JUGENDBURG Stiftung Heilig Kreuz St.-Michael-Str. 18 49661 Cloppenburg Telefon: 0 44 71 / 88 05 - 70 Telefax: 0 44 71 / 88 05 - 71 E-Mail: [email protected] Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 2 von 26 Inhaltsverzeichnis Auf einem Blick - Anschriften und Ansprechpartner Seite 1 Leitbild – Was uns leitet ... Seite 2 Zielgruppe – Für wen wir etwas tun ... Seite 3 Pädagogische Konzeption – Was wir tun und wie wir es tun ... Seite 5 „Mutter – Kind – Therapie“ – Wege aus der Sucht Seite 11 Alkohol- / Drogenprävention Seite 15 Sozialtherapeutische Wohngruppen Seite 19 Sozialpädagogische Tagesgruppe Seite 21 Betreute Wohnformen Seite 23 Ambulante sozialpädagogische Hilfen Seite 23 Die Stiftung Hl. Kreuz – Erziehungshilfe im Wandel Seite 25 Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen... (Don Bosco) Auf einem Blick .... Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 3 von 26 Anschriften und Ansprechpartner JUGENDBURG - Stiftung Heilig Kreuz Kinder-, Jugend- und Familienhilf e St.-Michael-Str. 18 49661 Cloppenburg Postfach 11 48 49641 Cloppenburg Telefon: 0 44 71 / 88 05 - 70 (Zentrale) Telefax: 0 44 71 / 88 05 - 71 E-Mail: [email protected] Leitung: Verwaltungsleiter: Erziehungsleiter: Herr Andreas Schmedes Herr Rainer Bernholt Tel. 0 44 71 / 88 05 – 72 Tel. 0 44 71 / 88 05 – 76 Begleitender Dienst: Familientherapeutin Psychologin Frau Anne Markos Frau Christa Preuth-Stuke Tel. 0 44 71 / 88 05 – 75 Tel. 0 44 71 / 88 05 – 78 Wohngruppen / Tagesgruppe: Sozialtherapeutische Wohngruppe „Schaalseeweg“ Schaalseeweg 5 49661 Cloppenburg Tel. 0 44 71 / 88 05 – 82 Sozialtherapeutische Wohngruppe „Sonnenblumenstraße“ Sonnenblumenstraße 5 49661 Cloppenburg Tel. 0 44 71 / 88 05 – 83 Sozialpädagogische Tagesgruppe „Mittendrin“ Sperlingstraße 14 49661 Cloppenburg Tel. 0 44 71 – 88 05 – 81 Betreute Wohnformen / Ambulante Hilfen: St.-Michael-Str. 18 49661 Cloppenburg Tel. 0 44 71 – 88 05 – 78 Die „Stiftung Heilig Kreuz“ wurde 1946 als milde katholische Stiftung von Herrn Dechant Meyer und Amtsgerichtsdirektor Dr. Ostmann gegründet und ist Mitglied im Landescaritasverband Oldenburg, Vechta im Bundesverband katholischer Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe (BvkE), Freiburg sowie der AGE Osnabrück/Oldenburg in der Internationalen Gesellschaft für erzieherische Hilfen, Frankfurt LEITBILD Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 4 von 26 ...was uns leitet ... Wir verstehen uns als Einrichtung für Kinder, Jugendliche und deren Familien, die auf Grundlage des christlichen Menschenbildes im Miteinander Leben gestaltet Wir schätzen jedes Leben als gewollte Schöpfung Gottes Wir unterstützen Eltern als entscheidende Partner in der Erziehung ihrer Kinder Wir begleiten unsere Kinder und Jugendlichen ganzheitlich Wir fördern durch gegenseitige Achtung und Wertschätzung unsere Dienstgemeinschaft Wir dienen als Vorbild Wir pflegen mit unseren Kooperationspartnern vertrauensvolle Beziehungen Als eine Einrichtung im Bereich der Caritas verstehen wir uns als christliche Dienstgemeinschaft, die geprägt ist aus der Tradition der Soziallehre der katholischen Kirche. Dies bedeutet für uns die Annahme eines jeden Menschen in seiner Ganzheit und Einmaligkeit als Gottes Geschöpf. Daraus resultiert eine wertschätzende, hoffnungsvolle, akzeptierende und liebevolle Grundhaltung, die gerade auch den andersdenkenden und in seinem Leben in Not geratenen Menschen in den Mittelpunkt der Wahrnehmung und des Handelns nimmt. Die Lebensgeschichten der jungen Menschen und ihrer Familien bieten uns Anlass und Hintergrund Lebensentwürfe und Lebensgestaltungen zu erkennen und gemeinsam nach weiteren Entwicklungsmöglichkeiten zu suchen. Wir suchen nach Stärken und Quellen und glauben an die Entwicklungsmöglichkeiten einzelner und ihrer Familie. ZIELGRUPPE ...für wen wir etwas tun ... Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 5 von 26 Verhaltensauffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen sowie Überforderungen in der Erziehung sind die augenscheinlichsten Probleme, mit denen wir in unserer Arbeit zu tun haben. Die Lebenssituation von Kindern, Jugendlichen und Familien ist heute sehr komplex. Eltern versuchen, ihre Kinder so gut sie nur können zu fördern und zu betreuen. Sie kommen dabei aber an ihre Grenzen. Die Ursachen können sehr unterschiedlich und multifaktoriell sein: Beziehungsprobleme und –abbrüche der Eltern sind hier häufig ein Thema persönlichkeitsbedingte Schwierigkeiten, den Erziehungsprozess zu steuern psychosozial belastende Ereignisse in der Familie (seelische und auch körperliche Krankheiten, insbesondere auch Suchterkrankungen, Behinderungen, Tod eines Familienangehörigen, Verlust der Arbeit, Umzüge in neue Sozialräume etc.) Durch unsere Erziehungshilfeangebote unterstützen wir Eltern in ihrer Erziehungsaufgabe: durch ambulante sozialpädagogische Maßnahmen (Sozialpädagogische Familienhilfe, Einzelbetreuungen, etc.) durch teilstationäre Hilfe (Tagesgruppe) durch stationäre Hilfe (Wohngruppen) durch „Betreute Wohnformen“ (Betreutes Einzelwohnen für junge Volljährige) Im Stationären Bereich nehmen wir Kinder und Jugendliche ab 6 Jahren auf (im Einzelfall auch jüngere Kinder, meistens als Geschwisterkinder). In der Tagesgruppe werden schulpflichtige Kinder bis zum Alter von 14 Jahren aufgenommen. Im Bereich „Betreute Wohnformen“ werden junge Volljährige betreut. Die Kinder und Jugendlichen zeigen vielfältige, von ihrer Umwelt als „störend“ empfundene, Verhaltensweisen. Sie sind dabei oft in ihrer Entwicklung verzögert und haben Probleme im Leistungsbereich (Schule, Ausbildung etc.) aggressives Verhalten, auto-aggressives Verhalten (Selbstverletzung) Wahrnehmungsstörungen, Grenzverletzungen Distanzlosigkeit im Kontakt Rückzugstendenzen Mangelnde soziale Kompetenz im Umgang mit Jüngeren, Gleichaltrigen und Erwachsenen Fluchttendenzen, Verweigerungshaltung Jugendkriminalität Schulversagen, Schulverweigerung Sexuell auffälliges Verhalten Psychosomatische Störungen (u. a. auch Einnässen, Essstörungen, etc.) Problematischer Umgang mit Suchtmitteln (Nikotin, Alkohol, Drogen, etc.) ADHS (Aufmerksamkeitsprobleme / Hyperaktivität) Bei den jungen Volljährigen wird sozialpädagogische Hilfe und Begleitung zur weiteren Persönlichkeitsentwicklung und zur eigenständigen Lebensführung (Verselbständigung) geleistet. Die Hilfen werden als Maßnahmen nach dem Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG, SGB VIII) angeboten: § 20 Betreuung in Notsituationen Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg § 30 § 31 § 32 § 34 § 35 § 35a § 41 § 42 Seite 6 von 26 Erziehungsbeistand Sozialpädagogische Familienhilfe Erziehung in einer Tagesgruppe Heimerziehung, sonstige betreute Wohnform Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung Eingliederungshilfe für seelisch behinderte Kinder und Jugendliche Hilfe für junge Volljährige, Nachbetreuung Inobhutnahme Die Hilfe wird individuell auf den Hilfebedarf in der „Hilfeplanung“ (nach § 36 KJHG) abgestimmt und dem Hilfsprozess entsprechend angepasst. Vielfach sind die Kinder und Jugendlichen bereits in kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung gewesen (ambulant, teilstationär oder stationär). Im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Fachklinik für suchtkranke Frauen St. Vitus GmbH in 49429 Visbek, nehmen wir Kinder stationär auf, deren Mütter eine stationäre Suchtbehandlung wahrnehmen. PÄDAGOGISCHE KONZEPTION ...was wir tun und wie wir es tun ... Als Kinder-, Jugend- und Familienhilfe-Einrichtung widmen wir uns drei großen Aufgabenbereichen: 1. Wir fördern Kinder, Jugendliche und junge Volljährige in ihrer Entwicklung, berücksichtigen dabei ihre Einmaligkeit mit allen Ressourcen und Defiziten. Individualität Unser sozialpädagogisches und –therapeutisches Angebot beschäftigt sich mit dem jungen Menschen in seiner biographischen, einmaligen „Gewordenheit“. Massivere Verhaltensprobleme und starke emotionale Belastungen sind zumeist der Anlass für eine Unterbringung in teilstationären oder stationären Einrichtungen der Jugendhilfe. Problemverständnis Wir gehen davon aus, dass die Kinder und Jugendlichen nicht die für sie optimalen Entwicklungsmöglichkeiten hatten. Langjährige neurotisierende Beziehungsmuster in ihrer