Studiengang Informationsverarbeitung und Wissensmanagement Draft Proposal (v 3.0) für ein Bakkalaureats- und Magisterstudium | 2002-12-03 Redaktion: Ingo H. Kropač 1. Einleitung und Begründung Die „multimediale Informationsgesellschaft“ – vor nicht allzu langer Zeit noch ein Schlagwort – ist nunmehr eine nicht zu leugnende Realität, deren mannigfaltige Erscheinungsformen kaum einen Bereich unseres Lebens unberührt lassen. Der Anteil der berufstätigen Bevölkerung, der sich mit Informations- und Wissensverarbeitung in den verschiedensten Formen und Medien befasst, weist exponentielle Zuwachsraten auf. Fast schon im selben Ausmaß explodiert die Menge des benötigten Wissens, so dass die Fähigkeit, Wissen zu vermitteln und sich neues Wissen zu erwerben, für eine erfolgreiche Berufstätigkeit von immer eminenterer Bedeutung wird. Vor diesem Hintergrund erlangen die gerade in jüngster Vergangenheit in der Öffentlichkeit geführten Diskussionen über die Rolle der Universitäten als Bildungs- und Ausbildungsinstitutionen, insbesondere über den „Wert“ geisteswissenschaftlicher Fächer und Studienrichtungen, besondere Brisanz. Die InitiatorInnen des Studiengangs Informationsverarbeitung und Wissensmanagement sind der Überzeugung, dass die Geisteswissenschaften sich in dieser Diskussion offensiv verhalten sollten. Das hier vorgeschlagene Bakkalaureats- und Magisterstudium Informationsverarbeitung und Wissensmanagement stellt eine solche Offensive dar und ist darauf angelegt, geisteswissenschaftliche Stärken gerade dort auszuspielen, wo der Kontrast zu weitverbreiteten Klischees der verstaubten Elfenbeintürme sofort ins Auge springt: im Bereich der Informationstechnologien und des Wissenstransfers. Es wird in diesem Zusammenhang häufig übersehen, dass der IT-Sektor nicht nur ProgrammiererInnen und TechnikerInnen benötigt, sondern – als Folge der zunehmenden Spezialisierung und der damit einhergehenden Diversifizierung der Fachsprachen – in zunehmendem Ausmaß ExpertInnen bedarf, die in der Lage sind, eine Schnittstellenfunktion zwischen den an den Prozessen der Informationsund Wissensverarbeitung beteiligten ExpertInnen und EntscheidungsträgerInnen einzunehmen. GeisteswissenschafterInnen scheinen für diese Schnittstellenfunktion prädestiniert. Sie sind in der Lage, Systeme zu erfassen, diese kritisch zu analysieren und mit ihnen problemlösungsorientiert zu arbeiten. Sie sind die Existenz konkurrierender Modelle gewöhnt und sind sich der Bedeutung der diesen zugrunde liegenden Prämissen bewusst. Ihre heuristischen Strategien sind für den Umgang mit multimedialer Information von Vorteil. Ihre Fähigkeit zu kritisch-wertenden und dennoch intersubjektiv nachvollziehbaren Entscheidungen ist fast schon conditio sine qua non im Umgang mit Wissen und Information. Weiters scheint es immer dringlicher, IT-ExpertInnen auszubilden, die nicht nur konkrete Probleme auf einer technischen Ebene zu lösen im Stande sind, sondern die sich der Auswirkungen der eingesetzten Technologien auf Gesellschaft und Kultur im weitesten Sinne bewusst sind. Es eröffnet sich dabei für die Geisteswissenschaften eine ganze Palette interessanter Forschungsgebiete. Es gilt, historische, kulturelle, sprachliche, kommunikative und ethische – um nur einige zu nennen – Aspekte der eingangs genannten Entwicklung zu untersuchen. Die eben skizzierten Entwicklungen lassen einen neuen Studiengang nicht nur sinnvoll und notwendig erscheinen, sondern verweisen auch unmittelbar auf seine gesellschaftliche und wirtschaftliche Relevanz. Aus den genannten Gründen soll auch ein dreiteiliges Studium vorgeschlagen werden: ein Bakkalaureatsstudium und jeweils aufbauend ein Magister- und später daran anschließend ein Doktoratsstudium. Vorerst gilt es, die ersten beiden Formen zu entwickeln und umzusetzen. 