Konzept zur milieutherapeutischen Umgestaltung der Aufnahmestationen Haus 12 und 13 Von Dr. med. Klaus Maria Perrar, Oberarzt Abteilung für Gerontopsychiatrie, RK Düren Mitglied der Deutschen Expertengruppe Dementenbetreuung e.V. und des Expertenbeirates der Bundesarbeitsgemeinschaft Hospiz e.V. Die gerontopsychiatrischen Aufnahmestationen Haus 12 und 13 versorgen mit je 21 Behandlungsplätzen eine zunehmende Anzahl psychisch kranker alter Menschen. Der Schwerpunkt des stationären Angebotes liegt auf der Behandlung und Pflege von Menschen mit Demenz und/oder akuten Verwirrtheitszuständen. Neben den bekannten Symptomen der Vergesslichkeit, des gestörten Denk- und Urteilsvermögens leiden Sekundärsymptomen lauftendenzen, diese wie Patienten häufig Aggressivität, ausgeprägte zusätzlich Wahnerleben, Unruhezustände, an so genannten Halluzinationen, gestörtem Weg- Tag/Nachtrhythmus, Antriebsstörungen, affektiven Störungen usw. Diese begleitenden Symptome sind in aller Regel der Aufnahmegrund in unsere Klinik. In den letzten Jahren zeigt sich darüber hinaus eine Zunahme an Patienten, die besondere Herausforderungen an die Therapie und Pflege mit sich brachten. So mussten regelmäßig demente/delirante Menschen behandelt werden, deren Haut eine MRSA Besiedlung aufwiesen. Im Weiteren nahm die Anzahl an psychiatrisch behandlungsbedürftigen alten Menschen deutlich zu, die gleichzeitig an onkologischen Erkrankungen litten. Diese Menschen erfordern eine intensive Auseinandersetzung mit einer würdigen Sterbebegleitung in der Gerontopsychiatrie (vgl. Perrar, 2005). Problemstellung Die bauliche Substanz der beiden Pavillionbauten stammt aus den 60er Jahren. Durch den Einbau neuer Fenster sowie Brandschutztüren auf der einen Seite und aufgrund sich verändernder Anforderungen durch die Krankenhausbauverordnung bzw. Hygienerichtlinien auf der anderen Seite ergab sich ein erheblicher Renovierungs- bzw. Modernisierungsbedarf. Die die Stationen verbindende, überdachte Terrasse sowie die Dächer müssen zum Erhalt der Bausubstanz dringend saniert werden. Die elektrische Versorgung ist am Rande ihrer Kapazität, Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 2 eine erforderliche Schwesternrufanlage ist nicht vorhanden. Ebenso fehlen Telefonoder Fernsehanschlüsse in den Patientenzimmern. Die Lüftung insbesondere der Duschen funktioniert nicht mehr zufrieden stellend. Die Böden sind teilweise ausbesserungsbedürftig bzw. der Untergrund ist stellenweise zu erneuern. Magazin, Lagerungsraum, Umkleide entsprechen einer immer wieder Improvisationen erfordernden Mischnutzung. Aspekte des Nichtraucherschutzes sind umzusetzen. Es herrschte schnell Einigkeit darüber, die anstehenden Renovierungsmaßnahmen intelligent und effizient dazu zu nutzen, das Angebot der Klinik für die Patienten zukunftsorientiert und dauerhaft zu verbessern. Für die zuvor beschriebenen Menschen mit Demenz - mit ihren zum Teil gravierenden so genannten Verhaltensauffälligkeiten - wird der alleinige Einsatz von Psychopharmaka seit längerem als unzureichend angesehen. Es besteht allgemein Überseinstimmung, dass erst die Kombination baulich-milieutherapeutischer Aspekte mit denen einer besonderen Beziehungsgestaltung in Therapie und Pflege von Menschen mit Demenz „symptom“-vermindernd ist. Erst in einem solchen Kontext vermag eine differenzierte Psychopharmakologie erfolgreich – das heißt die Lebensqualität fördernd - sein. Vor dem Hintergrund einer solchen milieutherapeutischen Schwerpunktsetzung lag es nahe, die renommierte Architektin Sibylle Heeg von der Universität Stuttgart zu beauftragen, einen ersten Entwurf zur milieutherapeutischen Umgestaltung der beiden Häuser vorzulegen. Frau Heeg ist durch ihre Projektarbeiten für das Sozialministerium Baden-Württemberg sowie das Bundesministerium für Familie, Soziales, Frauen und Senioren national bekannt (vgl. z.B. Sozialministerium BadenWürttemberg, 2000) Über die Social Design GmbH berät sie Einrichtungen in der speziellen Gestaltung räumlicher Umgebungen für Demenzkranke. Diesbezüglich liegen von ihr zahlreiche Veröffentlichungen vor (vgl. z.B. Bezugnahme in den Berichten des BMFSFJ, 2001, 2003). Für die Gradmann-Stiftung hat sie in Stuttgart ein auch international viel beachtetes Modellprojekt zur stationären und teilstationären Pflege von Menschen mit Demenz konzipiert und umgesetzt. Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 3 Zur Konkretisierung des Konzeptentwurfes für die Umbaumaßnahme Haus 12-13 wurde ein Arbeitskreis ins Leben gerufen, an dem neben den Mitgliedern der Betriebsleitung der Rheinischen Kliniken Düren die pflegerischen Abteilungs- und Stationsleitungen, der Oberarzt der Abteilung als inhaltlicher Leiter des Projektes, der Leiter und Mitarbeiter der technischen Abteilung als technische Projektleitung, der mit der Umsetzung beauftragte Architekt, die Fachingenieure für Elektro und Sanitär, der Brandschutzbeauftragte und der Hygienepfleger der Klinik beteiligt waren. Zu speziellen Fragen wurden Kreisgesundheitsamtes hinzu darüber hinaus gezogen. Mitarbeiter des Rahmen eines Im zuständigen intensiven Diskussionsprozesses gelang es, den Entwurf von Frau Heeg auf die konkreten Gegebenheiten der Dürener Klinik herunterzubrechen und aktuelle technische Entwicklungen mit in die Planung einzubeziehen. Die Ergebnisse dieser Arbeitsgruppe sollen im Folgenden skizziert werden. Die Beschreibung folgt im Wesentlichen funktionalen Aspekten, wie sie von Fachleuten in der Diskussion um eine der Demenzen entsprechende Gestaltung der Umgebung gefordert werden. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass das Farb-, Licht- und Akustikkonzept durch die Verbesserung der innenarchitektonischen Arbeitsumgebung auch die Arbeitszufriedenheit des Personals heben wird. Das Lichtkonzept Alte Menschen können nicht nur durch Veränderungen der Sehstärke schlechter sehen. Der Glaskörper des Auges trübt sich ein, die Hell-/Dunkelanpassung ist verzögert. Kontraste – vor allem Dingen auf dem Boden – werden falsch eingeschätzt (meistens als Stufe). Je nach Stadium der Demenz kann das dreidimensionale Sehen so verändert sein, dass die Tiefenwahrnehmung und das Sehen im Randbereich deutlich eingeschränkt sind. Die Folge können Halluzinationen, Ängste, sekundärer Wahn oder Stürze sein. Untersuchungen der Hamburger Elektrizitätswerke zeigen, dass eine hohe Beleuchtungsstärke (500 LUX in der Höhe von 0,85m) sowie eine gute Ausleuchtung und Blendfreiheit in den wesentlichen Bereichen von Einrichtungen das Wohlbefinden der Patienten erheblich steigern können. Das Konzept sieht in den Wohn-, Ess-, Aufenthalts-, Flur-, Zimmerbereichen eine blendfreie Beleuchtung vor, die diese Vorgaben einhält, ohne Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 4 zu einer Schattengebung zu führen (sog. „Mildes Licht“). Die Beleuchtungsstärke wird z.B. in den Flurbereichen automatisch an die tageszeitlichen Gegebenheiten angepasst. Darüber hinaus kann das Licht durch das Pflegepersonal für bestimmte Anlässe gedimmt werden. Hell-/Dunkelübergänge werden vermieden. Tagsüber wird, wo möglich die natürliche Helligkeit genutzt. In der Nacht dimmt das Licht automatisch hoch. Die beiden Bauten verfügen über je zwei Atrien im Flurbereich. Diese werden im Rahmen der Dachsanierung mit einer Kuppel versehen und dienen den Patienten als Sitzgelegenheit. Geplant ist im weiteren, die Gestaltung der Atrien mit Pflanzen, Hochbeeten und Wassersäulen zur sensorischen Anregung. Eine Besonderheit des Lichtkonzeptes stellt die Nachtschaltung der Patientenzimmer dar. Mittels an den Betten ausgerichteter