Klasse 8 Kapitel 1: Terme und Gleichungen Wiederholung Terme und Gleichungen wurden bereits in Klasse 7, Kapitel 4 ausführlich behandelt. Wegen der besonderen Bedeutung für alle folgenden Jahrgangsstufen werden hier noch einmal die wichtigsten Teile knapp wiederholt. Die gezielte Diagnose von Kenntnislücken wird durch die Anlage der Übungen ermöglicht. 1. Terme und lineare Gleichungen Die beiden ersten Übungen des Abschnitts 1.1 behandeln das Aufstellen von Funktionsvorschriften (linearen Termen), an die sich die Aufstellung einer linearen Gleichung und deren Lösung anschließt. Die Übungen sollen unter anderem noch einmal die enge Verflechtung von Funktionen- und Gleichungslehre verdeutlichen. Übung 3 kontrolliert die sichere Verfügbarkeit von Lösungsverfahren für lineare Gleichungen. Dabei können alle Einzelschritte kontrolliert werden . Die Auswahl und Reihenfolge der Einzelschritte bleiben dem Übenden überlassen. Ob er also z.B. zwecks Vermeidung von Brüchen zuerst beide Seiten einer Gleichung mit einer passend gewählten Zahl multipliziert oder mit Brüchen rechnen will, bleibt ihm überlassen. Abschnitt 1.1 Übung 3 Die Aufgabe ermöglicht eine gezielte Feststellung, an welchen Stellen noch eventueller Wiederholungsbedarf besteht. 2. Das Distributivgesetz und die binomischen Formeln Die 5 Übungen dieses Abschnitts behandeln das Ausmultiplizieren und Faktorisieren mithilfe des Distributivgesetzes bzw. mithilfe der aus ihnen leicht herleitbaren binomischen Formeln. Geschicktes Lösen von Gleichungen durch Faktorisieren wird dabei integrativ berücksichtigt. Alle 5 Übungen ermöglichen die Kontrolle von Einzelschritten und können somit zu einer gezielten Diagnose von Kenntnislücken oder Verständnisschwierigkeiten genutzt werden. 1 Abschnitt 1.2 Übung 3 Abschnitt 1.2 Übung 4 Kapitel 2: Lineare Funktionen 1. Zur Konzeption und zur Terminologie Vom wissenschaftlichen Sprachgebrauch her sind lineare Funktionen als Spezialfall linearer Abbildungen Funktionen, deren Vorschrift sich in der Form x m·x angeben lässt. Funktionen des vorliegenden Kapitels, deren Vorschriften sich in der Form x m·x + b angeben lassen, würde man dann als affine Funktionen bezeichnen. Es werden hier (der üblichen Terminologie der Schule folgend) unter linearen Funktionen solche des zweiten Typs verstanden, zumal diese Bezeichnung auch aus Schülersicht wegen der Graphen suggestiv ist. Zumindest Funktionen des ersten Typs sind den Schülern bereits aus der Klasse 7 (Proportionalitäten) bekannt, dort allerdings unter etwas anderen Akzentsetzungen. Obwohl der Begriff „Steigung“ auch dort in Form des Proportionalitätsfaktors implizit auftritt, wird er nicht weiter thematisiert. In Klasse 8 gewinnt er dagegen zusammen mit seiner geometrischen Interpretation einen erheblichen Stellenwert. Er wird zu dem Wachstumsfaktor, der zu beliebigen Zuwächsen des x- Wertes den Zuwachs der Funktionswerte liefert. Ein gewisses fachdidaktisches Problem bildet die „Geradlinigkeit“ der Graphen der untersuchten Funktionen. Dabei soll das Problem, dass noch in Q gearbeitet wird, ausgeklammert werden. Aber auch unabhängig davon ist „Geradlinigkeit“ für die Schüler zunächst ein geometrischer Begriff, dessen algebraische Charakterisierung nicht unmittelbar klar ist. Rein fachlich erscheint es als gangbarer Weg, die folgende Definition zu treffen: Eine Punktmenge M in einem Koordinatensystem liegt genau dann auf einer nicht parallel zur Hochachse verlaufenden Geraden, wenn die Steigung zwischen zwei beliebigen Punkten aus M stets den gleichen Wert liefert. Natürlich wird man diese Vereinbarung (Definition), die mehr „Hinterkopfwissen“ des Unterrichtenden darstellt, nicht in dieser Form Schülern vermitteln (können). Die Definition wird im Unterricht eher als anschaulich naheliegender Erfahrungssatz gewonnen werden können. Diesem Zweck dient insbesondere Übung 4 in Abschnitt 2.1.4. 