Vertiefungsfach Latein Modul 1: „Martial – Menschliches Allzumenschliches“: Kompetenzorientiertes Arbeiten im Bereich der Morphologie am Beispiel ausgewählter Epigramme Martials Modul 2: „Hass als Leit(d)motiv des Lebens“: Kompetenzorientierte Satzanalyse am Beispiel der Hannibal-Vita des Cornelius Nepos Modul 3: „Die Entdeckung der Neuen Welt – Segen oder Fluch für die Menschheit?“: kompetenzorientierter Umgang mit satzwertigen Partizipialkonstruktionen am Beispiel ausgewählter Textstellen lateinischer Literatur der Renaissance Modul 4: „Die Macht der Gefühle“– ein zentraler Bestandteil antiker und heutiger Welterfahrung: kompetenzorientierte Wortschatzarbeit an ausgewählten Textstellen aus Ovids Ars amatoria 1 Modul für das Vertiefungsfach Latein in der Einführungsphase Thema: „Die Macht der Gefühle“ – ein zentraler Bestandteil antiker und heutiger Welterfahrung: kompetenzorientierte Wortschatzarbeit an ausgewählten Textstellen aus Ovids Ars amatoria Ziel: Kompetenzentwicklung im Bereich „Wortschatz“ (Sprachkompetenz) Stundenumfang: 10 Doppelstunden à 90 Minuten 2 Vertiefungskurs Latein – Umsetzungsbeispiel der Schule „Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium Neunkirchen“: Modul 4 Lehrkraft: Karsten Holz, OStR 1. Übersicht über das Modul Thema bzw. Inhalt didaktischer Kurzkommentar Material Hinführung zum Thema – Die Ars amatoria als schicksalhaftes Werk in Ovids Leben Informationsbeschaffung über Ovids Leben, den Inhalt der Ars amatoria und Kaiser Augustus‘ Ehegesetzgebung; M 01 Bewusstmachung der Problematik im Umgang mit dem Wortschatz Erschließung ausgewählter unkommentierter Verse des Proömiums zur Ermittlung des deklarativen Wissensbestandes Hypothesenbildung zur fatalen Wirkung des Werkes vor dem historischen Hintergrund M 02 M 03 Eingangsdiagnose „Liebe“ und „Macht“ als zentrale Themen in der Ars amatoria Vorerschließung und Zusammenfassung zentraler Inhalte des Proömiums „Der Raub der Sabinerinnen“ oder „Mann und Frau – Jäger und Beute?“ Texterschließung unter Anwendung von Prinzipien der Wortbildungslehre und unter Nutzung von Fremdsprachenkennnissen M 05 „Die Liebe – alles nur Theater?“ Texterschließung unter vertiefter Anwendung von Prinzipien der Wortbildungslehre und der Nutzung von Fremdsprachenkenntnissen M 06 „Auf der Jagd nach Liebe“ Texterschließung unter angeleiteter Nutzung des Wörterbuchs M 07 „Alkoholgenuss bei der Partnersuche – Chance oder Gefahr?“ Texterschließung unter zunehmend selbstständiger und spezifischer Nutzung des Wörterbuchs zur Ermittlung von Kollokationen „Wie kann ich lernen?“ Alternative Möglichkeiten der Wortschatzarbeit Erstellung von eigenen Lernmaterialien unter Nutzung des textgenuinen Wortschatzes des Moduls Abschluss des Moduls Evaluation des Moduls in Form einer Schülerbefragung und eines Ausgangsdiagnosebogens M 04 M 09 Erstellung von textbasierten Sachfeldern M 11 M 11 Lexikon M 08 Lexikon M 10 M 04 – M 08 M 12 3 2. Einschätzung der vorhandenen Kompetenzen und Defizite Das vorrangige Ziel des Lateinunterrichts und damit auch dieses Moduls ist die historische Kommunikation, in deren Zentrum der Umgang mit lateinischen Originaltexten und mit den in ihnen enthaltenen zentralen Fragestellungen steht. Die historische Kommunikation vollzieht sich in den Schritten Erschließung, Übersetzung und Interpretation. Um die Texte verstehen zu können, sind Kompetenzen im Bereich des Wortschatzes erforderlich. Zu Beginn der Einführungsphase werden diese Kompetenzen an mittelschweren Texten entfaltet, sie müssen aber bis zum Ende der Einführungsphase sukzessiv auf anspruchsvollere lateinische Originaltexte erweitert werden. Im Hinblick auf die konkrete Lerngruppe, mit der das Modul erprobt wurde, ließen sich hierbei folgende Schwierigkeiten beobachten, die sich zum einen auf eine langjährige Erfahrung des Unterrichtenden, zum anderen auf eine im Rahmen des Moduls eingesetzte Selbstdiagnose anhand einer unkommentierten Textstelle gründeten: Die Anzahl der Vokabelfehler in den bisher erbrachten schriftlichen Leistungen war beträchtlich. Laut Beobachtungen des Verfassers machten Vokabel- und Vokabelbedeutungsfehler ca. 60 bis 70 % der Gesamtfehlerzahl in den bis zum Beginn des Vertiefungskurses erbrachten schriftlichen Leistungen aus. Es blieb in diesem Zusammenhang jedoch nicht nur bei den erwähnten Defiziten, sondern bei einer Schwachstellenanalyse wurde als Folge dieser Schwierigkeiten deutlich, dass es durch Vokabelfehler auch zu unerlaubten Veränderungen am Ausgangstext kam, weil die Schülerinnen und Schüler versuchten, Kasusendungen und Konstruktionen und somit die Syntax des Originaltextes ihren eigenen Vokabelvorstellungen anzupassen. Auch der selbstständige Einsatz des Wörterbuches, vor allem in Klassenarbeiten und Klausuren, stellte ein erhebliches Problem dar und führte zu sinnentstellenden Übersetzungen. 3. Kompetenzerwartung Die Erschließung und Übersetzung eines lateinischen Originaltextes vollzieht sich in der Verbindung von Sprach-, Text-, Kultur- und Methodenkompetenz. Wegen der Mehrdimensionalität dieses Verstehensprozesses ist für ein 10-stündiges Modul (10 Std. à 90 Min.) aber eine Reduzierung notwendig. Die schwerpunktmäßige Erarbeitung von Kompetenzen im Bereich des Wortschatzes steht daher bewusst im Vordergrund. Grundlegende Kompetenzen, die in diesem Modul vertieft bzw. vermittelt werden sollen, lauten: 4 Die Schülerinnen und Schüler sind zunehmend in der Lage, die „Grundbedeutung“, die „abgeleitete Bedeutung“ und ggf. die okkasionelle Bedeutung zielgerichtet herauszuarbeiten, verfügen über einen erweiterten Wortschatz in der deutschen Sprache und eine reflektierte Ausdrucksfähigkeit,1 können ihre Kenntnisse von Wortschatz und Wortbildungsregeln bei der Erschließung von Texten anwenden und kennen verschiedene Methoden des Erlernens und wiederholenden Festigens von Vokabeln.2 Die Techniken und Methoden, die in diesem Modul vermittelt bzw. vertieft werden sollen, lassen sich auch auf andere lateinische Originaltexte übertragen. Darüber hinaus stellen sie auch eine Hilfe für Schülerinnen und Schüler dar, die in der Sekundarstufe II eine weitere Fremdsprache erlernen wollen. Denn die entstehenden Vorteile für den sachgerechten Umgang mit dem Wortschatz lassen sich auch auf andere Fremdsprachen übertragen. Nicht zuletzt wird durch dieses Modul zum Thema Wortschatzarbeit auch ein synergetischer Effekt für eine Verbesserung in der lateinischen und der deutschen Grammatik erzielt. 4. Inhaltlicher Schwerpunkt Das Modul besitzt einen inhaltlichen und einen methodischen Schwerpunkt. Inhaltlich steht die „Macht der Gefühle“ im Zentrum der Erarbeitung. Diese thematische Festlegung bietet sich aufgrund der Textauswahl an. Die ausgewählten lateinischen Originaltexte sind Textstellen, die in der einen oder anderen Weise dem Leser zeigen, dass sich Partnersuche nach Ovids Vorschlägen nicht durchführen lässt, ohne dass einer der beiden Partner, i.d.R. der Mann, Macht über seine Angebetete ausübt. Um das Interesse der Schülerinnen und Schüler auf das Thema der Partnersuche zu lenken und Motivation zu wecken, beginnt das Modul mit der Frage, warum sich Ovids Veröffentlichung seiner Ars amatoria so nachteilig ausgewirkt hat, dass er von Kaiser Augustus nach Tomis am Schwarzen Meer verbannt wurde. Die Schülerinnen und Schüler werden erkennen, dass ein Werk, das derartige Konsequenzen zeitigen konnte, eine entsprechende inhaltliche Brisanz besitzen muss. Ein alternativer Zugang zur Thematik wird im Anhang dargestellt (vgl. hierzu auch 5). Den methodischen Schwerpunkt des Moduls stellt die Wortschatzarbeit dar. Zum einen geht es um Wortschatz-Kompetenzen, die zum Textverständnis benötigt werden. Zum anderen steht die Reflexion von Lerntechniken im Vordergrund, die das 1 2 S. KLP Sekundarstufe I. Gymnasium. Latein. Frechen 2008, S. 35. S. KLP Sekundarstufe I. Gymnasium. Latein. Frechen 2008, S. 39. 5 Textverständnis und die Verfügbarkeit des Wortschatzes sichern. Eine gestalterische Gemeinsamkeit der ausgewählten Texte ist ihr hoher Grad an Bildhaftigkeit. Ovid stellt die jeweiligen Techniken der Partnersuche sehr plastisch dar, was sich für ein Modul mit dem methodischen Schwerpunkt der Wortschatzarbeit als sehr dienlich erweist. 