DOC - Nordfenster

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Prüfungsprojektarbeit von
Stefan Weger
Modul 9
An die Berufschule für
Handwerk und Handel „Dipl. Ing. Luis Zuegg“
Rennstallweg 23
39012 MERAN
Zu Händen der Prüfungskommissionsmitglieder
Meran, den 28.02.2005
Inhaltverzeichnis
Stefan Weger
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Mein Meisterstück, meine Haustür
Ziel dieser Haustür ist:
a)
b)
c)
d)
e)
zeitgemäßen Stiel
lange Lebensdauer
maximaler Wärmeschutz
Schallschutz
solide Einbruchhemmung
Um das zu verwirklichen, kommen alle „Module“ bzw. Arbeits- und
Vorgangsweisen zum Einsatz:
1. Restaurierung und Stilgeschichte
2. Entwurf und Gestaltung
3. Konstruktion und Fachzeichnen
4. Fachmathematik und Maschinenrechnen
5. Materialauswahl und derer Eigenschaften
6. Hand und Maschinenarbeit, sowie die dazugehörige Arbeitssicherheit
7. Oberflächenbehandlung
8. Eine Werkstätte mit Maschinenpark und angepasster Einrichtung
9. Kostendenken und Kostenrechnen
Vorwort zur Funktion einer Haustür
Was bringt eine Haustür mit sich?
Stefan Weger
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Die Haustür ist in jeder Wohnung und in jedem Gebäude das „Grüßgott“ des
Hausbewohners.
Eine bedeutende Haustür gibt dem Besucher einen positiven Eindruck. Sie
vermittelt sämtliche Informationen über den Wohlstand des Bewohners.
Außerdem stellt die Eingangstür den Abschluss zur Außenwelt dar.
Das Schließen einer jeden Haustür gibt dem darin wohnenden Menschen eine
gewisse Sicherheit, hält Kälte und Wärme draußen, und beringt somit ein
Wohlfühlen mit sich.
Beim Verlassen des Heimes, schütz die Haustür, vor dem Eindringen nicht
erwünschter Gäste.
Meines Erachtens ist es wichtig, dass die Tür auch dem Baustil des Gebäudes
angepasst ist.
Kurzer Überblick der Stilgeschichte
Haustüren haben immer den Stil der verschiedenen Zeitepochen ausgedrückt. Sie
wurden dem Gebäude richtig angepasst.
Auch die Konstruktionen und die Ausführungen veränderten sich
dementsprechend. Man denke an die ersten, primitiven Konstruktionen der
Antike oder der Frühromanik. Grob, geschruppte und oft nur gehackte Bretter
wurden durch Querstreben zusammengenagelt. Als Beschläge wurden
handgeschmiedete Torbänder verwendet, meist auf Steinum fassungen
angeschlagen.
Durch die Gotik wurde die Rahmenbauweise entwickelt. Diese bietet heute noch
große Möglichkeit, die verschiedensten Formen zu gestalten.
Man beobachte Portale von gotischen und barocken Kirchen, das sind echte
Prachtstücke. Heute ist es fast undenkbar mit damaligen Mitteln und
Werkzeugen solche zu verwirklichen.
Die Grundbasis des Rahmenbaues wurde über Jahrhunderte in den verschieden
Stilepochen angewandt, da sich Verzug und Schwund des Holzes optimal
unterbringen lässt.
Die heutige Haustür
Stefan Weger
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Die heutigen Anforderungen an eine Haustür, haben die Schwerpunkte
grundsätzlich verändert.
Das Wachsen der Kleinkriminalität, die hohen Energiekosten und das enge
Zusammenwohnen der Leute verlangt:
1. Sicherheit bzw. Einbruchhemmung
2. Wärmeschutz
3. Schallschutz
Der heutige Baustil und das Zeitalter der Technologie verlangen geradlinige,
querverlaufende und schlichte Linien.
Außerdem ist die Verwendung und Zusammenstellung verschiedener
Materialien erwünscht.
Ich bin überzeugt, dass mein Meisterstück all diese Ansprüche voll und ganz
erfüllen.
Der Entwurf:
Aus den obengenannten Überlegungen ist eigentlich mein Entwurf gestartet.
Die Rahmenbauweise musste ich verlassen, da die erforderlichen Wärme- und
Schallwerte nicht erreichbar sind. Wie wir aber später sehen werden, ist es mir
gelungen auch den Rahmenbau zu integrieren.
Stefan Weger
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Querlaufend, geradlinig, nüchtern, zugleich warm und behaglich ist das Tor in
meinen Vorstellungen. Die Tür muss einem „gesunden Handwerks-Stück“
entsprechen.
Ich starte vom zentralen Hauptkörper. Warmes, rotbraunes Holz soll der
großflächigen Inox Platte und dem querverlaufenden Glasausschnitten einen
Kontrast bilden. Zugleich soll das Gesamtbild ein Gefühl von Harmonie und
Gleichgewicht der Materialien vermitteln.
Ausgangspunkt ist die Durchgangslichte von 95 x 213,5 cm.
Für das Verhältnis zwischen Holzoberfläche und Metallfläche setzte ich den
„GOLDENEN SCHNITT“ ein. Den Major als zentraler Hauptteil, den Minor als
Friese.
Nun hatte ich die aufzuteilende Glasfläche zwischen Glasausschnitt und
Querkämpfer.
Die Proportion zwischen Querkämpfer und Glasausschnitt wollte ich auch im
Goldenen Schnitt aufteilen.
Da das Höhenmaß festgelegt war, hatte ich zur Berechnung für die Aufteilung
ein Kämpfermaß weniger als bei den Glasausschnittmaß.
Die Verteilungsrechnung:
Gesamtmaß : (9Abstände x 21Teile + 10Ab. x 13T.) = 319 Teile
Gesamtmaß : 319 Teile = 1 Teil
1 T x 13T = 1 Minor Abstand
1 T x 21T = 1 Mayor Abstand
Nach mehreren Varianten, ging ich von dieser Aufteilung ab, da mich keine so
richtig überzeugte.
Einige Beispiele:
Stefan Weger
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Der Abstand vom Edelstahl zum Glasausschnitt hat sich inzwischen behauptet:
und zwar im Goldenen Schnitt.
Durch den Wechsel zur gleichmäßigen Aufteilung der Glasausschnitte und der
Kämpfer kam ich meiner Entwurfsidee näher.
Stefan Weger
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Stefan Weger
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Die Holzauswahl:
Schon von Anfang an war eine furnierte Tür ausgeschlossen.
Mein Meisterstück soll wertvoll sein.
Der Sichtbelag muss aus Massivholz angefertigt werden.
