Warum „Schulung“ ? Chronische Polyarthritis = chronische Erkrankung lebenslanges Bestehen ? oft deutliche Einschränkungen der Lebensqualität oft Behinderung oft finanzielle / berufliche / private Belastung Wissen und Information über die Natur und den Verlauf der Erkrankung bessert Therapieerfolge erleichtert Gespräche mit Arzt, Therapeuten, am Arbeitsplatz, mit Familie ermöglicht „Selbstmanagement“ Zusätzlich zur medizinischen Therapie: „Selbstmanagement“ Ziele setzen A. Kurzzeitziele B. Langzeitziele Sich von Freunden oder Verwandten bei Verfolgung der Ziele helfen lassen Probleme lösen mit Hilfe von Freunden oder Verwandten Selbstbelohnung für das Erreichen und Verwirklichen von Zielen 1 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Chronische Polyarthritis (Rheumatoide Arthritis) Definition: erfolgt üblicherweise nach den ACR-Kriterien Vorkommen: weltweit Häufigkeit: 0,5 - 2% der Bevölkerung Ursachen: unbekannt Krankheitsbestimmende Mechanismen: Erbfaktoren (viele!) Umweltfaktoren: bisher unbekannt vielleicht viele verschiedene, z.B.: Viren (?) Bakterien (?) Stress (?) u. a. 2 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Krankheitserscheinungen Gelenkschmerzen Gelenkschwellungen Morgensteifigkeit der Finger Kraftverminderung Müdigkeit Fieber Bewegungseinschränkungen durch: Schmerz Schwellung Fehlstellung Organbefall möglich bei: Gefäße, Haut, Lunge, Herz, (sekundär auch andere Organe) Rheumaknoten 3 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Verlauf Chronisch fortschreitend Schubhaft (wechselnde Zunahme und Abnahme der Krankheitsaktivität) Einmaliger Schub mit langandauernder Remission (selten) 4 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Beeinflussung der Erkrankung durch: Medikamente Physikalische Therapie Ergotherapie Psychologische Therapie Orthopädie Verhaltensanpassung Umfeld Hilfsdienste = Krankheitsmanagement 5 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Nichtmedikamentöse Therapie (1) Physikalische Therapie: passiv: Massage, Strom, Ultraschall, Wärme, Kälte aktiv: Turnen, Gymnastik, Beweglichkeitsübungen Schmerzbekämpfung (Ultraschall, Wärme, Strom) Muskelentspannung (Massage, Wärme, Strom) Entzündungshemmung (Kälte, Medikamenteneinbringung mittels Strom) Beweglichkeitsverbesserung (Massage, Heilgymnastik) Ergotherapie/Ergonomie: Gelenkschutz Bewegungsschulung Beweglichkeitsoptimierung Krankheits-/Krankengerechte Umfeldgestaltung Hilfsmittelerstellung 6 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Nichtmedikamentöse Therapie (2) Orthopädische Chirurgie (gelenkerhaltend gelenkersetzend) + Synovektomie + Umstellungsosteotomie + Sehnenrekonstruktionen + Arthrodese + Gelenkersatz (Prothese) Psychologie, Psychotherapie, Sozialbetreuung: Entspannungstechniken Krankheitsbewältigung + „Coping“ (=selbst Fertigwerden mit der Krankheit) + Entspannung + Reduktion von persönlichem/ sozialem/ wirtschaftlichem Stress 7 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Medikamentöse Therapie Lokaltherapie: Einreibungen mit durchblutungsfördernden, kühlenden, entzündungshemmenden Medikamenten Infiltration (z. B.: Lokalanästhetika, Cortison) Sonderform: Iontophorese - Medikament wird mittels Strom ins Gewebe-(Gelenk) „eingebracht“ „Systemische“ Therapie: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) COX-2 spezifische Entzündungsinhibitoren (C2SI) Reine Analgetika (Schmerzmittel) Steroide (Cortison) Basistherapeutika: Disease modifying antirheumatic drugs = DMARD 8 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Nichtsteroidale Antirheumatica schmerzstillend entzündungshemmend fiebersenkend Kurze Wirkdauer Lange Wirkdauer ® Aspirin Naproxen (z. B. Proxen®) Diclofenac (z. B. Voltaren®) Piroxicam (z. B. Felden®) Ibuprofen (z. B. Brufen®) Tenoxicam (z. B. Tilcotil®) Wirkung: (relativ) rasch Dosierung: nach Wirkung = „Nach Bedarf“ Nebenwirkungen: Magen-Darm-Probleme: „Gastritis“ (häufig) Magengeschwüre (selten) Magenblutungen (selten) Nierenfunktionseinschränkungen: (selten) Beeinflussen nicht den Krankheitsverlauf über lange Zeit Magenschutz (reduziert Nebenwirkungen auf den Magen) Cox II - Hemmer (haben geringere Nebenwirkungen auf den Magen) Celecoxib (Celebrex®) Rofecoxib (Vioxx®) 9 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil „Reine“ Schmerzmittel (Analgetika) Beeinflussen das Schmerzempfinden (an peripheren Nerven und/oder im Gehirn = „Schmerzdämpfung“) Paracetamol (z. B. Mexalen®) Tramadol (z. B. Tramal®) Dihydrocodein (z. B. Codidol®) Morphine (z. B. Mundidol®) Nebenwirkungen: