GKP I.7. Atmen TB:1 Atmen umfasst alle Leistungen des Organismus, welche für den Stoffwechsel notwendiger Konstanz des inneren Milieus sichern. Sie bezieht sich somit auf alle lebenserhaltenden Funktionen des Körpers. z.B. Atmung und Blutkreislauf, Atmung und Lebensaktivität Physiologie der Atmung Versorgung aller Zellen mit O2 und Ausscheidung von CO2 Wir unterscheiden… - äußere Atmung (Lungenatmung) - innere Atmung (Austausch zwischen Zellen und Blut) CO2 ist im Blut als Kohlensäure gelöst. (wichtig für den SBH – Wert) Erythrozyten transportieren O2. Atemmechanik Inspiration – Einatmung - Lunge dehnt sich aus, O2 – reiche Luft gelangt in die Alveolen Exspiration – Ausatmung - Lunge zieht sich wieder zusammen, CO2 – reiche Luft, O2 – arme Luft wird abgeatmet Steuerung Atemzentrum im verlängerten Mark gelegen – Medula oblugata Das Atemzentrum steuert die Atmung über folgende Parameter: - O2 – Gehalt des Blutes - CO2 – Gehalt des Blutes - H+ Ionenkonzentration des Blutes (PH – Wert) - PH – Wert Maß für alkalische oder saure Eigenschaft des Blutes - alkalisch Alkalose - sauer Azidose normaler PH – Wert des Blutes liegt bei 7,4 – 7,6 Die Parameter müssen konstant sein, ansonsten besteht Lebensgefahr. 1 GKP I.7. Atmen TB:1 Beobachtungen der Atmung Atemintensität: - Bedarf an O2 hängt von aktuellen CO2 – Gehalt des Blutes ab Atemrhythmus: - regelmäßige Abfolge in etwa gleichtiefer Atemzüge - die Zeit von Einatmung zu Einatmung ist ebenso konstant wie das Atemzugvolumen - regelmäßig und gleichmäßig tief - 12 – 16 Atemzüge pro Minute - Zeitverhältnis zwischen Einatmung und Ausatmung entspricht etwa 1 : 2 - Ausatmung dauert etwa doppelt so lange wie die Einatmung - flache Atemzüge werden immer tiefer und flachen dann wieder ab - nach Atempause von manchmal mehr als 10s setzen zunächst wieder flache, dann tiefer werdende Atemzüge ein - Atemfrequenz kann sich verändern - bei Schädigung des Atemzentrums, Herzerkrankungen - tritt vor allem kurz vor dem Tod auf - oft geht ihr die Cheyne-Stokes-Atmung voraus - gekennzeichnet durch einzelne schnappende Atemzüge, zwischen denen lange Pausen liegen = Azidose Atmung - eine abnorm vertiefte, aber regelmäßige Atmung - beim diabetischen oder urämischen Koma - Körper versucht, verstärkt CO2 abzuatmen, um den niedrigen pH-Wert zu korrigieren - wechseln sich mehrere gleichmäßig tiefe und kräftige Atemzüge mit der regelmäßig wiederkehrenden typischen Atempause ab - bei Neugeborenen, vor allem bei Frühgeborenen - bei Hirndrucksteigerung, Meningitis oder SchädelHirn-Trauma Atemtyp: - Bauchatmung – Abdominal- oder Zwerchfellatmung - Brustatmung – Kostal- oder Thorakalatmung - Mischatmung – Zwischenrippenmuskulatur und Zwerchfell werden gleichstark eingesetzt 2 GKP I.7. Atmen TB:1 Atemgeräusche: - Schnarchen - Rasselgeräusche - Stridor (Zischen, Pfeifen) - Schluckauf (Singultus) Atemfrequenz: - Anzahl der Atemzüge pro Minute Normawert altersabhängig Erwachsener 12 – 20 Atemzüge pro Minute bei Kindern im Atemzüge pro Minute Alter von 6 – 12 22 – 31 1–2 17 – 23 2–4 16 – 25 6–8 13 – 23 10 – 12 13 – 19 12 – 14 15 – 20 Neugeborene 40 – 50 Abweichungen der Atemfrequenz Tachypnoe – Beschleunigung der Atmung (kann bis zu 100 Atemzüge pro Minute