Die Neurochirurgie Ein eigenes medizinisches Fachgebiet für die mikrochirurgische Behandlung von Erkrankungen des Nervensystems und der Bandscheiben In Österreich gibt es für das Fach Neurochirurgie insgesamt drei Universitätskliniken und acht Abteilungen an Schwerpunktkrankenhäusern. Das Bundesland Vorarlberg wird von der Neurochirurgie am LKH Feldkirch versorgt, die seit dem erstem September unter der neuen Leitung von Prim.Prof.Dr. Karl Rössler steht. Der renommierte Neurochirurg kommt von der Medizinischen Universität Wien und ist Spezialist auf den Gebieten Onkologie, Tumorbehandlung sowie Mikrochirurgie des Gehirns, Rückenmarks und der Bandscheibenerkrankungen. Neurochirurgische Aufgabengebiete Die Neurochirurgie versorgt einerseits Patienten mit akuten, meist lebensbedrohlichen Erkrankungen mit beginnender Bewusstseinsstörung, andererseits Patienten, die chronische Beschwerden meist in Form von Kopfschmerzen oder Nervenwurzelschmerzen an den Extremitäten haben. Die Akutpatienten leiden meist an Hirnblutungen aus Gefäßmißbildungen oder an Blutungen nach Unfällen oder an einem erhöhtem Hirndruck durch Tumoren oder Hirnwasserabflussstörungen (Hydrocephalusbildung) oder an Entzündungen, die auf das Nervensystem übergegriffen haben (Hirnabszess, Empyem) oder an einer Kombination dieser Erkrankungen. Aber auch Nervenwurzeldrucksymptomatik kann akut auftreten, wenn der weiche Kern einer Bandscheibe im Hals- oder Lendenwirbelsäulenbereich durch ein Hebetrauma abrupt herausgedrückt wird und die Nervenwurzel bedrängt. Dies kann nicht nur zu Schmerzen, sondern auch zu einer Lähmung am Arm oder Bein oder im schlimmsten Fall sogar zu einer Querschnittsymptomatik mit Stuhl und Harninkontinenz führen, wenn das Rückenmark direkt betroffen ist. In diesen Fällen ist auch eine akute Operationsindikation gegeben und die Erholungstendenz der Beschwerden hängt direkt mit der Zeit, die bis zur Operation vergeht, zusammen. Deshalb ist eine schnelle Diagnostik (CT/MRT) und Vorstellung von Patienten mit neurologischen Ausfällen, die auf eine neurochirurgisch behebbare Beeinträchtigung des Nervensystems zurückgehen, an der neurochirurgischen Abteilung notwendig. Deshalb sind auch neurochirurgische Eingriffe am LKH Feldkirch rund um die Uhr möglich. Neurochirurgische Techniken Die Neurochirurgie ist ein Fachgebiet, dass sehr eng mit dem technischen Fortschritt in der Medizin und der Computertechnologie verbunden ist. Seit 20 Jahren wird in der Neurochirurgie nur mehr mikrochirurgisch, d.h. mit dem Operationsmikroskop operiert, was zu einer drastischen Reduktion der Komplikationen neurochirurgischer Eingriffe (wie z.B. Gefäß-Nervenverletzungen) geführt hat. Auch für die Operation von Bandscheibenvorfällen kann durch den Einsatz des Mikroskops das Gewebstrauma vermindert, der operative Zugang verkleinert und postoperative Narbenbildungen und damit das Fortbestehen der Beschwerden, drastisch reduziert werden. Zusätzlich sind in den letzten Jahren die meisten neurochirurgischen Abteilungen in den Industrieländern mit Neuronavigationssystemen ausgestattet worden, die es erlauben, das präoperative Bildmaterial (CT/MRI/PET Bilder) direkt im Operationssaal für die Eingriffsplanung und Durchführung heranzuziehen (= bildgeführtes Operieren). Auch an der neurochirurgischen Abteilung des LKH Feldkirch steht ein solches Navigationssystem zur Verfügung. So wird z.B. ein Hirntumor im Computer in seiner Ausdehnung markiert und diese Markierung bei der Operation direkt in das Okular des Operationsmikroskops eingespielt und über das Gehirn projiziert. Damit können einerseits Tumoranteile entfernt werden, die sich auch unter dem Mikroskop nicht mehr sichtbar vom normalen Nervengewebe unterscheiden, andererseits können eloquente Hirnregionen (Bewegungsregion, Gefühlsregion, Sprachregion) geschont werden und dadurch neurologische Ausfälle (Lähmungen, Sprachstörung) postoperative vermieden werden. Dies ist um so wichtiger, als in internationalen Studien gezeigt werden konnte, dass das Ausmaß der Resektion der Hirntumoren direkt mit der Überlebenszeit sowohl bei gutartigen als auch bösartigen hirneigenen Tumoren (Gliomen) korreliert, und eine größtmögliche Resektion Vorraussetzung für die in vielen Fällen notwendige postoperative Therapie (Strahlentherapie, medikamentöse Therapie) ist. Ist eine Resektion nicht möglich, da der Tumor Funktionsareale oder vital notwendige Hirnareale miteinbezogen hat, kann durch die Computerplanung mit dem Navigationssystem der ideale Ort für die Biopsie festgelegt werden. Dies kann dann entweder mit dem Stereotaktischen rahmen oder auch rahmenlos, computergesteuert durchgeführt werden. Stellenwert der Patientenaufklärung Da trotz der zur Verfügung stehenden minimal invasiven und computergestützten Behandlungsmöglichkeiten Eingriffe am Nervensystem zusätzlich zu den in der Chirurgie üblichen Komplikationsmöglichkeiten auch noch spezielle Risiken, in Form von oft dann permanenten neurologische Ausfällen, nach sich ziehen können, fällt der Patientenaufklärung ein besonders hoher Stellenwert zu. Dabei ist eine individuelle Risikoabschätzung zwischen natürlichen Verlauf der Erkrankung und den Risiken des Eingriffes bzw. der oft langen Narkosedauer notwendig. Oft ist eine Erholung der nervalen Strukturen bei schon länger bestehenden Ausfällen nicht mehr gegeben, sodass, wenn keine Schmerzen mehr vorliegen, das Risiko des Eingriffes durchaus die minimale Chance einer Besserung durch den Eingriff überwiegen können. Zahlen und Fakten Tumorneurochirurgie Mikrochirurgische Bandscheibenchirurgie Vaskuläre Neurochirurgie Neurotraumatologie Liquorableitungsoperationen Schmerzneurochirurgie Modernsten Techniken: Mikroskopie Neuronavigation (= bildgeführtes Operieren) Neuroendoskopie Personal und Abteilung 5 Fachärzte 1 Stationsärztin (Jus practicandi) 1 Turnusärztin 10 Pflegepersonen 17 Betten