Universität Trier – Fachbereich I – Philosophie

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Universität Trier – Fachbereich I – Philosophie
Wintersemester 2009/10
Proseminar: Tierphilosophie
Leitung: Thomas Hoffmann, M.A.
Referenten: Jessica Pauls, Egzona Hajredini
Datum: 11.02.2010
Thesenpapier zu: Michael Tye – Das Problem primitiver Bewusstseinsformen: Haben
Bienen Empfindungen?
1.Teil:
These: Wo fängt das Bewusstsein an bzw. wo hört es auf?
• Meinung diverser Philosophen: Es gibt keine Möglichkeit zu wissen, ob Spinnen
Bewusstsein von irgendetwas haben.
 sind zu dem Entschluss gekommen, dass das Bewusstsein von bestimmten Tieren
moralisch nicht von Belang ist.
• Tye nun: wir sind in der Lage, Entscheidungen in einzelnen Fällen zu treffen – z.B. sagt er:
“Bienen haben Bewusstsein, ebenso Fische. Amöben haben keines.”
Laut Tye tritt das Bewusstsein in vielen unterschiedlichen Formen auf.
♦ Bewusstsein im Sinne von bemerken oder denken, dass ein bestimmter Sachverhalt
vorliegt.
 höhere Stufe von Bewusstsein, da man seine Aufmerksamkeit auf die eigenen mentalen
Zustände richtet und repräsentiert
Um Bewusstsein von einem Sachverhalt zu haben, muss dieser jedoch nicht im Mittelpunkt
meiner Aufmerksamkeit stehen.
♦ wenn ich ein Erlebnis oder eine Empfindung habe, muss Bewusstsein vorliegen
♦ Phänomenales Bewusstsein : Wenn es das Subjekt phänomenal, bewusster Zustände ist
Tye behauptet: Ein Lebewesen besitzt phänomenales Bewusstsein, wenn es sich für das
Lebewesen irgendwie anfühlt , ein solches Lebewesen zu sein.
Er sagt, dass Phänomenales Bewusstsein eine relativ primitve, größtenteils automatisch
ablaufende Angelegenheit ist, etwas, das in der Natur weiter verbreitet ist als beispielsweise
das höhere Bewusstsein.
1.Zwischenfazit:
• riesiger Unterschied zwischen dem was physisch im Gehirn eines Lebewesens passiert und
was das Lebewesen in seiner Innenperspektive fühlt und erlebt
2.Teil:
•Allgemeine Theorie des phänomenalen Bewusstseins:
Ein mentaler Zustand ist dann phänomenal bewusst, wenn er einen für kognitive
Funktionen bereitstehenden, abstrakten, nicht-begrifflichen, intentionalen Gehalt hat
• Repräsentation bestimmter visueller Eigenschaften aus Wellenlängen und Intensität des
Lichtes sind Resultat perzeptueller Prozesse
• Auf der Ebene der Outputrepräsentation erhalten Dinge ihr anfängliches Aussehen = basale,
visuelle Empfindungen
•unterschiedliche Erfahrungen führen zu unterschiedlichen Erlebnissen oder Empfindungen
•unterschiedlicher Input = unterschiedlicher Output
•Tye: basale Wahrnehmungserlebnisse/Empfindungen ≠ Meinungen und andere begriffliche
Zustände
•eine sensorische Erfahrung kann vorliegen, ohne dass die Aufmerksamkeit auf sie oder ein
Objekt gerichtet ist
2. Zwischenfazit:
 Aus Versagen des höherstufigen oder introspektiven Bewusstseins folgt nicht, dass kein
phänomenales Bewusstsein vorliegt
3. Teil:
•visuelle Erlebnisse werden nur dann direkt verarbeitet, wenn sich die Aufmerksamkeit auf
dieses Objekt fokussiert
Veranschaulichung: Müller – Lyer- Illusion
 Täuschung verschwindet nicht wenn man weiß , dass es sich um eine Täuschung handelt
Beispiel:
•Blinde haben hinsichtlich der blinden Region kein phänomenales Bewusstsein auf visueller
Ebene
•ihnen fehlen bereitstehende, nicht- begriffliche repräsentationale Zustände (PANIC –
Theorie)
• nicht-begriffliche, repräsentational verarmte Zustände sind für Blinde von Belang
 Rateverhalten wird gesteuert
•Blindsichtige sind von dem was sie erraten nicht überzeugt
kognitive Prozesse sind nicht meinungsbildend
• basale Wahrnehmungserlebnisse haben nicht – begriffliche Gehalte und sind intentional
•trotz Farberfahrung ist das menschliche Gedächtnis nicht in der Lage alle Details der
Erfahrung zu speichern
• Meinungen und Urteile legen ihnen allgemeine Kategorien auf
•Sinneserfahrung ist Grundlage vieler Meinungen und Urteile aber viel reicher
•Bei Tönen gleich
Wahrnehmungserlebnisse haben bereitstehende, nicht – begriffliche, repräsentationale oder
intenionale Gehalte  laut Tye: phänomenaler Charakter
1.Argument:
•Kontexte mit “sieht aus” sind intensional
Das phänomenale Aussehen einer Sache = repräsentationale Angelegenheit
2. Argument:
• Introspektion einer visuellen Erfahrung ähnelt nicht der Betrachtung eines Bildes von Etwas
- Merkmale des Bildes
- Repräsentation auf dem Bild
•Jeder hat Qualitäten in sich, die zur visuellen Erfahrung gehören
• wenn man seine Aufmerksamkeit auf innere Erfahrung bestimmter Merkmale richtet, ist
man sich
a) genau derselben Merkmale bewusst
b)bewusst darüber, dass der eigene mentale Zustand sie repräsentiert
 Es werden keine neuen Merkmale enthüllt (visuelle Erfahrung ist transparent)
Beispiel:
Halluzination als Fehlrepräsentation
•Introspektion der eigenen Wahrnehmung enthüllt nur was die Erfahrung darbietet
WARUM?