betragen) - ist abhängig von körperlicher Anstrengung, psychischer Belastung, Hitzeeinwirkung (Sauna), in hohen Lagen (2000m) und pathologischen Ursachen Fiebererkrankungen, Lungenerkrankungen Atemgeruch: (lat. Foetor = übler Geruch) z.B. Azetongeruch, typisch für diabetisches Koma - meist im Zusammenhang mit der Kussmaul – Atmung Auch bei de Nahrungskarenz und Hunger können Azetongerüche entstehen. Beim Abbau der Fettreserven entstehen vermehrt Ketonkörper. Ammoniakgeruch bei Störung der Leberfunktion Fäulnisgeruch Bronchialkarzinom Eitergeruch bakteriell Infektion 3 GKP I.7. Atmen TB:1 Husten und Sputum Husten: plötzliches Ausstoßen von Luft, um Sekret oder Fremdkörper aus den Atemwegen zu entfernen Hustenreflex: - Schutzreflex, der die Atemwege von schädigenden Reizen befreit Wir unterscheiden… akuter Husten – akute Entzündung chronischer Husten – Tuberkulose, Raucher, Karzinom rezidivierender Husten – Asthma bronchiale produktiver Husten – Abhusten von Sekret unproduktiver Husten – trockener Reizhusten Sputum: Abgehustetes Bronchialsekret - wichtig hierbei die Farbe, Beschaffenheit, Menge und Beimengungen (Blut, Eiter) zu beobachten normal: glasig, hell Hämoptyse: Abhusten bon blutigem Sputum oder geringen Beimengungen Hämoptoe: Abhusten größerer Blutmengen Hämoptyse und Hämoptoe werden als Bluthusten zusammengefasst. kann schon bei starker Bronchitis oder Pneumonie erfolgen! typisch auch beim Bronchialkarzinom Jede Hämoptoe ist ein Notfall! - Arzt benachrichtigen - Oberkörper hoch lagern - Pat. beruhigen - Mundpflege, Blut auffangen, Pat. beobachten - eventuell absaugen Bradypnoe: - verlangsamte Atmung, weniger als 12 Atemzüge pro Minute - physiologisch möglich bei Entspannung, Meditation, autogenes Training - pathologisch bei Schädigung des zentralen Nervensystems, Schädelhirntraumen, Vergiftungen, Hypothyreose (Unterfunktion der Schilddrüse) Apnoe: - Atemstillstand durch Verlegung der Atemwege, Lähmung des Atemzentrums oder Muskulatur - unbehandelte Apnoe führt in 3 – 5 Minuten zum Hirntod Notfall a) irway – Freimachen der Atemwege b) reathing – Atemspende c) inculation - Herzdruckmassage 4 GKP I.7. Atmen TB:1 Atemintensität - soll immer dem tatsächlichen bedarf entsprechen - hängt immer vom aktuellen Wert C02 ab Abweichungen sind… *die Hyperventilation gesteigertes Atemminutenvolumen kann durch… - psychogen - medikamentös - metabolisch bedingt sein - Schädigung des Zentralen Nervensystems - hormonell *die Hypoventilation zu geringe Belüftung der Alveolen, vermindertes Atemminutenvolumen kann durch… - Schmerzen im Brustkorb - Schonatmung nach OP´s bedingt sein - Störungen der Atemmuskulatur Minderbelüftung der Lungenabschnitte sind Atelektasen, diese bieten Bakterien einen idealen Nährboden, und es erfolgt einer schnelle Entstehung einer Lungenentzündung = Pneumonie Pneumonieprophylaxe Ursache: - ein Teil der Lungenbläschen wird bei geringer körperlicher Tätigkeit nicht belüftet - alle Lungenabschnitte müssen sich optimal entfalten können und mit O2 versorgt werden - Abwehrfunktion der Lunge ist von einer guten Durchblutung abhängig - mit dem Blutstrom gelangen Zellen und Wirkstoffe der Immunabwehr an ihren Wirkungsort z.B. Granulozyten und