Familie sind hier von entscheidendem Einfluss. Starke psychische Verunsicherungen, Orientierungslosigkeit, von außen als störend wahrgenommenes Verhalten, insbesondere mangelnde Konfliktverarbeitung zumeist in aggressiver Art sind oft Ausdruck Ich-struktureller Probleme und mangelndem Selbstwertgefühl. Beziehungsarbeit Ein zentraler Schwerpunkt unserer Betreuungskonzeption ist die „vertrauensvolle Beziehung“ zwischen Pädagogen und dem Kind oder Jugendlichen. Zum einen ist sie inhaltlich-methodischer Bestandteil unserer Bemühungen, zugleich auch Ziel. Dieses Vertauensverhältnis zu einem „Erwachsenen“ ist der Schlüssel für die Annahme Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 7 von 26 weiterer Hilfe „von außen“ und eine exemplarische Beziehung, die stabil ist, Sicherheit gewährt und Nähe und Distanz gut balanciert. Der „gute Kontakt“ zum Kind und Jugendlichen ist unser wichtigster Motor für gemeinsam festgelegte neue Schritte und Weiterentwicklungen. Beziehungsaufnahme und –gestaltung haben für uns einen großen Stellenwert. Jedes Kind und jeder Jugendliche hat seine Bezugserzieherin oder seinen Bezugserzieher. Vom Aufnahmetag an bis zur Beendigung der Hilfe ist ein „verläßlicher“ Mensch verantwortlich da. Er ist in ganz besonderer Weise Ansprechpartner und „Zuständiger“. Du und Ich Der „innere Halt“ kommt von „äußerem Halt“. Die Sehnsucht junger Menschen nach Sicherheit, Geborgenheit und dem Gefühl „total akzeptiert zu sein“, wird von uns im Kontext unserer Arbeit verstanden und aufgegriffen. „Der Mensch wird am Du zum Ich“ (Martin Buber). Der mitmenschliche Umgang, der liebevolle Kontakt, eine faire (wo möglich eine demokratische) Streitkultur und das grundsätzliche offene Vertrauen in unserer Arbeit sind Eckpfeiler im Miteinander der Einrichtung. Das „unterstützende Miteinander in Bewegung sein“ ist ein Prozess. Ziele werden gemeinsam erarbeitet und dann in kleinen, angemessenen und gehbaren Schritten verfolgt. Das Tempo von Veränderungen ist schwer vorhersehbar. Wir sind bemüht, uns und dem Kind und Jugendlichen die Zeit zu lassen, die es oder er benötigt. Leben und Lernen in einer Gruppe Neben der einzelpädagogischen Prozessarbeit findet unsere sozialpädagogische Betreuung in einer „Gruppe“ statt. Die Gruppe mit ihren gruppenpädagogischen und gruppendynamischen Möglichkeiten holt den jungen Menschen aus seiner eigenen Sichtweise ab und bietet vielfältige Lernfelder sowie Feedback-Möglichkeiten. Die Gruppe ist alltägliches Trainingsfeld für soziale Erfahrungen. Hier wird eigenes Verhalten von anderen wahrgenommen und gespiegelt. Verhaltensmuster von anderen werden gesehen, bewertet und auch erlernt. Die Gruppe ergänzt den einzelnen. Die Gruppe ist immer mehr als die Summe der einzelnen Gruppenmitglieder. Gruppenpädagogik ist prozesshaft, kreativ und lebendig. Das Setzen und Aushandeln von Gruppennormen, Gruppenwerten und der Umgang mit Regelverletzungen ist Lernfeld für das Leben in einer komplexen Gesellschaft. Das „Leben in der Gruppe“ ist etwas anderes als das Leben in einer Familie. Hier sind viele Kinder und Jugendliche mit verschiedenen Problemen und Stärken. Die „Erwachsenen“ sind nicht die Eltern, gleichwohl „erziehungsberechtigt“. Sie steuern die Prozesse der Gruppe, im offenen oder thematischen Gruppengespräch, bei Gruppenabenden, Ferienfahrten, und natürlich den alltäglichen Tagesablauf vom Aufstehen, dem gemeinsamen Essen bis zum Zubettgehen. Das Leben in einer Gruppe ist spannend und erzeugt Spannungen. Hier werden Konflikte programmatisch. Sie sollen erkannt und dann angemessen gelöst werden. Der Umgang mit unterschiedlichen Interessenlagen, der Umgang mit verschiedenen Gefühlslagen und Charakteren will gelernt sein. In der Gruppe wird dieses tagtäglich eingeübt. Gemeinschaft hat ihren Preis, der Kompromiss muss letztlich gefunden werden, ohne dabei sich selbst aufzugeben. Familienorientierung der Lebensbedingungen Gruppenerfahrungen sind für uns wichtig. Wir möchten dabei unser Gruppenleben weitgehend „familienähnlich“ strukturieren und hier möglichst „familiennahe“ Lebensbedingungen anbieten. Unsere Gruppen sind „dezentral“ in Cloppenburg in Wohnstraßen angesiedelt, in denen eine lebendige Nachbarschaft gepflegt wird. Sie Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 8 von 26 sind in „äußerlich unauffälligen“ Häusern untergebracht. Die Kinder und Jugendlichen leben in Einzel- oder Zweierzimmern. In der Gruppe wird gekocht und der Haushalt geführt. Jede Gruppe verfügt über einen eigenen PKW. Das „Leben in einer Einrichtung“ findet in der Wohngruppe statt. Freizeit Die Freizeitgestaltung nimmt einen wichtigen Platz in unseren Bemühungen ein. Freizeit als „sinnvoll erlebte“, kreativ und spannend empfundene, lebendig gestaltete freie Zeit soll in unserer pädagogischen Arbeit erfahrbar werden. Das einzelne Kind, der einzelne Jugendliche wird nach Interessenlage und Fähigkeiten in seinen Möglichkeiten angesprochen und unterstützt, aktiv zu werden. In der Gruppe wird Freizeit gestaltet: im Zweierkontakt, in kleinen Gruppen oder mit der ganzen Gruppe. Spiel und Sport haben einen hohen Stellenwert und fördern das Selbstwertgefühl und das Gemeinschaftserleben („Ich gehöre dazu“). Eine jährliche Ferienfreizeit jeder Gruppe ermöglicht intensive Erlebnisse und Lernfelder. Die Einbindung in örtliche Jugendgruppen (Sportvereine, Pfadfinder, Reitverein, kirchliche Jugendgruppen, Schützenverein usw.) soll neben der Gemeinschaftserfahrung neue Kontakte zu anderen Kindern und Jugendlichen ermöglichen und eine Einbindung in das Cloppenburger Leben. Angebote der offenen Jugendarbeit in Cloppenburg werden nach Möglichkeit wahrgenommen. Christliche Erziehung Als eine katholische, christliche Einrichtung ist für uns das „gelebte Christsein“ als personales Angebot ein wichtiger Baustein religiöser Erziehung. Wir setzen uns mit den religiösen Fragen und Bedürfnissen junger Menschen auseinander. Fragen des Glaubens, der Ethik und der Wertorientierung werden aufgegriffen und vermittelt. Die Konfession eines Kindes oder Jugendlichen wird respektiert. Die Einbindung in die kirchlichen Gemeinden wird gefördert. Einzeltherapeutische Hilfen Therapeutische Hilfen werden nach Hilfebedarf (Hilfeplanung) intern oder extern angeboten. Einzeltherapeutische Maßnahmen werden von Psychologen, Familientherapeuten oder Sozialtherapeuten durchgeführt. Diagnostik und Anamnese sind dafür Grundlage. Tiefergehende persönliche und psychische Probleme sind im Gruppenalltag nur unzureichend bearbeitbar. Hier kann eine Einzelarbeit hilfreich sein. Analytisch-tiefenpsychologische, verhaltenstherapeutische oder systemische Sichtweisen und Ansätze kommen hier zum Tragen. Wir arbeiten eng mit Kinder- und Jugendpsychiatrien zusammen. Die Störungsbilder unserer Kinder und Jugendlichen sind teilweise sehr ausgeprägt, so dass eine ambulante oder stationäre Behandlung in einer Kinder- und Jugendpsychiatrie für eine gewisse Zeit angezeigt ist. Wir sorgen extern über die vor Ort niedergelassenen Ärzte für eine gute medizinische Versorgung unserer Kinder und Jugendlichen. Fachärzte werden bei Bedarf konsultiert. 