Stefan Weger
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Zu Beginn stellte ich mir die Faserrichtung der Friese quer vor.
Im Falle einer furnierten Tür wäre es recht einfach, Massivholz hingegen ist dem
Schwund unterworfen.
Auf ca. 2,13m Höhe, wenn auch radial ausgerichtet, beträgt der Schwund
immerhin ca. 4 bis 5%, das macht bei 1% Holzfeuchte einen Unterschied ca.
20mm aus. Bei 3% (Herbst-Winter) sind es 6 cm :
Gesucht:
Schwindmaß in mm/% Holzfeuchte Änderung
2130mm x 5% x 0,2%/% = 21,3mm/%
Gesucht:
Schwindmaß in %/% Holzfeuchte Änderung
1% / 5% = 0,20%/%
Der Schwund des Holzes sind: tangential zur Fasserrichtung 10%
radial in Markstrahlenrichtung 4 bis 5%
in Richtung des Faserverlaufs 0,1 bis 0,3%
Die Tür soll ein warmen, rotbraunen Holz-Ton, eine lebendige und schlichte
Faser haben, wetterbeständig und oberflächenfein sein.
In die nähere Wahl kommen einheimischer Nussbaum, amerikanischer
Nussbaum, echt Mahagoni und Eiche gebeizt.
Eiche und Mahagoni sind sehr wetterbeständig. Der Schwund ist mäßig und
lassen sich gut verarbeiten, allerdings sind sie zu grobporig bzw. rustikal für
mein Modell.
Einheimisch Nuss last sich hervorragend verarbeiten, die hell-dunkel Färbung ist
mir zu unruhig.
Die geeignete Holzart ist für mich: Amerikanischen Nussbaum
Der amerikanische Nussbaum:
Der Amerikanischer Nussbaum, auch Schwarznuss oder Walnuss im deutschen
Sprachraum, und Noce Canaletto im italienischen Sprachraum genannt.
Er kommt aus dem mittleren Nordamerika.
Stefan Weger
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Der Baum wird bis zu 40 m hoch, der Stammdurchmesser beträgt bis zu 2,5m.
Die Rinde ist im Alter (bei Bohlen) tiefrissig und schwarzbraun.
Der botanische Namen: Juglans Nigra
Wie die einheimische Nuss, ist das
Amerikanische Nussholz eine sehr
dekorative und wertvolle Holzart.
Es ist ein Kernholz und leicht
gerbstoffhaltig, farblich kräftig rotbraun mit violetter Tönung.
Der Splint ist graulich und sehr
leicht ersichtlich.
Radial genommen, wie ich es
verwende, sind die Markstrahlen
bzw. Spiegel schwarz streifig
ersichtlich.
Sie
sind
die
Speicherzellen und dienen zur
Samenbildung.
Die Rohdichte beträgt bei 12% Holzfeuchte ca. 0,65 bis 0,68 kg/dm3 , schwindet
mäßig mit gutem Stehvermögen, lässt sich gut und leicht verarbeiten, gut zum
Profilieren und Drechseln, gut zum Leimen, ergibt gleichmäßige glatte
Oberflächen, sehr gut zum Polieren, Ölen und Beizen.
Ist ziemlich witterungsfest, gering Pilz- u. Insekten anfällig
Ideales hochwertiges Möbelholz für die Herstellung für Musikinstrumente,
Türen und Treppen.
Das Schnittholz ist in sehr breiten Bohlen erhältlich.
Der Aufbau des Türblattes:
Das Stehvermögen eines Türblattes, ist die Voraussetzung für
Funktion, Betätigung und Luftdichte.
Wenn sich das Türblatt verzieht in folge der Wärme und Kälte, sind noch so
viele Dichtungen und Dämmungen unnötig.
Stefan Weger
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Auch aus diesem Grunde besteht der Aufbau aus mehreren Schichten (Sandwich
genannt), wobei auf das Gleichgewicht der einzelnen Materialien geachtet
worden ist.
Siehe Detail:
Eine Wärme- Schallschutz und Sicherheitsverglasung mit einem
U Wert von 0,7 W/m2 wird einmontiert und ist so aufgebaut :
Dreifach Verglasung mit Edelstahlabstandshalter 4/4B-12A-4S-12A-4/4B
Füllung mit Argon Gas
Die Eigenschaften der verwendeten Plattenwerkstoffe:
Die Dampfsperre:
Die beidseitige Dampfsperre dient den Kern trocken zu halten, da sich bei
Temperaturen von 20° Celsius im Innenbereich und von –10°C im
Außenbereich Kondenswasser bildet.
Für Klimaklasse 3 (laut DIN und ONORM) müssen Dampfsperren eingesetzt
werden.
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Es ist eine fünfschichtige Sperrholzpatte in Okume, mit einer Stärke von 5mm
und einer 5/10 dicke Aluminiumeinlage.
Okume ist ein Kernholz, gut insekten- und pilzbeständig, hat gutes
Stehvermögen und ist nicht witterungsbeständig.
Auch wenn nicht witterungsausgesetzt, werden die Oberflächen imprägniert.
Rohdichte Okume
Rohdichte Aluminium
ca. 0,60 kg/dm3
ca. 2,7 kg/dm3 = 2,700t/m3
Berechnung des Gewicht pro m2
Stärke Holz insgesamt 4,5mm und Alu 0,5mm
Gewicht kg/m2 = 0,045dm x 10dm x 10dm x 0,60kg/dm3 +
0,005dm x 10dm x 10dm x 2,7 kg/dm3 = 4,05 kg/m2
Verleimt sind die einzelnen Schichten mit phenolharzgetränkte Folienpapiere,
140° Celsius mit 13 bar.
Verleimung AW 100 (wasserfest).
Lamdawert beträgt ca. 0,15
Gewicht pro m2 = ca. 4,2 kg/m2
Die Trägerplatte:
Die zwei Trägerplatten sind zwei Stäbchentischlerplatten von 16mm, AW 100
Verleimung. Sie garantieren die nötige Stabilität des Türblattes und dient zum
Schutz der Weichholzfaserplatte.
Sie trägt auch dem Schallschutz bei.
Aufbau:
FU beidseitig
2,2mm (Okume)
Lamda 0,15
Füllung 11,6 mm (5 mm breite Stäbchen in Fichtenholz) 0,13
Gewicht pro m2 = ca. 8,4 kg
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Der Kern:
Der Kern ist eine 20mm dicke Wärmedämmung in Holzfaser mit 92,5%
Nadelholzinhalt, 6% Wasser, der Rest sind Weißleim und Aluminiumsulfat.
