Klasse 7 Kapitel 1: Proportionale Funktionen und Anwendungen 1. Das Gesamtkonzept Grundlage der Dreisatz- und Prozentrechnung bilden die Kenntnis und der sichere Umgang mit proportionalen und antiproportionalen Funktionen. Dadurch wiederum liegt es nahe, sich ein wenig allgemeiner mit dem Funktionsbegriff und vor allem mit dem Umgang mit Funktionen auseinander zu setzen. Die Prozentrechnung legt es nahe, auch Prozesse mit schrittweise konstanter Wachstumsrate zu thematisieren und dadurch einen ersten Schritt in die Richtung exponentieller Wachstumsprozesse zu tun. 2. Funktionen Im Vordergrund steht bei allen Übungen der Umgang mit Funktionsvorschriften in konkreten Anwendungssituationen. Der Funktionsbegriff wird zwar auch erarbeitet (Abschnitt 1.1.3), ist aber insofern sogar verzichtbar, als nur mit konkreten Funktionen gearbeitet wird. Erst die Formulierung von Lehrsätzen über Funktionen oder Funktionenklassen machen eine Begriffsdefinition unverzichtbar. Systematisch wird in den zahlreichen Anwendungssituationen mit der üblichen Funktionsschreibweise gearbeitet, zumal sich diese zwanglos aus dem natürlichen Sprachgebrauch ergibt: W(t) = Weg zur Zeit t; T(t) Temperatur zur Zeit t, P(x) Preis von x kg... usw. Abschnitt 1.1 Übung 1 Abschnitt 1.1 Übung 2 Die Klasse der konkret betrachteten Funktionen geht in Abschnitt 1.1 über die proportionalen Funktionen hinaus. Um eine zu enge Vorstellung vom Funktionsbegriff zu vermeiden und zugleich Realsituationen zu berücksichtigen, werden in Abschnitt 1.1.4, Übung 6 auch abschnittweise definierte Funktionen betrachtet. 1 Abschnitt 1.1 Übung 6 Darüber hinaus leisten die Übungen 7, 8 und 9 einen wichtigen Beitrag zum funktionalen Denken. Es geht in den Übungen darum, einen zeitlichen Wachstumsprozess in einen Graphen zu übertragen und umgekehrt. Im Grunde wird hier propädeutisch und qualitativ in das Verständnis von Zusammenhängen eingeführt, die später in der Differenzialrechnung von entscheidender Bedeutung sind. Gleichungen lösen steht in einem engen Zusammenhang zu Funktionsuntersuchungen. Man wird wohl sagen dürfen, dass jede Anwendungsaufgabe zu Gleichungen einen natürlichen funktionalen Hintergrund besitzt. Übung 10 und Übung 11 thematisieren dies an einfachen Beispielen. Darüber hinaus liefert Übung 11 einen naheliegenden Zugang zum systematischen Lösungsverfahren: Die Gleichung d(t) = 0 entsteht aus der Gleichung s1(t) = s2(t) durch Äquivalenzumformungen, wobei diese nicht formal (Stichwort: Rechengesetze in Q) begründet werden, sondern durch die Anwendungssituation einsichtig werden. Abschnitt 1.1 Übung 9 Abschnitt 1.1 Übung 10 3. Proportionale und antiproportionale Funktionen Beide Funktionstypen werden anhand zahlreicher Anwendungsbeispiele aus unterschiedlichen Bereichen eingeführt. Drei (äquivalente) Aspekte werden dabei deutlich akzentuiert: 2 Abschnitt 1.2 Übung 1 1. Das typische Wachstumsverhalten und seine Beschreibung durch den Einheitswert, bei proportionalen Funktionen z.B. durch P(x) = x · P(1). 2. Die Graphen, bei proportionalen Zuordnungen „Ursprungsgeraden“, bei antiproportionalen Funktionen Hyperbeln 3. Die Charakterisierung durch Quotienten- bzw. Produktgleichheit von Wertepaaren. 4. Dreisatzrechnung Die Dreisatzrechnung schließt sich natürlich an die Untersuchung proportionaler und antiproportionaler Funktionen an. Wegen ihrer Anwendungsrelevanz finden sich in Abschnitt 1.4.4 auch Beispiele zum zusammengesetzten Dreisatz mit abrufbaren ausführlichen Hilfestellungen. 