2. Sequentierung Die Übungen in dem Programm sind grob gesehen nach dem Konzept „vom Einfachen zum Komplizierteren“ angeordnet. Dies wirft die Frage nach der Alternative problemorientierter Zugänge auf. 2 Abschnitt 2.3 Übung 4 Abschnitt 2.3 Übung 5 Als diskussionswürdig könnte man hier Übung 4 oder Übung 5 in Abschnitt 2.3.3 nennen. Der „richtige“ Zeitpunkt eines Einstiegs mit einer der Aufgaben lässt sich schwer benennen, da er deutlich vom Leistungsvermögen und den Voraussetzungen der Lerngruppe abhängt. Wenn etwa aufgrund der Vorkenntnisse aus Klasse 7 bereits vermutet werden kann, dass eine Funktion mit geradlinigem Graphenverlauf durch eine Vorschrift der Form x mx + b angegeben werden kann, kann man sich sogar einen unmittelbaren Einstieg mit dieser Aufgabe vorstellen: Nach der Spiegelung kann dann der Wert von b leicht gefunden werden, und der Wert für m ergibt sich (ohne schon von Steigung zu reden) aus dem zweiten Graphenpunkt. Abschnitt 2.3 Übung 8 3. Gleichungslösen und lineare Funktionen Gleichungslösen und Untersuchung von Funktionsgraphen auf Schnittpunkte bzw. Untersuchung einer Funktion auf Nullstellen stehen in einem engen, fruchtbaren Zusammenhang, der besonders deutlich wird, wenn Gleichungen gelöst werden müssen, für die kein elementares Auflösungsverfahren existiert (vgl. das Programm Anwendungen der Analysis, Kapitel 2). Es ist jedoch auch bei der elementaren Behandlung linearer Gleichungen nützlich und hilfreich, die funktionale Sichtweise zu akzentuieren, zumal Anwendungsaufgaben praktisch immer in einem engen Zusammenhang zu Funktionen und ihren Eigenschaften stehen. Die Übungen in Abschnitt 2.3 machen dies an vielen Stellen deutlich (vgl. etwa Übung 8 in Abschnitt 2.3.5, jedoch auch die bereits oben genannten Übungen 4 und 5 im Abschnitt 2.3.3). Kapitel 3: Lineare Gleichungssysteme 1. Konzeption 3 Die Behandlung linearer Gleichungssysteme schließt sich problemlos an die Behandlung linearer Funktionen an. Die Lösungen einer linearen Gleichung in 2 Variablen liefern (bis auf triviale Ausnahmen) den Graphen einer linearen Funktion, so dass sich das Lösen eines Gleichungssystems in zwei Variablen auf die im Rahmen der linearen Funktionen bereits behandelte Schnittpunktproblematik zurückführen lässt. Das Gleichsetzungsverfahren bildet daher einen natürlichen Zugang (vgl. Abschnitt 3.2.1). Das Kapitel beginnt mit dem Begriff der Lösung und der grafischen Darstellung der Lösungsmenge einer linearen Gleichung in zwei Variablen. Für einen problemorientierten Unterrichtseinstieg kann abweichend von der Systematik der Software Übung 4 in Abschnitt 3.1.3 gewählt werden. Die Übung eignet sich für einen unmittelbaren Einstieg in die Erarbeitung des Begriffs „Lösung einer Gleichung in zwei Variablen“. Zugleich wird durch sie das weitere Vorgehen (Lösung linearer Gleichungssysteme in zwei Variablen) zielgerichtet vorbereitet. Abschnitt 3.1 Übung 4 Abschnitt 3.2 Übung 2 Für eine problemorientierte Einführung