KUVERUM Lehrgang Kulturvermittlung/Museumspädagogik ‚Theorie aus der Praxis’ 1) Was ist mir das Wichtigste in der Vermittlung? Ins Boot holen und gemeinsam weiter Janine Vermittlung heisst für mich Brücken bauen zu Inhalten, die nicht so einfach zugänglich sind. Vermittlung bedeutet für mich auch ein Austauschen, ein Gespräch - die Empfänger und Sender treten in Wechselwirkung und können neue Erkenntnisse gewinnen. Mit Vermittlung kann an die Alltagswelt der "Zuhörenden" angeknüpft werden. Begeisterung kann geteilt werden aber es kann auch gestritten werden... Eigentlich ist Vermittlung das Boot für die Auseinandersetzung.. Zu einem ehrfürchtigen Handeln Jeannine Der Moment, in dem ein Mensch erreicht wird und sich angesprochen fühlt. Ich glaube, dass alle Methodik dazu da ist, solche Momente zu kreieren. Soviele (ich manchmal auch) gehen durch den Tag und befinden sich einen halben Schritt hinter sich selbst. Dann kommt der magische Moment, wenn es jemand schafft, uns wach zu kitzeln und plötzlich bin ich ganz da, fühle mich angesprochen und ver-antwort-lich. Nachher ist alles anders - manchmal vielleicht nur für ein paar Minuten, aber immerhin! Welche Herausforderung, in einer Gruppe, jedeN einzelneN zu erreichen! Was mich am Vermitteln reizt, ist auch zwischen Menschen vermitteln, nicht nur zwischen Mensch und Ding. Und das wichtigste da: dass wir für einander und für uns selbst aktiv sind. "Es gibt nur eine Welt - welche wir in Liebe gemeinsam erschaffen"- so frei nach Varela. In meinem Empfinden, sind wir als Gesellschaft gelähmt in der Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, absoluter, maximierter Produktivität und passivem Konsum. Und Vermitteln möchte ich letztlich auch zwischen diesen einzelnen Anteilen unser selbst. Wieder Balance suchen. Und dies beginnt im Museum, wenn ein Kunstwerk nicht zu ehrfürchtigem Erstarren, sondern zu ehrfürchtigem Handeln führt. Kulturvermittlung braucht Atmosphäre Beatrice Ein gewichtiger und entscheidender Moment der Vermittlung erachte ich den Einstieg. Je jünger das Zielpublikum ist, desto überzeugender muss dieser gelingen. Erlebniswelten und Fantasien müssen mobilisiert werden, die dem jungen Betrachter erlauben, sich mit den eigenen Wahrnehmungsmöglichkeiten, dem Unbekannten vertrauensvoll zu öffnen. Bei Erwachsenen verschiebt sich der Schwerpunkt der Vermittlung vom Emotionalen weg, in Richtung der rationalen Wissensvermittlung und so zum eigentlichen "Kernstück". Er erhofft sich, neue Aufschlüsse über Techniken und Betrachtungsweisen, sowie über verschiedenste Zusammenhänge zu bekommen. Während dem Erwachsenen eine reine Betrachtung zuzumuten ist, hilft Kindern das aktive Umsetzen des Betrachteten, um dies auch inhaltlich zu begreifen. Anregen zum eigenen Wachsen Claudia Als Gartenliebhaberin kommt mir der Gedanke: Ist Kulturvermittlung nicht wie der Frühling, der die Pflanzen sanft weckt und anregt zu wachsen? Wichtig ist für mich dabei, die Leute dort abzuholen, wo sie stehen, auf ihre Interessen einzugehen, die Neugierde zu wecken und die Lust auf weitere Entdeckungen. Manchmal kann man nicht den direkten Weg gehen, vielleicht war das eigentliche Motiv für den Museumsbesuch das Angebot "Single-Treff", aber gelungen ist Kulturvermittlung, wenn trotzdem etwas vom Gehörten hängen geblieben ist und nachhallt. Kultur ist Menschenrecht Susanna Kultur- u. Kunstvermittlung ist für mich Tore öffnen (äussere wie innere), einen lebendigen, ungezwungenen Zugang ermöglichen durch alle Alter, Schichten, Glauben, Nationalitäten. Verstehen, verbinden, verzaubern. Begeistern, beflügeln, bewegen. Reicher