5. Prozentrechnung Die Prozentrechnung wird unter dem Aspekt des Proportionalität erarbeitet. Diese Sichtweise ist vor allem mit Blick auf die Behandlung des schrittweisen prozentualen Wachsens wichtig: Wachstum von G um 6% bedeutet Multiplikation von G mit 1.06. Das schrittweise proportionale Wachsen selbst wird in Abschnitt 1.5.6 erarbeitet: n - maliges prozentuales Wachsen eines Anfangswertes G um jeweils 6% bedeutet Multiplikation von G mit 1.06 n. Die Zinsrechnung wird als Spezialgebiet der Prozentrechnung behandelt (Abschnitt 1.5.5). Kapitel 2: Geometrie 1. Das Gesamtkonzept Der Aufbau der Geometrie, der hier beginnt und insbesondere in der Klasse 8 fortgesetzt wird, folgt einem Konzept der klassischen Kongruenzgeometrie. Die Winkelsätze und die Kongruenzsätze werden damit gewissermaßen zur axiomatischen Grundlage, auf der Beweise beruhen. Die Kongruenzsätze werden durch die Erfahrungen mit den entsprechenden Grundkonstruktionen für Dreiecke gewonnen. 2. Der Winkelsummensatz Der Winkelsummensatz (Abschnitt 2.1.2, Übung 2) ist der erste „nicht-triviale“ Satz, dessen Beweis in einer Übung erarbeitet wird. Das Grundprinzip der Beweisführung wird auch im Weiteren des Öfteren angewandt, im vorliegenden Programm z.B. beim Beweis des Thalessatzes in Abschnitt 2.3.3, Übung 4: Man rechnet zunächst einige typische Zahlenbeispiele durch und gelangt dabei zu einer Vermutung. Die Zahlenrechnungen selbst liefern die Beweisidee: Man braucht nur die speziell verwandten Zahlen durch Variable zu ersetzen 3 und gelangt so zum Beweis. Der Vorzug gegenüber dem Verfahren, Vermutungen durch Messung zu gewinnen, liegt darin, dass mit den konkreten Rechnungen sogleich die Beweisstrategie ins Blickfeld gerät. Der Übergang von den Zahlenrechnungen mit Beweis kann in der Übung durch einen Buttonklick auf Mit Variablen rechnen erreicht werden. Abschnitt 2.1 Übung 2 Abschnitt 2.3 Übung 4 Eine schöne Anwendung der Winkelsätze liefert die Überlegung, warum es nur 5 platonische Körper geben kann. Platonische Körper sind per definitionem konvexe Polyeder, die von untereinander kongruenten regelmäßigen Vielecken begrenzt werden. Abschnitt 2.1 Übung 4 Abschnitt 2.1 Übung 5 Übung 4 in Abschnitt 2.1.4 macht mit den 5 platonischen Körpern vertraut, wobei der Übergang vom Körper zum Netz und umgekehrt dynamisch veranschaulicht werden kann. Die Frage nach der Existenz weiterer platonischer Körper liegt nach dieser Demonstration auf der Hand. Die Winkelsätze für Vielecke, die letztlich auf dem Winkelsummensatz für Dreiecke beruhen, liefern eine Antwort. Diese wird in Abschnitt 2.1.4 in Übung 5 durch Simulation unterstützt und erarbeitet. 3. Grundkonstruktionen für Dreiecke Die Grundkonstruktionen WSW und SWS werden in Abschnitten 2.2.1 und 2.2.2 naheliegend problembezogen eingeführt. Ferner werden (auch mit Blick auf eine Erarbeitung der Kongruenzsätze) die Konstruktionen SSS und SSW eingeübt. Zu allen Konstruktionen lassen sich Konstruktionsbeschreibungen abrufen. Die Anwendungen in Abschnitt 2.2.5, Übung 6 und 7 stellen hohe Anforderungen an die Zeichengenauigkeit. 4 Abschnitt 2.2 Übung 6 Abschnitt 2.2 Übung 7 Für die Durchführung der Konstruktionen eignet sich auch das kostenlos mitgelieferte Programm Zeichenblatt. Es kann zusätzlich zu der Software geladen werden und es kann per Mausklick vom Zeichenblatt zur Aufgabe und von dort wieder zurück geschaltet werden. 