- Wahrnehmungserfahrungen haben keine introspezierbaren Merkmale, die über diejenigen
hinausgehen, die in ihre repräsentationalen Gehalte eingebettet sind
3.Zwischenfazit:
Der phänomenale Charakter ist selbst repräsentational
4.Teil:
•Wahrnehmungserlebnisse besitzen begrifflichen und nicht- begrifflichen Gehalt
•Erfahrungen entsehen an der Schnittstelle zwischen begrifflichen und nicht-begrifflichen
Bereichen
•Laut Tye: Der Gehalt einer Erfahrung, mit der ihr phänomenaler Charakter zu identifizieren
ist, ist ein nicht-begrifflicher Gehalt, der bereit steht und abstrakt ist.
Definition “ abstrakter Gehalt”:
♦ Gehalt in den keine einzelnen konkreten Objekte Eingang finden
- Halluzinationen
- Objekte die phänomenal gleich aussehen
•Die Repräsentation von allgemeinen Merkmalen oder Eigenschaften ist für den
phänomenalen Charakter entscheidend
•Die Art, in der wir Dinge begreifen, kann Einfluss darauf haben, wie Dinge phänomenal
erscheinen
Dieser Ansatz lässt sich auf Erfahrungen in anderen Sinnesmodalitäten übertragen:
- körperliche Empfindungen (z.B. Phantomschmerzen)
 Schmerzen sind Erfahrungen, die Veränderungen im Körper repräsentieren
-Schmerzen sind genau so durchschimmernd wie visuelle Erfahrungen
- Schmerzen sind Erfahrungen die im Kopf stattfinden und nur woanders repräsentiert werden
Beispiel: Verletzung an der Hand
Man unterscheide:
a) Erfahrung im Kopf
b) Gefühl in der Hand
 Versuch Aufmerksamkeit auf Erfahrung im Kopf zu fokussieren ist unmöglich
- Störung in der eigenen Hand wird automatisch fokussiert
4.Zwischenfazit:
Der phänomenale Charakter des Schmerzes ist auch selbst repräsentational
Tye sagt: Was man nicht denken kann, kann man immer noch empfinden.
5.Teil:
• Alle körperlichen Empfindungen sind sensorische Repräsentationen, die:
- nicht- begrifflich sind oder Begriffe verlangen
- weder etwas mit Denken oder Meinen zutun hat
So entstehen körperliche Empfindungen :
Sensorische Rezeptoren registrieren physische Veränderungen komplexe, sensorische
Repräsentationen werden aufgebaut
Beispiel:
Trockenheit im Mund = Durstempfindungen
Kontraktionen in den Magenwänden = Hungergefühl
Körperliche Funktionsstörungen = Schmerzen
•Körperliche Empfindungen haben typische Reaktionskomponenten
- Kitzeln Kontakt mit streifendem Objekt abbrechen oder kratzen
- Stimmungen und Emotionen  Blutdruck steigt an, Stimme wird lauter, Herzschlag erhöht
sich
•Wut  Wunsch auf etwas mit Gewalt loszugehen
•Furcht  Impuls zu fliehen
(sensorische Repräsentation dieser Veränderung)
• Emotionen werden oft durch kognitive Einschätzungen ausgelöst
Aller Erfahrungen und Gefühle haben bereitstehende , abstrakte, nicht-begriffliche
Gehalte, und diese Gehalte sind ein und dasselbe wie der phänomenale Charakter
Welche Gehalte in den phänomenalen Charakter eingehen, muss allerdings empirisch
erforscht werden
Gehalte, die für uns bereit stehen, stehen für andere Lebewesen vielleicht nicht bereit
Fazit:
Erfahrungen und Gefühle sind auf perspektivische Weise subjektiv: das Wissen, wie es sich
anfühlt, bestimmte Erfahrungen und Gefühle zu haben, verlangt die entsprechende
Erlebnisperspektive
(Beispiel: Fledermaus)
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