A Fachbereich Mathematik AG 5 Funktionalanalysis Dr. H. Glöckner SS 2003 TECHNISCHE UNIVERSIT ÄT DARMSTADT ab 26. April 2003 Riemannsche Flächen: Übungsaufgaben zur Topologie Hinweis: Überschüssige Aufgaben sollen in späteren Übungsstunden weiter bearbeitet werden. Aufgabe 1 (Komposition stetiger Abbildungen). Es seien f : X → Y und g : Y → Z stetige Abbildungen zwischen topologischen Räumen. Zeige, dass die Komposition g ◦ f : X → Z, x 7→ g(f (x)) stetig ist. Eine Teilmenge eines topologischen Raumes heißt abgeschlossen, wenn ihr Komplement offen ist. Aufgabe 2 (Stetigkeit via abgeschlossene Mengen). Mache Dir klar, dass eine Abbildung f : X → Y zwischen topologischen Räumen genau dann stetig ist, wenn das Urbild f −1 (A) in X abgeschlossen ist, für jede abgeschlossene Teilmenge A ⊆ Y . Aufgabe 3 (Homöomorphismen). Betrachte das Quadrat Q := {(x, y) ∈ [−1, 1]2 : |x| = 1 oder |y| = 1 } und die Abbildung f : Q → S1 , f (x, y) := √ 1 x2 +y 2 (x, y) in den Einheitskreis. Gib Q und S1 die euklidische Metrik und zugehörige Topologie. (a) Veranschauliche Dir die Abbildung f anhand einer Skizze. (b) Mache Dir klar, dass f stetig ist und eine Bijektion. (c) Mache Dir klar, dass Q und jede abgeschlossene Teilmenge von Q kompakt ist. Schließe, dass f (A) abgeschlossen in S1 ist, für jede abgeschlossene Teilmenge A ⊆ Q. (d) Schließe, dass f ein Homöomorphismus ist. Aufgabe 4 (Induzierte Topologie). Ist (X, T ) ein topologischer Raum und Y ⊆ X eine Teilmenge, so nennen wir eine Teilmenge W ⊆ Y offen in Y , falls es eine offene Teilmenge U ⊆ X gibt mit W = Y ∩ U . (a) Zeige, dass S := {W ⊆ Y : W ist offen in Y } eine Topologie auf Y ist, also Y zu einem topologischen Raum macht. Ist X Hausdorffsch, so auch Y . [Bem. Man nennt S die “induzierte Topologie” oder Spurtopologie ]. (b) Kannst Du die abgeschlossenen Teilmengen von Y (bzgl. S) beschreiben ? (c) Zeige: ist Z ein topologischer Raum und f : X → Z stetig, so ist die Einschränkung f |Y stetig auf (Y, S). Insbesondere ist die Inklusion idX |Y : Y → X stetig. (d) Zeige: Eine Abbildung g : Z → X mit Bild in Y ist stetig genau dann, wenn ihre Ko-Einschränkung g|Y : Z → Y , z 7→ g(z) stetig ist bzgl. der Spurtopologie auf Y . Aufgabe 5 (Quotienten-Topologie). Es sei (X, T ) ein topologischer Raum und q : X → Q eine surjektive Abbildung. (a) Zeige, dass Q := {U ⊆ Q : q −1 (U ) ∈ T } eine Topologie auf Q ist. [Diese Topologie nennt man die Quotiententopologie auf Q, und man nennt q : (X, T ) → (Q, Q) eine Quotientenabbildung oder identifizierende Abbildung ].1 (b) Zeige, dass q als Abbildung (X, T ) → (Q, Q) stetig ist. (c) Zeige, dass eine Abbildung f : Q → Z in einen topologischen Raum Z genau dann bzgl. der Quotiententopologie stetig ist, wenn f ◦ q : X → Z stetig ist. (d) Zeige, dass eine stetige Surjektion p : R → S zwischen topologischen Räumen eine Quotientenabbildung ist (also die Topologie auf S die Quotiententopologie ist), falls p eine offene Abbildung ist (d.h. p(U ) ist offen in S für jede offene Teilmenge U ⊆ R). (e) Beispiel: Zeige, dass die Abbildung q : R → S1 ⊆ C, q(t) := eit offen und daher eine Quotientenabbildung ist. Also ist eine Funktion f : S1 → Z auf dem Kreis stetig genau dann, wenn R → Z, t 7→ f (eit ) stetig ist. In der folgenden Aufgabe wird ein Beispiel eines topologischen Raumes gegeben, welcher lokal wie R ausieht, aber dennoch nicht Hausdorffsch ist (und somit keine topologische Mannigfaltigkeit). Aufgabe 6∗ (Nicht-Hausdorffscher Raum). Es sei X die Teilmenge R × {0, 1} von R2 , versehen mit der euklidischen Metrik und zugehörigen Topologie. Wir nennen (x, i), (y, j) ∈ X äquivalent, (x, i) ∼ (y, j), falls (x, i) = (y, j) oder x = y < 0. Dies liefert eine Äquivalenzrelation auf X. Es sei Q := X/ ∼ die Menge der Äquivalenzklassen [(x, i)]. Wir versehen Q mit der Quotiententopologie bezüglich der Abbildung q : X → Q, (x, i) 7→ [(x, i)]. (a) Skizziere X als Teilmenge der Ebene und mache Dir klar, welche Punkte von q identifiziert werden (also auf den gleichen Punkt abgebildet). (b) Zeige, dass die Punkte [(0, 0)] und [(0, 1)] keine disjunkten Umgebungen in Q besitzen. [Hinweis: gib Umgebungen vor und zeige (Skizze!), dass sich deren Urbilder überlappen müssen ]. (c) Überlege Dir, wie q −1 (q(U )) für eine offene Teilmenge U ⊆ X aussieht, bzw. überlege dies für “kleine” euklidische Kugeln U . Zeige, dass q −1 (q(U )) in X und somit q(U ) in Q offen ist. Also ist q eine offene Abbildung. q(U ) (d) Zeige, dass q|U für genügend kleine Kugeln U um einen gegebenen Punkt (x, i) ∈ X injektiv ist und daher ein Homöomorphismus (wegen Teil (c)). Aufgabe 7 (Klebe-Lemma). Es sei X ein topologischer Raum und A1 , A2 ⊆ X seien abgeschlossene Teilmengen, welche X überdecken, also X = A1 ∪ A2 . (a) Zeige, dass eine Abbildung f : X → Z in einen topologischen Raum Z genau dann stetig ist, wenn f |A1 und f |A2 (bzgl. der Spurtopologie) stetig sind. [Hinweis: Aufgabe 2 ]. (b) Beispiel: Es seien γ : [0, 1] → Z und η : [0, 1] → Z stetige Funktionen (“Kurven”) in einen topologischen Raum Z derart, dass der Endpunkt γ(1) mit dem Anfangspunkt η(0) zusammenfällt. Mache Dir an einer Skizze klar, wie die Funktion γ(2t) für t ∈ [0, 21 ]; γ · η : [0, 1] → Z, (γ · η)(t) := η(2t − 1) für t ∈ [ 12 , 1] aussieht. Mache Dir klar, dass γ · η stetig ist, also eine Kurve von γ(0) nach η(1). 1 Viele Leute nennen q fälschlich eine “Projektion.” Das sollte man nicht tun.