werden an 1 Erfahrungen, Erkenntnissen, Erlebnissen - mit allen Sinnen, von ganzem Herzen. Denn Kultur ist überall und Kunst ein Allgemeingut! ...ein Menschenrecht? Die Kunst des "Wie?" hoffe ich in kuverum zu erhalten. Berührungsängste abbauen und neue Betrachtungsweisen ermöglichen Susan Die Ausstellungsbesucher bei ihrer Annäherung an das ausgestellte Werk zu begleiten, den Zugang erleichtern und sie zu animieren, sich auf etwas Neues einzulassen. Berührungsängste abbauen, auf eine Entdeckungsreise locken, Interesse und Neugier wecken. Momente des Staunens und Schmunzelns ermöglichen. Die Betrachter einzubeziehen, auf die Eigenheit der Gruppe eingehen. Zur eigenen Auseinandersetzung ermutigen und Anstösse für neue Betrachtungsweisen geben. Im Idealfall sollen die Besucher etwas Erfahrenes, Erlebtes, Befriedigendes mit nach Hause nehmen können. Und Lust auf "mehr" kriegen. Während das 7 Minuten Ei im Wasser kocht ... Patricia … habe ich Zeit für den 7 Minuten Text Nach dem ich mir im Zug unterwegs Notizen über die Vermittlung meines Zeichens gemacht habe ist mir aufgefallen, dass ich dort auf dem Papier für mich wichtige Ideen zur Kulturvermittlung stehen hatte. Die Vermittlung soll wie Utensilien zur Kunst- und Kulturbetrachtung bereitstellen, nichts kompliziertes, aber wie einfache Gesten, welche auf dem allgemeinen Blick resistente Dinge zeigen. Kulturvermittlung soll Neugierde wecken und den Betrachter dazu bringen sich in die Zeit oder den Moment der Entstehung hineinversetzen zu können. So wird ihm der Unterschied deutlich zwischen seinem Blickwinkel und dem des Künstlers und vielleicht wird er sogar angeregt selber gestalterisch aktiv zu werden oder eine Sammlung zu starten oder sich ein Buch über die betrachtete Kultur durch zu lesen. Gleichzeitig soll der Zeit- und Ortunterschied keine Hemmung in der Betrachtung sein, sondern die Vermittlung soll Brücken schlagen zwischen dem Erlebten und Gefühlten des Besuchers und den Werken. Jeder einzelne soll sich angesprochen fühlen und seine eigene Brücke, Autobahn oder seinen Trampelpfad zum Werk finden. Die äußeren Bilder sollen mit den inneren Bildern und Vorstellungen verknüpft werden, auf spontaner oder auf reflektierter Ebene. Angeregt werden Katherina Ich schreibe aus der Sicht der Teilnehmerin. dass die Vermittlung in einer offenen und guten Atmosphäre stattfindet. dass die vermittelnde Person eine geeignete Sprache findet. dass ich das Begeistertsein der vermittelnden Person spüre. dass ich eine Verbindung zu meiner persönlichen Geschichte und zu meinem Alltag herstellen kann. (z.B. Kindheitserinnerungen) dass ein Gespräch entstehen kann. dass ich zum Weiterdenken angeregt werde zum eigenen Tun inspiriert. dass ich mein Auge trainiere, dass mir ein Weg aufgezeigt wird, wie ich sehen kann (Sichtweise). Mit Leidenschaft zu Objekt und zum Publikum Amanda Das Publikum zu begeistern und versuchen, sie mit ein wenig Leidenschaft anzustecken. Das Interesse soll geweckt und eine aktive Auseinandersetzung ermöglicht werden, so dass man etwas mitnimmt und Brücken schlägt in sein Alltagsleben. Dafür muss zuerst Leidenschaft für ein Objekt aufgebaut werden und ich muss selber davon überzogen sein. Sich mit dem Vermittlungsobjekt auseinandersetzen, die Hintergründe und Entstehungsgeschichten kennen zu lernen und von diesen fasziniert sein, führen zu einer spannenden Vermittlung. Gewagte Navigation, die den Zuhörer zum eigenen Gestalten anregt Karin Das Wichtigste an der Vermittlung ist die neu erlangte Sichtweise für den Betrachter/ Zuhörer vielleicht ein AHA-Effekt - "ein