Die Holzfaserdämmplatte hat besondere Eigenschaften:
1) hervorragende Dämmwerte
2) hoher sommerlicher Wärmeschutz (Phasenverschiebung)
z.B. Styrodur oder Polistyrol sind sehr schlecht zum Vergleich
3) sehr gute Schallschutzkapazität (auch hier sind Polyuretanmaterialien viel
ungeeigneter
4) Druckfestigkeit
5) Umweltfreundlichkeit (im Verhältnis zu herkömmlichen
Dämmmaterialien)
Da diese Holzfaserplatte besonders diffusionsoffen ist, muss auf Vermeidung
von Feuchtigkeitszufuhr geachtet werden. Bei andauernder Feuchtigkeit, kann
Schimmel auftreten.
Aus diesem Grunde sitzt sie im Herzen des Türplattes und wird rundum mit
Dampfsperren und Anleimern beschützt.
Eine kritische Stelle bildet der Glasausschnitt. Diese wird mit Einleimern (Fichte
20mm) versehen.
Siehe Detail:
Detail des Einleimers:
Fichte 58 x 20 mm
Stefan Weger
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Zur maximalen Sicherheit werden die angeschnittenen Kanten der HFP mit
Isolierband zusätzlich abkleben.
Einige wichtige Kennzahlen zur Holzfaserplatte:
Wärmeleitfähigkeit (Watt/m Kelvin) =
0,04
Gewicht 1/m2 mit 20mm Dicke ca. 3 kg
Rohdichte ca. 150kg/m3
Wasserdampfdiffusionswiderstandszahl 5 sd (bedeutet sehr offen)
Mit den Kennzahlen des Lamdawertes und der Rohdichte können
Wärmeschutz der Tür mit Stock und Gesamtgewicht des Türblattes berechnet
werden.
Die Berechnung des U-Wertes
Stefan Weger
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Dieser U- Wert ist ein schätzenswertes und vortreffliches Ergebnis.
Das Massivholz
Handhabung von Massivholz:
Wie schon erwähnt, sind innen und außen Aufdoppellungen vorgesehen.
Beim Verwendung von Massivholz ist zu beachten:
- die Qualität des Holzes
- die Rohmasse der Bohlen oder Bretter
- die richtige Holzfeuchte
Die Wahl des Materials sollte man möglichst persönlich durchführen. Zugleich
sollte die Holzfeuchtigkeit sofort geprüft werden. Das Holz kann sämtliche
natürliche Fehler und Trocknungsfehler haben. Außerdem können Pilze oder
Insekten vorhanden sein. All dies beeinflusst die Güte und den Verschnitt
wesentlich.
Die Trocknung:
Stefan Weger
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Die ideale Trocknung ist die Lufttrocknung. Sie ist allerdings mit Zeit und
Lagerkosten verbunden.
Eine Faustregel lautet: 1cm/Seite/Jahr bei Hartholz. Weichholz trocknet etwas
schneller. Ein Fichtenbrett zu 25mm kann schon nach einem Jahr
verarbeitungsbereit sein. Mit der natürlichen Trocknung, je nach Jahreszeit, sind
Werte der Holzfeuchte bis zu 12% möglich.
Die meist verwendete Stapelung dazu ist die Kastenstapelung. Für hochwertige
Hölzer wird auch die Blockstapelung angewandt.
Um in kurzer Zeit unter als 12% Holzfeuchte zu erreichen, wird die künstliche
Trocknung angewandt, wobei es verschiedene Verfahren gibt. Die üblichsten ist
die Frischluft-Abluftanlage. Sie ermöglicht ein schnelles Trocknen des Holzes.
Die Vakuumtrocknung ist für Tischlerholz schonender und auch für kleine
Mengen einsetzbar, wobei hohe Anschaffungskosten, aber niederer
Energieverbrauch anfallen.
Zum Abschluss:
Eine Kombination der Lufttrocknung mit der künstlichen Trocknung ist das
optimalste.
Die wichtigsten Merkmale der Konstruktion und der Verarbeitungen des
Türblattes
Die Aufdoppelungsvorbereitung:
Da die einzelnen Teile der Aufdoppelung ein Fertigmaß von 63 x 20 mm haben,
und ich ein feingefladertes, gleichmäßiges Holzbild haben will, den Schwund
möglichst gering halten möchte, werde ich 80er Bohlen verwenden, und zwar die
Linke und die Rechte nach der Mitteldiele des Stammes.
So kann ich Latten zu ca. 25-26mm mit der Formatkreissäge abtrennen, richte
den Schwund radial aus und habe mein gewünschtes Schlichtholz-bild. Zugleich
kann ich die Leisten stürzen. Während der Verarbeitung darf das Holz zwischen
8% und max. 10% Feuchte haben.
Die Leisten müssen zu Rahmenfriese gebildet werden. Massivholz kann in
verschiedene Varianten verbunden werden. Die meist verwendete
Längsverbindung ist die Kronenfuge. Sie bietet eine große Leimfläche.
Stefan Weger
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Ich habe die gespundene Fuge ausgewählt. Sie bietet viel Leimfläche und zum
Unterschied der Kronenfuge, bildet sie eine Nut und Feder, wenn genau gefräst
verbinden sich die Teile auch ohne Leim.
Die Regel der Aufteilung lautet:
Die Holzstärke in 3 Drittel aufteilen und die halbe Holzstärke in der Tiefe
Siehe Detail
Die Verleimung erfolgt mit einer Rahmenpresse (kann man auch mit Zwingen
machen). Unterlagen sind erforderlich. Verleimung D4.
Der Rahmenbau :
Die Friese werden geschlitzt und gezapft, profiliert und gekontert.
Die Zapfenverbindung muss so richtig passgenau hineinschlüpfen. Nicht zu
streng u. nicht zu locker. Probeteile erforderlich.
Siehe Detail
Stefan Weger
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Nach Verleimung der einzelnen Rahmenteile bilden die Aufdoppelungen zwei
eigenständige Elemente.
Mittels eigener Einbohrklips (mit CNC gebohrt) werden die Einbohrklips mit
Schrauben am Türblattkern befestigt (ohne Verleimung) . Mit diesem System
kann Massivholz und Plattenwerkstoff unabhängig von einander, arbeiten und
sich frei bewegen.
Weniger tiefes Einbohren der Klips zwischen Kern und Aufdoppellung, nach
Anbringen einer umlaufende Dichtung, ermöglicht einen Luftzwischenraum von
2mm zu bilden.
Stehende Luft hat einen Lamdawert von ca. 0,03 W/mK.
Somit wird dem Wärmeschutz beigetragen.
Nennenswert ist die Lösung der Kämpfer.
Die Kämpferkonstruktion:
Schrauben oder Nägel in Sicht sind nicht schön.
