MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) LL obstruktive Atemwegserkrankungen COPD COPD ist eine chronisch Erkrankung der unteren Atemwege mit progredienter und nach Gabe von Bronchodilatatoren und/oder Corticosteroiden nicht vollständig reversibler Atemwegsobstruktion auf dem Boden einer chronischen Bronchitis und/oder eines Lungenemphysems. Hauptprobleme sind chronischer Husten, Auswurf und Atemnot, anfangs nur unter Belastung und akute Exacerbationen der COPD. Die COPD ist eher eine Erkrankung des mittleren und vor allem des höheren Lebensalters (ab der 6. Lebensdekade). In der Regel ist sie Folge des Tabakrauchens. Ihre Praevalenz in Deutschland ist nicht genau bekannt. Die Praevalenz der chronischen (noch nicht) obstruktiven Bronchitis wird bei der erwachsenen Bevölkerung auf 10% bis 15% geschätzt. Weltweit ist die COPD die vierthäufigste Todesursache, in Deutschland 2002 die siebthäufigste, prognostisch 2020 die dritthäufigste, wegen der deutlichen Zunahme des Tabakkonsums ab den Fünfzigerjahren. Ein kleiner Exkurs: Während der Mensch durchschnittlich 25ml FEV pro Lebensjahr verliert, nimmt die Lungenfunktion beim Tabakrauchempfindlichen um 125ml pro Raucher-Jahr ab. 50% aller Raucher sterben an den gesundheitlichen Folgen des Rauchens. Durchschnittlich verkürzt eine Zigarette die Lebenserwartung um 8’. Weltweit werden täglich 15 000 000 000 (Milliarden) Zigaretten angezündet. DIAGNOSTIK: Anamnese: - Husten, Auswurf, Belastungsdyspnoe, -Tabakmissbrauch (ca. 80% der COPD Patienten sind oder waren Raucher) - inhalativen Belastungen am Arbeitsplatz - Anzahl der Exacerbationen /Jahr, - Komorbidität, - Gewichtsverlust, Klinischer Befund: - Giemen, Pfeifen, Brummen, verlängertes Exspirium, - in späteren Stadien: Zyanose, - Rechtsherzinsuffizienz mit peripheren Ödemen, - pulmonale Kachexie. Objektive (LF) Messungen/Untersuchungen zur Diagnosesicherung: - spirometrischer Nachweis der pulmonalen Funktionseinschränkung über das forcierte exspiratorische 1-Sekundenvolumen (FEV1), die Vitalkapazität (VK) und dem Verhältnis FEV1/VK < 70%, - Ausschluss der Reversibilität der pulmonalen Obstruktion: LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) - Zunahme der FEV1 um weniger als 15% (200ml) 15’ bzw. 30’ nach Gabe von 4 Hüben eines rasch wirksamen Beta-2-Sympathomimetikums, - Zunahme der FEV1 um weniger als 15% (200ml) nach 20 bis 40mg Prednisolonaequivalent/Tag oral über 2 bis 3 Wochen oder inhalativ 1000mcg Beclomethasonaequivalent/Tag / (400mcg Budesonid oder 250mcg Fluticason) über 4 Wochen. Noch einmal: Die Lungenfunktionsprüfung - FEV1 sollte immer auch als Bronchospasmolysetest durchführt werden: 4 x 100mcg = 1 Hub Salbutamol über einen Spacer - Volumatic-Glaxo im Abstand von 30’’ und/oder 4x40mcg = 1Hub Atrovent (bei Atrovent Wartezeit bis zum Test 30’). - bei Exacerbationen der Bronchitis Laboruntersuchungen wie BB und CRP, bei Patienten unter 45 Lebensjahren mit Zeichen eines Lungenemphysems ggf. Nachweis eines Alpha-1-Protease (Antitrypsin)-Inhibitor-Mangels. - Durchführung einer Blutgasanalyse (wo im Rahmen des MQNK?) mit Nachweis einer partiellen respiratorischen Insuffizienz arteriellen pO2 < 60 mmHg, globalen respiratorischen Insuffizienz zusätzlich arterieller pCO2 > 50 mmHg und als einfache praxisnahe