5. Arbeitsformen und Materialien An dieser Stelle seien einige Anmerkungen zur Gestaltung und Funktion der Materialien gemacht: Das Modul basiert schwerpunktmäßig auf fünf, teilweise mittelschweren, teilweise anspruchsvolleren lateinischen Originaltexten, um die Progression vom Ende der Sekundarstufe I bis zum Abschluss der Eingangsphase zu berücksichtigen. Wegen der schwerpunktmäßigen Behandlung des Wortschatzes und der besseren Übersichtlichkeit halber wurden die Textblätter im Querformat entworfen, so dass die notwendigen Hilfen sich i.d.R. auf einer Höhe mit dem entsprechenden Vers befinden. Als weitere Arbeitsmaterialien beinhaltet das Modul Arbeits- und Merkblätter zu Prinzipien der Organisation des Wortschatzes und zu Regeln der Wortbildungslehre. Die bei der unterrichtlichen Umsetzung des Moduls behandelten Arbeits- und Merkblätter sind als „Materialien“ gekennzeichnet, wohingegen alternative Varianten in der Kopfzeile als „Anhang“ bezeichnet sind. Hier sind die gleichen Merk- und Arbeitsblätter wie in den Materialien zu finden, die aber um einige wenige Aspekte erweitert sind, so dass sie je nach Leistungsstärke des Kurses differenziert eingesetzt werden können oder aber auch einer Binnendifferenzierung innerhalb des Vertiefungskurses dienen können. Der Anhang enthält ebenfalls einen alternativen Zugang zur inhaltlichen Thematik des Moduls. Um das Interesse der Schülerinnen und Schüler auf das Thema der Partnersuche zu lenken und Motivation zu wecken, könnte das Modul auch mit zwei deutschsprachigen Sachtexten, die das Thema der Online-Partnerwahl in der heutigen Zeit zum Gegenstand haben, beginnen. Dieser alternative Zugriff setzt die antiken Texte in Bezug zu der modernen Kommunikationswelt des Internets und bietet die Möglichkeit, beide Verfahrensweisen gegenüberzustellen und ihre jeweiligen Vor- und Nachteile abzuwägen. Gerade was Risiken bei OnlinePartnerschaftsbörsen und den mittlerweile fest etablierten chat rooms angeht, besteht bei Jugendlichen ein erheblicher Informationsbedarf, denn der Missbrauch dieser Medien stützt sich häufig auf eine irreführende Verwendung des Wortschatzes, der den methodischen Schwerpunkt des Moduls darstellt. Als Mantelbogen für eine von den Schülerinnen und Schülern zu führende Arbeitsmappe können die ersten vier Seiten der Materialien genutzt werden. Sie 6 enthalten neben dem Deckblatt eine von den Lernenden selbst auszufüllende inhaltliche Übersicht, die ihnen die Möglichkeit bietet, im Sinne eines knappen Lerntagebuchs das Modul später besser nachzuvollziehen und eine Selbsteinschätzung der Unterrichtssequenz und des eigenen Entwicklungsprozesses vorzunehmen. Außerdem findet sich auf diesen Seiten eine Festlegung für eine bestimmte Verwendung von Farben während der Durchführung des Moduls, um den Schülerinnen und Schülern den Vorteil einer ordentlichen und systematischen Materialführung im Hinblick auf die Mnemotechnik zu verdeutlichen. Abschließend ist ein Protokollformular angehängt, so dass die Schülerinnen und Schüler die Gelegenheit haben, individuelle Probleme in der Gruppe oder mit der Lehrkraft zu besprechen und sich systematisch zu notieren. Die Führung dieser Arbeitsmappe sollte auch bewertungsrelevant sein im Hinblick auf die auf dem Zeugnis erscheinende qualifizierende Bemerkung zur Teilnahme an dem Vertiefungskurs. Auch zwei Diagnosebögen (Materialien 03 und 12), die zu Beginn des Moduls zur Eingangsdiagnose und entsprechend an seinem Ende zur Ausgangsdiagnose eingesetzt werden können, dienen dem Ziel der Evaluation und Optimierung des eigenen Lernprozesses. Dabei bezieht sich der Eingangsdiagnosebogen auf ein textbezogenes deklaratives Wissen zu sechs Versen des Proömiums der Ars amatoria, die den Schülerinnen und Schülern vor der eigentlichen Texterschließung in einer unkommentierten Textfassung vorgelegt werden, um die bereits vorhandenen Kompetenzen in der Lerngruppe zu erfassen. 6. Transparenz / Reflexion der Zielerreichung An dieser Stelle sollen Anmerkungen zu den Aspekten der Wahl der Textgrundlage, der zeitlichen Progression und zu Alternativen im Umgang mit den Materialien gemacht werden. Ursprünglich war für die Durchführung dieses Moduls eine Textauswahl aus Ovids Metamorphosen, etwa die „Pyramus und Thisbe“-Episode angedacht. Wie eine Schülerbefragung aber nach Abschluss des Moduls ergab, weckten die Textauszüge aus der Ars amatoria eine deutlich höhere Motivation als Episoden aus den Metamorphosen, die parallel im Regelunterricht gelesen wurden. Insofern erwies sich diese Abweichung vom Konzeptentwurf als richtig. Sie ist auch aus einem weiteren Grund sinnvoll. Arbeitsaufträge, Wissensbestände und während dieses Moduls erworbene Kompetenzen lassen sich auf andere lateinische Originaltexte, insbesondere aber auf poetische Texte übertragen. Somit stellt das Modul ein eigenständiges Unterrichtsprojekt und keinen regelstundenbegleitenden Nachhilfeunterricht dar. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Vertiefungskurses hatten somit die Möglichkeit, Synergieeffekte für ihre Arbeit im Regelkurs zu nutzen, ohne dass ihre Motivation und ihre Erfolge im Vertiefungskurs dadurch beeinträchtigt wurden. Wegen der Eigenarten der 7 poetischen Sprache sollte das Modul zum Thema Wortschatz allerdings im Sinne der Progression erst im zweiten Halbjahr des Vertiefungskurses platziert werden, was vermutlich in der Passung auch der Mehrheit der schulinternen Curricula, zumindest für L 6, entspricht. Was die zeitliche Dimension des Moduls anbetrifft, so erwies sich seine Durchführung in 10 Doppelstunden als möglich. Allerdings trug zu Beginn des Moduls eine relativ starke Lenkung des Unterrichts durch die Lehrkraft zum Erreichen dieses Ziels bei. Diese Lenkung war bei der konkreten Lerngruppe notwendig, um die Schülerinnen und Schüler zu einer Selbsttätigkeit im Bereich des Lernens anzuleiten (vgl. 8). Je nach Grad der Selbstständigkeit bzw. nach Gruppengröße oder den vorhandenen Kompetenzen könnte eine Begrenzung des Materials vorzunehmen sein, etwa der Verzicht auf die Verse 5 – 10 des Proömiums oder eine Einschränkung bei der Anzahl der Prinzipien der Feldarbeit und der Wortbildung. Gerade das letztgenannte Material ließe sich noch im Hinblick auf die Übertragbarkeit der zu erarbeitenden Texte komprimieren (vgl. 5), ohne dass man grundsätzlich auf einige relevante Prinzipien der Wortbildungslehre verzichten sollte, wie z.B. Diminutiva, Komposita und Verba incohativa. Auch beim Umgang mit dem Proömium (Materialien 2 und 4) bietet sich eine Alternative an. Aus Zeitgründen kann den Schülerinnen und Schülern das vollständige, kommentierte Proömium präsentiert werden. Es ist aber im Sinne einer kurzen Selbstevaluation durchaus sinnvoll, die Lernenden nur mit den Versen 1 – 4 und 11 + 12 in einer unkommentierten Version zu konfrontieren, um das vorhandene deklarative Wissen abzufragen, sie mit dem Prinzip der Farbgebung (vgl. 5) vertraut zu machen und sie eventuell selbst Möglichkeiten der Bedeutungserschließung entdecken zu lassen. Im Anschluss daran kann dann Material 4 in seiner gesamten Textlänge präsentiert werden. Da die Schülerinnen und Schüler zu diesem Zeitpunkt mit Hilfe mehrerer Sachfelder schon ein Vorverständnis des Textes entwickelt haben, kann auch eine sinngerechte Wiedergabe des Textinhalts als Sicherung des Textverständnisses ausreichen, so dass an dieser Stelle auf eine Gesamtübersetzung verzichtet werden kann. Der Umgang mit den Sachfeldern „amor“ und „vis“ (vgl. Material 4) kann ebenfalls alternativ gestaltet werden. Im Sinne einer genuinen Textarbeit können beide Sachfelder erst am Proömium entwickelt und mit Hilfe der folgenden Texte weiter entwickelt und ergänzt werden. Der Verfasser hat sich in seinen Materialien für diese Variante entschieden, aber einzelne Schüler und Schülerinnen damit beauftragt, beide Sachfelder auf der Grundlage des Lehrwerks Salvete aufzubereiten, um ein weiteres Diagnoseinstrument für die Überprüfung des deklarativen Wissens der Schülerinnen und Schüler zu haben. Derartiges Wissen kann nach einer Lernphase durchaus in Form von Vokabellisten, Wortnetzen oder Kreuzworträtseln überprüft werden, stellt es doch einen unverzichtbaren Bestandteil für das Verstehen von lateinischen Originaltexten dar. 8 7. Lernprozess- und Ergebnisevaluation Da der Unterrichtende des Vertiefungskurses gleichzeitig auch der Fachlehrer des Regelkurses 11 L war, waren direkte Beobachtungen in Bezug auf Schülerleistungen möglich. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Vertiefungskurses haben zu Ende des Schuljahres das Latinum erworben, was nicht allen Schülerinnen und Schülern des Regelkurses gelang. Insofern konnte durchaus eine Verbesserung der Kompetenzen im Umgang mit dem Wortschatz in begrenztem Umfang beobachtet werden. Die Schülerinnen und Schüler gaben in einer Befragung an, dass sie sich in den vorhergehenden Jahren des Lateinunterrichts nicht eingehend mit dem Wortschatz befasst hatten. Entweder hatten sie Vokabeln mit einem zu geringen Arbeitsaufwand gelernt oder sie hatten sie – wenn auch punktuell gut vorbereitet – doch eher als „lästiges Übel“ empfunden, dessen Ertrag sie in Klassenarbeiten nicht unbedingt erkennen konnten. Vor allem eine Vernetzung des Wortschatzes hatten sie als hilfreiche Möglichkeit wenig in Betracht gezogen. Insofern empfanden sie die Merkund Arbeitsblätter zu den Bereichen „Feldarbeit“, „Wortbildungslehre“ (vor allem bei der Kombination von Suffix und Grundwort) und „Suche nach Kollokationen im Wörterbuch“ als sehr sinnvoll. Leider ergab sich für sie kaum noch die Möglichkeit, diese Verfahren in ihrer eigenen Lateinlaufbahn langfristig gewinnbringend anzuwenden, da dieses Modul des Vertiefungskurses im 2. Halbjahr der Jahrgangsstufe 11 erprobt wurde und somit der Erwerb des Latinums kurz bevorstand. Zumindest für die abschließende Klausur bestätigten sie jedoch, wesentlich zeitökonomischer mit dem Wörterbuch umgegangen zu sein. Probleme sahen die Schülerinnen und Schüler bei der Ermittlung von Vokabelbedeutungen mit Hilfe von Fremdwörtern. Auch hier kam es nämlich zu Vokabeldefiziten und außerdem fiel es ihnen schwer, von einem groben Vorentwurf, den die Fremdsprache häufig nur leistet, die spezielle Vokabelbedeutung zu ermitteln. Gerade beim sachgerechten Umgang mit dichterischen Texten ergab sich während der Moduleinheiten ein Problem, dass zwar nicht Gegenstand des Moduls war, die Arbeit an den Texten aber erheblich verlangsamt hat, und zwar Mängel in der Beherrschung bzw. Beachtung der morphologischen Signale. Gerade die Missachtung von Kasusendungen führte stellenweise zu Fehlübersetzungen und damit auch zu einem Absinken der Motivationsschwelle. Daher stammt u.a. auch die Idee, ein eigenes Modul (vgl. Modul 2) mit Kompetenzerwerb im Bereich der Morphologie zu entwickeln, das sich ebenfalls mit dichterischen Texten befasst. 9 8. Kursevaluation An dem Unterricht des Vertiefungskurses nahmen nach freiwilliger Meldung 10 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 11 teil. Dabei handelte es sich überwiegend um Lernende, deren Leistungsniveau sich im ausreichenden Bereich, teilweise schriftlich sogar darunter befand. Ein Schüler, der im Regelunterricht deutlich bessere Leistungen zeigte, dessen Meldung der Verfasser aber nicht ignorieren wollte, hemmte aufgrund seiner freundlichen und bescheidenen Art seine Mitschülerinnen und Mitschüler in keiner Weise. Er konnte daher in Arbeitsgruppen als Moderator fungieren und seine Mitschülerinnen und Mitschüler als Schüler-Lehrer unterstützen. Der Unterricht des Vertiefungskurses fand jeweils dienstags in der 7. und 8. Unterrichtsstunde statt. Zuvor hatten die Schülerinnen und Schüler bis zu 6 Stunden Regelunterricht ohne Mittagspause. Zudem lagen die Unterrichtsstunden des Regelunterrichts 11 L jeweils dienstags in der 2. Stunde und mittwochs in der 3. und 4. Stunde, so dass es zu einer deutlichen Ballung im Fach Latein kam. Aufgrund dieser Erfahrungen sollten Vertiefungskurse daher vormittags, am besten in Form eines fest verankerten Förderbandes erfolgen. Die Teilnahme an dem Vertiefungskurs wurde von den Schülerinnen und Schülern über ca. 80 % des Schulhalbjahres hinweg ernst genommen. Nachdem allerdings die letzte Lateinklausur geschrieben worden war, ließ diese Ernsthaftigkeit der Schülerinnen und Schüler nach, zumal der Lateinunterricht am Dietrich-BonhoefferGymnasium Neunkirchen in jedem Jahrgang nach der Jahrgangsstufe 11 endet, weil die Anzahl der Interessenten für Lateinkurse in der Qualifikationsphase zu gering ist bzw. keine Kontinuität für Folgejahrgänge geleistet werden kann. Eine Schülerbefragung zum Abschluss des Moduls zum Thema Wortschatz erbrachte überwiegend positive Ergebnisse. So äußerten die Schülerinnen und Schüler etwa, dass sie die Texte aus der Ars amatoria als motivierender empfunden haben als die im Regelunterricht behandelten Metamorphosen, sie ihr methodisches Repertoire im Umgang mit dem Wortschatz deutlich erweitert sahen, sie hierin auch eine deutliche Zeitersparnis in der Klausursituation begründet sahen und sie sich bei der geringen Teilnehmerzahl und ohne Leistungsdruck wesentlich entspannter und wohler fühlten. entsprechenden Im Hinblick auf den letzten Aspekt sei aber von Seiten der Lehrkraft angemerkt, dass durch das Fehlen einer extrinsischen Motivation, z.B. durch Lernerfolgskontrollen und vor- und nachbereitende Hausaufgaben, die Motivation der Schülerinnen und 10 Schüler nur eingeschränkt vorhanden war. Dies ließ sich insbesondere im Hinblick auf die Selbstständigkeit des Lernprozesses beobachten. Es erwies sich als mühsam und langwierig, die Erwartungshaltung der Schülerinnen und Schüler, die zu Beginn des Moduls eher einen durch die Lehrkraft stark gelenkten „Nachhilfeunterricht“ erwarteten, zu durchbrechen. Insofern ist eine deutliche Kommunikation der Funktion und der Ziele eines Vertiefungskurses im Fach Latein zu Beginn des Schuljahres anzuraten. 9. Literaturverzeichnis Literatur zu den Bereichen Wortschatz und kompetenzorientierter Unterricht: Bonsen, Elisabeth / Hey, Gerhard: „Kompetenzorientiertes Lernen im Lateinunterricht“, Kiel 2006. Bonsen, Elisabeth, / Hey, Gerhard: „Kompetenzorientierung – eine neue Perspektive für das Lernen in der Schule“, http://lehrplan.lernnetz.de Dieter Esser: „Innovative Übungsformen für die Wortschatzarbeit“ in Der Altsprachliche Unterricht 4 / 1999, S. 44 – 48. Fink, Gerhard / Maier, Friedrich: Konkrete Fachdidaktik Latein L2, Oldenbourg Verlag, München 1996, S. 17 – 26. Glücklich, Hans-Joachim: Lateinunterricht – Didaktik und Methodik, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993 (2. Aufl.), S. 119 – 122. Hey, Gerhard: „Kompetenzorientiertes Lernen im Lateinunterricht“ in: Lateinischer Sprachunterricht auf neuen Grundlagen I, Friedrich Maier / Klaus Westphalen (edd.), Auxilia 59, C.C. Buchners Verlag, Bamberg 2008, S. 97 – 127. KLP Sekundarstufe I – Gymnasium. Latein, Ritterbach Verlag, Frechen 2008. Kuhlmann, Peter: Fachdidaktik Latein kompakt, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009. Nickel, Dr. Rainer: „Wortschatzarbeit – wie, warum, wozu?“ in: Der Altsprachliche Unterricht 4 / 1999, S. 2 – 12. Nickel, Dr. Rainer:„Wortschatzarbeit: Wort – Satz – Text“ in: Der Altsprachliche Unterricht 6 / 2005, S. 4 – 11. Richtlinien und Lehrpläne Latein – Sekundarstufe II Gymnasium / Gesamtschule, Ritterbach Verlag, Frechen 1999. 11 Modul für das Vertiefungsfach Latein in der Einführungsphase 3 Thema: „Die Macht der Gefühle“– ein zentraler Bestandteil antiker und heutiger Welterfahrung: kompetenzorientierte Wortschatzarbeit an ausgewählten Textstellen aus Ovids Ars amatoria 3 Bildquelle: Gemälde von Luca Signorelli, zwischen 1499 und 1504 12 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Mantelbogen Übersicht: Gegenstand / Thema Was ich daran (bearbeitet am): gelernt habe: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 13 Ergänzungen: a) b) c) d) e) Anmerkungen zum Layout: Liebe Schülerin, lieber Schüler, eine einheitliche Farbgebung unterstützt nachweislich den Merkeffekt beim Lernen von Vokabeln. Daher sollen gelten: Wortbedeutungen, die man von Fremdwörtern bzw. aus Fremdsprachen ableiten kann (unbekannte) Wörter aus einer bekannten Wortfamilie Wortbedeutungen, ermittelt aufgrund von Gesetzen der Wortbildungslehre 14 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Protokollformular* (vom ___. ___. 