Ein durchgehender Kämpfer bildet eine Wärmebrücke.
Das Zuschneiden der Glasleisten ist eine aufwendige und nicht rentable Arbeit.
Dazu habe ich eine optimale Lösung gefunden:
Im Einleimer des Glasausschnittes (das Glassauschnitt wird mit die CNC
ausgefräst) wird eine Nute von ca. 13mm x 10mm eingefräst. Die Kämpfer
bekommen auch dieselbe Einfräsungen.
Nach Verklotzen und Anbringen des Glases, samt Dichtungen, werden Federn in
Länge der Kämpfer eingeschoben, die in Gehrung geschnittenen, die aufrechten
Glasleisten bilden den Abstand der jeweiligen Glasausschnitte.
Die Glasleisten haben ein selbsteinrastendes Stecksystem
Siehe Details:
Stefan Weger
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Somit ist das Glas jederzeit abnehmbar.
Die Verleimung:
Dem Leim der verwendet wird, ist der sogenannte „Fensterleim“,
Beanspruchungsgruppe D4, ist ein Thermoplast, wird mit Wärme wieder weich,
gehört zu den Dispersionsklebern in dem feste Stoffe in Wasser verteilt sind. Es
ist ein Polyvinilacetat – PVA c- Leim, auch Weißleim genannt wird.
D4 entspricht:
- Beständigkeit gegen Klimaeinflüsse mit mäßigten Klima
- Innenräumen mit hohen Klimaschwankungen und Wassereinwirkungen,
- Außenverwendungen mit hohen, klimatischen Schwankungen
PVA c-Leime sind vielfältig einsetzbar. Der Leim härtet physikalisch aus, d.h.
das Wasser entweicht.
Die Weißleime sind im Normalfall nicht wetterbeständig.
Mit Hilfe von Härter sind sie für den Außenbereich gut einsetzbar. Allerdings
hat der Härter eine bestimmte Haltbarkeit die unbedingt laut Hersteller beachtet
werden muss. Sobald die Verfallzeit vorüber ist, kann er nicht mehr im
Außenbereich, sehr wohl aber als normaler Leim (Klasse D2) verwendet werden.
Ein weiterer wichtiger Klebstoff ist der Harnstoffkleber, der zum furnieren
verwendet wird.
Es handelt sich dabei um ein Duroplast. Einmal verhärtet, weicht er nicht mehr
auf. Zum härten bedarf der Furnierleim Wärme und Härter. Ein
Leimdurchschlag ist nicht entfernbar. Dazu müssen der Leimflotte Füll- u.
Streckmittel beigemengt werden.
Stefan Weger
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Eine wichtige praktische Regel lautet:
Dickenflüssigen Leim dünn auftragen. Auftagen läst sich der Leim mit Spachtel,
Pinsel, Hand- und Maschinenleimrolle.
Die Edelstahlplatte wird mit eigenem Holz-Metall Kleber (Art Silikon) auf den
vorbereiteten Fichten-Blindunterbau verklebt. Silikon ist ein Elastomer.
Dem Türblattkern werden Anleimer angebracht.
Die Verbindung zur Sandwichplatte wird mit einem Kamm versehen.
Das Pressen:
Beim Pressen sind folgende Punkte zu beachten:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Pressdruck pro cm2 von 15 bis 25 N/cm2
Fläche des/er zu pressenden Werkstück/e
Manometerdruck
Temperatur der Presse (PVA c Leim max. 40°, Furnierleim max. 80 bis
90°, je nach Holzart)
Temperatur des Werkstückes (min. 18°)
Die Holzfeuchte des Werkstückes (max. 14 bis 15% bei Massiv und
10% bei Furnier)
die offene und geschlossene Zeit
die Porigkeit der Holzart
Der Pressdruck:
Ist das Verhältnis zwischen:
Manometerdruck
Pressdruck/cm2
=
Werkstück Fläche
Kolbenfläche gesamt
In der Praxis wird der Manometerdruck an hand von Drucktabellen eingestellt.
Es gibt prinzipiell zwei Typen von Tabellen;
Aus einer ergibt sich der Manometerdruck durch das Breiten- und Längenmaß
des Werkstückes, wobei der Druck pro cm2 beim erstellen der Tabelle festgelegt
worden ist.
Stefan Weger
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Die Andere ist ein Diagramm wo sich die Fläche in m2 mit den gewünschten
Pressdruck pro cm2 trifft und ergibt den einzustellenden Manometerdruck.
Die Druckberechnung:
Gesucht:
Manometerdruck
Werkstückfläche :
900 x 2100mm = 1890000 mm2 = 18900 cm2
gewünschter Pressdruck pro cm2 = 2,2 bar = 22N/cm2
Kolbenfläche =
200 cm2
Manometerdruck = Fläche Werkstück x Pressdruck/cm2
Kolbenfläche
18900 cm2 x 2,2bar/200cm2 = 207,9 bar
Je größer die Kolbenfläche desto weniger Manometerdruck nötig, oder
je größer die Kolbenfläche desto größeren der Druck auf dem Werkstück erreicht
wird.
Wichtige praktische Regeln zur Erhaltung einer Presse:
-
Die Pressplatten von Leimüberschuss sauber halten
Ab und zu wieder mit eigenen Gleitmittel einlassen
Gleichmäßige Verteilung der Werkstücke
Nur gleiche Werkstückdicken einspannen
Stefan Weger
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Vorbeugende Sicherheit bei Maschinenarbeit
Jede Holzbearbeitungsmaschine muss grundsätzlich sämtliche Voraussetzungen
und Ausstattungen haben, um in den EU Länder zugelassen zu sein.
Die wichtigsten Richtlinien lauten:
- Das CE- Zeichen
- Konformitätserklärung
- Name und Anschrift des Herstellers
- Bezeichnung des Typs mit Seriennummer
- Je nach Beschaffenheit müssen auf der Maschine alle für die Sicherheit
nötigen Hinweise, angebracht werden (z.B. max. Drehzahl,
Höchstdurchmesser u.s.w.)
- Betriebsanleitung mit Angaben wie:
o Inbetriebnahme
o Verwendung
o Handhabung
o Rüsten
o Instandhaltung und Wartung
Die technischen Voraussetzungen an Holzbearbeitungsmaschinen sind:
- Motorbremse
- Notausschalter
- Unterspannungsauslöser
- FI Schutzschalter
Seit 01.01.1997 dürfen nur mehr Maschinen mit CE- Kennzeichnung verkauft
werden.
Zur Vorbeugung von Arbeitsunfällen ist in Betrieben mit Angestellten, die
Führung der Dienststelle für Arbeits-Schutz (DAS) Pflicht.