Müdigkeit Stuhlverstopfung Mundtrockenheit 10 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Steroide („Cortison“) Exzellente entzündungshemmende Wirkung (keine direkte schmerzstillende Wirksamkeit) Anwendung lokal (intraartikuläre Injektionen), oral, intravenös, intramuskulär („Depot“) Im Kurzzeiteinsatz sicher, kaum Nebenwirkungen, keine Langzeitschäden Nebenwirkungen - im Langzeiteinsatz beträchtlich: Osteoporose Bluthochdruck diabetische Stoffwechsellage Muskelschwund Gewichtszunahme verletzliche Haut Hautblutungen Nebennierenunterfunktion Höhere Infektanfälligkeit (bei hohen Dosen) ev. auch Magenprobleme (Gastritis, Geschwüre - bei gleichzeitiger Gabe von NSAR) Anwendungsprinzip: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich und so kurz wie möglich 11 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil „Basistherapie“ Prinzip: Krankheitsmodifikation durch Beeinflussung der (möglicherweise) zugrundeliegenden Prozesse. Verringert das Fortschreiten der Erkrankung (z.B. im Röntgen sichtbare Gelenkzerstörungen) und hilft die Langzeitfunktion der Gelenke so gut wie möglich zu erhalten. Gemeinsame Charakteristika aller Medikamente: Immunmodulation Entzündungshemmung langsamer Wirkbeginn (Wochen bis Monate) lange Wirkdauer (Wochen nach Absetzen) keine schmerzstillende Wirkung (aber weniger Schmerzen bei Ansprechen) individuelles Ansprechen (nicht jeder Patient auf jedes Medikament) keine „Heilung“ ( Wiederaufflackern nach Absetzen ) Methotrexat Salazosulfapyridin Chloroquin, Hydroxychloroquin Gold Cyclosporin A Leflunomid TNF - Blocker 12 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Studienmedikamente Methotrexat bestwirksames und bestverträgliches Basistherapeutikum derzeit therapeutischer „Goldstandard“ Ansprechrate: 50 - 60% Ansprechzeit: 6 - 8 Wochen Dosierung: 7,5 - 25 mg, 1x / Woche (einschleichend ) Häufige Nebenwirkungen: Übelkeit, Leberschädigung, Aphten, akute Lungenentzündung (selten, aber gefährlich: ev. nachfolgende Lungenfibrose), Blutbildveränderungen, herabgesetzte Spermiogenese, Fruchtschädigung!, Hautausschlag, verzögerte Wundheilung ev. Vitaminschutz möglich (Folsäure) Salazosulfapyridin gutwirksames und gutverträgliches Basistherapeutikum Ansprechrate: 40 - 50% Ansprechzeit: 6 - 8 Wochen Dosierung: 1000 mg 2 - 3x tgl. ( zu Beginn einschleichend ) Häufige Nebenwirkungen: Allergie, Blutbildveränderungen, Kopfschmerzen, 13 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Nierenveränderungen, Asthma, Nervenschädigung, herabgesetzte Spermiogenese, Durchfall Chloroquin, Hydroxychloroquin mildes und gutverträgliches Basistherapeutikum Ansprechrate: 30 - 50% Ansprechzeit: 8 - 12 Wochen Dosierung: Chloroquin (Resochin®): 250 mg 1x tgl. Häufige Nebenwirkungen: Hornhauteinlagerungen (reversibel), Netzhautveränderungen (irreversibel, sehr selten ) daher regelmäßige Augenfachärztliche Kontrollen vorgeschrieben, Blutbildveränderungen, UV-Empfindlichkeit Gold in i.m.-Form gutwirksames Basistherapeutikum Ansprechrate : 30 - 50% Ansprechzeit: 10 - 16 Wochen Dosierung: Tauredon®: 50 mg i.m. alle 1 - 4 Wochen Häufige Nebenwirkungen: Nierenschädigung, Blutbildveränderungen, Hautausschlag, Entzündung der Mundschleimhaut, Durchfall, UV-Empfindlichkeit 14 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Cyclosporin A gutwirksames Basistherapeutikum häufig für Kombinationstherapien Ansprechrate: 40 - 50% Ansprechzeit: 8 - 12 Wochen Dosierung: Sandimmun® Neoral: 100 - 300 mg tgl., individuelle Dosierung nach Blutspiegel bzw. Nierenfunktion Häufige Nebenwirkungen: Nierenschädigung, hoher Blutdruck, Verstärkte Behaarung, Zahnfleischschwellung, Leberfunktionstörung Leflunomid gutwirksames Basistherapeutikum Ansprechrate: 40 - 50% Ansprechzeit: 4 - 8 Wochen Dosierung: Arava®: 100 mg für 3 Tage, Erhaltungsdosis: 20 mg täglich Häufige Nebenwirkungen: Durchfall, Übelkeit, Hautausschlag, 15 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil Haarausfall, Leberfunktionsstörungen TNF - Blocker Hochwirksamer Immunmodulator Ansprechrate: sehr hoch Ansprechzeit: Tage bis Wochen Dosierung: Remicade®: 3 - 5mg pro kg Körpergewicht alle 2 Monate intravenös Enbrel®: 25mg subcutan 2 mal pro Woche Häufige Nebenwirkungen: erhöhte Infektanfälligkeit, allergische Reaktionen, CAVE: Tuberkuloseanamnese Kombinationstherapien Medikamente in klinischer Erprobung Studienmedikamente IL 6 - Blocker 16 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil IL 1 - Blocker Metalloproteinaseinhibitoren andere 17 KH - Lainz, II. Med., Dr. Pflugbeil