Methode die Pulsoxymetrie zur einfachen Kontrolle der arteriellen Sauerstoffsättigung. - Röntgenuntersuchung des Thorax zur Differentialdiagnose und Erfassung von Emphysemblasen, - ggf. Ganzkörperplethysmografie, CO2 Diffusionskapazität, Belastungstests, strukturierte Fragebogen zur Lebensqualität s.u. Verlaufskontrollen: - Selbstdokumentation der Atembeschwerden (Dyspnoe, Husten, Auswurf, Exacerbationen) (vgl. Anhang: Dyspnoe_ und Husten_ Fragebogen.pdf) und der Einschränkungen der körperlichen Belastbarkeit. - Dokumentation der Anzahl der Infektexacerbationen und der - Dokumentation der Anzahl der Hospitalisierungen. - Die Lungenfunktion dient zur diagnostischen Schweregradeinordnung maximal 1 bis 2/Jahr und nicht zur Kontrolle der Therapieeffektivität. - als Verlaufskontrolle eignet sich am Besten (Professor Dr. Wieshammer, Klinikum OG) der so genannte 6-Minuten Gehtest, ggf. in Verbindung mit der Messung der Sauerstoffsättigung vor und nach der Gehbelastung. Mit Stoppuhr auch in der Praxis durchführbar: Gehstrecke in ca. m in 6 Minuten. DD: Asthma, Bronchiektasien, zystische Fibrose…. Noch mal DD Asthma gegenüber COPD: Asthma: Krankheitsbeginn in Kindheit, Jugend, wenig Kausalzusammenhang zum Rauchen, Anfallsatemnot, Reversibilität der Bronchialobstruktion, regelhaftes Ansprechen auf Corticosteroidbehandlung COPD: Krankheitsbeginn überwiegend 6. Lebensdekade, starker Kausalzusammenhang zum Rauchen, Belastungsatemnot, , Irreversibilität der Bronchialobstruktion, nur gelegentliches Ansprechen auf Corticosteroidbehandlung. LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Klassifikation der stabilen COPD: Einteilung anhand der FEV1 in % vom Sollwert ggf. und als FEV1/VK (Verhältnis des 1Sekundenwertes in Prozent der Vitalkapazität) nach Gabe eines Bronchodilatators. Schweregrad 0 (Risikogruppe): - normale Spirometrie, - persistierende Symptome wie Husten und Auswurf. Schweregrad I (leichtgradig): - FEV1 < 80% Soll, - FEV1/VK < 70% - meist persistierende Symptome wie Husten und Auswurf, - Atemnot eventuell bei starker körperlicher Belastung Schweregrad II (mittelgradig): - 50% < FEV1 < 80% Soll, - FEV1/VK < 70% - meist persistierende Symptome wie Husten und Auswurf, - meist Atemnot Schweregrad III (schwergradig): - 30% < FEV1 < 50% Soll, - FEV1/VK < 70% - meist persistierende Symptome wie Husten und Auswurf, - Atemnot eventuell bei starker körperlicher Belastung Schweregrad IV (sehr schwergradig): - FEV1 < 30% Soll, - FEV1/VK < 70% Oder - FEV1 < 50% Soll und chronische respiratorische Insuffizienz - pO2 < 60mmHg, pCO2 > 50mmHg - persistierende Symptome wie Husten und Auswurf, - Atemnot in Ruhe SCHNITTSTELLEN: Zunächst Versorgungskoordination durch den Hausarzt am Besten im Rahmen eines strukturierten Behandlungsprogrammes (DMP im eigentlichen Sinn): - regelmäßige, zumindest halbjährliche Untersuchung durch den Hausarzt je nach Krankheitsschwere mit Erfassung des - klinischen Bildes, der Lungenfunktion, der körperlichen Leistungsfähigkeit, des Risikostatus, der Anzahl Notfallbehandlungen oder Exacerbationen in der vergangenen Periode, - Überprüfung ob Tabakkarenz erreicht wurde, ob die Inhalationstechnik adäquat ist, wie mit Exacerbationen umgegangen wurde, ob Teilnahme an Schulungen erforderlich ist. Facharzt (Spezialisten)- Schnittstelle: LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) - ggf. zur Diagnosebestätigung bei der Erstdiagnose, - bei unzureichendem Therapieerfolg trotz intensivierter Behandlung, - Indikationsstellung zur stationären oder ambulanten Sauerstoffdauertherapie, - wenn Therapie mit oralen Corticosteroiden notwendig wird, - nach vorausgegangenen Notfallbehandlungen, - vor Beenden einer antientzündlichen Therapie, - bei schweren Begleiterkrankungen – bedeutsamer Komorbidität, - bei Verdacht auf berufsbedingte Atemwegserkrankung. - regelmäßige Überprüfung durch den Spezialisten, ob Patientenzustand eine Rückverweisung an den Hausarzt erlaubt. Klinikschnittstelle: - in allen lebensbedrohlichen Situationen, - bei schwere Exacerbationen der COPD, - bei rasch progredientem Verlauf trotz intensivierter ambulanter Behandlung, - bei unzureichender häuslicher Versorgung Chirurgische Intervention: - spezielle Indikationen zur Bullektomie, Lungenvolumenresektion, Lungentransplantation, - bei allen anderen Eingriffen ab mittlerem Schweregrad: perioperatives COPDManagement im Zusammenwirken von Hausarzt, Pulmonologe und Operateur REHA-Schnittstelle: - schwere persistierende COPD Symptomatik, - bei Gefährdung der Erwerbsfähigkeit, - bei drohender Pflege- oder Hilfsbedürftigkeit, - bei Notwendigkeit von rehaspezifischen, nichtmedikamentösen Therapieverfahren wie Trainingstherapie, Physiotherapie, Schulungen, Tabakentwöhnungsprogramme, psychosoziale Unterstützung, welche ambulant nicht Erfolg versprechend erreicht werden können, - als AHB nach notwendiger akutstationärer Behandlung einer schweren COPD Exacerbation. COPD MANAGEMENT/THERAPIE Bausteine des COPD Managements: - aktuelle Diagnose und Stadium als Grundlage der differenzierten Therapie, - Langzeittherapie der stabilen COPD - Prophylaxe und Therapie der akute Exacerbation der COPD, - Ausschaltung von Noxen/Risikofaktoren – auch beruflicher, - Schulung und Rehabilitation. Ziele des COPD Managements/Therapie: - ist nicht Verbesserung der Lungenfunktion, diese kann bei der COPD nicht über den aktuellen Stand hinaus verbessert werden. - Vermeidung von Exazerbationen der COPD und damit Vermeidung eines weiteren Zerstörungsschritts des Alveolar- und Bronchialsystems. - Verminderung der Progression der COPD zur pulmonalen Insuffizienz, - Vermeidung von Hospitalisation. LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) - Vermeidung und Behandlung von Komplikationen und Komorbidität, - Verbesserung der COPD bezogenen Lebensqualität, - Verringerung der krankheitsbedingten körperlichen, psychophysischen, mentalen, sozialen Beeinträchtigungen im Alltag und Beruf, - Reduktion der COPD bedingten Letalität. Behandlungsplan: besteht aus - medikamentöser Therapie, - Physiotherapie/Atemtherapie, körperlichem Training, Gewichtsreduktion, - Schulung in Inhalationstechniken, Apparategebrauch, ärztlich kontrollierter Selbstmedikation, - Management der akute COPD Exacerbation, - ggf. operativer Intervention, - Rehabilitation. LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Pharmakotherapie zur: - Besserung der Atemwegsobstruktion durch so genannte Controller (Dauermedikation zur Langzeitkontrolle) und Reliever (Bedarfsmedikation)am Besten, wenn möglich inhalativ und nicht systemisch im Rahmen eines