Immunglobuline - bei Bettlägerigkeit werden ständig die gleichen Alveolen nicht belüftet - das sind Nährböden für Bakterien, so wird eine Infektion begünstigt gefährdete Personen - Pat. mit bestehender Lungenerkrankung - Raucher - Pat. mit Herzerkrankungen - Pat. mit Schonatmung - Pat. mit Abwehrschwäche - Bewusstlose, Schwerkranke - Pat. die beatmet werden Maßnahmen - für Belüftungen des Zimmers sorgen - Sekretstau in den Atemwegen vermeiden (Abhusten/Absaugen) - Infektionsgefahr verringern (keimarm/keimfrei arbeiten) - Desinfektion einhalten - Atemübungen/Atemgymnastik (Physiotherapie) - tiefes Durchatmen fördern (SMI – Trainer) durch tiefes Einatmen (Atemfrequenz 25/min. gelangt die Atemluft gleichmäßig in alle Lungenabschnitte Atelektasen werden so verhindert Lungenabschnitte mit kollabierten Alveolen 5 GKP I.7. Atmen TB:1 SMI – Trainer ist ein Einmalartikel und steht dem Pat. während des Krankenhausaufenthaltes zur Verfügung Mundstücke werden geändert - atemunterstützende Lagerung regelmäßige Umlagerung Aufstehen wenn möglich Oberkörperhochlagerung täglich 2 – 3x Lagerungswechsel für 30 min. atemstimulierende Einreibung Brustwickeln fördern die Durchblutung und die Sekretlösung Inhalation Einatmen von Flüssigkeiten inhaliert werden Wasser, dem Salze, ätherische Öle oder Medikamente zugesetzt wurden um Wasser inhalierbar zu machen folgende Möglichkeit > Dampf – feinste kondensierte Wassertröpfchen > Aerosole – Zerstäuberprinzip, Wasser wird mit Luft aufgewirbelt >Ultraschallvernebler – mit Hilfe von Ultraschall wir steriles Wasser in Schwingungen versetzt, es entstehen feine Tröpfchen > Größe der Tröpfchen wird in Mikrometer gemessen = 1 Tausendstel mm > Dampf Erkältungen, Schnupfen > Aerosole Bronchitis, Asthma > Nebel bis zu den Alveolen Abhusten von Sekret – Oberköperhochlagerung Absaugen von Sekret - Orales Absaugen - Nasales Absaugen - Endotracheales Absaugen mit Trachealkanüle oder Tubus - Bronchoskopisches Absaugen mit einem Bronchoskop während der Spiegelung Voraussetzungen - streng aseptisches Vorgehen - Vorgang nicht länger als 5 – 10 Sekunden - Häufigkeit hängt von der Menge des Sekrets ab - Dokumentation des Absaugens - Häufigkeit, Reaktion des Pat. (Bradykardie, Erbrechen, Zyanose) Komplikationen beim Absaugen - Infektion der Atemwege - Verletzung der Atemwege - Vagusreizung mit Bradykardie Rhythmusstörung (Vagus = Verdauungsreiz) - O2 – Mangel 6 GKP I.7. Atmen Situationen mit erhöhter Pneumoniegefährdung Unzureichende Lungenbelüftung Eingeschränkte Atemmechanik z.B. durch Bettruhe, Erschöpfung, Störungen des Atemzentrums (etwa bei Vergiftungen) Schmerzbedingte Schonatmung Atelektasen (durch Sekretverlegung oder nach OP) TB:1 Pflegemaßnahmen zur Pneumonieprophylaxe Vermehrte Sekretansammlung in den Atemwegen Vermehrte Sekretproduktion (Rauchen, Bronchitis, Asthma bronchiale, nach Narkose) Sehr zähes Sekret (Asthma bronchiale) Mangelndes Abhusten bei Schmerzen, Erschöpfung, Bewusstseinsstörungen, Intubation Absteigende Infektionen (aus der Mundhöhle) Störung der normalen Mundflora Mangelhafte Mundhygiene Erkrankungen der Mundhöhle, z.B. Mundsoor Immunschwäche (Früh-)Mobilisation Atemstimulierende Einreibung Atemunterstützende Lagerungen Atemübungen