4. Die Kongruenzsätze für Dreiecke Die Kongruenzsätze bilden zusammen mit den Winkelsätzen die beweistechnische Grundlage der Geometrie. Auf der Basis der konstruktiven Erfahrungen in Abschnitt 2.2 werden die Schüler wenig Probleme haben, sie in diesem Sinne zu akzeptieren. Die beweistechnische Bedeutung der Sätze wird in Klasse 8 stärker ins Bewusstsein rücken, soll jedoch bereits hier erfahren werden. Der Beweis der Gleichheit der Basiswinkel in einem gleichschenkligen Dreieck (Abschnitt 2.3.2, Übung 3) ist noch sehr einfach, der anschließende Beweis des Satzes vom Thales (Abschnitt 2.3.3, Übung 4) ist bereits etwas anspruchsvoller. Die Vermutung kann z.B. zunächst mithilfe der Animation gewonnen werden. Die Beweiserarbeitung folgt einem ähnlichen Konzept wie beim Winkelsummensatz: Zahlenrechnungen liefern die Beweisstrategie. 5. Winkel und Winkelbeziehungen im System Erde-Sonne – ein Beitrag zum fachübergreifenden und fächerverbindenden Arbeiten Abschnitt 2.4 behandelt eine Reihe interessanter Winkelbestimmungen und –berechnungen, die in der Geografie oder auch in den Naturwissenschaften von Interesse sind (unter anderem Längengrad- und Breitengradbestimmungen). Unter rein mathematischen Gesichtspunkten (Winkelsätze) sind die Übungen nicht schwierig, ein richtiges Verstehen stellt jedoch nicht unerhebliche Anforderungen an das Vorstellungsvermögen. Eine gründliche Bearbeitung der Lernseiten ist daher wichtig. Die Übungen versuchen, durch geeignete Simulationen die Vorstellung zu stützen. Insbesondere ist wichtig zu verstehen, warum die Sonnenstrahlen die Erde mit hoher Genauigkeit als Parallelbündel treffen. Diese Erkenntnis ist auch fundamental für das Thema „Jahreszeiten“, das in der Physik oder in naturwissenschaftlichen Unterricht behandelt wird. Die dynamisch gestaltete Übung 1 in Abschnitt 2.4 soll diese Erkenntnis sichern. Die Übungen 2 – 4 benutzen die Winkelsätze. Demgegenüber zeigt sich in Übung 5 kein direkter Bezug zu den Winkelsätzen. Aber vom Kontext der übrigen Aufgaben her stellt die Übung eine wichtige Vervollständigung dar. In dieser Übung sind die Simulationen von besonderer Bedeutung. Man kann sowohl die Erde als auch die Sonne als ruhend betrachten, was zu Drehungen mit umgekehrtem Drehsinn führt. Außerdem bietet es sich insbesondere in Übung 5 an, zusätzlich einen Globus zu Hilfe zu nehmen. Abschnitt 2.4 dürfte sich auch als Projektarbeit anbieten. 5 Kapitel 3: Rationale Zahlen 1. Das Gesamtkonzept Die rationalen Zahlen bilden für viele Bereiche der Mathematik eine unverzichtbare strukturelle Grundlage. Ohne Sie verfügbar zu haben ist beispielsweise eine Behandlung linearer Gleichungen mit vielen Einschränkungen verbunden. Die Verknüpfungen in Q werden so definiert, dass die bekannten Strukturgesetze erhalten bleiben. Zumeist wird dieser Aspekt herangezogen, um die Definitionen der Verknüpfungen zu motivieren, und die vorliegende Software betont selbstverständlich in Lerntext und Übungen diesen Aspekt. Andererseits dienen Zahlen und damit verbunden Funktionsvorschriften und Gleichungen der Realitätsbeschreibung. Wenn der Anschauung ein euklidischer Raum zugrunde gelegt wird, ist zu seiner Beschreibung die Einführung negativer Zahlen unverzichtbar. Darüber hinaus ist jedoch auch wünschbar, dass die Zahlenoperationen eine einfache und konsistente Beschreibung realer Vorgänge ermöglichen, und zwar für beiderlei Vorzeichen und alle Verknüpfungen. Dies ist ein zweiter Aspekt, der in der Anlage der Konzeption umgesetzt wird. In dem Programm Klasse 5 wurden bereits die ganzen Zahlen mit ihren Verknüpfungen behandelt. Die Kenntnisse werden hier nicht vorausgesetzt. Trotzdem lohnt ein Blick in die dort behandelten Übungsaufgaben, teilweise um etwas andere Motivationen für die Verknüpfungen kennen zu lernen. 