dem Schweregrad angepassten Stufenschemas, - Verringerung der Exacerbationsrate und Verlangsamung der Krankheitsprogression, - Behandlung der ggf. vorliegenden bakteriellen Superinfektion bei akuter Exacerbation der COPD, - Erleichterung der Sekretelimination, - kurzfristig zur Reduktion von nicht produktivem nächtlichen Husten. Der Gebrauch, die Inahalationstechnik von Inhalationssystemen muss ERLERNT, TRAINIERT und ÜBERPRÜFT werden! Wenn möglich sollte nur ein System angewandt werden. Es ist nicht wichtig, welcher Wirkstoff eingesetzt, sondern ob der Wirkstoff mit dem eingesetzten Inhalationssystem ausreichend die tieferen Atemwege erreicht!! Dosieraerosole plus dringender Rat zu Spacer (Volumatic – Fa Glaxo): Atemmanöver: vertiefte Ausatmung – langsame tiefe InspirationAtemanhalten. Pulverinhalatoren: Atemmanöver: vertiefte Ausatmung – rasche tiefe Inspiration- cave: bei schwerer Ateminsuffizienz wegen des verminderten inspiratorischen Flusses keine Pulverinhalatoren. Vernebler: Ausatmung – langsame tiefe Inspiration mit kurzer Pause. Orientierung der COPD Therapie an folgendem Stufenplan: Therapiestufe SG1 (leichtgradig): FEV1 < 80% Soll, FEV1/VK < 70%: Basis: Risikofaktoren eliminieren, Schutzimpfungen, Dauertherapie: keine Bedarfstherapie: rasch wirksames Beta-2-Sympthomimetikum Salbutamol DA von CT, bis 12 Hübe tgl. Therapiestufe SG2 (mittelgradig): 50% < FEV1 < 80% Soll, FEV1/VK < 70%: Basis: Risikofaktoren eliminieren, Schutzimpfungen, REHA, Dauertherapie: inhalatives lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum oder Anticholinergicum: Formoterol von CT 12mcg, 1-0-1 Hübe bis 2-0-2, selten 3-0-3, ggf. zusätzlich weitere lang wirksame Bronchodilatoren: Spiriva, 1 Hub tgl. zu beliebiger Zeit Bedarfstherapie: LL_COPD_061001.doc rasch wirksames Beta-2-Sympthomimetikum oder Anticholinergicum oder Kombination von beiden: Salbutamol DA von CT, bis 12 Hübe tgl. Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Berodual DA, bis 12 Hübe tgl. Therapiestufe SG3 (schwergradig): 30% < FEV1 < 50% Soll, FEV1/VK < 70%: Basis: Risikofaktoren eliminieren, Schutzimpfungen, REHA, Dauertherapie: inhalatives lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum oder Anticholinergicum: Formoterol von CT 12mcg, 1-0-1 Hübe bis 2-0-2, selten 3-0-3, ggf. zusätzlich weitere lang wirksame Bronchodilatoren: Spiriva, 1 Hub tgl. zu beliebiger Zeit Ggf. inhalatives Cortikosteroid (ICS) bei wiederholten Exacerbationen, Therapieeffekt vorausgesetzt, einzeln oder in Kombination mit einem lang wirksamen Beta-2Sympathomimetikum: ICS dient in der Regel nicht zur Verbesserung der Lungenfunktion, sondern zur Reduktion von Infektexacerbationen. Budesonid von CT 200mcg, 1-0-1 bis 2-0-2 Hübe Symbicort TH 160/4,5, 1-0-1 bis 2-0-2 Hübe Bedarfstherapie: rasch wirksames Beta-2-Sympthomimetikum oder Anticholinergicum oder Kombination von beiden: Salbutamol DA von CT, bis 12 Hübe tgl. Berodual DA, bis 12 Hübe tgl. Ggf. Verneblereinsatz (Pariboy, PEP-Vernebler ggf. in Verbindung mit Sauerstoffgabe}: von rasch wirksamen Bronchodilatoren, Beta-2Sympathomimetikka, Anticholinergika und ICS Sultanol-Fertiginhalat (Salbutamol) Atrovent-Fertiginhalat (Ipratropium) Pulmicort-Fertiginhalat (Budesonid) Therapiestufe SG4 (sehr schwer): FEV1 < 30% Soll, und/oder