StOP Behandlung des akuten Myokardinfarktes Diagnose bei typischer Klinik: AP mit/ohne vegetativer Symptomatik und Infarktverdächtigen EKG-Veränderungen: o ST-Hebungen > 1mm in den Extremitätenableitungen und/oder o ST-Hebungen > 2mm in den Brustwandableitungen o oder bei neu aufgetretenen terminal negativen T-Wellen o oder bei typischer AP und neu aufgetretenem LSB Akut-PTCA: Therapie der Wahl, wenn schnell verfügbar . In Rücksprache mit Kardiologen. Tel. 4318 Fibrinolyse-Medikation : Falls Akut-PTCA nicht sofort möglich, nach Rücksprache mit Kardiologen. Alle Patienten unter 80 Jahren, bei höherem Alter nur nach Rücksprache, erhalten nach Diagnosesicherung bzw. bei hochgradigem Verdacht, nach Ausschluß der Kontraindikation, innerhalb der 6-Stundenfrist nach Auftreten des Schmerzmaximums eine i.v.-Lysetherapie mit Reteplase. Ausschlußkriterien für Fibrinolyse: floride bzw. rezidivierende Ulcera duodeni oder ventrikuli hämorrhagische Diathese isoliert oder bei hämatologisch-onkologischen Grunderkrankungen Z.n. apoplektischem Insult innerhalb der letzten 3 Monate (i.m. Spritzen < 5Tage ) Acetylsalicylsäure p.o.: Alle Patienten erhalten bereits am 1. Tag ASS als 500mg i.v. dann 100 bis 300mg (Aspirin) p.o./die übliche Ausschlußkriterien beachten ! zusätzlich wenn kein KJ Plavix (4Tbl. loading dose, dann 1 Tbl./die) Heparin : als Perfusor: 10 000 IE Heparin/50ml (entspricht 200IE/ml) 5000 IE i.v. als Bolus gewichtsabhängig mit 4 bis 5ml/h beginnend (entspricht 800 bis 1000IE/h) PTT von 60s angestrebt ! Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Chefarzt Dr. med. S. Kljucar Ltde. Oberärztin Dr. med. F. Liebenschütz Telefon: 030 / 3035 – 41 55 Telefax: 030 / 3035 – 41 59 Email: [email protected] Seite 1 von 3 Autor: Stand: Gültig bis: Datei: OÄ Dr. A. Santarelli Januar 2005 Januar 2006 75900696 StOP Behandlung des akuten Myokardinfarktes GP IIb/ IIIa- Rezeptorantagonisten : Nach Ansage der Kardiologen, s. StOP Betablocker p.o./i.v.: Bei fehlenden Ausschlußkriterien (s.o.) erfolgt bereits ab dem 1. Tag eine Gabe z.B. mit Beloc Zok (Metoprolol) zwischen 1x25 mg bis max. 1x100mg/die p.o. Bestehen bereits klinisch diskrete Anzeichen der Herzinsuffizienz, so wird diese Medikation nur nach Rücksprache verordnet. Die initiale i.v.-Gabe eines Betablockers erfolgt z.B. bei Anzeichen einer starken adrenergen Stimulation. Analgesie: Die Analgesie sollte stets mit Opioid-Agonisten erfolgen, mögliche Substanzen: Fentanyl, Dipidolor, Dolantin. Morphin ist aufgrund seines sedierenden und euphorisierenden Charakters und wegen seiner Vorlastsenkung der Vorrang zu geben ist. Dosierung: 2 bis 5mg Morphin i.v. in Abhängigkeit von Körpergewicht und AZ, in der Regel 3mg i.v. Sedierung: Insbesondere bei aufgeregten Patienten empfiehlt sich eine Basis-Sedierung mit Benzodiazepinen, z.B. Diazepam 5-5-10mg p.o. (CAVE: Atemdepression bei älteren Patienten). Nitrate i.v.: Alle anhaltend symptomatische Patienten erhalten Nitrate i.v. bis zur Beschwerdefreiheit als Perfusor: 50mg Glyceroltrinitrat (z.B. Nitro Pohl) / 50ml in der Regel zwischen 2-6 