20___) Problematik Schülerreaktion Lehrerreaktion * Liebe Schülerin, lieber Schüler, Sie können dieses Formular kopieren, so dass Sie die Unterrichtsstunden in Protokollform begleiten und ihre eigenen Notizen machen können, um nachher bestimmte Elemente noch einmal nachzuvollziehen. 15 Material 01 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 1 – 4; 29 + 30: „Proömium“ Liebe Schülerin, lieber Schüler, wenn Sie sich mit dem Leben des Dichters Ovid beschäftigen, so wird Ihnen auffallen, dass er im Jahr 8 n. Chr. von Kaiser Augustus in den Ort Tomis am Schwarzen Meer (im heutigen Rumänien) verbannt wurde. Es handelte sich hierbei um die sogenannte relegatio, eine mildere Form der Verbannung, denn ihm blieben sein Bürgerrecht und sein Vermögen erhalten. Dennoch musste er Rom verlassen und sah es bis zu seinem Tod nie wieder. In einem seiner späteren Gedichte finden sich folgende Verse: Perdiderint cum me duo crimina, carmen et error, alterius facti culpa silenda mihi: […] Altera pars superest, qua turpi carmine factus arguor obsceni doctor adulterii. 4 5 4 Da zwei Frevel, Gedicht und Verirrung, zugrunde mich richten, sei meines zweiten Vergehns Fehltritt in Schweigen gehüllt: […] Bleibt das andre: ich werde beschuldigt, durch schändliche Dichtung schamlosen Ehebruchs Lehrer geworden zu sein.5 Ovid, Tristia II, 207f. und 211f. Übersetzung von Wilhelm Willige in Ovid, Briefe aus der Verbannung, Reihe Tusculum, Artemis Verlag, München und Zürich 1990. 16 Arbeitsaufträge: a) Informieren Sie sich mit Hilfe des Internets oder eines Konversationslexikons über Ovids Biographie und stelle Sie diese Persönlichkeit den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern kurz vor.6 b) Benennen Sie aufgrund dieser Information die beiden Gründe, die Ovid in den obigen Versen mit carmen und error bezeichnet. carmen: _______________________________________________________________________________ error:__________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ Bilden Sie nun ein Team von zwei Schülern bzw. Schülerinnen und bearbeiten Sie arbeitsteilig die Aufgaben c) und d). c) Informieren Sie sich kurz über den Inhalt der 3 Bücher der Ars amatoria. d) Informieren Sie sich über Augustus‘ Ehegesetzgebung aus dem Jahr 18 v. Chr. und der damit verbundenen Ziele. e) Vergleichen Sie Ihre Ergebnisse mit denen Ihres Arbeitspartners / Ihrer Arbeitspartnerin und begründen Sie abschließend in einem kurzen Text, warum die Ars amatoria eine so fatale Wirkung auf Ovids Leben gehabt hat. _______________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ _______________________________________________________________________________________ 6 Falls diese Informationsmöglichkeiten nicht zur Verfügung stehen sollten, ist auch folgendes lesenswerte Buch zu empfehlen: Giebel, Marion: Ovid, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg 1994 (2. Aufl.). 17 Material 02 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 1 – 4; 29 + 30: „Proömium“ 1 Si quis in hoc artem populo non novit amandi, hoc legat et lecto carmine doctus amet. Arte citae veloque rates remoque moventur, arte leves currus: arte regendus Amor. [...] 5 usus opus movet hoc: vati parete perito; vera canam. Coeptis, mater amoris, ades! Arbeitsaufträge: a) Welche Wörter gehören Ihrer Einschätzung nach zum Grundwortschatz des Sek I-Lehrwerks? Wissen Sie noch die Bedeutungen? ___________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ b) Welche Vokabeln erscheinen Ihnen gänzlich unbekannt? Welche Möglichkeiten gibt es, diese dennoch zu erschließen? ___________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ _________________________________________________________________________________________ c) Was fällt auf, wenn Sie auf Wortwiederholungen achten? _________________________________________ d) Benennen Sie aufgrund Ihrer Ergebnisse aus a) – c) die Thematik bzw. den Inhalt des zu lesenden Werks. e) Füllen Sie danach den folgenden Evaluationsbogen aus. 18 Material 03 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Bogen zur Selbstevaluation – Eingangsdiagnose zu Ovid, Ars amatoria I, 1 – 4; 29 + 30: „Proömium“ Kompetenz Das kann ich gut. Niveaustufen Das beherrsche ich zu Teilen. Das muss ich noch sehr stark üben. Ich kann die meisten Bedeutungen der durch das Sek I – Lehrwerk7 eingeführten Vokabeln benennen.1 Ich kann in dem obigen Text die okkasionelle Bedeutung der entsprechenden Vokabel ermitteln.2 Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, mit Hilfe von bekannten lateinischen Wörtern erschließen.3 Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, mit Hilfe deutscher Fremd- oder Lehnwörter erschließen.4 Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, aus dem Kontext sinngemäß erschließen.5 Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, mit Hilfe eines zweisprachigen Wörterbuchs ermitteln.6 5 Das Lehrwerk, das an der Erprobungsschule zum Zeitpunkt der Abfassung des Moduls eingeführt war, ist Salvete, Cornelsen Verlag, Berlin 1995. 19 Zuordnung zu den Kategorien des Evaluationsbogens in alphabetischer Reihenfolge: 1 adesse, (ali)quis, amare, amor, ars, canere, carmen, doctus, et, hic/haec/hoc, in, legere, mater, movere, non, opus, parere, peritus, regere, si, usus 2 canere, carmen, regere, usus 3 coeptum, noscere (ist zwar Bestandteil des Lernwortschatzes [Lekt. 53], lässt sich aber mit Hilfe des weit früher eingeführten Kompositums cognoscere erschließen) 4 currus (dt. „Karren“) 5 von der individuellen Beherrschung des Grundwortschatzes abhängig 6 citus, velum, ratis, remus, levis, vates 20 Material 04 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 1 – 4; 23 – 30: „Proömium“ Text 1 Si quis in hoc artem populo non novit amandi, hoc legat et lecto carmine doctus amet. Arte citae veloque rates remoque moventur, arte leves currus: arte regendus Amor. [...] 5 Quo me fixit Amor, quo me violentius ussit, hoc melior facti vulneris ultor ero. Non ego, Phoebe, datas a te mihi mentiar artes, nec nos aeriae voce monemur avis, nec mihi sunt visae Clio Cliusque sorores 10 servanti pecudes vallibus, Ascra, tuis; usus opus movet hoc: vati parete perito; vera canam. Coeptis, mater amoris, ades! Anmerkungen und Hilfen quis = aliquis amandi – Gen. Sg. des Gerundiums, abhängig von artem legat / amet – Konj. Präs. als Jussiv: Übersetzen Sie mit „er soll…“ lecto carmine – Abl. absolutus: Übersetzen Sie ihn als Einordnung: „nach …“ citus, a, um – schnell velum, i (n) – Segel ratis, is (f) – Floß, Schiff remus, i (n) – Ruder regendus – Ergänzen Sie hinter regendus ein est. quo … hoc – je … desto urere – verbrennen vulnus facere – Wie lautet die entsprechende Wendung im Deutschen? – eine Wunde _______________ ultor, oris (m) – Rächer Phoebus, i (m) – Beiname des Gottes Apollo datas – bezogen auf artes: Ergänze Sie den Infinitiv esse (→ AcI). mentiar – Fut. zum Ausdruck des Wollens avis, is (f) – Vogel Clio, Clius (f) – Klio (eine der 9 Musen) pecus, udis (f) – Vieh Ascra – Ort in Boötien (Griechenland) vera – Akk. Pl. n.: Übersetzen sie vera als substantiviertes Adjektiv. 