des Gleichsetzungsverfahrens eignet sich Übung 2 in Abschnitt 3.2.2. Das anschließend behandelte Einsetzungsverfahren erhält seine Berechtigung auch dadurch, dass es vor allem bei der Lösung nicht linearer Systeme das adäquate Verfahren ist. Entsprechende Aufgaben sind daher auch in Übung 3 vereinzelt integriert worden. Das Additionsverfahren (Übung 4) gewinnt seine eigentliche Bedeutung erst im Zusammenhang mit dem Gaußalgorithmus. Abschnitt 3.2 Übung 3 Abschnitt 3.2 Übung 4 2. Anmerkung zu Textaufgaben Manche Textaufgaben zu zwei Gleichungen mit zwei Variablen sind wenig typisch, da die beiden Variablen nicht „gleichberechtigt“ auftreten, etwa weil sie in einem funktionalen Zusammenhang stehen. So könnte man etwa Übung 8 aus Abschnitt 1.2.5 mit den beiden Variablen t und s notieren, aber diese Interpretation ist etwas 4 unnatürlich. Eher passt die Aufgabe zum Thema „Schnittpunktbestimmung bei linearen Funktionen“. Auch in vielen Zahlenrätseln fungiert die zweite Variable nur als Gedächtnisstütze, so etwa wenn der Text mit der Aussage beginnt, dass sich zwei unbekannte Zahlen um 2 unterscheiden. In einem typischen Beispiel treten die Variablen gleichberechtigt nebeneinander auf. Ohne darüber reden zu müssen liegen solchen Beispielen lineare Funktionen in zwei Variablen zugrunde. Entsprechende Typen finden sich in den Übungen Übung 2 und 3 in Abschnitt 3.3.2 . Abschnitt 3.3 Übung 2 Abschnitt 3.3 Übung 3 3. Tests und Diagnoseaufgaben Abschnitt 3.6 enthält 2 Tests zu linearen Gleichungssystemen mit zwei Variablen, die sich lediglich im Schwierigkeitsgrad unterscheiden. In Abschnitt 3.7 wird zwei Tests mit Fehlerdiagnose angeboten. Die Umformungsschritte werden dabei einzeln kontrolliert und kommentiert. Zu beachten ist, dass normalerweise jeder Umformungsschritt zu zwei neuen Gleichungen führt. Ausnahme ist der Fall, dass zwei äquivalente Gleichungen vorgegeben sind. In diesem Fall reicht es, eine (umgeformte) Gleichung einzutragen. Die einzelnen Umformungsschritte werden grafisch begleitet. Korrekte Umformungen zeigen sich darin, dass sich die Schnittmenge zweier Geraden nicht ändert. Im Falle der eindeutigen Lösbarkeit bedeutet das, dass die Umformungen die darstellenden Geraden ändern, aber der Schnittpunkt nach jeder Umformung unverändert bleibt. Die geometrische Darstellung dient der zusätzlichen Verständnissicherung. Die beiden Diagnoseübungen unterscheiden sich dadurch, dass in der ersten die Gleichungssysteme vorgegeben werden und in der zweiten beliebige Gleichungssysteme eigenständig eingegeben werden können. Ob ein lineares Gleichungssystem vorliegt, wird nach Übernahme des Systems geprüft. 5 Eine fachliche Bemerkung: Man könnte einwenden, dass es problematisch ist, die Lösungsmenge bei Vorgabe zweier äquivalenter linearer Gleichungen als Gerade zu bezeichnen. Abgesehen davon, dass aus Schülersicht hier kein Problem vorliegt, kann man natürlich auch fachlich korrekt von einer Geraden in QxQ sprechen. Kapitel 4: Bruchgleichungen und Bruchterme 1. Konzeption Das vorliegende Kapitel ist in vieler Hinsicht nicht ganz einfach. Zum ersten Male begegnen den Schülern ernsthaft Fragestellungen, die eine besondere Berücksichtigung des zugrunde liegenden maximalen Definitionsbereichs verlangen. Sicherer Umgang mit Bruchtermen ist insbesondere mit Blick auf die SII unverzichtbar (Umformungen von Differenzenquotienten, Beweis einiger Ableitungsregeln). Bruchterme sind