gluschtig machen"... Wenn der Besucher im Nachhinein über die Kultur/Kunstvermittlung nach dekt und es evt. sogar einer Freundin, einem Freund erzählt, dann ist meiner Meinung nach die Vermittlung gelungen... gute Vermittlung = eine (gewagte) Navigation mit viel Engagement Vermittlung mit diversen Zusammenhängen und Hintergrundinformation,... füllen mit interessanten Geschichten, ... man soll den Betrachter / Zuhörer anregen um ihm ein eigenes "gestalten" zu ermöglichen... dies ist für mich der Inbegriff von "gelungener Vermittlung"... 2 Funkenflug Sarah Bei mir und bei den Besuchern. Dies ist vielschichtig. Aus meiner Position heisst das, dass ich merke, was die Gruppe will, wo sie Feuer fängt. Aus der Position der Gruppe heisst das für mich, dass ich in ihnen eine Begeisterung wecken kann, einen neuen Denkanstoss geben kann, etwas Fremdes vertraut machen kann. eigene Begeisterung Barbara Meine eigene Begeisterung. Brennt sie stark genug um bei Andern den Funken zu zünden? Ist das vollbracht, so ist der Dialog wie ein ständiger Windhauch,der das Feuerchen am Brennen halten muss. Wird es zum lodernden Feuer,welch Freude und Wärme. Als Vermittelnde muss ich ganz klar um die zu vermittelnden Inhalte wissen,sie strukturiert haben, um dann möglichst spontan werden zu können in der Aktion.(Meine Vorbereitungen zu Hause vergessen dürfen.) Ansteckend? Cynthia Meine eigene Begeisterung für das Thema finde ich das wichtigste. Begeisterung wirkt ansteckend. Das Interesse sollte geweckt werden. Die Besucherin/der Besucher muss neugierig gemacht werden, vielleicht stellen sie sich dann Fragen, egal aus welchen Interessegebieten. Der Betrachter/die Betrachterin kann dem Thema einfacher begegnen, wenn eine persönliche Verbindung zur Sache besteht. Hemmschwellen bestehen wohl immer, aber es wäre schön, wenn jeder einen Schritt weiter gehen könnte. Auch finde ich ein Erinnerungsstück, ein AHA oder einen Zaubermoment als Souvenir erstrebenswert. Freude und Offenheit Alexa Für mich ist wichtig, dass ICH SELBER Freude an der Sache habe. Wenn ich selber begeistert bin, ist es einfacher zu begeistern. Die Gruppe merkt das sehr wohl und lässt sich mitreissen. Ich gehe offen auf die Gruppe zu. Ich reagiere auf die Gruppe. Die Vermittlung muss meiner Meinung nach gut strukturiert sein, aber sie soll auch für Impulse aus der Gruppe offen sein. Interaktion. Das ARCHivierungsKonzept Erika - Sender und Empfänger gehen eine Verbindung ein; kein Monolog, sondern Dialog - Neugierde wecken, Aufmerksamkeit erhalten - Neues ausprobieren, Neues erfahren, Neues wahrnehmen, Neues lernen, Neues weitergeben - praxisorientierte Vermittlung (z.B. experimentelle Archäologie): gerade in der Archäologie ist ein praktischer Bezug in der Vermittlung wichtig -> Dinge sehen, Dinge anfassen, Dinge ausprobieren - darüber hinaus speziell am Beispiel der Archäologie nicht nur objektbezogenes Wissen zu vermitteln, sondern übergeordnete Zusammenhänge zu verdeutlichen und damit … - … Anregungen / Impulse geben können, sich nachhaltig mit der eigenen Kultur und Geschichte auseinander zu setzen Die Stimme aus ihrem Zimmer Beatriz Meine 83-jährige Tante, mit der ich „nur“ noch sehr sporadischen telefonischen Kontakt pflege, sie möchte keinen Besuch mehr und seit Jahren geht sie nicht mehr aus ihrer Wohnung, ruft mich wieder einmal an. Seit ihrer Kindheit ist sie behindert. Sie leidet an Gehschwierigkeiten, auch ist ihre Sprache nicht für alle gut verständlich -. Ich kann sie meistens gut verstehen. Sie ruft mich an und hat grosse Lust zum plaudern und sich wieder einmal über mich und mein