21 Arbeitsaufträge: a) In seinem Proömium nennt Ovid die Liebe als zentrales Thema seines Werkes. Aber er benutzt nicht nur Wortschatz zum Thema „Liebe“, sondern mindestens zwei weitere Sachfelder (vgl. Material 09) sind in diesem Text ebenfalls präsent, nämlich _______________ und _______________. b) Wenn Sie diese 3 Sachfelder nebeneinander stellen, welche Vermutungen hegen Sie in Bezug auf Ovids Werk? c) Erstellen Sie in Form einer Mind map in Einzelarbeit ein auf dem Text basierendes Sachfeld zu dem Thema _______________. d) Gleichen Sie Ihre Ergebnisse mit einer Mitschülerin / einem Mitschüler ab, die / der dasselbe Sachfeld bearbeitet hat. e) Erläutern Sie nun wechselseitig einer Mitschülerin / einem Mitschüler mit dem jeweils anderen Sachfeld Ihre Mind map und Ihre Begründungen hierfür. f) Finden Sie mit dieser Partnerin / diesem Partner weitere Vokabeln aus dem Lernwortschatz des eingeführten Lehrwerks, um beide Sachfelder zu ergänzen. g) Übersetzen Sie anschließend den Text. 22 Sachfeld „amor“ Sachfeld „vis“ 23 Sachfeld „amor“ Sachfeld „vis“ amare (amandi, amet) regere (regendus) violentus (violentius) amor ultor urere figere mater amoris = Venus vulnus 24 Sachfeld „amor“ Sachfeld „vis“ adversarius, hostis dictator bellum (gerere) dux, ducere proelium (committere) imperator, imperare, imperium barbarus, a, um regere, rex, regnum violentus, a, um diligere amare (amandi, amet) amor amicus, amica (us, a, um) amicitia voluptas pietas pius pugnare (ex)pellere expugnare certare oppugnare defendere cupere cupiditas cupidus, a, um mater amoris = Venus mater, pater, parentes, filius/a, liberi rapere eripere frangere necare Legende: authentische Schülerlösungen (basierend auf dem Lehrwerk Salvete) arma / armare copiae, exercitus ultor delere urere figere caedere, caedes capere occidere vulnus captivus interficere vulnerare captivus,a,um 25 Material 05 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 113 – 130: „Der Raub der Sabinerinnen“ oder „Mann und Frau – Jäger und Beute?“ Text 1 In medio plausu – plausus tunc arte carebant – rex populo praedae signa repente dedit. Protinus exiliunt, animum clamore fatentes, virginibus cupidas iniciuntque manus. 5 Ut fugiunt aquilas, timidissima turba, columbae, utque fugit visos agna novella lupos: Sic illae timuere viros sine lege ruentes. Constitit in nulla, qui fuit ante, color. Nam timor unus erat, facies non una timoris: 10 Pars laniat crines. Pars sine mente sedet. Altera maesta silet. Frustra vocat altera matrem. Haec queritur, stupet haec; haec manet, illa fugit. Anmerkungen und Hilfen repente (Adv.) – plötzlich praeda, ae (f) – Übersetzen Sie als Verbum: Beute _______ protinus (Adv.) – sofort manus inicere – Wie lautet die entsprechende Wendung im Deutschen? – Hand _______________ aquila, ae (f) – Adler columba, ae (f) – Taube agna, ae (f) – weibliches Lamm visos – Übersetzen Sie mit temporaler Unterordnung „sobald …“. ruere – dahineilen nulla – Ergänzen sie sinngemäß puella / virgine. timoris – Machen Sie timoris von facies abhängig. laniare – Wie lautet die entsprechende Wendung im Deutschen? – seine Haare _______________ queri (Deponens) – klagen genialis, e – hier: ehelich 26 Ducuntur raptae, genialis praeda, puellae, et potuit multas ipse decere timor. 15 Si qua repugnarat nimium comitemque negarat, sublatam cupido vir tulit ipse sinu, atque ita „Quid teneros lacrimis corrumpis ocellos? Quod matri pater est, hoc tibi“ dixit „ero“. decere – zieren, jmd. stehen qua = aliqua repugnarat = repugnaverat negarat = negaverat sinus, us (m) – Brust tener, a, um – zart matri / tibi – Dat. Sg. f.: Übersetze mit „für …“ Arbeitsaufträge: a) Ermitteln Sie aufgrund Ihrer Kenntnis von Fremdwörtern und Vokabeln aus modernen Fremdsprachen die Bedeutungen folgender Vokabeln aus dem Text. plausus, us virgo, inis color, oris facies, ei pars, tis frustra (Adv.) b) Ermitteln Sie aufgrund ihrer Kenntnis lateinischer Vokabeln bzw. Wortfamilien und der Wortbildungsgesetze (vgl. Material 11) die Bedeutungen folgender Vokabeln aus dem Text. ex(s)ilire cupidus, a, um novellus, a, um timidus, a, um silere consistere sublatus, a, um repugnare ocellus, i (m) timor, oris c) Übersetzen Sie anschließend den Text. d) Ergänzen Sie mit dem Wortmaterial des Textes die Sachfelder „amor“ und „vis“. 27 Material 06 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 89 – 100: „Die Liebe – alles nur Theater?“ Text 1 Sed tu praecipue curvis venare theatris: Haec loca sunt voto fertiliora tuo. Illic invenies, quod ames, quod ludere possis. quodque semel tangas, quodque tenere velis. 5 Ut redit itque frequens longum formica per agmen, granifero solitum cum vehit ore cibum, aut ut apes saltusque suos et olentia nactae pascua per flores et thyma summa volant. Sic ruit ad celebres cultissima femina ludos. 10 Copia iudicium saepe morata meum est. Spectatum veniunt, veniunt spectentur ut ipsae. Ille locus casti damna pudoris habet. Anmerkungen und Hilfen praecipue (Adv.) – vor allem venare – Imperativ Sg. von venari (Deponens) – jagen votum, i (n) – Wunsch fertilis, e – fruchtbar, ergiebig voto tuo – Ablativus comparationis ames / possis / tangas / velis – Konj. Präs.: Übersetzen Sie im Indikativ. frequens, ntis – häufig, zahlreich: Übersetzen Sie prädikativ. formica, ae (f) – Ameise agmen, inis (n) – Zug granum, i (n) – Getreide vehere – tragen os, oris (n) – Mund apis, is (f) – Biene saltus, us (m) – Waldtal olere – duften nactae – PP von nancisci (Deponens) – erreichen pascua, orum (n) – Weideland thymum, i (n) – Thymian volare – fliegen morari (Deponens) – verzögern spectatum – PPP mit finalem Sinn: Übersetzen Sie mit „um zu…“ castus, a, um – sittlich pudor, oris (m) – Keuschheit 28 Arbeitsaufträge: a) Ermitteln Sie aufgrund Ihrer Kenntnis von Fremdwörtern und Vokabeln aus modernen Fremdsprachen die Bedeutungen folgender Vokabeln aus dem Text. curvus, a, um theatrum, i (n) tangere damnum, i (n) b) Ermitteln Sie aufgrund ihrer Kenntnis lateinischer Vokabeln bzw. Wortfamilien und der Wortbildungsgesetze (vgl. Material 11) die Bedeutungen folgender Vokabeln aus dem Text. invenire redire granifer, a, um ludere solitus, a, um cultissimus, a, um c) Stellen Sie das Bewegungs- und Ernährungsverhalten von Bienen und Ameisen gegenüber. Belegen Sie es durch Zitate aus dem Text. formica apis d) Übersetzen Sie anschließend den Text. e) Ergänzen Sie mit dem Wortmaterial des Textes die Sachfelder „amor“ und „vis“. 29 Material 07 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 41 – 50: „Auf der Jagd nach Liebe“ Text 1 Anmerkungen und Hilfen Dum licet et loris passim potes ire solutis, elige, cui dicas „tu mihi sola places“. loris solutis – Übersetzen Sie mit einer Einordnung: „mit …“ dicas – Konj. Präs.: Übersetzen Sie im Indikativ. Haec tibi non tenues veniet delapsa per auras. Quaerenda est oculis apta puella tuis. 5 Scit bene venator, cervis ubi retia tendat, oculis tuis – Dat. auctoris: Übersetzen Sie mit „von …“. tendat / moretur – Konj. Präs.: Übersetzen Sie im Indikativ. scit bene, qua frendens valle moretur aper. Aucupibus noti frutices; qui sustinet hamos, novit, quae multo pisce natentur aquae. Tu quoque, materiam longo qui quaeris amori, 10 ante frequens quo sit disce puella loco. frequens, ntis – häufig, zahlreich: Übersetzen Sie prädikativ. 30 Arbeitsaufträge: a) Notieren Sie alle Vokabeln, die Sie im Lexikon nachschlagen würden. b) Sortieren Sie diese Wörter nach Substantiven, Adjektiven, Verben und Partikeln / „kleinen Wörtern“ in der unten stehenden Tabelle. c) Führen Sie sie auf das jeweilige Grundwort zurück. Geben Sie durch ein „L“ an, ob Sie dabei das Lexikon benutzt haben. d) Ermitteln Sie die kontextuelle Bedeutung der Vokabeln mit Hilfe des Lexikons. e) Übersetzen Sie anschließend den Text. f) Ergänzen Sie mit dem Wortmaterial des Textes die Sachfelder „amor“ und „vis“. Substantive Adjektive Verben „kleine Wörter“ 31 Arbeitsaufträge – authentische Schülerlösungen: a) Notieren Sie alle Vokabeln, die Sie im Lexikon nachschlagen würden. b) Sortieren Sie diese Wörter nach Substantiven, Adjektiven, Verben und Partikeln / „kleinen Wörtern“ in der unten stehenden Tabelle. c) Führen Sie sie auf das jeweilige Grundwort zurück. Geben Sie durch ein „L“ an, ob Sie dabei das Lexikon benutzt haben. d) Ermitteln Sie die kontextuelle Bedeutung der Vokabeln mit Hilfe des Lexikons. e) Übersetzen Sie anschließend den Text. f) Vervollständigen Sie mit dem Wortmaterial des Textes die Sachfelder „amor“ und „vis“ Substantive lorum, i (n) – Zügel venator, oris (m) – Jäger cervus, i (m) – Hirsch * (ret???) rete, is (n) – Netz * aucupium auceps, upis (m) – Vogelfänger piscis, is (f) – Fisch hamus, i (m) – (Angel)haken frutex, icis (m) – Gebüsch Adjektive apta puella – ein geeignetes Mädchen tenuis, e – zart „kleine Wörter“ Verben eligere – auswählen passim (Adv.) – überall * (dela???) delabi – herabgleiten frendere – wütend sein * (mor???ri) morari – verweilen discere – lernen, erfahren * (quaere-nd-a) * (aper) * (apta) quaerere – suchen, fragen noscere - erkennen SOLUTIS ??? solvere – lösen (solution) aper, i (m) – Wildschwein aura, ae (f) – Luft Legende: * (…) – falsche Lösung von bekannter Vokabel/Wortfamilie ableitbar vom Fremdwort ableitbar 32 Material 08 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Arbeits- und Textblatt zu Ovid, Ars amatoria I, 229 – 230; 237 – 246: „Alkoholgenuss bei der Partnersuche – Chance oder Gefahr?