2. Wir unterstützen Eltern in ihren Erziehungsbemühungen Erziehungsverantwortung Die Eltern sind maßgebliche Partner unserer erzieherischen Arbeit. Sie vertrauen uns ihr Kind an. Wir nehmen diesen Auftrag an und üben gemeinsam mit den Eltern die „Erziehungsverantwortung“ aus. Die elterliche Sorge (Personensorge) wird von den Eltern oder Elternteilen ausgeübt. Wir stimmen von Anfang an, den Erziehungsauftrag mit den Eltern ab. Beim Aufnahmegespräch und bei den regelmäßig stattfindenden „Hilfeplan-Fortschreibungen“ wird der „Auftrag“ überprüft und gegebenenfalls erweitert Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 9 von 26 oder verändert. In diesen halbjährlichen Gesprächen wird mit allen Beteiligten (Eltern, Jugendamt, Schule, Wohn-/Tagesgruppe, Kind/Jugendlicher...) der Hilfeprozess überprüft und angepasst. Das Scheitern als Anfang Die Eltern unserer Kinder und Jugendlichen haben oft bereits einen „langen Weg“ hinter sich und teilweise wurden bereits andere Fachdienste und Hilfen in Anspruch genommen (Beratungsstellen, Fachärzte, Kliniken usw.). Wir sehen oft die jahrelangen Anstrengungen in den Erziehungsbemühungen, die dann jedoch nicht die gewünschten Effekte bewirken. Die Erziehung und damit auch die Beziehung zwischen Eltern und Kinder ist empfindlich gestört. Die Eltern fühlen sich hier oft stark überfordert. Sie haben alles versucht, und dennoch sind sie in gewisser Weise als Erziehende „gescheitert“. Das Eingestehen dieses „Scheiterns“ und die Annahme von erzieherischer Hilfe ist der erste Schritt zur Verbesserung der Situation. Wir greifen diese Situation im Kontakt mit den Eltern auf und holen sie dort ab, „wo sie gerade stehen“. Auch die Eltern benötigen „Hilfe“. Sie müssen ihr „Scheitern“ verarbeiten und dann allmählich Veränderungsschritte gehen. Beratung und Therapie für Familien Familienberatung und Familientherapie sind bei uns zentrale Punkte des Hilfskonzeptes. Wir stärken die Eltern in ihrer Elternrolle und ihrer Erziehungsverantwortung und Erziehungspraxis. Wir arbeiten die bislang aufgetretenen Schwierigkeiten und Probleme auf und suchen nach neuen, besseren Wegen des Miteinanders in der Familie. Familienstrukturen, Familiengeschichte, Kommunikationsmuster und einmaliges Wert- und Norm-Muster in der Familie, Erziehungserfahrungen, Beziehungserfahrungen sind Ansatzpunkte der gemeinsamen Analyse und Entwicklung von Zielen, die dann Schritt für Schritt angegangen werden. Familiengespräche mit allen Familienmitgliedern sind hier eine wichtige Erfahrungsebene. Aber auch das Gespräch mit einzelnen Familienmitgliedern ist oft ein guter Ansatzpunkt. Familiäres Leben nach Trennungen In unserer Arbeit haben wir es sehr häufig mit Trennungen und Ehe-Scheidungen zu tun. Eltern leben nicht mehr zusammen, ihre Beziehungen sind „zerbrochen“. Die Kinder haben unter diesen Konflikten und langjährigen „Verstimmungen“ in der Familie gelitten. Sie wollen einen guten Kontakt zur Mutter und zum Vater. Sie stehen oft in einem heftigen „Loyalitätskonflikt“ zwischen den Elternteilen. Das ist für sie oft zum „Zerreißen“. In Gesprächen lässt sich dieses „Zerrissensein“ klären und der Kontakt zu Elternteilen sichern. Beziehungsklärungen auch noch nach Trennungen sind hilfreich. Das Leben in „zusammengesetzten Familien“ („Patchwork-Familien“) mit neuen Elternteilen und Stiefgeschwistern ist eine besondere Lebenssituation, die oft nur dann gelingt, wenn die „eigene Familiengeschichte“ nicht verdrängt und verleugnet wird, und schließlich auch aufgearbeitet ist, damit „wirklich“ etwas Neues zugelassen werden kann. Umgang mit Sucht Ein weiterer großer Bereich unserer Elternberatung ist der Umgang mit „Sucht in der Familie“ und der Umgang mit psychischen Erkrankungen eines Elternteiles. Abhängigkeitserkrankungen betreffen alle Familienmitglieder, so natürlich auch die Kinder, die oft jahrelang unter der Sucht eines Elternteiles leiden und dieses nicht in angemessener Art und Weise ausdrücken oder „verarbeiten“ können. Wir richten hier besonderes Augenmerk auf die Unterstützung im Umgang mit Suchterkrankungen (für den Süchtigen als auch für Angehörige). Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 10 von 26 Regelmäßiger Kontakt zwischen Eltern und Kind Wir fördern den regelmäßigen Kontakt zu den Eltern. Regelmäßige Fahrten zur Familie (Heimfahrtwochenenden, Ferienaufenthalte, Tagesbesuche etc.) werden gemeinsam abgestimmt. Anfänglich ist es zur Eingewöhnung oft hilfreich, den Kontakt auf Besuche in der Gruppe zu beschränken (etwa 4 bis 6 Wochen). Wenn möglich wird ein fester Telefontag mit beiden Elternteilen vereinbart. Das Kind und der Jugendliche lebt nicht im Haushalt der Familie, ist selbstverständlich dennoch Mitglied der Familie und „gehört dazu“. Wir halten Elternzimmer vor, um Kontakt und Besuche auch in der Gruppe zu ermöglichen. Das Miterleben des Gruppenalltags ist hier eine wichtige Erfahrung für Eltern und auch für ihre Kinder. Elternabende und Feste Regelmäßig stattfindende Elternabende, die auch Erziehungsthemen behandeln, sind ein offener Raum für Austausch mit anderen Eltern und den Erziehern. Die Erfahrung, mit ihren Problemen nicht alleine zu sein, ist hier hilfreich. Der Kontakt zu anderen Eltern entlastet und ermöglicht Erfahrungsaustausch. Das Feiern von Festen gehört für uns zum Leben dazu. Familien werden dazu eingeladen. Zu Beginn der Sommerferien gehört ein Grillfest dazu, ebenso zu Beginn der Adventszeit der „Adventskaffee“. Geburtstage, Kommunionoder Konfirmationsfeiern usw. sind Anlässe gemeinsam zu feiern. 3. Wir arbeiten an tragfähigen und motivierenden Perspektiven für die Kinder, Jugendlichen, jungen Volljährigen und ihre Familien Wir orientieren uns in unserer Arbeit an dem uns erteilten „Auftrag“ der Familien und des Kostenträgers. Nicht immer ist am Anfang einer Erziehungshilfemaßnahme abzusehen, welche Hintergründe, Probleme und „Ressourcen“ / Stärken mitschwingen und wie der Hilfeprozess sich gestaltet. Die „Prozessdiagnostik“ bringt hier Aufschlüsse, die in die Erziehungs-/Hilfeplanung einfließen. Für jedes Kind und Jugendlichen wird halbjährlich ein Entwicklungsbericht angefertigt. Wir entwickeln gemeinsam mit allen Prozessbeteiligten Ziele, die dann in konkreten Handlungsschritten operationalisiert werden. Die Ziele werden in Hilfeplangesprächen benannt und schriftlich protokolliert. Für einen guten Hilfeverlauf ist es sehr wichtig, dass die Ziele eindeutig, klar formuliert, erreichbar und umsetzbar sind und natürlich von allen Beteiligten, hier besonders vom Kind oder Jugendlichen, als motivierend eingestuft werden. Es muss sich „lohnen“ an etwas zu arbeiten. ZIELSETZUNG ... Zwei grundlegende Zielsetzungen sind es, die wir verfolgen: 1. Die Rückführung des Kindes oder Jugendlichen in die Familie Nachdem die „Probleme“ erkannt und zu Zielformulierungen umgeformt wurden, wird „strategisch“ an der Umsetzung der Zielvereinbarung „gearbeitet“. Es werden als realistisch eingestufte Zeitplanungen festgelegt. Das Kind weiß, alle arbeiten daran mit: ich in der Gruppe, meine Eltern in den Elterngesprächen und gemeinsam in der Familientherapie. Bestimmte festgelegte Ziele sind dann zu erreichen. Das geht nicht immer geradlinig, aber Schritt für Schritt kommt der Prozess voran, bis die Ziellinie erreicht ist. Dann kann die Ablösungsphase einsetzen und das Kind oder der Jugendliche geht zurück in seine Familie, Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 11 von 26 die dann wieder die volle Erziehungsverantwortung übernehmen kann. Vor allem für jüngere und schulpflichtige Kinder wird diese Zielsetzung formuliert. 2. Die längerfristige Unterbringung, die dann in den Ablösungs- und Verselbständigungsprozess des Jugendlichen oder jungen Volljährigen mündet Für ältere schulpflichtige Kinder und Jugendliche ist die „innere Ablösung“ von den Eltern Thema. Sie sind stark an der Gruppe der Gleichaltrigen orientiert und mit „jugendspezifischen“ Entwicklungsthemen beschäftigt. Sie sind in aller Regel auf Grund ihrer Entwicklungsstufe und der bisherigen Schwierigkeiten nicht mehr in die Familie zurück zu führen. Hier wird ebenfalls prozessorientiert die persönliche Entwicklung aufgegriffen und gemeinsam an motivierenden „Lebensentwürfen“ gearbeitet. Die „Zukunft“ wird thematisiert und die berufliche Orientierung spielt hier eine zentrale Rolle: Ausbildungsplatz-Suche, Besuch einer weiterführenden Schule, berufliche Eingliederungsmaßnahmen. Der Prozess der Persönlichkeitsentwicklung wird begleitet und fortgeführt in der Bestrebung, „selbständig“ zu werden, hin zur Zielsetzung, in eine „Betreute Wohnform“ zu wechseln, bzw. vollverantwortlich aus der Hilfe entlassen zu werden. Sowohl das Kind oder der Jugendliche als auch seine Familie unterstützt die gemeinsame Zielvereinbarung und arbeitet dann aktiv daran mit. Für alle Beteiligten wird es als „lohnend“ empfunden, sich der Entwicklung zu stellen und daran mitzuarbeiten. „Ziele T S M A R formulieren“ spezifisch messbar kzeptiert und aktivierend realistisch terminiert „MUTTER-KIND-THERAPIE“ ... Wege aus der Sucht ... Kinder von suchtkranken Müttern In einer Kooperation zwischen der Fachklinik für abhängigkeitskranke Frauen „St. Vitus GmbH“ im 28 km entfernten Visbek und unserer Einrichtung nehmen wir Kinder von Müttern auf, die sich in eine stationäre Suchttherapie begeben. Die Kinder werden im Rahmen des § 34 KJHG (SGB VIII) als Erziehungshilfemaßnahme in unserer Einrichtung