1) Krankheitsbild Katarakt – perioperative Maßnahmen

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1) Krankheitsbild Katarakt – perioperative Maßnahmen
a) Die Entstehung von Katarakt und die Formen
Alle Erkrankungen, die mit einer Trübung der Augenlinse einhergehen, werden als Katarakt oder
umgangssprachlich als Grauer Star bezeichnet. Grauer Star kann sehr verschiedene Ursachen haben.
Einige davon werden im Folgenden näher erläutert.
Angeborener Grauer Star (Cataracta congenita)
Angeborener Grauer Star ist vergleichsweise selten. Eine angeborene Katarakt kann genetisch
bedingt sein. Außerdem kann ein grauer Star z. B. infolge einer Virusinfektion des Fötus im
Mutterleib auftreten. In der Mehrzahl der Fälle führt eine Infektion der Mutter mit dem Röteln-Virus
beim Baby zu angeborenem Grauen Star. Auch eine Erkrankung der Mutter an Mumps kann beim
ungeborenen Kind zu einer Katarakt führen.
Grauer Altersstar (Cataracta senilis)
Diese Form des Grauen Stars kommt am häufigsten vor. In diesem Fall führen natürliche
Alterungsprozesse – meist sind die Betroffenen über 60 Jahre alt – zu der charakteristischen
Trübung der Augenlinse. Die Ursache dafür ist bis heute nicht genau bekannt. Experten nehmen an,
dass die Ernährung der Augenlinse gestört ist.
Grauer Star durch Diabetes (Cataracta diabetica)
Menschen, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, haben ein erhöhtes Risiko an Grauem Star zu
erkranken. Bei Diabetikern kann es aufgrund eines erhöhten Blutzuckers zu Einlagerungen von
Glukose in die Augenlinse kommen. Der Zucker bindet Feuchtigkeit, wodurch es zu einer Quellung
der Linse kommt.
Weitere mögliche Ursachen für Grauen Star
Eine Katarakt kann überdies auch infolge einer Verletzung cataracta traumatica(z. B. Eindringen
eines Fremdkörpers, Prellung etc.) oder Entzündung des Auges, durch Strahleneinwirkung (z. B.
Infrarot- oder Röntgenstrahlung) oder durch lang anhaltende Kortisontherapie entstehen.
b) Typische Symtome
Eine Eintrübung der Linse kann sich an verschiedenen Stellen entwickeln, besonders im Linsenkern
(Cataracta nuclearis), in der Linsenrinde (Cataracta corticalis) oder an der Hinterkapsel als so
genannte hintere Schalentrübung (Cataracta subcapsularis posterior). Es gibt aber darüber hinaus
viele Sonderformen der Trübungen, insbesondere dann, wenn der Graue Star nicht als
Alterserscheinung auftritt, sondern spezielle Ursachen hat.
Der Patient bemerkt eine (zumeist) allmähliche Sehverschlechterung. Es kommt zur Eintrübung des
klaren Bildes und zum Verschwommensehen. Es besteht oft auch eine erhöhte
Blendungsempfindlichkeit. Die durch den Sehtest ermittelbare Sehschärfe nimmt ab und ist nicht
vollständig durch Vorhalten von Gläsern zu korrigieren. Die Netzhaut, die sehfähige Schicht am
Augenhintergrund, ist allerdings intakt, sofern keine andere Augenerkrankung vorliegt.
Nach langem Fortschreiten des Grauen Stars kann es zu einer so starken Verminderung des Sehens
kommen, dass nur noch Licht und Schatten wahrgenommen werden können. Durch weitere
Veränderungen der Linse kann es zu Folgeerscheinungen kommen, z. B. zu einer
Augendrucksteigerung (Grüner Star, Glaukom). Durch ein solches Glaukom können wiederum
Schäden an anderen Stellen des Auges entstehen.
c) Perioperative Pflege bei Kataraktoperationen
 Der Patient muss am Aufnahmetag nüchtern sein
 Die Thrombozytenaggregationshemmer müssen 7 Tage vor der OP abgesetzt werden.
