart von Bedeutung. Jedoch muss man beachten, dass auch die geschlechtsspezifischen Unterschiede von großer Bedeutung sind, da sie das Sportgeschehen besonders beeinflussen. Frauen müssen, um gut vermarktet zu werden, neben ihrer Leistung immer noch zusätzlich gut aussehen, damit ihnen Aufmerksamkeit geschenkt wird. Das ist wohl das Schicksal des „schönen Geschlechts“, denn es scheint, als ob eine Frau, die nicht gut aussieht, keine Aufstiegsmöglichkeit hätte. Männer sind eindeutig in der besseren und machtvolleren Position, denn sie sind die „Platzhalter der Macht“. Ein Mann muss genau wie die Frau seine Leistung bringen, aber dann genügt eine große Klappe, um die Blicke auf sich zu ziehen. Männer haben mehr Spielraum als d Frauen, denn ihr Aussehen ist für sie immer nur eine Nebensache und nicht unbedingt erforderlich, sie können sich auch anders beweisen. Ihr äußeres Erscheinungsbild steht nicht im Vordergrund wie das bei den Frauen der Fall ist. Abschließend müssen wir noch den Zusammenhang zwischen Sport und der Gesellschaft erläutern. Der Sport spiegelt die Gesellschaft wider, mit all ihren Eigenheiten und die Stellung einer Frau im Sport ist mit ihrer Stellung in der Gesellschaft nahezu identisch. Die Frauen sind diesem „Zwang“ nach Weiblichkeit hilflos in allen Bereichen ausgeliefert, nicht einmal im Sport bleiben sie davor verschont. Literaturliste: - Georg Anders/ Elisabeth Braun-Laufer (Red.) (1999): Sportlerinnen in den MedienMöglichkeiten und Grenzen; Sport und Buch Strauß GmbH, Köln - Farideh Akashe-Böhme- Hrsg. (1992): Reflexionen vor dem Spiegel; Gender studies- edition suhrkamp; Frankfurt am Main - Bundesinstitut für Sportwissenschaft (1999), Sport und Strauß GmbH; Köln - Klaus Cachay (1988): Sport und Gesellschaft – Zur Ausdifferenzierung einer Funktion und ihre Folgen/ Reihe Sportwissenschaft; 22; Verlag Karl Hofmann, Schorndorf - Dr. Axel Dreyer (1986): Werbung im und mit Sport; Verlag Cognos Institut, Göttingen - Hubert Ch. Ehalt/ Otmar Weiß – Hrsg./ Band 23(1993): Sport zwischen Disziplinierung und neuen sozialen Bewegungen; Böhlau Verlag; Wien, Köln, Weimar - Harald Fischer (1986): Sport und Geschäft – Professionalisierung im Sport Bartels & Wernitz Sportverlag GmbH; Berlin - Elk Franke - Hrsg. (1986): Sport und Gesundheit; Rororo sport – Arbeitsbüchersport; Rowohlt – Verlag; - Angelika Grauer & Peter F. Schlottke(1987): Muss der Speck weg? Der Kampf ums Idealgewicht im Wandel der Schönheitsideale; Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co; München - George L. Hersey (1998): Verführung nach Maß – Ideale des perfekten Körpers Siedler Verlag, Berlin - Andrea Hurton (1995): Kultobjekt Mann; Eichborn Verlag; Frankfurt am Main - Dr. Michael Klein (1987): Frauen im Sport - Gleichberechtigt?/ Band 19 Verlag W. Kohlhammer; Köln - Marie-Luise Klein & Gertrud Pfister (1985); Goldmädel, Rennmiezen, und Turnkücken- Die Frau in der Sportberichterstattung der Bild –Zeitung; Bartels & Wernitz Verlag KG, Berlin - Claudia Kugelmann(1996): Starke Mädchen - schöne Frauen?: Weiblichkeitszwang und Sport im Alltag; Afra – Verlag; Butzbach-Griedel - Prof. Dr. Ommo Grupe - Hrsg.