2. Addition/Subtraktion Die Einführung dieser beiden Rechenoperationen ist relativ unproblematisch. Bei der Addition (Abschnitt 3.2, Übung 1) wurde das Einstiegsbeispiel so gewählt, dass man es auch wirklich als Addition und nicht etwa wie bei Kontobewegungen als Subtraktion wahrnimmt. Unabhängig davon ist natürlich die Erkenntnis wichtig, dass durch die Einführung der negativen Zahlen die Subtraktion durch die Addition der Gegenzahl dargestellt werden kann. 3. Multiplikation/Division Die Definition der Multiplikation in Q bedarf einer überzeugenden Motivation. Diese kann unter zwei Aspekten erfolgen. Der erste ist die Beibehaltung der Strukturgesetze (Permanenzprinzip), also insbesondere die weitere Gültigkeit des Distributivgesetzes. Abschnitt 3.4.1 erarbeitet die Definition zunächst unter diesem Gesichtspunkt. Auf einen logisch wichtigen Aspekt macht die Lernseite aufmerksam: Die Absicht, die Strukturgesetze zu retten, erzwingt die bekannte Multiplikationsregel. Umgekehrt ist damit jedoch noch nicht gesichert, dass nach der Definition auch wirklich alle Strukturgesetze erhalten bleiben. Der zweite wichtige Aspekt die Definition der Multiplikation betreffend wird in Abschnitt 3.4.2, Übung 3 erarbeitet. Es geht darum, die Definition der Multiplikation in Q als zweckmäßig für die Realitätsbeschreibung zu erkennen. Es ist ganz natürlich, für die Zeitskala eine Nullmarke einzuführen und die Zeiten vor der Nullmarke durch negative Zahlen zu charakterisieren. Entsprechend natürlich ist es, auf einer Fahrbahn eine Nullmarke einzuführen und die Wegmarken links von der Nullmarke durch negative Zahlen anzugeben. Eine gleichförmige Bewegung, bei der zur Zeit t = 0 die Wegmarke 0 durchlaufen wird, kann nun immer während ihres gesamten Verlaufs durch eine Zuordnungsvorschrift der Form t v·t angegeben werden, wobei sich das Vorzeichen von v danach richtet, ob die Bewegung von links nach rechts oder umgekehrt verläuft. Insbesondere wird nun die Definition des Produktes negativer Zahlen als völlig natürlich empfunden. Die Beschreibung jedes der genannten Bewegungstypen durch eine Gerade im t-sKoordinatensystem unterstützt die Zweckmäßigkeit der Definition. Alternativ zum Vorgehen in dem Lernprogramm kann man natürlich auch sofort mit Übung 3 in Abschnitt 3.4.2 einsteigen. 6 Die Vorzeichenregeln für die Division folgen in natürlicher Weise aus denen für die Multiplikation. Abschnitt 3.4 Übung 3 Abschnitt 3.6 Übung 1 Nach Einführung der Rechenoperationen liegt es nahe, die Behandlung proportionaler und antiproportionaler Funktionen auf den Bereich der rationalen Zahlen zu übertragen. Dies geschieht in Abschnitt 3.6.1, Übung 1 betont insbesondere einen geometrischen Aspekt, der jedoch auch schon in Übung 3 von Abschnitt 3.4.2 ins Spiel kam: Die Multiplikation in Q ist so definiert, dass die Graphenpunkte von Funktionen mit einer Vorschrift x ax für festes a auf einer Geraden liegen, unabhängig vom Vorzeichen von a und x. Darüber hinaus bilden die Übungen in Abschnitt 3.6 einen wichtigen Beitrag zur Schulung funktionalen Denkens. Das Funktionszeichenprogramm eignet sich für weitere analoge Übungen (stetige Änderung der Parameter a und b in Funktionenscharen mit einer Vorschriften der Form x ax + b oder x a/x). Kapitel 4: Gleichungen und Terme Zur Konzeption Abschnitt 4.1 behandelt lineare Gleichungen und lineare Terme (Funktionsvorschriften), wobei die Termumformungen, die allerdings bereits