Leben zu informieren. Unter anderem erzählte ich ihr auch von meinem Kuverum - Start. Ich versuchte ihr in kurzen und einfachen Sätzen unseren Lehrgang verständlich zu machen. Aha... ich verstehe davon nicht mehr viel, doch ist das etwas sehr w i c h t i g e s! Dieses sind die Worte einer Frau die seit Jahren nicht mehr nach draussen gehen kann, einer Frau die keinen direkten Bezug mehr hat zur Aussenwelt und doch ganz klar spürt, dass die Vermittlung etwas sehr wichtiges ist. Beeindruckt von ihren Worten, legte ich den Telefonhörer wieder an seinen Platz in meinem Zimmer. 3 Zweiter Gedanke zum Thema Damit ich das Bedürfnis habe K-Vermittlung auszuleben muss mich der Inhalt interessieren. - Neugier - Visionen - Leidenschaft - Begeisterungsfähigkeit - Lustvolle Auseinandersetzung - Zeitgeist begleiten mich, um die K-Vermittlung authentisch weiterzugeben. Ich versuche die Person / Personen die ich ansprechen möchte, mit einzubeziehen. Versuche eine Situation herzustellen in welcher sie sich beteiligen können. Dadurch erleben wir eine gemeinsam gesammelte Geschichte. Wenn dann der Funke, die Begeisterung rüberspringt und sie sich freudig auf Ihren Weg machen, habe ich meinen Teil dazu beitragen können. Es bleibt ein gutes Gefühl und ein wertvolles Erlebnis zurück. Wertschätzung, Beziehung finden / wecken/ schaffen Irma ich begegne dem betrachter mit WERTSCHÄTZUNG, versuche seine "sprache" und anknüpfungspunkte zu finden. ich kenne mein "produkt", die geschichten, geheimnisse, anekdoten drumherum und spüre heraus, wieviel davon mein vis à vis braucht, um das einzigartige an diesem "einzigartigen" herauszuspüren. O wertschätzung O beziehungen schaffen/finden/wecken Schwingungen und Energien Bettina Ich möchte diese Energie, diesen Zauber, das " Geheimnis", das Faszinierende eines vom Künstler erschaffte Werk, Projekt oder was auch immer zum Erfühlen, Verstehen an möglichst vielen Leuten weitervermitteln können. Dieses Gefühl beim Vernetzen können ist so unheimlich gut und schön,dass es andere auch erfahren sollen. Wie? Das ist wohl auf die möglichst verschiedensten Arten zu machen, damit möglichst alle Leute angesprochen werden können. Ein hohes Ziel? Ja klar! Um das zu erlernen und weiter selber spüren zu dürfen bin ich zu Kuverum gekomen. Es beglückt mich und macht mich meiner Selbst klarer und bewusster. Auch andere haben ein Anrecht auf dieses Bewusstsein! Kultur vermitteln aber wie?! Michèle die frage ist riesig, umfasst vieles. grundlegend für eine erfahrung mir kultur, kunst ist ein erlebnis. der mensch kann speichern auf längere zeit, wenn er was erfahren hat mit seinen sinnen. da unterscheiden sich meiner meinung nach kinder, jugendliche und erwachsene nicht. auch wenns die erwachsenen manchmal meinen. eine ideen für beispiele geb ich gern, aber ein andermal. es sind viel ;-). zum erlebnis dazu kommt im idealfall ein grösseres oder ein kleines AHA und das bedürfnis, dass ich das AHA-erlebnis am gleichen tag meiner besten freundin erzählen will. erstaunen wollen wir als vermittler herauskitzeln und unbedingt neugier. die neugier sollte halten bis über den museumsbesuch weg. und das tüpfchen auf dem i ist, wenn nach dem kultur-vermittlungserlebnis auch der wissensstand über die jeweilige sache erweitert wurde. tönt perfettoho, nicht! aber eben, in rezept gibts nicht. und das salz in der suppe, ist die begeisterung der vermittlerin (des vermittlers, aber die sind in der unterzahl in unserer gruppe). gesammelt von der 'Kuverum 5-Gruppe' nach dem ersten Studientag am 22.2.2008 besprochen und Titel gefunden am 7.3.2008 Zusammengestellt FD 4