Funktionsvorschriften für gebrochen rationale Funktionen. Es ist gerade der funktionale Aspekt der dabei hilft, in den Gegenstand „Bruchterme“ zumindest stellenweise interessante Problemstellungen zu integrieren. Übung 2 in Abschnitt 4.4.2 macht dies deutlich. Insbesondere liegt es nahe, am Beginn des Kapitels einfache gebrochen rationale Funktionen zu behandeln. Die dort gewonnenen Kenntnisse werden in Übung 4, Abschnitt 4.2.3 zur Veranschaulichung der Lösungsmengen einfacher Bruchgleichungen herangezogen. Eine wichtige Rolle spielt in diesem Kapitel der Begriff Hauptnenner. Im Unterschied zur Bruchrechnung ist dieser nur bis auf einen Zahlenfaktor 0 bestimmt. Die Verwendung des bestimmten Artikels bei dem Begriff Hauptnenner ist in diesem Sinne zu verstehen. Abschnitt 4.4 Übung 2 Abschnitt 4.2 Übung 4 2. Einfache gebrochen-rationale Funktionen Es geht in Abschnitt 4.1 um Funktionen, die durch Vorschriften der Form x a c xb definiert werden können. Die Kenntnis, wie Parameteränderungen sich auf die Graphen auswirken können, ist wichtig für die Schulung funktionalen Denkens. Das mitgelieferte Programm zum Zeichnen von Funktionsgraphen mit stetig veränderlichen Parametern kann hier zu weiterem „Experimentieren“ herangezogen werden. 6 3. Bruchgleichungen Abschnitt 4.2, Übung 4 behandelt einfache Bruchgleichungen. Um die wichtige Verbindung von Gleichungslösen und Funktionsuntersuchung zu stützen, wird die Lösung zugleich als Nullstellenproblem interpretiert. Bei Bruchgleichungen wird der Bereich der Äquivalenzumformungen zur Ermittlung der Lösungsmenge verlassen: Durch Multiplikation mit einem Hauptnenner und anschließendes Kürzen ändert sich im Allgemeinen der (maximale) Definitionsbereich der Gleichung. Zur umgeformten Gleichung können Lösungen hinzukommen, allerdings höchstens Nennernullstellen der Ausgangsgleichung. Die endgültige Entscheidung über die Lösungsmenge wird durch eine Nennerprobe getroffen (vgl. die Lernseite 4.2.4). 4. Anwendungen Abschnitt 4.4 enthält Anwendungen/Problemaufgaben zu Bruchtermen bzw. Bruchgleichungen. Übung 1 hat lediglich einführenden Charakter. Übung 2 ist interessant, anspruchsvoll und lehrreich. Die Arbeit mit konkreten Zahlen liefert neben einer Hilfe zur Auffindung der Funktionsvorschriften (Bruchterme) die Vermutung, welcher der beiden Wege immer mehr Zeit beansprucht. Durch die Simulation wird die Vermutung weiter gestützt und zumindest im Falle fast gleicher Geschwindigkeiten u und v verständlich. Ein Nachweis der Vermutung kann allerdings nur über eine Rechnung mit Variablen erfolgen. Die Wahl dieses Rechenweges erfolgt über den entsprechend beschrifteten Button. Übung 3 schließt inhaltlich an Übung 2 an und zeigt im Rahmen von Anwendungsaufgaben den engen Zusammenhang zwischen Funktionen und Gleichungen. Die Übungen von Abschnitt 4.4 lassen sich auch in die vorhergehenden Abschnitte integrieren. Abschnitt 4.4 Übung 1 Abschnitt 4.4 Übung 3 5. Tests und Diagnoseaufgaben Der Abschnitt 4.6 bietet bewertete Test zu gebrochen rationalen Funktionen und zu Bruchgleichungen an. In Abschnitt 4.7 können Termumformungen vorgenommen werden und Bruchgleichungen gelöst werden, wobei die Umformungsschritte kontrolliert werden. Bei der Bearbeitung von Bruchgleichungen lernen die Schüler zum erstenmal ein Lösungsverfahren kennen, in dem der enge Bereich der Äquivalenzumformungen verlassen wird. Prinzipiell ist es zwar möglich, sich auf