1 Das Bakkalaureatsstudium ist vorwiegend dazu gedacht, einerseits jene Grundkompetenzen und fertigkeiten zu vermitteln, die für alle (akademischen) Informationsberufe von Relevanz sind, andererseits aber auch alle jene Fähigkeiten zu fördern, die an GeisteswissenschaftlerInnen auch im wirtschaftlichen Umfeld geschätzt werden wie etwa ihre Sprach-, Ausdrucks- und Gestaltungskompetenzen oder auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge einfach und stringent zu erklären. Das Magisterstudium dagegen ist der schwerpunktmäßigen Vertiefung und Erweiterung der im Bakkalaureatsstudium vermittelten Kenntnisse und Fertigkeiten, der wissenschaftlichen Vertiefung in einem gewählten Bereich (Qualifizierung für ein eventuell anschießendes Doktoratsstudium), sowie der Entwicklung von Projektmanagementfähigkeiten gewidmet, die AbsolventInnen in interdisziplinär zusammengesetzten Projektteams nicht nur eine Schnittstellenfunktion (Bakkalaureat) ausüben lassen, sondern auch in die Lage versetzen, solche Projekte in verantwortlicher Position zu leiten. Durch die Gliederung in Bakkalaureats- und Magisterstudium soll einerseits den unterschiedlichen Kompetenzprofilen möglicher Berufsbilder entsprochen werden, andererseits sollen die für eine professionelle Forschungstätigkeit und ein Doktoratsstudium unabdingbaren theoretischen und methodischen Voraussetzungen geschaffen werden. 2. Einordnung in den „Kanon“ der Disziplinen Informationsverarbeitung und Wissensmanagement aus Sicht der Geisteswissenschaften lässt sich am leichtesten beschreiben als Lehre von der Summe aller formalen Verfahren ihrer Einzeldomänen. Dabei geht es nicht darum, die einzelnen Fächer bei der Anwendung von computergestützten Verfahren zu unterstützen, die entweder aus anderen Disziplinen oder der Industrie stammen. Vielmehr gilt es, die spezifische Natur von „Information“ – „Daten“ und „Wissen“ – für die einzelnen Domänen in der Geisteswissenschaft zu analysieren, Erkenntnisse und Werkzeuge der allgemeinen Informatik einzusetzen und weiterzuentwickeln, um im methodischen als auch im Anwendungsbereich neue Verfahren abzuleiten und sie in entsprechenden Projekten umzusetzen. Daraus ergibt sich auch die Positionierung des Faches „Informationsverarbeitung und Wissensmanagement in den Geisteswissenschaften“, das – folgt man dem Selbstverständnis vieler „Bindestrich-Informatiken“, die längst die pure Anwendung überwunden haben – synonym als „Geisteswissenschaftliche Fachinformatik“ bezeichnet werden kann. Es umfasst Bereiche der Informatik genauso wie Bereiche der Informationswissenschaft und verknüpft diese auf transdisziplinäre Weise mit Theorien, Methoden und Arbeitstechniken der Geisteswissenschaften. Damit überwindet die Disziplin auch den unterstützenden Charakter, der ihr oftmals zugeschrieben wird, und wirkt aufgrund ihres grund- und integrativwissenschaftlichen Tätigkeitsfeldes in Theorie, Methode und Anwendung auf die Einzeldisziplinen zurück. Durch die gesellschaftliche Relevanz etwa im Bereich des Wissenstransfers zeichnet sie auch für das Bild der Geisteswissenschaften in der Öffentlichkeit verantwortlich. Zu den wesentlichsten und im internationalen Rahmen etablierten Disziplinen zählen neben anderen etwa „Literary and Linguistic Computing“ (= Computerphilologie und –linguistik), die Historische Fachinformatik und Dokumentation und der Bereich der computergestützten Lehr- und Lernanwendungen. Im Vergleich dazu wurde im ACO*HUM Netzwerk 1 beispielsweise zwischen vier vertikalen und zwei horizontalen Disziplinengruppen unterschieden. Zu ersteren zählten computational linguistics and lan- guage engineering, history and historical informatics, computing in history of art, architecture and design sowie computing for non-European languages, zu letzteren textual scholarship and humanities computing und formal methods in the humanities. An der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Karl-Franzens-Universität gibt es eine große Anzahl von Lehrveranstaltungen und Kompetenzen, die diesen unterschiedlichen Disziplinen zugeordnet werden 1 Koenraad de Smedt et. al. (Hrsg.) : Computing in Humanities Education. A European Perspective. Bergen 1999. 2 können und auf hervorragende Weise in der Lage sind, SpezialistInnen auszubilden, welche die eingangs erwähnte Mittlerrolle zwischen AnwenderInnen und TechnikerInnen ausfüllen können und durch ein breit angelegtes Studium jenseits enger Fachgrenzen für Führungsaufgaben im IT-Bereich prädestiniert sind. 3. Qualifikationsprofile 3.1 Die AbsolventInnen des Bakkalaureats sind ExpertInnen für Informationsstrukturierung von der Datenmodellierung bis hin zum Knowledge Engineering; als solche sind sie in der Lage, komplexe Sachverhalte in sozialen Systemen implementierungsorientiert zu modellieren und dadurch einer computergestützten formalisierten Informationsverarbeitung (im Sinne von Daten- und Wissensverarbeitung) zugänglich zu machen, sind kompetent, soziale Systeme insbesondere in ihren historischen, kulturellen und kommunikativen Dimensionen mit geisteswissenschaftlichen Methoden kritisch zu analysieren, sind in der Lage, die begriffliche und sprachliche Struktur eines Fachgebietes systematisch zu erarbeiten und für konkrete Zielsetzungen aufzubereiten, haben die Kompetenz, hochkomplexe Zusammenhänge strukturiert und verständlich zusammenzufassen sowie korrekt wiederzugeben, verfügen deshalb über abstraktes Vorstellungsvermögen und strukturiertes Denken, haben ein kritisches Bewusstsein für die Wechselwirkungen zwischen kulturellen und informationstechnologischen Systemen, beherrschen traditionelle Heuristik und IT-basierte Information-Retrieval-Strategien und setzen diese problemlösungsorientiert ein, verfügen über die für eine fach- und zielgerechte Informationsaufbereitung notwendige Textund Medienkompetenz, beherrschen Informationstechnologien weit über die gängigen Office-Techniken hinaus und haben ein grundlegendes Verständnis für Auszeichnungssprachen, objektorientierte Verfahren und verfügen über Grundkenntnisse des Programmierens, sind deshalb in der Lage, geisteswissenschaftliche Problemstellungen und Inhalte einerseits und informationstechnologische Potenziale andererseits fachübergreifend und adressatengerecht zu vermitteln, haben grundlegende juridische Kenntnisse in bezug auf Urheberrecht, Copyright, Intellectual Properties, das Internet betreffende Judikatur etc., haben grundlegende Projektmanagementfähigkeiten und Moderationskompetenzen. 