in Kapitel 3 behandelt wurden, jetzt integrativ auf das Gleichungslösen bezogen wieder aufgegriffen werden. Abschnitt 4.1 Übung 1 Abschnitt 4.1 Übung 2 Der Einstieg erfolgt problemorientiert/anwendungsorientiert, wobei in Übung 1 Gleichungen der Form ax + b = c und in Übung 2 Gleichungen der Form ax + b = cx + d behandelt werden. Es liegt in der Einfachheit der Probleme begründet, dass prinzipiell auch eine Lösung ohne Aufstellen einer Gleichung möglich ist. Der Sinn, Gleichungen aufzustellen, liegt vor allem darin, dass die Gleichung die in einer Sachsituation vorgelegte Frage auf das mathematisch Wesentliche konzentriert. 7 Abschnitt 4.1 Übung 12 Abschnitt 4.1 Übung 13 Schwer vermeidbar bzw. unumgänglich wird das Aufstellen einer Gleichung natürlich bei den im weiteren auftretenden komplizierteren Situationen, wie sie beispielsweise in den Anwendungsaufgaben 12 und 13 auftreten. Bei entsprechender inhaltlich physikalischer Vorbereitung kann man sich natürlich auch eine dieser Aufgaben in einem problemorientierten Unterricht als Einsteig vorstellen. Abschnitt 4.1 Übung 1 Abschnitt 4.1 Übung 2 Teilaufgabe 4/4 in Übung 1 und Übung 2 machen den engen Zusammenhang von Funktionenlehre und Gleichungslehre deutlich: Die meisten Sachsituationen entstehen in natürlicher Weise aus funktionalen Abhängigkeiten. Vor allem Übung 2 verdeutlicht auch, dass bei einer Gleichung f(x) = g(x), die aus einer Sachsituation entsteht, häufig nicht nur die Lösungen der Gleichung, sondern auch die zur Lösung gehörenden Funktionswerte von Interesse sind. Dies motiviert zugleich eine Angabe der Funktionsvorschriften vor dem Aufstellen und Lösen der Gleichung. Die Übungen 1 und 2 zielen noch nicht notwendig auf die formale Vermittlung eines Lösungsverfahrens, zumal sich die Beispiele noch auf positive Lösungen konzentrieren und Sonderfälle wie L = { } und L = Q unberücksichtigt bleiben. Konkreter formuliert: Die Umformungen einer Gleichung sollen inhaltlich verstanden werden. Wenn etwa eine Investitionsaufgabe (siehe Aufgabe 2/4 in Übung 2) auf eine Gleichung der Form ax = bx +c mit a > b und c > 0 führt, so gibt in der Umformung (a-b)x = c die linke Seite die Kostenersparnis in x Jahren an, und diese muss schließlich den Wert c annehmen. Entsprechende Interpretationen sind auch in anderen Aufgaben möglich und werden durch die Hilfen unterstützt. Eine formale Begründung der Umformungen beruht auf den Rechengesetzen für rationale Zahlen (Körpereigenschaften) und wird auf der Lernseite 4.1.3 vorgenommen. Die nachfolgenden Abschnitte behandeln das Distributivgesetz und als weitere Folge die binomischen Formeln. Es ist ein wichtiges Anliegen der Abschnitte, es nicht bei einer formalen Behandlung zu belassen. 8 Abschnitt 4.2 Übung 2 Abschnitt 4.3 Übung 3 Das bedeutet einerseits die Anbindung an geeignete geometrische Fragen, wie es in den Übungen 2 in Abschnitt 4.2.1, in Übung 3 in Abschnitt 4.3.2 und in den Übungen 6 und 7 in Abschnitt 4.4.4 geschieht. Abschnitt 4.4 Übung 6 Abschnitt 4.4 Übung 7 Andererseits werden die Kenntnisse genutzt, um wie in den Übungen 4 in Abschnitt 4.2.2 und Übung 5 von Abschnitt 4.2.3 im Beweisen/Begründen bzw. Argumentieren zu üben. Eine interessante nichttriviale Anwendung der binomischen Formeln liefert schließlich Übung 8 in Abschnitt 4.4.5. Lernzielsicherung durch Tests und Diagnoseaufgaben Abschnitt 4.5 liefert Tests zu den wichtigen Gegenständen der vorhergehenden Abschnitte. In den Tests werden keine Hilfen mehr angeboten. Vor allem, wenn sich in der Durchführung