 Aufnahmestatus lt. Hausstandard durchführen (EKG, ...)
 Metforminhaltige Medikamente müssen 2 Tage vorher abgesetzt werden (nur bei
Vollnarkose)
 Am Morgen vor OP Patient zur gründlichen Körperpflege anhalten. Schmuck,
Zahnprothesen, Kontaktlinsen, künstliche Augen ect. sollen entfernt werden.
 Keine Hörgeräte auf der zu operierenden Seite Einsetzen
 OP-Hemd, ATS, Prämedikation lt. Anästhesisten und Abklärung bezgl. Herzmedikamente
 Vor der Verabreichung der Prämedikation soll der Patient aufgefordert werden Darm und
Blase zu entleeren und angehalten nachher nicht mehr aufzustehen
 Ärztlich angeordnete Augentropfen für die Pupillenerweiterung werden ¼ Stündlich bist
zum Abruf in den OP-Saal in das zu operierende Auge appliziert.
 Kontrolle von Kreislauf, RR, Puls und bei kleinen Kindern Temperatur, bei Diabetikern
Blutzucker
 Patient Sicherheit und Geborgenheit vermitteln
 Vor OP Patientenakte und Operationseinwilligung bereitstellen
 Nach der Übernahme des Patient führt die Pflegeperson Bewusstseins und
Vitalzeichenkontrolle durch (BZ-Kontrolle bei Diabetikern)
 Verbandskontrolle und ggf. Fortsetzung der Infusionstherapie
 Zimmer sollte abgedunkelt und der Patient nach Arztanordnung gelagert sein (ev.
Bauchlage)
 Klingel gut erreichbar
 Ausarbeitung des Überwachungs- und Therapieplan
 Nahrungskarenz hängt von der Narkoseart ab und ist am Narkoseprotokoll vermerkt
 erstes Aufstehen erfolgt je nach Zustand des Patienten in Anwesenheit einer Pflegeperson
 Am Abend oder nächsten Tag kann der Patient wieder Privatkleider anziehen
 Patient bei der Tropftechnik anleiten, da noch einige Zeit nach der OP Antibiotika und
Kortisonaugentropfen verabreicht werden müssen
 Patient über Augenpflege und weiteres Verhalten Aufklären
d) Komplikationen bei Kataraktoperationen und deren Symptome
Verletzungen von Strukturen in der Nähe sind möglich. Selten kommt es zu Blutungen oder
Nachblutungen. Wenn die Hinterkapsel einreißt oder Glaskörperanteile nach vorne hindurchtreten,
müssen besondere Maßnahmen getroffen werden. Eine Verletzung der Hornhaut kann starke
Schmerzen verursachen. Es kann zu Infektionen des Auges kommen. Netzhautablösungen treten nur
sehr selten auf. Durch die Operation kann es zu einem Ansteigen des Augendruckes kommen,
wodurch weitere Schäden verursacht werden können. Es kann zu Flüssigkeitsansammlungen in der
Netzhautmitte (Makula) kommen, die das Sehen beeinträchtigen. Relativ häufig entstehen erneute
Trübungen an der belassenen Kapsel (so genannter Nachstar), die durch Laser meist ohne Probleme
beseitigt werden können (Nachstarbehandlung durch YAG-Kapsulotomie). Es kann vorkommen,
dass die eingesetzte Linse im Auge verrutscht, was durch eine Folgeoperation behoben werden
kann. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Kunstlinse vom Körper abgestoßen wird. Selten kann es
zu einer dauerhaften Herabsetzung des Sehvermögens oder in Ausnahmefällen zur Erblindung
kommen.
e) Verhaltensmaßnahmen nach einer Kataraktoperation für Patienten
Nach der Operation können Sie sich weitgehend frei bewegen und - von körperlichen
Höchstleistungen abgesehen - normal verhalten. Schonen Sie jedoch das operierte Auge, und tragen
Sie in der ersten Zeit gegen Zug und Blendung eine Sonnebrille. Die verordneten Medikamente
sollten Sie regelmäßig einnehmen. Sobald ihr gutes Sehvermögen vom Augenarzt bestätigt wurde,
dürfen Sie auch wieder Autofahren.