3.2 Die AbsolventInnen des aufbauenden Magisterstudiums sind ExpertInnen für Planung, Design, Realisierung und Betrieb komplexer domänenspezifischer Informationssysteme jenseits der kommerziell üblichen relationalen Systeme, sind kompetent, soziale Systeme insbesondere in ihren historischen, kulturellen und kommunikativen Dimensionen mit geisteswissenschaftlichen Methoden nicht nur kritisch zu analysieren sondern sie darüber hinaus auch formal darzustellen, haben nicht nur die Kompetenz, hochkomplexe Zusammenhänge strukturiert und verständlich zusammenzufassen sondern sind in der Lage, solche korrekt in ebenso komplexen (meiost domänenspezifischen) Informationssystemen abzubilden, 3 verfügen über die in der Informationsverarbeitung notwendige generelle Text- und Medienkompetenz, beherrschen gleichermaßen Anwendungs- und Entwicklungssoftware und verfügen über umfassende Kenntnis zumindest einer höheren Programmiersprache, sind aus den genannten Gründen ExpertInnen in der selbständigen fach- und disziplinenübergreifenden Vermittlung von Fachinhalten und Problemstellungen unter informationstechnologischen Gesichtspunkten, haben ausreichende juridische Kenntnisse in Bezug auf Urheberrecht, Copyright, Intellectual Properties, das Internet betreffende Judikatur etc., haben augrund ihres breiten Kenntnisstandes Projektmanagementfähigkeiten und Moderationskompetenzen, die ihnen erlauben, Projekte von der Planung über die Durchführung bis hin zur Präsentation der Ergebnisse zu leiten und haben aufgrund ihrer Kenntnis der jeweiligen Domänen und der für die Umsetzung von Problemlösungen notwendigen Technologien die entsprechenden Leadership-Kompetenzen, die es ihnen gestatten, mittel- und langfristige Strategien zu entwerfen und in konkrete Planungen umzusetzen. 4. Beschäftigungsfelder 4.1 Die AbsolventInnen des Bakkalaureats arbeiten in folgenden Tätigkeitsbereichen: Systemplanung und –design: domänenspezifische Analyse, Daten- und Wissensmodellierung, Softwareanalyse und -anwendung, Interface-Design, Design, Wartung und Aktualisierung von Informationssystemen, insbesondere von solchen mit historischen, kultur-, kommunikations- und sprachbezogenen Inhalten, Unterstützung von Software-Entwicklungen in den oben genannten Bereichen Info- und Edutainment: Enzyklopädien, Wissensbanken, Lehr- und Lernsysteme etc., Elektronisches Publizieren Benutzerführung etc., Informationsmanagement: Information Broking, Recherche, Dokumentation, Archivierung, Consulting und Evaluierung im Bereich der Neuen Medien, Assistent bei der Planung, Erstellung und Wartung virtueller Lehr- und Lernsysteme, Projektmanagement für alle genannten Bereiche inkl. dem Marketing von Produkten im F&EBereich. (Internet), spez. Wörterbücher, Content Terminologiedatenbanken, Providing und Management, 4.2. Die AbsolventInnen des Magisterstudiums arbeiten darüber hinaus in leitender Funktion in Projekten und Arbeitszusammenhängen folgender Tätigkeitsbereiche: Design von Informationssystemen, insbesondere von solchen mit historischen, kultur-, kommunikations- und sprachbezogenen Inhalten, in diesem Zusammenhang Systementwicklung, -planung, -design und -betrieb: domänenspezifische Analyse, Daten- und Wissensmodellierung, Softwareanalyse, InterfaceDesign, Usability-Studien, begleitende Evalusierung, Wartunskonzepte, Info- und Edutainment (Expert – Non-Expert Wissenstransfer): Konzeption, Planung, Anwendung und Schulung im Bereich von Lehr- und Lernsystemen, sowie von Technologieund Wissensdatenbanken, innerbetriebliechen Fortbildungsmaßnahmen, Intranetlösungen im Verwaltungsbereich, Informationsvermittlung in den Bereichen Kultur, Tourismus etc. 4 Wissenschaftliches Informationsmanagement (Expert – Expert Wissenstransfer): Information Broking, komplexe Recherche, Analysetechniken, Dokumentation, Wartung und Archivierung, Projektleitung und -management sowie Consulting und Evaluierung für alle genannten Bereiche. 