Kurze Erläuterung des Inhaltes der DAS:
- Risikofaktoren müssen wahrgenommen werden
- Risiken müssen bewertet werden
- Vorbeuge- und Schutzmassnahmen müssen erstellt werden
- Erstellte Schutzmassnahmen müssen erarbeitet werden
- Arbeitsnehmer müssen dazu ausgebildet und aufgefordert werden, die
Schutzmassnahmen einzuhalten.
Stefan Weger
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-
Arbeitshygiene, Brandschutz, Erste Hilfe und Gehörschutz, sowie
Regelung und Verwendung der persönliche Schutzausrüstung (PSA) sind
auch Bestandteile der DAS.
Arbeiten mit Maschinen in Sicherheit
Die Formatkreissäge:
Sie ist die wichtigste Maschine einer Tischlerei. Ohne Zuschnitt kann kein
Material weiterverarbeitet werden.
Für die eigene Sicherheit ist folgendes zu beachten:
Die richtige Verwendung des Spaltkeiles. Er muss 2 bis 3/10 dünner sein als das
Sägeblatt. Außerdem muss er 2 bis 3 mm niedriger als das Blatt eingestellt, und
nicht weiter entfernt als max. 3 bis 4 mm sein. Nur auf dieser Art kann ein
Verklemmen verhindert werden.
Für die Finger sind Schutzhaube, Schiebestock und Schiebeholz unent-behrlich.
Je nach Material gibt es das richtige Sägeblatt bzw. Zahn. Unterschieden wird
zwischen Lang- und Querholz, Hart- oder Weichholz, Plattenwerkstoffe und
furnierte Teile.
Die wichtigsten Sägeblätter sind:
- Der Wechselzahn (bei 350mm Durchmesser ca. 96 oder 72 Zähne)
Universalblatt.
- Der Flach-Trapezzahn (Furnierte Teile, aber auch Dekorplatten)
- Der Flachzahn mit großen Spanausscheidern (ca. 20 Zähne)
Rohzuschnitt in Faserrichtung.
- Der Wechselzahn mit markierten Spanausscheidern (ca. 48 bis 60 Zähne)
Massivholz in und quer zur Faserrichtung
- Trapez- Hohlzahn speziell für beschichtete Platten
Bei der Radialkreissäge müssen die Zähne negativ sein.
Die heutigen Sägeblätter sind vorwiegend mit Hartmetall bestückt. Die
Bestückung bildet den Schrank. Es werden spezielle Einschneidungen und
Einkerbungen gemacht, um den Schallschutznormen näher zu kommen.
Die Norm lautet:
- bei 90 dB (A) Gehörschutzpflicht
- bei 85 dB empfohlen
- für Lehrlinge 80 dB (A) Gehörschutzpflicht
- unter 80 nicht nötig.
Ständige Aussetzung dem konstanten und hohen Lärm verursacht irreversible
Gehörschäden. Aus diesem Grund ist es ratsam vor dem Einstellen neuer
Stefan Weger
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Mitarbeiter eine ärztliche Untersuchung vorzunehmen, um eventuelle Schäden
rechtzeitig zu erkennen.
Somit schützt sich der Arbeitsgeber ab.
Die Abrichthobel, Dickenhobel und Tischfräse:
Nach dem Zuschnitt geht es zum Abrichten, Dickenhobeln, Fräsen und
Profilieren.
Die Abrichthobel ist eine nicht ungefährliche Maschine, die oft unterschätzt
wird.
Die Tischfräse hingegen, ist als gefährlich anerkannt.
Dazu sind folgende Schutzmassnahmen zu beachten:
-
Schutzvorrichtung für Messerwelle und Werkzeug
Verwendung von Schiebeholz bei kurze Teile
Wenn möglich mechanischen Vorschub verwenden
Beim Einsatzfräsen Rückschlagsicherung verwenden
Verwendung von BG Test Werkzeug
Das BG Test Fräswerkzeug:
BG Test Werkzeuge sind geprüfte Fräsköpfe die eine vorwiegend runde Form,
sowie eine begrenzte Spanabnahme von max. 1,1 mm aufweisen müssen. Diese
Eigenschaften verhindern den Rückschlag und sind somit für den Handvorschub
geeignet. Auch der teilmechanische Vorschub bei Tischfräsmaschinen wird als
Handvorschub eingeteilt.
Auf das Fräswerkzeug für Tischfräsmaschinen müssen das
Herstellerkennzeichen, die minimale und maximale Drehfrequenz, der
Schneidenwerkstoff, sowie das Herstellungsjahr immer angebracht sein.
Wenn auch selbstverständlich, ist oberstes Gebot:
- konzentriert bei der Arbeit bleiben
- vermeiden mit der Hand über das Schneidewerkzeug zu gleiten
- Verwendung von schneidende Messer
Beim Zerspanen des Holzes soll auf die Schnittgüte geachtet werden.
Stefan Weger
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Die Schnittgüte ist abhängig von:
- Drehzahl der Welle oder des Fräskopfes
- Anzahl der Messer
- Vorschubgeschwindigkeit
Muldenlänge = Vorschubgeschwindigkeit
Drehfrequenz x Messeranzahl
In der Praxis wird das durch Antasten und Hinschauen abgewogen. Die
Muldenlänge sollte nicht stark ersichtlich sein.
Desto kleiner die Spangröße bzw. Mulde im Werkstück desto feiner beim
Schleifen.
Die Oberflächenbehandlung:
Die Oberflächenbehandlung dient zum Schutz und zur Verschönerung
der Holzoberfläche.
Je nach Bedarf und Zweck müssen verschiedene Überzugsmittel eingesetzt
werden.
Die Makro Einteilung ist:
Außenbereich (ist der Fall meiner Tür), Nassbereich, sowie Innenbereich mit
niedriger und hoher Strapazierfähigkeit .
Berücksichtigt werden müssen auch die Holzart und das Auftragsverfahren.
Anhand dieser Betrachtungen merken wir, dass es sich um ein sehr
umfangreiches Gebiet handelt.
Die richtige Handhabung der Überzugsmittel verlangt Grundkenntnisse der
Chemie und Erfahrung. Diese sind die Voraussetzung für das Gelingen der
Oberflächen und das Schonen der Gesundheit .
Die Produkte enthalten oft toxische Stoffe, da es sich um sämtlichen Säuren,
Laugen, Acetons und viele andere chemische Stoffe handelt.
Stefan Weger
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Diesbezüglich müssen auf den Behältern der Produkte die
Gefahrenstoffkennzeichnung (eines orange Quadrat mit schwarzem Symbol)
angebracht sein.
Auch die dazugehörigen Risiko- (R) und Sicherheitssätze (S) müssen deutlich
ersichtlich sein.