respiratorische Insuffizienz: Basis: Risikofaktoren eliminieren, Schutzimpfungen, REHA, Sauerstofftherapie: stationäre, mobile Systeme, Flüssigsauerstoffsysteme wenn höhere O2 Konzentrationen erforderlich sind. Dauertherapie: inhalatives lang wirksames Beta-2-Sympathomimetikum oder Anticholinergicum: Formoterol von CT 12mcg, 1-0-1 Hübe bis 2-0-2, selten 3-0-3, ggf. zusätzlich weitere lang wirksame Bronchodilatoren: Spiriva, 1 Hub tgl. zu beliebiger Zeit Ggf. inhalatives Cortikosteroid (ICS) bei wiederholten Exacerbationen, Therapieeffekt vorausgesetzt, einzeln oder in Kombination mit einem lang wirksamen Beta-2Sympathomimetikum: LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) ICS dient in der Regel nicht zur Verbesserung der Lungenfunktion, sondern zur Reduktion von Infektexacerbationen Budesonid von CT 200mcg, 1-0-1 bis 2-0-2 Hübe Symbicort TH 160/4,5, 1-0-1 bis 2-0-2 Hübe Bedarfstherapie: rasch wirksames Beta-2-Sympthomimetikum oder Anticholinergicum oder Kombination von beiden: Salbutamol DA von CT, bis 12 Hübe tgl. Berodual DA, bis 12 Hübe tgl. Ggf. Verneblereinsatz (Pariboy, IPPB oder PEP-Vernebler ggf. in Verbindung mit Sauerstoffgabe} weil damit die Medikamenten-Wirkstoffe in höherer Konzentration und tiefer in den Atemwegen deponiert werden: von kurz wirksamen Bronchodilatoren, Beta-2Sympathomimetikka, Anticholinergika und ICS Sultanol-Fertiginhalat (Salbutamol) Atrovent-Fertiginhalat (Ipratropium) Pulmicort-Fertiginhalat (Budesonid Sauerstoffdauertherapie: nach 3-maliger Feststellung bei nicht exacerbierter COPD von pO2 < 55mmHg (beim Spezialisten). Ggf. chirurgische Intervention bei entsprechender Indikationsstellung. Wirkstoffe, ihre maximalen Tagesdosen (MTD), die wichtigsten UAW: rasch wirksame Beta-2-Sympathomimetika: Salbutamol, Fenoterol (Berotec), Reproterol (Bronchospasmin), Terbutalin (Bricanyl), MTD: 10 bis 12 Inhalationen, UAW: Skelettmuskeltremor, Unruhe, Tachykardie… lang wirksame Beta-2-Sympathomimetika: Formoterol, Salmeterol (Serevent), MTD: Formoterol max. 2x24mcg, selten bis 72mcg, ED 6/12mcg pro Hub, Salmeterol max. 2x100mcg, ED 25/50 mcg pro Hub, UAW: wie rasch wirksame Beta-2-SM, Toleranzentwicklung, Beta-2-Rezeptorsubsensitivität. Anticholinergika: rasch wirksames Anticholinergicum Ipratropium (Atrovent), lang wirksames Anticholinergicum Tiotropium (Spiriva) MTD: Ipratropium: max. 8x200mcg Pulver, 12x20mcg Inhalationslösung Tiotropium: 18mcg einmal tgl. ICS: MTD: Beclometason, Budesonid, Fluticason (Flutide), Ciclesonid (Alvesco), Beclometason: nieder 500mcg, mittel bis 1000mcg Budesonid: nieder 400mcg, mittel bis 800mcg LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Fluticason: nieder 250mcg, mittel bis 500mcg Ciclesonid: nieder 80mcg, mittel bis160mcg UAW: Husten, Heiserkeit, oropharyngealer Candidabefall und systemische Corticosteroid-UAW Systemische Corticosteroide: Prednisolon, Prednison, Methylprednisolon MTD: 0,5 bis 2mg/kg KG, zunächst maximal 14 Tage UAW: iatrogenes Cushingsyndrom, Osteoporose, Diabetes mellitus, Katarakt, Glaukom, Natriumretention mit Ödemen, endokrines Psychosyndrom, NNR-Atrophie, Myopathie, aseptische Knochennekrose, Infektanfälligkeit, Pankreatitis… LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Theophylline (Therapieoption der 3. Wahl, wegen geringer