Äquivalenzumformungen (d.h. Umformungen, welche die Lösungsmenge nicht ändern) zurückzuziehen, indem man vorab den Definitionsbereich der jeweiligen Gleichung bestimmt und sagt, dass sich die Umformungen auf diesen Bereich beziehen. Aber zwei Gründe sprechen gegen ein solches Vorgehen: 1. Da sich die Lösungsmenge durch die beiderseitige Multiplikation mit dem Hauptnenner der Gleichung höchstens um Nennernullstellen vergrößern kann, ist es in der Regel etwas einfacher, am Schluss eine Nennerprobe vorzunehmen als vorab den Definitionsbereich zu bestimmen. 7 2. Es ist ohnehin wichtig zu erfahren, dass es beim Gleichungslösen wichtig sein kann, den Bereich der Äquivalenzumformungen zu verlassen. Ein typisches Beispiel sind Wurzelgleichungen (Klasse 9). Bei einfachen Bruchgleichungen der Form ax b ex f cx d gx h ist bei Schülern das „kreuzweise Ausmultiplizieren“ beliebt. Das Verfahren kann zu Problemen führen: 2x 4 3x x 1 2 2x liefert beispielsweise nach diesem Verfahren die quadratische Gleichung (2x-4)(2-2x) = 3x(x-1), welche zu 7x² -15x +8 = 0 vereinfacht werden kann. Für diese Gleichung liegt in Klasse 8 kein Lösungsverfahren vor. Multipliziert man jedoch beide Seiten der Gleichung mit dem Hauptnenner (2-2x) und kürzt man anschließend, so ergibt sich eine lineare Gleichung mit der Lösung 8/7, die wiederum keine Nennernullstelle ist. Somit folgt: L = {8/7}. Ergänzung: Die quadratische Gleichung 7x² -15x +8 = 0 besitzt die Lösungen 1, und 8/7. Das „kreuzweise Ausmultiplizieren“ hat also zu einer Vergrößerung der Lösungsmenge um die Nennernullstelle geführt. Kapitel 5: Geometrie 1. Zur Konzeption Es wird in dem Kapitel die in Klasse 7 begonnene „klassische Kongruenzgeometrie“ fortgesetzt, d.h. die beweistechnischen Grundlagen werden durch die Kongruenz- und Winkelsätze gebildet. Die Konstruktionen können statt mit Zirkel und Geodreieck auch mithilfe des mitgelieferten Zeichenprogramms durchgeführt werden. Es ist in seiner Konzeption den genannten Zeichengeräten nachempfunden. Zusatzprogramm: Zeichenblatt Das Zusatzprogramm „Zeichenblatt“ liefert auch die Möglichkeit, dynamische Geometrie im Rahmen der Dreieckslehre und Kreislehre zu betreiben. Konkrete Anregungen dazu finden sich in der Bedienungsanleitung (Symbol „Buch mit Fragezeichen“ anklicken). 2. Linien im Dreieck 8 Seitenhalbierende Neben der Schnittpunkteigenschaft sind die Seitenhalbierenden in einem Dreieck auch insofern von Interesse, als sie durch ihren Schnittpunkt den Schwerpunkt eines Dreiecks festlegen. Der elementargeometrische Nachweis der Schnittpunkteigenschaft ist nicht gerade einfach und wird hier übergangen. Dagegen wird in Übung 1 von Abschnitt 5.1.1 die Schwerpunkteigenschaft anschaulich konstruktiv herausgearbeitet. Die Gedankenführung liefert nebenbei gewissermaßen ein „physikalische Argument“ für die Schnittpunkteigenschaft. Einzelheiten ergeben sich aus den Ausführungen auf der Lernseite 5.1.1 zusammen mit der Übung. Abschnitt 5.1 Übung 1 Höhen Die Einführung erfolgt in Übung 7 , Abschnitt 5.1.4 anhand einer Anwendungssituation. Der Beweis der Schnittpunkteigenschaft wird in der nachfolgenden Übung 8 erarbeitet, wobei die Idee des „Parallelenzeichnens“ vorgegeben wird. Die überraschende Erkenntnis in dem Beweis liegt darin, dass die Fortsetzungen der Höhen in einem neuen Dreieck als Mittelsenkrechte interpretiert werden können und damit der Beweis der Schnittpunkteigenschaft auf einen bereits bekannten Satz zurück geführt wird. Abschnitt 5.1 Übung 7 Abschnitt 5.1 Übung 8 Die Einführung von Höhen in einem Dreieck bildet eine unverzichtbare Voraussetzung für die in Abschnitt 5.4 behandelte Flächenlehre. 