Yvonne Gabriel 29.07.2000 Imagetool – „High-Tech für Patient und Arzt“ Mit fortschreitender Technologie ergeben sich völlig neue Perspektiven für das Gesundheitswesen. So werden zum Beispiel die teuren und umweltbelastenden Röntgenbild- und Mammographiearchive zunehmend von digitalen Bildarchiven, sogenannten PAC-Systemen (Picture Archiving and Communication) verdrängt. Aber auch als Hilfe bei der Diagnose gewisser Krankheiten helfen heutzutage schon Computerprogramme, d.h. Programme erstellen anhand der digital gespeicherten Bilder eine automatische Diagnose, welche allerdings noch von Ärzten überprüft wird. Programmiert man Applikationen für das Gesundheitswesen, so ist Geschwindigkeit zwar wichtig, im Vordergrund steht jedoch die Qualität der Produkte, da auch der kleinste Fehler verheerende Folgen haben kann. So ist die Absturzsicherheit der Anwendungen unverzichtbar, denn das Programm muss ständig verfügbar sein. Aber auch die kundengerechte Realisierung ist von großer Bedeutung, da die Bedienung einfach und schnell ausführbar sein muss. Daher wird die Produktentwicklung auf dem höchstmöglichen technologischen Niveau durchgeführt, das heißt es werden Standards und sichere Betriebssysteme verwendet, es wird auf Zertifikate geachtet und es werden besonders viele und umfassende Tests durchgeführt. Nicht zuletzt aufgrund dieser strengen Bedingungen bildet die pharmazeutische und medizinische Industrie einen recht eigenständigen und abgeschlossenen Forschungs- und Marktbereich. Ein weiterer Grund dafür dürfte jedoch auch in den besonders konservativen Verhaltensweisen in diesem Bereich liegen. So werden Neuentwicklungen eher skeptisch betrachtet und erst nach langen Testphasen akzeptiert und angewendet. Noch länger dauert es aber, bis gewisse Verfahren so etabliert sind, dass auch Krankenkassen eine solche Behandlung bezahlen. Da Krankenhäuser und ähnliche medizinische Einrichtungen ihr Geld aber hauptsächlich von den Krankenkassen beziehen, hängt auch der Verkauf neuer Technologien von diesen ab. Somit ist zu Beginn einer Entwicklung nicht sicher, ob und wann die Arbeit bezahlt wird. Yvonne Gabriel 29.07.2000 Im Vortrag von Imagetool wurde hauptsächlich auf die Anwendung digitaler Bildverarbeitung im Gesundheitswesen eingegangen. Wie schon erwähnt, werden heutzutage Röntgenbilder oder Mammographien digital gespeichert. Damit können sie natürlich auch zwischen verschiedenen medizinischen Einrichtungen verschickt werden. Dies passiert hauptsächlich über ISDN-Leitungen, über welche die Daten mit TCP/IP im Netzwerk zwischen den objektorientierten Datenbanken übertragen werden. Um die Übertragungszeiten und -kosten möglichst gering zu halten, wird permanent an Optimierungsmöglichkeiten gearbeitet. Zur Bildanalyse, also wenn Programme eine Diagnose erstellen, werden je nach Bildart und Problemstellung, die verschiedensten Techniken genutzt. So arbeitet man mit Muster- und Objekterkennung genauso wie mit Texturanalyse und Klassifikation. Hierbei sei erwähnt, dass ähnliche Verfahren auch zur automatischen Analyse von Oberflächendefekten in der Industrie verwendet werden. Da die medizinischen Abbildungen für eine gute Diagnose eine hohe Auflösung haben müssen, entstehen sehr schnell gewaltige Datenmengen, so dass die automatische Reduktion des Speichervolumens und der Datenübertragungszeiten mithilfe verschiedenster Bildkompressionsverfahren unverzichtbar ist. Hier ergibt sich das Problem, dass gewöhnliche Kompressionsverfahren Signale mit unregelmäßigen Störungen wie Rauschen nur in geringem Maße komprimieren können. Deshalb greift man im Bereich der Medizin auf verlustbehaftete Komprimierung zurück, bei der Teile der Informationen weggelassen werden, um den Rest besonders effektiv komprimieren zu können. Da jedoch sichergestellt werden muss, dass die Befundqualität erhalten bleibt, musste ein System gefunden werden, bei dem nicht gerade die wichtigen Informationen weggelassen werden. Hiezu wird zuerst eine Wavelettransformation durchgeführt, und erst dann werden bestimmte Informationen weggelassen. Die übrig gebliebenen Daten werden dann ohne weitere Verluste komprimiert. Auf diese Weise werden Kompressionsraten von bis zu Faktor 40 erreicht. Hier wird die Bedeutung der Mathematik besonders Wavelettransformation bildet. deutlich, welche die Grundlage für die Yvonne Gabriel 29.07.2000 Die Firma Imagetool wurde vor 3 Jahren in München gegründet und parallel in Berlin aufgebaut. Ihre Produkte sind eine Zusammensetzung aus digitaler