Bewegungsmelder fährt in den Zimmern das Licht langsam auf eine geringe Beleuchtungsstärke hoch (10-15 Lux auf Bodenhöhe), sobald ein Patient aufsteht. Diese Lichtstärke leuchtet den Raum ausreichend aus, ohne die Bettnachbarn insbesondere in den Nachbarbetten wesentlich zu stören. Wir gehen davon aus, dass diese Maßnahme die Sturzgefahr erheblich vermindert. Mit dem Hochfahren geht eine Meldung an die Pflegekraft im Pflegestützpunkt bzw. in den Flurbereich, die so über das Aufstehen (der ja meist sehr verwirrten Patienten) informiert wird. Legt sich der Patient wieder hin, so fährt nach einer einstellbaren Zeit das Licht wieder herunter. Die Meldung muss allerdings auf jeden Fall vor Ort vom Personal quittiert werden. Will das Pflegepersonal das Zimmer betreten, ohne dass das Licht hochfährt (z.B. bei den Kontrollgängen), so kann außerhalb des Zimmers ein gesonderter Schalter betätigt werden, der das Hochfahren für eine vorgegebene Zeit (z.B. 2 Minuten) unterbindet. Nach dieser Zeit aktiviert sich die Anlage wieder von selber. Für Notfälle oder in anderen Situationen, die der vollen Beleuchtung bedürfen, kann über einen separaten Schalter im Zimmer das Licht sofort auf die maximale Einstellung hochgefahren werden. Beim Betreten der Duschen/WC’s fährt ebenfalls das Licht automatisch und altersentsprechend langsam hoch. Auch hier gibt es in der Nacht eine Meldung an das Pflegepersonal. Das Farbkonzept Für die Farbgestaltung wurden nicht nur freundliche und warme Pastell-Farben genommen, sie werden auch intelligent eingesetzt. Demenzkranke fühlen sich in Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 5 fremden Umgebungen schnell verunsichert und ängstlich. Sie wollen dann „nach Hause“, wo immer das auch in ihrer Erinnerung ist. In der Folge gehen sie Tür für Tür ab und suchen einen Ausgang. Zur Behandlungsqualität Demenzkranker gehört das Vermeiden von Stress und negativen Emotionen. Das Vorhandensein verschlossener Türen (z.B. die Türen der Funktionsräume, Ausgangstüren) fördert das Fremdheitsgefühl, verstärkt das „Nach-Hause-Wollen“. Mit einem differenzierten Farbkonzept sollen diese Situationen entschärft werden. So werden Türen, Zargen, Türknöpfe (keine Drücker) aller Funktionsräume in dem gleichen Vanillegelb gehalten wie die Wände. Sie haben für den Patienten dadurch nahezu keinen Aufforderungscharakter. Auch die Ausgangstüren werden von innen kontrastarm gehalten. Dagegen werden die Türen der Patientenzimmer in einem wohnlichen Bucheton gehalten. Ein kontrastierender, weinroter Drehknauf erschwert allerdings den spontanen Zugang. Dieser Kompromiss ist notwendig, damit nächtliche „Wanderer“ nicht permanent die anderen Mitpatienten in der Nachtruhe stören. Die Toilettentüren/Duschen sind blau ausgeführt. Der Drücker ist ebenfalls kontrastierend in Blau gehalten, die Türzargen in Dunkelgrau. In den Toiletten/Duschen setzt sich das Farbkonzept fort. So sind Haltegriffe, Duschstuhl, Toilettenbrille in einem kontrastierendem Anthrazit gehalten. Auch das behindertengerechte Waschbecken ist grau. Diese Farben weichen etwas vom ursprünglichen Konzept von Frau Heeg ab. Dies wurde jedoch unterstreichen notwendig, (im um Unterschied einerseits zu dem einen sonst wohnlichen üblichen Charakter zu unpersönlichen Krankenhauscharakter), andererseits um die einzelnen Farben auch harmonisch farblich aufeinander abstimmen zu können (bei einer auf alle Teile bezogen eher eingeschränkten Farbauswahl). Der überwiegende Farbton der Wände und Decken ist ein Vanillegelb, allerdings in unterschiedlichen Tönungen (Decken heller als Wände, Innenwände des Flurs dunkler als Außenwände). Soweit Downlights an der Decke vorgesehen sind, sind sie auch in einem Gelbton gehalten. Der kontrastierende Handlauf in den Fluren ist weinrot, passend zu den Türdrückern/Drehknäufen