aufgenommen. Fachklinik: St. Vitus GmbH Ahlhorner-Straße 32 49429 Visbek Telefon: 0 44 45 / 8 99 - 0 Jugendhilfeeinrichtung: JUGENDBURG Stand: Februar 2005 Stiftung Hl. Kreuz St. Michael-Str. 18 49661 Cloppenburg Telefon: 0 44 71 / 88 05 - 70 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 12 von 26 Suchtkrankheiten sind in aller Regel „Familienkrankheiten“ Familienangehörige, hier sind es vor allem Partner, aber in besonderer Weise auch die Kinder sind vom Suchtkranken „co-abhängig“. Sucht bedeutet für die Familie „im Sog der Abhängigkeit“ zu sein. Das „Nicht-Loslassen-können“, die immer wiederkehrenden Versuche, dem Süchtigen „zu helfen“, den selbstvernichtenden Tendenzen etwas entgegensetzen zu wollen wird zu einer Zerreißprobe für die innerfamiliären Beziehungen. Gerade in suchtkranken Familiensystemen finden sich oft Trennungen und Scheidungen, aber auch das „Nichtvoneinander-Loskommen“ trotz gescheiterter Ehe, zerbrochener Familie. Jahrelang bestimmt der Prozess der Abhängigkeitserkrankung den Alltag der Familie. Das „Problem“ wird lange Zeit nicht wahrgenommen, dann verschleiert, verleugnet, verdrängt. Die „Scham“ über die „Katastrophe“ verdunkelt die Familienatmosphäre. Kinder leiden mit ... Der Abhängige leidet unter seiner Sucht, die ihn „gefangen hält“. Dabei gerät oft aus dem Blick, dass die Kinder in empfindlicher Weise mitleiden und in ihrer seelischen Entwicklung Schaden nehmen. Suchtkranke Eltern sind „nicht ausreichend verlässlich“, geben nicht den nötigen Halt, den ihre Kinder für ihre eigene innere Entwicklung fordern. Die Kinder übernehmen allzu oft Verantwortung, die ihnen nicht zukommt. Sie fühlen sich für das „Funktionieren“ des familiären Zusammenlebens verantwortlich. Vielleicht auch für den suchtkranken Elternteil. Die Sucht macht es Eltern sehr schwer, als „Erziehende“ und „Erwachsene“ ihre Rolle einzunehmen. Kinder geraten in „Erwachsenen-Rollen“. Sie führen den Haushalt, statt mit anderen Kindern zu spielen. Gerade die ältesten Kinder geraten schnell in die Rolle für die Familie zu sorgen, Verantwortung für die kleineren Geschwister zu übernehmen, bis hin zur Übernahme der Erziehungsverantwortung. Kinder von suchtkranken Elternteilen müssen „ihren Weg“ finden, mit der seelisch-geistigen Belastungs- und Überforderungssituation umzugehen. Sie finden „Lösungen“, die tendenziell gesellschaftlich unauffällig sind. Die Überforderung und das Dilemma, in dem sie stecken, nehmen die Kinder oft erst Jahre später wahr. Für sie ist ihr Leben, ihr Alltag „die Realität“. Der „Überlebenskampf“ nimmt so viel Platz ein, dass sie sich nicht um sich selbst und die eigene Entwicklung kümmern können. Altersentsprechende Autonomie-Bewegungen, wie „Ablösungen“ in der Jugend, das Entwickeln eines eigenen, kreativen Lebensentwurfes und eine eigene Identität wird deutlich erschwert oder unmöglich gemacht. Sie „kleben“ an der Familie. Eine Ablösung bedeutet für sie „Verrat“ und „Schuld“, auch ein „Versagen“. Diese Kinder sind oft „unsichtbar“, sind „leistungsstark“, sehr „verantwortungsbewusst“ und wirken für ihr Lebensalter „frühreif“. Sie sind „verkopft“, vernünftig und scheinen gute Problemlöser für andere zu sein. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 13 von 26 Teilweise verstecken sie sich wie ein „Chamäleon“ und reagieren immer auf die aktuelle Situation, auf das was von ihnen gefordert wird. Sie beziehen keine eigenen Standpunkte. Sie reagieren, statt im Kontakt zu agieren. Ihre eigenen Interessen stellen sie hinter die Interessen ihres Umfeldes. Sie haben nicht gelernt, sich selbst wichtig nehmen zu dürfen. Sie mussten in ihrer Familie auf das für sie nicht zu lösende Problem „reagieren“, die Stimmung aufgreifen, ihre Bedürfnisse zurückstellen. Einige Kinder reagieren mit stark „auffälligen Verhaltensweisen“. Sie sehen hier noch die einzige Möglichkeit, sich die, wenn auch negative, Aufmerksamkeit ihrer Eltern zu sichern. Sie fallen auf, weil sie nicht genügend Zuwendung, emotionale Sicherheit und Stabilität erfahren. Das jüngste Kind reagiert oft damit, dass es „unterhaltsam“ ist, sozusagen der „Familienclown“ oder „Komiker“. Diese Rolle stabilisiert die Familie, denn so kann die oft „grauenvolle Realität“ erträglich sein. Diese Rolle entspannt und harmonisiert in angespannten Situationen. Das jüngste Kind ist vielleicht auch deshalb oft der „Sonnenschein“, weil es von den älteren Geschwistern vor der „Sucht-Problematik“ geschützt wird. In den meisten Fällen werden Kinder aber mit verschiedenen der beschriebenen Reaktionen und Rollen reagieren. Angst-, Schuld-, Scham- und Rachegefühle quälen Angehörige und hier besonders die sich nicht schützen könnenden Kinder leiden massiv unter emotionalen Belastungen. Häufig empfinden sie Scham für das „Problem“ der Familie. Sie fühlen sich schuldig, weil sie nichts verändern können, obwohl sie das möchten und glauben, nicht genügend getan zu haben. Sie haben oft „Angstgefühle“ (Furcht vor Gewalt, vor Vernachlässigung, Einsamkeit, Ausgeliefertsein, vor Krankheit und oft ist es die Angst vor dem Verlust des Suchtkranken). Auch Rachegefühle kommen auf: Rache für Unrecht, das erlitten wird. Kinder haben ein sehr genaues, untrügliches Gespür für Gerechtigkeit und ungerechte Behandlungen. Symptome Neben den oben beschriebenen Anpassungsleistungen finden sich folgende Probleme bei den Kindern: Schlafstörungen (Angst vor Dunkelheit, Alpträume...) Trennungsängste von den Eltern Wut und Reizbarkeit (leicht explodieren) Lauern auf mögliche Gefahren in der Umwelt Konzentrationsprobleme (vor allem in der Schule) Empfindung des eigenen Lebens als „brüchig“ (Pessimismus, Hoffnungslosigkeit, Gefühl der eingeschränkten Zukunft) Schuldgefühle, Depressionen, Suizidgedanken Panikattacken Die Mütter kümmern sich um sich selbst In der stationären Suchtbehandlung, die mehrere Wochen dauert, setzt sich die Mutter mit ihrer Suchtproblematik auseinander und findet einen Weg, mit dieser Erkrankung umzugehen. Das Ziel bei stoffgebundenen Süchten ist die Suchtmittelabstinenz. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 14 von 26 In einzel- und gruppentherapeutischen Sitzungen und weiteren vielfältigen therapeutischen Angeboten kann die Mutter sich um sich selbst kümmern und Strategien entwickeln, zukünftig suchtmittelfrei zu leben. Die Kinder leben während der Therapie in unserer Einrichtung Während der Therapiezeit der Mutter, unter Umständen auch noch für eine gewisse Zeit danach, wird das Kind (bzw. die Kinder) in einer unserer sozialtherapeutischen Wohngruppen stationär sozialpädagogisch betreut und gefördert. Wir halten die getrennte Unterbringung von Mutter und Kind für sinnvoll, weil so gewährleistet ist, dass sich sowohl die Mutter als auch das Kind ausreichend um sich selbst kümmern können. Die Trennung fällt vielen Müttern sehr schwer, insbesondere bei jüngeren Kindern. Wir wissen aus Erfahrung, dass die Kinder sich schnell in die neue Umgebung einleben und die Wohngruppe als „Zuhause auf Zeit“ einstufen. Die Kinder besuchen während der Unterbringung die öffentlichen Schulen in Cloppenburg. Der Kontakt zwischen Mutter und Kind wird durch verbindlich abgesprochene Telefonkontakte und Besuche ermöglicht. Hier ist eine größtmögliche „Beziehungs- und Kontaktsicherheit“ hilfreich. In den Wohngruppen besteht die Möglichkeit, an Besuchswochenenden im „Elternzimmer“ zu übernachten und so am Alltag des Kindes teilzunehmen. Der persönliche und telefonische Austausch zu den Pädagogen der Wohngruppe ist uns dabei ein wichtiges Anliegen. Kontakt zwischen Klinik und Jugendburg Beide Einrichtungen arbeiten eng zusammen. Kurz nach Beginn der Unterbringung findet ein erstes „Hilfeplan-Gespräch“ mit allen am Hilfsprozess-Beteiligten (Eltern, Therapeut, Erzieher, Lehrer, Sozialarbeiter usw.) statt. Für jedes Kind wird je nach Schwierigkeiten und Stärken ein Betreuungs-/ Erziehungsplan entwickelt. Im weiteren Verlauf finden „Abstimmungsgespräche“ zwischen behandelnden Therapeuten und den pädagogischen Mitarbeitern statt. Mütter werden zu den Elternabenden der Jugendburg eingeladen. Der Transport zwischen der Klinik und der Jugendburg wird von uns sichergestellt. Sozialpädagogisch-therapeutische Betreuung des Kindes In der Wohngruppe wird in besonderer Weise auf die beschriebene