Vor der Verwendung solcher Produkte, ist es ratsam sich die Datenblätter
durchzulesen.
Die Mitarbeiter, die mit diesen Materialien in Berührung kommen, müssen
aufgeklärt werden.
Die Hersteller sind verpflichtet die Datenblätter mitzuliefern.
Ein sorgfältiges Archiv ist zu führen.
Zur Oberflächenbehandlung gehört auch die Vorbereitung derselben. Nur eine
gute Vorbereitung gibt auch ein gutes Endergebnis.
Wie wir schon gehört haben, beginnt der Oberflächenaufbau eigentlich mit der
Schnittgüte.
Die Holzoberfläche muss geputzt und mehrmals geschliffen werden. Erst dann
kann das Überzugsmittel aufgetragen werden.
Die Haustüren sind in den meisten Fällen den klimatischen Einflüssen
ausgesetzt. Daher ist ein geeigneter Holzschutz erforderlich.
Unter Holzschutz im Außenbereich ist die Oberflächenbehandlung alleine nicht
genügend.
Der Holzschutz beginnt mit:
1) Holzauswahl
2) Konstruktion
3) Oberflächenbehandlung.
Nur wenn die ersten zwei Punkte stimmen, ist der chemische Holzschutz
wirksam.
Weiters ist dem Kunden immer ein Vordach zu raten
Vorbereitung und Überzugsgänge der Außenseite meiner Haustür:
Stefan Weger
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Das Ziel ist eine schöne, aber vor allem haltbare bzw. witterungsfeste Oberfläche
zu erreichen.
Ich werde wie folgt vorgehen:
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
Holzschliff Körnung 120 mit der Breitbandschleifmaschine
Holzschliff Körnung 150 (Breitbandschleifmaschine)
Wässern
Holzschliff Körnung 180 (Breitbandschleifmaschine)
Kanten und Fälze müssen von Hand geschliffen werden.
Imprägnierung mit Pinsel aufgetragen (Pilz- und Insektenschutz)
Pigmentierte Grundierung mit Pinsel aufgetragen (Füllschicht)
Leichten Zwischenschliff von Hand mit Lackschleifpapier, Körnung
280
Dickschichtlassur mit UV Filter ca. 200 bis 250 m wird mit Airmix
aufgetragen, mit einen Druck von ca. 80 bis 100 Bar und einer Düse
mit einen Durchmesser von 2,2 bis 2,5 mm.
Dieser Holzschutz, im Gesamten gesehen, versichert der Haustüroberfläche
lange Lebenszeit.
Innenseite:
Die Innenseite ist der Witterung nicht ausgesetzt.
Hier ist mein Ziel die Behaglichkeit und Schönheit des amerikanischen
Nussbaumes im Vordergrund zu setzen. Außerdem, ist eine mäßige bis starke
Anfeuerung der Maserung erwünscht.
Ein stufenweiser Vorschliff ist Grundsatz.
Das Überzugsmittel soll möglichst umweltfreundlich und harmlos sein.
Verwenden werde ich ein Öl (Marke Kunos), der mit einem Lappen auftragbar
ist.
Stefan Weger
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Bermerkung:
Nach der Verwendung müssen die feuchten Lappen ausgebreitet oder in einen
luftdichten Behälter aufbewahrt werden, da sonst Selbstentzündungsgefahr
besteht.
Vorbereitung und Überzugsgänge der Innenseite:
1)
2)
3)
4)
5)
6)
7)
Holzschliff Körnung 120 (Breitbandschleifmaschine)
Wässern
Holzschliff Körnung 150 (Breitbandschleifmaschine)
Holzschliff Körnung 180 (Breitbandschleifmaschine)
Holzschliff Körnung 220 mit den Rotationsschleifer
Holzschliff Körnung 280 mit den Rotationsschleifer
Zweimaliges Auftragen des Öles mit einem Lappen und Leichter
Zwischenschliff mit 400 Körnung.
8) Der letzte Auftragsgang ist eine dünnschichtige Polierung.
Für das Gelingen des gewünschten Holzeffektes ist eine Probe ratsam.
In der Praxis werden die Schleif- und Auftragsgänge um einiges reduziert.
Diese aufwändige Vorgansweise wird nur für besondere Werkstücke und
anspruchsvolle Kunden gemacht, da auch mit dem Marktpreis und den
Mitbewerbern zu rechnen ist.
Wie wir im Inhaltsverzeichnis gesehen haben, braucht es für die Arbeit eine
Tischlerwerkstätte.
Die Tischlerwerkstätte:
Stefan Weger
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Die Tischlerwerkstätte ist ein Holzbearbeitungsbetrieb mit vielfältigen und
variablen Möglichkeiten Werkstücke herzustellen. Man bedenke was mit
„unserem“ Werkstoff alles herstellbar ist.
Bei der Planung einer Tischlerei sind folgende Punkte im Vordergrund zu
stellen:
1) das Fertigungsprogramm
2) die Anzahl der Mitarbeiter
3) die finanziellen Mitteln
Diese beeinflussen die Größe der Räumlichkeiten, den Maschinenpark und die
Einrichtung.
Folgende Räume sind betriebsnotwendig:
a)
b)
c)
d)
e)
f)
g)
Maschinenraum
Bankraum
Spritz und Trocknungsraum
Lagerräume (Massivholz-, Furnier-, Lacklager)
Büroräume (Technischer- und Verwaltungsraum)
Sozialräume (WC, Dusche, Aufenthaltsraum)
Freiräume (Außengelände und Parkplätze)
Ob klein oder groß, müssen in jeder Werkstätte die gesetzlichen Bestimmungen
eingehalten werden. Es handelt sich um Mindest-Richtlinien, die die
Beschaffenheit der Räume und die Einrichtungen bestimmen. Durch Einhaltung
dieser Vorschriften werden Arbeitsunfälle vermeidet und die Arbeit erleichtert.
Das bewirkt Wohlgefühl und Freude der Mitarbeiter an ihrem Beruf.
Decken und Böden:
Die Belastungsfähigkeit der Decke des Erdgeschosses soll 1000 kg/m2 sein, für
das Obergeschoss ist eine solche von 650 kg/ m2 vorzusehen.
Im Maschinen- und Bankraum sind Holzböden und Industrieestriche sehr
geeignet.
Licht- und Fensterverhältnis:
Die Fensterfläche muss bei einseitiger Anordnung mindestens 1/5 der
Bodenfläche betragen, bei mehrseitiger Fensteranordnung mindestens 1/6.
Stefan Weger
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Ein Teil der Fenster muss sich öffnen lassen und eine Parapetthöhe von
höchsten 1,25m aufweisen.