der Zimmer, die von den Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 6 Patienten auch betreten werden sollen (der Handlauf aus Holz konnte aus Brandschutzgründen leider nicht beibehalten werden). Schalter, die durch die Patienten genutzt werden sollen, sind in den Zimmern einem Grau gehalten. Die anderen Schalter/Steckdosen in einem der gelben Farbe entsprechendem Elfenbein. Die Böden sind in einem erdigen, nur leicht marmorierten nicht spiegelndem Sandbraun gehalten. Er vermittelt Trittsicherheit, wirkt durch die leichte Marmorierung aufgelockert, ohne durch eine zu starke Musterung dazu zu verleiten, nicht vorhandene Gegenstände vom Boden aufzusammeln. Im gesamten Mitteltrakt sowie im Tages- und Essbereich ist ein Parkettboden vorgesehen. Er geht nahezu kontrastlos in den Linoleumboden über. Es wird ein Boden mit einem speziellen Unterbau verlegt werden, der bei Stürzen einen Teil der Aufprallenergie absorbieren kann. Erfahrungen aus anderen Kliniken haben gezeigt, dass diese Böden die Frakturgefahr erheblich vermindern. Das Akustikkonzept In den letzten Jahren werden vermehrt fortgeschritten Demenzkranke eingewiesen, die permanent rufen, schreien oder unartikulierte Töne von sich geben. Lange Flure, große Tages- und Essbereiche führen zu einer Verstärkung dieser unangenehmen Geräusche. Eine solche Geräuschkulisse verstärkt häufig die Unruhe der anderen Patienten und trägt zu einer größeren Arbeitsbelastung bei. Die Duschen/Toiletten sind sehr hallig und wirken deshalb bei Betreten zunächst bedrückend, demente Menschen verweigern so häufig die Körperpflege. Andererseits liefert die wissenschaftliche Forschung zunehmend Belege für die positive Auswirkung von Musik und Gesang. Das akustische Konzept sieht deshalb über die gezielte Deckenbedämpfung in kritischen Bereichen (Tages-/Essbereich; Duschen) hinaus eine Ausführung der Schwesternrufanlage dergestalt vor, dass in getrennten Bereichen unterschiedliche Musikprogramme (kein Radio!) gespielt werden können. So wird es in den Patientenzimmern, in den Toiletten/Duschen, in den Atrien/Flurbereichen, im Wohn- und Essbereich möglich sein, zwischen sechs verschiedenen, zentral vorgegebenen Programmen zu wählen. Durch eine gezielte und getrennte Ansteuerbarkeit sowie eine entsprechende Lautstärkeregelung vor Ort wird eine akustische Überreizung verhindert. Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 7 Der Therapiebereich/Mitteltrakt Zahlreiche therapeutische Angebote so z.B. Ergotherapie, Sporttherapie finden außerhalb der Stationen statt. Neben den Wegen, die Patienten müssen angezogen und begleitet werden, führt dies immer wieder zu Irritation besonders bei den Demenzkranken. Für die Therapien, die auf der Station stattfinden, muss jedes Mal der Essraum umgeräumt werden. Verursacht durch die große Renovierungsbedürftigkeit der die Stationen verbindenden überdachten Terrasse wurde an ihrer Stelle als weitere bauliche Maßnahme die Erstellung eines Therapietraktes zwischen den beiden Stationen geplant (für die anderen bislang beschriebenen Maßnahmen sind - abgesehen vom Dach - keine Eingriffe in die Bausubstanz notwendig). Dieser hatte in dem von Frau Heeg vorgelegten Konzept noch keine Berücksichtigung finden können. Die beiden Stationen werden nun durch einen Flur verbunden. Rechts und links gehen die Therapieräume ab. Der Zugang zum Ergotherapieraum und Sport/Musiktherapieraum ist bewusst durch große Fenster bzw. Glastüren offen gehalten. So ist es möglich, „offene“ Gruppen anzubieten, d.h., der Demenzkranke muss nicht mühsam zu Teilnahme überredet werden, sondern kann sich „spontan“ dem Angebot zuwenden. Dies fördert sein Selbstwert- und Autonomiegefühl. Daneben werden wie gewohnt „geschlossene“ Gruppen angeboten. Diese Räume stehen auch für die sonstigen