“ Text 1 Dant etiam positis aditum convivia mensis est aliquid praeter vina, quod inde petas. Vina parant animos, faciuntque caloribus aptos: cura fugit multo diluiturque mero. 5 Tunc veniunt risus, tum pauper cornua sumit, tum dolor et curae rugaque frontis abit. Tunc aperit mentes aevo rarissima nostro simplicitas, artes excutiente deo. Illic saepe animos iuvenum rapuere puellae, 10 et Venus in vinis, ignis in igne fuit. Hic tu fallaci nimium ne crede lucernae: iudicio formae noxque merumque nocent. Anmerkungen und Hilfen aditus, us (m) – hier: Möglichkeit inde (Adv.) – von dort merum, i (n) – reiner Wein risus, us (m) – Lachen cornu, us (n) – Horn ruga, ae (f) –Falte aevum, i (n) – Zeitalter simplicitas, atis (f) – Schlichtheit excutere – rauben Venus – Personifikation fallax, acis – trügerisch lucerna, ae (f) - Öllampe formae – Gen. Sg. f: Genitivus obiectivus 33 Wie Sie am Text Material 07 gesehen haben, stellen Verben, auch wenn sie durch das Lehrwerk schon bekannt sind, ein großes Problem bei der Lexikonbenutzung dar. Der folgende Text bietet hierfür weitere Beispiele, die Sie mit Hilfe des Lexikons erarbeiten können. Arbeitsaufträge: a) Führen Sie die folgenden Wörter auf ihre Grundformen zurück. Form Grundwort Grundbedeutungen Bedeutung in der Kollokation positis petas parant animos caloribus diluitur sumit abit mentes rapuere b) Welche Grundbedeutungen der ermittelten Vokabeln fallen ihnen ein? c) Wenn Sie die Grundbedeutungen bei der Texterschließung verwenden, sehen Sie, dass diese zu nur schwer verständlichen Arbeitsübersetzungen führen. Ermitteln Sie nun mit Hilfe des Lexikons die konkreten Bedeutungen in den Kollokationen. d) Übersetzen Sie anschließend den Text. e) Ergänzen Sie mit dem Wortmaterial des Textes die Sachfelder „amor“ und „vis“. 34 Material 09 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Merkblatt: Einige Ordnungsprinzipien des Wortschatzes 1. Die Wortfamilie Werden Wörter mit demselben Stamm im Kontext ihrer Wortfamilien gelernt, erwirbt man anhand eines Zentralwortes einen bestimmten Vorstellungsinhalt, der auf andere Wörter derselben Familie übertragen werden kann. Haben die Schüler z.B. cupere gelernt, so können sie cupidus und cupiditas in ihrer Bedeutung erschließen, sofern sie die morphologischen Elemente (z.B. Suffixe) kennen, die dem Wort eine bestimmte semantische Position in der Wortfamilie zuweisen. Das Suffix –idus bezeichnet eine dauernde Eigenschaft: cupidus bedeutet daher „gierig (auf)“, „süchtig (nach)“. Mit Hilfe des Suffixes –itas erhält diese Eigenschaft die Form eines Substantivs. Denn die von Adjektiven abgeleiteten Substantive auf –(i)tas (cupiditas von cupidus) behalten die Bedeutung der Adjektive: cupidus „gierig“ und cupiditas „Gier“. 2. Das Wortfeld Der Begriff „Wortfeld“ wird von der Sprachwissenschaft nicht einheitlich definiert. Für die Wortschatzarbeit sollte man in einem Wortfeld eine Gruppe von Wörtern sehen, die man als bedeutungsgleich oder bedeutungsähnlich bezeichnen kann. Weil die Wörter eines Wortfeldes erst im Text ihre Bedeutungsnuancen erkennen lassen, ist es notwendig, Wortfelder aus Texten zusammenzustellen, indem man die Angehörigen eines Wortfeldes mit Angabe der Fundstelle in der Vokabelkartei sammelt, um sie zu gegebener Zeit zu vergleichen. Es versteht sich von selbst, dass man im Rahmen wortfeldbezogener Wortschatzarbeit auch noch andere Bezüge herstellen kann. So lassen sich z.B. Wortfelder mit entgegengesetzter Bedeutung zusammenstellen (z.B. „Freude und Schmerz“) und innerhalb der Wortfelder können die Wörter noch nach Wortarten geordnet werden. 35 3. Das kollokatorische Feld Auf dem kollokatorischen Feld gehen Wörter bestimmte Verbindungen ein und gewinnen dadurch eine genauer erkennbare Bedeutung, die mitunter nicht mehr viel mit der sogenannten „Grundbedeutung“ der Einzelwörter zu tun hat. So werden z.B. ducere in verschiedenen Sachfeldern verschiedene Bedeutungen zugewiesen. Und in einem lateinisch-deutschen Wörterbuch sind je nach Umfang des Werkes zahlreiche Kollokationen aufgelistet, die insgesamt ein sehr differenziertes Kollokationsfeld bilden. Wer ein lateinisch-deutsches Wörterbuch sachkundig benutzen will, muss mit dieser Vielzahl semantischer Möglichkeiten (Polysemie) umgehen können. Unter diesem Gesichtspunkt verlangt die Wortschatzarbeit in kollokatorischen Feldern zugleich eine Einführung in die sachgemäße (d.h. textbezogene) Lexikonbenutzung, die sich vor allem auf die mit den unterschiedlichen Kollokationsfeldern gegebene Polysemie der Wörter konzentriert. 4. Das Sachfeld Das Sachfeld bezeichnet eine außersprachliche Wirklichkeit, auf die sich bestimmte Wörter beziehen; die Wörter eines Sachfeldes sind aufgrund ihres gemeinsamen Bezugspunktes miteinander semantisch verknüpft. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei, die „Sachen“ zu benennen, von denen in einem Textausschnitt die Rede ist, und die Wörter zusammenstellen, mit denen diese „Sachen“ benannt werden. Die Feststellung von Sachfeldern ist nicht nur eine Möglichkeit der Wortschatzarbeit, sondern zugleich ein wichtiger Interpretationsakt. Wenn die Schüler ihre Vokabelkartei sorgfältig führen, werden sie unschwer erkennen, dass diese Wörter in anderen Textzusammenhängen auf ganz andere Sachfelder verweisen können. Bei der Ermittlung oder Beschreibung von Sachfeldern kann es hilfreich sein, ein lateinisches Leitwort zu finden, das die „Sache“ oder den Vorstellungsinhalt signalisiert, wie z.B. multitudo. Entsprechend könnte man dem Leitwort „causa“ Wörter zuordnen, die etwas mit Begründungen zu tun haben. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rainer Nickel: „Wortschatzarbeit – wie, warum, wozu?“ in: Der Altsprachliche Unterricht 4 / 1999, S. 2 – 9. Arbeitsaufträge: a) Suchen Sie sich einen Feldbegriff aus den Textstreifen heraus und lesen Sie den Text aufmerksam. b) Stellen Sie den Inhalt dieses Textstreifens Ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in eigenen Worten dar. c) Unterstützen Sie Ihre Darstellung durch eigene Beispiele, die denen in der Vorlage sinngemäß entsprechen. 36 Material 10 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Merk- und Arbeitsblatt: 2 weitere Ordnungsprinzipien des Wortschatzes Liebe Schülerin, lieber Schüler, sicherlich haben Sie mehrere Methoden des Wortschatzerwerbes und seiner Sicherung kennengelernt und praktizieren Sie auch. Die zwei folgenden Methoden der Wortfeldarbeit können Sie bei dieser Arbeit aber weiter unterstützen. 5. grammatisch orientierte Felder (Formenreihen) Man kann beim Konjugieren und Deklinieren ständig wechselnde Verba und Nomina für die jeweilige Reihe festlegen, um Wortschatz und Grammatik zu festigen. Arbeitsaufträge: a) Konjugieren Sie Verba des Sachfeldes „Liebe“ im Indikativ Präsens. Entnehmen Sie die Beispiele den im Unterricht behandelten Texten. b) Deklinieren Sie jeweils im Singular unterschiedliche Substantive der o-/a-Deklination bzw. der 3. Deklination, die zu dem Sachfeld „Macht“ gehören. Ind. Präs. 1. Sg. 2. Sg. 3. Sg. 1. Pl. 2. Pl. 3. Pl. o- / a-Dekl. 3. Dekl. Nom. Sg. Gen. Sg. Dat. Sg. Akk. Sg. Abl. Sg. Vok. Sg. 37 6. lautlich orientierte Felder (Klangfelder) Das Lernen und Behalten von Wörtern und Wortverbindungen kann auch mit klanglichen bzw. rhythmischen Mitteln unterstützt werden, sogenannten Klangfeldern, z.B.: durch Alliterationen: ___________________, ____________________ durch Paronomasien: ___________________, ____________________ durch Homonymien, d.h. durch Zusammenstellungen von Wörtern, deren Laut- und Schriftbild bei unterschiedlicher Herkunft und Bedeutung übereinstimmen: ___________________, ____________________ durch ähnlich klingende Wörter / Formen: ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ ____________________ Arbeitsauftrag: Finden Sie die entsprechende Anzahl von Beispielen für die jeweiligen Ordnungsprinzipien aus den im Unterricht behandelten Texten. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Rainer Nickel: „Wortschatzarbeit – wie, warum, wozu?“ in: Der Altsprachliche Unterricht 4 / 1999, S. 2 – 9. 38 Material 11 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Merkblatt: Einige wichtige Regeln der Wortbildungslehre I) Wortbildung durch Ableitung 1. Substantive a) Substantive auf –tor (-sor), -trix bezeichnen den Täter einer Handlung. Sie werden vom PPP aller Konjugationen gebildet: victor, victrix; inventor, inventrix; orator, monitor, actor. b) Substantive mit den Suffixen –ulus / a / um, –culus / a / um und -ellus / a / um bezeichnen Verkleinerungsformen (Diminutiva): adulescentulus, filiolus, filiola; vulpecula 2. Adjektive a) Adjektive auf –bilis bezeichnen eine aktive oder passive Möglichkeit: facilis, agilis, mobilis, credibilis b) Adjektive auf –osus und –olentus bezeichnen eine Fülle: gloriosus, violentus c) Adjektive auf –eus bezeichnen in der Regel einen Stoff: aureus 3. Verba a) Verba auf –are und –sare bzw. –itare bezeichnen die Verstärkung und Wiederholung einer Handlung (verba intensiva und iterativa): tractare von trahere, cursare von currere, captare von capere, frequentare von frequens b) Verba auf –scere bezeichnen den Beginn bzw. allmählichen Eintritt einer Handlung (verba incohative): crescere, (cog)noscere, poscere, discere 39 II) Wortbildung durch Zusammensetzung 1. Zusammenrückung a) Nomina: iusiurandum, agricultura, crucifixus b) Verba: anim(um)advertere, manumittere, maledicere, satisfacere c) Adverbia: postea, interea, praeterea, imprimis, obviam 2. Eigentliche Zusammensetzung Das erste Glied ist eine Partikel, z.B. a) bei Nomina: häufig mit dem Verneinungspräfix in- wie infelix, sonst selten, z.B. transfuga, collega, dissimilis b) bei verba composita auf: ab- (au-) adantecircumcol- / con- dee- / ex- / efinintroob- / of- perpraeprosub- / suftrans- nach: Rubenbauer, Dr. Hans / Hofmann, Dr. J. B.: Lateinische Grammatik, C.C. Buchners Verlag / Oldenbourg Verlag, Bamberg / München 1989 (11. Aufl.). 40 Material 12 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Bogen zur Selbstevaluation – Ausgangsdiagnose a) Wortschatzarbeit im Allgemeinen Das mache ich häufig bis immer. Niveaustufen Das mache ich selten. Das mache ich gar nicht. Ich nutze ein Vokabelkartensystem zum Vokabellernen und –wiederholen. Ich halte meine Karten immer auf dem aktuellen Stand, z. B. durch das Ergänzen von „alten“ Vokabeln mit neuen Bedeutungen und Wendungen. Ich nutze andere Medien wie Vokabelhefte, Vokabellisten oder Software zum Vokabellernen und –wiederholen. Ich lerne die grammatischen Zusatzinformation, z.B. Stammformen, Genitive, Genus und Wortarten, mit. Ich suche mir aus dem Lernwortschatz des Lehrwerks „zentrale Wörter“ heraus und erstelle mit bekanntem Vokabular Themenkreise. Ich suche mir aus einer bearbeiteten Textstelle Wörter und Wendungen heraus und verarbeite sie für meine künftige Lektüre weiter. 41 b) Kompetenzen Das kann ich gut. Niveaustufen Das beherrsche ich zu Teilen. Das muss ich noch sehr stark üben. Ich kann alle Bedeutungen der durch das Sek I – Lehrwerk eingeführten Vokabeln benennen. Ich kann mit Hilfe des Kontextes die okkasionellen Bedeutungen von Vokabeln treffend auswählen. Ich kann mit Hilfe eines Wörterbuches die okkasionellen Bedeutungen von Vokabeln in dem entsprechenden Kontext richtig ermitteln. Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, mit Hilfe von bekannten lateinischen Wörtern nach Gesetzen der Wortbildungslehre erschließen. Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, mit Hilfe systematischer Feldarbeit erschließen. Ich kann Vokabeln, die ich nicht aus dem Lehrwerk kenne, mit Hilfe deutscher Fremdoder Lehnwörter erschließen. Ich kann in Prüfungssituationen ohne allzu intensive Nutzung des Wörterbuches Textstellen vom Wortschatz her zeitökonomisch erschließen. 42 Anhang 01 Vertiefungsfach Latein – Modul 4: Wortschatz „Online-Dating – Partnersuche in der modernen Zeit“ Arbeitsaufträge: a) Bevor Sie die Texte 1 und 2 lesen, diskutieren Sie die Möglichkeiten, die Menschen der heutigen Zeit haben, einen Lebensbzw. Lebensabschnittspartner kennenzulernen. b) Welche Möglichkeiten schieden für die Menschen der Antike aus? c) Lesen Sie die beiden Sachtexte. Fassen Sie in eigenen Worten zusammen, welchen Umfang Nutzung und Missbrauch des Internets bei der Partnerwahl mittlerweile haben. d) Benennen Sie Gründe hierfür. e) Welche Macht haben Wörter, wenn es um das Thema Liebe geht? Text 1 Partnersuche im Internet boomt Noch mehr Statistik: Laut einer Studie von Nielson//NetRatings setzt jeder fünfte Internetnutzer in Deutschland bei der Partnersuche auf das Internet. 6,7 Mio. Menschen (20,7 % der Internetnutzer) haben demnach im Juli 2005 Online-Partnerbörsen genutzt. Interessant am Rande: 78 % der Befragten gaben an, bei ihrer Selbstbeschreibung in Partnerbörsen 100%ig die Wahrheit zu sagen. Und fast die Hälfte der Befragten ist bereit, für die Online-Partnersuche pro Monat 5 Euro und mehr zu bezahlen. Quelle: http://www.edings.de/index.php/blog/comments/partnersuche_im_internet_boomt/ 43 Text 2 Online-Partnersuche - Glücksfall oder Reinfall? Wer im Internet auf Partnersuche ist, kommt an Halbwahrheiten nicht herum. Immerhin wurden gemäß Statistik fast 60% der Singles Opfer einer Dating-Lüge. Auch online kann man prickelnde Flirts erleben, sagen die Internet-Vermittlungsbörsen. Mit der Erfindung des Internets sind jede Menge sinnvolle und angenehme Veränderungen einhergegangen. Man denke dabei nur an die Möglichkeit, von überall auf der Welt arbeiten, sich jederzeit über die neuesten Geschehnisse informieren, Mails verschicken und nach einer passenden Wohnung oder sogar einem neuen Job Ausschau halten zu können. So verwundert es nicht, dass auch die Partnersuche auf virtuellen Kanälen getätigt wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es um neue Bekanntschaften, leidenschaftliche Affären oder sogar die große Liebe geht; es wird weltweit fleißig gesucht, getippt und gehofft. Und die Kassen der Online-Partnersuche-Agenturen klingeln nur noch so. Vorsicht vor Flunkereien Aber wieso suchen Menschen eine Partnerschaft via Internet? Wie kann man sich vor Flunkereien und anderen Gefahren schützen? Auch wenn die Partnerschaftssuche via entsprechenden Webseiten durchaus erfolgreich sein kann, müssen ein paar «virtuelle Realitäten» bei der Suche mitberücksichtigt werden. An erster Stelle steht vor allem die Tatsache, dass sich hinter freundlich geschriebenen Zeilen ein Mensch verstecken kann, der den angegebenen Kriterien zu Aussehen, Beruf, Alter oder Lebensumständen nicht entspricht. Im günstigen Fall lediglich zur vereinfachten Kontaktaufnahme, aber im ungünstigen Fall vielleicht aus kriminell gefährlichen Gründen. 