noch Defizite zeigen, bieten sich die Diagnoseübungen Abschnitt 4.6 an. in In Übung 1 können lineare Terme schrittweise umgeformt werden. Nach jeder Umformung erfolgt ein Kommentar, der insbesondere im Fall einer fehlerhaften Umformung relevant sein dürfte. Natürlich können die Kommentare nur Wahrscheinlichkeitsaussagen machen, wo ein Fehler gemacht wurde und um welche Art von Fehler es sich handeln dürfte. Unabhängig von der Lernzielsicherung verfolgt die Übung noch ein weiteres Ziel, nämlich mit der inhaltlichen Bedeutung von Termen vertraut zu machen. Terme sind nichts anderes als Funktionsvorschriften und besitzen daher einen Graphen. Gleichheit von Termen bedeutet Einsetzungsgleichheit. 9 Auch wenn eine systematische Behandlung linearer Funktionen erst im Programmpaket Klasse 8 erfolgt, kann es nützlich sein (genetisches Prinzip; vorwegnehmendes Lernen), im Zusammenhang mit der Übung die Graphen ins Spiel zu bringen. Eine korrekte Termumformung zeigt sich somit darin, dass sich der Graph nicht ändert. In der vorliegenden Übung wird jeweils der alte Graph in einer neuen Farbe überzeichnet. Umgekehrt äußern sich fehlerhafte Umformungen darin, dass sich der Graph ändert. Es ist lehrreich, von der Graphenänderung auf den Umformungsfehler zu schließen. Eine Parallelverschiebung in Richtung der Hochachse bedeutet, dass in dem Term, der letztlich auf die Form ax + b gebracht werden soll, der Wert von b falsch ist (z.B. durch einen Rechenfehler oder Vorzeichenfehler). Fehler beim Faktor a bewirken eine Steigungsänderung. Eine alternative Diagnosemöglichkeit liefert Übung 2: Hier können sinnvolle Umformungsschritte nacheinander abgerufen werden. Es kann jedoch auch an jeder Stelle selbstständig weiter gerechnet werden. Abschnitt 4.6 Übung 1 Abschnitt 4.6 Übung 3 Übung 3 kontrolliert das schrittweise Lösen linearer Gleichungen (mit eindeutiger Lösung) und liefert zu den Umformungsschritten, insbesondere zu Fehlern, Kommentare. Es geht nicht darum, ein einheitliches Schema zu vermitteln, sondern auch hier die Freiheit zu lassen, Umformungsschritte überlegt und zweckbezogen durchzuführen. Natürlich lässt sich jede lineare Gleichung nach dem Schema „Klammer auflösen, die Ausdrücke mit Faktor x auf eine Seite bringen, Zahlen auf die andere Seite bringen, die Seiten zu der Form ax = b vereinfachen und die Lösungsmenge angeben“ lösen. Es kann jedoch je nach Aufgabenart zweckmäßig sein, ein anderes Vorgehen zu wählen. So liegt es etwa bei der linearen Gleichung x 6 2( x 1) 3 4 2 4 nahe, zunächst beide Seiten der Gleichung mit 4 zu multiplizieren und zu kürzen. Ähnlich wie Übung 1 bietet auch Übung 3 einen anschaulichen Hintergrund an. Jede Gleichung besitzt die Form f(x) = g(x), wobei f(x) und g(x) Terme (Funktionsvorschriften) sind (vgl. auch den funktionalen Charakter der Übungen 1 und 2 in Abschnitt 4.4). Das legt es wiederum nahe, die Graphen zeichnen zu lassen. Äquivalenzumformungen sind dadurch charakterisiert, dass sich der x-Wert von Schnittpunkten bei der Umformung nicht ändert. Wird etwa auf beiden Seiten einer Gleichung die gleiche Zahl addiert, so verschieben sich die Graphen in Richtung der Hochachse, die Schnittstellen (x-Werte) bleiben jedoch unverändert. Ähnlich wie in Übung 2 beim Umformen linearer Terme können in Übung 4 schrittweise Umformungen abgerufen werden. Es kann jedoch auch an jeder Stelle eigenständig weiter gearbeitet werden. 10 Weitere Diagnoseübungen werden in zu den Themen von Kapitel 4 werden in den nachfolgenden Übungen 5 – 8 angeboten. 11