mg/h in Abhängigkeit von klinischer Symptomatik und arteriellem Blutdruck auch niedrigere bzw. höhere Dosierungen ! cave Hinterwandinfarkt und rechtsventrikulärer Infarkt ( RR-Abfall ) ! ACE-Hemmer: Frühzeitiger Einsatz, insbesondere bei VWI und /oder cardialer Dekompensation. Captopril 3x6,25 steigern bis max. 3x50mg oder bei Niereninsuffizienz Dynacil 1x2,5 bis 1x10mg. Krea-Kontrollen ! Calcium-Antagonisten p.o./i.v. Grundsätzlich: Eher keine Kalziumantagonisten bei akutem Herzinfarkt ! Initial können infarkttypische Veränderungen auch durch Koronarspasmus verursacht sein. Bei Verdacht auf diesen Mechanismus ist primär Nitro oder die orale Gabe z.B. von 10-20mg Nifedipin (Adalat) p.o. oder als angestochene Kapsel sublingual indiziert. Sollten sich die klinische Symptomatik und die EKG-Veränderungen nicht innerhalb von 15 min. zurückbilden, so wird wie unter 1. Verfahren Seite 2 von 3 StOP Behandlung des akuten Myokardinfarktes Antiarrhythmika (zusätzl. zu B-Blocker der bei Kontraindikation) : Eine antiarrhytmische Behandlung im Rahmen eines akuten Myocardinfarktes ist erst ab einer Häufung von folgenden Rhythmusstörungen indiziert: hämodynamisch relevanten VES / SVES Auftreten von Couplets/Salven und/oder Selbstlimitierenden bzw. anhaltenden Kammertachykardien. Als Medikament erster Wahl gilt Cordarex. Bevor eine weitere antiarrhythmische Behandlung erwogen wird, immer Ausgleich einer evtl. vorliegenden Hypokaliämie (mit KCI und Mg-Präparaten). Dabei ist ein Serum-K+ von mindestens 4,5 bis 5,0 mval/l anzustreben! Bitte ebenso eine Hypoxämie ausschließen (SpO2)! Eine orale antiarrhythmische Dauermedikation ausgenommen B-Blocker) nach akutem Myocardinfarkt erfolgt nur für jeden einzelnen Fall unter strenger Berücksichtigung von Nutzen und Risiko; eine generelle Festlegung kann es in diesem Zusammenhang nicht geben. Bezüglich einer prophylaktischen Medikation gilt allgemein ein restriktives Vorgehen aufgrund des pro-arrhythmischen Effektes der Antiarrhythmia. Neu aufgetretenes Vorhofflimmern im Rahmen eines akuten Myokardinfarktes wird primär mit Digitalispräparaten i.v./p.o. behandelt; ggf. erfolgt eine zusätzliche Medikation bei Notwendigkeit der Frequenz-Verlangsamung mit Cordarex nach Schema Möglichst keine Kalziumantagonisten bei akutem Herzinfarkt. Nicht transmuraler Myokardinfarkt : Therapie wie transmuraler Myocardinfarkt, ausgenommen Lysetherapie, da Diagnose i.d.R. anhand des Enzymverlaufes gestellt wird und somit das Intervall zu lange ist. Allgemeine Bemerkungen: Nach einer i.v.-Lysebehandlung wird bei der Mehrzahl aller Patienten eine invasive Diagnostik (Coronarangiographie in PTCA-Bereitschaft) erforderlich sein, da zu einem hohen Prozentsatz eine Reststenose im Infarktgefäß verbleibt. Bei insabiler Symptomatik und / oder Zeichen des kardiogenen Schocks, der sich unter der Fibrinolyse nicht bessert, besteht die Indikation zur Coronarangiographie bereits unter Umständen in den ersten Stunden nach Lysebehandlung. Bei komplikationslosem Verlauf Coronarangiographie innerhalb der ersten 5-11 Tage. Seite 3 von 3