5. Lehr- und Lernziele 5.1 Bakkalaureatsstudium: Grundlegendes Verständnis historischer, Systeme, Verständnis historischer, kulturwissenschaftlicher, philologischer, sprach- und kommunikationswissenschaftlicher Problemstellungen und Methoden, Entwicklung von muttersprachlicher Textkompetenz und Medienkompetenz, Entwicklung von domänenspezifischer Fremdsprachenkompetenz (Fachsprachen), Fähigkeit zur Erfassung Begriffssystemen, Entwicklung von IT-Kompetenzen, einerseits einer allgemeinen und zertifizierbaren Basiskompetenz und andererseits von auf geisteswissenschaftliche Bedürfnisse abgestimmten Spezialkompetenzen Entwicklung einer umfassenden Information-Retrieval-Kompetenz, Verständnis gängiger Verfahren der Daten- und Metadatenbeschreibung, Beherrschung einzelner facheinschlägiger Standards für die Datenbeschreibung inkl. der Probleme von Versionskontrolle und Informationsarchivierung, Verständnis für die Grundlagen der Softwareentwicklung und Erreichung von Kompetenzen, selbständig kleinere Softwarelösungen in einer höheren Programmiersprache zu entwickeln, Entwicklung von IT-basierter Interaktionskompetenz für transdisziplinäre Kooperationen in Vernetzung und Widerspruch, Verständnis von grundlegenden und fachspezifischen Problemen der Formalisierung historischer, kultureller, sprachlicher und kommunikativer Sachverhalte, Prozesse und Phänomene sowie Evaluierungskompetenz hinsichtlich konkurrierender Lösungsansätze, Entwicklung von Projektmanagement- und Marketingkompetenzen. und kultureller, sprachlicher Aufbereitung von und fachspezifischen kommunikativer Begriffen und 5.2 Magisterstudium: Vertieftes Verständnis historischer, kultureller, sprachlicher und kommunikativer Systeme, vertieftes, an speziellen Projekten erprobtes Verständnis historischer, kulturwissenschaftlicher, philologischer, sprach- und kommunikationswissenschaftlicher Problemstellungen und Methoden, Umsetzung des Verständnisses von grundlegenden und fachspezifischen Problemen der Formalisierung historischer, kultureller, sprachlicher und kommunikativer Sachverhalte, Prozesse und Phänomene im Hinblick auf eigene Projekte, Anwendung von Evaluierungskompetenzen hinsichtlich konkurrierender Lösungsansätze im Rahmen von Projektplanung und -durchführung, professionelle, projektorientierte Umsetzung von spezialisierten, auf geisteswissenschaftliche Bedürfnisse abgestimmten IT-Kompetenzen sowie von Information-Retrieval-Kompetenz, Umsetzung gängiger Verfahren der Daten- und Metadatenbeschreibung und selbständige Nutzung einzelner facheinschlägiger Standards für die Datenbeschreibung im Rahmen von Projektarbeiten, 5 Vertieftes Verständnis von Abläufen, Prozessen und Standards bei der Entwicklung von fachspezifischer Software im Hinblick auf Projektmanagement, Erwerb von Fähigkeiten zur selbständigen und eigenverantwortlichen Planung von Projekten (wie der Diplomarbeit), Erwerb von Fähigkeiten im Bereich IT-Consulting im Rahmen der geisteswissenschaftlichen Fachwissenschaften, Einsatz fundierter IT-basierter Interaktionskompetenz bei der transdisziplinären Projekten und Kooperationen in leitender Funktion, Entwicklung von Fähigkeiten zur leitenden Durchführung (Leadership) von Projekten (Projektmanagementund Marketingkompetenzen, Kompetenzen in der MitarbeiterInnenführung, Zeit- und Ressourcenmanagement), Erwerb von Fähigkeiten bei Planung und Einrichtung von IT-Systemen im Bereich Wissensmanagement und Knowledge-Engineering, aufbauend auf Kenntnissen in