Lebenserfahrung der Kinder von suchtkranken Elternteilen eingegangen. Die Kinder „werden abgeholt, wo sie stehen“. Ihre Lebensgeschichte und ihre psychosozialen Defizite werden prozessdiagnostisch erfasst und im Einzelgespräch mit dem Bezugserzieher bearbeitet. Wir arbeiten an der kritischen Auseinandersetzung mit der Suchtthematik und der Verbesserung der innerfamiliären Beziehungen. Das „Erlebte“ und die chronische Überforderungssituation brauchen Zeit, um „verarbeitet zu werden“. Oft sind Gefühle „verschüttet“ (Abwehr) und schwer zugänglich. Darüber hinaus steht die „Gruppe“ als soziales Lernfeld zur Verfügung, das vielfältige Lernschritte im Umgang mit jüngeren, gleichaltrigen und älteren Kindern und Jugendlichen erlaubt. Die Gruppe bietet ein Trainingsfeld, wie aktiv „eigene Bedürfnisse“ wahrgenommen und eingefordert werden und wie mit Konflikten umzugehen ist. Weitere therapeutische Einzelgespräche mit Familientherapeuten werden nach Bedarf angeboten. In Einzelfällen kann darüber hinaus eine psychologische Diagnostik und Psychotherapie intern über Fachleistungsstunden als Sonderleistung durchgeführt werden. „Ein sicheres Zeichen von Sucht ist das Bedürfnis, uns selbst und andere zu täuschen, Sucht ist alles, worüber wir versucht sind Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 15 von 26 zu lügen, zu verdrängen, zu verstecken, Sucht ist alles, was wir nicht bereit sind aufzugeben...“ Alkohol- / Drogenprävention Pädagogischer Umgang mit Alkohol- / Drogenkonsum mißbrauch, -abhängigkeit Grundsätzlich ist laut Leistungsbeschreibung und Konzeption eine Aufnahme und ein Verbleib in der Einrichtung bei bekannter Alkohol- oder Drogen-Abhängigkeit (Sucht) nicht möglich. Das resultiert aus dem Fachwissen und der Erfahrung, dass der Abhängige nicht wirklich erzieherisch zugänglich und steuerbar ist und letztlich sich in seinem Leben alles um den Konsum und die Beschaffung, bzw. den „Ausstieg“ dreht. Persönliche Entwicklung und schulisches Lernen werden dadurch kaum mehr möglich. Wir wissen aber auch darum, dass viele Jugendliche im Rahmen ihrer adoleszenten Entwicklungsphase Alkohol, bzw. auch Drogen probieren. Sie wollen sich erproben und wissen, welche Wirkung die Suchtmittel auf das seelische Erleben entfalten. Und natürlich gehört auch dazu, dass der Probier-Konsum eine soziale Statusfrage im Kreis der Gleichaltrigengruppe (peers) ist. Wenn scheinbar „alle“ Bier trinken oder „kiffen“, gilt das doch als das „Normale“, die Gruppennorm, der man sich dann unterwirft, um soziale Anerkennung zu bekommen. In den meisten Fällen wird der Drogen-Probierkonsum dann wieder eingestellt. In einigen Fällen mündet er in einen gewohnheitsmäßigen Gebrauch, später dann in den Missbrauch und dessen Folge der Sucht. Diese Entwicklung kann bei Jugendlichen viel schneller vorangehen als bei „reiferen“ Personen, da sie unkritischer sind und in der Regel, ihr schwaches Selbstwertgefühl durch den Konsum „regulieren“, bzw. dann Entspannung und Ruhe erfahren. Die Frustrations-Toleranz (Streß-Festigkeit) wird immer niedriger, da jede Anforderung tendentiell zugunsten der Flucht in den Konsum vermieden wird. Ein Teufelskreislauf beginnt. Damit wir einen solchen „Teufelskreislauf“ erkennen und durchbrechen können, haben wir folgende erzieherischen Gesichtspunkte zu berücksichtigen: Prävention Erkennen von Konsum und Missbrauch Kontrolle im Verdachtsfall Beratung Therapeutische Hilfen Prävention Der Umgang mit Suchtmitteln findet in der Gesellschaft fast überall, teilweise öffentlich statt. Das Erzieher-Verhalten, die Grundeinstellung auch zum Thema Alkohol, Nikotin, Cannabis, usw. prägt stark die Erzieher-Persönlichkeit und entscheidet über die Glaubwürdigkeit im pädagogischen Alltag. „ERZIEHUNG IST BEISPIEL UND LIEBE – SONST NICHTS“ (Friedrich Fröbel, 1782 – 1852) Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 16 von 26 Die Erzieher sind „Vorbilder“ im Umgang mit Suchtmitteln. Während der Dienstzeit, auch nicht bei Ferienfahrten usw., wird grundsätzlich vom diensthabenden und verantwortlichen Personal kein Alkohol konsumiert. Im Freizeitbereich wird ebenfalls auf die wesentliche Vorbildfunktion geachtet. Die Kinder und Jugendlichen achten mehr auf das Erzieher-Handeln, als auf das gesprochene Wort. Dessen sind wir uns in der pädagogischen Arbeit stets bewusst. Die Vermeidung von missbräuchlichen oder abhängigen Suchtmittelkonsum ist ein wesentliches Ziel unserer pädagogischen Arbeit. Dazu gehört a) eine Aufklärung, b) eine Stabilisierung der Persönlichkeit c) ein sinnvolles Freizeit und Erlebniskonzept d) Striktes Drogenverbot in der Gruppe Aufklärung In der Wohngruppe / Tagesgruppe wird aktiv über die Gefahren der Suchtmittel informiert. Dazu werden auch externe Fachkräfte eingeladen (Präventionsfachkraft der Suchtberatungsstelle Edith-Stein, Jugendbeauftragter der Kriminalpolizei, ....Drogenberatungsstelle...). In Gruppengesprächen wird konkret auf Gefahren hingewiesen, aber auch wie man sich vor dem „Probieren“ schützen kann. Das „Nein sagen!“ ist für viele nicht einfach. Das muß immer wieder thematisiert und auch z.B. im Rollenspiel erprobt werden. Filme zum Thema sollen zur Information und anschließenden Diskussion gezeigt werden. Die „gruppeninterne“ Aufklärung soll ½ -jährlich stattfinden. Im Einzelgespräch mit den Erziehern ist auf den einzelnen Jugendlichen einzugehen. Stabilisierung der Persönlichkeit Hierzu gehört der Bereich der Festigung der eigenen Persönlichkeit, aber auch das Erlernen von geeigneten Vermeidungs- und Ablehnungsstrategien gegenüber den Gefahren der Suchtmittel. Der Jugendliche braucht hier einen klaren und verlässlichen Bezugsrahmen in der Wohngruppe. In Einzel- und Gruppengesprächen soll sich der Jugendliche orientieren und positionieren können. Die Stärkung des Selbstvertrauens und der Stressfestigkeit sind dabei allgemeine Ziele. Bei psychischen Problemen sind therapeutische Gespräche oder ärztliche Hilfen ergänzend angezeigt. Freizeit und Erlebniskonzept Auch durch konkretes Tun und soziales Handeln wird die eigene Persönlichkeit gebildet und gefestigt (Sport, Freizeit, musischer und kreativer Bereich...). Das „Abhängen“ in der Freizeit fördert die Gefahr in Kontakt mit Drogenkreisen zu kommen, bzw. dort seinen Platz zu finden. Darauf soll im Freizeit- und Ausgang-Verhalten geachtet werden. Eine Kontrolle, wo der Jugendliche sich aufhält, mit wem er bekannt ist (vollständiger Name und Wohnort) und sich trifft ist hier notwendig. Alle Jugendlichen sollen ein Hobby finden und entwickeln. Das ist ein Prozeß, der von uns initiiert und begleitet werden muß. Die Einbindung in Vereine oder Jugendgruppen ist dabei unser vorrangiges Ziel. Die körperliche Bewegung ist uns ebenfalls sehr wichtig. Sportangebote sollen gruppenintern, aber auch außerhalb wahrgenommen werden. Erlebnisse zu schaffen, die jenseits der „normalen Gruppenerfahrung“ liegen, sind zur Selbsterfahrung sehr wesentlich (z.B. Zeltlager, Klettern, ...). Sich ausprobieren können und die eigenen Grenzen finden sind dabei für uns leitend. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 17 von 26 Striktes Drogenverbot in der Gruppe In den Gruppenregeln wird das strikte Drogenverbot für die Gruppen eingefordert. Das bedeutet: der Besitz und der Konsum sind verboten! Selbstverständlich auch das Verteilen oder Handeln damit! Bei Verstößen wird die Erziehungsleitung informiert. Die sorgeberechtigten Eltern und das Jugendamt werden dann informiert. Die Polizei wird ebenfalls in Kenntnis gesetzt. Der Umgang mit alkoholischen Getränken ist ebenfalls stark reglementiert. „Harte Alkoholika“ (Korn, Wodga usw.) sind grundsätzlich nicht erlaubt. In den Zimmern der Bewohner ist Alkohol ebenfalls grundsätzlich nicht erlaubt. Nach Team-Beratung und TeamEntschluß kann im Einzelfall einem Jugendlichen anlässlich einer Feier (z.B. Geburtstagsparty) in der Gruppe der Konsum von Bier, Sekt oder Wein gestattet werden. Das wird erzieherisch kontrolliert. Erkennen von Konsum und Missbrauch Die Mitarbeiter achten darauf, ob es Hinweise den Konsums bei Jugendlichen gibt. Die Drogen-spezifischen Merkmale des Konsums und der Veränderungen am Konsumenten sollen den Erziehern bekannt sein. Sie nehmen an internen und externen Schulungen statt und informieren sich bei konkreten Informations-Bedarf selbständig (Suchtberatung, Polizei usw.). Im Gruppenhandbuch sind die wesentlichen Informationen über die wichtigsten Suchtmittel nachzulesen. Alkohol und Drogen sowie Drogen-Utensilien werden selbstverständlich sofort einbehalten und an die Erziehungsleitung weitergeleitet. Bei einer Drogen- oder Alkoholvergiftung ist eine medizinische Versorgung notwendig! Der Jugendliche wird zur Beobachtung in die Ambulanz des Krankenhauses gebracht. Kontrolle im Verdachtsfall Besteht ein Verdacht auf Drogenkonsum, so soll dieser Verdacht dem Jugendlichen mitgeteilt werden. Die Erziehungsleitung ist darüber ebenfalls zu informieren. Die Sorgeberechtigten sollen informiert werden und einem Drogentest zustimmen (vor einem Test!). Die Erzieher machen dann im Gesundheitsamt einen Termin ab und begleiten den Jugendlichen zum Drogen-Test („Drogen-Screening“), der von Ärzten des Gesundheitsamtes durchgeführt wird. Die Kosten werden Landkreis-intern geregelt. Das Ergebnis des Drogentests soll den sorgeberechtigten Eltern, der Erziehungsleitung und dem Jugendamt mitgeteilt werden. Falls der Jugendliche sich weigert einen Drogentest zu machen, müssen die am Hilfeprozeß Beteiligten beraten und entscheiden, wie weiter vorzugehen ist. Ist der Test positiv, d. h. es wurde ein Konsum nachgewiesen, sollen weitere für den Jugendlichen spontan festgesetzte Kontrollen durch das Gesundheitsamt folgen. Zur Kontrolle gehört, dass bei begründetem Verdacht auf Konsum und Lagerung von Drogen das persönliche Zimmer des Jugendlichen – nach Möglichkeit in dessen Beisein und mit seinem Einverständnis! - durchsucht wird. Der Erzieher sollte hier zur eigenen Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 18 von 26 Absicherung einen weiteren Mitarbeiter (z.B. Erziehungsleitung, Kollege, Hauswirtschafterin) hinzuziehen. Die Erziehungsleitung ist über die Durchsuchung und das Ergebnis zu informieren. Beratung Ist der Konsum nachgewiesen, soll in der Gruppe mit dem Jugendlichen darüber gesprochen werden. Im Wiederholungsfalle des nachgewiesenen Konsums soll der Jugendliche vom Erzieher begleitet zum Suchtberater, um sich im persönlichen Gespräch über die Gefahren des Konsums und Möglichkeiten des „Ausstiegs“ zu informieren (Suchtberatungsstelle EdithStein, Bürgermeister-Heukamp-Str. 22, Tel. 81673). Weitere Beratungsgespräche sollen bei Bedarf abgesprochen werden. Ob der Erzieher den Jugendlichen jeweils begleitet, wird im Einzelfall entschieden. Therapeutische Hilfen Falls die Beratungsgespräche nicht greifen, bzw. ein anhaltender Konsum festzustellen ist, ist die weitere erzieherische Betreuung bei uns in Frage gestellt, da das Konsum-Thema (Sucht?) in den Vordergrund getreten ist. Bei einer ausreichenden Mitarbeit des Jugendlichen wird versucht, eine Entgiftung und Therapie-Einrichtung zu finden. Eventuell reicht eine ambulante Therapie aus (Suchtberatungsstelle). In den meisten Fällen wird eine stationäre Behandlung in einer Facheinrichtung notwendig. Bei unklarer Situation oder schwerwiegender Problematik ist über die „Ambulanz oder Klärungsstelle für Kinder- u. Jugendpsychiatrie“ (Clemens-August-Jugendklinik, Neuenkirchen, Tel. 05493 – 504 .- 300 / 303) ein kurzfristiger Termin auszumachen und eine fachärztliche Begutachtung einzuholen. Diese soll gemeinsam mit den Sorgeberechtigten und dem Jugendamt erörtert werden, damit über das weitere Vorgehen entschieden werden kann. Ein anhaltender Konsum führt letztlich zur Beendigung der Betreuung durch uns, da wir ansonsten die Suchtgefährdung, bzw. Abhängigkeit dulden und verlängern. SOZIALTHERAPEUTISCHE WOHNGRUPPEN für Kinder und Jugendliche Wohngruppe „Schaalseeweg“ Wohngruppe „Sonnenblumenstraße“ JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz Schaalseeweg 5 49661 Cloppenburg JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz Sonnenblumenstr. 5 49661 Cloppenburg Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 19 von 26 - 10 Plätze - - 10 Plätze - Telefon: 0 44 71 / 88 05 - 82 (Direktdurchwahl) 0 44 71 / 88 05 - 76 (Erziehungsleitung) 0 44 71 / 88 05 - 70 (Zentrale) Telefax: 04471 / 88 05 - 71 Telefon: 0 44 71 / 88 05 - 83 (Direktdurchwahl) 0 44 71 / 88 05 - 76 (Erziehungsleitung) 0 44 71 / 88 05 - 70 (Zentrale) Telefax: 04471 / 88 05 - 71 In den alters- und geschlechtsgemischten Wohngruppen leben bis zu 10 Kinder und Jugendliche. Sie werden in jeder Wohngruppe von 4,5 sozialpädagogischen Mitarbeitern (Erzieher, Sozialpädagogen) betreut. Eine Hauswirtschafterin versorgt jeweils den Haushalt. Die Kinder und Jugendlichen werden in der alltäglichen Lebensbewältigung unterstützt und einzel- und gruppenpädagogisch gefördert. Sie gestalten ihr Lebensumfeld und den Alltag im Zusammenleben. Gemeinsam wird der wöchentliche Speiseplan erstellt oder Spiel- und Freizeitaktionen geplant. Die Erzieher sorgen für den Rahmen und strukturieren ihn. Die Bewohner leben in Einzel- oder Zweierzimmern im Haus. Ein großer Freizeitraum im Obergeschoss bzw. Nebengebäude kann für vielfältige Freizeitaktionen genutzt werden (Billardtisch, Sitzecke, Spielfläche usw.). Die Gärten sind nach pädagogischen Gesichtspunkten gestaltet und bieten Sitzflächen, einen Spielplatz / Sandkasten sowie Rasenflächen. Die Bearbeitung von Konflikten und Störungen in sozialen Bezügen und der Familie sind neben der Stärkung von Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und sozialintegrativen Lernerfahrungen in der Gruppe wichtige sozialpädagogisch-therapeutische Leitziele. Das Gespräch untereinander ist hier hilfreich, vor allem der Kontakt zum Erzieher. Probleme und Schwierigkeiten können offen angesprochen und gelöst werden. Hier bleibt niemand mit seinen Sorgen alleine. Die Gruppengespräche am Tisch, zu bestimmten Themen und bei Gruppenabenden sind ein offenes Forum für Themen, die die Gruppe beschäftigen oder die anstehen. Die Gruppe ist ein wichtiger Lernort. Das Erleben von Gemeinschaft und Solidarität, von Nähe und Vertrauen untereinander muss immer wieder trainiert werden. Die Kinder und Jugendlichen besuchen die öffentlichen Schulen in Cloppenburg. Am Nachmittag wird großer Wert auf die Hausaufgaben-Erledigung gelegt. Die schulischen Leistungen zu verbessern und dadurch psychisch zu entlasten, fördert das Wohlbefinden und vor allem bei Jugendlichen die Ausbildungsperspektive. Wir kümmern uns um Ausbildungsperspektiven und berufliche Orientierung in Form von Praktika und Weitervermittlung in beruflich qualifizierende Maßnahmen vor Ort (u. a. auch Maßnahmen des Arbeitsamtes). Die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Eltern und dem Team der Wohngruppe wird durch die systemische Familienberatung und –therapie ergänzt. Alle arbeiten eng und gut vernetzt miteinander und arbeiten an gemeinsam festgelegen Zielsetzungen mit. Die Kinder und Jugendlichen kommen überwiegend aus dem Landkreis Cloppenburg, den angrenzenden Landkreisen (Vechta, Osnabrück, Emsland, Oldenburg, Ammerland) und darüber hinaus aus dem ganzen Bundesgebiet auf Anfrage. Wir halten eine wohnortnahe Unterbringung in vielen Fällen für hilfreich. In einigen Fällen kann eine Trennung aus dem bisherigen Umfeld sinnvoll und gewünscht sein, um „neue Lebenserfahrungen“ zu ermöglichen. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 20 von 26 Die Seele eines Kindes gleicht einem Seismographen sie zeichnet feinste Schwingungen auf schon ein Blick ein Wort wirken oft lebenslang nach so oder so (Hans-Herbert Dreiske, aus: Ohne Netz, Gedichte zur Kindheit, Freiburg 1987) SOZIALPÄDAGOGISCHE T AGESGRUPPE für schulpflichtige Kinder Tagesgruppe „Mittendrin“ JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz Sperlingstr. 14 49661 Cloppenburg - 10 Plätze Telefon: 0 44 71 / 88 05 - 81 (Direktdurchwahl) 0 44 71 / 88 05 - 76 (Erziehungsleitung) 0 44 71 / 88 05 - 70 (Zentrale) Telefax: 04471 / 88 05 - 71 Die Tagesgruppe „Mittendrin“ ist ein teilstationäres Erziehungshilfe-Angebot für schulpflichtige Kinder aus dem Landkreis Cloppenburg (und den angrenzenden Landkreisen auf Anfrage). Die Kinder sind in aller Regel innerfamiliär oder schulisch „auffällig“ geworden, vor allem im Sozialverhalten. Sie entziehen sich erzieherischer Konsequenzen und erkennen elterliche und erwachsene „Autorität“ nicht mehr ausreichend an. Sie suchen oft nach Grenzen und Orientierung. Ambulante Hilfen (Beratung, soziale Gruppenarbeit, Sozialpädagogische Familienhilfe, ambulante kinder-psychiatrische Behandlung usw. ) reichen nicht aus, die Schwierigkeiten in der Erziehung zu lösen, bzw. das Erziehungsverhalten der Eltern zu stärken. Die Tagesgruppe hat 10 Plätze für Jungen und Mädchen. Bei der Aufnahme wird ein individueller Erziehungsplan erstellt. Die vorhandenen Stärken werden umfassend analysiert. Die Erziehungsziele werden festgelegt und im Rahmen der „Hilfeplan-Fortschreibung“ überprüft und gegebenenfalls korrigiert. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 21 von 26 Wesentliches Ziel der Maßnahme ist es, den Verbleib der Kinder in der Familie zu sichern und die Erziehungskompetenz der Eltern zu erhöhen. Die Kinder lernen in der Gruppe das Leben in „Gemeinschaft“ und können hier ihr Sozialverhalten trainieren und verbessern. Die Gruppe ist hier eine wichtige Erfahrung für viele Kinder. Das Akzeptieren und das Einhalten von gesetzten Gruppennormen und – werten wird ebenso eingeübt wie das „demokratische“ Sich-einbringen und Verantwortung tragen für sich und andere. Die Eltern bleiben ab Aufnahmetag in engem Kontakt zur Tagesgruppe. Die Kinder bleiben bis 17.30 Uhr in der Gruppe und werden dann von den Eltern abgeholt, bzw. nach Hause gebracht. Das tägliche „Tür-und-Angel-Gepräch“ ist für die Zusammenarbeit genauso wichtig, wie Einzel-, Paar- und Familiengespräche mit den pädagogischen Mitarbeitern bzw. den Familientherapeuten. Im vertrauensvollen Kontakt können konkrete und individuell abgestimmte Verbesserungsvorschläge für die alltägliche Erziehungspraxis in der Familie erarbeitet werden. Persönliche Hintergründe für die Problemgeschichte können aufgearbeitet werden. Bei Elternabenden werden „erzieherische Grundlagen“ vermittelt und Erfahrungsaustausch ermöglicht. Nach dem Schulbesuch (montags bis freitags) verbringen die Kinder die Mittagszeit und den Nachmittag in der sozialpädagogischen Tagesgruppe. Gemeinschaft wird bereits beim Abholen, beim Mittagessen und später in der Freizeit erprobt und gelebt. Die schulischen Hausarbeiten und das Vorbereiten von Klassenarbeiten sind wesentliche Bestandteile der erzieherischen Förderung. Der gute Kontakt zwischen den Erziehern und dem einzelnen Kind ist von großer Bedeutung für Entwicklungsfortschritte des Kindes. Gezielte Ferien- und Freizeit-Aktionen sowie jährlich eine Gruppenfreizeit sind wichtige Erlebnisse für die Kinder. Zum Abendessen sind die Kinder wieder in ihrer Familie. V o r b i l d Wir sind das Vorgegebene. Unsere Kinder finden uns vor; unsere Wertorientierungen und unseren Lebensstil, unser Engagement und unsere Gleichgültigkeit, unseren Glauben und unseren Unglauben. (Karl Ernst Nipkow, Pädagoge) BETREUTE WOHNFORMEN Im Rahmen erzieherischer Hilfen vor allem für „junge Volljährige“ werden „flexibel“ gestaltete Betreuungsrahmen gemeinsam mit allen Beteiligten an der „Hilfeplanung“ festgelegt und umgesetzt. Die Hilfe wird über Fachleistungsstunden mit dem Kostenträger abgerechnet. Der Betreuungsrahmen variiert nach Bedarf und Entwicklung von 2 bis zu 15 Stunden sozialpädagogische Einzelbetreuung pro Woche. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 22 von 26 In den meisten Fällen kommen die Betreuten im „Verselbständigungsprozess“ des Betreuten Wohnens aus einer stationären Wohngruppe (in aller Regel aus der eigenen Einrichtung). Sie befinden sich in Berufsausbildung oder schulischer Ausbildung. Die Betreuten leben in einer eigenen Wohnung, die von der Einrichtung für die Hilfemaßnahme angemietet wird, mit der Option, dass der Betreute nach Beendigung der Hilfe diese, „seine“ Wohnung als Mieter übernehmen kann. Es soll eine selbständige Lebensführung erprobt und trainiert werden mit dem Ziel, möglichst eigenverantwortlich den Alltag zu bewältigen. Erzieherische Hilfe bedeutet hier „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Haushaltsführung, die finanziellen und administrativen Anforderungen eines „selbständig lebenden Bürgers“ müssen konsequent vom Betreuten mit Hilfe des Betreuers umgesetzt werden. Die Persönlichkeitsentwicklung ist in aller Regel noch nicht ausreichend gefestigt und hier ist ein weiterer Teil der sozialpädagogischen Begleitung die Besprechung anliegender Probleme und Sorgen und die Motivationsstärkung hinsichtlich Ausbildung und Schule. Das finden von „Kontakten“ und der Umgang mit der Freizeit sind weitere inhaltliche Schwerpunkte. Die Hilfe findet im wesentlichen statt in Einzelgesprächen in der Wohnung des Betreuten. Es können aber auch Gespräche in den Räumen der Jugendburg stattfinden, insbesondere Gespräche mit mehreren Teilnehmern, wie „Hilfeplan-Fortschreibungen“ oder Familiengespräche. AMBULANTE SOZIALPÄDAGOGISCHE HILFEN Ambulante erzieherische Hilfen nach „Fachleistungsstunden“ angeboten. § 27 ff. KJHG/SGB VIII werden über Ambulante Nachsorge-Gespräche Nach Beendigung einer teilstationären oder stationären Hilfe kann es für die Sicherung des Erfolges der Maßnahme sinnvoll sein, das Kind oder den Jugendlichen und seine Familie „nachzubetreuen“. Die Bezugspädagogen oder Therapeuten kennen die Problemlagen und die Entwicklung im gemeinsamen Hilfeprozess. Hieran kann in der ambulanten Nachsorge angeknüpft werden und weitere Entwicklungsschritte werden begleitet. Das kann in Einzel-, Paar- oder Familiengesprächen stattfinden. In aller Regel wird ein Zeitrahmen und Fachleistungsstundenrahmen in der Hilfeplanung des Abschlussgespräches bei Notwendigkeit vereinbart. Sozialpädagogische Familienhilfe Akute oder chronische erzieherische und psychosoziale Krisen in Familien sind Anlass für sozialpädagogische Familienhilfe, die in Form von Fachleistungsstunden angeboten wird. Der Familienhelfer geht in die Familie, um dort an den gemeinsam festgelegten Zielen mit der Familie zu arbeiten. Das erfordert ein besonderes Vertrauensverhältnis. Die Erziehungskompetenz der Eltern soll dabei gestärkt werden. Problemlagen in Familien sind vielfältig und so sind „Ansätze“ der Hilfe ebenso vielfältig. Hilfe kann hier auch die Vermittlung an weitere Hilfeanbieter bedeuten (z. B. Schuldnerberatung etc.). Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 23 von 26 Einzelberatung und Paarberatung sind hier bei Partnerschaftsthemen ein wichtiger Baustein der Hilfe. Die sozialpädagogische Begleitung von Kindern und Jugendlichen mit ihren Entwicklungsverzögerungen und mangelnden Konfliktlösungsmöglichkeiten sind außerdem ein inhaltlicher Schwerpunkt der Familienhilfe. Intensive sozialpädagogische Einzelbetreuung / Erziehungsbeistandschaft / flexible Einzelbetreuungen von Kindern und Jugendlichen Individuelle ambulante sozialpädagogische Hilfen werden über Fachleistungsstunden angeboten. Die Hilfe wird von sozialpädagogischen Mitarbeitern der Jugendburg durchgeführt, die über langjährige berufliche Erfahrungen im stationären oder teilstationären Bereich der Jugendhilfe verfügen (Erzieher, Sozialpädagogen...). Sie orientieren sich am Einzelfall und den Problemlagen und in der Hilfeplanung festgelegten Zielsetzungen. Der Betreuungsrahmen kann hier stark variieren und bis zu 20 Betreuungsstunden pro Woche betragen. Diese Form ambulanter Hilfe macht Sinn, wenn der „Lernort Gruppe“ noch nicht oder nicht mehr angezeigt ist oder das Kind, bzw. der Jugendliche im elterlichen Haushalt lebt und dort betreut wird. Inhaltliche Schwerpunkte der Arbeit sind: Vertrauensaufbau zum Pädagogen Besprechen von Problemen und Lösungen Gemeinsam Schritte der „Lösungen“ erarbeiten und gehen Begleitung beim „Trainieren“ neuer Verhaltensmuster Verhaltensbeobachtung und –beschreibung Freizeitpädagogische Unterstützung Begleitung in der persönlichen Entwicklung „Ablösungsthemen“, jugendspezifische Themen Umgang mit Sexualität und Partnerschaft Verbesserung der Kommunikation und des Kontaktes zu den Gleichaltrigen (soziale Integration), evtl. Einbindung in eine Jugendgruppe Verbesserung der Kommunikation und des Kontaktes zu den Eltern und Geschwistern Gespräche mit den Eltern über die Verbesserung der Erziehungspraxis Gespräche mit Klassenlehrer, Ausbildungsbetrieb Hausaufgabenbetreuung, Lernen für Klassenarbeiten, usw. ... DIE STIFTUNG HL. KREUZ ... Erziehungshilfe im Wandel ... Seit 1932 bestand in Cloppenburg eine Initiative zur Gründung eines „Waisenhauses“. Durch die nationalsozialistische Volkswohlfahrt, die alle konfessionellen Planungen dieser Art ablehnte, und den 2. Weltkrieg konnte erst 1946 die Stiftung „Heilig Kreuz“ ins Leben gerufen werden. Maßgeblich beteiligt waren Herr Dechant Meyer, Pfarrer von St. Andreas, und Herr Amtsgerichtsdirektor Ostmann. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 24 von 26 Sinn der milden katholischen Stiftung war es, wie aus § 1 der Satzung hervorgeht u. a. „...den Waisenkindern nach Möglichkeit das Elternhaus zu ersetzen und sie zu brauchbaren Mitgliedern der menschlichen Gesellschaft zu erziehen...“. Durch großzügige Spenden und Übereignungen von landwirtschaftlichen Flächen sowie durch das Angebot, das Herrenhaus des Gutes Vehr (bei Quakenbrück) vorübergehend nutzen zu dürfen, konnte mit der sozialen Arbeit der Stiftung und der Betreuung von Kindern und Jugendlichen durch Ordensschwestern (Thuiner Franziskanerinnen) begonnen werden. Die Beschaffung von Baumaterialien und die Geldentwertung der Nachkriegsjahre waren große Hindernisse beim Aufbau eines Waisenhausgebäudes in Cloppenburg-Stapelfeld. Viele „Kollekten“, Haussammlungen, Spenden von Getreide bei guten Ernten, Vermächtnisse der im Krieg gefallenen Söhne und Väter und die Bereitschaft von Firmen, 500 Ladungen mit Baumaterial kostenlos zu transportieren, machten im Mai 1950 den ersten Spatenstich des „Waisenhauses“ möglich. 1953 war der Neubau in Cloppenburg-Stapelfeld fertig. 70 Kinder und Jugendliche zogen in die 11 Schlafräume des Heimes ein. Nach der kompletten Fertigstellung des Gebäudes lebten im Haus durchschnittlich 140 Waisenkinder, davon manchmal bis zu 30 Säuglinge. Als 1964 die Kinderzahl über 180 stieg, musste die Grundschule des Ortsteils erweitert werden. Inzwischen waren es nicht mehr wie zu Beginn „Waisenkinder“, sondern Kinderund Jugendliche, die aus „problematischen Erziehungssituationen“ kamen und die oft verhaltensauffällig waren. 1975 siedelte das „Kinderheim Heilig Kreuz“ von Cloppenburg-Stapelfeld in die umgebaute „JUGENDBURG St. Michael“ in Cloppenburg-Bethen. Hier war vorher ein katholisches Internat für Gymnasiasten untergebracht, die in Cloppenburg das Clemens-AugustGymnasium besuchten. In eigens errichteten neuen „Wohngruppen-Häusern“ (je 10 Plätze) auf dem neuen Heimgelände und im Hauptgebäude der „JUGENDBURG Heilig Kreuz“ an der St.-MichaelStraße war insgesamt Platz für 90 Kinder und Jugendliche. Die Ordensschwestern der Thuiner Franziskanerinnen leiteten die Einrichtung und arbeiteten in der erzieherischen Praxis der Wohngruppen, die sich dann konzeptionell am heilpädagogischen Konzept des Münchener Waisenhauses von Andreas Mehringer orientierten. Die „Heimkampagne“ (ausgelöst durch die „linke Bewegung“ Ende der 60er Jahre, die ihre erste nachhaltig bekannt gewordene Aktion im hessischen Landesfürsorgeheim „Staffelberg“ 1969 inszenierte) und die kritische Auseinandersetzung mit der Erziehungspraxis in großen, meist „autoritär“ geführten Heimeinrichtungen, führte zu strukturellen Veränderungen in der Erziehungspraxis der Kinder- und Jugendheime. Die Einrichtungen wurden in den 70er Jahren kleiner, heilpädagogisch und therapeutisch orientierter, fachlich qualifizierter und im Angebot differenzierter. So „schrumpfte“ auch die „JUGENDBURG Heilig Kreuz“ in den 70er und 80er Jahren von einer „großen Heimeinrichtung“ auf eine Größe von 4 Wohngruppen auf dem Heimgelände in Cloppenburg-Bethen zusammen mit 36 Plätzen und qualifizierte sich fachlich weiter, um den geänderten sozialpädagogischen Anforderungen gerecht zu werden. 1988 wurde dann mit der „Außenwohngruppe Forstweg“ die erste Heimgruppe für 6 männliche Jugendliche „dezentralisiert“. 1989 zogen 3 Wohngruppen in die Innenstadt von Cloppenburg auf das ehemalige Gelände des St. Vincenzhauses an der Soestenstraße. Das St. Vincenzhaus übernahm das Heimgelände der JUGENDBURG an der St.-Michael-Straße und konnte sich hier in der räumlichen Ausdehnung weiterentwickeln. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 25 von 26 Die Ordensschwestern verließen 1989 die JUGENDBURG Heilig Kreuz zum 31.07., denn der Konvent war auf Grund der kleinen Größe nicht mehr haltbar. Ein wesentlicher Schritt hin zur Normalisierung der Lebensbedingungen war zudem für die Wohngruppen, dass sie als „Selbstversorger-Gruppen“ die Haushaltsführung (Kochen, Waschen, usw. ...) übernahmen. Die JUGENDBURG Heilig Kreuz orientierte sich in den 90er Jahren fachlich an sozialtherapeutischen und systemischen Konzepten sozialer Arbeit. Die stärkere Einbeziehung der Eltern und Familien in die Hilfsprozesse war ein wesentlicher Punkt der Weiterentwicklung, ebenso die Weiterentwicklung freizeit- und erlebnispädagogischer Ansätze. Familientherapeut, Psychologische Beratung und Freizeitpädagogin wurde im Begleitenden Dienst etabliert. 1991 wurde erstmals in Kooperation mit der Fachklinik St. Vitus GmbH in Visbek ein Kind aufgenommen, dessen Mutter eine stationäre Suchtbehandlung in der Klinik wahrnahm. Das Konzept der „Mutter-Kind-Therapie“ wurde in den folgenden Jahren weiterentwickelt, weil die Notwendigkeit der sozialpädagogischen und therapeutischen Begleitung der „Kinder von suchtkranken Müttern“ gesehen wurde (Co-Abhängigkeit der Familie). 1994 sind die 3 auf dem „Heimgelände“ an der Soestenstraße verbliebenen alters- und geschlechtsgemischten Wohngruppen in verschiedene Stadtteile gezogen. Es wurden für diesen Zweck neue Wohngruppenhäuser gebaut, bzw. umgebaut. Die „Lebenswelt“ Heim fand nun ausschließlich in dezentralisierten „Außenwohngruppen“ statt, die in Wohnstraßen mit aktiven Nachbarschaften integriert wurden (Sonnenblumenstraße, Schaalseeweg, St.Georg-Straße, Forstweg). Die Leitung der JUGENDBURG Heilig Kreuz befindet sich seit Anfang 1995 wieder in den Räumen an der St.-Michael-Straße in Cloppenburg-Bethen. 1997 wurde die sozialpädagogische Tagesgruppe „Mittendrin“ in der Sonnenblumenstraße eingerichtet. Zugleich wurde ein Fachdienst für ambulante sozialpädagogische Maßnahme und „Betreute Wohnformen“ eingerichtet. Die Tagesgruppe zog im Jahr 1999 in ein größeres Gebäude in die Sperlingstraße 14 in Cloppenburg. Die stationären Wohngruppen sowie der Fachdienst „ambulante Hilfen / Betreute Wohnformen“ wurden von August 2000 bis Dezember 2002 im Rahmen einer Einrichtungsfusion mit dem St. Vincenzhaus als Jugendhilfeabteilung im St. Vincenzhaus geführt. Seit Januar 2003 sind die sozialtherapeutischen Wohngruppen „Schaalseeweg 5“ und „Sonnenblumenstraße 5“ sowie der „ambulante Bereich / Betreute Wohnformen“ wieder in Trägerschaft der JUGENDBURG Heilig Kreuz.Dieser „historische Ablauf“ macht deutlich, dass Erziehungshilfe ein „bewegtes und bewegendes Feld“ ist, das sich immer wieder den neuen Herausforderungen stellt, ohne zugleich die eigenen Wurzeln zu vergessen. Erziehungshilfe und Jugendhilfe wandelten sich in der JUGENDBURG Heilig Kreuz vom Waisenhaus mit 180 Kindern und Jugendlichen hin zu einer differenzierten ambulanten, teilstationären und stationären dezentralisierten Angebotsstruktur für zur Zeit insgesamt 36 Kinder, Jugendliche und junge Volljährige. Die Geschichte der Einrichtung ist auch die Geschichte der vielen Menschen, die in dieser „Einrichtung“ lebten und arbeiteten: viele Menschen, die sich hier für psychosozial benachteiligte Kinder und Jugendliche engagierten - als Förderer, Verantwortliche und Mitarbeiter sowie viele Menschen, die hier „Teile ihrer Kindheit oder Jugend“ verbrachten, oder aber hier ihre gesamte Kindheit und Jugend verlebten. Allen gemeinsam ist die „gemeinsame Erfahrung“ und die eigene persönliche Entwicklung. Stand: Februar 2005 Konzeption JUGENDBURG – Stiftung Hl. Kreuz, Cloppenburg Seite 26 von 26 Das Ganze ist immer mehr als die Summe aller Teile. Ihr sagt: „Der Umgang mit Kindern ermüdet uns.“ Ihr habt recht. Ihr sagt: „ Denn wir müssen zu ihrer Begriffswelt hinuntersteigen. Hinuntersteigen, uns herabneigen, beugen, kleiner machen.“ Ihr irrt euch. Nicht das ermüdet uns. Sondern – dass wir zu ihren Gefühlen emporklimmen müssen. Emporklimmen, uns ausstrecken, auf die Zehenspitzen stellen, hinlangen. Um nicht zu verletzen.“ (Janusz Korczak, poln. Arzt u. Pädagoge, * 1878, im KZ Treblinka 1942 ermordet) Stand: Februar 2005