( 1990): Kulturgut oder Körpergut? Attempto Verlag; Tübingen - Prof. Dr. Ommo Gruppe – Hrsg.( 1989/4): Sportwissenschaft/ 19.Jahrgang Verlag Karl Hofmann; Schorndorf - Helmut Ortner (1987): Das Geschäft mit dem Sport; Verlag Arthur Moewig GmbH; Rastatt - Gertrud Pfister- Hrsg.(1980): Frau und Sport; Fischer Taschenbuch Verlag; Frankfurt am Main - Waltraud Posch (1999): Körper machen Leute: der Kult um die Schönheit; Campus Verlag; Frankfurt am Main - Klaus Richter (1999): Die Herkunft des Schönen – Grundzüge der evolutionären Ästhetik; Verlag Philipp von Zabern; Mainz am Rhein - Peter Roth (1986): Sportwerbung; Verlag moderne Industrie AG & Co; Landsberg am Lech - Werner Scheel / Kunibert Bering - Hrsg. (1997): Kunst und Ästhetik – Erkundungen in Geschichte und Gegenwart Reimer Verlag, Berlin - Norbert Schneider (1979): Geschichte der Ästhetik von der Aufklärung bis zur Postmoderne Reklam-Verlag, Stuttgart - Gabriele Splett (1993): Sport und Mode/ Band 2 Lit Verlag; Münster - Erhard Thiel (1991): Sport und Sportler – Image und Marktwert Verlag moderne Industrie AG & Co; Landsberg am Lech - Naomi Wolf (1991): Der Mythos Schönheit; Rowohlt Verlag; Reinbeck bei Hamburg Lexikons: - Das moderne Lexikon /Band 3 (1971); Bertelsmann Lexikon-Verlag GmbH, Gütersloh - Der große Duden- Fremdwörterbuch /Band 5 (1971); Dudenverlag; Speyer Zeitschriftenliste: - Medien + Erziehung 1/1992 Leske Verlag + Budrich GmbH Sonstiges: - Veltins Sportstudie 2000 - Deutscher Sportbund /Bundesausschuss Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (1996): Frauen im Sport: Orientierungen – Ideen – Programme Frankfurt am Main - Deutscher Sportbund/ Bundesausschuss Frauen im Sport des Deutschen Sportbundes (1995) : Fair Play Frankfurt am Main - Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (1999); Köln - die tageszeitung; Frank Ketterer / 29. November 1997 - die tageszeitung; Ralf Mittmann / 16. Dezember 1998 - Stuttgarter Zeitung / 17. Dezember 1998 - die Welt / 27. Januar 1999 - Schwäbische Zeitung vom 11.9.1999; Egbert Dreher; Quelle = Z&W; Ressort= Zeit und Welt; (Informationen über e-mail erhalten) Links: - www.dbfv.de (Deutscher Bodybuilding + Fitness-Verband e.V.) Bildverzeichnis: Abb.1:Titelbild „Sports“: www.franzi.de/d/ Abb.2: Boris henry : www.sz-newsline.de/sport/erotik/henry.htm Abb.3: Twiggy: www.modmodworld.com/twiggy2.html Abb.4: Korsett: www.korsett.org/marrup/1000d416.jpg Abb.5: Korsett: www.korsett.org/zeich Abb.6: Katharina Witt: members.easyspace.com/bigking/kathi/title.html Abb.7: Ralf Leberer: www.leichtathletik-ulm.de/ Abb.8: Susan Tiedke: www.sz-newsline.de/sport/erotik/susan.htm Abb.9: Anke Feller: 212.172.8/newsarchiv/nackte98/anke1g.htm Abb.10:Katharina Witt: members.easyspace.com/bigking/kathi/kathi03.html Abb.11: Birgit Fischer: www.birgit-fischer.de Abb.12: Magdalena Brzeska:www.magda.de/21wh.97wb.html Abb.13: Anna Kournikowa: www.sz-newsline.de/sport/erotik/anna.htm Abb.14: Franziska von Almsick: www.franzi.de/de/ Abb.15: Martin Schmitt: www.geicities.com/saturnchen/Oberstdorf/vs.html. Abb.16: Boris Becker: poll.sportsline.com/u/tennis/players/Becker.jpg Abb.17: Annett Witig: www.posedown.de