den Bereichen Text- und Medienkompetenz, domänenspezifischer Fremdsprachenkompetenz sowie fachspezifischer Begriffssysteme. Abwicklung von 6. Realisierung 6.1 Bakkalaureatsstudium 6.1.1 Der Rahmen: Pflicht- und Wahlfächer Der Stundenrahmen für das Bakkalaureatsstudium wäre analog zu den geisteswissenschaftlichen Diplomstudien mit 90 SWS anzusetzen. Das UniStG spricht von 70 – 90% der Stunden eines vergleichbaren Diplomstudiums – geht man von 120 SWS für die Diplomstudien aus, wären 90 SWS für das Bakkalaureatsstudium ein akzeptabler Mittelwert, der auch in bezug auf die einzelnen Lehrveranstaltungen eine „Mehrfachnutzung“ erleichtern würde. Gemäß dem geübten Aufteilungsschlüssel zwischen Pflicht- und Wahlfächern ergibt sich ein Verhältnis von 54 PFS zu 36 WFS. Für den Pflichtfachbereich wäre eine Verteilung in ein gemeinsames Grundstudium und drei daran anschließende Module denkbar. Die in der folgenden Tabelle genannten Module entsprechen in etwa einem disziplinorientierten Ansatz und könnten ohne große Probleme unmittelbar aus dem derzeitigen Lehrangebot konstruiert werden. Im Gegensatz dazu wäre allerdings auch ein kompetenzorientierter Ansatz möglich, nach dem die einzelnen Module oder Fächer aus den zu lehrenden Kernkompetenzen abgeleitet werden, was zwar der Intention eines Bakkalaureatsstudiums eher entspräche, in der Praxis aber schwieriger zu realisieren wäre. Studienjahr Gesamtstunden (54) 1. Jahr 18 SWS „Module“ Gemeinsames Grundstudium mit Einführung: Grundlagen geisteswissenschaftlichen Denkens 2. Jahr 18 SWS (3x6) 3. Jahr 18 SWS (3x6) Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Hard- u. Software Historische Computerphilologie Fachinformatik und und Dokumentation I Computerlinguistik I Multimedialer Wissenstransfer (eLearning) I Historische Computerphilologie Multimedialer Fachinformatik und und Wissenstransfer Dokumentation II Computerlinguistik II (eLearning) II Tab. 1: r Aufbau der Pflichtfächer im Bakkalaureatsstudium 6 Die 36 SWS des Wahlfachbereichs sind im Gegensatz zu den meisten Diplomstudien wegen des berufsbildenden Charakters des Bakkalaureatsstudiums taxativ zu beschreiben. Sie sollen die Kernfächer ergänzen: Zu denken wäre etwa an einzelne Module der philologischen und linguistischen Fächer (ein typisches Beispiel wäre das Modul Textkompetenz der Germanistik) oder der geschichte-, kunst- und kulturwissenschaftlichen Disziplinen. 7 6.1.2 Module der Pflichtfächer: Grundstudium (8 + 10 SWS): Einführung in die Grundlagen geisteswissenschaftlichen Denkens „Erkennen und Erklären“ – von der Heuristik bis zur Darstellung Einführung in diachrone Forschungsansätze und Erklärungsmodelle Einführung in philologische und linguistische Grundbegriffe Einführung in die Grundlagen des Wissenstransfers (Lehren und Lernen) Grundlegende Kenntnisse und Fertigkeiten im Umgang mit Hard- und Software Einführungen in die Grundlagen der Informatik und der Informationswissenschaft Praxisorientierte Grundkurse (mit Zertifizierungen) o Grundkenntnisse (ECDL) o „Darstellung“: Von der Bildverarbeitung über Desktop-Publishing bis zum WebProducing o „Analyse“: Von den textanalytischen Techniken über datenbankorientierte Analysen bis zu statistischen Verfahren o „Informationstechnologie“: Hardware, Netzmanagement und Betriebssysteme im Vergleich Historische Fachinformatik und Dokumentation (2x6 SWS): Wesentliche Beiträge der Historischen Fachinformatik zu den eingangs genannten Lehrzielen liegen einerseits durch ihren diachronen Ansatz in der Dokumentation und Analyse komplex