Künstliche Beleuchtung:
Für Allgemeinbeleuchtung und mittleren Sehaufgaben sind Richtwerte von 300
Lux, und für höhere Sehaufgaben 500 Lux empfohlen.
Im Spritzraum hingegen sind 600 bis 800 Lux ratsam.
Die vorgeschriebene Mindestraumhöhe beträgt 3m
Heizung und Belüftung:
Die Mindesttemperaturen in den Arbeitsräumen sind wie folgt festgelegt:
- Vorwiegend sitzende Tätigkeit
- Körperlich leichte Tätigkeit
- Körperlich anstrengende Tätigkeit
18 bis 20° Celsius
14 bis 16° C
12 bis 14° C
Ein Mindestluftwechsel der Gesamtluft pro Tag von 0,5 muss garantiert werden.
Dabei darf die Luftgeschwindigkeit in Körperhöhe des Arbeiters max. 0,2 m/s
betragen.
Im Spritzraum muss im allgemeinen die Absauggeschwindigkeit der Luft 0,4
m/s betragen.
Die relative Luftfeuchtigkeit ist für den arbeitenden Menschen um die 55 bis
60% am günstigsten (gültig auch für zu Hause).
Bei ca. 20°C und 55% relativer Luftfeuchtigkeit, pendelt sich die
Holzfeuchtigkeit von länger gelagertem Holz um die 10% ein.
Installationen:
Die Elektrische- und Druckluftleitung, sowie die Absauganlage sollten wenn
möglich an die Decke angebracht werden.
Absauganlage:
Stefan Weger
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Die Absauganlage hat die Aufgabe, das Spangut, das während der Verarbeitung
von Holzwerkstoffen abfällt, von den Maschinen abzuführen.
Holzspäne und Schleifstaub können zur Zeit gemeinsam abgesaugt werden. Bei
Neubeschaffung einer Absauganlage, ist diesbezüglich eine Klärung mit dem
Amt für Luft und Lärm erforderlich.
Der Lackschleifstaub muss getrennt abgesaugt, gelagert und entsorgt werden.
Die Absaugung der Späne bringt viele Vorteile mit sich:
- Der Arbeitsplatz und die Transportwege bleiben sauber
- Verringerung der Brand- und Explosionsgefahr
- Reinhaltung der Luft innerhalb und außerhalb des Betriebes
- Sparen der Heizkosten bei eventueller Verwendung
- Erhaltung von Maschinen und Einrichtung
Um einen einwandfreien Abzug der Späne (Strömungsgeschwindigkeit) zu
haben, sollte die Absauganlage nur von erfahrenen Fachleuten berechnet und
durchgeführt werde.
Die Strömungsgeschwindigkeit des Spangutes wird in Meter pro Sekunde
angegeben.
Dazu einige Richtwerte:
Nasse Späne
23 bis 30 m/s
Trockene Späne
15 bis 25 m/s
Grober Staub
14 bis 20 m/s
Schleifstaub
12 bis 18 m/s
Lackstaub
21 bis 25 m/s
Jede Maschine wird an der Absauganlage mittels eines Rohranschlusses mit
geeignetem Durchmesser angeschlossen. Sind Rohrschieber (Verschlüsse)
angebracht, so „müssen“ sollten sich diese automatisch öffnen und schließen
(pneomatisch oder elektrisch), wenn die jeweilige Maschinen ein- und
ausgeschaltet werden.
Zum säubern der Räume und Werkstücke „dürfte“ nicht gekehrt und abgeblasen
werden, sondern man „sollte“ einen Staubsauger verwenden.
Die Räumlichkeiten:
Die Räumlichkeiten sollen eine ausreichenden Größe haben um das arbeiten zu
erleichtern.
Beim Planen der Maschinenaufstellung müssen folgende Überlegungen
beachten werden:
a) vor und hinter jeder Maschine muss genügend Patz sein
b) für möglichst kurze Transportwege sorgen, d.h. die Maschinen müssen
so aufgestellt werden (laut vorwiegenden Fertigungsprogramm), dass
das anzufertigende Werkstückes fliesend durchlaufen kann.
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c) Die Maschinen sollten so aufgestellt sein, dass der Arbeiter, den
Eingang immer im Blickfeld hat.
Dazu eine wichtige Bemerkung:
Es ist ratsam, sich immer von vorne an den, an der Maschine
arbeitenden Tischler zu nähern.
Ein Erschrecken kann ein Unfall verursachen.
Sämtliche Gebots-, Brandschutz-, Rettungs- Warn-, und Verbotsschilder sind so
anzubringen, dass sie leicht ersichtlich und nicht störend wirken.
Zum Abschluss:
Die genaue Einhaltung aller Richtlinien und Vorschriften ist sehr schwierig und
kostenaufwendig. Wichtig ist es, dass jeder Einzelne den Willen hat, die
Vorschriften, im Rahmen des Möglichen, einzuhalten, und somit auf eine
Minderung von Arbeitsunfällen zielt, und ein angenehmes Arbeitsklima schafft.
Bisher haben wir uns auf die „ideale“ Tischlerwerkstätte, dem Maschinenraumes
und den Spritzraumes bezogen. Ohne Bankraum, aber wäre eine Werkstätte
undenkbar.
Der Bankraum:
Im Bankraum wird vorwiegend von Hand, mit Handgeräten und mit
Handmaschinen gearbeitet. Die Handarbeit hat eine jahrhundertalte Tradition.
Von dieser, stammen das heutige Wissen und Können der Holzbearbeitung.
Heute werden im Bankraum nur mehr wenige Arbeiten ausgeführt. Eine von
denen ist das Anbringen der Beschläge.
Die Beschläge:
Als Beschläge werden alle Teile bezeichnet, die zum Drehen, Schieben und
Verschließen von Türen (Innen- Haus- Möbeltüren u.s.w.) dienen.
Auch der Bereich der Beschläge ist sehr umfangreich.
Die Beschläge einer Haustür haben folgende Funktionen zu erfüllen:
-
Leichtes Betätigen der Drückergarnitur
Reibungsloses Versperren des Zylinders
Einbruchhemmung gewährleisten
Tragen des Türblattes
Stefan Weger
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- Leichtes Drehen des Türblattes
Dazu braucht es: Bänder
Schloss mit Schließblech und Zylinder
Drücker und Knauf oder Stossgriff
Die Bänder:
Die Bänder werden je nach Gewicht, Lage und Gestaltung des Türblattes
ausgewählt. Im Fall meines Meisterstückes müssen die Bänder mit einer
Tragfähigkeit von 60 kg pro Band eine Kröpfung aufweisen, da die Anbringung
im Falz erfolgen muss.