3. Winkelsätze am Kreis 9 Abschnitt 5.2 behandelt den Satz des Thales und danach den Peripherie-Winkelsatz. Ersterer ist zwar ein Spezialfall des zweiten Satzes, wird aber unabhängig von letzterem erarbeitet. Der Satz des Thales tritt allerdings auch in dem Programm zur Klasse 7 auf. Die Einführung des Peripherie-Winkelsatzes kann über die Übungen 2 und 3 erfolgen. Die dynamische Simulation in Übung 3 stützt noch einmal die Vermutung, diese liefert jedoch noch keine Beweisidee. Diese wird in Analogie zum Beweis des Thalessatzes ebenfalls in Übung 3 erarbeitet. Abschnitt 5.2 Übung 2 Abschnitt 5.2 Übung 3 Die beiden Übungen 4 und 5 liefern interessante Anwendungen des Peripherie-Winkelsatzes. Abschnitt 5.2 Übung 4 Abschnitt 5.2 Übung 5 Wenngleich der Peripherie-Winkelsatz im Rahmen eines Geometriecurriculums nicht zu den unverzichtbaren Gegenständen zählen sollte, erfährt seine Behandlung eine Legitimation durch lehrreiche Beweisstrategien und interessante nichttriviale Anwendungen wie in den Übungen 4 und 5. 5. Flächen - und Volumenberechnungen Die Herleitung der Berechnungsvorschriften für Dreiecks- und Parallelogrammflächen folgt zunächst gängigen Konzepten. Lehrreich sind unabhängig davon die alternativen z.T. dynamisch gestützten Zugänge in Übung 7 von Abschnitt 5.4.4. 10 Abschnitt 5.4 Übung 7 Abschnitt 5.5 Übung 3 Volumenberechnungen beziehen sich auf Prismen. Die Übungen zeigen überzeugend, wie die spezifischen Möglichkeiten des Computers bei der Veranschaulichung (in Übung 3, Abschnitt 5.5.3 auch dynamisch) genutzt werden können Kapitel 6: Reelle Zahlen 1. Grundlegende Probleme Die Einführung der reellen Zahlen ist im Rahmen der Schulmathematik ein letztlich nicht zufriedenstellend lösbares Problem. Eine auch nur halbwegs vollständige Einführung ist wegen der vielen grundlegenden Probleme nicht möglich. Selbst die Hochschule verzichtet in den Analysisvorlesungen auf eine konstruktive Einführung trotz der Kritik Hilberts, man ziehe damit den Diebstahl der ehrlichen Arbeit vor. Die Folge ist, dass sich auch das vorlegende Programm diesbezüglich zurückhält. Reelle Zahlen werden als nicht notwendig periodische Dezimalentwicklungen eingeführt. Eine Definition der Rechenoperationen wird in Abschnitt 4.3, Übung 4 ansatzweise angesprochen, wobei man sich darüber im Klaren sein sollte, dass auf diese Weise keine konstruktive Lösung des Problems möglich ist: Es scheitert daran, dass es möglich ist, dass Neunersequenzen auftreten können, von denen konstruktiv nicht entschieden werden kann, ob sie endlich oder unendlich sind. Beispiel: 1.414213... + 0.585786... = 1.999999... In diesem Fall wurde der erste Teil der Dezimaldarstellungen von 2 und 2 - 2 gewählt, so dass klar ist, dass auch eine Weiterführung immer weitere Neunen liefern würde. Wenn man allerdings nicht die Herkunft der Sequenzen kennen würde, wäre nie bekannt, ob nicht irgendwann ein durchlaufender Übertrag auftritt. Eine Lösung dieser Problematik auf der Grundlage nichtkonstruktiver Existenzpostulate würde andererseits den Rahmen der SI-Mathematik sprengen. 