 Bitte nicht am frisch operierten Auge reiben oder drücken.
 Bitte nicht auf der Seite des frisch operierten Auges liegen.
 Bitte benutzen Sie die Ihnen verordneten Augenmedikamente nach Vorschrift.
 Autofahren ist möglich, nachdem Sie einen Sehtest bei Ihrem Augenarzt gemacht haben, und
dieser es Ihnen auf Grund der wieder guten Sehleistung erlaubt hat.
 Vermeiden Sie in der ersten Zeit körperliche Hochleistungen.
 Schwimmen und Sauna ist normalerweise wieder nach 10 Tagen möglich.
 Wegen Lichtempfindlichkeit und gegen Zug sollte eine Sonnenbrille getragen werden.
2) Das Krankheitsbild Glaukom verstehen, seine
Komplikationen und die Pflegemaßnahmen kennen.
a) Das Weitwinkelglaukom definieren können.
Glaucoma simplex (Weitwinkelglaukom) =einfaches chronisches Glaukom= primär chronisches
Offenwinkelglaukom;
Dabei ist der Kammerwasserabfluss durch Altersveränderungen des Auges erschwert. Der
Kammerwinkel (von Hornhaut und Zilliarkörper gebildete Begrenzung der Vorderkammer) ist
dabei unverändert.
b) Beschreiben können, wodurch es zum sekundären Glaukom kommen kann!
Beim sekundären Glaukom liegt eine Augeninnendruckerhöhung als Ersterkrankung zu Grunde,
z.Bsp. bei Verletzungen, Gefäßneubildungen, DM, Entzündungen und Tumoren. Diese Krankheiten
führen durch Vernarbung oder Verlegung zu einer Störung des Kammerwasserabflusses.
c) Die Symptome eines akuten Glaukomanfalles nennen können!
Vorboten:
 Leichte Sehverschlechterung
 Nebel sehen
 Sehen von farbigen Ringen um Lichtquellen
Akute Symptome:
 Starke Schmerzen im Auge  Ausstrahlung in den Trigeminusbereich und ev. In den
gesamten Körper.
 Übelkeit, Erbrechen  so stark wie bei einer Baucherkrankung.
 Deutlich vermindertes Sehvermögen
Untersuchung:
 Steinharter Bulbus
 Erweiterte, entrundete, lichtstarre Pupille
Anfallsauslöser:
1 psych. Erregung
2 pupillenerweiternde Arzneimittel
3 Allgemeinnarkosen
Behandlung: (Sehr wichtig, sonst sehr hohe Gefahr für das Augenlicht!!!)
 Pupillenverengung dadurch verbesserter Kammerwasserabfluss
 Orale oder iv-Gabe von Azetacolamid  Hemmung der Kammerwasserbildung
 Osmotherapie dadurch Verminderung des Glaskörpervolumens
 Symptomatische Schmerzlinderung
Vermeidung von Neuanfällen:
 Basale Iridektomie (= Entfernung eines kleinen Iris-Stückchens an der Iris-Basis)
 Neodym-YAG-Laseriridotomie
Dadurch wird eine Verbindung zwischen Hinter- und Vorderkammer geschaffen und damit die
Blockade durch die vorgewölbte Linse umgangen.
d) Aufzählen können, wer zur Glaukom-Risikogruppe gehört!
Grundsätzlich in jedem Lebensalter
Alter über 40
Bekanntes Glaukom in der Familie
Bestimmte Grunderkrankungen, z. Bsp. Herz-Kreislauferkrankungen, DM, Migräne
Langzeit – Cortisonbehandlung
Starke Kurz- oder Weitsichtigkeit
Durchblutungsstörungen
Patienten mit Gefäßerkrankungen
RR hoch oder zu niedrig
Raucher
e) Die Bedeutung der Vorsorge, sowie der Einsicht in die Therapienotwendigkeit
erklären können!