strukturierter und mehrdeutiger Informationen, andererseits in der Entwicklung von Strategien zur „Archivierung“ von Information durch Datenwartung und Versionskontrollen. Die Studierenden werden mit Problemen wissenschaftlicher Kognition konfrontiert, Abbildungsfunktionen zwischen Informationsträgern und formalen Systemen bzw. deren Umkehrbarkeit, Kritik digitaler „Quellen“ etc. Als Lehre von den formalen Verfahren im Umgang mit Informationen aus der und über die Vergangenheit jedweder Art will sie sowohl theoretische informationswissenschaftliche Grundlagen als auch anwendungsorientierte praktische Fertigkeiten vermitteln; damit beschäftigt sie sich mit allen Domänen der historisch orientierten Disziplinen, von der allgemeinen Geschichte mit allen ihren Fächern über die historische Volkskunde und Ethnologie bis hin zur Kunstgeschichte. Computerphilologie und Computerlinguistik (2x6 SWS): Dieses Fach beschreibt jene formalen Verfahren, die im Bereich der modernen Linguistik (also der allgemeinen und angewandten Sprachwissenschaft) wie auch der einzelnen Philologien und der Translationswissenschaft zur Anwendung kommen. Parallel dazu werden textlinguistische und semiotische Grundlagen für die Entwicklung der erforderlichen rezeptiven und produktiven Textkompetenz vermittelt. Konkret bedeutet dies ein weites Einsatzfeld etwa von der Soundund Strukturanalyse sprachlicher Daten über die Erstellung verschiedenster Konkordanzen und die quantitative und qualitative Textanalyse bis hin zum „Computer Assisted Language Learning“ und zur Entwicklung und Anwendung von Terminologiesystemen. Schwerpunkte bilden Beschreibungstechniken und Metadatenhandling, analytische Verfahren in bezug auf Sprache und Text im weitesten Sinne sowie der Aufbau sprachlicher Korpora. Multimedialer Wissenstransfer (eLearning) (2x6 SWS): In diesem Fach werden grundlegende Fertigkeiten zur Konzeption, Entwicklung und Implementation unterschiedlicher bedarfsorientierter Wissenstransfersysteme erworben. Basierend auf einer umfassenden Medienkompetenz sind die Kenntnis und praktische Umsetzung verschiedener Lerntheorien, didaktischer und methodischer Möglichkeiten sowie das Lernprozessdesign Gegenstand der Ausbildung. Weiters werden die Studierenden mit der Gestaltung von Lernunterlagen zur elektronischen Distribution und der zielgruppenspezifischen Parametrisierung von hypermedialen Lernumgebungen vertraut gemacht. Die Beschäftigung mit Bedarfsanalyse-, Standardisierungsund Evaluationsverfahren fällt ebenso in diesen Fachbereich wie die Analyse und Optimierung virtueller Kommunikation, Kooperation und Kollaboration und deren Adaption für projektorientierte Arbeits- und Gruppenprozesse. Abläufe und Strategien der Organisationsentwicklung hinsichtlich der Implementation von Informations- 8 und Kommunikationstechnologien zum Zweck des Wissenstransfers runden das Curriculum dieses Bereichs ab. 6.2 Magisterstudium Der Stundenrahmen für das Magisterstudium wäre mit 60 SWS anzusetzen, die sich auf 4 anrechenbare Semester verteilen. Dies ergibt zusammen mit dem Bakkalaureatsstudium eine Gesamtstudiendauer von 10 Semestern. Wenn der Aufwand für eine projektorientierte Diplomarbeit mit 15 Stunden berechnet wird, ergibt sich ein durch Lehrveranstaltungen abzudeckender Rahmen von 45 SWS. Gemäß dem geübten Aufteilungsschlüssel zwischen Pflicht- und Wahlfächern ergibt sich ein Verhältnis von 35 PFS zu 10 WFS. Das Lehrprogramm ist auch für das Magisterstudium modular aufzubauen und wird sich wohl an den Modulen des Bakkalaureatsstudiums