2. Stellung im Rahmen des Gesamtcurriculums Im Rahmen der SI- Schulmathematik werden reelle Zahlen je nach Sequentierung der Unterrichtsinhalte bei der Behandlung quadratischer Gleichungen oder beim Satz des Pythagoras benötigt. Da quadratische Funktionen auch im Zahlenbereich Q erarbeitet werden können, besteht in der Software ohne irgendeine Schwierigkeit die Möglichkeit, dass erste Kapitel Klasse 9 auch vor diesem Kapitel zu bearbeiten. Die Einführung der Reellen Zahlen wird naheliegend über das Messbarkeitsproblem von Quadratdiagonalen eingeführt. 3. Motivation der Einführung 11 Das Problem, eine sinnvoll ermittelte Maßzahl für die Längen gewisser Quadratdiagonalen angeben zu können, bildet eine sinnvolle Motivation zur Einführung neuer Zahlen. Wie man z.B. für „die Länge der Diagonalen im Einheitsquadrat“ dadurch zu einer beliebig genauen Dezimalentwicklung und zugleich zu einer Positionierung auf der Zahlengeraden gelangt, wird durch Übung 1 in Abschnitt 6.1 erarbeitet. Dass sich bei der Dezimalentwicklung nie eine Periode ergibt, wird zunächst nur mitgeteilt. Eine Begründung wird in Abschnitt 6.3 nachgeliefert. Übung 1 in Abschnitt 6.1 ist so angelegt, dass die Interpretation der gesuchten Zahl als Maßzahl der Diagonalen im Einheitsquadrat in den Hintergrund tritt. Vielmehr erscheint 2 sogleich als Seitenlänge eines Quadrats, dessen Flächenmaßzahl sich elementargeometrisch (Nutzung der Additivität des Flächenmaßes) angeben lässt. Entsprechendes gilt für die weiteren Zahlenbeispiele. Übung 2 knüpft an Übung 1 an: Das Berechnungsverfahren lässt sich sofort übertragen. Die Aufgabe geht davon aus, dass es „natürlich“ auch Quadratflächen mit den Maßzahlen 3, 5 usw. gibt. Prinzipiell hat die geometrische Interpretation in Übung 2 für die Bearbeitung keine Relevanz, aber es soll doch noch die Verbindung zu Übung 1 (daher der nochmalige Start mit 2) beibehalten werden. Außerdem liefert die Übung wie Übung 1 eine schöne dynamische Veranschaulichung des Vorgehens. Die Übungen 3 – 8 sind weitgehend formal. Anwendungen der Berechnung von Wurzeln liefert Übung 9. Sie kann natürlich auch früher, prinzipiell nach Übung 3 bearbeitet werden. Abschnitt 6.1 Übung 1 Abschnitt 6.1 Übung 9 4. Wurzelberechnungen Übung 1 in Abschnitt 6.2 greift noch einmal das Intervallschachtelungsverfahren auf. Dass dabei als Anschauungsstütze Parabeln herangezogen werden, dürfte kein Problem bedeuten. Eine informelle Klärung wird hier reichen. Übung 2 behandelt das Heron -Verfahren, welches auf einer elementargeometrischen Grundlage entwickelt wird: Schrittweise Approximation einer Quadratfläche vorgegebener Maßzahl durch Rechteckflächen. Das Heron – Verfahren zeigt eine hohe Konvergenzgeschwindigkeit (in der numerischen Mathematik spricht man von quadratischer Konvergenz). Seine Behandlung ist auch geeignet, Schüler anhand eines naheliegenden Problems an Grenzwertvorstellungen heranzuführen (Propädeutik des Grenzwertbegriffs). 12 Abschnitt 6.2 Übung 1 Abschnitt 6.1 Übung 2 5. Vertiefungen Vertiefungen im Zusammenhang mit den reellen Zahlen finden sich in Abschnitt 6.3. Es wird insbesondere in den Übungen 1 und 2 erarbeitet, dass es in Q keine rationale Zahl gibt, deren Quadrat eine Primzahl ist. Abschnitt 6.3 Übung 1 Abschnitt 6.3 Übung 2 Dass es im mengentheoretischen Sinn „viel mehr irrationale als rationale Zahlen“ gibt, kann natürlich im Unterricht der SI nicht geklärt werden. Übung 3 verfolgt vordergründig nur das Ziel, Argumentationsfähigkeit im Zusammenhang mit den Fragen nach rational bzw. irrational zu fördern. Wenn man