Bildverarbeitung und Informations-Management. Die Basis der Firma ist das eigene Kern-Know-How der Mitarbeiter, welche meist direkt nach dem Studium in die Firma kamen. Um die grundsätzlich eigenen Erfindungen in fertige, qualitativ hochwertige Produkte zu entwickeln, müssen die Mitarbeiter alle bekannten Methoden der Bildverarbeitung kennen und die Entwicklung neuer Methoden permanent verfolgen und verstehen, so dass dann geprüft werden kann, ob und wie diese auf die eigenen Problemstellungen anwendbar sind. Allgemein ist bei Imagetool ein hohes Maß an Kreativität erforderlich. Imagetool setzt auf Wachstum durch Workflow und versucht, sowohl persönliche als auch gesellschaftliche Bedürfnisse mit hoher Effizienz zu befriedigen. Ein Beispiel der Produkte von Imagetools ist die Mikrokalkvisualisierung, die auch mittels einer Wavelettransformation stattfindet: Ein frühes Anzeichen für Brustkrebs ist die Mikroverkalkung. Diese ist zwar auf Mammographien zu sehen, jedoch mit bloßem Auge schwer erkennbar. Imagetool hat daraufhin ein Verfahren entwickelt, welches das automatische Hervorheben von Mikroverkalkungen als Hilfe für den Arzt ermöglicht. Hierbei wird ein Bild zuerst in eine diskretisierte Waveletdarstellung gebracht, welche dann anhand von speziellen Algorithmen verändert wird. Aus diesen veränderten Daten wird dann wiederum ein Bild erzeugt, auf dem der Mikrokalk hervorgehoben ist. Imagetool erhofft sich, bald ein Marktführer im Bereich der Medizininformatik und der Marktführer bei Computerassistierter Diagnostik zu sein. Auch plant die Firma, Partner von und Transferstation für universitäre Forschungseinrichtungen mit Schwerpunkten in Berlin und München zu werden. Obwohl die Entwicklung im Bereich der Bildkompression schon sehr weit ist, wird die Forschung auf diesem Sektor weiterhin ein wichtiger Teil der Arbeit von Unternehmen wie Imagetool sein. Hier wird auch der Fortschritt der Mathematik eine wesentliche Rolle spielen, da diese die Grundlage für Kompressionsverfahren bildet. Auch im Bereich der Datenübermittlung wird die Entwicklung weitergehen, Yvonne Gabriel 29.07.2000 denn es werden immer neue Kommunikationssysteme eingeführt, die ständig auf Effektivität im Bezug auf Übermittlung großer Datenmengen geprüft werden müssen. Von größerer Bedeutung dürfte allerdings der Ausbau und die Weiterentwicklung von Assistenzsystemen sein. Hier muss ununterbrochen geforscht werden, denn viele heute bekannte Diagnoseverfahren können in Zukunft Computerassistiert sein, was die Dauer und die Sicherheit der Diagnose erheblich verbessern kann. Allerdings entwickelt sich auch die Medizin in hohem Tempo weiter, so dass auch neue Verfahren möglichst schnell darauf geprüft werden müssen, ob sie durch Computer unterstützt werden können. Das Wichtigste ist in meinen Augen allerdings die internationale Zusammenarbeit mit anderen Firmen und Forschungsbereichen, denn gerade im Bereich der Medizin ist der schnelle Informationsaustausch zwischen sämtlichen involvierten Teilbereichen und die schnelle Entwicklung von Problemlösungen unverzichtbar. So sollte eine enge Verbindung zwischen der Forschung im Bereich der Medizin, der mathematischen Forschung und der Medizininformatik hergestellt werden. Ich denke, dass Imagetool in den nächsten Jahren die Diagnoseunterstützung vorantreiben sollte. Schon in diesem Jahr sollten Gespräche mit anderen Firmen (auch im Ausland), die in diesem Bereich Forschung betreiben, stattfinden, mit denen ein effizientes und vor allem schnelles Kommunikationssystem ausgearbeitet werden könnte. Darüber sollte es möglich sein, immer über den aktuellen Stand der Forschung in den anderen Betrieben bescheid zu wissen. Hierbei ist zu überlegen, ob Imagetool nicht innerhalb der nächsten 5 Jahre möglichst viele Standpunkte im Ausland bilden sollte, um die Kommunikation zu verbessern. Besonders wichtig ist es, dass keine Forschungsergebnisse geheimgehalten werden, um den Ruhm zu ernten, den hier geht es nicht nur um Forschung sondern um Menschenleben. Weiterhin sollte Imagetools in engem Kontakt mit medizinischen Forschungseinrichtungen bleiben, um im Falle neuer Erkenntnisse diese sofort in Computerprogramme einbauen zu können. Auch zum Testen der Programme ist der enge Kontakt günstig. Yvonne Gabriel 29.07.2000 Insgesamt ist es wichtig zu expandieren, damit der Rückstand der Technik im Vergleich zum Stand der Medizin aufgeholt werden kann und später die parallele Entwicklung von Medizin und Medizininformatik gesichert ist.