Im Stock werden dreidimensional-einstellbare Aufnahmeelemente für 3 Bänder
eingelassen.
Zwei zusätzliche Bandsicherungen sind vorgesehen.
Das Schloss:
Die Einbruchhemmung muss gesichert sein. Dazu wird ein SicherheitsHaustürverschluss mit einem Dorn Maß von 80 mm verwendet.
Die Verriegelfunktion ist mit kräftigen Bolzen, Riegel und Falle versehen und
werden durch den Zylinderschlüssel betätigt.
Eine durchlaufene Schließleiste sichert dem Bolzen den nötigen Halt,
im Falle einer erzwungenen Eindringung.
Ein Sicherheitszylinder mit Ziehschutzrosette wird einmontiert.
Wärmeschutz und Luftdichtheit müssen gewährleistet sein.
Wie schon gesehen sind Dichtungen nutzlos, wenn das Türblatt sich auch schon
um wenig verzieht.
Stefan Weger
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Die Sandwichzusammenstellung der Plattenwerkstoffe und die Absicherung
durch den Antiverzugbeschlages, der eingebaut wird, sind zwei wichtige
Maßnahmen zur Vorbeugung eines eventuellen Verziehens.
Drücker, Stossgriff sowie Bänder sind aus
rostfreiem Edelstahl.
Schätzungsmässig, laut meiner Erfahrung, kann
diese Türe in der Widerstandsklasse (WK) 3
eingestuft werden.
Mich würde den Einbau einer elektroangetriebenen
Verriegelung
reizen.
Diesbezüglich, muss ich mich noch näher über
Technik und Kosten informieren.
Die Ziehschutzrosette
Die Kostenrechnung:
Als letzter, aber nicht unwichtiger Punkt, ist die Überwachung der Kosten eines
Betriebes.
Das Kostendenken und Kostenhandeln sind für eine Tischlerwerkstätte
lebenswichtig.
Die Kosten sind sicher und immer steigend, die Einnahmen müssen erst
erarbeitet werden.
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Nur wenn bei jedem Auftrag die anfallenden Selbstkosten, Risiko- und
Gewinnzuschlag einberechnet werden, kann am Jahresende ein positives
Betriebsergebnis erreicht werden.
Dazu gibt es mehrere Art und Weisen die Kosten zu berechnen. In den
Handwerksbetrieben wird vorwiegend die Zuschlagskalkulation angewandt.
Es ist die Betriebsbuchhaltung eines Handwerksbetriebes, da es der genaueste
Rechenweg ist, einen Angebotspreis für Leistungen zu ermitteln.
Prinzipiell müssen diese Fragen beantwortet werden:
1) welche Kosten sind angefallen?
= Die Kosten erfassen
2) Wo sind Kosten entstanden?
= die Kosten aufteilen
3) Wofür sind die Kosten entstanden? = die Kosten zuweisen
Bei der Antwort dieser Fragen, ergeben sich brauchbare Stundesätze oder
Gemeinaufschläge, die für die Vorkalkulation (Angebot) und Nachkalkulation
verwendet werden
Ermittlung der Selbstkosten:
Unter Selbstkosten versteht man alle jene Kosten, die zum Erzeugnis eines
Werkstückes und Leistung anfallen.
a) Erfassung der Materialkosten mit einberechneten Verschnittsätze,
sowie Einberechnung der Halbfabrikate
b) Arbeitsstunden der Nettolohnkosten
c) Gemeinkostenaufschlag auf den gesamten Material- und Lohnkosten
(meist unterschiedliche Prozentsätze)
Diese drei Punkte ergeben die SELBSTKOSTEN.
Der Risiko- und Gewinnzuschlag kann je nach Auftragsart (Lohn- oder
Materialintensiv) und Auftragslage angewandt werden.
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Eine Faustregel des Gewinnzuschlages lautet:
Ausgangspunkt sind 22,5% Gewinnzuschlag weniger
¼ des Materialkostenprozentanteiles. z.B.
Materialkosten Anteil = 30 %
22.5% - 30% x 0,25 = 15 % Gewinn- und Risikozuschlages.
Die Schätzung der Arbeitszeit bleibt immer eine Variable und beeinflusst das
finanzielle Ergebnis. Deswegen muss die Arbeitszeit der einzelnen Aufträge
erfasst werden und eine Nachkalkulation (zumindest bei mittleren und großen
Arbeiten) gemacht werden.
Die Kostenerfassung muss jährlich erneuert werden. Die Daten werden zum
Grossteil von der Finanzbuchhaltung entnommen. Ein Unternehmer sollte auch
mit der Finanzbuchhaltung Vertrauen haben.
Die Kostenrechnung ist ein Führungs- und Kontrollinstrument des Betriebes. Die
eigenen Betriebskosten kennen, bedeutet auch zu verstehen, wo Kosten
eingespart werden können.
Die Kostenkontrolle ist Aufgabe des Meisters.
Kurz zur Figur des Meisters:
Der Meister ist in einem Betrieb eine Führungskraft, unabhängig ob er Inhaber
oder Arbeitnehmer des Unternehmens ist.
Als ausbildende Fachkraft ist er automatisch ein Vorbild.
Eine Führungskraft muss Menschenkenntnisse beherrschen, da diese, Gesellen
und Lehrlinge einweisen, und somit führen muss.
Beim lehren neuer Arbeitsgänge an die Mitarbeiter, ist die Vierschritt-Methode
angebacht. Ich habe als Führungskraft eine positive Erfahrung gemacht.
Kurzgefasst lautet sie wie folgt:
a) Erster Schritt: Ziel bekannt geben, einmal (auch zweimal) von Anfang
bis Ende den Arbeitsgang vorführen. Dabei deutlich erklären wie man
vor geht.
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b) Zweiter Schritt: Ein bis zweimal den Arbeitsgang zusammen vorgehen.
Die Arbeit muss aber der Auszubildende ausführen. Wenn nötig,
Korrekturen machen.
c) Dritter Schritt: Den Lehrling selbst, in Ruhe arbeiten lassen. Dabei nur
von weitem beobachten und, nur wenn erforderlich, eingreifen.
d) Vierter Schritt: Eine gemeinsame Kontrolle der ausgeführten Arbeit
durchführen und bei Fehler näher eingehen.
Zum Abschluss:
Ein Meister kann und muss nicht alles wissen, er muss aber wissen wo er die
nötige Information suchen und finden kann.
Die Arbeitsbereiche und das Fachwissen sind im Tischlerberuf breit-flächig,
müssen aber immer vor Augen und im Schach gehalten werden.
28.02.2005
Stefan Weger
Stefan Weger
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