und Atemgymnastik Sauerstoffverabreichung (nach Arztanordnung) Regelmäßige und ausreichende Flüssigkeitszufuhr Schleimlösende Tees (z.B. Spitzwegerich) Sekretlösende Maßnahmen Unterstützung bei der Sekretentleerung Regelmäßige Schleimhautinspektion Mund- und Nasenpflege Aseptisches Arbeiten Oberkörperhochlagerung Angemessene Ernährung Schlucktraining Bei Risikopatienten: Absauggerät bereithalten Aspiration Unfähigkeit, richtig zu kauen und zu schlucken (z.B. nach Schlaganfall) 7 GKP I.7. Atmen TB:1 Zu Atemgeräusche Pathologische Atemgeräusche - Schnarchen o Erschlaffung der Rachenmuskulatur oder einer gehinderten Nasenatmung o Übergewicht begünstigt das Schnarchen - Stridor (bei verengten Atemwegen) - Rasselgeräusche (z.B. bei Lungenödem) - Schluckauf (Reizung des Nervus phrenicus, er vorsort das Zwechfell, zu viel Luft verschluckt Atemantrieb Der Atemantrieb wird stärker bei… … sinkendem O2 – Gehalt … steigendem CO2 – Gehalt … sinkendem PH – Wert Der Atemantrieb wird schwächer bei… … steigendem O2 – Gehalt … sinkendem CO2 – Gehalt … steigendem PH – Wert Dyspnoe = Atemnot – Ausdruck einer schweren Atemstörung - Wird eigeteilt in 4 Schweregrade o Grad 1 – 3 sind Formen der Belastungsdyspnoe o Grad 4 ist die schwerste Form der Dyspnoe (Ruhedyspnoe) - bei Patienten die nach Luft ringen, aufrecht sitzen, deshalb wird es auch häufig Orthopnoe genannt Ursachen - Asthma bronchiale - berufsbedingte Allergien - Herzerkrankungen - Schwere Pneumonien Pflegerische Schwerpunkte - Atemhilfsmuskulatur unterstützen - Kutschersitz anwenden - ökonomische Anwendung (dosierte Lippenbremse) - Fenster öffnen - beengte Kleidung vermeiden - Absaugen von Bronchialsekret - O2 - Gabe nach ärztlicher Anordnung - Oberkörperhochlagerung - Lagerungswechsel - Atemgymnastik - atemstimulierende Einreibungen - sekretlösende Maßnahmen 8 GKP I.7. Atmen TB:1 Lungenvolumina - normales Atemzugvolumen = 500ml - normales Atemminutenvolumen = Atemzugvolumen x Atemfrequenz (ca 7,5l) - normales Atemzugvolumen durch Anstrengung auf 2 -3 Liter erhöhen o = inspiratorisches Reservevolumen (verstärkt einatmen) o exspiratorisches Reservevolumen (verstärkt ausatmen (bis zu 1 Liter)) - maximale Einatmung + Ausatmung + Atemzugvolumen = Vitalkapazität - restliche Luft, die trotz stärkster Ausatmung in der Lunge zurückbleibt = Residualvolumen - Residualvolumen + Vitalkapazität = Totalkapazität Bei der Spirometrie wird zusätzlich zum Volumen auch der Lungenstrom gemessen, d.h. wie schnell die Luftmengen ein und ausgeatmet werden kann. Die Vati – Lagerung V – Lagerung - Belüftung der unteren Lungenabschnitte - zwei Kissen hinter den Patienten, das ein V entsteht - Kopf wird mit einem Kissen gestützt - Hals und Wirbelsäule liegen Freitag A – Lagerung - Belüftung der oberen Abschnitte, besonders Lungenspitzen - 2 große Kissen werden ineinander gestülpt - Spitzen müssen sich überlappen - es entsteht ein A - Wirbelsäule liegt ab 4. Halswirbel frei T – Lagerung - Belüftung aller Bezirke - Dehnung des gesamten Brustkorbes - Kopf und Schultern unterstützen I – Lagerung - ähnlich wie bei T – Lagerung - weiche Rolle längst unter die Wirbelsäule legen - Kopfkissen zusammenrollen - bei sehr schlanken Personen anwenden 9