Effizienz, geringer therapeutischer Breite und zahlreicher Interaktionen): MTD: 10 bis 16mg/kg KG auf 2 Einzeldosen (Serumkonzentration max. 25mg/l) UAW: Serumkonzentrationsabhängig Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Unruhe, Tachykardie, Übelkeit, Reflux, Hypokaliämie, Arrhythmien bis zu Krampfanfällen. Kombinationen von inhalativen Bronchodilatoren und ICS: Ipratropium/Fenoterol (Berodual) Formoterol/Budesonid (Symbicort) Salmeterol/Fluticason (Viani) Mukopharmaka/lytika: N-Acetylcystein, Ambroxol, Myrtol o.ä. wird nicht allgemein empfohlen oder für notwendig erachtet. Antitussiva: Bei produktivem Husten ist die Einnahme von Antitussiva nicht indiziert. Bei quälendem, nächtlichem, unproduktivem Husten ist die zeitlich befristete Gabe von Antitussiva erlaubt. Schutzimpfungen: gegen Virusgrippe (Influenza) und Pneumokokken empfohlen. Nichtmedikamentöse rehabilitative Maßnahmen (REHA): - Vermeidung oder Reduktion von inhalativen Noxen im privaten und beruflichen Umfeld, - Teilnahme an qualitätsgesicherten, evaluierten, strukturierten Schulungsprogrammen, - Patientenschulung zur korrekten Inhalationstechnik, - Patientenschulung zur besseren Selbstkontrolle der Krankheitsaktivität, - Patientenschulung zur ärztlich kontrollierter Selbstmedikation bei drohender und eingetretener Exacerbation der COPD, - Patientenschulung zur Erlernung von Selbsthilfetechniken bei Atemnot (Kutschersitz, dosierte Lippenbremse..), - Patientenschulung zur Atemtechnik bei Belastung, - Patientenschulung zur Hustentechnik, zur Sekretmobilisation und zum verbesserten Abhusten, - Patientenschulung zur Möglichkeit von apparativer Langzeitsauerstoffbehandlung, - Patientenschulung zum Verhalten bei akuten Exacerbationen der COPD als Schwerpunkt, - körperliches Trainingsprogramm etwa Teilnahme an einer Lungensportgruppe, - Atem- und Physiotherapie, - ggf. Tabakentwöhnung, - ggf. Kontrolle des Körpergewichts, - ggf. psychosoziale Begeleitung. Die Schulung der COPD-Patienten sollte nicht gemeinsam mit Asthmapatienten erfolgen, weil sich die Schulungsinhalte deutlich unterscheiden! LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Ernährung: Unterernährung und ungewollter Gewichtsverlust sind bei der COPD mit einer schlechten Prognose assoziiert, Deshalb ist eine Gewichtskontrolle (ggf. BMI) unerlässlich. Eine Ernährungstherapie (Ernährungssupplementierung, Training, REHA) sollte bei einem ungewollten Gewichtsverlust von > 10% in den letzten 6 Monaten oder > 5% im letzten Monat einsetzen. Hilfsmittelversorgung: Bei fortschreitender Verminderung der körperlichen Belastbarkeit und bei fortschreitender Ateminsuffizienz ist an eine adäquate Hilfsmittelversorgung und vorherige Beratung zu denken. Ebenso wie an eine Langzeitbehandlung mit Sauerstoff über stationäre und mobile Sauerstoffversorgungssysteme, bis hin zu die Atemmuskulatur entlastende Heimbeatmungssystemen. Die Sauerstoffversorgung bei pulmonal Insuffizienten sollte mindestens 16h täglich betragen. AKUTE EXACERBATION der COPD: -nennt man die erkennbare, kurzfristige Zunahme von Atemnot, Husten, Auswurf, Obstruktion und auch Auftreten von Fieber (eher selten), welche eine Behandlungsänderung notwendig macht, insbesondere in den Stadien/Schweregraden II bis IV und in der nass-kalten Jahreszeit. Ihre