44 Seriöse Webseiten und andere wichtige Tipps Aus diesen Überlegungen empfiehlt es sich daher, nur bei seriösen Webseiten registriert zu sein und Nachnamen, Adresse oder Telefonnummer nicht preiszugeben. Zudem sollten bereits zu Beginn Informationen zu Aussehen, Alter, Lebensumständen und Erwartungen ausgetauscht werden, da diese für ein potenzielles Gelingen enorm ausschlaggebend sind. Dass dabei nichts beschönigt oder geflunkert werden sollte, ist selbstredend, aber wie bereits erwähnt, bis zu einem ersten Treffen nicht einfach aufzudecken. Oftmals werden nämlich Fotos digital bearbeitet oder Aufnahmen von anderen Personen ins Netz gestellt. Hier kann höchstens ein Videogespräch Abhilfe schaffen oder das Motto: No risk, no fun! Sympathische Begegnungen aller Art Ansonsten bleibt immer noch die tröstende Tatsache, dass man nirgendwo so schnell und unkompliziert verschiedene Menschen kennenlernen, sich mit ihnen austauschen und innerhalb kürzester Zeit verabreden kann. Vielleicht entstehen daraus nicht immer dauerhafte Partnerschaften, aber oftmals sympathische Bekanntschaften oder sogar Freundschaften. Außerdem kann der Zeit- und Geldaufwand jederzeit den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Doch eines können auch die besten Online-Partnersuche-Webseiten nicht: Die richtige Chemie zwischen zwei Menschen identifizieren oder sogar herstellen. Doch es sollen bereits neue Technologien im Anmarsch sein. Es bleibt also weiterhin spannend. (Caterina Onori) Quelle: http://www.bluewin.ch/de/index.php/59,124689/Online-Partnersuche_-_Gluecksfall_oder_Reinfall/ 45 Anhang 02 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Merkblatt: Einige Ordnungsprinzipien des Wortschatzes (erweitert) 1. Die Wortfamilie Werden Wörter mit demselben Stamm im Kontext ihrer Wortfamilien gelernt, erwirbt man anhand eines Zentralwortes einen bestimmten Vorstellungsinhalt, der auf andere Wörter derselben Familie übertragen werden kann. Haben die Schüler z.B. cupere gelernt, so können sie cupidus und cupiditas in ihrer Bedeutung erschließen, sofern sie die morphologischen Elemente (z.B. Suffixe) kennen, die dem Wort eine bestimmte semantische Position in der Wortfamilie zuweisen. Das Suffix –idus bezeichnet eine dauernde Eigenschaft: cupidus bedeutet daher „gierig (auf)“, „süchtig (nach)“. Mit Hilfe des Suffixes –itas erhält diese Eigenschaft die Form eines Substantivs. Denn die von Adjektiven abgeleiteten Substantive auf –(i)tas (cupiditas von cupidus) behalten die Bedeutung der Adjektive: cupidus „gierig“ und cupiditas „Gier“. 2. Das Morphemfeld Wörter mit demselben Suffix haben unabhängig von ihrer Wortfamilie dieselbe Bedeutungsrichtung. So bilden z.B. die Adjektive auf – idus ein Morphemfeld. Das Gemeinsame des Morphemfeldes –idus ist semantisch die „dauernde Eigenschaft (eines Lebewesens)“. Wörter auf –idus sind – eine weitere Gemeinsamkeit – von Verben abgeleitete Adjektive, die ihre verbale Herkunft noch zu erkennen geben. Die Kenntnis der Suffix-Bedeutungen erhöht den Wortschatz erheblich und ist bei der Texterschließung eine wertvolle Hilfe, weil sie auch bei unbekannten Wörtern nicht nur eine rasche Bestimmung der Wortart ermöglicht, sondern auch die Bedeutungsrichtung erkennen lässt. (vgl. Material 11 und Anhang 03) Bei der großen Zahl der Suffixe ist eine Auswahl erforderlich. Was wichtig ist und was weniger wichtig ist, hängt auch von den Wortfamilien ab, deren Zentralwörter zum Lernwortschatz gehören sollen. In der Lektürephase wird man sich sowieso auf einen textoder autorenspezifischen Wortschatz konzentrieren und die dort benötigten Suffixe in den Vordergrund stellen. 46 3. Das Wortfeld Der Begriff „Wortfeld“ wird von der Sprachwissenschaft nicht einheitlich definiert. Für die Wortschatzarbeit sollte man in einem Wortfeld eine Gruppe von Wörtern sehen, die man als bedeutungsgleich oder bedeutungsähnlich bezeichnen kann. Weil die Wörter eines Wortfeldes erst im Text ihre Bedeutungsnuancen erkennen lassen, ist es notwendig, Wortfelder aus Texten zusammenzustellen, indem man die Angehörigen eines Wortfeldes mit Angabe der Fundstelle in der Vokabelkartei sammelt, um sie zu gegebener Zeit zu vergleichen. Es versteht sich von selbst, dass man im Rahmen wortfeldbezogener Wortschatzarbeit auch noch andere Bezüge herstellen kann. So lassen sich z.B. Wortfelder mit entgegengesetzter Bedeutung zusammenstellen (z.B. „Freude und Schmerz“) und innerhalb der Wortfelder können die Wörter noch nach Wortarten geordnet werden. 4. Das kollokatorische Feld Auf dem kollokatorischen Feld gehen Wörter bestimmte Verbindungen ein und gewinnen dadurch eine genauer erkennbare Bedeutung, die mitunter nicht mehr viel mit der sogenannten „Grundbedeutung“ der Einzelwörter zu tun hat. So werden z.B. ducere in verschiedenen Sachfeldern verschiedene Bedeutungen zugewiesen. Und in einem lateinisch-deutschen Wörterbuch sind je nach Umfang des Werkes zahlreiche Kollokationen aufgelistet, die insgesamt ein sehr differenziertes Kollokationsfeld bilden. Wer ein lateinisch-deutsches Wörterbuch sachkundig benutzen will, muss mit dieser Vielzahl semantischer Möglichkeiten (Polysemie) umgehen können. Unter diesem Gesichtspunkt verlangt die Wortschatzarbeit in kollokatorischen Feldern zugleich eine Einführung in die sachgemäße (d.h. textbezogene) Lexikonbenutzung, die sich vor allem auf die mit den unterschiedlichen Kollokationsfeldern gegebene Polysemie der Wörter konzentriert. 47 5. Das Sachfeld Das Sachfeld bezeichnet eine außersprachliche Wirklichkeit, auf die sich bestimmte Wörter beziehen; die Wörter eines Sachfeldes sind aufgrund ihres gemeinsamen Bezugspunktes miteinander semantisch verknüpft. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei, die „Sachen“ zu benennen, von denen in einem Textausschnitt die Rede ist, und die Wörter zusammenstellen, mit denen diese „Sachen“ benannt werden. Die Feststellung von Sachfeldern ist nicht nur eine Möglichkeit der Wortschatzarbeit, sondern zugleich ein wichtiger Interpretationsakt. Wenn die Schüler ihre Vokabelkartei sorgfältig führen, werden sie unschwer erkennen, dass diese Wörter in anderen Textzusammenhängen auf ganz andere Sachfelder verweisen können. Bei der Ermittlung oder Beschreibung von Sachfeldern kann es hilfreich sein, ein lateinisches Leitwort zu finden, das die „Sache“ oder den Vorstellungsinhalt signalisiert, wie z.B. multitudo. Entsprechend könnte man dem Leitwort „causa“ Wörter zuordnen, die etwas mit Begründungen zu tun haben. nach: Nickel, Rainer: „Wortschatzarbeit – wie, warum, wozu?“ in: Der Altsprachliche Unterricht 4 / 1999, S. 2 – 9. Arbeitsaufträge: a) Suchen Sie sich einen Feldbegriff aus den Textstreifen heraus und lesen Sie den Text aufmerksam. b) Stellen Sie den Inhalt dieses Textstreifens Ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in eigenen Worten dar. c) Unterstützen Sie Ihre Darstellung durch eigene Beispiele, die denen in der Vorlage sinngemäß entsprechen. 48 Anhang 03 Vertiefungsfach Latein – Modul: Wortschatz Merkblatt: Einige wichtige Regeln der Wortbildungslehre (erweitert) III) Wortbildung durch Ableitung 1. Substantive a) Substantive auf –tor (-sor), -trix bezeichnen den Täter einer Handlung. Sie werden vom PPP aller Konjugationen gebildet: victor, victrix; inventor, inventrix; orator, monitor, actor. b) Substantive auf –ia, -itia / -ities, -tas, -tus, -tudo bezeichnen Eigenschaften: superbia, iustitia, mollities, libertas, dignitas, pietas, virtus, servitus, consuetudo, altitudo c) Substantive mit den Suffixen –ulus / a / um, –culus / a / um und -ellus / a / um bezeichnen Verkleinerungsformen (Diminutiva): adulescentulus, filiolus, filiola; vulpecula 2. Adjektive a) Adjektive auf –bilis bezeichnen eine aktive oder passive Möglichkeit: facilis, agilis, mobilis, credibilis b) Adjektive auf –osus und –olentus bezeichnen eine Fülle: gloriosus, violentus c) Adjektive auf –eus bezeichnen in der Regel einen Stoff: aureus 3. Verba c) Verba auf –are und –sare bzw. –itare bezeichnen die Verstärkung und Wiederholung einer Handlung (verba intensiva und iterativa): tractare von trahere, cursare von currere, captare von capere, frequentare von frequens d) Verba auf –scere bezeichnen den Beginn bzw. allmählichen Eintritt einer Handlung (verba incohative): crescere, (cog)noscere, poscere, discere 49 IV) Wortbildung durch Zusammensetzung 1. Zusammenrückung a) Nomina: iusiurandum, agricultura, crucifixus b) Verba: anim(um)advertere, manumittere, maledicere, satisfacere c) Adverbia: postea, interea, praeterea, imprimis, obviam 2. Eigentliche Zusammensetzung Das erste Glied ist eine Partikel, z.B. a) bei Nomina: häufig mit dem Verneinungspräfix in- wie infelix, sonst selten, z.B. transfuga, collega, dissimilis b) bei verba composita auf: ab- (au-) adantecircumcol- / con- dee- / ex- / efinintroob- / of- perpraeprosub- / suftrans- nach: Rubenbauer, Dr. Hans / Hofmann, Dr. J. B.: Lateinische Grammatik, C.C. Buchners Verlag / Oldenbourg Verlag, Bamberg / München 1989 (11. Aufl.). 50