Im Frühstadium: keine Beschwerden  daher sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen
durchgeführt werden, vor allem bei Risikofaktoren. Die Compliance (Bereitschaft zur Mitarbeit des
Patienten) ist oft stark eingeschränkt, da die durchgeführte Behandlung nicht immer gleich
erfolgversprechend ist, aber konsequent durchgeführt werden muss.
Die Therapie stellt eine starke Einschränkung für die Patienten dar.
Die Erkrankung kann nur aufgehalten werden, nicht jedoch beseitigt. Ohne Therapie ist eine
Erblindung sehr wahrscheinlich.
Die Vermittlung von Einsicht in die Therapienotwendigkeit und die Reduktion der Ängste (neg.
Bericht von Medien und Bekannten) stehen im Vordergrund.
f) Die Vorsorgemaßnahmen erläutern können!
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Untersuchung: Augeninnendruckmessung
ab dem 40. Lj eine jährliche Vorsorgeuntersuchung zur Früherkennung
g) Behandlungsstrategien des Weitwinkelglaukoms
möglichst konservativ behandeln
augendrucksenkende Tropfen
Arzneimittel geben, welche die Kammerwasserbildung hemmen. (z. Bsp. Betablocker)
Prostaglandine – hemmen die Kammerwasserbildung und fördern den Kammerwasserabfluss
Med. welche die Kammerabflusswege erweitern, z. Bsp. Alpha adrenerge Substanzen.
Ev. Kombination von versch. Medikamenten.
Laserbehandlung  besserer Abfluss
Meist lässt sich das Behandlungsziel medikamentös erreichen. In ca. 10% der Fälle ist eine OP
notwendig:
1. Filtrationschirurgie  Schaffung eines künstlichen Abflusses
2. Goniotrepanation: hier wird das Kammerwasser unter die Bindehaut abgeleitet, damit es dort
von Blutgefäßen aufgenommen werden kann.
3. Lasertrabekulotomie: mit einem Laserstrahl werden oberflächliche Entzündungsherde
gesetzt, welche vernarben und so den Abfluss verbessern. (Durch Straffung des
Trabekelwerks)
4. Zyklokryothermie: mit Kältesonde wird ein Teil des Ziliarepithels zerstört und dadurch
weniger Kammerwasser produziert.
h) Wirkung und Nebenwirkungen des Beispiel-Medikamentes XALACOM-ATR
beschreiben können!
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Wirkstoff: Latanoprost und Timold (Betablocker)
Wirksamkeit: augendrucksenkendes Kombipräparat
Anwendung: Weitwinkelglaukom
Dosierung: 1 Tropfen täglich morgens
Gegenanzeigen: reaktive Atemwegserkrankungen, AV-Block 2./3. Grades, Sinusbradykardie,
Herzinsuffizienz, kardiogener Schock,
Nebenwirkungen: Sehstörungen, verstärkte Iris-Pigmentierung, Augenirritationen,
Kopfschmerzen und Exanthem
Nebenwirkungen von Latanoprost:
Asthma
Nebenwirkungen von Timold:
Herz-Kreislauf, Atemwege, ZNS, Magen-Darm
Bei Schwangerschaft und Stillperiode nicht anwenden!
i) Welche Aspekte sind für eine Patientenberatung wesentlich?
1. Ursachen und Komplikationen verstehen, Therapieansätze kennen
2. Symptome kennen und kontrollieren (Kopfschmerzen, Sehverlust, Übelkeit und Tränenfluss)
3. Augeninnendruckerhöhung meiden (Anstrengung, Pressen, Heben, Bücken, CAVE: viele
Arzneimittel erhöhen als Nebenwirkunge den Augeninnendruck)
4. Umgang mit AT bzw. AS beherrschen
5. Wirkungen und NW der Arzneimittel sowie Notfallplan kennen.
6. mit beeinträchtigter Sehschärfe zurecht kommen.
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