zu orientieren haben. Ziel ist nicht nur eine theoretisch/methodisch/arbeitstechnische Ausbildung, sondern eine enge Verquickung mit jenen Fächern und Studienrichtungen, die Inhalte und/oder traditionelle Forschungsansätze bieten. Aus diesem Grunde ist für den Pflichtfachbereich eine enge Vernetzung mit den jeweils fachkompetenten Instituten bzw. mit den fachverwandten Studienrichtungen vorzusehen, die erst nach Vorliegen der jeweiligen Studienpläne koordiniert werden kann. In diesem Bereich sollte eines der im folgenden angeführten Fachgebiete (s.o.) gewählt werden, in dem auch die Diplomarbeit zu verfassen ist: Historische Fachinformatik und Dokumentation (35 SWS, modularer Aufbau) Computerphilologie und Computerlinguistik (35 SWS, modularer Aufbau) Multimedialer Wissenstransfer (eLearning) (35 SWS, modularer Aufbau) Damit wird auch hier ein disziplinenorientierter Ansatz verfolgt, wenn auch im PF transdisziplinäre Lehrveranstaltungen in einem Ausmaß von min. 6 SWS anzubieten und zu absolvieren sind. Unbeschadet der Wahl des Fachgebietes soll mindestens eine 4-stündige Lehrveranstaltung angeboten werden, in der die Konzeptionen für die Diplomarbeit erarbeitet werden wie auch eine 2-stündige Lehrveranstaltung, die Projektmanagement auf einer praktischen Ebene vermittelt und es den Studierenden ermöglicht, ihr eigenes „Diplomarbeitsprojekt“ zu managen. Vorschläge für das Wahlfach sollten entweder die anderen Pflichtfächer umfassen oder die Angebote aus den jeweils „verwandten“ Studienrichtungen. In den drei Fächern und über sie hinaus sind auch grundlegende Fähigkeiten der Gestaltung, Begleitung und Evaluation von betrieblichen und projektbezogenen Arbeitszusammenhängen zu erwerben. Neben sozialen Kompetenzen (Kommunikations- und Konfliktmanagement) werden die Studierenden auch mit Abläufen und Strategien der Organisationsentwicklung vertraut gemacht. Voraussetzung für die Gestaltung von Arbeitsprozessen bilden dabei Kenntnisse von gruppenbezogenen und systemischen Gesetzmäßigkeiten; auch organisationssoziologisches, betriebswirtschaftliches und juristisches Grundlagenwissen kann dabei hilfreich sein. In Begleitung und Evaluation von Arbeitsprozessen kommen neben sozialen Techniken zur Moderation von Gruppenprozessen und zur Gesprächsführung auch sozialwissenschaftliche Erhebungsmethoden zur Anwendung. Theorie und Praxis quantitativer und qualitativer Erhebungsmethoden runden das Curriculum des Magisterstudiums ab. Projektgruppe: (v 1.1 – 2.0) Mag. Dr. Dieter Halwachs, Institut für Sprachwissenschaft Mag. Gernot Hebenstreit, Institut für Theoretische und Angewandte Translationswissenschaft Ao. Univ.-Prof. Dr. Ingo H. Kropač, Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften Dr. Peter Langmann, Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften / GewiLab Dr. Burkhard Pöttler, Institut für Volkskunde und Kulturanthropologie Mag. Dr. Hubert Stigler, Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften / GewiLab ... in Diskussion mit vielen Kolleginnen und Kollegen an der Karl-Franzens-Universität Graz. Ergänzungen: (v 3.0) Heidrun Boshof M.A., Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften Iris Hipfl, Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften / GewiLab Mag. Gunter Vasold, Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften Protokolle: Redaktion: Heidrun Boshof M.A., Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften Ao. Univ.-Prof. Dr. Ingo H. Kropač, Institut für Informationsverarbeitung in den Geisteswissenschaften 9