Angebote wie z.B. die heilige Messe zur Verfügung. Die Räume werden entsprechend den ergotherapeutischen Erkenntnissen ausgestattet (Küchenzeile, PC-unterstütztes Gedächtnistraining, große Sitz- und Arbeitsmöglichkeiten für Gruppenarbeiten). In einer Vitrine im Flurbereich können ausgestellte Exponate die Aufmerksamkeit der Patienten wecken. Beide Therapieräume haben einen hohen Anteil einer natürlichen Beleuchtung und sind in das Licht- und Akustikkonzept mit einbezogen. Ein weiterer, kleinerer Raum steht den Krankengymnasten und Bewegungstherapeuten für spezielle Übungen zur Verfügung. Er ist als Snoezelenraum konzipiert und dient neben der therapeutischen Nutzung einem Entspannungs- Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 8 angebot in einer multisensorisch angenehmen Umgebung. Kernstück ist ein so genanntes Wasserklangbett. An der Decke ist ein spezieller Sternenhimmel integriert. Zum Garten hin findet der Therapietrakt Abschluss in einen großen Besucherraum. Die jetzigen, eher multifunktionell genutzten Besucherräume der beiden Stationen werden so deutlich entlastet. Wegen dieser Mehrfachnutzung waren sie faktisch als Besucherräume kaum noch zu nutzen. In dem neu entstehenden Raum, der aufgrund seiner großen Fensterflächen den Charakter eines Wintergartens hat, soll auch für (Fach-)Vorträge, Angehörigengruppen oder auch größere Angebote für beide Stationen dienen (Tanzcafé, Weihnachtsfeier usw.). Der Raum kann zum Garten hin geöffnet werden. Der Mitteltrakt kann durch eine gesonderte Tür betreten werden. Das Sicherheitskonzept Das Konzept wurde eng mit dem Brandschutzbeaufragten, der Feuerwehr, dem Hygienepfleger der Klinik und dem Hygieneingenieur des Kreisgesundheitsamtes abgesprochen. Alle Ausgangstüren erhalten ein Warnsystem, welches bei Nichtabschließen sofort Alarm gibt. Da die Zahl der extrem weglaufgefährdeten, verwirrten Patienten in unserem Klientel in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, bringt dieses System zusätzlich Sicherheit, ohne die Patienten in irgendeiner Weise einschränken zu müssen. Andere Systeme – z.B. Sensorsysteme oder so genannter „Wegläufer“schutz - haben sich für unsere Belange als nicht sinnvoll herausgestellt. Die Rundwege Demenzkranke können im Rahmen ihres Bewegungsbedürfnisses am Tag mehrere Kilometer zurücklegen. Zum Erhalt ihres Selbstwertgefühls und zur Bewegungsfreiheit macht es Sinn, ihnen in einer Einrichtung die entsprechenden Wege zur Verfügung zu stellen. So verfügen beide Stationen über mehrere Rundwege, die so angelegt sind, dass die „Wanderer“ immer wieder auf andere Patienten, Sitzgelegenheiten, Pflanzen, Bilder, Aromaspender, Wassersäulen und andere, sensorisch interessante Dinge stoßen. Im Rahmen des Farbkonzeptes Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 9 werden diese „interessanten“, szenisch gestalteten Bereiche eher hervorgehoben. Die Rundwege sind in das Licht- und Akustikkonzept mit einbezogen. Das Gartenkonzept Die Gartenanlage und insbesondere die Teichanlage sind seit ihrer Gestaltung vor 20 Jahren ebenfalls überarbeitungsbedürftig. Der Garten ist noch recht arbeitsintensiv zu pflegen, die Böden der Rundwege sind schadhaft und die Zaunanlage reparaturbedürftig. Darüber hinaus ist davon auszugehen, dass die Renovierungsmaßnahmen – notgedrungen – die Anlage in Mitleidenschaft ziehen werden. Das für den Innenbau gedachte Konzept soll im Bereich des Gartens seine Fortsetzung finden. So soll sich dessen Gestaltung an bereits vorliegenden Aspekten zum Beispiel der Sinnesgärten für Menschen mit Demenz orientieren. Die Terrassen erhalten eine schirmartige Überdachung und ersetzen so die jetzt weg fallende Terrasse. Sonstige Aspekte Im Weiteren sollen einige Einzelaspekte des Konzeptes kursorisch erwähnt werden: Da die Angehörigen selber oft auch gebrechlich sein können, erhalten beide Stationen eine behindertengerechte Besuchertoilette (Umbau der vorhandenen Besuchertoilette). Alle Betten erhalten eine Schwesternrufanlage mit kontrastierendem Schalter, einen Telefonanschluss und für einen zukünftige Nutzung optional einen Fernsehanschluss. Die Stromanschlüsse in den Fluren wird so ausgeführt, dass an längeren Wänden Aromaverbreiter, Lichtfaservorhänge, haptische oder interaktive Medien usw. angebracht werden können. So können die Flure variabel und sinnanregend gestaltet werden. Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 10 Die Duschen, Zimmer erhalten behindertengerechte Spiegelschränke (Neigung, Haltegriffe). Als Nebeneffekt nehmen diese Spiegelsysteme die für die Pflege benötigten Utensilien auf. So werden längere Wege minimiert. Zum dauerhaften Erhalt der Station und Schonung von Ressourcen werden die Patientenzimmer rundherum mit einer farblich auf das Konzept abgestimmten Paneele versehen. Sie ist stoßfest und abwaschbar. Darüber hinaus nimmt sie die Steckdosen, Schalter usw. so auf, dass sie vor unbeabsichtigter Beschädigung geschützt sind. So werden die ansonsten regelmäßig notwendigen Folgearbeiten minimiert. Die Arbeitsbedingung werden dahingehend verbessert, dass getrennte Umkleiden, Raucher/Nichtraucherbereiche, getrennte Besprechungsräume vorgesehen sind. Darüber hinaus soll eine DECT-Anlage die Kommunikation unter den Pflegekräften verbessern. Die Signale der Schwesternrufanlage sollen auf die Telefonanlage aufgeschaltet werden. Sie wird so ausgelegt, dass sie auch im Garten funktioniert, der so intensiver – insbesondere in Zeiten personeller Engpässe - genutzt werden kann. Zum jetzigen Zeitpunkt stehen einzelne Betten noch vor den Heizkörpern. Die Heizkörper werden im Rahmen der Renovierung verlegt. Armaturen usw., die von den Patienten genutzt werden sollen, werden in einem dieser Altersgruppe entsprechendem Design ausgeführt. Beide Stationen halten bislang keine Zimmer vor, die den Standards von Wahlleistungsvereinbarungen entsprechen. Zwei Zimmer werden mit einer innen liegenden Dusche/Toilette entsprechend ausgestattet. Die Zahl an gerontopsychiatrischen Patienten, die eine MRSA-Besiedlung haben und die deshalb isoliert werden müssen, hat in der letzten Zeit zugenommen. Auf beiden Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005 11 Stationen wird ein Zimmer mit einer Schleuse versehen, die Kontaminationen verhindern. Die Zunahme an gleichzeitig palliativmedizinisch behandlungsbedürftigen Patienten mit Demenz und/oder akuten Verwirrtheitszuständen stellen eine besondere Herausforderung an die Behandlung, Pflege und Begleitung dieser Menschen und ihrer Angehörigen dar. So erscheint eine erhöhte Anforderung an ein Stück „Privatheit“ sowie Rückzugsmöglichkeiten für diese Patienten bzw. deren Angehörigen auch auf einer gerontopsychiatrischen Aufnahmestation gegeben. Ein Zimmer direkt in der Nähe des Teamzimmers wird so gestaltet, dass diese Möglichkeiten vorhanden sind. Den Angehörigen kann so ein „rooming-in“ angeboten werden. Literatur: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (Hrsg.) 2001. Dritter Bericht zur Lage der älteren Generation, Bonn Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. (Hrsg.) 2003. Vierter Bericht zur Lage der älteren Generation, Bonn Perrar, K.M. 2005. Sterbebegleitung und Gerontopsychiatrie. Die Hospiz-Zeitschrift. 7 Sonderausgabe 01/2005, 15-16 Sozialministerium Baden-Württemberg (Hrsg.) 2000. Weiterentwicklung der Versorgungskonzepte für Demenzkranke in (teil-)stationären Altenhilfeeinrichtungen. Stuttgart Vergleiche auch zu der behandelten Thematik diverse Veröffentlichungen des Kuratoriums Deutsche Altershilfe, Köln Dr. Perrar: Konzept Haus 12-13 Rheinische Kliniken Düren; Stand 06-2005