Ursachen hat die akute Exacerbation in viralen Infekten, bakteriellen Infekten, Smog, atemdepressiver Medikation, Komorbidität (insbesondere kardial), und auch in Thoraxverletzungen. Diagnostik der akuten Exacerbation der COPD: - Klinik, Auskultation, Bewertung der Dyspnoe, Atemnot, Cyanose. - Lungenfunktion, ggf. im Vergleich zu Vorbefunden. - Blutgasanalyse, ggf. im Vergleich zu Vorbefunden. - Labor: BB, CRP, BSG, bei nichtpurulentem Sputum ggf. mikrobiologische Sputumdiagnostik, bei purulentem ggf. erst nach Versagen der initialen Antibiose. - EKG und Röntgenuntersuchung des Thorax. LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Therapie der akute Exacerbation der COPD: KH Einweisung bei Vorbestehender FEV1 < 30% und/oder: - schwerer Atemnot, respiratorischer Insuffizienz trotz Sauerstofftherapie - schlechtem AZ, bedeutsamer Komorbidität, - hohem Alter, - rascher Verschlechterung des Zustandes, der Zyanose, Zunahme von Ödemen, - Bewusstseinseintrübung (pCO2 > 50mmHg), - Atemfrequenz > 30/min - RR systolisch unter 90mmHg - Therapieversagen, - unzureichender häuslicher Betreuung. Ambulante Behandlung: - Intensivierung der bronchodilatatorischen Therapie mit rasch wirksamen Beta-2- Sympathomimetika und Anticholinergika: - initial 1 bis 2 Hübe Salbutamol CT DA und 1 bis 2 Hübe Atrovent DA, Wiederholung ggf. alle 15 Minuten. - die zugelassenen Medikamentendosen können im Einzelfall unter Beachtung der limitierenden UAW wie Tachykardie, Unruhe…überschritten werden. - Theophyllineinsatz erst nach Ausschöpfen der Therapiemöglichkeiten mit sympathomimetischen oder anticholinergen Bronchodilatatoren und nach Einsatz von systemischen Corticosteroiden. - systemische Gabe von 20mg bis 40mg Prednisolonäquivalenten/d über maximal 14 Tage, eine längere Therapie mit oralen Corticosteroiden bringt keine zusätzlichen Vorteile. - Prednisolon 50mg ratio 0,5 bis 1 tgl. morgens. - Antibiotikagabe bei Verdacht auf bakteriellen Infekt bei vermehrtem und purulentem Sputum, ggf. nach Keimbestimmung und Resistenztestung. - Amoxi von CT 1000mg, 1-1-1 oder - AmoxiClav von CT 875/125mg, 1-0-1 - Beginn mit oder Intensivierung der häuslichen Sauerstofftherapie. LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach MQNK Gesundes Kinzigtal GmbH: Leitlinie COPD Nach Nationaler Versorgungsleitlinie Asthma Version 1.1(Februar 2006) Betreuung des COPD Patienten nach einer akuten Exacerbation, bzw. nach einer Krankenhausentlassung: - Aushändigen eines schriftlichen Verordnungsplanes, - Aushändigen von schriftlichen Behandlungsempfehlungen, - Überprüfung der Inahalationstechnik des COPD Patienten, - Überprüfung der Notwendigkeit zur häuslichen Sauerstofftherapie, - Überprüfung der Notwendigkeit zur REHA. Prophylaxe und Prävention der akuten Exacerbation der COPD: - Verzicht auf Tabakrauchen, auch passiv, - Meidung inhalativer Noxen, - arbeitsplatzhygienische Maßnahmen, - Schutzimpfungen (Influenza, Pneumokokken), - Patientenschulung - regelmäßige Anwendung inhalativer Anticholinergika, Beta-2Sympathomimetikca ggf. auch von ICS. im Anhang Tabellen als PDF nationale Versorgungsleitlinie COPD – Kurzfassung Version 1.1; 14.2.2006 Langfassung: http://www.copd.versorgungsleitlinien.de LL_COPD_061001.doc Dr. med. Ulrich Traunecker, Leutkirchstraße 13, 77723 Gengenbach