will, kann man die Begründungsverfahren im Zusammenhang mit Aufgabe 3 auch auf der Hausaufgabenseite 6.4.2 nutzen um zu zeigen, dass zwischen zwei verschiedenen Kapitel 7: Kreise und Zylinder 1. Konzeption Kreisfläche, Kreisumfang, Zylinder, Kegel und Kugel wurden bis vor einigen Jahren zumeist in der Jahrgangsstufe 10 behandelt. Sie lieferten durch die erforderlichen Grenzprozesse einen wichtigen Beitrag zur Propädeutik des Grenzwertbegriffs. Der Grund für die späte Behandlung lag unter anderem darin begründet, dass die rechnerischen Approximationsverfahren nicht ohne Verfügbarkeit des Satzes vom Pythagoras möglich war. Das in der Software vorhandene Kapitel auf dieser Grundlage soll auch in der weiteren Entwicklung beibehalten werden. 13 Wenn nun der Kernlehrplan die frühere Behandlung fordert, muss man zumindest die Kreiszahl pi nach irgendeinem experimentellen (messenden) Verfahren näherungsweise ermitteln. Im Unterschied zu der Behandlung in der Jahrgangsstufe 10 wird jetzt der Weg „vom Kreisumfang zur Kreisfläche“ gewählt. Hauptgrund ist der einfache problemorientierte Zugang verbunden mit einem wenig aufwändigen Messverfahren (Abschnitt 7.1, Übung 1). Die Berechnungsvorschrift für die Kreisfläche lässt sich dann (ohne Pythagoras) begründen, was in Übung 5, Abschnitt 7.1.4 auf der Grundlage einer naheliegenden Anwendungsaufgabe (vgl. auch Übung 1) geschieht. Abschnitt 7.1 Übung 1 Abschnitt 7.1 Übung 5 2. Problem- und Anwendungsaufgaben In der Kreislehre bieten sich zahlreiche Problem- und Anwendungsaufgaben an. Besonders erwähnenswert sind die Übungen 3, 10 und 11. Übung 3 behandelt eine Aufgabe, in der es sinnvoll ist, die Schüler zunächst das Ergebnis schätzen zu lassen. Die Berechnung liefert dann ein sehr überraschendes Resultat. Natürlich bietet es sich an, in diesem Fall den tieferen Hintergrund zu suchen. Er liegt in der Proportionalität von Radius und Umfang eines Kreises. Diese wird auf dem Hintergrund des überraschenden Ergebnisses in Übung 4 thematisiert. Wegen der Proportionalität gehören zu gleichen Zuwächsen des Umfangs (in der Übung 3: 1 m) stets gleiche Zuwächse des Radius, unabhängig davon, wie groß der Kreis ist. Abschnitt 7.1 Übung 3 Abschnitt 7.1 Übung 10 Übung 10 erarbeitet ein Verfahren, nach dem Eratosthenes ca. 220 v. Chr. den Erdumfang bestimmt hat. Wie genau die Bestimmung war, ist wohl historisch nicht geklärt, da die Längenangabe in Stadien gemacht wurde und die Umrechnung nicht eindeutig bekannt ist. 14 Es ist durchaus lohnend, sich auch etwas eingehender mit den astronomischen Zusatzinformationen auf der Lernseite 7.1.7 zu beschäftigen, insbesondere mit dem für das Lösungsverfahren relevanten Auftreffen der Sonnenstrahlen als angenähertes „Parallelbündel“. Übung 10 kann übrigens auch geeignet sein, vor der Behandlung von Kreisbögen (Übungen 8 und 9) einen direkten problem- bzw. kontextorientierten Einstieg in die Frage nach deren Berechnung zu motivieren. Abschnitt 7.1 Übung 11 Die Physik erfordert oft eine Bestimmung von Größen, die durch direktes Messen nur sehr ungenau ermittelt werden können. Größen, die nur durch einen Trick bestimmt werden können, sind aber gerade in der Physik von großer Bedeutung. Übung 11 zeigt, wie man etwa die Längenausdehnung eines Metallstabes in Abhängigkeit von der Temperatur essen kann. Die in der Übung angebotenen dynamischen Möglichkeiten liefern eine wichtige Verständnishilfe für das Verfahren. 15